Sunnys Eltern: Über sie ist wenig bekannt, aber ein paar Informationen gibt es. Vom Familienfoto und Maris Namen kann man die Mutmaßung anstellen, dass die Familie japanische Wurzeln hat - vermutlich väterlicherseits. Das wird untermauert, dass die Autorin Omocat auch aus einem japanisch-amerikanischen Haushalt ist und mit Omori auch ihre eigene Depression behandeln wollte.
Es ist auch interessant, dass die Mutter Sunny alleine lässt – einen Jungen, der vier Jahre das Haus nicht verlassen hat und unter schweren psychischen Problemen leidet. Vermutlich hat sie ihn öfter alleine gelassen und nie ist was passiert, ihre Anrufe klingen auch recht unbeschwert. Unterschätzt sie die Situation oder will es einfach nicht wahrhaben? In einer Szene im Black Space sagt sie, dass sie ihr anderes Kind nicht auch verlieren wolle. Die Mutter wollte mit Sunny wegziehen, damit sie ein neues Leben außerhalb des Hauses, in dem Mari verstorben ist, für sich und Sunny aufbauen kann.
Der Vater hat die Familie verlassen. Mit ihm kann man eine Szene im Black Space sehen, wo er einen Baum fällt und zu Sunny sagt, er seie nicht sein Sohn. Das kann man entweder als Gedanke von Sunny über sich selber interpretieren, oder vielleicht sogar, dass der Vater die Wahrheit kannte.
In jedem Fall ist es interessant, dass alle relevanten Szenen über die Eltern nur im Black Space sind, als würde Sunny diese wegsperren wollen. Hier könnte man noch etwas weiter ausholen: Eine Kernfrage ist ja, wieso die anderen glauben konnten, dass sich Mari umbringen würde (und sich Vorwürfe machen, dass sie nichts bemerkt haben). Hier kann man die Vermutung anstellen, dass die Eltern vielleicht ziemlich hohe Ansprüche an Mari und Sunny hatten, was auch bekannt war. Wenn man also annimmt, dass Mari perfektionistisch war und auch unter immensem Druck stand, dann wird ein Selbstmord plausibler. Vielleicht auch ein Grund, wieso die Mutter letztendlich sehr lax mit Sunny umgeht, weil sie ihn nicht auch verlieren will - und daher ihn machen lässt, was er will (was hier bedeutet, dass er sein Zimmer nicht verlässt^^°).
Mari: Sie und Sunny hatten ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Sie war fürsorglich und hat sich immer um ihren kleinen Bruder gekümmert. Sie konnte aber auch streng sein und war sehr ehrgeizig. Mari war die gute Seele der Gruppe und selbst in Sunnys Albträumen ist sie da und probiert, ihn aus seiner Isolation zu befreien. Was zeigt, dass Sunny auch eine sehr positive Einstellung gegenüber ihr hatte.
Hero: Er ist sehr ernst und kann praktisch alles. Durch Maris Tod hat er sich für ein Jahr eingeschlossen. Er gibt sich sicher viel Schuld daran, dass er nicht gemerkt hat, wie viele Probleme Mari hatte, die sie in den (vermeintlichen) Selbstmord getrieben haben. Immerhin waren die beiden ein Paar. Erst nach einem Streit mit Kel hat er sich wieder besonnen. Er verarbeitet Maris Tod dadurch, dass er sich nun in sein College-Studium stürzt und kaum noch Freizeit hat. Seine Eltern und Kel sehen ihn kaum noch.
Kel: Er ist der lustige Typ, immer locker drauf. Er scheint Maris Tod am besten verkraftet zu haben. Es gibt ein paar Szenen, wo er tiefer blicken lässt, aber so, wie das Spiel ihn präsentiert, hat er die gesündeste Verarbeitung von allem. Er hat neue Freunde, sein Leben geht nach den Jahren weiter, und er ist sozial gut angepasst. Gleichzeitig ist er derjenige, der die alten Freunde wieder zusammenbringt, der Empathie für Sunny und Basil empfindet und ihm helfen will. Ich denke, von den Gruppenmitgliedern ist er in den vier Jahren am erwachsensten geworden.
Aubrey: Sie hat sich nach Maris Tod auch in sich selber zurückgezogen. Sie beschuldigt die anderen dafür, dass sie sie mit der Trauer alleine ließen. Ihr Leben ist ziemlich entgleist, was sicherlich auch daran liegt, dass ihre Eltern sich nicht großartig um sie kümmern und sie daher keine emotionale Stütze hatte. Sie färbt sich die Haare pink, weil Mari zu ihr gesagt hat, dass das ihr sicher stehen würde. Sie geht häufig in die Kirche, um an Mari zu denken, in der Hoffnung, irgendwie Vergebung zu finden. Sie gibt sich, wie Hero, vermutlich viel Schuld am Tode Maris. Für sie war Mari ein Vorbild, fast wie eine eigene Schwester.
Sie hat sich stark verändert, ist gewalttätiger geworden und hat sich neue Freunde gesucht, die einer Jugendgang gleichen. Sie ist aber weiterhin eine gute Freundin, was ihr Bild mit Kim schön zeigt. In der heftigen Szene in der Kirche sieht man, was die anderen Leute von ihr denken – sie ist nicht mehr gerne gesehen.
Basil: Seine Reaktion ist sicherlich die interessanteste und hier ist vielleicht eine Charakterisierung angemessen. Basils Eltern sind selten zu Hause, im Spiel haben sie sogar eine Aufsichtsperson angestellt, welche sich um Basil und seine bettlägrige Oma kümmern soll. Man kann davon ausgehen, dass er viel alleine war. Er ist auch ähnlich wie Omori schüchtern und zurückhaltend. Vermutlich ist er sehr belesen – er kennt sich besonders mit Blumen und ihren Bedeutungen aus. Die Klique sind seine ersten richtigen Freunde, und besonders mit Sunny versteht er sich gut – für ihn ist Sunny ein Seelenverwandter (vielleicht mehr, abhängig von der Interpretation). Er bezeichnet ihn nicht umsonst oft als "besten Freund". Die Kamera wollte er haben, weil er jeden Tag Angst hatte, dass sein neu gefundenes Glück wieder zerbrechen könnte. Basil liegt viel daran, den Status Quo einfach zu erhalten.
In jedem Fall ist er derjenige, der sieht, dass Sunny Mari die Treppe runtergestoßen hat. Er hilft ihm dabei, sie hoch ins Bett zu tragen und ist wahrscheinlich auch der, der den Vorschlag hat, dass sie es wie Selbstmord aussehen lassen. Er glaubt nicht daran, dass Sunny schuldig ist, es war dieses "Etwas", was hinter ihm war. Es konnte nicht sein bester Freund gewesen sein, der Basils Glück in Gefahr brachte!
Beide Jungen sind natürlich in Panik, aber Basil wirkt durch diesen Gedankengang seltsam rational (auch wenn der letztendliche Plan, Mari aufzuhängen, alles andere als das ist). Aber ein klarer Gedanke ist das sicher nicht, und man kann vermuten, dass Basil entweder soziopathische Neigungen hat, oder selber sogar bereits öfter über Selbstmord nachgedacht hat, dass er so schnell diesen Plan fassen kann. Während sich Sunny in seine Fantasie zurückzieht, will Basil versuchen, sein Glück zu "erhalten".
Basil wird vom Spiel als die Ursünde dargestellt. Definitiv haben alle durch den gestellten Selbstmord viel Leid erfahren – vermutlich mehr, als wenn rausgekommen wäre, dass es nur ein tragischer Unfall war. Man könnte sogar noch einen Schritt zurückgehen, denn von Basil kam ja der Vorschlag, Sunny die Violine zu schenken, die der letztendliche Auslöser war.
Basil tritt auch in Sunnys Headspace in einer reuevollen Form auf. Das kann entweder daran liegen, dass dieser sich auch nach Maris Tod noch öfter bei Sunny entschuldigt hat, bis der Kontakt abbrach. Oder, dies ist einer der Fälle (da es am Ende vom dritten Tag passiert), in dem die Realität und Basils Verhalten über die drei Tage Einflüsse auf den Headspace nehmen.
Basils Leben war die Hölle die letzten vier Jahre. Er wird wie Sunny verfolgt von seinen eigenen Albträumen, die ihn immer näher an den Selbstmord bringen. Das Fass läuft über, als er sieht, dass Sunny sich wieder mit den anderen anfreundet, bald wegziehen wird und er somit komplett alleine sein wird. Er kann sich nicht auf die Freundschaftsaussagen von der Gruppe stützen, weil das dunkle Geheimnis zu sehr an ihm nagt, er sich als der Auslöser von allem sieht. Für ihn scheint Selbstmord der einzige Ausweg zu sein, was er realisiert, als er Sunny noch mal sieht. Dies kann man auch nur verhindern, indem sich Sunny ihm direkt stellt. Bei allen anderen Enden nimmt er sich immer das Leben, während Sunny auch Enden hat, bei denen er einfach in seiner Traumwelt bleibt.