System: PC (Steam)
Genre: Puzzle
Entwickler: Lizardry
Releasejahr: 2022
Spielzeit: 6 Stunden
Schwierigkeit: -
Beendet: 06.04.2025
Das Spiel habe ich angefangen, weil es vom gleichen Entwickler wie Refind Self: The Personality Test Game ist, was mir gut gefallen und ne interessante und einzigartige Art hat, seine Story zu erzählen.
Als man die Augen öffnet, findet man sich in einem unbekannten Zimmer im Bett wieder. Gegenüber sitzt eine unbekannte Frau, welche in einer unbekannten Sprache spricht. Man kann sich nicht mal dran erinnern, wer man selber ist. Wurde man entführt? Wieso darf man das Haus nicht verlassen? Wieso fühlt sich der eigene Körper so schwer an? Ist man unter Drogen? Diese und weitere Fragen gilt es in den sieben Tagen zu beantworten, die die Geschichte spannt.Seven Days to End With You ist ein linguistisches Puzzlespiel![]()
![]()
Ja, der Sinn des Spiels ist es tatsächlich, dass man verstehen möchte, was einem diese fremde Frau eigentlich erzählt. Und das ist im Stile eines Puzzles konstruiert, bei dem man erstmal offensichtliche Worte zu finden versucht (wie zum Beispiel Zahlen oder Farben) und sich dann immer weiter entlanghangelt. Dabei ist gerade der Anfang durchaus steil, wenn man noch gar kein Wort kennt - da muss man dann teilweise schon gut aufpassen, was einem das Spiel vermitteln will. Denn es gibt hier praktisch kein Handholding. Nach dem Tutorial, was einem erklärt, wie man das Wörterbuch benutzt bekommt man noch einen Zettel mit 3 unübersetzten Worten und zugehörigen Bildern drauf, das wars. Danach ist man auf sich alleine gestellt, zu versuchen, die Sprache zu übersetzen. Wer mich kennt, weiß, dass ich das toll finde, dass man so wenig an die Hand genommen wird, gerade, weil die Erkundung des Spiels ja das gesamte Spiel ist.
Es gibt dabei nur wenige direkte Gespräche mit der Fremden, die meisten Informationen bekommt man, indem man mit Objekten interagiert und sie dann was dazu sagt. Zugegeben, wenn ich ner fremden Person eine unbekannte Sprache beibringen wollen würde, würde ich, wenns sich vermeiden ließe, nie mehrere Worte benutzen wenn man auf einen Gegenstand zeigt, aber hey *g*
Unterstützt wird man beim Lernen der Sprache auch durchs Interface. So kann man ein Wörterbuch aufmachen, wo man selber (vermutete) Übersetzungen eintragen kann. Dabei kann man sich bei jedem Wort auch alle bisherigen Vorkommnisse in Gesprächen (aber nicht in Zeitungen, was irgendwie seltsam ist) anschauen. Aber hey, es gab auch Worte, die zig Mal im Spiel vorkamen und bei denen ich gegen Ende immer noch richtige Schwierigkeiten hatte, sie zuzuordnen xD
Prinzipiell hab ich Worte auf verschiedene Arten geschrieben abhängig davon, wie sicher ich mir über die Übersetzung war (z.B. komplett groß für unsichere Worte). Man kann den Worten auch Farben geben, wenn einem das hilft. Wichtig ist auch zu wissen: Man muss nicht alles perfekt übersetzen, um zu verstehen, was hier passiert.
Denn es sind sowieso keine vollständigen Sätze. Viel mehr ist es so etwas, wie man sich die Sprache von Höhlenmenschen vorstellt - was, zugegeben, nicht komplett davon entfernt ist, wenn man eine total andere Sprache übersetzt und dabei alle Satzstellungs- und Grammatikregeln missachtet. Gleichzeitig bedeutet das, dass jeder bei der Übersetzung ein paar Sachen kriegen wird, die nur mit "um die Ecke denken" auch Sinn ergeben. Aber das Spiel ist schon bewusst so gemacht, dass man selber ein wenig hineininterpretieren soll (auch wenn die Hauptstory für mich sehr klar ist). Die übersetzten Wörter bleiben übrigens erhalten, wenn man das Spiel neu anfängt, so dass man dann bereits mehr versteht.
Aber warum sollte das eigentlich so schwer sein, es zu übersetzen? Man muss doch nur wissen, was die einzelnen Zeichen in Buchstaben sind, oder? Nicht wirklich. Die Bedeutung der Zeichen ändert sich je Wort - so kann das gleiche Zeichen einmal ein "a" und einmal ein "w" sein. Es gibt aber schon Regelmäßigkeiten, die ich mal in nen Spoiler packe:
Und ja, ein neues Wort zu finden ist schon ein Erfolgsgefühl, genau wie, wenn man ein weiteres Stück der Story zusammepuzzled.![]()
![]()
Seven Days to End With You ist eher ein Konzeptspiel
Das Spiel hat leider einfach recht wenig Fleisch auf den Rippen. Was da ist, ist gut, aber das ist auch nicht besonders viel. Es sind zwar 7 Tage - aber an den meisten passiert nichts. Genauer ist Tag 1 die Einführung, an einem Tag gibt es ein Event, bei dem ein Gast auftaucht und dann passiert erst wieder an Tag 7 ein größeres Ereignis. Man hätte es also problemlos auf 3 Tage reduzieren können. Hier wären einfach mehr Interaktionen cool gewesen, so dass das Konzept mit den mehreren Tagen wirklich Sinn ergibt. Beispielsweise könnte man so auch später neue Worte einbauen und für alte, die schwieriger zu entschlüsseln sind, erhält man mehr Anwendungen. Ob das wirklich für ein besseres Spiel sorgen würde kann ich nicht sagen, vielleicht wäre das auch einfach nur in die Länge gezogen, weil man am Ende natürlich weiterhin "lediglich" übersetzt. Vielleicht hätte man dafür aber auch mehr Puzzle in der Welt einbauen können - wovon es zwar welche gibt, aber nicht viele.
Das ist der größte Negativpunkt, den ich beim Spiel sehe und dieser Punkt kommt auch irgendwo daher, weil man sich bei ner Tagesstruktur einfach mehr Veränderung verspricht - wäre alles z.B. an einem Tag, würde man das kaum kritisieren. Ich denke das Format weckt da einfach Erwartungen, die das Spiel nicht erfüllt.
So hab ich mich einfach irgendwann dazu entschieden, die Tage einfach durchzuschlafen, als ich genug übersetzt hatte. Um halt zum Ende zu kommen.
Seven Days to End With You erzählt eine kleine, emotionale Geschichte auf eine einzigartige Art
Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Entwickler von diesem Spiel und Refind Self besonderes Interesse daran hat, Geschichte in Videospielen auf neue Arten zu erzählen. Insbesondere ist die Geschichte zu verstehen die wahre Belohnung des Spielens - etwas, was ich sehr erfrischend finde. Bei Refind Self hat sich das dadurch geäußert, dass man in einem Durchgang mit den 100 Aktionen unmöglich alles sehen konnte. Man musste also ausprobieren, herausfinden, was die Aktionen bewirken und sie dann einigermaßen effizient kombinieren, um bestimmte Events zu sehen.
In diesem Spiel äußert sich das dadurch, dass man einen anderen Menschen verstehen will. Sowohl, was sie sagt, aber auch, wie sie tickt - und am Anfang versteht man überhaupt nichts. Der Hauptcharakter hat jede Nacht einen Traum, wodurch man eventuell ein Stück zusammensetzen kann (und vielleicht sogar auf ein neues Wort kommt). Aber was hier genau vor sich geht, was die Frau einem erzählt, das weiß man einfach nicht. Weil das hier ein kleines Spiel ist und die Story damit auch nicht ausufernd kann man sich einige Teile auch denken, ohne, dass man alle Worte versteht.
Dennoch ist der Unterschied, wenn man einmal nicht verstanden hat, was sie erzählt und wenn man es dann weiß, groß. Dadurch, dass man mit ihr rumläuft und probiert, sie zu verstehen, baut sich auch über die kurze Dauer eine gewisse Bindung auf, die ohne dieses Element einfach nicht da wäre. Immerhin ist es die eigene Arbeit, die es einem ermöglicht, immer mehr zu erfahren und zu kommunizieren. Dazu tragen auch zwei Minispiele bei - man kann Kochen und sich um die Pflanzen kümmern. Diese sind optional und technisch vermutlich dafür da, um einerseits Worte zu lernen aber auch zu bestätigen, dass die Worte korrekt sind. Aber gleichzeitig sind es einfach auch Bonding-Momente zwischen den beiden.
Und ja, wenn man dann weiß, was sie zu einem am Spielanfang und Ende sagt, das hat mich schon heftig getroffen. Oder wenn man besser deuten kann, was sie wohl denkt, wenn man sich hinlegt, wenn sie einen rumführt, wenn man kocht - eben alles, was über diese Tage passiert. Alleine das ist ein so interessanter Spielaufbau, dass man zuerst die Ereignisse - im Vollen - sieht, aber sie nicht richtig deuten kann. Und erst später die Emotionen und Tragweite erkennt, die dabei waren.
![]()
![]()
Seven Days to End With You kann man tatsächlich durchspielen
OK, der Punkt klingt wie ein No-Brainer. Natürlich kann man das, es ist ja ein Spiel. Aber bisher klang das vermutlich so, als wenn man nur Worte zusammensammelt und einfach mehr versteht, was sie einem erzählt. Aber tatsächlich gibt es einen Pfad zu einem wahren Ende, bei dem man dann bestimmte Sachen im Spielverlauf erledigen muss. Ich fand das nicht zu schwer schaffbar - zumindest den ersten Schritt. Und ja, im Gegensatz zum normalen Spielverlauf wirft der auch noch mal ein anderes Licht auf die Dinge.
Aber um dann auch ein anderes Ende zu erreichen erwartet das Spiel, dass man im letzten Dialog die richtigen Worte sagen kann. Dabei gibt es einfache Sachen, wie, dass man ihr bestätigt, dass man verstanden hat, was sie einem sagt. Schwerer fand ichs, dass einige Sachen von der eigenen Interpretation abhängen, was man ihr in dieser Situation sagen sollte. Aber das Schöne an dem Spiel ist auch: Sobald man verstanden hat, worum es hier geht, ist das Ende, was man bekommt, vielleicht nicht mal mehr so wichtig. Denn in einem IMO ziemlich genialen Streich hat das Spiel kein gutes Ende. Entweder, man stirbt und sie belebt einen mit Alchemie immer wieder - was die mehreren Durchgänge auch kontextualisiert. Oder man bringt sie im Sterben um, damit der Kreislauf endet. Denn sie hat, um einen mit Alchemie wiederzubeleben, andere Menschen entführt und geopfert. Dieses Ende nimmt sie auch an, weil sie weiß, was für Sünden sie begangen hat und damit dann endlich Ruhe findet. Hat auf jeden Fall gesessen, egal, welchen Abschluss man hat.
Fazit:
Seven Days to End With You geht darum, dass man einen anderen Menschen verstehen will. Sowohl wörtlich als auch auf einer tieferen Ebene. Es hat mir gut gefallen, auch wenn es ein Konzeptspiel ist und man hier noch mehr hätte rausholen können. Gerade die Idee mit den mehreren Tagen wird praktisch nicht genutzt. Abhängig davon, wie gut man im Übersetzen ist (und wie viel man wirklich entschlüsseln will), kann man hier auch deutlich schneller als mit meinen 6 Stunden fertig sein, denn viel der Spielzeit ist einfach das Übersetzen. Das Spiel sagt es auch direkt - es ist ein kurzes und langes Spiel.
Besonders mag ich, wie Lizardry einfach neue Arten ausprobiert, Geschichten in Spielen zu erzählen. Letzteres scheint auch ihr Steckenpferd zu sein, weil das auch bei Refind Self zu finden ist. Das Konzept damit, dass man eine fremde Sprache zusammenpuzzlen muss, um zu verstehen, was in der Handlung passiert, ist definitiv interessant. Und wenn man es dann versteht, wenn man weiß, was für ein Gewicht die Interaktionen zwischen den beiden haben - das hat bei mir richtig reingehauen.
Ich frag mich aber, was sie da eigentlich im Coverbild macht - tanzen?![]()