Ehrlich bin ich gar nicht so sicher, was mich geritten hat, mir das Game zu kaufen. Es war zumindest nicht das Catgirl auf dem Cover, weil ich die bis kurz vorm Ende gar nicht als Catgirl wahrgenommen habe. Anscheinend ist das in meiner Wahrnehmung durch exzessiven Animekonsum schon so normalisiert, dass es gar nicht mehr richtig registriert?
Vermutlich wars ne Mischung daraus, dass der Name einfach auf ne Art weird ist, wie er nur von Leuten sein kann, die der englischen Sprache nicht so mächtig sind. Andererseits die Idee, ähnlich zu Girls' Last Tour ne postapokalyptische Welt zu erkunden. Irgendwie ists auch witzig, neben Final Fantasy XV noch ein weiteres so fahrzentrisches Spiel in der Challenge zu haben xD
Hat sichs gelohnt? Errr… schauen wir mal.
Sumibi und Nikomi kennen sich eigentlich nur von einem Maid Café. Erstere war dabei ein Stammbesucher, während letztere dort gearbeitet hat. Es gab vor einiger Zeit eine Pandemie, die dazu geführt hat, dass Menschen sich isolieren mussten (wo hat man das schon mal gehört? *g*). Gegen diese konnte glücklicherweise ein Gegenmittel gefunden werden, so dass der Alltag zurückkehren konnte. Eines Tages aber, als Sumibi wieder ihr Lieblingscafé besucht hat, fingen alle anderen Leute auf einmal an zu verschwinden. Es ging das Gerücht um, dass dies passiere, sobald einen kein anderer Mensch mehr anschaut. Seitdem lassen Sumibi und Nikomi einander nicht mehr aus den Augen und fahren durchs Land, um andere Überlebende zu finden den legendären Pudding des Restaurants zu rekreieren.
Girls Made Pudding ist eine chillige Fahrt durch die Postapokalypse mit leichten Survival Elementen aber ohne nennenswerte Erkundung
Grundlegend ist das Spiel einfach sehr chillig. Ich betone das noch mal: Es.ist.sehr.chillig. Wenn man mit extrem chilligen Spielen nichts anfangen kann, sollte man gleich weiterfahren und nicht zurückblicken.
Man düst mit dem Moped durch die Kante, liest (oft triviale / lustige, aber auch öfter von Existenzängsten geplagte) Dialoge und kocht lecker Essen. Ich habe öfter gelesen, dass das Spiel gerne als eine "VN mit Extraschritten" bezeichnet wird. Zugegeben, ich hätte es eher als einen Walking (Driving^^) Simulator gesehen, aber whatever. Habe mal "Adventure" als Sammelbegriff für Kram genommen. Die Dialoggeschwindigkeit ist ans Fahren gekoppelt - vermutlich soll das einen Vorwärtsdrang simulieren, dass eine Reise ohne Ziel halt dennoch immer weitergeht, weil es hinter einem nichts gibt.
Das Fahren kann man auch übernehmen lassen, wenn es einem noch nicht chillig genug ist. Also ja, man erkundet eine postapokalyptische Welt im Bike. Warte, hab ich da "erkundet" gesagt? Nein, das stimmt nicht. Tatsächlich hat mich das am meisten geschockt: Das Spiel hat keine Erkundung. Gebiete sind (vermutlich) procedurally generated und haben keinen Wiedererkennungswert. Es gibt am oberen rechten Rand nur eine Liste an "Themen", die man in dieser Abfolge erreicht (z.B. Wald -> Stadt -> Küste). Wenn einem das Spiel also als Mission gibt "Fahre zum Wald", bedeutet das nicht, dass man einen Wald suchen muss - nein, man muss nur das Gebiet so oft wechseln, bis man zu einem x-beliebigen Waldabschnitt kommt.
Es passt aber vielleicht irgendwo mit dem "stressfreien" Gameplay zusammen - man muss keine Angst haben, irgendwas zu verpassen, weil es eh nichts spezielles zu finden gibt. Auch könnte man wohl reindeuten, dass Städte ohne ihre Bewohner eh alle gleich sind und weil sie ja eh kein Ziel haben (außer PUDDING!), dass es egal ist, wo sie sich tatsächlich befinden. Ich versuche gerade mein Bestes, diesen Punkt nicht komplett zu zerballern, weil ich ihn tatsächlich ziemlich schlecht finde.
Zwischendurch muss man noch 3 Ressourcen managen. Das Spiel sollte man nicht wirklich als Survival bezeichnen. Wenn eine Ressource auf 0 fällt endet einfach der Tag und man startet den nächsten wieder mit jeder Ressource bei halb. Man verbraucht aber auch Ressourcen, wenn man z.B. Blockaden im Weg hat, oder Häuser nach Nahrungsmitteln durchsucht. Wobei man natürlich technisch das Spiel gamen könnte, indem man einfach im Kreis fährt, die Dialoge erschöpft, zusammenbricht und am nächsten Tag wiederholt. Aber ok, ich will nicht unfair sein - das ist definitiv kein Spiel, was man gamen sollte, weil das auch der intendierten entspannten Erfahrung widerspricht. Und wenn man schon so rangehen will, dann sollte man vielleicht lieber für die komplett stressfreie Erfahrung im Menu einfach die Survivalmechaniken ausstellen...
Was ich nicht mal unbedingt verübeln kann, weil der Gameplay Loop halt schon recht repetitiv ist und bis auf Flair/Immersion auch keinen weiteren Mehrwert bietet. Das Spiel ist auch IMO zu lang für diesen simplen Spielfluß.
Girls Made Pudding kocht viel, damit man beim Essen viel quatschen kann
Man triggert neue Dialoge immer auf eine Art: Kochen. Es wird einem auch angezeigt, was man kochen muss. Oft ist es einfach nur irgendwas (also Curry, weil man Curry mit allem machen kann *g*), manchmal aber auch etwas spezifisches wie Sushi, Pfannkuchen oder der sagenumwobene Pudding (die beiden leben schon apokalyptisch gut!). Ich hab fast nie nen Zusammenhang gesehen zwischen dem Gericht und dem Gesprächsthema, aber das ist die Mechanik, um das Kochen relevant zu halten, selbst wenn Survivalmechaniken ausgeschaltet sind. Sonst regeneriert jedes Gericht natürlich ne Ressource. Und für die Gerichte wiederum muss man Vorräte plündern. Oft hab ich die Zutaten schnell zusammenbekommen, aber manchmal konnte RNG auch ne Bitch sein und ewig war nie das dabei, was ich gebraucht hab. Was schon ziemlich Stress verursacht hat, ENTWICKLER! Vielleicht hätte es nen Modus geben sollen, bei dem man ohne Lebensmittel kochen kann?!
Um aber wieder zum VN Vergleich zu kommen: Ja das Spiel spielt man, neben dem chillen Gameplay, wohl eher für die Gespräche, was im Prinzip auch das Ziel des Spiels ist: Alle Dialoge gelesen zu haben. Die fand ich ganz gut. Sumibi und Nikomi sind sympathisch und während der Reise erfährt man immer mehr über sie. Das Banter zwischen den beiden ist auch gut - Sumibi ist hier klar die Bissigere. Wobei ich Sumibi am Ende eher für so ne faule Socke gehalten habe und Nikomi ist einfach sehr unentschlossen. Beide passen schon ganz gut zusammen und man merkt, wieso sie sich trotz entgegensätzlicher Persönlichkeiten nicht auf die Nerven gehen.
Man trifft noch auf zwei weitere (natürlich weibliche ) NPCs, die einen für einen Teil der Fahrt begleiten. Bei den Gesprächen mit denen erfährt man mehr Lore, weil die (was ne Überraschung!) beide doch etwas tiefer verwickelt sind. Ich glaube, die meisten Leute können sowas einfach schlucken, aber für mich ist das wieder so ein "kleine Welt Phänomen" bzw. ein lächerlicher Zufall, dass man niemanden trifft, bis auf zwei Personen, die dann extrem wichtige Informationen haben, um den Plot zu verstehen.
Gespräche drehen sich dabei größtenteils um den Stand der Welt, aber auch oft über die Vergangenheit der Charaktere, die Menschen, die ihnen nahestanden (wiederum immer Frauen )und die generellen Ängste, die sie haben. Aber dann lässt Sumibi irgendwann die Bombe platzen: SIE HATTE MAL NEN FREUND! OMG; WISSEN DIE ENTWICKELR NICHT; WER DAS ZIELPBULIKUM FÜR SO EIN SPIEL IST?! DASS IN DIESER WELT KEINE MÄNNER EXISTIEREN DÜRFEN?! MY CUTE GIRLS DOING BIKING WILL NOT BE TAINTED!!!!!!!
Girls Made Pudding hat interessante Themen
Die Themen an sich fand ich sogar recht interessant. Hier überinterpretiere ich vermutlich nicht: Das ist klar ein Game, was in einer Post Covid Welt entstanden ist. Isolation ist ein sehr großes Thema der Geschichte, beginnend bei der ursprünglichen Krankheit, die dazu geführt hat, dass Menschen sich isolieren mussten um sie nicht weiter zu verbreiten (es ist *nicht* Covid *g*). Dabei wird die Krankheit ziemlich metaphysisch mit dem Verschwinden der Menschen verbunden - wenn man sich drauf einlässt, dann ergibt das sogar Sinn. Und letztendlich die ultimative Isolation: Um einen rum verschwinden einfach alle Menschen, man ist komplett alleine. Mit Isolation kommt natürlich auch Einsamkeit als Thema, wo Sumibi und Nikomi dann komplett andere Einstellungen haben.
Aber ich kann noch nen Schritt weiter (über-)interpretieren: Man erfährt im späteren Verlauf, dass Menschen, die verschwinden, nicht tatsächlich tot sind. Es ist mehr so, dass ihre Welten zu weit auseinandergedriftet sind, ihre Wahrnehmung der Realität so unterschiedlich geworden ist, dass sie in Paralleluniversen leben. Wer wissen will, wieso das so ist: Spielt das Spiel *g*
Für mich eine Metapher zum Auseinanderdriften unserer Gesellschaft, dass seit dem Social Media Zeitalter, aber insbesondere nach Covid, wir uns auf keine gemeinsamen Nenner mehr verständigen können. Zugegeben, das Spiel ist von Japanern und ich kann nicht sagen, inwiefern sowas dort im ähnlichen Ausmaß ein Thema ist wie im Westen.
Andere Themen sind in so einem Setting nicht weit hergeholt:
Was ist der Sinn des Lebens? Pudding!
Lohnt es sich überhaupt noch weiterzuleben, wenn alle um einen rum weg sind oder sollte man auch lieber einfach verschwinden? Nein, weil man könnte ja Pudding essen!
Was will man auf der Reise überhaupt erreichen? Den perfekten Pudding kochen!
Dass der Pudding, den die beiden haben wollen, nur irgendein Ziel ist, damit man sich bei Verstand halten kann, sollte mehr als offensichtlich sein
Das Ende der Geschichte war dann ganz gut. Es hatte auch so nen "Oh shit!"-Moment, was cool war. Man sollte nicht erwarten, auf alles klare Antworten zu bekommen, aber es wurde genug beantwortet, dass man versteht, was passiert ist. Wenn man sich auf die Erklärung, die recht metaphysisch ist, einlassen möchte, ergibt die Story IMO auch durchaus Sinn.
Immerhin hat mir das Game einen neuen Anime Brainrot Song beschert xD
(erst in dem Song hab ich realisiert, dass Nikomi tatsächlich n Catgirl ist, und nicht nur ein Kostüm trägt… )
Fazit: Vermutlich liest man es raus, das Spiel hat mich nicht richtig abgeholt. Meine Kritik am Gameplay mag recht harsch sein, aber das kommt hauptsächlich daher, dass die Sache, von der ich mir was versprochen hatte (die Erkundung der postapokalyptischen Welt) kaum realisiert wurde. Wobei das vielleicht auch einfach die falsche Erwartung war, weil das Spiel offensichtlich nie ein erkundungsfokussiertes Ding sein wollte. Auch, dass gerade die zwei NPCs, die man noch sieht, auch noch die wichtigen Informationen haben um den Plot zu verstehen - sowas reißt mich einfach sehr aus Stories raus.
Wenn man damit leben kann, dann bekommt man hier eine chillige Fahrt durch eine menschenleere Welt, bei der zwei sympathische Charaktere viel miteinander quatschen / bantern, viel kochen und viele Häuser plündern. Es hat auch interessante Themen, gerade in einer Post Covid Zeit. Die Art, wie es die Geschichte erzählt und die Mechaniken, die es nutzt, sind definitiv sinnvoll, aber repetitiv (und im worst case, wenn einem der "Survival"-Kram nix taugt, kann man ihn auch abschalten - mit dem Gedanken hatte ich sogar gespielt, was kein gutes Zeichen ist).
Es gibt vom Entwickler noch ein weiteres Spiel, Moonless Moon, dem ich vielleicht irgendwann mal auch ne Chance geben werde.