Der vorletzte Bericht zu Bloodborne. Diesmal sprechen wir über die supertollen Chalice Dungeons und beenden den Auftrag der Moon Presence.
Bloodborne - Yharnam Tour Guide 9
Bevor wir uns dem Ende des Spiels widmen will ich noch kurz auf meinen Weg durch die Chalice Dungeons eingehen. Ich vermute, dass ich dort fast so viel Spielzeit wie für das Hauptspiel (ohne DLC) verbracht habe. Früher habe ich sie immer nur teilweise gespielt, weil mir irgendwann einfach die Lust fehlte. Für Freunde des Dungeoncrawlings sicher ein Traum. Auch, wenn man von Bloodbornes Kampfsystem nicht genug kriegen kann eine gute Wahl, denn die Chalice Dungeons enthalten welche der schwersten Bosskämpfe im Spiel. Für mich eine Menge monotonen Contents, den ich am liebsten schnell im Co-Op hinter mich gebracht hätte – wofür ich aber kein Geld ausgeben wollte. Das scheinen viele Spieler ähnlich zu sehen, da die Trophy für Queen Yharnam eine recht niedrige Rate hat.
Aber erstmal zu den Grundlagen. Es gibt insgesamt zehn verschiedene feste Chalice Dungeons und beliebig viele, die zufallsgeneriert sind. Jeder Dungeon besteht aus drei bis vier Ebenen, auf jeder ein Bosskampf. Es gibt auch eine Reihe von Modifikatoren, die größtenteils für die Zufallsdungeons gedacht sind. Während des Hauptpfades muss man nur einen Defiled Chalice machen, bei dem die HP halbiert werden. Um einen Dungeon zu öffnen muss man ein Chalice Ritual durchführen, wofür man Ressourcen braucht. Diese bekommt man teilweise in der Welt, teilweise aus Chalice Dungeons. Hat man einen der festen Chalice Dungeons durchgespielt, bekommt einen neuen Kelch für den nächsten, tieferen Dungeon. Auf jedem Stockwerk muss man einen Schalter umlegen um die Bosstür zu öffnen. Es gibt häufig noch optionale Wege, auf denen man Chalice Ressourcen finden kann, falls man einfach nicht genug kriegen kann. Glücklicherweise musste ich im Spielverlauf nie Ressourceh grinden, sonst hätte ich wohl abgebrochen. Wo ich von Grinden spreche: in den tieferen Ebenen regnet es Blood Echoes. Am Ende vom Spiel hatte ich ein Level von 150.
Die Dungeons haben verschiedene Themen, sind aber alle in pthumerischen Ruinen angesiedelt. In den Ailing Loran Chalice Dungeons gibt es viele Bestien, weil Loran auch mit dem Bestienfluch zu kämpfen hatte. In Isz sind viele Kin of the Cosmos, weil die Bewohner dort der kosmischen Wahrheit nahe waren. Die Pthumerians waren ein Volk, welches über die Gräber der schlafenden alten Götter (Großen Alten) gewacht und ihre Zivilisation um diese aufgebaut hat. Sie waren quasi Diener der Großen Alten. Es wird spekuliert, dass einige der Großen Alten, die hier geruht haben, bereits zum Kosmos aufgestiegen sind, was den Zusatz von Ebrietas, "the left behind Great One", erklärt. Man glaubt ja, dass die Stadt Yharnam nach der Königin benannt wurde - aber vermutlich ist der Name sogar noch älter und das Land hieß eigentlich so. Denn die Anführerinnen der Pthumerians gaben sich geschichtsträchtige Namen. Interessant ist auch, dass anscheinend nur Loran von dem Bestienfluch befallen war, kein anderer Teil der pthumerischen Kultur - zumindest lässt darauf nichts schließen. Wurde also nur in Loran das alte Blut großzügig verwendet und in anderen Teilen Pthumerus wurden andere Formen der Evolution gesucht? Vielleicht erschien über Loran auch der Blutmond, wie es derzeit in Yharnam passiert? Durch die Nähe des Mondes wird der Fluch der Bestien ja stärker.
Die Dungeons haben auch einige Kniffe, die man im Rest von Bloodborne nicht findet. So gibt es Fallbeile, Teleportfallen, rollende Steine und Geheimtüren in Wänden. Insgesamt wird man hier sehr stark an die Souls-Spiele erinnert (ich will gar nicht erst auf die Menge an wilden Spekulationen eingehen, die das mit sich bringt). Dazu tragen auch die Ritterrüstungen bei, die hier überall rumliegen. Diese sehen den Rüstungen aus Cainhurst sehr ähnlich. Es wird vermutet, dass die Vorfahren des Adels aus Cainhurst sogar Pthumerianer waren. Dies würde auch deren exzellenten Umgang mit Blutmagie erklären. Viele der Dungeons haben sogar brauchbare Shortcuts. Auch neue Gegnertypen gibt es, die man nirgendwo anders sieht, wie Schleime, wahnsinnige Pthumerianer und Geister von alten Besuchern der Grüfte. Viele Gegner kommen natürlich aus dem Hautspiel, was vermuten lässt, dass auch Pthumeru mit ähnlichen Dingen zu kämpfen hatte wie Yharnam - oder sich diese Kreaturen irgendwie in die Chalice Dungeons verirrt haben.
Kommen wir zu den Bossen. Viele werden aus dem Hauptspiel recycled, beispielsweise das Bloodstarved Beast, das Abhorrent Beast (Kannibale) und Celestial Emmissary. Sogar ein paar einzigartige Bosse, wie Rom oder Ebrietas, werden wiederverwertet. Hier brechen auch die Spekulationen, worum es sich bei den Dungeons handelt, ein wenig zusammen. Viele sagen einfach „SHUT UP IT'S JUST A GAME!“. Andere vermuten, dass die Dungeons ähnlich wie die Albträume in ihrer eigenen Ebene der Wirklichkeit liegen und Große Alte auf mehreren Ebenen existieren können. Aus dem Spiel wissen wir, dass Byrgenwerth hier das alte Blut gefunden und Artefakte aus diesen Gewölben geborgen hat. Manche, die zur Erkundung hier runtergeschickt wurden, kamen auch der kosmischen Wahrheit zu nahe und wurden wahnsinnig. Man trifft Ebrietas dort, wo damals der Choir Kontakt mit ihr aufgenommen hat, nämlich im Isz Dungeon.
Das zweite Match gegen Amygdala gehört zu einem der schwersten im Spiel. Dies findet in eimem Defiled Dungeon statt, und man kann geoneshotted werden. Wenn sich das Vieh die Arme abreisst, kann es praktisch den ganzen Raum treffen. Ich habe den Kampf gecheesed, indem ich immer zwischen den Beinen durchgelaufen bin und den Sprungangriff gebaited habe – bei dem man dann direkt den Kopf treffen kann. Zu den guten, neuen Bossen gehört der Watchdog of the Old Lords. Man trifft diesen auch in einem Cursed Dungeon und es ist eine Art in flammen stehender Cerberus. Kann einen prinzipiell auch oneshotten und hat eine etwas kaputte Hitbox, aber ansonsten sehr intensiver Kampf. Das Bloodletting Beast ist ein ebenfalls recht schwer. Es ist auch gerade so groß, dass man im Nahkampf kaum sieht, welche Angriffe es benutzen will. Im zweiten Kampf kommt ein Parasit aus seinem Rumpf raus, der doch erstaunlich an Sachen erinnert, die man in Sekiro sieht. Im Japanischen heißt das Monster sowas wie "Host of the Beast Blood", was zu der Spekulation geführt hat, dass das alte Blut in Yharnam vielleicht von so einer Kreatur kommen könnte. Ebrietas steht dafür auch in der engeren Wahl, weil sie ja im Upper Cathedral Ward mit dem Choir zusammenarbeitet. Zu beachten ist, dass nur die Blutspucke von ihr rot ist. Ihr eigentliches Blut ist gräulich. Wo wir von Blut sprechen - nur in den Chalice Dungeons kann man Great One Cold Blood finden. Also waren hier zu irgendeiner Zeit wirklich Große Alte in den Verließen, und einer musste sogar Blut lassen.
Am Ende der Odyssey durch die Dungeons trifft man in Pthumeru Ihyll auf Queen Yharnam. Der Kampf gegen sie ist recht spektakulär und sie benutzt viele Blutzauber. Sie kann auch Abbilder von sich erschaffen. Sie ist hier noch schwanger mit Mergo – was dafür spricht, dass diese Begegnung in der Vergangenheit stattfindet. Greift man sie zu heftig an, so schreit Mergo und man wird gestunned. Auch wird ihr Bauch immer weiter mit Blut getränkt, je weiter der Kampf vorranschreitet. Ja, genau... man vermöbelt hier eine schwangere Frau und … man soll sich bei diesem Kampf wohl mies fühlen? Klar, sie ist nicht wirklich menschlich und hat ein Alienbaby, aber ist nicht ohne.
Wenn man Yharnam besiegt, bekommt man einen Stein von ihr, der zeigt, dass sie unsterblich ist, genau wie Königin Annalise aus Cainhurst. Habe öfter gehört, dass Leute von dem Kampf enttäuscht sind, weil er eher ein Spektakel ist. Und in gewisser Weise verstehe ich das. Wenn man sich durch die Chalice Dungeons prügelt, hat man bereits viel härtere Bosse besiegt. Ein Story Kampf am Ende von einem Dungeon Crawler macht einen merkwürdigen Eindruck.
Es ist auch interessant, dass ihre Arme am Anfang in Ketten gelegt sind, und sie erst später diese durchbricht und aus ihrem Dolch ein Blutschwert macht. Es ist nicht klar, wieso sie angekettet war – vielleicht hat dies die Healing Church gemacht (ihr Blut galt ja als verboten). Oder ihr eigenes Volk, welches mit ihrem Baby einen Großen Alten rufen wollten. Die Musik in ihrem Kampf ist übrigens die gleiche, die auch beim Kampf gegen Logarius gespielt wird - Queen of Vilebloods. Vermutlich bezieht sich das auf die Verbindung zwischen Annalise und Queen Yharnam. Der Ring of Bethrothal sagt "The inhuman beings known as the Great Ones imbued this Ring of Betrothal with some special meaning. In the age of the Great Ones, wedlock was a blood contract, only permitted to those slated to bear a special child". Queen Yharnam ist also einen Bund mit einem Großen Alten eingegangen, vermeintlich dem formlosen Oedon.
Wo wir von Großen Alten sprechen: den Auftrag der Moon Presence wollen wir doch nicht länger warten lassen. Bevor wir uns in den Hunter's Nightmare aufgemacht haben, hatten wir Mergo's Loft erklommen und Micolash erledigt. In den oberen Abschnitten der Loft treffen wir auf Schweine mit Augentumoren und Shadows of Yharnam. Die Leibgarde von Queen Yharnam ist auch hier – und sucht vermutlich nach ihrem Baby, Mergo.
Vor dem Fahrstuhl zum höchsten Punkt der Loft wartet die Königin selbst. Sie steht hier weinend, vermutlich, weil sie in diesem Albtraum keinen direkten Einfluss hat und nichts tun kann. Man hört ihr Baby aus der Ferne schreien. Übrigens ist es egal, ob man sie in den Chalice Dungeons besiegt hat – was es nahelegt, dass diese wirklich auf einer anderen Ebene stattfinden und sie nicht direkt verbunden ist mit der Königin aus den Grüften. In jedem Fall ist es ein seltsames Szenario, dass wir sie vorher noch in den Gewölben bekämpft haben, aber sie nun hier steht und auf unsere Hilfe angewiesen ist. Vielleicht erinnert sich Yharnam, genau wie Annalise, nach ihrer Wiederbelebung aber auch nicht mehr an die Ereignisse vor ihrem Tod, und daher hegt sie keinen Groll gegen uns? Auch schön, dass ich die Berichte so gut geplant habe, dass diese beiden entgegengesetzten Ereignisse direkt hintereinander auftauchen - Bloodborne ist ja nicht verwirrend genug.
Der Aufzug führt hinauf zum Lunarium, vor welchem tote Mitglieder von Mensis mit Käfigen auf ihren Köpfen sitzen. Hierher sollte die Moon Presence vermutlich gelockt werden? In der Mitte steht ein Kinderwagen, aus dem wir Schreie hören. Als wir uns ihm nähern, werden wir von einem Großen Alten aufgehalten, Mergo's Wet Nurse. Das Design von ihr ist gut, sie macht einen sehr bedrohlichen Eindruck mit den vielen Klingen an ihren Armen. Diese wirbelt sie schnell um sich, aber ihre Angriffe sind viel berechenbarer als die der meisten überdimensionierten Bosse im Spiel. In einer Zwischenphase teilt sie sich und greift aus verschiedenen Richtungen an. Es ist recht einfach ihr durch Weglaufen auszuweichen. Ist man durch Chalice Dungeons massiv überlevelt (wie ich), kann man auch alles facetanken. Wenn man ihr mit einem geeigneten Level entgegentritt, ist der Kampf ebenfalls nicht zu schwer. Vermutlich sollten auch Leute, die keines der optionalen Gebiete gespielt haben, eine Chance gegen die letzten Bosse haben. Immerhin sind knapp die Hälfte der Gebiete optional.
Viele Leute finden die letzten Bosse in Bloodborne von der Schwierigkeit her enttäuschend. Vermutlich auch, weil man zu diesem Zeitpunkt schon einen soliden Build hat. Die Bosse sind durchaus undertuned und auch storytechnisch ergibt das bei der Wet Nurse nicht mal viel Sinn. Der Kampf gegen sie ist recht gut - vermutlich ist man aber durch die vielen wild um sich schlagenden Bestien in Bloodborne einfach anderes gewohnt. Sie greift eben recht koordiniert an und lässt sich gut lesen.
Die Wet Nurse war es, die Mergo am Leben gehalten hat – bzw. seine Form in der Traumwelt. Denn Mergo war eine Totgeburt. Dies zeigt wiederum, dass der Tod von Großen Alten in der realen Welt nicht unbedingt mit ihrem Ableben gleichzusetzen ist – sie können in Träumen weiterhin existieren. Generell hat uns der Hunter's Nightmare gezeigt, dass auch tote Menschen dort weiterleben können, wie beispielsweise Lady Maria. Aber was definitiv nicht mehr existiert, ist die School of Mensis. Diese wollten durch die Nabelschnur und Mergo Kontakt mit einem Großen Alten aufnehmen – aber weil Mergo bereits tot war, starben die Mitglieder in der realen Welt. Die Schule wollte das Ritual, welches damals von Laurence gemacht wurde, wiederholen – aber sie haben zur falschen Nabelschnur gegriffen. Irgendwie ist das eine grotesk humorvolle Ironie.
Wir gehen noch einmal zurück zu Queen Yharnam. Diese hat aufgehört zu weinen und verbeugt sich vor uns – sie ist sichtlich dankbar, dass wir dem Leiden ihres Babys ein Ende bereitet haben. Zu Mergo gibt es noch zwei Sachen zu sagen. Einmal erscheint die Nachricht „Nightmare Slain“ erst, sobald das Baby aufhört zu schreien – was verdeutlicht, dass Mergo der Große Alte war, der den Albtraum erschaffen hat. Zweitens, blickt man in den Kinderwagen, so sieht man nichts da drinnen, auch wenn Mergo noch schreit. Generell sieht man nirgendwo ein Baby im Lunarium.
Mergo ist sehr wahrscheinlich ein Kind vom formlosen Oedon, einem Großen Alten, dessen Element Blut ist. In Nächten, in denen der rote Mond nahe ist, schwängert dieser Frauen wie Arianna oder Yharnam – dies geht aus dem Satz „When the red moon hangs low, the line between man and beast is blurred. And when the Great Ones descend, a womb will be blessed with child.“ hervor. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen Oedon und der Moon Presence gibt ist nicht klar – aber zumindest wird die Grenze zwischen der Welt der Albträume und der realen schwächer, wenn der rote Mond am Himmel steht. Vielleicht kann die Moon Presence uns daher auch erst nach Roms Tod den Auftrag geben, Mergo zum Schweigen zu bringen – vorher wurde sie ferngehalten.
Wir kehren nach getaner Arbeit zum Hunter's Dream zurück. Der Workshop steht in Flammen. Er wird nicht mehr benötigt, denn unsere Aufgabe ist erfüllt. Die Puppe sagt uns, dass Gehrman vor dem großen Baum bei den Gräbern auf uns warte...