System: PC (Steam)
Genre: J-RPG
Entwickler: Koei Tecmo
Releasejahr: 2017
Spielzeit: 38 Stunden (+20 Stunden erster Durchgang, dessen Save ich verloren habe)
Schwierigkeit: Hard
Beendet: 17.06.2025
Habe jetzt Blue Reflection tatsächlich hinter mich gebracht - das noch vor dem nächsten Festplattencrash, der mich meines Speichers beraubt. Wobei ich mich diesem jetzt selbst beraubt habe, weil deinstalliert ohne Backup. Aber wen scherts, denn ich hab:Nicht sicher, ob ich mich darüber freuen oder weinen soll
Falls ihr ne Kurzfassung zum Spiel wollt, mein Discount Review ist immer noch da und gibt schon recht gut einiges wieder *g*
Jetzt eher ein paar Gedanken zum Game als ein komplettes Review. Vorweg, ich hatte insgesamt nur mäßig viel Freude an dem Spiel - was aber nicht bedeutet, dass es keinen Wert hätte. Es ist sehr leicht bei dem Game ne Stichwortliste zu machen, was alles nicht gut ist:
- monotones Kampfsystem mit zu langen Animationen
- Skills und Fragmente sind bloated - es gibt einfach zu viele die zu ähnlich sind
- Weil das Spiel nicht anspruchsvoll genug ist braucht es diese Menge auch eigentlich gar nicht
- Nebenaufgaben sind langweilig
- Story ist eher Slice of Life und dümpelt länger vor sich hin
- Bosse sind sehr unpersönlich und kommen einfach random, wenn sie gerade Bock haben
- Exzessiver Fanservice (über den ich zumindest lachen konnte
)
- es wirkt schon stellenweise billig gemacht. Gerade bei manchen Szenenübergängen merkt man, wie hier was geschnitten wurde - vermutlich, weil sie die Animationskosten sparen wollten.
Mein größter Kritikpunkt ist aber vermutlich die Spielstruktur:
Man hat Persona gesehen und sich gedacht "Ach, den Kalender braucht man nicht!". Wozu das führt ist im Endeffekt, dass man alle Charakterevents direkt hintereinander machen kann, was für eine enorme Monotonie im Spielablauf sorgt. Im Prinzip ist es:
- Neuer Charakter eingeführt
- Neuer Charakter dreht durch
- Man reinigt das Fragment vom neuen Charakter im Common (quasi: man versteht die Sorgern von der neuen Person)
- Man hat Freizeit und macht erstmal alle 10-15 Events mit dem Charakter hintereinander
- Währenddessen sieht man sich alle neuen Schulszenen an, die verfügbar sind
- Man endet an der Bushaltestelle
- Man macht alle gleichförmigen Nebenaufgaben
- Man beendet den Abschnitt
- Repeat
Hier sind Punkte 4 und 7 der Killer, wenn man gerne in Spielen viel macht (wobei man ne gewisse Menge an Nebenaufgaben machen muss um weiterzukommen). Punkt 4 ist aber besonders relevant. Das, was Persona durch das Kalendersystem über einen längeren Zeitraum streckt und dafür sorgt, dass es sich mit was anderem abwechselt, kann man hier direkt am Stück machen. Bzw. bin ich nicht mal sicher, wie die Entwickler sich den Spielfluss eigentlich gedacht haben. Macht man nämlich nur eines der Events pro Freizeit, dann wird man am Ende vielleicht von gerade mal einem Charakter alle Events gesehen haben. Da ist also schon irgendwo die Intention, dass man sie alle hintereinander schaut, was es so monoton macht. Und manchmal auch ein wenig seltsam, weil zwischen zwei großen Events merkbar Zeit vergangen sein soll, man sie aber einfach an aufeinanderfolgendne Tagen sieht.Dabei sind die Events gleichzeitig eine der Stärken vom Spiel, also schon echt schade, dass man das so in den Sand gesetzt hat. Die meisten werden sich die vermutlich gar nicht geben, oder vielleicht eins davon und dann nix mehr, und dann entgeht einem schon was vom Spiel. Was mir hier im Vergleich zu den SL bei Persona mehr gefallen hat, war das Gefühl, dass es sich wirklich um einen Freundeskreis handelt, der alle Nebencharaktere mit einschließt. Klar, Hina steht im Zentrum, aber in vielen optionalen Szenen taucht auch mal mehr als ein Charakter auf und sie interagieren miteinander. In Persona ist das alles so steif getrennt, SL1 darf nicht mit SL2 interagieren und mit dem Rest der Party sowieso nicht (außer die SL sind von der Party selber, I guess *g*). Ergibt natürlich auch Sinn, in Blue Refleciotn sind alle an einer High School, da läuft man sich leichter über den Weg. Und in späteren optionalen Events sind dann auch mal fast alle vertreten.![]()
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Generell ist die Anzahl der Slice of Life Szenen mit jedem Charakter höher. Man hat natürlich deren Storyauftritte. Dann noch optionale Bonding Szenen, bei denen man in der Stadt rumläuft. Dann ihre optionalen Mini Arcs. Dann die optionalen Schulszenen, die man kriegt, wenn man sich mit Hinako am Abend auf was vorbereitet. Und natürlich als letztes noch die Chats, die einem im Vergleich zu P5 nicht permanent auf die Eier gehen, doch jetzt endlich mal in nen Dungeon zu rennen
In dem Spiel gehts natürlich viel um Emotionen und Teenage Angst, was bei praktisch allen Charakteren (und der Story!) eine Rolle spielt. Damit ist das Spiel auch ziemlich fokussiert was die Themen angeht - das kann man sowohl als Stärke als auch Schwäche auslegen.
Leuten, denen Persona schon zu viel Slice of Life ist, wird bei Blue Reflection der Kopf platzen
Aber wenn es eine Sache gibt, weswegen Blue Reflection nie mehr aus meinem (glücklicherweise ungeplatzten) Kopf rausgehen wird, dann ist es der OST. Einer der interessantesten Spielesoundtracks, den ich bisher gehört habe. Im Gegensatz zu den meisten Spielen, wo ich vielleicht mal ein paar Tracks von speicher, hab ich hier schon mehr als die Hälfte auf der Playlist und es werden bei praktisch jedem Hören mehr. Es ist echt so eine weirde Mischung aus Elektronik mit klassischen Klängen, dann wieder Dubsteb drinnen, Pianountermalung, dann wieder düsterer, melancholischer Kram. Was ich besonders mag, ist, wie in dem Soundtrack bewusst mit Dissonanzen gespielt wird. Das sorgt selbst in eigentlich schön klingenden Tracks für eine gewisse Weirdness und Andersartigkeit. Aber immer klar unverkennbar Blue Reflection! Das wird auch durch die vielen Leitmotive deutlich, die der OST hat. Was der OST meiner Meinung nach auch sehr gut macht: Er ist einfach eindrucksvoll im Sinne, dass man sich etwas vorstellen kann zu den Melodien, wenn man die Augen schließt.
Generell würde ich jedem, der an Spielemusik Interesse hat, empfehlen, sich mal durch den OST zu hören. Große Klasse und heißer Anwärter für meinen OST des Jahres.
Ein paar meiner Favoriten:
- Blue Reflection: Das Title Theme. Herrlich melancholisch und heimelig. Das Warnzeichen und die durchfahrende Bahn sind ein Geniestreich um dieses Gefühl der Bekanntheit aufzubauen. Teile hiervon kehren immer mal in anderen Songs wieder.
- Selectivity Filter: Verkauft einfach so wunderbar ne gewisse Verwirrtheit, Ziellosigkeit, die auch von der Zone widergespiegelt wird, in der sie vorkommt.
- Toshitake (Mix): Soundtrack vom ersten Boss. Jeder Boss im Spiel hat 3 Phasen immer mit nem eigenen Track, der ne weiter eskalierende Variante vom vorherigen ist. Aber immer mit nem noch eigenen Spin. Richtig großes Kino und eigentlich sind alle Bosstracks absolut zu empfehlen. Wenn das Piano einsetzt ist das so unglaublich hype, ey. Und dann kommt auch noch der Beat dazu. Dass alle Bosstracks etwas verstörend anfangen ergibt such total Sinn, weil es im Prinzip Eldritch Abominations sind, gegen die man da kämpft. Aber sie gehen alle danach in nen melodischen Teil über. Es ist auch krass, wie Hype bestimmte Sachen durch diese starken Kontraste werden, die man normalerweise vermutlich gar nicht so empfinden würde.
- DNF FW15C: So ein kristalliner Track, passt perfekt auf den Boss. Auch ziemlich episch.
- Sayonara Ame no Minaka Nushi: Ich könnte zwar alle Bosstracks aufzählen, aber zumindest den vom Endboss will ich noch. Ich liebe vor allem, wie am Anfang das Title Theme verzerrt wird, um dann in nem späteren Teil heroisch wiederzukommen. Man merkt einen richtigen Handlungsverlauf im Kampf alleine an der Musik.
- OVERDOSE: Das Battle Theme. Einfach so upbeat und bringt einen in das perfekt Mindset mit Magical Girls zu kämpfen. Auch einfach unglaublich catchy
- What We've Built: So ein tragischer, aber auch mysteriöser Klang. Gerade diese Klänge im Hintergrund, die bei mir sowas von den Verlorenen Wäldern aus Zelda heraufbeschwören.
- The Unbroken Part of Me: Ein recht stiller, melancholischer Song. Einfach echt schön.
Ich könnte noch so weitermachen bis ich die halbe Playlist aufgezählt hab. Vermutilch klingt "nie mehr aus meinem Kopf rausgeht" für übertrieben, dabei hab ich das Game ja erst kürzlich durchgespielt. Ja, das Ding ist: Den OST kannte ich schon Jahre vorher und er war überhaupt ein Grund, wieso ich das Game auf dem Schirm hatte. Und es im Spiel zu erleben war wirklich klasse. Das Spiel vermittelt ja auch visuell einen ätherischen Eindruck, und der wir durch den Soundtrack dann nur noch verstärkt. Ich meine, alleine diese Variation auf das Schulthema wirkt, als würde sich die Schule in ner anderen Dimension befinden. Die melancholische Grundstimmung untermalt dabei perfekt Hinakos Einstellung am Spielanfang. Sie ist eine Person, die ihren Lebenssinn verloren hat und nun erstmal wieder von Null anfangen muss, sich alles aufzubauen. Im Prinzip ist Blue Reflection die Geschichte, wie Hinako wieder zu sich selbst findet. Sie sieht Eigenschaften von sich in anderen, reflektiert ihr Verhalten. So schafft sie es, deren Schwächen und Probleme ebenfalls zu erkennen und ihnen schließlich helfen zu können.![]()
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Es ist eine Geschichte von Empathie, Freundschaft, Mut, Teenage Angst und Selbstfindung und deckt damit viele Aspekte von Magical Girl Medien ab. Leider sind diese aber versteckt in einem nicht so guten Game mit einiger Jankiness und Fanservice.