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  1. #23

    System: PC (Steam)
    Genre: J-RPG
    Entwickler: Lucky Cat
    Releasejahr: 2025

    Spielzeit: 7 Stunden
    Schwierigkeit: -
    Beendet: 10.04.2025


    Nach einem längeren Ausflug in andere Genres kommen wir jetzt mal wieder zu den RPGs zurück. Über The Silent Kingdom bin ich zufällig bei Steam gestolpert. Bin zwar kein großer Fan von Early Access, aber es kommt für mich auch immer n bisschen drauf an. Es gibt Projekte, da erscheint es mir n bisschen scammiger (wie bei Palworld), denen würde ich dann kein Geld geben. Nach Durchlesen von einigen Beiträgen der Entwicklerin bei Steam glaub ich schon dran, dass ihr Herzblut hier dranhängt und habs daher einfach mal gekauft. Und hey - da ich ja sogar bereits fertige Spiele oft nicht durchspiele, wäre für mich auch gar nicht so viel verloren, wenns nie fertig wird *g*
    Also noch mal explizit die Anmerkung, dass sich das hier nur auf den ersten Teil der Geschichte (etwa 7 Spielstunden) bezieht und sich daran auch wegen des Early Access noch etwas ändern kann.



    Erinys, die Prinzessin von Crystaria, wird von einer ihrer Dienerinneren aufgeweckt. Diese teilt ihr mit, dass es ihr dreizehnter Geburtstag sei und dafür ein großes Fest veranstaltet werde. Etwas verwirrt, dass sie angeblich erst 13 sei, öffnet sie ihren Kleiderschrank um festzustellen, dass ihr keins ihrer Kleider passt. Damit beginnt ihre Reise durch die Welt im Unterrock.
    Wobei ihre Welt recht klein ist, denn wie die Hexe Circe ihr mitteilt: Sie befindet sich in einem Traum - ein Fluch, den die Göttin ihrem Volk auferlegt hat. Denn ihr Land ist bereits seit mehreren Jahren das versteinerte Silent Kingdom, nur sie lebt noch. Um den Fluch zu brechen muss sie die Prinzessinnen der anderen Länder töten um die Kraft zu erlangen, es mit der Göttin aufzunehmen. Als sie aus ihrem Traum erwacht findet sie auch endlich was zum Überziehen


    The Silent Kingdom ist Dark Fantasy
    Eines meiner Probleme mit vielen JRPGs, die auf düster machen, ist, dass es oft nicht wirklich düster ist. Nehmen wir mal Tales of Berseria - ein klassisches Beispiel für eine "good guy posing as bad guy"-Story. Klar, sind die Methoden von Velvet und co. ein wenig rabiater (IMO aber nicht genug), aber eigentlich sind sie die Guten, die Ordnung der Welt ist eher das Böse. In anderen Stories, die ein düsteres Setting haben, verbiegt sich die Handlung, damit die Hauptperson bloß nichts Schlechtes macht (FF XVI sagt "Hallo!"). Sehr beliebt ist hierbei, dass man die Antagonisten einfach als so schlimm darstellt, dass ein Töten von diesen als etwas Positives angesehen werden kann (jeder edgige Isekai und FF XVI sagen "Hallo!").

    The Silent Kingdom macht das nicht. Man kann es vom Setup schon vermuten, aber gerade in der zweiten Hälfte des ersten Aktes wird ziemlich klar, dass man hier nicht die Gute spielt. Und beim Ende vom Akt lief mir dann schon ein Schauer den Rücken runter, da hat die Autorin definitiv gepunktet. Das Schicksal von Crystaria ist düster und was die Prinzessin tun muss, um es abzuwenden, ebenso. Es ist ein Spiel von Intrige und Verrat. Und es ist noch gar nicht klar, ob es überhaupt die beste Idee ist, den Worten einer Hexe zu vertrauen *g*
    Was hier auch noch dazu beiträgt, ist, dass man eine Vielzahl kleiner Entscheidungen hat, mit denen man ein wenig Roleplayen kann. Klar, die meisten haben keine gravierenden Auswirkungen aber man kann definitiv den Charakter ausstaffieren. Ich fand auch, dass sich die Entscheidungen sehr natürlich angefühlt haben, egal, welche man wählen würde. Wie schwer fallen ihr ihre Taten? Würde sie für ihr Land alles tun, oder hat sie doch Zweifel an ihrem Handeln? Natürlich ist das RP nicht total beliebig machbar, sondern halt in den Grenzen der Handlung (bei der ich vermute, dass man sie zumindest im ersten Kapitel nicht verändern kann, aber habs auch nicht ausprobiert). Früher fand ich solche Mikroentscheidungen, die eigentlich nur Dialoge ändern, ja immer etwas banal - aber in den letzten Jahren bin ich doch rumgekommen dazu, dass das durchaus für einiges an Flair sorgen kann, wenn es gut gemacht ist.

    Ist es gut gemacht? Ich würde das mit "Ja" beantworten, weil ich das Writing auch größtenteils stark fand. Das ist ja oft ne Krücke bei RPG Maker Games von einer Person - die Person kann noch so ein guter Designer sein, aber ob sie auch ein Writer ist? Dafür, dass die Dialoge anscheinend erst noch ins Englische übersetzt wurden, empfand ich sie als größtenteils ziemlich stimmig. Gerade diese Melancholie des Settings wird sehr gut eingefangen. Lediglich die Gedanken von Erinys haben manchmal seltsam für mich geklungen, weil da zwar in Ich-Perspektive formuliert wird, es sich aber eher wie Betrachtungen von außen liest.


    The Silent Kingdom ist ein Otome RPG
    Was bedeutet das? Erinys Begleiter sind Chrono und Seneca und es gibt definitiv Romancing Optionen. Witzigerweise hat die Entwicklerin gesagt, sie habe das Spiel machen wollen, weil es keine JRPGs mit solchen Elementen geben würde. So richtig ist mir da auch nichts eingefallen. Wenn man das lächerliche Dating in Persona reinzählt, dann vielleicht Persona 3 Portable, wenn man mit FeMC spielt?
    Wie dem auch sei, man hat im Wesentlichen die Wahl, keinen, einen der beiden (oder vielleicht sogar beide?) für sich zu gewinnen. Im Steam Forum hat (offensichtlich) einer nach einer lesbischen Option gefragt, wurde aber von der Entwicklerin abgeschossen *g*
    Aber natürlich wird man, selbst wenn man keine der Dating-Optionen nehmen will, von der generellen Ästhetik davon nicht wegkommen. Welche meiner Meinung nach dieses JRPG auch ziemlich einzigartig im Genre macht. Die meisten JRPGs bauen nun mal auf Shounen-Trends auf.

    Sollte man sich dazu entscheiden, einen der beiden zu romancen, kann man sich durchaus auf die ein oder andere knisternde Szene gefasst machen (natürlich nichts explizites). Die Entwicklerin weiß genau, was sie hier tut, und die Qualität der CG Artworks ist ziemlich hoch - was nicht nur diese Szenen, sondern das gesamte Game betrifft. Ich fand es auch ziemlich gut in die restliche Handlung eingebunden.

    Lohnen sich die beiden Chars denn? Im Prinzip ist Chrono der zurückhaltende Knappe von der Prinzessin, während Seneca der mysteriöse Badboy ist (ja, ich beschreibe das bewusst klischeehaft). Ich fand das Verhältnis von der Prinzessin zu Chrono interessanter - im Prinzip heißt er es nicht gut, was sie tut, während Seneca es eher befeuert.
    Auch sonst fand ich die Nebencharaktere gut geschrieben. Gerade Prinzessin Megaera hatte deutlich mehr Tiefe, als ich erst vermutet hatte - weil sie halt wie so ne ditzy Prinzessin rüberkam. Und tatsächlich weiß bei einigen einfach nicht, inwiefern sie einem wohlgesonnen sind oder nicht. Aber das wissen sie bei der Prinzessin auch nicht, also passt das?


    The Silent Kingdoms RPG Systeme sind funktional, aber recht barebones
    Das ist n bisschen schwammig formuliert, weil ich denke, dass die oberen beiden Abschnitte die Selling Points vom Spiel sind.

    Vorweg kann man sagen, dass in dem Spiel gar nicht sooo viel gekämpft wird. Es ist schon sehr textlastig. Wenn es aber zu Kämpfen kommt, dann ist das System in Ordnung. Ich fand die Gegner auch gerade richtig von der Schwierigkeit. Man sollte Buffs, Heilung, Tank Skills, Items, etc. verwenden. Seneca ist der Magier und muss sich regelmäßig die MP neu aufladen, Chrono ist der Tank der Aggro ziehen kann, Erinys ist Buffer und DD. Zauber auf alle Charaktere kosten deutlich mehr MP als nur auf einen. Funktioniert alles schon und man hat sich n paar Gedanken gemacht. Es ist halt nur nichts Außergewöhnliches. An einer Stelle musste ich aber vor Gegnern fliehen, weil ich zu wenig Heilmöglichkeiten hatte. Das hat storytechnisch durchaus zur Situation gepasst, also fand ich das sogar ziemlich cool. N paar Mal bin ich auch gestorben.
    Das Spiel hat noch ein Timing-System für Angriffe / Verteidigung. Das Timing beim Angreifen hab ich fast nie hinbekommen, das fürs Verteidigen dafür sehr gut. Keine Ahnung, was da los war *g*

    Wenn man besonders auf Customization steht, dann wird man hier (bisher, kann sich ja im fertigen Spiel ändern) nicht glücklich werden. Ich habe glaube ich einmal ein Accessoire bei jedem Char gewechselt, das dürfte es gewesen sein. Kann mich nicht mal erinnern, großartig was gefunden zu haben.

    Erkundung fand ich auch stellenweise etwas zu beschränkt. Es gibt ein paar etwas verzweigtere Abschnitte, aber viel vom Spiel ist eher linear. Beispielsweise kann man nicht die gesamte Stadt erkunden, sondern nur Unterabschnitte auswählen, die man dann untersuchen kann. Es gab auch nur einen richtigen Dungeon, der dafür aber immerhin ein paar Rätsel hatte. Es gibt ein paar optionale Events und Nebenaufgaben, die ich in Ordnung fand. Ein Event hat auf jeden Fall nen größeren Eindruck gemacht (als man die Hinrichtung von dem Drachenjungen sieht), aber das hat bis jetzt keine Auswirkungen. Genauso wenig, wie dass ich einen Adligen habe total abblitzen lassen und er dann gemeint hat, das würde Konsequenzen haben. Ist halt schwer zu sagen, ob an sowas in den späteren Kapiteln dann noch gedacht wird.


    Stray thoughts:


    • Kleiner Nitpick: Mich irritiert die 4-Richtungssteuerung vom RPG Maker hier total. Wie bei Long Gone Days sieht das Spiel so aus, als könne man diagonal gehen, aber es geht halt einfach nicht xD
    • Irgendwie mag ich die Deadpan Charaktermodelle total gerne.
    • Ich frag mich, ob es im ersten Akt bereits 13 Katzen gab, oder über das Spiel verteilt. Habe nur 5 gefunden, was mich auf letzteres schließen lässt xD
    • Frage mich auch, wie viel sich wohl ändert, wenn man sich ganz anders entscheidet. Meine Vermutung ist, dass sich hauptsächlich die Charakterszenen ändern werden, der Rest nicht.






    Fazit:
    The Silent Kingdom ist ein Early Access JRPG, was man definitiv auf dem Schirm behalten sollte. Das erste Kapitel macht bereits einen wirklich starken Eindruck. Vor allem ist es bisher eine Geschichte, die nicht nur vorgibt düster zu sein, sondern das auch - inklusive der Handlungen der Hauptfigur - halten kann. Hier muss ich nur noch einhaken, dass ich hoffe, dass die Richtung auch so bleibt.
    Es hat Romancing Aspekte und man kann sich zwischen Chrono und Seneca entscheiden - oder halt keinen (vielleicht auch beide?). Das Writing fand ich bisher ziemlich gelungen und gibt die melancholische Atmosphäre durchaus wieder. Die Grafik, besonders die vielen hochwertigen CG Artworks, ist gut und die Musik hat mir auch gefallen.

    Vom Gameplay her ist das Kampfsystem in Ordnung und das Balancing ebenfalls. Bin sogar n paar Mal gestorben. Es ist aber eher nicht der Grund, aus dem man das Spiel spielen wird, weils doch schon recht klassisch RPG Maker ist (nur mit fancy Grafik). Wo eventuell noch Nachholbedarf ist, ist im Erkundungs- und Customization-Aspekt vom Spiel, weil beide momentan noch recht simpel sind. Vielleicht wird es aber auch eher ein lineares, storyorientiertes RPG. Aber zumindest sinnvolle neue Ausrüstung sollte man IMO doch finden *g*

    Das Spiel fühlt sich, obwohl es von den Systemen klassisch RPG Maker ist, aber dennoch ziemlich frisch an - weil es RPGs in diesem Stil halt wirklich kaum gibt.
    Geändert von Sylverthas (27.04.2025 um 20:01 Uhr)

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