System: PC (Steam)
Genre: Adventure
Entwickler: SIGONO INC.
Releasejahr: 2021
Spielzeit: 14 Stunden
Schwierigkeit: -
Beendet: 17.05.2025
Echo of Starsong war der Grund, aus dem ich die OPUS-Reihe damals begonnen hatte. Als das Spiel rauskam hat es (für kleine Indieverhältnisse) einige Aufmerksamkeit bekommen. Umso lustiger, dass ich es nun erst 3 Jahre nach The Day We Found Earth gespielt habe. Die OPUS-Reihe besteht aus mehreren Titeln, die alle im gleichen Universum spielen, aber kaum miteinander verbunden sind. Das bedeutet, dass man jeden Teil für sich spielen kann und nur wenige Anspielungen verpasst. Gleichzeitig sind die Spiele meiner Meinung nach durch eine melancholische Grundstimmung und die Soundtracks verbunden. Es sind Science Fantasy Stories und kein Teil macht das so deutlich wie Echo of Starsong.
Die Geschichte eröffnet damit, dass ein alter Mann auf einem Kometen landet. Dort sucht er eine Frau namens Eda, welche er seit 66 Jahren nicht mehr gesehen hat. Auf halbem Wege nimmt er sich ein Knoppers und blickt auf sein Leben - insbesondere auf die Reise mit ihr - zurück. Auf all die Erinnerungen, die sie gemacht haben…
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Jun und sein Mentor Kay sind in das Sternensystem Thousand Peaks gekommen, um die Ehre ihrer Fraktion wiederherzustellen. Thousand Peaks ist ein von dem 20-jährigen Lumen War zerrüttetes System. Dort treffen sie auf die Hexe Eda und ihre Pilotin Remi. Nach einigen Startschwierigkeiten werden sie Teil der Crew. Sie sind auf der Suche nach Ruinen einer antiken Alienrasse, um sich einen Namen zu machen. Als Hexe hat Eda die Fähigkeiten, Lumen - eine äußerst wertvolle Substanz - aufzuspüren.
Ich fand, dass der Anfang schon so einen Star Wars-esquen Eindruck gemacht hat, mit einer zusammengewürfelten Truppe, die sich nicht so ganz grün ist und den Weltraum unsicher macht.Echo of Starsong hat ein interessantes Weltraumsetting![]()
Dafür, dass die Spiellänge bei so 10-15 Stunden liegt, fühlen sich die Thousand Peaks gut ausgearbeitet und gelebt an. Weltraumfeeling kommt hier auch richtig auf.
Man erfährt im Spielverlauf einiges von der Lore der Alienrasse, die hier vor Ewigkeiten gelebt hat. Von diesem stammen die Ruinen und auch die Religion in den Thousand Peaks, bei der Planeten als Götter verehrt werden, hat dort ihren Ursprung. Auch die jüngere Historie, der Lumen War, der das gesamte System geformt und in den aktuellen Zustand gebracht hat und die verschiedenen Fraktionen, die daran beteiligt waren, werden beleuchtet. Das allgemeine, raue Leben in den Peaks ist auch immer wieder ein Thema.
Und ja, es ist klar Science Fantasy. Lumen ist eine magische Substanz, nicht unähnlich zum Lebensstrom aus Final Fantasy VII, die für Treibstoff und für andere Produktionen verwendet wird (der Vergleich mit Öl ist wieder offensichtlich^^). Daher sind Erkundungsteams wie die Crew von Eda, die auf Kometen nach Ruinen mit Lumen suchen, auch so wichtig. Und besonders wichtig sind dabei Hexen, weil diese die Ruinen überhaupt aufspüren können. Hierbei haben die Lumenvorkommen verschiedener Kometen / Planeten andere Frequenzen, das sind die namensgebenden Starsongs, welche ebenfalls nur von Hexen gehört und aufgenommen werden können. Dabei sind Hexen nicht gerade beliebt - sie wurden im großen Krieg als "menschliche Radare" eingesetzt (da Schiffe mit Lumen betrieben werden, und diese es aufspüren können). Daher gelten sie auch als Kriegsmaschinen und werden diskriminiert.![]()
Trotz der Fantasyanteile würde ich trotzdem sagen, dass die anderen Teile vom Setting ziemlich bodenständig sind. Es wird nie zu abgespaced (kill me).Die Lore wird immer weiter ausgebaut, auf eine natürliche Art. Das kann gerade am Anfang ein bisschen viel sein, weil die Charaktere die verschiedenen Begriffe und Fraktionen nicht erklären. Sie werden dann im Laufe der Handlung greifbar gemacht. Was etwas Geduld erfordert. Es nimmt aber keine Ausmaße wie bei Pillars of Eternity an![]()
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Leider gibt es um das Spiel wenig Diskussionen online, weil es nie eine große kritische Masse erreicht hat - denn ich bin mir sicher, dass man hier sehr viel rausholen kann über diesen kleinen Ausschnitt des Universums.
Was ich schade fand: Dass die anderen beiden OPUS Teile wirklich nur sehr lose vorkommen, fast schon als Eastereggs. Man findet z.B. die OPUS Spacestation mit Emeth drinnen, aber da passiert nichts. Dann gibt’s noch mit etwas Interpretationsspielraum einmal die Vorsitzende der Lumen Association, die Fey (nicht Fei, aber das kann auch Übersetzung sein) heißt und eine Hexe ist und dann gegen Ende noch den Arbeiter in der Observationsbasis, der John heißt (halt ein sehr gewöhnlicher Name, aber zufällig wählt man den wohl nicht). Wobei es schade wäre, wenn das wirklich die beiden wären, weil sie dann wirklich so unterschiedliche Wege eingeschlagen hätten.![]()
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Es ist mir nicht mal komplett klar, wie die Hexen in Rocket of Whispers und diesem Spiel zusammenhängen. Soweit ich es verstanden habe haben Hexen hier ihre Religiösität der Earthology Kirche abgelegt und Space Burials werden auch größtenteils nicht mehr gemacht. Dass Hexen Lumen spüren können ergibt zumindest weiterhin Sinn, da es aus Seelen besteht. Vielleicht gabs den Hexenturm aber auch schon in Rocket of Whispers? Bin da nicht so ganz sicher.
Echo of Starsong hat sympathische Charaktere…
Die Geschichte wird als Erinnerung von Jun geframed, und das wird sehr schön genutzt. Besucht man eine neue Ortschaft, so ist in der Beschreibung oft ein Gefühl, was er da hatte, Gedanken oder ein (für ihn) besonderes Ereignis zu lesen. Ähnliches trifft auch auf die Lore Items zu, die man während der Reise sammelt. Diese heißen passend Mementos, weil es sich wirklich wie Andenken von ihm an die Reise mit Eda anfühlen. Das gibt der Handlung eine ziemlich persönliche Note.
Jun ist ein ins Exil verdammter Adliger. Eigentlich ein Anführer seiner Fraktion, aber durch einige schlechte Entscheidung hat er dieser viel gekostet. Nun ist er mit seinem Mentor Kay in Thousand Peaks unterwegs, um seinen Ruf wiederherzustellen, indem er für seinen Clan neue Lumenvorkommen entdeckt. Eda ist - wie vorher erwähnt - eine Hexe und befindet sich auf der Suche nach ihrer Meisterin. Remi ist schließlich die Pilotin des Schiffes und gute Freundin von Eda. Und TSUNdere wie sonst was. Vor allem zu Jun. Sogar in den Upgradebeschreibungen vom Schiff macht sie Seitenhiebe auf ihn![]()
Die Truppe fand ich ziemlich unterhaltsam und hab gerne Zeit mit ihnen verbracht. Auch wenn sie sichtliche Startschwierigkeiten haben (die bei Remi auch noch länger erhalten bleiben, immerhin hat sie ne Dartscheibe mit Jun drauf *g*). Es gibt auf den einzelnen Stationen der Reise immer mal wieder kleine, optionale Events, die die Beziehung zeigen. So können Eda, Remi und Jun Vorschläge machen, wie man bestimmte Situationen lösen kann und dann muss man dazwischen wählen (Remi hat z.B. keine Probleme vorzuschlagen, dass Jun was Lebensgefährliches tun soll *g*). Einer der Running Gags vom Spiel ist auch, dass Jun immer wieder sagt, er werde Eda beschützen, dabei ist es dann immer sie, die ihn letztendlich aus der Scheiße holt (it's a running gag till it isn't :().![]()
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… mit einigem Ballast
Ein besonders großes Thema ist der Mangel an Akzeptanz von sich selber - was auf jeden der Hauptcharaktere auf eine gewisse Art zutrifft. Auch das Loslassen der Vergangenheit, seiner eigenen Missstände und das Wertschätzen, was man im Jetzt hat, ist sehr relevant. Die Charaktere müssen lernen, mit ihren Schwächen klarzukommen. Vor allem werden diese Schwächen sehr roh präsentiert, größtenteils ohne Overacting (Remi hat da eine Szene, die fand ich n bisschen zu viel). Und diese Schwächen führen auch zu einigen Fehlern, die die Charaktere während der Handlung machen. Die Handlung selber ist sehr charaktergetrieben - es gibt keinen großen bösen Antagonisten, den man besiegen muss (ok, prinzipiell gibt es den schon in Form von United Mining, aber die werden nicht gestürzt *g*). Es ist eine persönliche Reise, bei der der Weg das Ziel ist.Besonders im Zentrum steht die Beziehung von Jun und Eda. Ich würde es als Liebesgeschichte bezeichnen, aber sie ist ein bisschen subtiler und lässt Interpretationsspielraum. Was ich zu schätzen weiß. Manchmal müssen aber Sachen vielleicht auch gar nicht so direkt ausgesprochen werden. Es ist aber definitiv klarer als in Rocket of Whispers (was witzigerweise innerhalb dieses Spiels verfilmt wurde, und dort wird es tatsächlich als Romanze geframed - im Gegensatz zu dem, was ich vorher geschrieben habe![]()
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Echo of Starsong ist die Erkundung eines fremden Sternensystems
Erinnert sich noch jemand an Infinite Space, ein DS Space Exploration JRPG, was ziemlich cool war und eine der besten Darstellungen des Weltraums in einem JRPG? Das Spiel hier ist sehr ähnlich, nur ohne Kämpfe und deutlich chilliger vom Gameplay her. Man fliegt ebenfalls von Basis zu Basis und dabei ist der Weltraum der Hauptschauplatz, während man zu den Orten selber größtenteils nur Informationen bekommt und man gegebenenfalls noch hiesige Tavernen oder andere Lokalitäten besuchen kann, wo es dann zu Gesprächen oder kleinen Quests kommt.Was mich bei den Spielen im OPUS-Universum am meisten überrascht, ist, wie unterschiedlich sie sich spielen. Jeder der Teile hat komplett anderes Gameplay, setzt komplett andere Prioritäten. Dabei merkt man schon, dass es an die ersten beiden angelehnt ist - man erkundet ein Sternensystem und muss Ressourcen managen, damit man sein nächstes Ziel erreicht, bevor einem der Treibstoff ausgeht oder man zu Klump geschossen wurde. Damit hat das Spiel leichte Survival-Elemente und einmal ists mir auch tatsächlich passiert, dass ich im Weltraum rumgedriftet bin, bis mich jemand abgeschleppt hat xD![]()
An sich war Treibstoff sonst weniger ein Problem. Aber man sollte auch nicht ziellos rumfliegen, weil einem sonst das Geld ausgeht. Das ist im Normalfall kein Problem (man bekommt genug), aber wenn man beliebig rumjettet könnte es knapper werden. Man kann sich aber nicht softlocken, denn auf jeder Basis kann man, wenn man wenig Geld hat, dort einfache Aufgaben erledigen und bekommt dafür genug Kohle um weiterzukommen.
Da die Crew der Red Chamber ihren Unterhalt mit dem Bergen von Kostbarkeiten verbringt wird man oft zu verlassenen Kometen fliegen und dort malochen. Hier gibt es auch immer die Chance auf Zufallsbegegnungen. Manchmal sind die wohlgesonnen. Häufiger sind es Konfrontationen mit Piraten oder Militär und man muss entscheiden, ob man lieber Schaden nimmt (den man dann später repariert) oder sein Glück versucht. Viele Entscheidungen im Spiel haben ein reines Glückselement (z.B. würfle 1D10, schaffe es über eine 5). Das kann durch Gegenstände später noch zu den eigenen Gunsten verbessert werden (z.B. ein Permanentes +2 auf alle Würfe), aber letztendlich ists sehr zufallsabhängig, ob man Erfolg hat. Schiffupgrades, für die man auch Ressourcen braucht, können einem auch bessere Würfe bringen. Bei den meisten Events ist der Erfolg nicht zu wichtig, weil es einem nur Reparaturkosten bringt.![]()
Aber es gibt auch Events, für die man neue Lore Items bekommt, welche ich als eine der zentralen Belohnungen vom Spiel ansehe. Da ists teilweise schon nicht so schön, wenn man einen Glückswurf verkackt. Natürlich ists auch kein Weltuntergang (außer man ist Completionist *g*) und ich hab auch einige Items nicht bekommen. Man hätte es sicher besser lösen können, das System passt aber irgendwo zu dem minimalistischen Gameplay-Ansatz.![]()
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Für mich ist beim Erforschen vom Sternensystem durchaus so ein "einer geht noch!"-Effekt aufgekommen. Geht auch alles schön schnell.
Echo of Starsong hat auch etwas mehr adventuremäßige Erkundung
Es gibt aber auch noch Hauptmissionen, bei denen man in Sidescrolling-Manier Höhlen (oder andere Orte) erkundet. Dies sind meist Systeme, die von den Aliens zurückgelassen wurden und voll von Lumen sind. Um dieses zu aktivieren benötigt es dann wiederum die Starsongs. Das spiegelt sich in einem einfachen Minispiel wieder, bei dem man quasi die richtige Frequenz finden muss. Das Spiel hat auch noch ein paar weitere Minispiele - alle auf der eher simplen Seite, lockern aber das Gameplay schön auf. Gerade spätere Ruinen sehen auch ziemlich imposant aus.
Die Erkundung selber ist dabei oft eher linear, man sollte hier also keine großen Ruinen erwarten, die man frei untersuchen kann. Das würde ich auch als den größten Kritikpunkt am Spiel ansehen, dass man hier durchaus noch mehr hätte rausholen können.![]()
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Echo of Starsong hat einen langsamen Start und einen großartigen Abschluss
Ich muss zugeben, etwas gebraucht zu haben, um richtig ins Spiel zu kommen. Gerade die vielen Namedrops am Anfang benötigten einfach ein bisschen, bis man drinnen ist. Auch ist der Anfang nicht der interessanteste Teil vom Spiel. Als ich dann etwa bei nem Drittel war, hab ich den Rest in einer Sitzung gemacht, weil ich so drinnen war. Hier muss ich auch noch den OST loben, der wirklich sehr stark zur Immersion und auch zu den emotionaleren Szenen beiträgt.Obwohl man am Anfang schon starke Vermutungen hat, worauf es hinauslaufen wird, hat mich dann das Ende doch überrascht. Ich fand den Aufbau clever, weil sich die Ereignisse richtig überschlagen. Man könnte fast sagen, dass das Spiel einen abzulenken versucht. Der Moment, in dem es dann klickt und man weiß, wieso der Anfang so ist, war auf jeden Fall wirklich stark. Genau wie das gesamte Ende, was mich beim ersten Ansehen mit einem gewissen Gefühl der Leere zurückgelassen hat. Erst später, als ich mehr über die Handlung nachgedacht habe, kamen mir dann die Tränen und ich muss einfach sagen, dass es ein großartiger Abschluss der Reise war.
Fazit:
Echo of Starsong als das Magnum OPUS (kill me) der Reihe zu bezeichnen ist keine Übertreibung. Das Spiel kombiniert Elemente aus The Day We Found Earth und Rocket of Whispers um ein komplett eigenes Ding zu erzählen. Durch das Framing als Rückblick von Jun wird die Reise deutlich persönlicher gemacht, weil man immer wieder Erinnerungen und kleine Anekdoten von ihm bekommt. Es ist eine Reise durch die Weiten der Galaxis mit einer sehr speziellen Atmosphäre und sie fängt das Weltraum-Flair gut ein.
Ich mochte die Crew der Red Chamber, besonders natürlich Tsundere Remi, aber auch die anderen, gerne und fand ihre Hintergründe nachvollziehbar. Besonders gefallen hat mir auch, dass die Lore der Thousand Peaks - für ein Spiel mit überschaubarer Spielzeit - gut ausgearbeitet ist und es sich gelebt anfühlt.
Das Gameplay ist simpel, aber bildet mit leichten Survivalelementen die Erforschung eines Sternensystems und von alten Ruinen ab. Es wird gelegentlich aufgelockert durch einfache Minispiele. Gerade das Erkunden des Weltraums hatte so einen "einer geht noch!"-Effekt für mich.
Kritikpunkte habe ich primär zwei: Einmal ist die Erkundung der Höhlen sehr linear, da hätte man mehr machen können. Dann kann das Namedumping am Anfang etwas viel sein, man muss sich in die Welt reinfinden und dem etwas Zeit geben. Etwas untergeordnet ists schade, wie wenig Bezug auf die ersten beiden Teile genommen wurde - aber das scheint einfach die Norm bei der Reihe zu sein. Auf der Kehrseite kann man dadurch die Teile unabhängig voneinander spielen und verpasst praktisch nichts.
Was soll ich noch sagen? Hört euch den OST an, der ist mal wieder richtig schön geworden! Vor allem dieser Track und dieser.
Ach ja, das chinesische Voice Acting ist ziemlich gut. Es gibt aber auch die japanische Dub zur Auswahl.
Das Spiel hat mir ziemlich gefallen. Es ist emotional, manchmal roh, sehr persönlich und auch schön. Falls ihr auch nur einen OPUS-Titel spielen solltet, dann definitiv diesen hier.