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  1. #34

    System: PC (Steam)
    Genre: Adventure
    Entwickler: SIGONO INC.
    Releasejahr: 2018

    Spielzeit: 7 Stunden
    Schwierigkeit: -
    Beendet: 09.06.2022

    Hatte das Spiel eigentlich direkt nach dem Vorgänger (OPUS: The Day We Found Earth - auch wenn man den nicht gezockt haben muss um das hier zu verstehen) gespielt, aber wie mir kürzlich aufgefallen ist, nichts dazu geschrieben. Tatsächlich hab ich mich nach Girls Made Pudding daran erinnert, weil Rocket of Whispers das war, was ich mir von dem Spiel auch erhofft hatte.
    Da ich keine Screenshots davon mehr hatte und um mich besser dran zu erinnern hab ich dann noch mal etwa die Hälfte vom Game gespielt. Das alleine sollte schon zeigen, dass ich das Spiel durchaus mag *g*


    Die Hexe Fei und der grummelige John leben seit einiger Zeit in der Raketenfabrik von Opus, auf einem eisigen, einsamen Planeten. Sie sind die beiden einzigen noch lebenden Menschen hier, nachdem eine Seuche den Planeten heimgesucht hat. Es ist die Aufgabe von Hexen, die Seelen der Menschen via einer Rakete in den Weltraum zu schicken, damit diese Frieden finden können. Weil John die Stimmen der Geister permanent hört hilft er Fei dabei, diese Rakete zu bauen, in der Hoffnung, dass er endlich seine Ruhe hat.


    Rocket of Whispers hat einen kleinen Scope, im Gegensatz zu The Day We Found Earth
    Diesen Aspekt finde ich super interessant. In The Day We Found Earth ging es darum, dass man auf einer Weltraumstation ist und alle umliegenden Planeten in verschiedenen Sternensystemen nach der Erde absucht. Der Scope ist galaktisch (kill me). In Rocket of Whispers spielt sich alles auf einem Planeten ab, sogar noch lokaler: Um eine große Stadt rum. Gleichzeitig haben beide Spiele nicht unähnliche Vibes: Ob man nun in der Einsamkeit der Sterne nach der Erde sucht, oder in der Einsamkeit einer Eiswüste nach Bauteilen. Ich finde es ziemlich spannend, dass man in dieser Reihe quasi damit angefangen hat, erstmal die galaktische Lore aufzubauen, bevor man dann auf einen speziellen Planeten gezoomed hat und man in beiden Fällen trotzdem noch merkt, dass es eine Reihe ist. Hier hilft auch, dass der Soundtrack wieder einige tolle Kompositionen hat, die durchaus Ähnlichkeiten zwischen den Spielen zeigen.
    Beide Spiele haben auch - trotz der Melancholie des Settings - durchaus optimistische Nachrichten, besonders gegen Ende.

    Bis auf makroskopische Zusammenhänge haben die beiden Spiele aber wenig miteinander zu tun.


    Die Opus-Reihe hat eine interessante kosmische Lore
    Das ist ein Punkt, der mich an den Spielen besonders fasziniert und mich gerade beim Erstling schon sehr überrascht hat. Bereits im Vorgänger konnte man so einige Sachen mitbekommen, was die hiesige Religion Earthology und die Spiritualität des Kosmos angeht. Die Erde ist ein mythischer Ort, den die Menschheit vor Ewigkeiten verlassen hat und nicht mehr weiß, wo sie sich befindet. Es hat sich hierum eine Religion gegründet.
    Das baut Rocket of Whispers noch stärker aus. Man wird bekannt gemacht mit den Space Burials, einem Ritual, bei dem die Seelen Verstorbener in den Weltraum schickt um diesen so zu Frieden zu verhelfen - es ist ein schönes Ende, wieder näher zur Erde zu sein. Diese Rituale werden von Hexen durchgeführt. So genannte Saints sind spezielle Auserwählte, die den anderen Seelen den Weg weisen. Und das wird alles untermalt von spirituellen Gesängen der Hexen. Die Leute, die den Weltraum bereisen werden von der Kirch Es hat alles etwas Mystisch-Religiöses.
    Oder, anders gesagt: Die Darstellung des Weltraums in Opus ist näher an Star Wars als an Star Trek *g*


    Rocket of Whispers ist ein Erkundungsspiel in einer dystopischen Welt
    Wie am Anfang gesagt liefert Rocket of Whispers eher das, was ich mir von Girls Made Pudding versprochen hatte: Eine Reise durch eine dystopische Welt, bei der Erkundung im Vordergrund steht. Bei der man nach und nach neue Orte aufsucht, man herausfindet, was hier passiert ist. Man kleine Geschichten von den Menschen erfährt, die hier gelebt haben.

    Die Erkundung in dem Spiel hat mir sehr gefallen. Prinzipiell baut es auf einem Zeldaprinzip auf: Am Anfang ist der Erkundungsradius recht gering, im Spielverlauf bekommt man dann immer mehr Werkzeuge, um weiterzukommen. Mit dem Drahtschneider öffnet man Türen, mit der Schneeausrüstung kommt man durch tiefen Schnee. Man startet hierbei jeden Tag an der Opus Raketenfabrik. Für längere Tripps baut man sich später ein Campingset und findet Karten der Ortschaften. Damit wird ein Schnellreisesystem bedient, was ich schön immersiv fand.

    Denn es vergeht beim Erkunden Zeit. Sogar wenn man die Schnellreise benutzt gehen dabei einige Stunden drauf, man muss es als Spieler halt nur nicht erleben. Umso relevanter werden dann auch die Shortcuts, die einem erlauben, den Erkundungsradius dann doch noch etwas größer zu machen, schneller an bekannte Orte zu gelangen. Jedes neue Ausrüstungsstück ist damit auch in gewisser Weise eine Zeitersparnis oder -verlängerung (durchs Campingset kann man einen weiteren Tag unterwegs sein). Die Systeme ergänzen sich sehr schön. Und wenns dann an nem Tag doch mal zu spät wird, dann wird’s so dunkel, dass man kaum noch was sieht und es erscheinen gefährliche Geister.
    Das Bergen größerer Teile kostet oft auch Zeit. Neben der Zeit als Limitierung kann man auch durch Ereignisse ausgelaugt werden. Beispielsweise könnte man einem Bären begegnen und bekommt dann in dem Event Schaden. Oder man öffnet einen Schrank in dem lauter abgelaufene Lebensmittel stehen und einem Brennen die Augen. Wenn man in "böse" Geister läuft bekommt man auch Schaden. Hat man davon zu viel, so liegt man erstmal flach und Fei muss einen gesundpflegen. Das Spiel ist einfach und das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass man zur Basis zurückgeschickt wird. Aber immerhin hat es einen Failure State *g*
    Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann, dass das Spiel ne Ecke zu lang ist für das Gameplaysystem. Aber das ist gar nichts im Vergleich zu Girls Made Pudding

    Bei der Erkundung wird man auf allerlei Bauteile stoßen. Die sind größtenteils für die Rakete da, die Fei zusammenklöppelt. Einige kann man auch verwenden für neue Werkzeuge, kleine Nebenaufgaben oder Lore Items, die einem mehr über die ehemaligen Bewohner, den Planeten oder die Städte erzählen. Bei der Durchquerung der Ruinen wird man auch auf einige Geister treffen, von denen John auch einige wiedererkennen. Abhängig davon, wie effizient man in der Durchquerung der Gebiete und beim Auffinden der Teile ist, wird man entweder mehr oder weniger Backtracking haben. In jedem Fall wird man die gleichen Abschnitte öfter durchstreifen, was manchem nicht gefallen mag, ich aber für wichtig halte um eine Bindung an die Orte zu bekommen und irgendwie ists auch inherent in diesem Genre. Es gibt auch ein paar optionale Sachen, wenn man mit neuen Tools an alte Orte zurückkehrt, aber insgesamt ist das Spiel von der Progression recht linear. Und wenn man gar nicht weiterkommt kann man sich auch Hilfe geben lassen, was ich aber für so ein Spiel eher schädlich finde.


    Die Atmosphäre in Rocket of Whispers ist düster, melancholisch, aber nicht komplett hoffnungslos
    Im Wesentlichen ist das Spiel ja eine große Beerdigung, was das Düstere sofort erklärt. Dabei wird man überall von Geistern heimgesucht, die ihre ewige Ruhe zwischen den Sternen finden wollen und erfährt, was sie durchstehen mussten. Man besucht die Ruinen von verlassenen Städten. Man wird im Spielverlauf auf wenige wirklich freudige Momente stoßen, was für manche vielleicht schon etwas oppressiv sein könnte. Ich fand die Atmosphäre wirklich dicht und hat mir sehr gefallen. Gleichzeitig ist diese Beerdigung aber auch etwas Hoffnungsvolles. Daher sollen Hexen auch immer fröhlich sein, wenn sie die Zeremonien abhalten - man schickt die Seelen hinauf zu den Sternen, gibt ihnen Frieden.

    Genau wie Fei und John. Fei leidet darunter, dass sie die letzte Hexe ist und der gesamte Raketenbau auf ihren Schultern lastet. Sie wurde in Cryostase gebracht, als die Pest ausgebrochen ist, um sie zu retten. Das Versprechen war, dass sie in einer besseren Zeit aufwachen werden - das genaue Gegenteil ist der Fall. Besonders hart fand ich die Szene, wo sie die Namen der Leute auf ein Dokument überträgt, weil das so Brauch ist - besonders, wenn man weiß, dass die Rakete, für die sie das macht, nicht ihr Ziel erreicht. John selber will von den Schatten der Vergangenheit erlöst werden. Er war noch jung, als die Pest ausgebrochen ist. Im Gegensatz zu allen anderen wollte er nach Ausfall der Energie aber nicht Richtung Süden ziehen sondern bei der Raketenbasis bleiben, in der Hoffnung, seine Eltern würden wiederkommen. So lebte er jahrelang alleine und hörte mit der Zeit immer mehr Stimmen. Man liest auch seine alten Tagebücher und dort wird vermerkt, dass er immer mehr Bewohner Malkuths hörte, was impliziert, dass alle, die nach Süden aufgebrochen sind, ebenfalls gestorben sind.

    Fei und John würde ich zusammen als ganz gut bezeichnen. Fei ist schon recht spunky und probiert so positiv drauf zu sein, wie sie es in der Situation sein kann. John hingegen ist sehr grummelig. Er ist echt son eigenbrötlerischer Hermit, der lieber erstmal schießt statt zu sprechen. Das Banter zwischen den beiden ist schon unterhaltsam. Die beiden arrangieren sich einen Großteil des Spiels eher miteinander, als dass sie wirklich befreundet sind. Natürlich entwickelt sich ihre Beziehung im Laufe des Spiels fort (besonders nach dem Fehlschlag der 14. Rakete und dann noch mal gegen Ende, wenn sie getrennt sind und dann merken, wie wichtig sie einander sind). Daher fand ichs am Ende auch gut, dass es nicht auf ne Romanze hinauslief.
    Generell hat mir das Ende gut gefallen. Es ist etwas cheesy, etwas bittersüß, aber funktioniert und ist ein befriedigender Abschluss der Reise von Fei, John und der Geister, auch wenn das letztendliche Schicksal der beiden offen bleibt und man nicht erfährt, ob sie noch irgendwie von diesem Planeten runterkommen.




    Fazit:

    Ich mag Rocket of Whispers gerne. Beziehungsweise ich mag die beiden von mir gespielten Opus-Teile gerne. Die beiden Spiele könnten nicht verschiedener und doch thematisch ähnlicher sein. Ich mag die düstere, melancholische Atmosphäre, das Erkunden einer dystopischen Welt. Im Prinzip das, was ich mir von Girls Made Pudding versprochen hatte.

    Fei und John passen als Hauptcharaktere gut in das Setting und die Beziehung der beiden entwickelt sich auch mit der Zeit sinnvoll. Bei der Erkundung geht es primär darum, Bauteile für Raketen zu finden und - aus Spielersicht - mehr über das Leben der Bewohner und die Ereignisse, die zum Verfall des Planeten geführt haben, herauszufinden. Die Erkundungsmechaniken fand ich dabei gut umgesetzt - es ist kein wirkliches Survival, sondern eher sowas wie ein Zelda bei dem man immer neue Tools bekommt um sich den Weg freizuschaufeln. Dabei spielt Zeit eine große Rolle und manche Areale kann man erst betreten, wenn man Shortcuts geöffnet hat, die einem Zeit sparen. Das sorgt für ein schön immersives Spielerlebnis. Aber Erkundung und das Sammeln von Bauteilen ist das auch das einzige Gameplay hier. Als Kritikpunkt könnte ich anbringen, dass es vielleicht ne Ecke zu lang ist für das Gameplay, aber mich hats trotzdem unterhalten.

    Technisch hab ich das Spiel bereits 22 durchgespielt, aber erst jetzt darüber geschrieben, weil mich Girls Made Pudding daran erinnert hat. Hatte es noch mal angespielt und war sofort wieder drinnen. Wenn man Lust auf ein erkundungsorientiertes Spiel hat, dann ist das hier durchaus zu empfehlen.
    Geändert von Sylverthas (Gestern um 22:54 Uhr)

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