Legend of Heroes - Trails in the Sky Zwischenbericht 5Dieser Post ist sowas wie Zuckerbrot und Peitsche. Das letzte Kapitel hat einige positive, aber auch negative Dinge zu bieten gehabt.
Zunächst hat mir das Gefühl der Eskalation recht gut gefallen, welches hier erzeugt wird. Schon recht schnell wird einem klargemacht, dass das Leben in und um die Hauptstadt ne Ecke totalitärer geworden ist (Sperrungen von Pässen, Transportwegen, viele Gerüchte, z.B. das Bracer an den Anschlägen verantwortlich waren und natürlich, dass die ID nun die Kontrolle übernommen hat und die Royal Army für alles verantwortlich macht. Gerade in Szenen, in denen Estelle und Joshua direkt angesprochen werden von Soldaten, bekommt man da ein wenig Bammel, was nun abgehen könnte. Für J-RPG Verhältnisse ist der Putsch auch sehr detailiert dargestellt, was mir gut gefällt.). Das kommt auch in den Gesprächen mit den NPCs rüber, die sich beispielsweise Sorgen machen, ob sie noch genug Lebensmittel finden werden. Schön ist auch, dass man dies stellenweise direkt miterlebt. So wirkt die Hauptstadt am Anfang noch recht normal, aber einige Tage später
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Die Hauptstadt war mit fünf Arealen auch geeignet groß. Die Straßen haben sich abseits von Festen etwas leer angefühlt, aber das ist wohl den oben beschriebenen Umständen zu verdanken. Das Museum war schön und hat so einige interessante Details zum Hintergrund der Welt vermittelt. Wenn man dies wieder damit vergleicht, was andere J-RPGs so in Musseen machen, war das hier richtig groß. Es gab auch einige interessante NPCs, beispielsweise die beiden Tee-Schwestern, die Kampfenthusiastin oder die Familie von General Morgan ( dessen Enkeltochter auch plötzlich verschwindet und die man dann später befreit - das war eine ganz nette Nebengeschichte). Nayuta hatte ja schon angesprochen, dass das Quatschen mit den NPCs hier nervig wurde, weils so viele sind. Ich hab hier sogar ganz gerne mit denen gesprochen, weil alles recht kompakt war. Aber ich habs natürlich auch nicht nach *jedem* kleinen Storyereignis gemacht *g*
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Am Anfang vom Kapitel wird wieder etwas Zeit geschunden, weil man an einem Turnier teilnimmt. Zuvor muss man aber erst noch mal Zin auf der Erbe Scenic Route (auf welcher es nur so vor starken Monstern wimmelt... sehr scenic) abholen, weil das sonst alles viel zu spannend werden würde. Beim Turnier fand ichs gut, dass sie die Kämpfe der anderen Teilnehmer ingame präsentiert haben. Vor allem haben diese auch den Charakter der Teams gut gezeigt und waren fürs Jobbing da. In jedem Fall waren die meisten Kämpfe hier nicht sonderlich schwer, nur das Finale war ein wenig fordernder, weil die Typen einfach sauschnell sind. Das andere Bracer Team konnte erstaunlich wenig, dafür, dass das ja alles Senior Bracer sind und man selber ja eigentlich nur Zin und Olivier dabeihatte. Gut, wird vom Spiel so gedreht, dass Zin ultra awesome ist, damits nicht zu unrealistisch wirkt.
Btw.:Man, waren diese Bracer und Zin langweilig. Gerade die Bracer waren eigentlich nur fürs Worldbuilding da (naja, und der eine, damit er seine Erinnerungen verlieren kann *g*) und hatten nur ne minimale Rolle. Würde mich nicht überraschen, wenn die in anderen Teilen der Reihe noch mal vorkommen, aber hier waren die einfach nichts. Und Zin... dafür, dass man den sogar öfter im Spiel in der Gruppe hat, bleibt er unheimlich blass und uninteressant. Da hätten sie lieber mehr von Nial zeigen sollen, den ich ziemlich mochte.
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Das Intermezzo im Schloß war doch fast ausschließlich darauf angelegt, Joshua noch mal in Frauenkleider zu kriegen ^_O
Ist nicht unbedingt meine Art von Humor, aber irgendwer im Entwicklerteam fand das wohl so witzig, dass mans noch ein zweites Mal bringen musste. War aber schön, ein paar der alten Bekannten wieder zu sehen. Besonders bei Maybelle bin ich doch wirklich überrascht, wie sympathisch sie und ihre Dienerin mir geworden sind.
Die Geschichtsstunde war dann ganz interessant. Vor allem die oberflächliche Motivation, dass der Coup den Hintergedanken hat, dass keine "schwache" Frau regieren sollte. Das ist eine erstaunlich realistische Prämisse und - obwohl es nicht Richards eigentliche Motivation ist - zeigt es, dass das Spiel im Vergleich zu anderen J-RPGs häufig einfach auf dem Boden bleibt. Auch, wie sie um die politische Neutralität der Bracer rummanövrieren war ganz witzig - obwohl das eine der Sachen ist, die man nur anbringen kann, wenn man auch gewinnt. Hätte die Rebellion nicht funktioniert, dann wären sicher Köpfe von Bracern gerollt und der Ruf der Gilde wäre im Arsch *g*
Dann geht es Richtung der Villa, in welcher die Prinzessin und weitere Leute gefangen gehalten werden. Hier ist dann auch der Auftakt zum letzten Akt des Spiels, was einem ziemlich klar gemacht wird. Der Plan war erstaunlich detailiert und hat mir gut gefallen. Häufig wird das in J-RPGs ja irgendwie sehr simplifiziert, weil man den Spieler nicht mit langweiligen Plänen zumüllen will und am Ende stürmt die Truppe dann einfach nur Guns Blazing rein. Weil sich das Spiel aber eh nicht mit Dialogen zurückhält konnten sie hier aus dem vollen Schöpfen. Alleine, dass vier (!) Teams gebildet werden, alle mit eigenen Funktionen, war schon toll.
Hier möchte ich noch kurz anmerken, dass ich den Detailgrad der Avatarbilder mag. Hatte das bei der Onsen Szene mit Estelle ganz vergessen, dort hat sie nämlich auch ein eigenes Bild für ihre Version mit heruntergelassenem Haar bekommen. Auch sonst werden Änderungen am Aussehen der Charaktere häufig in den Bildern widergegeben.
Danach gehts dann erneut in die die Kanalisation, die man vorher fürs Training benutzen durfte. Und das Spiel hat das auch direkt so gesagt: "Geh mal ne Runde grinden, damit Du fürs Turnier vorbereitet bist."
Die Karte konnte ich kaum entziffern, aber ich hatte mir schon etwa gedacht, wo ich wohl in etwa hingehen muss (die Stelle mit den drei Pfaden war aber auch sehr subtil^^). Dennoch ne nette Idee, dass die Charaktere in universe ne Karte davon bekommen, und gleichzeitig nicht eine angenehme ingame Map zur Verfügung gestellt wird.
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Der Herzog war witzig und hat gezeigt, dass er definitiv ein Ladies Man ist.
Den Kampf gegen Lorentz würde ich als einzigen wirklich harten Brocken in diesem Game bezeichnen. Nur schade, dass das auch einer ist, den man ruhig verlieren darf. Hier musste man durchaus von einigen Buffs Gebrauch machen und der Boss war ziemlich flink und hat heftig Schaden gemacht, gerade mit seinem Spezialangriff, den er alle paar Runden rausfeuern konnte. Hat aber wirklich Spaß gemacht und mir die Tatsache ins Bewußtsein gerufen, dass das Spiel soweit ich weiß keine optionalen, starken Bosse hat? Schon sehr schade für so ein langes Game.
Der Enddungeon war dann massiv - verglichen mit allen anderen Dungeons im Spiel. Und die Truhengegner hatten schon einiges drauf. Gab auch wirklich ne Menge Items zu holen auf jeder Ebene, insbesondere starke Waffen und Ausrüstungen. Interessanterweise nimmt das Spiel wohl an, dass man zwei Frauen und zwei Männer mitnehmen würde, denn man bekommt hier geschlechterspezifische Rüstungen. Tja, da musste bei mir eine der Damen leer ausgehen. Ach ja, und wie erwartet kommt hier dann auch plötzlich die gesamte Gruppe wieder zusammen, inklusive Tita, die da mal gar nichts verloren hat >_>
Der Endboss war ziemlich einfach. Was daran lag, dass er nicht sonderlich schnell war. Man konnte sich sehr gemütlich mit dem Steinschild und dem Haste Zauber eindecken und hatte genug Zeit ihn abzufertigen. Generell war das Steinschild ziemlich nützlich, weil es ein AoE Zauber ist, der einen Angriff komplett blockt.
Und dann bewegen wir uns auch auf das recht enttäuschende Ende zu:
Ehrlich gesagt... um diese Geschichte zu erzählen wäre ein Aufbau von diesem Ausmaß nicht nötig gewesen. Generell hat mich hier wenig umgehauen und das ist - bis auf den hohen Detailgrad, den die Erzählung hat - eigentlich ziemliche J-RPG Standardkost.
Aber die schlimmste Punchline ist hier, dass das Ende einfach ein fetter Mittelfinger ist, der sagt "kauft euch den nächsten Teil, denn JETZT beginnt die Story erst richtig!". Wisst ihr was, Entwickler? Nein, vielleicht kauf ich mir nicht sofort den nächsten Teil, und vielleicht habe ich euch bis hierhin schon zu viele Zugeständnisse gemacht. Btw. kann ich mir anhand von Narcissus Kommentaren jetzt auch ungefähr vorstellen, was so "Shounen" an dem Second Chapter werden könnte (vermute, man vermöbelt nach und nach Mitglieder von Ouroboros). Und ja, ich bin zugegeben ein wenig angepisst, dass hier so viel nur angeteased wird, besonders bei so einer Laufzeit. Es ist ja in Ordnung ein paar Fäden für die Fortsetzung offen zu lassen, aber doch bitte nicht alles, was irgendwie Relevanz hat.
Um noch mal zu was Positivem zurückzurudern: den Epilog fand ich vom Stil her tatsächlich sehr gelungen. Die ruhige Atmosphäre und die Gespräche mit den ganzen NPCs bei den Festlichkeiten haben sehr gut gepasst und doch nen ganz runden Eindruck gemacht, auch wenn die Story gefühlt nur grob angeschnitten wurde. Das ist wieder das gute Worldbuilding, was das Spiel betreibt. Auch die Szene zwischen Joshua und Estelle auf dem Balkon ganz am Ende war gut inszeniert und hat gewirkt.
Insgesamt will ich sagen, dass sich das Spiel ein wenig wie eine der Adventure Anime Serien aus den 2000ern angefühlt hat. Im starken Kontrast zu Trails of Cold Steel, in das ich mal kurz reingeschnuppert habe. Was sich anfühlt, wie eine Light Novel Adaption aus den 2010ern - inklusive obligatorischer "hupps, da sind doch aus Versehen Boobs auf mich gefallen"-Szene. Man muss wohl mit den Zeiten gehen?![]()