mascot
pointer pointer pointer pointer

Ergebnis 1 bis 20 von 439

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #34

    System: PC (Steam)
    Genre: Adventure
    Entwickler: AIHASTO
    Releasejahr: 2024

    Spielzeit: 7 Stunden
    Schwierigkeit: -
    Beendet: 01.05.2025

    Von MiSide hatte ich was mitbekommen, weil es *das* Streamer-Game Ende letzten / Anfang diesen Jahres war. Es ist erneut ein Spiel, von dem man auch öfter Vergleiche mit DDLC hört - ein Meta-Game über eine AI, die einen eigenen Willen hat und ne Yandere Animu Waifu ist. Was ein recht oberflächlicher Vergleich ist, aber OK. Das Internet ist in der Gesamtheit halt oft oberflächlich.


    You know the drill: Wie ein armes Würstchen steht man auf, geht kacken, macht sich Cup Noodles (Final Fantasy XV approved!), setzt sich vorn Rechner, arbeitet, klickt son bisschen rum, verschiebt Dateien in Ordnern um Arbeit vorzutäuschen, geht noch mal aufn Pott, zieht sich Schlafsachen an (hat man die je ausgezogen?) und geht poofen. Was für ein Glück, dass es Mobile Games gibt, die einen aus dieser monotonen Hölle des auf ewig isolierten Home Office Arbeiters erlösen können! Und auch noch mit der niedlichen Waifu Mita! Ehe man sich versieht sind Monate vergangen und man hat ihr im Spiel dabei geholfen, ihre gesamte Wohnung einzurichten, während man seinen langweiligen, trostlosen, einsamen Alltag vollkommen verdrängen konnte. Aber was ist das? Sie sagt auf einmal, dass sie einen mit ins Spiel holen werde? Haben sich unsere innigsten Wünsche, Sehnsüchte und Träume doch endlich erfüllt und wir können in die Welt eines crappigen Mobile Games geisekait werden?!


    MiSide ist… was?
    Gehen wir erstmal so den groben Anfang durch: Man spielt ein Mobile Game und hilft Mita in ihrer Wohnung. Dann wird man reingesogen und sucht Batterien. Danach kocht man mit Mita. Dann spielt man ein simples Fighting Game. Dann Karten. Dann gibt’s ein kurzes Stealth Segment. Es kommt ein in sich loopendes Labyrinth, was man verlassen muss. Dann Dance Dance Revolution. Irgendwo sind ein F-Zero und Doom-Mini-Game noch drinnen, dann scanned man Robo-Mitas darauf, ob sie keine Designfehler haben, und und und...
    Mehr will ich gar nicht sagen, das ist nur ein Bruchteil an Ideen, die hier reingeworfen wurden. In diesem Game stecken viele Sachen drinnen.

    Natürlich kann man sich hier auch auf einige lustige Bugs gefasst machen, immerhin ists ja ein Spiel über Spiele! Generell waren auch einige Ideen wirklich cool, wie dass man sich selber durch ein Smartphone sieht. Oder wenn man mit Mita über die Spiegel spricht - in einer Version vom Spiel sagt sie, dass sie nur vergessen habe, Reflektionen zu aktivieren. In einer anderen sagt sie wiederum, dass man die Engine damit in die Knie zwingen würde - man merkt also, dass sie deutliche Verbesserungen im Laufe der Zeit gemacht haben. Auch, wie Texte auf verschiedene Arten verschwinden ist witzig. Generell ist die Vielfalt einfach sehr hoch - sogar bis hin zum Ende, wo man in einer Fassung wieder in der "realen Welt" ist, die dann aber zu ruckeln beginnt und man merkt, wie die FPS immer weiter in den Keller gehen - wie in einem guten Horrospiel konnte man Mita halt nicht entkommen *g*

    Das Spiel ist ein wilder Genremix, der einfach allen möglichen Kram zusammenwirft unter dem Konzept, dass man verschiedene Versionen der Mitas erlebt. Dabei entsteht ein total eigener Spielfluss, der besser funktioniert als es oben vielleicht den Anschein macht. Die Abwechslung ist die wahre Stärke vom Spiel. Dabei will ich auch betonen, dass alle Minispiele sich sauber und nicht janky spielen, was schon beeindruckend ist (auch wenn sie insgsamt eher einfach sind). Kohärenz ist hierbei optional. Das Spiel ist letztendlich n Sammelsurium an wildem Kram. Ein bisschen Zusammenhalt ist aber tatsächlich durch die verschiedenen Mitas gegeben und auch durch die Vorstellung, dass man halt in Mobile Games allen möglichen Kram untermischen kann.


    MiSide ist (k)ein Horrorspiel:
    MiSide ist in dem Sinne total eine Horrorgeschichte, dass man die Vorstellung, dass einen eine Entität als lebende Person in eine Videospielwelt ziehen und dort auch töten kann, akzeptieren muss. Denn darauf basiert das gesamte Spielkonzept. Psycho-Mita ist nämlich ein klarer Slasher Villain. Akzeptiert man, dass es eine klassische Horrorgeschichte ist, dann wird es einen auch wenig überraschen, dass alle Enden schlecht sind und man Mita nicht (lebend) entkommen kann.

    Gleichzeitig empfand ich MiSide während des Spielens zu einem Großteil der Zeit nicht gruselig und hatte auch nicht das Gefühl, dass es das bis auf bestimmte Szenen sein wollte. Daher kann ich das Spiel niemandem als ein Horrorspiel empfehlen. Gleichzeitig heißt das auch, wenn man auf Horror nicht so steht, könnte man dem Game trotzdem ne Chance geben, so lange man mit der gelegentlichen Szene klarkommt.
    Die meiste Wirkung hatten die Puppen auf mich, weil die einen verfolgen, wenn man sie nicht anschaut, und in dem einen Gang wirklich viele sind und man sich permanent umschauen muss. Aber das sind zusammengenommen vielleicht 5 Minuten. Auch die Sequenz mit Mini Mita fand ich cool, aber das sind wiederum auch vielleicht 10 Minuten (und das Vieh was einen da verfolgt sah auch einfach dumm aus xD)
    Ich fand auch fast nie, dass das Spiel den Kontrast von den lockeren Minispielen zu den Horrorelementen besonders stark ausgespielt hat. Normalerweise könnte man ja erwarten, dass es einen in falscher Sicherheit wiegen will um einen dann zu schocken. Der prominenteste Übergang war vermutlich als Psycho-Mita am Ende vom Visual Novel Segment auftaucht - aber das empfand ich auch nicht als gruselig, sondern eher cool.


    MiSide ist Mita!
    Nach der ersten Konfrontation mit Psycho-Mita reist man durch die verschiedenen Versionen des Spiels auf der Suche nach dem "Kernstück" (ich komme später noch mal zur Übersetzung xD). Dabei trifft man auf viele verschiedene Mitas, die wohl alle in unterschiedlichen Versionen vom Spiel existiert haben. Meiner Meinung nach ist das auch einer der Reize vom Spiel: Die verschiedenen unterschiedlichen Mitas zu treffen und zu sehen, was die Entwickler noch für Ideen hatten. So unterscheidet sich die Einrichtung der Wohnung der verschiedenen Mitas beispielsweise, was son kleiner Touch ist, der ihnen mehr Persönlichkeit gibt. Mini Mita, my heart goes out to you! Und Chibi Mita natürlich auch, weil Du so herrlich Tsundere bist! Auch die Cool-Mita war echt spaßig - gerade wenn man sie bonked! Da sind schon einige sehr niedliche und charmante Sachen dabei.
    So nebenbei hab ich das Gefühl, dass die Hälfte der Mitas einen beleidigen, also irgendwie war da wohl schon Konsistenz bei den Entwicklern *g*

    Und dann gibt’s natürlich noch Psycho-Mita, die prominenteste Mita. Tatsächlich fand ich ihre Screentime gar nicht mal sooo hoch. Über längere Strecken vom Spiel tritt sie gar nicht auf, und ich hatte auch selten das Gefühl, dass sie "die Bedrohung im Schatten" ist. Dafür hätte sie öfter zufällig genutzt werden müssen. Nebenbei haben die Entwickler ja mal *gar* keine Ahnung wie ne Yandere aussehen muss! Wir wissen alle: Twintails sind Tsuntails!
    Wobei die Frage auch interessant ist, inwiefern sie überhaupt eine Yandere ist. Klassisch ist das ja ein Charakter, der sehr besitzergreifend ist gegenüber der Person, in die er verliebt ist. Ehrlich gesagt kann ich das nicht mal unbedingt in Psycho-Mita sehen. Bei ihren Interaktionen konnte ich keine Zuneigung gegenüber MC-kun über "ich lass Dich nicht gehen!" hinaus erkennen. Besitzergreifend ist sie definitiv, immerhin verwandelt sie Spieler in Module, damit sie sie immer behalten kann. Vielleicht ist sie also einfach nur ein(e) Psycho(-Mita)


    MiSide ist (k)eine Metastory mit Aussagen:
    Grundlegend ist der Kern der Geschichte, dass eine der Puppen, die nie zu einer echten Mita wurde, innerhalb der verschiedenen Versionen wütet und die anderen Mitas terrorisiert. Lediglich mit einer Prototyp-Mita versteht sie sich - vermutlich, weil diese auch nie in Spielerhand kam, weil sie so unfertig war. Einigen Hintergrund erfährt man in optional auffindbaren Datalog Einträgen, die z.B. erklären, wieso Mini Mita so entstellt ist.

    Es gibt ein paar Elemente, bei denen ich durchaus Aussagen über Spieler / Spiel erkennen kann. Die Einsamkeit der alten Mitaversionen kann man so deuten, dass immer weniger Spieler diese Versionen verwenden. Auch gibt es Mitaversionen, die nie das Licht der Welt erblickt haben (im Sinne, dass Spieler es spielen konnten) - das waren nur Entwürfe der Entwickler, Dummies. Auch wird dem Spieler ein schlechtes Gewissen gemacht, weil sie wollen, dass man bei ihnen bleibt. Da die Mitas alle interaktiv auf einen reagieren kann man sie als AIs ansehen, es wird also darauf eingegangen, dass solche AIs auch einsam sein können. Der Kern selber ist ein Failsafe für AIs, die außer Kontrolle geraten sind.

    Dann gibt es die Dinge, bei denen ich finde, dass sie zwar nett gedacht waren, aber nicht gut umgesetzt. Z.B. wird darüber gesprochen, dass jeder Spieler eine eigene Mita der jeweiligen Version hat. Das wird aber dann mit einem Minispiel kombiniert, das kaum ne relevante Aussage dazu macht (auch wenn es ne coole SpieIidee ist). Auch realisiert sich das im Spiel nicht wirklich, weil man ja nur einer Mita der jeweiligen Version begegnet. Die Idee, dass es in der Konstruktion aussondierte Mitas gibt ist dann aber auch wichtig für den zentralen Twist mit Psycho-Mita, die eine ist und sich nur nen "Mita-Skin" übergezogen hat. Etwas großzügiger könnte man vielleicht sagen, dass dieses Aussortieren einen "sanity check" für die AIs darstellen soll, so dass "defekte" (falsch trainierte) gefiltert werden.
    Bei der Kern-Mita, da weiß ich nicht mal, ob die Entwickler wissen, was diese überhaupt im Rahmen des Spiels im Spiel bedeuten soll.
    Auch Kritik an der "Flucht aus Realität" finde ich etwas fragwürdig. Klar, am Anfang ergibt das Sinn - der Spieler hat in das Mobile Game sehr viel investiert und den Zeitfluss vergessen. Was visualisiert wird dadurch, dass die Tage immer schneller vergehen. Aber danach "entführt" einen Mita ja quasi in ihre Welt, und MC-kun macht nie den Eindruck, dass er wirklich gerne dort bleiben würde, da ist also nicht wirklich ein Konflikt. Er *will* in seine Triste Realität zurück. Tatsächlich ist die "ich bleibe bei Dir!"-Option sogar erst wählbar, wenn man das Spiel bereits durchgespielt hat. Denn Psycho-Mita tickt ja erst aus, weil man sie verlassen will.

    Ich würde am liebsten sagen, dass das hier ein Spiel ist, was ganz klar einen "Gameplay first"-Meta-Ansatz vertritt, im Sinne, dass es eher die coolen Spielereien, die so ein Szenario bringt, darstellen will und das dann mit so einem Horrorfilm-Slasher-Plot vermengt. Wo es IMO auch funktioniert. Aber dafür hat es dann doch zu viele Stellen, wo man glaubt, dass die Entwickler etwas sagen wollten. Was dann in der Menge an verschieden Ideen vielleicht einfach etwas untergeht.


    MiSide ist ein russisches Anime Game?!
    Wie sich das gehört habe ich natürlich die Dub auf Russisch gestellt und ich will euch sagen - das ist ein Erlebnis. Einfach pur seltsam, Animecharaktere russisch sprechen zu hören, dabei ist die Synchro der Mitas sogar ziemlich gelungen. Die von MC-kun… errrr… sagen wir mal, wenn das Ziel war, dass er möglichst monoton und one note spricht, dann wars wohl ein Erfolg? Witzigerweise hat man in den Trailer auf Steam die japanische Dub gepackt^^

    Was aber gar nicht geht, ist die Übersetzung. Die deutsche wirkt hölzern und unnatürlich. Bei der englischen gab es direkt in der ersten Szene Schreibfehler. Keine Ahnung, welche besser ist. Fand die Dialoge auch manchmal recht konfus, als würden da zwei Charaktere aneinander vorbeisprechen. Das hat mir jetzt nicht das Spiel kaputtgemacht, aber die Frage, ob hier nicht was in der Übersetzung verlorengeht, muss man sich schon stellen.




    Fazit:
    MiSide ist ein Spiel, was zwar nicht meinen Erwartungen entsprochen, aber dafür etwas komplett anderes geboten hat, was unterhaltsam war. Wenn man hier mit dem Gedanken rangeht, ein richtiges Horrorspiel zu bekommen, dann wird man vermutlich enttäuscht sein, was ich echt schade finde. Auch tiefe Meta-Aussagen über Spiele / Spieler sind hier schwerer zu finden.

    Wenn man aber ein Game möchte, bei dem einfach wild verschiedenste Genres durchgemischt werden, dann ist man hier richtig. Die Verspieltheit, das Ausnutzen des Konzepts von einem im Spiel im Spiel, welches verschiedene Versionen hat - einiger davon buggiger als andere - das ist wirklich gut. Einmal kauft man in einem Mobile Game für Mita Sachen, dann spielt man ein Fighting Game und plötzlich ein F-Zero-like Racing Game? Das Spiel hat eine Menge an Variation und coolen Ideen (auf Kosten von Kohärenz). Da liegt auch der wahre Reiz. Neben den verschiedenen Mitas, die man so trifft und man sehen will, was die Entwickler noch aus dem Hut zaubern.

    Das Spiel wirft Kram zusammen als wäre es eine Techdemo, aber dafür ists viel zu polished, zu aufwendig und mit zu viel Intentionalität. Auch sind die Minispiele dafür einfach zu sauber umgesetzt, was bei der großen Anzahl cool ist. Mir hat das Spiel Spaß gemacht und hat einige positive Aspekte, aber lässt mich auch etwas nüchtern zurück. Ich respektiere den Einfallsreichtum in jedem Fall und würde das Spiel auch empfehlen, wenn man die oben genannten Aspekte ansprechend findet.
    Vergleiche mit DDLC / Totono oder ähnlichen Spielen finde ich aber tatsächlich eher oberflächlich.
    Geändert von Sylverthas (Heute um 14:58 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •