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  1. #11



    System
    : PC
    Genre:
    A-RPG
    Entwickler: Falcom
    Releasejahr: 2019

    Spielzeit
    : 53 Stunden
    Schwierigkeit: Luncatic (höchste)
    Beendet: 01.12.2024

    Ys IX - Monstrum Nox Story

    Im Vergleich zu den meisten Ys-Titeln hat IX eine andere Struktur. Meist läuft es so ab, wie auch in Teil VIII: Gemächlicher Anfang, der dann immer weiter eskaliert. IX hingegen feuert direkt zu Beginn aus vollen Rohren. Es wird auch schnell klargemacht, dass die Situation bedrohlicher und düsterer ist als in anderen Ys Teilen (aber keine Sorgen, die Charaktere sind schon weird genug und lockern es auf, so dass es nie zu düster wird^^). Bei so einem Anfang würde man dann erwarten, dass das gesamte Universum am Ende in Gefahr ist, aber witzigerweise sind die Stakes später welche der kleinsten der gesamten Reihe. Und hot damn, finde ich das mal erfrischend!

    Der Anfang von Teil IX hat mir gefallen, weil er mysteriös ist und direkt viele Fragen aufwirft. Man wird einfach in den Knast geschmissen, von irgendeiner Kuh namens Aprilis zu nem Monstrum gemacht, landet im Grimwald ohne Plan, kämpft mit 5 anderen chuuni Cosplayern gegen Monster, soll die Geheimnisse von dem Gefängnis von Balduq lüften und man bekommt nen weiteren Adol präsentiert, der noch im Knast sitzt. WTF IS GOING ON?!
    Das Spiel präsentiert sich gerade via Aprilis auch als recht edgy, aber das ist mehr Schein als Sein. Das sollte einem spätestens auffallen, wenn man die anderen Monstrums - wie White Cat oder Raging Bull - sieht^^
    Wie auch schon Seven und VIII sind Götter hier relevanter als in früheren Teilen der Reihe - Grimnir und Luki in diesem Fall. Das gibt dem Spiel einen größeren mystischen Touch, was eventuell auch die andere Atmosphäre erklärt.

    Es ist ein recht langer Mittelteil da, in dem die Story langsam voranschreitet und es mehr um die anderen Monstrums geht, während im Hintergrund mehr Fragen aufgeworfen, Lore ausgebaut und Charaktere eingeführt werden. Immerhin erreicht das Story-Pacing nie die Tiefpunkte, die es bei VIII für mich hatte, aber hier hätte man echt versuchen sollen, den Spannungsbogen höher zu halten. Es hilft halt auch nicht, dass man 10 Mal oder so durch verschiedenste Dungeons immer wieder ins Gefängnis kommt - ein Umstand, über den sich auch Hawk lustig macht. Die Twists in der Handlung haben mich in der Regel nicht total überrascht, aber es ergibt im Zusammenspiel mehr Sinn als ich dem Spiel bei *diesem* Setup zugetraut hätte und würde es als gut konstruiert bezeichnen. Natürlich gibt’s hier auch vielen metaphysischen Kram, aber der wird größtenteils ausreichend etabliert. Besonders herausstellen möchte ich aber, weil es so ein großes Gameplayelement ist, die Barrieren in Balduq. Da gibt es keine Erklärung für, nur ne Spekulation von Renegade ("Motivation"). Was witzig wäre, weil man sich dann fragen muss, warum bis Adol kommt noch keiner alle Barrieren geknackt hat - hat ihnen einfach die Power gefehlt?

    Gegen Ende fühlt sich das Spiel schon gerushed an - gerade der Antagonist wird viel zu spät eingeführt - ein weiteres Kapitel wäre gut gewesen. Immerhin ist der Wink zu Ys V hier nett und absolut unerwartet gewesen, weil das ja schon irgendwie der Teil ist, der die wenigsten Verbindungen zum Rest hat. Der Antagonist ist aber zumindest sinnvoll in der Geschichte verwurzelt, er ist einfach nur nicht zu präsent in der aktuellen Handlung (sein Reveal ist dafür der absolute Burner und ich musste schon hart lachen xD). Ich will auch nicht um den heißen Brei reden - was die Fähigkeiten vom Antagonisten hier können, riecht schon etwas nach Bullshit, den man akzeptieren muss *g*
    Das Ende scheint bei einigen emotional gewesen zu sein, ich hab mich bei der Szene aber zu viel gefragt was hier eigentlich genau los ist - und es immer noch nicht komplett für mich beantwortet, siehe Spoilerkasten.
    Auch das Adol-Gewanke geht hier absolut in den Overdrive gegen Ende, aber das war leider nur ne Frage der Zeit bis die Reihe da abdreht ^_O

    Es gab einige Sachen, die mir bei dem Plot von IX gefallen haben.
    Einmal wäre da der polithistorische Hintergrund: Man könnte sagen, dass IX die Trailification von Ys weitertreibt wie kein anderer zuvor. Das schließt auch ein, dass man in die politischen Machenschaften um Balduq verwickelt wird. Es ist auch der Ys-Teil, der realhistorische Ereignisse am stärksten auskostet. Der Hundertjährige Krieg, Schlachten mit Romn bei der Eroberung Glliens. Oder die hiesige Johanna von Orleans, St. Rosvita. Ich mochte es auch sehr, dass die Besatzung Balduqs durch Romn so eine zentrale Rolle einnimmt und man die Auswirkungen an vielen Stellen sieht - bei den Hauptcharakteren, im Armenviertel, die Zusammenarbeit der Pendletons mit Romn oder der Ritterordern. Hier wird einem durchaus verkauft, was so eine Besatzung auslöst, wenn auch nicht in der höchsten Komplexität.
    Vermutlich wird man mit dem Plot etwas mehr anfangen können, wenn man die realhistorischen Ereignisse kennt, weil die Hintergründe doch sehr dicht daran sind (mit dem *kleinen* Unterschied, dass die Römer bei Ys nach den Engländern kamen ). Aber ich will auch mal anmerken - wem der 100-jährige Krieg nichts sagt, der hat hart in Geschichte gepennt. Und wem Johanna von Orleans nichts sagt, der sollte mehr JRPGs spielen und Anime schauen *g*

    Auch die Verbindung von Nebenaufgaben mit der Hauptstory war gut. Es gibt einige lange, mehrteilige Questreihen, die sich von frühen Kapiteln an aufbauen und dann später einen Payoff haben - ich sage nur die Verbrecher in Balduq oder die Bardin, der man bei der Erforschung der Sage um die Helden des Hundertjährigen Krieges hilft. Und sogar in einem scheinbar irrelevanten Collect-A-Thon wird ein Event gegen Ende der Handlung geforeshadowed (wobei das zugegeben so vage ist, dass ich da selber erst nach Googlen musste, was es mit auf sich hat). Viele Haupt- und Nebencharaktere haben ebenfalls eine Verbindung mit dem Plot oder der Lore. Viele Charaktere sind entweder direkt in die (politischen) Umstände um Balduq verwickelt oder ein Resultat davon (z.B. der Besetzung von Romn). Das zusammen mit den Nebenquests sorgt dafür, dass das Spiel einfach dicht ist - Charaktere haben einen Platz in der Handlung und die Nebenaufgaben ebenso.

    Die Hauptcharaktere mochte ich größtenteils. Sie sind nicht zu komplex, haben aber genug um nicht langweilig zu sein und ihr Banter hat mir gefallen. Credo ist z.B. absolut auf Krawall gebürstet und son richtiger Arsch. Wenn er mal wieder nen sarkastischen Spruch raushaut musste ich fast immer grinsen. Auch wenn er sich charakterlich nie ändert, trägt er dennoch ne Menge zu dem Unterhaltungswert der Gespräche bei. Wobei man sich fragen kann, ob er ne masochistische Ader hat, weil er mit der Truppe rumläuft obwohl er ja alles scheiße findet*g*
    Anemona und Yufa spielen damit auch sehr gut zusammen - eine die Deadpan der Truppe und die andere die große Schwester. Auch Yufas kleine Geschwister fand ich richtig gut. Ist auch immer wieder unterhaltsam, wenn ein Witz auf ihre Stärke gemacht wird - oder Credo mal wieder was über ihren Loverboy Felix raushaut *g*
    Jules fand ich immerhin noch ok - bei ihm ist halt sein Schicksal einfach scheiße und er macht damit nen kleinen Gewissenskonflikt auf (aus dem das Spiel aber rein gar nichts macht).



    Krysha ist auch einfach nur goldig und ja, sie ist bewusst auf süß und unschuldig gemacht - weswegen die Momente, in denen sie Zähne zeigt, auch umso mehr funktionieren. Nebenbei ist ihr Entwicklung schon stark. Sie ist quasi Adols permanente Begleiterin und das Ys-Girl dieses Teils. Über die Geldregen am Anfang bis zum Blumenladen, den sie gründet. Letzterer ein schönes Stück Erinnerung daran, dass auch kleine Sachen manchmal große Veränderungen hervorbringen können, denn er spendet dem Armenviertel zumindest einen Funken Hoffnung. Generell ists auch diese Interaktion zwischen der Stadt und den Charakteren, die ich total mag. Man merkt einfach, dass die Charaktere hier großgeworden, Bewohner Balduqs sind. Und schließlich ist ein großer Teil ihres Arcs die Emanzipation von ihrer Familie, bei der sie aber trotzdem die Tugenden nicht vergessen darf. Ich fand sie war ein wirklich starker Charakter und dass sie auch noch vom Gameplay her abliefert hats abgerundet. Wie sehr Waifu sie ist, wird dann auch gegen Ende *mehr* als klar *g*

    Aprilis ist als Covergirl natürlich besonders relevant. Ich fand sie ganz gut, aber umgehauen hat sie mich charakterlich nicht. Sie hat eine no nonsense Persönlichkeit und dreht den Edgefaktor deutlich hoch. So richtig klar ist mir nicht, wieso sie so geheimniskrämerisch ist. Kommt mir stellenweise so vor, dass sie nur wegen des Mysteriums so geschrieben wurde, und nicht, weil es Sinn ergibt. Ich mag es vor allem, wie essenziell sie für die gesamte Handlung ist, denn ohne sie wäre eigentlich praktisch nichts passiert, was man im Spiel sieht. Auch hat sie einfach eine tragische Hintergrundgeschichte, die durchaus gut funktioniert. Sie hat später auch ein paar sehr coole Szenen mit den anderen, wenn sie etwas auftaut. Ich würde sie aber nicht direkt als das Ys-Girl dieses Titels ansehen, weil das für mich die Waifus sind, die sich in Adol verknallen. Den Eindruck hat sie hier überhaupt nicht gemacht, was echt gut ist.

    Ich mochte auch viele der NPCs von IX. Auch wenn Chante übertrieben tuckig dargestellt wird, so hat er doch einiges an Charaktertiefe und wie er Adol und Dogi anspricht ist einfach lustig. Iris ist einfach so ne scharfzüngige Tsundere, wie kann ich sie nicht lieben (wenn die Party schon keine hat!). Auch ihre Hintergrundgeschichte war überraschend. Tito und Ashe mochte ich auch total gerne, wie sie sich auch wie Geschwister kabbeln. Und Arche war sowieso knuffig, wie sie einen immer anspricht und will, dass ihr Lager wichtig ist, damit sie sich auch wie ein relevanter Teil des Dandelion fühlen kann. Aber bevor ich alle aufliste: Was besonders toll ist, sind die vielen Events, die die NPCs untereinander haben. Dadurch ergibt sich wirklich das Gefühl, dass die alle miteinander zu tun haben und nicht einfach nur in ihren Räumen stehen.
    Und auch den Abschied vom Dandelion fand ich dann doch recht emotional, weil das Ensemble so gefallen hat und die leere Kneipe zu sehen und dann noch mal mit allen zu sprechen schon getroffen hat.


    Was sicher auch daher kommt, weil IX eben noch mehr Trailifiziert wurde - heißt, einfach ein deutlich höheres Textvolumen hat. Das kann vorteilhaft sein, wie bei den NPCs, aber auch ein Nachteil. Denn gerade bei den Gesprächen der Party wiederholt es sich doch öfter, oder man denkt sich, dass die sich auch hätten kürzer fassen können. Weil ich die Party generell unterhaltsam fand hat mich das weniger gestört, aber es *ist* ein Ys Game, und fast paced sieht anders aus.
    Dennoch mochte ich es sehr, auch in Balduq mit allen NPCs nach wichtigen Ereignissen zu sprechen und kleine Handlungssträngen zu folgen - wie z.B. der Bardin oder der Frau, die gerne ein Geschäft hier eröffnen möchte. Besonders lustig fand ich auch die Magd, die bei der Kaserne ist und um die sich im Laufe der Handlung immer mehr Tiere versammeln - und sie daran verzweifelt, wieso

    Ys IX ist auch der fanservicelastigste Teil der Reihe, weil sogar so einige Bosse recycled werden und es mehr Anspielungen auf alte Teile gibt als in vielen anderen. Mich hat das hier zur Abwechslung mal nicht so gestört, weil ich das Gefühl habe, dass alles andere von dem Spiel schon so von der gewohnten Ys-Formel abweicht, dass man den Fanservice als eine Art Ausgleich sehen kann. Nebenbei ist das Verhör von Ingrid am Anfang vom Spiel einfach so ulkig anzuhören, dass ich da einfach nicht böse sein kann xD

    Der OST ist stylistisch durchaus anders als von VIII, hat mir aber insgesamt gefallen. Er ist passend für das Spiel und hat ein paar eher düstere, gothische Töne, wie z.B. die Musik, wenn Aprilis den Grimwald "eröffnet" oder das Grimwald Theme selber - letzteres hat einen geeigneten hektischen Anfang, der das Gemetzel gut untermalt. Und es gibt auch mal wieder härtere Metalstücke, die an die früheren Ys-Spiele erinnern und seit Seven deutlich den softeren gewichen sind, z.B. das hier oder das, was ich ziemlich geil finde. Ich mag auch das düstere Thema vom Armenviertel gerne, was dann später einen leicht hoffnungsvolleren Twist hat - passend zur Story. Dass jeder Abschnitt von Balduq einen eigenen Track hat ist sowieso toll. Aprilis Track ist auch so mysteriös wie sie selber. Und dann noch die Musik von dem Finale, auch wenn es sich so asspully anfühlt.
    Leider muss ich auch sagen, dass die Dungeonstücke - genau wie die Optik davon - sehr austauschbar und beliebig wirken. Man merkt echt, dass man sich hier wenig Mühe mit der audiovisuellen Präsentation davon gegeben hat *g*

    Eine Sache, die auch echt schade ist: Ys IX hat kein Opening, wie alle anderen Teile zuvor. Wieso? Will Falcom nicht mehr so viel Geld in Ys investieren, weil die Cashcow für sie die Trails Reihe ist?









    Fazit:
    Insgesamt mag ich die Story von Ys IX. Vor allem wird direkt zu Anfang etabliert, dass der Plot so einige mystische Elemente haben wird, so dass sich viele Enthüllungen nicht wie Asspulls anfühlen (das Ende ist aber ziemlich sicher einer^^). Wobei man sagen muss, dass sich das Ende gerushed anfühlt und gerade der Antagonist blass bleibt.
    Die allgemeine Konstruktion des Plots ist ordentlich und ich mags, dass die Stakes am Ende nicht zu hoch sind. Die Art, wie Nebenaufgaben, Charaktere und NPCs im Dandelion sich alle gewichtig anfühlen und ineinander greifen, um Plot, Lore oder das Zwischenmenschliche auszubauen, ist genau mein Ding. Ebenfalls cool ist, wie man realhistorische Ereignisse nimmt, diese in der fiktiven Welt hier einbaut und ihnen einen Spin gibt, so dass sowohl eine politische Ebene im Spiel entsteht, die Sinn ergibt, aber auch eine mystische, die funktioniert. Zum ersten Mal hab ich in der Reihe das Gefühl, dass man bis auf grobe Namedrops richtig was anstellt damit, dass es in einer Fantasyversion unserer Welt spielt.

    Auch Charaktere und NPCs haben mir durchaus gefallen und Zeit im Dandelion zu verbringen war schön. Das Spiel labert leider sehr viel, obwohl die Charaktere nicht zu komplex sind - ein Zeichen der Trailification der Ys-Reihe, die immer weiter voranschreitet. Weil ich die Charaktere aber unterhaltsam fand hat mich das nicht zu sehr gestört. So fundamental muss ich trotzdem sagen, dass da einfach der Gegensatz zu der fast paced Action ist, die Ys eigentlich mal war und sein sollte. Es ist auch der fanservicelastigste Teil der Reihe, was ich aber nicht so übelnehme, weil das gesamte Setup so Ys-untypisch ist, dass sich das irgendwo aufwiegt.

    Jetzt kommt aber der Plottwist: Auf ner emotionalen Ebene hat mich der Plot von IX nicht so mitgerissen wie die Schnippsel aus Danas Vergangenheit, die man in VIII erlebt hat. Die Geschichte um Eternia wird sicherlich lange bei mir bleiben. Glücklicherweise hat Ys IX ja dafür einige historische Bezüge, die ich dann als Krücke verwenden kann, wenn ich Teile vom Plot vergessen sollte
    Geändert von Sylverthas (08.01.2025 um 19:17 Uhr)

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