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  1. #11


    In Scarlet Nexus übernimmt man die Rolle von einem der neuen Rekruten der Other Supression Force (OSF), Kasane oder Yuito. Beide verfügen über starke psionische Kräfte in Form von Telekinese. Mit diesen bekämpfen sie die alienartigen Other, die aus dem Extinction Belt, einer Art Partikelwolke, die die Erde umgibt, heraus angreifen um Gehirne zu fressen. Der Schauplatz der Geschichte ist das Land New Himuka, welches vor 2000 Jahren von einem Vorfahren Yuitos gegründet wurde.



    Das Spiel ist eine Mischung aus einem Character Action Game mit RPG Elementen und einer Visual Novel. Dabei ist Scarlet Nexus weit entfernt von der Komplexität von Genre Vertretern wie Devil May Cry. Tatsächlich würde ich es eher als eine Art Power Trip mit einfachen, flüssigen und effektgeladenen Kämpfen, bezeichnen. Ein spezielles Element sind die Telekinesefähigkeiten, mit denen man Objekte der Umgebung durch die Gegend schleudern kann.
    Die 8 Teamskills (von 9 möglichen) bereichern das recht simple Kampfsystem und bringen eine taktische Komponente rein. So sind bestimmte Gegner gegen Feuer anfällig, bewegen sich schnell oder sind unverwundbar und sollten mit geeigneten Fähigkeiten gekontert werden. In den meisten Fällen kommt man aber auch einfach durch brute force weiter. So richtig geht das Kampfsystem aber erst ab, wenn man die Fähigkeiten sinnvoll benutzt und mit den Gegnern den Boden wischt - dann macht SN ordentlich Spaß. Aus meiner Sicht ist es eine ziemlich gute Umsetzung von übertriebenen Kämpfen, die man in vielen Anime sieht.

    Mehr sollte man aber auch nicht erwarten – die Gebiete bieten praktisch keine Eigenheiten und obwohl ein paar der Other mit bestimmten Taktiken besser zu besiegen sind, wird sich im Spielverlauf daran auch nicht viel ändern. Also ist das Gameplay, was man ab Kapitel 3 oder 4 haben wird, in etwa das, was man den Rest vom Spiel erwarten kann. Selbst auf "Hard" ist es keine zu große Herausforderung, wobei man schon etwas aufpassen muss, dass man nicht in Kombos von Gegnern kommt. Gerade Bosse können einem schnell die HP runterhauen. Da das Spiel ein ausladendes Heilsystem hat ist das auch kein zu großes Problem. Hervorzuheben ist, dass gerade am Anfang Heilitems einen längeren Cooldown haben, den man aber mit einem Talent deutlich verkürzen kann. Gegner können offscreen angreifen, machen dabei aber in der Regel Geräusche. Es wird also schon der Umgang mit mehreren Zielen gefordert.




    Der Visual Novel Anteil macht sich in den vielen Zwischensequenzen bemerkbar, welche größtenteils in Standbildern (in ingame Grafik) wiedergegeben werden. Sicherlich eine Sparmaßnahme, aber aus meiner Sicht keine schlechte. Da in den meisten J-RPGs häufig Charaktere ohne starke Inszenierung miteinander reden, kann man es auch auf diese Art darstellen. Der VN Anteil ist auch nicht unerheblich, weil man zwischen Einsätzen immer wieder in einer Art Basis landet und dort Gespräche mit den einzelnen Teilnehmern (Bonding Events) anschauen kann. Diese wiederum steigern ihren Rang im Kampf und machenn sie so effektiver. Man kann hier Charaktere auch mit Geschenken zuschmeissen, um den Rang zu erhöhen – besonders freuen sie sich sicherlich über den 10. Staubwedel :]
    Ein nettes Detail ist, dass die Geschenke danach auch in der Basis zu finden sind und die Charaktere damit interagieren (z.B. Dart werfen, oder... Staub wischen^^), so dass sie nach einiger Zeit so aussieht, als würde dort ein Messi wohnen. Es ensteht aber vor allem ein sehr heimisches Gefühl, also dieses Element sehe ich als ziemlichen Erfolg.



    Die Musik ist recht vielfältig, so dass praktisch jeder ein paar Stücke finden wird. Gleichzeitig kann es aber auch passieren, dass man den Großteil des OSTs einfach nicht mag. Ich bin kein großer Fan von einigen der Stücke, die man sehr häufig hört, beispielsweise das Suou Theme, aber sie passen durchaus zur Atmosphäre des Spiels. Denke für Scarlet Nexus muss man vor allem auf elektronische Musik stehen, was ich nicht tue. Es gibt auch Stücke, die sich eher an Persona angelehnt fühlen (was vermutlich eine Inspiration der Bonding Events war). Die J-Rock Stücke, die gerade für Kämpfe verwendet werden, sind auch in Ordnung. Hat mich insgesamt nicht zu sehr geflashed.



    Man merkt durchaus, dass Scarlet Nexus nicht das Spiel von Bamco mit dem höchsten Budget ist. Finde die Anime Modelle der Hauptcharaktere (NPCs sehen meist sehr billig aus) und Other gut gelungen, aber Cell Shading wirkt da schon manchmal Wunder. Obwohl alle Charaktere des OSF ein eigenes Outfit tragen, sind sie so gewählt, dass man sie als eine Einheit erkennt (gibt ja derbe Ausfälle wie Valkyria Revolution, wo das nicht gegeben ist). Auch erwähnenswert: Die weiblichen Charaktere haben in einem J-RPG einigermaßen angemessene Kleidung (bis auf Kodama... )!
    Die Other sind groteske Gestalten mit Fell, Körperteilen oder manchmal sogar Schmetterlingen und Blumen. In der Regel ein ziemliches fucked up Design, was mir sehr gefallen hat.

    Die Umgebungsgrafik würde ich als "ausreichend" bezeichnen. Die Gegenden sind nicht leer und haben einige Details, aber wenige Alleinstellungsmerkmale, die für Atmosphäre sorgen. Dazu kommt, dass es gar nicht so viele Gebiete gibt, man diese aber mehrmals besucht. Es ist ausreichend in dem Sinne, dass man bei dem Tempo eh wenig Aufmerksamkeit dafür hat, aber die Gebiete sind trotzdem recht langweilig und sehr linear. Was einem aber schnell auffällt, sind die designierten Kampfareale. Man läuft durch eine normale Stadt, auf einmal kommt ein recht offener Bereich in dem viel Crap rumliegt, der so aussieht, als könne man ihn werfen? Ja, da gibts gleich nen Kampf xD





    Kasane oder Yuito?

    Habe selber zwei Durchgänge gemacht, weil ich anscheinend zu viel Zeit habe. Das erste Mal mit Kasane und danach in einem NG+ mit Yuito. Lohnt sich das? Das hängt davon ab, wie viel Spaß man mit dem grundlegenden Gameplay hat und ob man noch mehr über die Charaktere rausfinden möchte, denn der overarching plot ist natürlich der gleiche und man bekommt die größten Erkenntnisse in beiden Kampagnen (man erlebt halt nicht alles und bekommt manches nur in Erzählungen zusammengefasst). Da beide Handlungsstränge später zusammenkommen betrifft die Wahl im Prinzip die ersten 3/4 des Spiels sowie die Bonding Events, die bei beiden verschieden sind. Eine Gegenüberstellung (wenn man aufgrund des Geschlechts wählt kann man die folgenden Absätze gern ignorieren^^):



    Yuito: Auf Dich trifft die Aussage "Swords are... just cool." zu und Du magst es, wenn der Mainchar Self-Insert-kun ist, inklusive vorlautem Kumpel und Kindheitsfreundin? Dann ist Yuito Dein Mann! Er ist der OSF freiwillig beigetreten, weil er als Kind mal von einer OSF Soldatin gerettet wurde und das ultracool fand.
    Sein Kampfstil ist direkt und er macht mit recht einfachem Draufkloppen ganz guten Schaden. Durch seine frühen Bonds mit Luka hat er durch die Teleportpower einen guten Gap Closer und durch Gemma eine kurzzeitige Unverwundbarkeit, die helfen im Nahkampf zu bleiben. Telekinese benutzt er eher zur Unterstütztung. Sein Team enthält natürlich die vorher erwähnte, feurige Kindheitsfreundin Hanabi, ist recht harmonisch und es gibt wenig Drama. Seine Substory befasst sich etwas mehr mit den Intrigen von der Anfangsstadt, Diskriminierung und seiner Familie. Yuitos Gedanken sind "gewöhnlich" und er vergibt praktisch jedem. Er macht kaum Charakterentwicklung durch, aber was soll man an generic J-RPG Mainchar auch verbessern?

    Kasane: Du möchtest einen Charakter spielen, für den soziale Interaktionen außer mit der Schwester ein Fremdwort sind, der definitiv nicht durch die Blume redet und wie Magneto in der Luft schweben und Schrott um sich zu schmeissen kann? Dann ist Kasane Deine Frau! Sie ist der OSF beigetreten, weil sie als psionisches Wunderkind gescoutet wurde.
    Sie ist eine midrange Kämpferin, welche weniger Nahkampfschaden als Yuito macht, aber sich dafür mehr auf Telekinese verlässt – besonders effektiv ist sie im Luftkampf. Durch die frühen Bonds mit Kyoka wird ihre Telekinese verstärkt und durch Arashi kann sie Zeit verlangsamen, was hilft Gegner länger vom Boden fernzuhalten. Ihr Team enthält großartige Charakte wie Shiden, der ständig provoziert und bei dem Kasanes Deadpan-Persönlichkeit so richtig strahlen kann, und ist insgesamt eher ein dysfunktionaler Chaotenhaufen.
    In Kasanes Geschichte erfährt man mehr über die storyrelevante Fähigkeit der Red Strings und im Fokus steht eine der anderen Städte in der Welt. Generell erfährt man auf ihrer Route mehr über die Sachen, die hinter den Kulissen ablaufen. Sie hat sehr nüchterne Reaktionen auf vieles und ist eigenbrötlerisch, entwickelt sich aber im Spielverlauf stärker. Kasane hat meiner Meinung nach auch stärkere Verbindungen zu dem Antagonisten des Spiels.




    Mich hat Kasanes Story mehr unterhalten, vor allem ihre direkten, ehrlichen Reaktionen im Vergleich zu Yuitos "lasst uns alle lieb sein". Zusätzlich finde ich ihr abhängiges Verhältnis zu ihrer Schwester deutlich spannender als Yuitos Freundschaft zu disposable Shounen-Sidekick 0815. Kasanes Kampfstil halte ich auch für interessanter, weil sie sich sehr auf Kämpfe in der Luft und Telekinese fokussiert – letzteres ja das spezielle Feature von SN. Sie bekommt einige der großen Plottwists früher als Yuito und einige der relevanteren Hintergundinformationen werden bei ihr besser präsentiert – aber da sich beide Geschichten am Ende auf das gleiche zubewegen kann damit effektiv nicht viel gemacht werden.
    Das hinterlässt auch den Eindruck, dass die Entwickler damit rechnen, dass die meisten Yuito zuerst spielen, wo die Twists etwas wohldosierter verteilt sind. Seine Kampagne konzentriert sich auf die Anfangsstadt und so ist auch das Worldbuilding langsamer. Will aber auch nicht so tun, als wäre Kasane nicht auch ein Klischee (stoische, unsoziale Deadpan) und ihre grobe Charakterentwicklung kann sich wohl jeder, der bereits Anime konsummiert hat, ausmalen. Und Yuito wird auch durch seine Famili mehr Tiefe gegeben.
    Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass ich öfter gelesen habe, dass Leuten, nachdem sie mit Yuitos Kampagne fertig waren, Kasane nicht ausstehen konnten. Was sicherlich daran liegt, dass sie grundlegend designed ist weniger gemocht zu werden - was sich auch in der Story wiedergibt. Wenn man sie dann auch noch passiv erlebt und ihre Gedanken nicht mitbekommt, verstärkt das die Sache nur noch. Nicht sicher, ob man hier dem Writing Team gratulieren sollte dafür, dass sie das geschafft haben, oder es doch eher schlechtes Writing ist (von letzterem hat Scarlet Nexus schon ein paar fragwürdige Stellen).



    Story und Worldbuilding von Scarlet Nexus halte ich für durchwachsen, was beides darauf zurückzuführen ist, dass das Spiel ein hohes Tempo hat und zu viele Themen behandeln will. Da die Gebiete größtenteils recht gewöhnlich sind, bräuchte man hier eine starke Erzählung um sie mit Leben zu füllen. Auf Missionen erzählt einem ein Navigator ein wenig Lore und Charaktere sprechen an einigen Stellen miteinander, was zumindest für etwas Worldbuilding sorgt. Auch Bonding Events greifen auf einige Orte zu, so dass ihnen etwas mehr Backstory gegeben wird, aber das ist alles noch recht dünn, dafür, dass die meisten Gebiete recht generisch sind. Was hier auch nicht hilft, ist, dass gerade spätere Level recht lang werden, wo wirklich besseres Design und mehr Tiefe gut getan hätte.

    Dass Charaktere, sobald sie der OSF beitreten, ein Medikament zur Wachstumsverhinderung bekommen, weil psionische Kräfte mit dem Alter abnehmen, klingt eher nach ner typischen faulen Ausrede für Animu, dass man einerseits möglichst junge Hauptcharaktere hat, andererseits, dass man die viel ältere Loli Arashi einbauen konnte. Es ist schon beeindruckend, mit wie viel Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit hier die klischeehaftesten Dinge rausgeballert werden. Vielleicht wollte man das Trope, dass Anime Charaktere immer jung aussehen, auch einfach auf die Spitze treiben * g*



    Wobei ich schnelles Pacing schon besser finde als ein Spiel, was eine 10 Stunden Story hat, die auf 40 ausgedehnt wird. Aber ab nem gewissen Punkt dachte ich mir trotzdem in meinem ersten Run, dass das ein wenig viel wird, wie das Spiel versucht regelmäßig das Setting auf den Kopf zu stellen. Vielleicht war die Idee am Anfang, die Informationen stärker auf beide Routen aufzuteilen, aber dann hatten die Entwickler Angst, dass Leute, die nur eine spielen, nicht mitkommen? In der Story wird auch sehr viel einfach weggewischt, ohne dass man zu viel drüber nachdenken soll. Gegen Ende hagelt es nur so Deus ex Machina Momente und nicht so richtig erklärte Aktionen (so im Stile: Wir machen erstmal was, bei dem wir keinen Schimmer haben, ob es funktioniert, und schauen dann... YOLO! Und witzigerweise funktioniert es natürlich alles immer, so in klassischer Shounen Manier xD). Besonders eine Szene mit Yuito am Ende vom 9. Kapitels ist mir da sehr negativ hängengeblieben, weil sie einmal ultra kitschig ist, aber auch effektiv einfach die Power of Friendship herbeibeschwört^^
    Es ist etwas bedenklich, wie schnell Charaktere hier anderen vergeben, wenn diese etwas schlechtes getan haben. Da das mehrmals im Spiel passiert ist es durchaus auffällig, dass die Writer hier oft einfach nur Sachen unter den Teppich gekehrt haben.



    Ein wirklich kohärentes Thema konnte ich bei Scarlet Nexus nicht erkennen. Vielleicht, dass jeder seinen Platz im Leben finden muss? Sicher kann man auch was über die Red Strings (of Fate) machen, die ja alles hier miteinander verknüpfen. Aber ich denke nicht, dass dieses Spiel eine große Aussage haben sollte.

    Scarlet Nexus probiert sich auch daran, etwas über Diskriminierung zu sagen. Das hätte es lieber lassen sollen. 99% der Bevölkerung haben psionische Kräfte (was schon mal ne Ansage ist^^). Die 1% wurden als "Inept" bezeichnet, aber das war zu diskriminierend. Daher nennt man sie nun "Duds" (jap: "Bell pepper", weil sie hohl wie eine Paprika sind... xD), was... errr... ja^^



    Das Spiel hat einen sehr großen Cast, der schnell eingeführt wird (weil man für beide Routen ein Set aus verschiedenen Charakteren braucht) und gerade am Anfang ist der mehr als blass und ein Haufen härtester Anime Stereotypen. Das wird durch die Bonding Events (in manchen Fällen) ausgeglichen. Bei einigen entfalten sich neue Nuancen, bei anderen werden wiederum nur die Beweggründe erklärt wieso sie so sind. Und manche bleiben einfach Hanabi und Yuito. Am meisten gefallen haben mir hier Kagero, weil er tatsächlich einen interessanten Hintergrund hat, tsundere Shiden, weil er sich so gut mit Kasane rauft (und Yuito einfach mal permanent in seinen Bonding Events beleidigt) und Arashi, weil sie so herrlich faul und direkt ist. Es gibt aber auch Events die komplette Duds (höhö!) waren, beispielsweise Tsugumi. Die Themen der Events unterscheiden sich zwischen Kasanes und Yuitos Kampagne, so dass man gegebenenfalls andere Seiten der Charaktere zu sehen bekommt.
    Die Bonding Events wirken manchmal deplaziert, gerade im mittleren Teil kommen einige recht seltsame Gespräche zustande. Hier wirkt es, als hätten die Story und die Bonding Events zwei verschiedene Teams erstellt und man hat dann irgendwie versucht das reinzuzwängen. Gegen Ende nimmt die Menge dieser Events dann auch extrem zu, weil man auf einmal nicht mehr nur noch mit seinem Squad, sondern auch mit den anderen Mitgliedern quatschen kann, also für 9 verschiedene Charaktere.
    Witzig ist auch noch, dass sowohl Yuito als auch Kasane für einige der Charaktere wie Therapeuten wirken, die immer den richtigen Rat haben – meist für Kameraden, die deutlich älter und erfahrener als sie sind.

    Mich hat es etwas gestört, dass im Cast so viele Charakter verwandt miteinander sind. Sehr viele Brüder und Schwestern, und selbst welche, die erst unverwandt wirken, bekommen später einen Reveal dass sie es doch waren. Fast, als hätte das Entwicklerteam dies mit Absicht gemacht. Das lässt so ein "kleines Welt Phänomen" auftreten, nicht unüblich für viele Anime Stories. Auf der anderen Seite ist es vielleicht nicht zu unglaubwürdig, dass starke psionische Fähigkeiten in der Familie sind, aber darauf geht das Spiel nicht zu stark ein. Bei einigen Charakteren wird zumindest aufgeklärt, wieso es wahrscheinlich ist, dass gerade Familienangehörige im OSF landen.



    Was definitiv mal nicht qualitativ ist, sind die Sidequests. Diese sind im besten Fall Tutorials, die einem erklären, wie man manche Fähigkeiten benutzen soll. Im schlimmsten Fall sind es Geduldsproben, bei denen man nen Gegner auf 2% der HP runterholzen muss, damit man ihn dann mit einem der häufig schwachen Spezialangriffe der Gefährten töten kann.
    Und dafür gibts miese Belohnungen, die man sich auch im Laden kaufen kann. Im Postgame kann man wohl noch Spezialwaffen für die Charaktere bekommen, aber weil das Game keine Postgame Herausforderungen hat sehe ich nicht ein, daran Zeit zu verschwenden.
    Eine nette Sache im Postgame ist, wenn man es mit beiden Charakteren durchgespielt hat, dass man danach zwischen ihnen im selben Savestate wechseln kann.

    Was mich auch gestört hat: Man kann die ganzen Tutorials nicht abschalten beim zweiten Durchgang. Jedes Mal, wenn man eine Fähigkeit aktiviert, erscheint am linken Rand ein fetter Text, der einem erklärt, was sie macht. Was man ebenfalls nicht deaktivieren kann ist, dass einem Charaktere bei jedem Gegner zulabern, was jetzt besonders effektiv wäre und auch, dass sie einem ewig sagen, wie toll man doch ist und wo Items liegen. Da ist hartes Code Vein Design aktiv gewesen, was jetzt hoffentlich kein Standard bei Bamco wird.

    Es wird für das Spiel sicher noch einigen DLC geben. Der erste bringt beispielsweise neue Bonding Events mit. Es gibt auch ein paar recht offensichtliche Sachen, die im Spiel nicht zu Ende geführt wurden (was zur Hölle war mit Kodama los^^°), die vielleicht auch Teil von potenziellen DLCs sind.




    Fazit: Wenn man Lust auf ein schnelles, recht unkompliziertes A-RPG hat, ist Scarlet Nexus keine schlechte Wahl. Man sollte sich aber gewiss sein, dass sich am groben Spielverlauf nach einigen Kapiteln nicht viel ändern wird und sowohl Skill Floor als auch Ceiling nicht hoch sind – und dementsprechend das Spiel auch auf "hard" nicht zu schwer ist. Die flotten und nett anzusehenden Anime Kämpfe wechseln sich mit Visual Novel-Style Cutscenes ab. Wenn man über die Gruppe mehr erfahren will, so gibt es die optionalen Bonding Events – die auch Auswirkungen auf die Performance in den Kämpfen haben.

    Story und Worldbuilding leiden unter dem hohen Tempo und gerade am Anfang fand ich das Spiel und die Charaktere sehr unpersönlich. Das legt sich später und irgendwie habe ich lieber ein hohes Tempo als dass ein Spiel ewig auf der Stelle tritt. Die Story hat eine ganze Reihe an Twists, aber zu oft werden Deus Ex Machina Erklärungen benutzt. Unterhalten hat sie mich dennoch, weils auch irgendwo Panne ist. Die Charaktergeschichten haben mir Spaß gemacht und das Team ist schon okay.

    Das Konzept mit den zwei wählbaren Charakteren funktioniert in Scarlet Nexus ganz gut. Die grobe Handlung ist zwar die selbe, aber man sieht genug Ereignisse aus anderer Perspektive und gerade im Mittelteil unterscheiden sich die Missionen recht stark. Zusätzlich hält sich die Spielzeit mit 20-25 Stunden auch noch in Grenzen, so dass zwei Durchgänge nicht unrealistisch sind. Ich bin mir recht sicher, dass man Yuito als eigentlichen "Mainchar" während der Entwicklung betrachtet und einen eher gewöhnlichen, projezierbaren Charakter gebaut hat, und mit Kasane dann als "freien" Charakter ein paar interessantere Sachen machen konnte. Mir hat der Durchgang mit ihr mehr Spaß gemacht, unter anderem wegen ihres Kampfstils und der chaotischeren Gruppe, die sich gut zu ihrem eher kühlen Charakter ergänzt.


    Geändert von Sylverthas (30.09.2024 um 21:03 Uhr)

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