System: PC (Steam)
Genre: Space Girl Tamagotchi
Entwickler: TDGame Studios
Releasejahr: 2024
Spielzeit: 4 Stunden
Schwierigkeit: -
Beendet: 18.05.2025
Über das Spiel bin ich bei irgendeinem Steam Sale gestolpert und weils weniger als 2€ gekostet hat hab ichs einfach mal mitgenommen ohne viel darüber zu wissen. Anscheinend bin ich auf nem Tripp, narrative Spiele zu erkunden, die ihre Geschichte auf verschiedene Arten erzählen. Diesen Teil mach ich mal kurz: Sagen wir, man hat das Spiel einen Tag angefangen, zwei pausiert und öffnet es am 4. Tag erneut. Wenn man sich vorstellen kann, dass einen es trifft, wenn man dann nach dem Öffnen des Spiels das hier liest, dann könnte es durchaus was für einen sein (kein wirklicher Spoiler, weils ein normales Game Over ist):![]()
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Das Spiel startet damit, dass Aliya im Schiff Panik schiebt, weil einer ihrer Kollegen schwer verletzt ist. Aus irgendeinem Grund hat man selber die Kontrolle über den Bordcomputer COSMOS übernommen und kann so mit ihr kommunizieren - obwohl sich Aliya 1000 Jahre in der Zukunft befindet. Hat man die brenzlige Situation erstmal überwunden geht es darum, das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen, denn da liegt einiges im Argen. Hier kann man Aliya bei ihren Entscheidungen helfen. Viel mehr gibts zu dem Setup eigentlich nicht zu sagen *g*
Wenn ich einen Aspekt vom Spiel nennen müsste, den ich cool fand, dann war es die Immersion. Da das Spiel quasi ein glorifizierter WhatsApp-Chat ist, wird gerade der Zeitaspekt genutzt um es authentischer wirken zu lassen. So braucht Aliya für ihre Nachrichten immer etwas Zeit. Wenn sie sagt, sie werde sich auf den Weg zum Maschinenraum machen, dann dauert es etwas, bis sie da ist. Wenn sie sich hinlegt dauert es mehrere Stunden, bis sie wieder schreibt. Dabei tickt die Zeit immer im Hintergrund, auch wenn das Spiel aus ist. Es soll der Eindruck erweckt werden, dass dieser virtuelle Charakter gerade das tut, was sie sagt, dass sie es tue. Und ich fand das wirklich cool und es hat sich passend angefühlt. Gleichzeitig denke ich auch, dass man sich das Spiel aus dem Grund vielleicht eher für das Smartphone holen sollte als Steam, weil das Konzept dafür einfach passender ist. Da ists nicht so wild, wenn man das einfach mal 10 Minuten zur Seite legt und dann die nächste Nachricht von Aliya eintrudelt *g*![]()
Um aber noch mal auf den Anfang zurück zu kommen: Was mich bei dem Writing durchaus erwischt hat, ist, wie roh es sich anfühlt. Scherzhaft nenne ich es "Space Girl Tamagotchi", und wie bei nem echten Tamagotchi hab ichs natürlich sofort geschafft, Aliya ersticken zu lassen. Als ich das gelesen habe - zu diesem Zeitpunkt war sie ja schon lange tot und geflatlined - das hat mich richtig mitgenommen. Finde der kurze Ausschnitt macht die Einsamkeit des Weltraums, die Ausweglosigkeit ihrer Situation so klar. Niemand konnte ihr helfen, niemand war noch da. Nicht mal die eine Person, mit der sie noch Kontakt hatte, antwortet ihr. Man geht selber vielleicht gerade einkaufen, ist auf der Arbeit oder trinkt mit den Freunden, während ihr langsam der Sauerstoff ausgeht und sie akzeptieren muss, dass es ihr Ende ist. Sowas sind einfach starke Momente, die einem eigentlich nur Spiele liefern können und die man wirklich nachfühlen kann. Da wird in so eine Urangst reingetapped, dass man einsam irgendwo stirbt und niemand da ist einem zu helfen - und das, obwohl man durch die Technik ja eigentlich viele Kontaktmöglichkeiten haben sollte. Ja, ich hab mich schlecht gefühlt. Schlechter, als zu der Zeit, als damals mein Katzen-Ripoff-Tamagotchi zum 5. Mal verhungert ist (keine Sorge, ich hab keine Haustiere^^).
Dabei muss man sich nicht mal so stark um den Sauerstoff kümmern - man darf die Sauerstoffmaschine halt nur nicht einfach mehrere Tage ausgeschaltet lassen *g*
Der Zeitaspekt ist sonst kaum kritisch. Bei relevanten Entscheidungen / Fragen wartet Aliya immer darauf, bis man antwortet (so lange sie nicht erstickt). Es gibt gelegentlich Stellen, da muss man recht schnell antworten, sonst glaubt sie, dass man kein Interesse daran hat (z.B. wenn sie einem persönliche Fragen stellt) - sowas ist dann aber eher optional um ihren Charakter auszubauen oder die Immersion, dass man hier ein Gespräch hat, zu erhöhen. Dadurch kann man dann auch ein paar lustigere Sachen verpassen.
Ansonsten sind die interaktiven Elemente eher gering, aber das Spiel ist auch klein, so dass das für so eine Visual Novel (haha, ja, ich hab euch alle mit dem Genre reingelegt!) ausreicht. Als konkretes Gameplay (neben Entscheidungen) gibt es noch ein paar Sequenzen, wo man für eine gewisse Zeit den Antrieb vom Schiff anschalten muss - zum Beispiel um auf einem Planeten zu landen. Da muss man im Prinzip im Kopf die Zeit zählen - was ich sogar einmal glorreich verkackt habe, weil mich wohl ein glänzendes Objekt oder so abgelenkt hat, wodurch ich dann nen Großteil vom Spiel noch mal machen durfte.![]()
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Obwohl ich von Immersion gesprochen habe war ich da dann doch dankbar, dass es ne Möglichkeit gibt, Wartezeiten abzukürzen (die ich aber dann wiederum nur benutzt habe bis ich wieder an der Stelle war).Man kann oft Gesprächsthemen auswählen und ich fand das, was man mit Aliya so bespricht, schon ganz cool. Sie erzählt einem von ihrer Zeit, man kann sich auch bei ihr ausjammern wie kacke es einem geht (was auf ner höheren Ebene witzig ist, weil sie in Lebensgefahr schwebt xD). Es geht um Klone, um die Besiedelung des Weltraums, um Megacorps, um Selbstwert. Nichts total außergewöhnliches, aber weil das Spiel darauf basiert, dass man nur einen Chat hat, ist es denke ich gut gewesen, die Themen leicht verständlich und vorstellbar zu halten.
Vor allem kommt aber auch diese Erleichterung von Aliya rüber, dass sie in der Einsamkeit der Sterne doch jemanden hat, mit dem sie chatten kann. Auch wenn der riesige Abstand immer präsent ist - sowohl räumlich als auch zeitlich. Effektiv kann ihr in der Situation niemand helfen, aber es ist leicht vorstellbar, wie viel es einem trotzdem geben würde, mit jemandem sprechen zu können. Irgendwie wird in der Weite des Weltalls hier trotzdem so eine kleine isoleirte Welt aufgebaut, mit nur einem Fenster nach draussen. Denn der Rest ihrer Crew befindet sich entweder auf der Krankenstation oder in Cryostase. Und von diesen haut sie auch die ein oder andere Anekdote raus, so dass man ein wenig das Gefühl bekommt, auch diese zu kennen. Und man versteht, wieso sie sich nach der Zeit mit ihnen zurücksehnt.Das ist irgendwie eine interessante Art von indirektem Storytelling, denn Aliya kann einem ja nur sagen, was sie sieht und man muss dann ihrer Erklärung vertrauen und malt sich ein eigenes Bild. Es ist auf die Art wohl sogar näher an Novel als an Visual dran. Oder vielleicht eine Light Novel in Spielform? Denn Aliya schickt einem gelegentlich noch Fotos, die es etwas stärker illustrieren.![]()
Ich will nicht leugnen, dass das Spiel in gewisse parasoziale Aspekte reintapped - es wird nun mal suggeriert, dass man selber mit ihr spricht. Das Writing fand ich dabei gut genug, dass es für mich funktioniert hat, auch wenn es ein paar Aspekte gab, die mich etwas rausgenommen haben. Insbesondere hat das Spiel mehrere Enden und versucht das auch in universe zu kontextualisieren, was IMO aber nicht gut funktioniert. So erzählt einem Aliya, dass sie nur ein Klon sei und man nach ihrem Tod einer weiteren Aliya begegnen könne - so wird der Reset vom Game kontextualisiert. Aber das funktioniert IMO nicht, weil sich die "neue" Aliya ja in der exakt gleichen Situation am Spielanfang befindet wie die alte - es also eher wie ein Timeskip in die Vergangenheit, nicht wie ein neuer Klon rüberkommt. Solche Timeskips werden im Rahmen der Handlung zumindest angeteased, aber nicht konkret gemacht, ob das auch in die Vergangenheit geht.
Bei den mehreren Enden ist es so, dass man eines immer sehen muss, bevor man dann die anderen bekommen kann. Und das Ende hat mich wie ein Truck getroffen.![]()
Die anderen Enden danach haben mich dann nicht mehr ganz so gekriegt und ich fand auch den weiteren Time Travel Aspekt davon etwas künstlich, wie oben schon angesprochen, aber sie waren solide und zumindest keine Tragödie^^
Sie decken auch noch etwas von der Lore auf und zumindest eines wirkt so, als wäre da noch mehr von den Entwicklern geplant. Kann mir vorstellen, dass das Business Modell von dem Spiel nicht mobile-game-untypisch wohl so werde wird, dass man nach und nach immer weitere Episoden kauft und die Reise somit immer länger wird. Ob ich da drainbleibe? Nicht sicher, bin mit dem, was man hier kriegt, eigentlich zufrieden.
Fazit:
Aliya: Timelink ist ein charmantes kleines Spiel, was man meiner Meinung nach am besten Mobile spielen sollte. Denn da fühlen sich dann die Nachrichten von Aliya, die etwas zeitverzögert kommen, natürlicher an. Nebenbei ist das Interface quasi ein WhatsApp-Chat. Wenn man sich darauf einlässt, fand ich das durchaus ziemlich immersiv, dass Aliyas Aktionen auch Zeit kosten. Ich fand Aliya durchaus sympathisch und man quatscht mit ihr über lustige aber auch sehr ernste Sachen. Das Spiel hat ein paar Szenen, die mich durchaus gekriegt haben. Definitiv mehr, als ich bei so einem simplen textbasierten Space Girl Tamagotchi erwartet hätte.
Wenn man Aliya genug Sauerstoff füttert, dann muss man auch keine große Angst um ihr Überleben haben. Dass das Spiel im Hintergrund weiterläuft ist in den meisten Fällen auch nicht so relevant, weil Aliya bei wichtigen Antworten wartet. Man kann aber gelegentlich optionale Diskussionen verpassen (Klassiker war das: "Ich geh jetzt schlafen" - paar Minuten später - "Ich kann nicht schlafen, bist Du noch wach?" xD). Das Spiel ist weder superkomplex noch besonders lang, aber ich fand es macht mit dem Wenigen, was es hat, schon einiges.
Ungeduldigere Spieler könnten die Verzögerungen nerven, aber da gibts nen Trick wie man die umgeht. Ich fands aber ne coole Idee und die Gespräche mit Aliya immersiver dadurch. Dass das Spiel ne gewisse parasoziale Komponente hat kann man nicht leugnen. Das erste Ende hat bei mir gut reingehauen, die danach fand ich aber nur noch okay.
Wenn ich es richtig sehe werden die Entwickler hier noch weitere Updates machen, vermutlich als DLC. Vielleicht wirds ja auch noch ein Gacha? *g*
Ob ich mir die anschaue weiß ich nicht, weil ich mit dem bisherigen Erlebnis eigentlich zufrieden bin.