Ergebnis 1 bis 20 von 86

Thema: Reading Challenge 2019 – Literary Readaloo [Abgeschlossen]

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #24
    The Chrysanthemum and the Sword: Patterns of Japanese Culture von Ruth Benedict (1946)



    Ruth Benedict zählt zu den bedeutendsten Kulturanthropologen des letzten Jahrhunderts, und dieses Buch gehört wohl zu ihren bekanntesten. Nicht nur diente es in der Nachkriegszeit den Amerikanern und anderen westlichen Kulturen dazu, die Mentalität und das doch sehr vom Westen abweichende Wertesystem der Japaner zu begreifen, sondern wurde auch in übersetzter Form in Japan zum Bestseller. Man muss natürlich bedenken, dass sich in den 70 Jahren seit der Veröffentlichung viel getan hat. Die Kultur und Mentalität der Japaner hat sich in vielerlei Hinsicht stark dem Westen angeglichen. Allerdings gibt es auch heute noch signifikante Unterschiede, weshalb das Buch nicht nur rein historisch interessant ist.

    Besonders spannend fand ich, wie die verschiedenen Formen der Verpflichtung (on, giri, chu, gimu) gegenüber anderen, der Familie, dem Kaiser, der Welt und so weiter beschrieben wurden, in der sich der zentrale Unterschied zu den westlichen (amerikanischen) Werten findet. Die Japaner wurden als Volk charakterisiert, deren scheinbar widersprüchliches Verhalten dann Sinn ergibt, wenn man begreift, nach welchen Maximen sie handeln. Entsprechend wäre es schwierig gewesen, ihnen nach dem Weltkrieg die amerikanischen Werte von Freiheit etc. als ganzes aufzuzwingen, was die Amerikaner auch begriffen haben und dem Land bei der Verwaltung ein recht hohes Maß an Autonomie zugesprochen haben. In gewisser Weise wurde mir auch klarer, wieso die Japaner und Deutschen derart unterschiedlich mit ihrer Kriegsvergangenheit umgehen.

    Das Buch geht aber durchaus noch tiefer und setzt bereits bei der Erziehung der Kinder an und beschreibt das japanische Leben als eine U-Kurve der Freiheit: große Freiheit als Kind und im Alter, geringste Freiheit im Heiratsalter. In gewissermaßen das genaue Gegenteil zu Amerika, wo der junge erwachsene Mensch die größte Freiheit genießt.

    Insgesamt ein sehr spannendes und aufschlussreiches Buch, selbst wenn man glaubt, die japanische Kultur schon recht gut zu verstehen. Man muss natürlich auch etwas kritisch sein und bedenken, dass seitdem viel Zeit vergangen ist und das Buch als Fernstudie entstanden ist, aber in jedem Fall heute wie damals ein ausgesprochen empfehlenswertes anthropologisches Werk, wie ich finde. Meine beiden größten Kritikpunkte sind, dass in vielen Fällen sehr stark verallgemeinert wird, sodass es manchmal unglaubwürdig erscheint, dass die Beschreibungen wirklich auf alle oder fast alle Leute zutreffen sollen, und dass Beschreibungen teils zu ausschweifend sind. Wenn man sie schon zu Anfang ganz gut begriffen hat, dann aber zehn Seiten mit Beispielen folgen, ist das irgendwann etwas ermüdend. Verständlich aber, wenn man bedenkt, dass das Buch für Leute geschrieben wurden, die eigentlich nichts über Japan wissen.

    für dieses Buch. Hat mich auch direkt auf weiterführende Literatur gebracht, die ich lesen will.


    Kemono no Souja #3 (獣の奏者その3 探求編) von Nahoko Uehashi (2012)



    Ich hab’s geschafft – mit 560 Seiten das längste japanische Buch, das ich bis dato gelesen habe. Eindrücke hatte ich ja schon einmal niedergeschrieben. Ich muss sagen, mein Endeindruck verbleibt sehr positiv, aber das letzte Drittel hat mich nicht völlig abgeholt. Für das, was passiert ist, waren das doch sehr viele Seiten. Der zentrale Konflikt, in dem Erin sich entscheiden muss, ob sie die Verpflichtungen gegenüber ihrer Familie oder dem Allgemeinwohl der Menschen höher gewichten will, wird sehr gut und nachvollziehbar dargestellt. Ihr Sohn und ihr Mann bekommen auch viel Screentime, sodass man nun ein sehr gutes Bild von ihrer Familie hat.

    Interessant fand ich, dass zunächst eine Wendung vorgetäuscht wird, die am Ende doch noch in eine ganz andere Richtung umschlägt. Statt einer „Reise“, die stattfinden soll, beschließt sich Erin am Ende, doch einen anderen Weg zu gehen. Bin gespannt, ob diese „Reise“ zur Suche der Wahrheit doch noch stattfinden wird. Die letzten zwei Kapitel waren auf jeden Fall noch mal ordentlich spannend und bieten ein gutes Fundament für den vierten und letzten Band. Generell war Buch 3 sehr viel Aufbau für das, was nun folgt, und ich gehe davon aus, dass der sogar etwas kürzere vierte Band deutlich ereignisreicher sein wird, wenn die ganzen offenen Fragen und Handlungsstränge zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht werden sollen.

    Bis ich den beginne, werde ich aber eine Pause einlegen und was anderes lesen. Zwar kann ich die Bücher mittlerweile relativ mühelos lesen, aber fürs Erste ist mir eher nach etwas Kürzerem, und etwas, das nicht Fantasy ist. Freue mich aber schon, in ein paar Monaten das Finale zu lesen.

    Status: 5/10

    ☑ #4 – 29.04.2019 (312/312): The Chrysanthemum and the Sword: Patterns of Japanese Culture
    ☑ #5 – 01.05.2019 (560/560): 獣の奏者その3 探求編 (Kemono no Souja #3)

    Liege ganz gut in der Zeit, was die Challengeziele angeht. Was steht als nächstes an? Habe einige Ideen. Werde wohl wieder ein japanisches Buch und ein englisches Sachbuch parallel lesen.
    Könnte das fünfte Kiki-Buch in Angriff nehmen, das ist wieder schön kurz. Oder mich an Murakami versuchen, ich glaube, das wäre mir mittlerweile gut möglich. Allerdings habe ich auch ’nen Haufen Manga rumliegen, die ich unbedingt lesen will (nicht im Rahmen der Challenge). Na ja, wird sich zeigen.

    Geändert von Narcissu (10.05.2019 um 07:00 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •