Fell Seal ist ein Taktik-Rollenspiel ala Final Fantasy Tactics in dem man eine Pilgerreise unternehmen muss die darüber entscheidet wer einen der Unsterblichen ablösen wird die seit dem Sieg über eine furchtbare Bestie über die Welt wachen. Als Prämisse durchaus in Ordnung, auch wenn es schlussendlich nicht so wirkt als ob man tatsächlich mit anderen Auserwählten konkurrieren würde. Stattdessen sind nur zwei von denen wirklich relevant, wenngleich der erste relativ schnell ausscheidet. Das größere Problem ist aber die Tatsache, dass man bereits in den ersten Stunden einige Storyentwicklungen akkurat vorhersagen kann. Darunter auch die Tatsache
wer der Endgegner sein wird. Ich hatte irgendwie gehofft dass die Entwickler das absichtlich gemacht haben damit man die wahren Twists nicht vorhersagen kann, aber schlussendlich ist es genauso gekommen wie erwartet. Ein paar Twists gab es zwar trotzdem, die ändern am Endresulat aber nichts.
Viel schlimmer ist aber die Tatsache, dass die Story bis zum Ende relativ gemächlich vor sich hinplätschert und es dementsprechend keinen ordentlichen Spannungsbogen gibt. Am Ende (nach über 40 Missionen) eskaliert es dann zwar endlich, aber kurz vorm Finale wird das alles nochmal extrem ausgebremst da man noch ein paar zusätzliche Missionen machen muss bevor man sich dem wahren Endboss stellen kann. Und falls man noch das gute Ende freischalten will, dann dauert das ganze noch ein bisschen länger, zumal eine der nötigen Bedingungen sehr obskur ist. Dazu muss man nämlich eine Klasse freischalten für die man einen Brief braucht der nur am Rande mal erwähnt wird und von einem ansonsten unwichtig wirkenden Gegner getragen wird. Der lässt diesen aber nicht fallen wenn man ihn umbringt. Stattdessen muss man einen Skill benutzen der beim Tod des Gegners ein Item liefert. Und beim Endkampf darf man genau den selben Mist nochmal machen, nur dass sich die zu bestehlenden Gegner diesmal in die Luft sprengen wenn ihre HP zu niedrig sind. Die respawnen zwischendurch zwar wieder, aber da der Endboss gar nicht so schwer ist, ist er mir beim ersten Mal verreckt bevor ich es geschafft habe auch nur einmal erfolgreich was zu stehlen.
Storytechnisch hat mich Fell Seal also echt nicht überzeugen können. Und die Charaktere fand ich trotz optionaler Zwischensequenzen die extra dafür gedacht sind einem die Charaktere näher zu bringen viel zu unterentwickelt als dass mir irgendwer ans Herz gewachsen wäre. Bleibt von daher nur das Gameplay mit dem das Spiel eventuell überzeugen könnte. Und ich kann zumindest sagen, dass es in dieser Hinsicht einiges zu bieten hat. Darunter über 30 Klassen, wobei nicht jeder Charakter auf alle zugreifen kann. Und einer von denen hat sogar seine ganz eigenen Klassen da er diese durch das Töten von Gegnern erlernt. Anstatt ständig wechseln zu müssen, kann man diese außerdem auch miteinander kombinieren sobald man die Fähigkeiten einer anderen Klasse erlernt hat. Die Skills und passiven Fähigkeiten der aktuellen Klasse können zwar nicht geändert werden, aber die Zweitklasse, der Konterskill, sowie die dritte und vierte passive Fähigkeit kann man jederzeit frei wählen. Dadurch lässt sich unter anderem ein Heiler basteln dessen Heilzauber verstärkt sind, der sich durch das Heilen von Partymitgliedern hochheilt, der mit jeden Schritt HP regeneriert und der beim Erleiden von Schaden in einen regenerativen Zustand wechselt.
Manche Skills die eigentlich ganz cool klingen sind allerdings bei weitem nicht so gut wie sie hätten sein können. So ist Doppel Magie fast komplett nutzlos da man eigentlich nie genug MP besitzt um zwei mächtige Zauber in Folge zu verwenden. Man müsste dazu schon eine zweite Klasse meistern die die benötigen MP um 1/3 reduziert, aber selbst dann dürfte es knapp werden. Und es dauert schlichtweg viel zu lange mehrere Klassen zu meistern, zumal bestimmte Klassen andere Klassen als Vorraussetzung benötigen bevor man überhaupt in der Lage ist zu wechseln. Von daher habe ich pro Charakter nur so 5 Klassen gemeistert. Und selbst dafür musste ich vor dem Endkampf eine ganze Weile grinden. Wer das Spiel zu 100% abschließen will, der ist also vermutlich sehr viel länger als 50 Stunden mit beschäftigt. Zumal es neben den Arenakämpfen auch noch ein immer schwerer werdendes Gebiet gibt bei dem ich gerade mal zwei Missionen geschafft habe.
Ich fand das Spiel von Anfang bis Ende aber auch sehr herausfordernd, weswegen mir immer wieder Charaktere weggestorben sind. Das könnte man theoretisch auch mit Permadeath kombinieren da sich der Schwierigkeitsgrad
auf vielfältige Art und Weise anpassen lässt, aber ich würde persönlich niemanden zu raten. Schon weil es gegen Ende mehrere Gegner gibt die jede Runde Instant Death Skills raushauen die sich höchstens durch Verstummung oder Absorbierung ihrer MP vermeiden lassen. Einer von denen regeneriert allerdings jedes Mal MP wenn man ihn verletzt, von daher muss man sich da entweder zurückhalten oder genug Schaden machen bevor er die eigene Gruppe dezimiert. Man kann Charaktere zwar wiederbeleben, aber natürlich so lange wie der Instant Death Skill nicht die eigenen Heiler umbringt. Items gibt es zwar auch, und man muss die nicht mal kaufen, aber dafür sind sie arg begrenzt. Die lassen sich mittels Crafting zwar verbessern, aber selbst auf maximaler Stufe kann man pro Kampf nur zwei Charaktere wiederbeleben. Und das auch nur mit einem Bruchteil ihrer maximalen HP. Ist bei solchen Bossen also nicht so prickelnd. Und verglichen damit fand ich selbst den Endboss ganz angenehm.
Von daher muss ich sagen dass Fell Seal zwar zumindest mit dem Gameplay überzeugen kann, aber es gibt einfach ein paar Design Entscheidungen die mir den Gesamteindruck vermiest haben. Und es gibt auch welche die rein logisch keinen Sinn ergeben. Wie Flächenzauber die über kleinere Höhenunterschiede nicht hinwegkommen obwohl jeder Gegner von einem separaten Zauber getroffen wird. Oder ein Sprung-Skill mit dem man bizarrerweise keine Abgründe runterspringen kann obwohl die Distanz niedriger wäre als die maximale Reichweite des Skills. Kann man also durchaus spielen wenn man sonst nichts weiter hat, aber storytechnisch sollte man nichts besonderes von erwarten. Sowas wie Stella Glow hat mir da persönlich besser gefallen. Mit Final Fantasy Tactics kann ich es aber nicht vergleichen da ich nur Tactics Advance gespielt habe. Und das auch nur bis ich irgendwann keine Lust mehr hatte.