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  1. #1

    Könnten JRPGs auch ohne Fantasy funktionieren?

    Die allermeisten JRPGs spielen in einer Fantasy-Welt, und selbst wenn nicht, ist der Fantasy-Einfluss stark (Persona, Shadow Hearts).

    Glaubt ihr, die Spielmechaniken von JRPGs lassen sich auch in halbwegs realistischen Settings mit bestenfalls leichten übernatürlichen oder Fantasy-Einflüssen umsetzen? Falls ja, wie stellt ihr euch das spielerisch vor?


  2. #2
    Gut, Sci-Fi ist jetzt die naheliegende Antwort, aber viele würden das ja eh in dieselbe Kategorie werfen. Da gibt es sicher auch ein paar Beispiele, oder? (Lustigerweise ist Galerians das erste, das mir einfällt. Blast from the Past. xD Aber nach Wiki wohl eher Survival Horror als RPG. o.o Lustig, hatte ich anders in Erinnerung.) Earthbound könnte man vll. auch nennen, aber das ist so psychedelisch und teilweise metaphorisch, dass man sich nie so recht sicher sein kann, ob einige Aspekte nicht doch Fantasy sind. ^^ Secret of Evermore setzt afair auf eine sehr wissenschaftlich angehauchte Alchemie.

    Ganz ohne geht definitiv auch, man muss die Mechanismen ja nur "umfluffen", wie wir im Pen & Paper sagen würden. Ein Feuerball und eine Granate können praktisch derselbe Mechanismus sein, und das zählt auch für alles andere. "Krieg" ist übrigens allgemein so ein Genre-Short-Hand, um Fantasy zu vermeiden. Ich denke gerade an Advance Wars, das afair keine Fantasy hat. Ist zwar auch kein JRPG, aber schon zieeemlich japanisch. Könnte mit den Charakteren eigentlich auch eins sein. Ein hartes Beispiel fällt mir auf Anhieb allerdings nicht ein.

    Hm, das ist sicher auch so eine unausgesprochene Genre-Konvention da drüben, oder? Bei West-RPGs hab ich mit Alpha Protocol sogar erst letztens eins gespielt, das ohne Fantasy und praaaktisch ohne Sci-Fi auskommt. Vielleicht liegt es auch daran, dass JRPGs tendenziell doch ein wenig formulaischer sind.


    Ein klassisches Rollenspiel, reduziert auf den Zauber des alten Genres: Wortgewaltige Sprache. Fordernde Kämpfe. Drei, die einen Drachen töten – und was sie dazu führen mag ...
    Jetzt für 2€ auf Steam, werft mal einen Blick drauf! =D

  3. #3
    Zitat Zitat
    Könnten JRPGs auch ohne Fantasy funktionieren?
    Nein, weil man dann kein Spiel hätte. In der Wirlichkeit begegnet man keinen Monstern oder Haha-Bösewichtern, die die Welt zerstören wollen, hat keine Möglichkeit, sich nach irgendwelchen Kämpfen (wozu überhaupt? Indem man irgendwelche Leute zusammenschlägt, löst man keine Probleme!) zu heilen, und sobald man sich mit dem Falschen anlegt, landet man im Krankenhaus oder gleich im Leichenschauhaus.

    Fantasy for the win!

  4. #4
    Zitat Zitat von Narcissu Beitrag anzeigen
    Die allermeisten JRPGs spielen in einer Fantasy-Welt, und selbst wenn nicht, ist der Fantasy-Einfluss stark (Persona, Shadow Hearts).

    Glaubt ihr, die Spielmechaniken von JRPGs lassen sich auch in halbwegs realistischen Settings mit bestenfalls leichten übernatürlichen oder Fantasy-Einflüssen umsetzen? Falls ja, wie stellt ihr euch das spielerisch vor?
    Ja, eigentlich ist es ganz leicht. Die South Park spiele haben einige Stellen, die in die Richtung gehen. Meine Meinung ist ja grundsätzlich, dass die Antwort auf eine Frage wie "glaubt ihr, es ist möglich, X zu schreiben/filmen/zum Spiel zu machen ohne Y" immer JA ist. Wer "Nein" sagt hat einfach nicht genügend Vorstellungskraft

    Man könnte z.B. ein Mafia-RPG machen. Die Random Encounter könnten einfach die Truppe einer verfeindeten Familie sein. Man könnte sogar eine Geschichte machen, die sich um ein Rudel nicht-antropomorpher Wölfe dreht. Die Möglichkeiten sind endlos. Einschränkungen sind nunmal nicht per se Kreativitätskiller, sondern können diese gerade erst anregen.
    Gründer der JRPG-Challenge
    JRPG-Challenge 2018 - You'll never see it coming!



  5. #5
    Klar!
    Eine Idee wäre z.B. in Richtung Science Fiction zu gehen und ein Spiel in einer Welt wie Ghost in the Shell anzusiedeln. Vielleicht hat die Gruppe einen Satz von Armed Suits zur Vefügung. (Kein Mechs die wären wieder Fantasy in meinen Augen. ^^) Durch Upgrades und ähnliches könnte man die RPG Mechaniken einbauen. Vielleicht man man noch Hacking mit rein um einen anderen Ansatz zuhaben und soetwas wie Magie. (Wobei man nichtmal in die Richtung von Wunder Nanomaschinen gehen muss, was es ja auch schon gibt.) Als Feinde könnte es dann z.B. auch Drohnen geben, wenn man nicht Implikationen ständig gegen Menschen zu kämpfen nichts zutun haben will. Ich wäre ehrlich gesagt sofort Feuer und Flamme für ein solches Hard Schience Fiction Setting. Allerdings glaube ich nicht das wir sowas jemals bekommen. =/
    Beschäftigt mit: The Outer Worlds (PC), Hiroyuki Morioka - Banner of the Stars, Anime Winter Season 23-24
    Beendet: Liu Cixin - Die drei Sonnen, T.S. Orgel - Behemoth, Lunacid (PC), Forager (PC)
    2023: Hiroyuki Morioka - Crest of the Stars, Lords of the Fallen (PC), Brandon Sanderson - Kinder des Nebels, Brandon Sanderson - Die Seele des Königs, Brandon Sanderson - Elantris, Vampire Survivors (PC), Ann Leckie - Das Imperium, To the Core (PC), Ann Leckie - Die Mission, Universal Paperclips (PC), Diablo 4 (PC), Ann Leckie - Die Maschinen, Stanislaw Lem - Fiasko, Monster Hunter World (PC), Yuji Kaku - Hell's Paradise: Jigokuraku (Manga)

  6. #6
    Machbar auf jeden Fall. Nur hätte ich an einem übermäßig realistischen RPG keinerlei Interesse mehr, weil mir der Eskapismus-Aspekt mit all den überlebensgroßen Elementen wirklich wichtig ist und überhaupt erst für die Unterhaltung sorgt. Und ich meine jetzt nicht Sci-Fi, das ist die naheliegende Alternative und passt locker-flockig in die selbe Kategorie wie Fantasy mit unbegrenzten Möglichkeiten.

    Bei der Umsetzung gäbe es wohl auch einige Probleme, für die man Lösungen finden müsste. Kämpfe fänden gegen Menschen (eintönig) und ansonsten allenfalls noch gegen wilde Tiere (was würde PETA sagen?) statt. In realistischer Umsetzung wäre es aber schwierig, die alle einfach umzubringen. Stichwort Gewaltdarstellung. Auch die potentielle Zielgruppe schränkt das ein. Aber wenn der Gegner nach einem Kampf bloß wegrennt ist das nicht sonderlich befriedigend und wenn jeder auf dem Boden liegen bleibt ist nach kurzer Zeit alles mit bezwungenen Feinden zugepflastert ^^ Ich gehe schon davon aus, dass in einem "richtigen" RPG die Kämpfe eine bedeutende Rolle als Spielmodus innehaben, der auch für die Charakterentwicklung nötig ist.

    Vielleicht käme dabei am Ende eher so etwas wie Tomb Raider + raus. Eine Art Action-Spiel, dem man lediglich eine zusammenhängendere Welt, mehr NPCs und ein bisschen mehr Rollenspiel-mäßige Entwicklungssysteme verpasst hat. Aber auch so etwas würde ich nicht unbedingt als realistisch bezeichnen xD Für Alltagskram brauche ich jedoch keine Videospiele, den hab ich so schon genug.

  7. #7
    Die offensichtlichste Wahl wurde ja bereits genannt: Sci-Fi. Das Genre hat so dermaßen viele Unterarten, sodass sich hier definitiv was Interessantes bewerkstelligen ließe. Insbesondere Cyberpunk und Post-Apokalypse sowie Space Exploration wären da klasse für geeignet.
    Dazu kommt noch das Horror-Genre, das auch spannende Möglichkeiten bieten würde. Leider gibt es hier jedoch relativ wenig Beiträge. Sweet Home für das NES käme mir da in den Sinn. Ansonsten natürlich Abwandlungen wie Parasite Eve oder eben Shadow Hearts. Aber auch hier geht es natürlich nicht ohne Phantastik.

    Realistische Settings fände ich ansonsten auch eher unspannend. Wie Enkido schon sagt, macht der Eskapismus-Gedanke da eben sehr viel aus. Höchstens historische Szenarien wären da denkbar sowas wie Kingdom Come Deliverance vielleicht. Oder Robin Hood, die Artus-Sage, (Welt)Kriegsszenarien oder was auch immer.
    Geändert von Cooper (21.12.2018 um 10:30 Uhr)

  8. #8
    Ich mag mich irren, aber zählt die Yakuza-Reihe nicht auch (im weitesten Sinne) zu RPGs und kommt ohne Fantasy-Aspekte aus?

    Zitat Zitat von Cooper Beitrag anzeigen
    Realistische Settings fände ich ansonsten auch eher unspannend. Wie Enkido schon sagt, macht der Eskapismus-Gedanke da eben sehr viel aus. Höchstens historische Szenarien wären da denkbar sowas wie Kingdom Come Deliverance vielleicht. Oder Robin Hood, die Artus-Sage, (Welt)Kriegsszenarien oder was auch immer.
    Wobei man bei der Artus-Sage auch direkt knietief wieder in Fantasy-Elementen steckt, voll mit Magiern, verzauberten Schwertern und Fantasiewelten wie Avalon. Sich an Legenden zu bedienen ist schwierig, wenn man Fantasy raushalten will, da sich ja sehr große Teile des Genres aus eben diesen Legenden ableitet.

  9. #9
    Zitat Zitat
    Ich mag mich irren, aber zählt die Yakuza-Reihe nicht auch (im weitesten Sinne) zu RPGs und kommt ohne Fantasy-Aspekte aus?
    Bis auf ein paar übernatürliche Ausnahmen in seltsamen Sidequests (die mehr MINDBOGGLING sind als alles andere xD), ist das sehr wahr und ein sehr gutes Beispiel! Komisch, dass niemand drauf gekommen ist; wahrscheinlich weil das Kampfsystem recht eindeutig ein Brawler ist. Würde als JRPG aber genauso gut funktionieren – ich denke gerade an LISA, das ja praktisch ein Martial-Arts-Spiel mit Maker-Kampfsystem ist. ^^

    Zitat Zitat
    Aber auch so etwas würde ich nicht unbedingt als realistisch bezeichnen
    Ich denke, es ging eher um "realistische Settings" im Sinne von "keine Fantastik" ... Wenn es wirklich realistisch sein soll, kann man Yakuza natürlich gleich wieder lachend wegwerfen.


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  10. #10
    Auf Sci-Fi wollte ich eigentlich nicht hinaus, das ist ja auch nur eine Art von Fantasy.

    Zum Thema Kämpfe nur gegen Menschen: Das dürfte doch auf einige SRPGs zutreffen. In Fire Emblem kämpft man hin und wieder auch mal gegen Dämonen oder Monster, aber die meisten Kämpfe finden gegen Menschen statt.

    Aber man kann das Thema auch ganz anders angehen. Es müssen ja nicht unbedingt immer Kämpfe sein, wo es darum geht, einen Gegner zu töten oder physische Gewalt zuzufügen. Es gibt ja einen Haufen Pen-and-Paper-RPGs, die ohne physische Kämpfe funktionieren, aber trotzdem Mechaniken verwenden, die auf Statuswerten basieren. Da gibt es, denke ich, sehr viele Möglichkeiten. Proxy-Kämpfe sind ja eine recht populäre Idee in Animes, z.B. indem man mit Spielkarten oder Spielfiguren gegeneinander antritt, also quasi einen Kampf simuliert („Spiel im Spiel“).

    Auch denke ich nicht, dass Eskapismus notwendigerweise an Fantasy gekoppelt ist. Es gibt in unserer Welt zahllose fantastische Orte, die vollkommen real sind. Ich würde letztlich wohl auch ein RPG vorziehen, das Realismus mit Fantasy-Elementen kombiniert, aber die Idee, die RPG-Mechaniken auf ein Setting zu übertragen, in dem es nicht darum geht, Monster zu verkloppen, finde ich sehr reizvoll.

    Und ja, die Yakuza-Serie ist da imo tatsächlich ein sehr gutes Beispiel, wie es funktionieren kann.


  11. #11
    Zitat Zitat von Narcissu Beitrag anzeigen
    Auf Sci-Fi wollte ich eigentlich nicht hinaus, das ist ja auch nur eine Art von Fantasy.
    Also für mich ist Science Fiction und Fantasy nicht dasselbe. Klar kann Science Fiction in die Fantasy Richtung gehen, aber das muss es natürlich nicht. Wenn man die heutige Technik ein paar Jahre extrapoliert könnte man ein super interessantes Setting haben ohne sich weit von der Realität entfernen zu müssen. Von daher ist für mich Science Fiction ganz klar eine Antwort auf die Fragen ob JRPG auch ohne Fantasy geht!

    Aber sowas wie Alpha Protocol kann ich mir auch als JRPG vorstellen. Vielleicht fehlt mir da der Blick was das JRPG wirklich ausmacht keine Ahnung.

    Ich könnte mir aber auch ein RPG vorstellen das auf Kampfsysteme zu Gunsten von Dialogsystemen (mit Statsuwerten die auf die Dialoge oder Optionen Einfluss nehmen), aber damit bewegen wir uns weiter vom dem weg was RPGS momentan so ausmachen.
    Beschäftigt mit: The Outer Worlds (PC), Hiroyuki Morioka - Banner of the Stars, Anime Winter Season 23-24
    Beendet: Liu Cixin - Die drei Sonnen, T.S. Orgel - Behemoth, Lunacid (PC), Forager (PC)
    2023: Hiroyuki Morioka - Crest of the Stars, Lords of the Fallen (PC), Brandon Sanderson - Kinder des Nebels, Brandon Sanderson - Die Seele des Königs, Brandon Sanderson - Elantris, Vampire Survivors (PC), Ann Leckie - Das Imperium, To the Core (PC), Ann Leckie - Die Mission, Universal Paperclips (PC), Diablo 4 (PC), Ann Leckie - Die Maschinen, Stanislaw Lem - Fiasko, Monster Hunter World (PC), Yuji Kaku - Hell's Paradise: Jigokuraku (Manga)

  12. #12
    Zitat Zitat von Narcissu Beitrag anzeigen
    Auch denke ich nicht, dass Eskapismus notwendigerweise an Fantasy gekoppelt ist. Es gibt in unserer Welt zahllose fantastische Orte, die vollkommen real sind. Ich würde letztlich wohl auch ein RPG vorziehen, das Realismus mit Fantasy-Elementen kombiniert, aber die Idee, die RPG-Mechaniken auf ein Setting zu übertragen, in dem es nicht darum geht, Monster zu verkloppen, finde ich sehr reizvoll.

    Und ja, die Yakuza-Serie ist da imo tatsächlich ein sehr gutes Beispiel, wie es funktionieren kann.
    Eskapismus entsteht für mich in Rollenspielen vor allem auch durch die Abwechslung. Ja, es gibt fantastische reale Orte, aber die sind für gewöhnlich nicht alle auf einem Haufen nah beieinander versammelt. Bin auch kein Freund von RPGs bei denen die zusammenhängende Spielwelt fehlt und man nur per Menüauswahl vom einen Ort zum anderen gelangt. Oft beschränken sich der Realität nachempfundene Spielwelten auf ein relativ eng umgrenztes Gebiet bzw. zumindest auf eines, das nicht im Ansatz mit dem Umfang eines durchschnittlichen (japanischen) RPGs mithalten kann. Bei denen werden schließlich häufig ganze Welten mit unterschiedlichen Kulturen usw. dargestellt, oder zumindest ist das der Anspruch unter Berücksichtigung einiger Vereinfachungen.

    Theoretisch vorstellbar wäre eine Art Where in the World Is Carmen Sandiego? in Rollenspielform, aber das stelle ich mir entwicklungstechnisch sehr aufwändig vor und einige der erwähnten Probleme bleiben auch dabei. Der Knackpunkt den ich mit realen Orten habe ist der... was sie so faszinierend macht, ist imho die Authentizität, also dass es sich um etwas wirklich greifbares handelt. Da schaue ich mir lieber eine Video-Dokumentation an als eine bloße digitale Simulation eines Ortes in Videospielformat, die eine erdachte Handlung damit verknüpft. Da kommen dann nämlich wieder die Kämpfe ins Spiel: Viele der wirklich beeindruckenden Plätze auf der Welt sind meist gut besucht. Wie glaubwürdig ist ein Spiel noch, wenn es echte Orte mit einer rein fiktiven Story verbindet und man, blödes Beispiel, auf dem Eiffelturm lauter kriminelle Verschwörer verhaut? Sicher könnte man in irgendeiner Weise auch die von dir erwähnten "Proxy-Kämpfe" verwenden, aber die nehmen mir zu viel Spannung und Bedeutung raus, weil sie die Auseinandersetzungen oft zu (im Gesamtzusammenhang) Belanglosigkeiten degradieren und damit alles trivialisieren. Als klassische Adventures mit dem Lösen von Rätseln und weitgehend ohne Kämpfe klappt das imho besser.

    Geht vielleicht nur mir so oder ist geschmacksabhängig, aber Elemente dieser Art plätten sehr schnell meine Immersion. Auch das meine ich letztlich mit Eskapismus - eine Fantasywelt führt einen ganzen Kosmos mit eigenen Gesetzmäßigkeiten ein, welche mir nach und nach beigebracht werden, und das macht einen Teil des Reizes aus. Ein realistisches Setting, realen Orten nachempfunden, hat da bei mir einen schweren Stand, weil ich die Regeln der echten Welt gut genug kenne. Unglaubwürdigkeiten oder auch simple Bewegungseinschränkungen fallen hier viel negativer ins Gewicht, weil sie normalerweise nicht dort sein dürften. Das lässt eine Spielwelt schnell klein wirken. Warum reale Orte, wenn der Phantasie der Entwickler wenigstens in technischer Hinsicht praktisch keine Grenzen gesetzt sind?

    Die Yakuza-Serie hat mich nie angesprochen, eben weil mich das urbane Setting anödet und ich mich auch nie sonderlich für Mafia- bzw. Gangstergeschichten interessiert hab. Denke übrigens auch, dass ein großer Unterschied zwischen Fantasy und Science Fiction besteht. Sci-Fi kann sich zum Beispiel auch auf die bloße Spekulation beziehen, welche Technologien wir in zehn oder zwanzig Jahren benutzen werden. Damit kann man meiner Meinung nach aber bereits was unterhaltsameres auf die Beine stellen als ein Spiel, das sich strikt an real existierende Vorgaben hält. Die Frage ist natürlich immer, wo man da die Grenze zieht.

    Ansonsten möchte ich Cooper beipflichten mit seiner Erwähnung von historischen Settings! Ich glaube, das ist mit Abstand die beste Option wenn es darum geht, RPG-Mechaniken auf Konzepte zu übertragen, in denen nicht bloß "Monster oder Roboter verkloppt" werden, also ohne offensichtliche, reine Fantasy- und Sci-Fi-Elemente. Glaube dazu fänden sich auch irgendwo ein paar (Beinahe-)Beispiele von Videospielen. Wenn man ein paar Dinge aus der Assassin's Creed Reihe subtrahiert und mit mehr Rollenspielkram auffüllt kommt dem das eigentlich schon recht nahe. Die fernere Vergangenheit wie etwa Mittelalter oder Antike oder auch nur das feudale Japan haben genug Distanz zu unserer Lebenswirklichkeit, um interessant und fremdartig zu wirken. Die Orte können sich an den Vorbildern orientieren, aber es gehört viel Rekonstruktion und Spekulation dazu, sie zu ergänzen und spielbar zu machen, und je nach Umfeld gab es in diesen Zeiten keine oder nur rudimentäre rechtsstaatliche Strukturen und weniger Exekutivgewalt, sodass Konflikte zwischen Menschen oder Gruppen von Menschen (ob nun fiktiv oder mit einem wahren Kern) nicht so schnell ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Im Mittelalter im Reich lange vor dem Ewigen Landfrieden könnte es etwa um verfeindete Sippen gehen, die sich gegenseitig befehden.

    Wie gesagt, ich denke möglich ist es auf jeden Fall. Fraglich ist eher, wie man so etwas ansprechend gestaltet. Vor allem wenn man ein modernes Gegenwarts-Setting drin haben möchte. Es hat schon gute Gründe, warum die allermeisten Rollenspiele, egal ob im Westen oder Osten, Videospiel oder Pen & Paper, irgendeine Form von mindestens seichten Fantasy-Aspekten enthält. Den Alltag möchte niemand ernsthaft als RPG nachstellen, das wäre eher Simulation, und wo außer im Bereich der (organisierten?) Kriminalität findet man heute noch Konfliktpotential, das mit den gängigen Rollenspiel-Features kompatibel ist, ohne sich im Ergebnis nach etwas ganz anderem anzufühlen?

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