Das Spiel
Früher lebten die Menschen als ein Volk auf der Welt. Doch dann spalteten sie sich in zwei Fraktionen. Die einen bevorzugten Technologie, während sich die anderen der Magie verschrieben und fortan Dämonen genannt wurden. Dieser Status Quo konnte eine Zeit lang aufrecht erhalten werden, bis die Menschen eine Maschine entwickelten die außer Kontrolle geriet und die gesamte Welt nahezu vernichtete. Seitdem sind eintausend Jahre vergangen und die Menschheit steht kurz davor, ihre Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.
Tim, der eines Verbrechens bezichtigt wird welches er nicht begangen hat und aus seinem Dorf verbannt wurde, durchstreift ziellos die Welt bis er schließlich auf Cherie trifft, die nach ihrer Mutter sucht. Da er nichts Besseres zu tun hat entschließt er sich, sie auf ihrer Suche zu begleiten. Die beiden retten Celia, die Prinzessin des Königreichs Cruz, vor einem Dämonenangriff und erfahren, dass die Dämonen es auf eine Steintafel im nahe gelegenen Tempel abgesehen haben. Zu dritt beschließen sie, diesen zuvor zu kommen, was sie auch schaffen, doch wird dabei die magische Barriere, welche die Tafel schützt, gebrochen und Naturkatastrophen breiten sich im Königreich aus. Ein Abgesandter aus dem mächtigen Königreich Zak besteht darauf, dass die Gruppe alle verbliebenen Steintafeln auf der Welt einsammelt um zu verhindern, dass sie in die Fänge der Dämonen geraten. Darüber hinaus stellt sich sogar heraus, dass Cherie die Gabe besitzt, durch die Barrieren zu schreiten ohne sie zu vernichten und somit Naturkatastrophen auszulösen, was sie zu einem idealen Werkzeug für das Unterfangen macht, um menschliche Verluste zu minimieren. Allerdings wird sie auch zum primären Ziel einer Hexe, die sich der Gruppe immer wieder in den Weg stellt.
Doch wozu benötigen die Dämonen die Steintafeln? Was hat das Zak-Königreich mit diesen vor? Und warum besitzt ausgerechnet Cherie diese einzigartige Fähigkeit?
Leider wird auf die Charaktere nicht großartig eingegangen - einer ist sogar nur dabei um die Party aufzufüllen - und sie lassen die Handlung eher über sich ergehen. Trotzdem bietet das Spiel immer wieder kleine Minigeschichten die zumindest nett sind, wie beispielsweise...
Ziel ist es nun also, alle vier Steintafeln in den Tempeln der vier Königreiche auf der Welt zu bergen. Natürlich gelangt man nicht direkt zum nächsten Zielort sondern muss sich den Wehwehchen der hiesigen Bevölkerung annehmen, ehe man sich deren Vertrauen verdient und der Einlass gewährt wird. Oftmals geschehen auch unvorhergesehene Zwischenfälle und man wird von einem Ereignis zum nächsten weitergereicht bis man endlich sein Etappenziel erreichen kann. Der Spielablauf ist dabei äußerst linear. Zwar kann man einige Dungeons bereits bevor sie für die Handlung relevant werden betreten, der Rückweg zu den vorherigen Königreichen wird einem aber verwehrt, sei es nun weil der Weg eingestürzt ist, weil man den Kontinent verlässt oder weil die Charaktere an einem bestimmten Punkt schlicht meinen, dass sie nicht mehr zurück müssten und ein Weitergehen verweigern. Aus diesem Grund sollte man sich immer zuerst alle Accessoires oder Zauber die man haben möchte kaufen, ehe man mit der Story voranschreitet. Ganz zum Schluss kann man zwar nochmals die wichtigsten Dinge kaufen, aber bis dahin ist es ein weiter Weg.
Eine Miniaturweltkarte gibt es dabei nicht, vielmehr sind die Städte und Dungeons, wie bei Secret of Mana, durch Wiesen und Wälder direkt miteinander verbunden.
Die Dungeons sind größtenteils Irrgärten mit Teleportern, glücklicherweise aber nicht so übertrieben wie in Phantasy Star 2. Hin und wieder lassen sich Geheimgänge unter Wänden finden. Viel mehr gibt es darin aber nicht zu tun. Erst in einem der letzten Dungeons gibt es einige kleinere Schalterpuzzles. Leider ergibt das Layout manchmal keinen Sinn. So gibt es z.B. ein Schloss in dem man im unteren Stockwerk die untere Treppe nach oben nimmt und sich im oberen Stockwerk dann plötzlich auf der oberen Seite befindet. Nimmt man hingegen die obere Treppe befindet man sich im oberen Stockwerk dann im unteren Bereich. Es gibt noch einige andere Dungeons bei denen man nach links läuft und plötzlich rechts heraus kommt etc. Schade ist auch, dass das Layout eines frühen Dungeons später für einen anderen Dungeon 1:1 kopiert und lediglich die Farbstimmung etwas angepasst wurde.
Gegner sind in den Gebieten sichtbar und tauchen erst wieder auf, wenn man ein Gebiet erneut betritt oder alternativ einen Spielstand lädt. Wer nun aber glaubt, er könne selbst entscheiden wann er einen Kampf eingeht und wann er lieber an Gegnern vorbeiläuft, der irrt gewaltig. Zwar bewegen sich die Gegner langsamer als der eigene Charakter, allerdings gibt es in den Dungeons genug Engstellen an denen man an einem Kampf nicht vorbei kommt. Außerdem bewegen sich sämtliche Gegner in der näheren Umgebung direkt auf den Helden zu und nehmen ihn in die Zange. Läuft man vor einer Meute weg und manövriert sich dabei in eine Sackgasse aus der man ohne Kampf nicht mehr heraus kommt, dann muss man direkt hintereinander gegen jede Gegnergruppe antreten. Das ist dann fast schon schlimmer als Zufallskämpfe.^^' Mit etwas Geschick schafft man es dann aber doch, gerade in den etwas breiteren Gebieten, sich um Gegner herumzumogeln. Diese werden in unterschiedlichen Gebieten durch unterschiedliche Grafiken dargestellt, welche mit der eigentlichen Kampftruppe aber nichts gemein haben und lediglich Makulatur sind. So kann es sein dass die Kampftruppe eines Gegners, welcher als Fee dargestellt wird, aus lauter Schleimen- und die Truppe eines Wolfes aus lauter Skeletten besteht. Zudem gibt es nur wenige verschiedene Gegnertypen die bereits recht früh durch umgefärbte, stärkere Varianten ersetzt werden. Nur selten werden neue Gegner mit neuen Grafiken eingeführt.
Auf den ersten Blick erinnert das Kampfsystem frappierend an Breath of Fire 2. Auch die Animationen und einige Zauber weisen deutliche Ähnlichkeiten auf. Eine kleine Änderung gibt es dann aber doch, nämlich die ATB-Leiste die das Kampfsystem um eine Echtzeitkomponente erweitert. Leider gibt es keine Möglichkeit, die Zeit zumindest in den Menüs oder bei der Gegnerauswahl anzuhalten - obwohl es im Hauptmenü eine Einstellungsmöglichkeit gibt, die allerdings nicht funktioniert - und so steht man ständig unter Strom. Es ist daher ratsam, sich die wichtigsten Zauber und Gegenstände manuell an den oberen Positionen im Menü anzuordnen. Gerade mit vier Charakteren erinnert das ganze an schlimmste Final Fantasy 10-2 Zeiten (Moment, war das Spiel überhaupt irgendwann mal nicht schlimm? ) und man ist heilfroh, wenn die Balken aller vier Charaktere gerade aufladen oder das Geschehen durch eine Zauberanimation zum Stillstand kommt, so dass man mal durchschnaufen und einen prüfenden Blick auf die aktuellen HP werfen kann. Letzteres ist äußerst wichtig, denn das Balancing in den Kämpfen ist ziemlich im Eimer. Während Gegner mit ihren Standardattacken so gut wie keinen Schaden verursachen, können sie, sollten sie eine Technik oder einen Zauber einsetzen, einen Charakter schon mal mit einem einzigen Angriff niederstrecken. Zumindest am Anfang, wenn man noch nicht so viel HP hat. Später tut es immerhin so weh dass man sofort gegenheilen sollte. Wenn man Pech hat greifen aber zwei Gegner direkt hintereinander denselben Charakter an und er ist erst mal tot. Solange man noch keine Wiederbelebungszauber besitzt ist das recht ärgerlich, wobei man fairerweise erwähnen muss dass gefallene Charaktere nach dem Kampf automatisch mit einem HP wiederbelebt werden. Diese Probleme im Balancing spiegeln sich allerdings nicht nur in den Angriffen der Gegner wieder, sondern auch in den Kampfbelohnungen. So erhält man von einigen Gegnern in denselben Dungeons, trotz vergleichbarer Stärke zu anderen Vertretern, ungleich mehr Erfahrung oder Geld.
Die Bosskämpfe unterscheiden sich lediglich in der Anzahl der HP von normalen Kämpfen. Im Grunde analysiert man einmal die Schwachstelle des Gegners und beharkt diesen dann mit dem entsprechenden Elementarzauber, während man sämtlichen Schaden immer wieder gegenheilt.
Wenn die ATB-Leisten mehrerer Charaktere gleichzeitig aufgeladen sind kann zwischen ihnen umhergeschaltet werden. Dabei ist mir aber aufgefallen dass man sie nicht in der Reihenfolge in der sie im Kampfmenü angeordnet sind wechselt, sondern in der Reihenfolge in der sie bereit waren. So kann es sein dass man nach links klickt um den linken Charakter auszuwählen, der Cursor aber nach rechts springt weil dieser Charakter vorher bereit war. Gerade wenn es im Kampf schnell gehen muss kann das verwirren und man fragt sich, warum die gerade geöffnete Zauberliste nicht so aussieht wie erwartet... alles während die Gegner im Hintergrund weiter agieren.^^'
Einige Kämpfe kann man sich durch Statuskrankheiten etwas erleichtern. Gerade Schlaf ist ziemlich übermächtig, weil das betroffene Ziel durch einen Treffer nicht wieder aufwacht, sondern erst nach einer bestimmten Zeit. Umgekehrt ist es mir aber auch schon passiert, dass meine gesamte Party eingeschläfert wurde und ich nur noch zuschauen konnte. Am Ende des Kampfes werden übrigens sämtliche negativen Zustände aufgehoben.
Da es möglich ist überall zu speichern und man bei einem Game Over, ohne jegliche Konsequenzen, zum letzten Speicherort zurückgesetzt wird, ist das aber nicht weiter tragisch.
Es gibt einige sehr teure Accessoires die den Schaden bestimmter Elemente halbieren sollen. Nach einigen Tests muss ich aber leider sagen, dass sie überhaupt nicht funktionieren. Daher Finger weg, nicht kaufen, sie sind reine Geldverschwendung!
Magie kann gekauft oder in Schatztruhen gefunden und beliebig zwischen den Charakteren getauscht werden. Da man nur eine begrenzte Anzahl an Slots zur Verfügung hat muss man sich irgendwann von einigen Sprüchen trennen, die man dann aber beim Händler gegen Bares eintauschen kann. Analog dazu können auch Beschwörungen, ähnlich zur Final Fantasy-Serie, gefunden werden. Deren Schaden wird auf alle Gegner verteilt, sprich je weniger Gegner vorhanden sind desto höher fällt der Schaden am Einzelnen aus. Einige Beschwörungen stellen sich dem Spieler zuerst als optionale Bosse in den Weg, ehe sie sich der Gruppe anschließen.
Ansonsten gibt es, mit der Ausnahme eines Pärchens welches man zusammenbringen kann, keine weiteren optionalen Inhalte.
Was aber vorhanden ist sind eine Reihe von Bugs. So kann man einige eigentlich unpassierbare Hindernisse von bestimmten Seiten aus betreten und dann in ihnen umherwandern. Lustigerweise haben mir Gegner die auf mich zugekommen sind die betroffenen Stellen gezeigt. Attacken der Gegner verursachen generell keine Angriffsgeräusche und die Soundeffekte der eigenen Charaktere beim Angriff fallen manchmal aus. Da mir das auch auf der originalen Hardware passiert ist schließe ich ein Emulationsproblem aus. In seltenen Fällen werden im Kampf einige der Gegner oder Charaktere nicht oder nur teilweise angezeigt. Letzteres ist mir ebenfalls auf der originalen Hardware passiert, als ich einen Charakter in die hintere Reihe gestellt habe und es kam zu einem Flackern bei dem dessen Fuß mal angezeigt wurde und mal nicht.
Die Übersetzung scheint hin und wieder etwas inkonsistent zu sein. So wird die Währung meistens Gold, manchmal aber auch Yuan genannt. In einem Schloss stehen zwei NPCs direkt nebeneinander und reden von derselben Person. Während der eine NPC diese Person aber "Sunshine" nennt, betitelt der andere sie als "Sunrise".
Die Grafik präsentiert sich für ein Mega Drive-Spiel überraschend bunt und hochwertig. Sie kann zwar nicht mit späteren Square- oder Enix-Spielen auf dem SNES mithalten, spielt aber trotzdem recht weit oben mit. Wobei sie im Rohzustand unter dem Mega Drive-typischen Dithering leidet und man daher eher an einer Röhre spielen- oder am Emulator einen Weichzeichenfilter anwenden sollte, um den Effekt etwas abzuschwächen. Besonders hervorzuheben ist der pseudeo-3D-Effekt von der Außenansicht der Tempel.
Fazit
Brave Battle Saga ist kein schlechtes Spiel, allerdings auch kein wirklich gutes. Man merkt dem Spiel das Alter, aufgrund der mangelnden Tiefe was die Geschichte und Charakterentwicklung angeht, deutlich an. Das alleine würde zwar noch für ein nettes Spiel sprechen, doch da es beim Gameplay am nötigen Feinschliff hapert reicht es auch dazu nicht ganz. Um 1996 dürfte es sicherlich noch ein solides RPG gewesen sein, doch heute fällt meine Bewertung eher verhalten aus.