Ich habe tatsächlich noch meinen fünften Titel geschafft. Um ehrlich zu sein, ich hatte schon beim Erstellen dieser Challenge wenig Hoffnung, The Last Remnant tatsächlich durchzuspielen. Umso euphorischer bin ich, dass ich es geschafft habe, was meine Wertung eventuell ganz leicht nach oben beeinflusst.^^
The Last Remnant ist, was die Geschichte angeht, ein relativ generisches JRPG mit den typischen Merkmalen; Ein Protagonist mit besonderen Kräften, eine (wiederholt) entführte Protagonistin in Not, Freundschaft und Treue besiegen jeden Feind, der Antagonist will die Welt zerstören. Was das Ganze für mich etwas aufgelockert hat, war die politische Komponente. Der Protagonist Rush wird durch eine Verinbarung quasi dazu gezwungen, Lord David Nassau und seinem Staat Athlum zur Unabhängigkeit zu verhelfen. Man lernt die anderen Staatsoberhäupter kennen, macht sich einen Namen, kommt hinter finstere, politische Machenschaften,... während sich halt langsam auch die große Katastrophe zusammenbraut. Das hat mir gut genug gefallen, um das kitschige Gelaber drumherum auszuhalten, und die Welt an sich fand ich eigentlich sogar recht interessant und teilweise (vor allem in den Städten) atmosphärisch. Die Besonderheit an dem Spiel ist jedoch sicher das Kampfsystem. Hier steuert man keine einzelnen Charaktere, sondern bis zu fünf Verbände, die aus mehreren Kämpfern bestehen ("Anführer", so wie beispielsweise Rush oder David, und "Fußsoldaten", die etwas weniger drauf haben). Daher gibt es auch keine Befehle, die man direkt eingeben kann. Also wenn ich möchte, dass Rushs Verband einen anderen heilt, kann ich nicht einfach sagen, "Benutz den Heilzauber 'Stärken' auf David". Ich muss dem ganzen Verband sagen "Heilt die anderen!", und dann schauen, was sie damit anfangen. xD Zusätzlich sind immer nur ein paar Befehle verfügbar, sodass es einem passieren kann, dass man zum Beispiel gar nicht die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen oder eben zu heilen, sondern in jedem Fall auf den Gegner einprügeln muss. Meist funktionieren die Befehle aber ganz gut solange man weiß was man tut, und teilweise macht es auch Spaß gezwungenermaßen mit eben dem arbeiten zu müssen, was man gerade hat. Genaueres gibt es wieder in zwei Blogposts zu dem Spiel (einer von damals 2015, wo ich damit angefangen habe xD, einer aktuell).



Durchgespielt: The Last Remnant

Von 24.05.2015 bis 23.11.2019

System: XBox 360

Spielzeit: 61:44

Wie durchgespielt: Naja, so wie man JRPGs halt beim ersten Mal ohne exzessive Guide-Nutzung spielt. Ein paar Sidequests und Sachen mitgenommen, ansonsten aber halt einfach "nur" durchgespielt.^^

Positiv

  • Die Welt wurde recht interessant gestaltet. Politische Belange sind fast genauso wichtig wie die namensgebenden Remnants, die fest in das Leben der Bevölkerung integriert sind. Vor allem dass jede Stadt einen besonderen Remnant ihr eigen nennt fand ich cool - das gibt allen Städten einen richtig eigenen Touch.
  • Es gibt extrem viel zu tun. Haufenweise Sidequests, manchmal sogar mit halbwegs interessanten Geschichten, sowas wie ein Crafting-System für Waffen, viele Möglichkeiten einen Verband zusammenzustellen und ein paar optionale Gebiete.
  • Wenn man nicht gerade zu schwach (oder auch viel zu stark) für den ein oder anderen Kampf ist, können die Gefechte echt Spaß machen. Da man nur gewisse Befehle pro Runde zur Hand hat, kann man da schon auch mal taktisch tüfteln. Auch das Erfolgserlebnis ist meiner Meinung nach ein Größeres als bei vielen anderen RPGs, wenn man einen langen Bosskampf hinter sich gebracht hat.
  • Sidequests und optionale Dinge können einen Einfluss auf die Hauptstory haben, bzw. hauptsächlich auf den Endboss. Dieser sammelt nach einem gewissen Zeitpunkt alle Remnants, die er kriegen kann und möchte so dann vereinfacht gesagt eben die Welt unterjochen. Es gibt in Sidequests manchmal die Möglichkeit, einen herrenlosen Remnant an sich zu binden und ihn damit zu verwenden (das kann alles sein von Waffen über Accessoires bis Beschwörungen). Macht man das nicht, hat sich der Endboss diese stattdessen geholt und kann sie im letzten Gefecht benutzen. Der sitzt halt nicht nur untätig rum und wartet, bis man kommt um ihn zu besiegen.
  • David Nassau.


Negativ

  • Es gibt in der Geschichte ein paar echt coole Highlights, aber ansonsten wird meistens darüber gelabert wie böse die Bösen sind, wie sehr wir uns alle lieb haben und wie wichtig es ist, niemals aufzugeben. Die Dialoge sind halt eher so meh. Daher hatte ich zu einigen Charakteren leider absolut keinen Bezug.
  • Das ganze Gameplay kann ein bisschen überwältigend sein. Ich habe mich weder mit dem Bauen/Modifizierung der Ausrüstungen, noch mit allen Sidequests wirklich beschäftigt, weil mir das alles so viel und anstrengend vorkam. Und das Kampfsystem erst. Das hat viele, viele Tricks und Kniffe, die man alle beachten kann, aber am Anfang versteht man nicht mal wie man eine Flanke hinbekommt, und warum die Positionierung und Formation der Verbände so wichtig ist, und warum man von Feinden auf halbem Weg zum eigentlichen Ziel aufgehalten wird und warum meine Moral dauernd in den Keller sinkt und etc. etc.
  • Das Spiel hat einige extreme Difficulty-Spikes. Bis zu dem Grad, dass man eventuell aufgeben möchte, weil sich manche Kämpfe so schwierig und lächerlich unfair anfühlen. Für erfolgreiche Gefechte gibt es meiner Meinung nach zwei Voraussetzungen: Erstens muss man irgendwann wirklich verstehen was man tut und so gut wie jeden Aspekt in den Kämpfen berücksichtigen können. Einfach so irgendwie durchkommen geht nicht. Vor allem nicht durch "einfach mehr grinding". Denn zweitens gibt es den Battle Rank (wie Levels eben), der suggeriert wie stark die eigene Truppe sein müsste. Gegner passen sich dem an. Blöd nur, dass die Attribute der Kämpfer sich ein bisschen zufällig steigern und man da auch Pech haben kann; UND vor allem nicht berücksichtigt wird, wenn man ein Teammitglied gewechselt hat und somit erst mal wieder schwächer aufgestellt ist, bis man das hochtrainiert hat. Man kann also gucken, dass man die Anführer vom Anfang einfach immer benutzt (lame), oder den BR künstlich niedrig lassen (also wenig Kämpfe bestreiten), damit man dann wenn man sein End-Team hat, erst richtig loslegt. Letzteres nimmt halt schon einiges vom Spielspaß, ist aber vermutlich die beste Taktik, um auch später erfolgreich zu sein.
  • Die Kämpfe können sich extrem in die Länge ziehen. Für einen ordentlichen Bosskampf kann man hier und da schon mal ne gute Stunde einrechnen. Das liegt nicht nur an den oft herausfordernden Gefechten, sondern auch daran, dass jede ausführbare Skill eine eigene Animation hat, die sich nicht verkürzen oder abstellen lässt.
  • Vermutlich wäre das Spiel um die 20 Stunden kürzer, wenn die Ladezeiten nicht so exorbitant lang wären. Und es wird quasi überall geladen.




Fazit: Ich hatte richtig gute Zeiten mit The Last Remnant, was am meisten an dem schieren Erfolgsgefühl lag, wenn ich mal wieder was Schwieriges geschafft hatte. So lange es gut lief, war ich richtig motiviert bei der Sache, aber wenn nicht ist der Frust gleich mal ziemlich groß. Ich habe im Internet oft gelesen, dass Gefecht unschaffbar erschienen und die Leute wochenlang an bestimmten Herausforderungen saßen. Zum Glück ging es mir nicht so, weshalb ich einen durchweg positiven Blick auf das Spiel zurückwerfen kann. Man muss sich damit beschäftigen und etwas reinfuchsen, aber es kann dafür auch echt belohnend sein. Würde das Ganze nur echt nicht mehr auf der XBox 360 spielen wollen, sondern definitiv die anderen Versionen empfehlen. Wenn überhaupt. Wer einen großen JRPG-Backlog hat, kann das hier auch ruhig auslassen.

Wertung:
7/10