Zum Ende Spiels bedankt sich Ike bei allen spielbaren Charakteren und verabschiedet sich. Sie alle antworten entsprechend. Anders als bei den meisten Spielen scheint der Abschied nur von kurzer Dauer zu sein. Nur die Pläne und Aussichten der Charaktere für ihre unmittelbare Zukunft wird vermittelt, nicht der Verbleib ihres restlichen Lebens. Dies ist natürlich für das Sequel extra konzipiert. Dadurch bleiben auch mögliche Pairings aus, was ich dann doch schade finde. Jeder muss sich für einen Weg entscheiden, Alternativen gibt es nicht. Nur bei Ike gibt es Variationen, wenn der A-Support erreicht wurde. Jeder seiner Partner (und Zihark) haben eine entsprechende optionale Zeile, die die etwas gefestigtere Bande zwischen ihnen und Ike zeigt. Ominös ist die Begegnung mit Zelgius, die bei Taniths Tod eintritt:
Zitat
Zelgius:
“It was a glorious victory, General.”
Ike:
“General Zelgius! What are you doing here?”
Zelgius:
“Looking at it now, and it all may seem a bit impertinent, but… I came with reinforcements in case things took a turn for the worst. Your opponent was the Mad King Ashnard after all, and if worse had come to worst… well, you might have needed the help. Duke Perseus ordered us to join in the fight and rescue Princess Elincia at the very least.”
Ike:
“Oh, I see.”
Zelgius:
“My apologies.”
Ike:
“No, no… I appreciate the concern. It was a dangerous day.”
Zelgius:
“Your Crimean army proved up to the task. Let me offer you my congratulations. You did well to win the day. I’m certain the troops we lent you, and the apostle herself, are quite pleased.”
Ike:
“Our success was thanks to the Begnion shield protecting our flank. Not the soldiers you lent us, but your reinforcements capturing and holding the retreating Daein soldiers. Because of that, we were able to concentrate on the enemies before us without concern for our rear guard.”
Zelgius:
“I was merely following the orders of my superiors.”
Ike:
“In that case, please express my appreciation to the apostle and Sephiran. One day, I will go and thank them in person.”
Zelgius:
“Understood. Now then, I will return to Daein.”
Ike:
“What about the troops you’ve lent us?”
Zelgius:
“Though the war may be over, it will take many weeks to see the country secure. I spoke with the princess earlier, and she asked that we help if possible. So I’ll leave them in your care a while longer.”
Ike:
“I see. It’s very appreciated.”
Zelgius:
“It’s our pleasure. By your leave.”
...
Die Konversation verdeutlicht, welche Rolle Begnion in diesen Krieg überhaupt gespielt hat, da man es sonst nie gesehen hatte. Zelgius Anspielung auf Sephirans Plan, ihn zu Ashnard zu schicken, rät zum Spekulieren ein. Ich vermute, dass Zelgius ein wenig Theater gespielt hätte und sich mit Ashnard vergnügt hätte. Keineswegs wäre er überlegen und früher oder später hätte er die Flucht ergriffen. Ashnard hätte den Krieg fortgesetzt und das Medaillon vielleicht erweckt. Aber FE10 erwähnt auch, dass Goldoa sich gerührt hätte und eventuell sogar alles den Erdboden gleich macht, das weiß ich nicht mehr genau. Man könnte Zelgius Lobesworte jedenfalls sehr sarkastisch deuten, als hätte Ike den Plan seines Meisters ruiniert. Und natürlich zeigt es, dass Begnion Daein besetzt, was in FE10 dann eskaliert.
Für die Überleitung zu FE10 hagelt es im übrigen an Retcons.
- Ena erklärt, dass sich Rajajon nach Daein begab, um seinen Horizont zu erweitern. In FE10 wollte er seine Schwester retten.
- Marcia will zu den Pegasusrittern Begnions zurückkehren. Auch Makalov will in Begnion bleiben. Beide sind in FE10 in Crimea emigriert.
- Zihark entscheidet sich, Daein zu bereisen. In FE10 ist er gebürtiger Daein, weshalb seine Wortwahl nicht passt. Wer redet schon davon, seine Heimat zu bereisen?
Vielleicht kein Retcon, aber Ranulf spricht davon, dass einige aus Gallia für die Aufbauarbeiten in Crimea helfen. Auch der folgende Text spricht das an:
Zitat
Though once scorned and despised as sub- humans, the laguz put aside past enmity and come to the aid of their neighbors. And the Crimeans never forget it was Gallia that fought beside them and helped free them from the yoke of Daein oppression.
...
Kann sein, aber in FE10 ist man in vielen Teilen Crimeas erstaunlich vergesslich und weiterhin laguzfeindlich. Auch die anderen Länder vergessen die Hilfe und Freundschaft schnell und bekriegen sich in FE10 wieder. Das einzige, was aus FE9 bleibt, ist Ike. Gallia heuert Ike für den Krieg an, weil er so toll ist. Crimea verbündet sich mit Ike, weil er so toll ist. Die guten Leute in Begnion verbünden sich mit Ike, weil er so toll ist. Die vernünftigeren Charaktere in Daein wie Sothe lieben Ike, weil - das verrate ich nicht.
Das Spiel endet mit Elincias Krönung. Elincia wird mit Ike begleitet, was passt, war er doch die gesamte Zeit über ihr Begleiter. Wie schon angesprochen wird aus dieser Beziehung so gut wie nichts. Für Ike ist sie eine von vielen Regenten und er lässt sie fallen, während sie sich voll und ganz aufs Regieren konzentriert.
Kurz davor gibt es aber eine letzte Szene mit Sephiran. Hat jemand bis jetzt immer noch nicht gerafft, dass es ein Sequel geben wird, so wird ihn das jetzt ins Gesicht geschmettert.
Sephiran klärt Ike und Mist über Altina auf, die das Medaillon aktivieren kann. Sie ist eine der legendären Helden. Wie schon erwähnt ist es verwunderlich, dass etwa Reyson sie nicht kennt. Sephiran fragt Ike nach den Lied der Befreiung, um es Altinas Nachfahrin, Sanaki zu übermitteln. Aber er weiß doch, dass Sanaki nicht die Erbin ist, oder?
Nachdem Ike gegangen ist, redet Sephiran mit sich selbst über die bevorstehenden Kriege. Das macht er zu kryptisch. So kommen diese nur zu stande, weil er selbst sie startet und inszeniert. Ist sein Glückwunsch sarkastisch, da er Ike letztlich garnicht triumphieren sehen will? Findet er einfach darin Gefallen, seine Gegner zu kontrollieren und mit ihnen zu spielen? Sollte er nicht wütend sein, dass Ike seinen Plan ruiniert hat? Problematischerweise ist nicht bekannt, wieviel von FE10 bereits feststeht, was grob geplant wurde, was absichtlich unkonkret und offen ist und was strikt geändert werden musste. Dafür bräuchte es Transparenz und Einsicht in die Entwicklung der beiden Spiele durch Interviews etc. So bleibt ein riesiger Sauhaufen übrig.
Schlusswort
FE9 hat eine sehr klassische, klischeehafte Handlung, die typische Heldenreise des Protagonisten, der Land um Land erobert und Allianz um Allianz gewinnt, um am Ende den bösen Imperator aus seinen Heimatland hinauszuwerfen. Das ist aber nicht mit schlecht gleichzusetzen. Schließlich zeigen FEs mit komplexeren Handlungen wie FE10 und Fates, dass sie damit überfordert sind, Lord und Armee durch die Geschichte zu treiben, ohne dass Unstimmigkeiten eintreffen. Mein Fazit ist deshalb, dass FE mit einfachen Handlungen besser bedient ist, sofern diese Handlungen mit ein paar Neuigkeiten und Modifizierungen aufgepeppt werden. Was diese in FE9 sind, habe ich im Laufe meines Logs genannt. Liste ich sie auf.
- Greil-Söldner sind eine faccettenreicheren Truppe als andere Armeen
- Supports ergänzen die Handlung
- Greil-Söldner haben Zeilen in der Handlung (beim Tod gibt es alternativen Dialog)
- Untergebene wie Titania und Soren sind stets präsente Mentoren, Berater, Kritiker, Strategen, als dass der Lord alles alleine kann
- Die Söldner fungieren als Team, als dass es einen einzelnen Allesbestimmer gibt
- Ike hat als Söldner einen besseren Zugang zu allen gesellschaftlichen Schichten als ein distanzierter Lord:
- Basis-Konservationen
- Der Schwarze Ritter ist hinsichtlich Bedrohung und Dominanz ein überdurchschnittlich guter, beispielhafter Antagonist
- Nebencharaktere einen eigenen Handlungsstrang zur Entwicklung und Überraschung zu geben, fördert die Handlung. Beispiele sind Jill und Nasir/Ena.
- Mehr geteilte Kapitel wie bei Kapitel 17
- Vielfältige Charakter
Diesen elf Punkten stehen eine Unzahl an Negativbeispielen und Problemen gegenüber. Aber fast keiner der vielen negativen Aspekte in FE9 hat mich gestört. Alle Spiele haben Macken. Entscheidend ist nicht die Anzahl an Fehlern, sondern die Qualität und Quantität an Guten. Erfreut man sich über einen Aspekt, kann man über drei weitere locker hinwegsehen. Anders ist es, wenn ein Spiel fast keine positiven Aspekte hat: Dann sucht man um so genauer und findet nur die vielen eigentlich kleinen Fehler, die dann um so größer erscheinen.
Mein unspektakulärer Wunsch für künftige Fire Emblem Teile ist es also, lieber mit einer einfachen denn komplexen Handlung vorlieb zu nehmen und sich auf ein paar Aspekte zu fokussieren und diese so großartig herauszuarbeiten, wie Fire Emblem 9 es tat. Aber das ist auch nur ein Vergleich. Sicherlich kann man ein gelungenes Fire Emblem kreieren, ohne auf FE9 zurückzugreifen. Und sicherlich könnte man viele Features aus FE9 heranziehen und trotzdem ein misslungenes Spiel kreieren. Aber Path of Radiance hat letztlich bewiesen, dass man den Spagat zwischen alten und neuen Features, konservativen und modernen Gameplay, sicheren Fortbestehen der sich bewährenden Spielmechaniken und radikalen Veränderungen schaffen kann.
Hoffentlich habe ich manche hier bereichert. Der Hit-Anzahl dieses Topics nach waren ich und einige Poster hier nicht die einzigen, aber es gibt ja auch Bots. Feedback erfreut natürlich jeden.
Gut möglich, dass demnächst FE10 kommt. Das wäre dann eine ganz andere Geschichte.