Kapitel 18
Ikes Truppe beginnt jetzt mit ihren Feldzug nach Daein. Begnion bietet ihnen ein Regiment. Wie groß diese militärische Formation ist, wird natürlich nicht genannt, FE hält sich mit Zahlen weise zurück. Aber auch die Aufgaben und der Nutzen dieses Regiments werden nie konkretisiert. Nach der Eroberung Daeins stellt Sephiran Ike eine größere Einheit unter Zelgius zur Verfügung, die ein wenig mehr tut, weil Ikes Armee bei seinen Feldzug nach Crimea von mehreren Flanken aus angegriffen wird:
Aber was genau macht das aktuelle Regiment? Da auch männliche Soldaten Befehle von Ike verlangen, ist es nicht ausschließlich das von Tanith.Zitat
Demnach sichern sie die Umgebung?Zitat
Kommen wir zum nächsten Problem: Die Größe der "Armee". Bisherige Gefechte waren genau das, kleinere Konfrontationen zwischen den Söldnern und vereinzelten Einheiten. Die Banditen operieren nicht im hundertstelligen Bereich, auf der Flucht werden immer kleinere Gruppen bekämpft. Dass die Laguz-Piraten und Sklavenbefreier nicht aus hunderten bestehen, ist auch plausibel. Olivers Armee ist wahrscheinlich zu klein, könnte man vielleicht damit noch erklären, dass es versprengt und sehr kurzzeitig zum Einsatz kam.
Aber jetzt wird Daein angegriffen und die erste Schlacht spielt in eine Fort. Die Gegneranzahl beträgt zunächst 45 (in niedrieren Schwierigkeitsstufen wahrscheinlich ca. 22 bzw. 33). Das ist natürlich zu wenig. Woran liegt das?
1. Oft verweisen die Autoren darauf, dass die zu sehende Schlacht nur ein Bruchteil des eigentliches Konfliktes ist. Um sie herum bekämpfen sich die restlichen Soldaten. Dies könnte das obere Zitat sogar implizieren. In FE10 wird besonders gerne erklärt, dass Ikes Truppe Sonderaufgaben erledigt und die restliche Laguzarmee an der Front sind. Vielleicht stürmen auch hier Ike und Co. immer einen kleineren Bereich, während um sie herum hunderte bis tausende kämpfen.
2. Eine meiner Lieblingsstellen in FE5 ist Kapitel 14x, wo man Flüchtlinge retten kann. Die Anzahl der Flüchtlinge wird auf 600 geschätzt. Und wieviele NPCs erscheinen? 6. Damit könnte ein gegnerischer Soldat für 100 Einheiten stehen. Daeins Schloss in Kapitel 21 z.B. wird also nicht von 50 Männern bewacht, sondern 5000. Wenn man im Laufe des Spiels 750 Gegner beseitigt, sind es eigentlich 75000. Da gewöhnlich nicht die gesamte Armee bekämpft wird (die Verbündeten helfen mit), könnte man von Heerstärken von sagen wir mal 200.000 bis 500.000 sprechen, was ein wenig plausibler ist. Im FE6 Manga wird in einer Schlacht verdeutlicht, dass die bekannten Einheiten von unzähligen Soldaten begleitet werden. Andere Strategie-Spiele nutzen dieses Konzert gerne. Adcance Wars glaube ich und ich habe Sengoku Rance gespielt, wo eine Einheit mit Soldaten im drei bis vierstelligen Bereich angreifen. Three Houses wirbt mit diesen Konzept und wahrscheinlich wird es gehörig geprüft und damit nicht völliger Mist werden (warum man es einführen muss, verstehe ich aber nicht).
Dabei gibt es viele Ungereimtheiten. Utility-Einheiten wie Diebe oder Tänzer treten schlecht zu hunderten an. In den engen Korridoren von Schlössern passen schlecht 200 Soldaten in einen Korrdor. Nur auf den Feld würde es passen. Oft genug wird explizit genannt, dass nur eine Einheit zur Verfügung gestellt wird. Tibarn gibt Ike nicht 200 Falken, sondern seine zwei besten Männer. Kommen wir also zur letzten Erklärung.
3. Es gibt keine. Die oberen genannten Erklärungen sind Ausreden. FE ist ein unrealistisches Videospiel, wo man mit 10 Mann 30 Mann besiegt und dies als Krieg zweier Nationen durchgeht.
Damit Ike als seriöser Befehlshaber durchgehen kann, wird er geadelt. Das passt zur Etikette Begnions und Ike legt den Titel später sowieso ab. Dabei erhält er seine Promotion. Da schon eine normale Promotion keinen handlungstechnischen Sinn ergibt, braucht man auch hier nicht herleiten, wie und warum der Titel ihn stärker macht.
Ashnard und der Schwarze Ritter kommentieren Ikes Vorhaben. Dabei kommen sie auf ihren Spion zurück, der sich alsbald Ike zu erkennen geben wird (Soren verdächtigt ihn am Ende des Kapitels). Auch der Plan Ashnards wird angedeutet. Er konzentriert seine Armee nicht auf die Invasoren, sondern konfrontiert sie mit besiegbaren Einheiten. Seine Truppe in diesen Kapitel wird nicht auf die Gefährlichkeit der Gruppe hingewiesen und überschätzt sich, von den Raben im nächsten Kapiteln erhofft sich Ashnard auch nicht mehr als von Ausländern im übernächsten Kapiteln. Auch damit versucht man plausibel darzustellen, weshalb eine Söldnergruppe und ein Regiment es schaffen, Daein zu erobern. Erst für den zweiten Teil des Krieges gegen Crimea nutzt er sein ganzes Heer und dafür erhält Ike Unterstützung von einen weitaus größeren Regiment Begnions, sowie die Armeen der Laguz.
Der Seitenhieb des Schwarzen Ritters auf Ikes fällt mir immer sofort ins Auge. Nach seiner Promotion und Erlangung von Aithir mag man Ike jetzt ziemlich stark einschätzen und hier sagt der Schwarze Ritter eiskalt, dass Ike nichts im Vergleich zu seinen Vaters ist. Das unterstreicht die Gefährlichkeit des Schwarzen Ritters deshalb, weil es wahr ist.
Im Laufe des Kapitels kann man Shinon rekrutieren, auf dieses dramatische Treffen bin ich aber schon hinlänglich eingegangen. Seine Stats beeindrucken nicht mehr und Ike ist eindeutig stärker als er geworden, weshalb Ikes Reifung verdeutlicht wird, während Shinon sich kein Stück verändert hat.
Obendrein schließen sich die Raben Daein an. Naesala scheint ein Krieg mit den Laguz nicht zu fürchten. Dheginsea hat ihn darauf hingewiesen, dass er sich nicht überall Feinde machen soll. Tibarns Bestrafung liegt noch aus (und wird bis ins unendliche verlegt). Naesala weiß wahrscheinlich um seine Plotimmunität. Er dieser Typ, der euch mal an einen Sklavenhändler verkauft hat, so ein paar Jahre bevor er eure Schwester geheiratet hat.
Janaff und Ulki
Denen muss ich jetzt nicht einen separaten Beitrag widmen. Anders als die Bestien werden uns die Falken sehr spät vorgestellt und sie kriegen nichts zu tun. Während Gallia sich um Versöhnung bemüht, sind die Falken ne Spur widerspenstiger und rauer. Mehr durch ihren Charakter werden sie durch ihre physischen Eigenheiten definiert, die in der Handlung diesen und des nächsten Kapitels eingestreut werden. Sie sind offensichtliche Gegensätze, werden aber anders als Lethe und Mordecai nie in brisante Situationen versetzt, wo sie ihren Charakter oder ihre Intrigität oder ihre Skrupel demonstrieren könnnen. Sie helfen im nächsten Kapitel mit Naesala, zeigen ein paar Kommunikationsschwierigkeiten mit Ike in ihren Lagerkonservationen, das alles läuft aber sehr friedlich und verhalten ab. Ansonsten kriegen sie es in ihren Supports mit skeptischen Beorc zu tun, wo aber ebenfalls alles immer harmlos endet. Der Support mit Lucia weckt noch am ehesten meine Neugier, weil hier geflirtet wird. Ich schätze mal, dass es nicht Ernst gemeint ist und am Ende die Freundschaft zweier Rassen im Vordergrund gerät, aber mit diesen Tabu herumzuspielen, finde ich viel reizvoller. Supports mit Reyson, Haar und Sothe wurden genannt. Vielleicht wären sie der Überbrückung des Rassismus dienlich, denn Haar und Sothe gehören zu Daein, vielleicht hätte man aber auch nur mit den Gimmicks herumgespielt, dass Haar am Schlafen und Sothe ein Kind ist.
Tanith
Auch sie wird dadurch charakterisiert, dass sie einen offensichtlichen Konstrast bekommt. Sigrun ist diplomatisch, sanft, warm, lobend und gütig, Tanith ist stur, scharfzüngig, kalt, kritisch und grob. Als Soldatin sind das aber passende Attribute und wenn ihre militärische Rolle nicht gefragt ist, taut Tanith in am Ende ihrer Supports sogar auf und zeigt sich menschlich. Das hilft, sie nicht zum eindimensionalen, ihrer Herrin blind ergebenen Mannsweib zu machen, was ein sehr gängiges Klischee ist. Die gestrichenen Supports mit Astrid und Volke hätten das vielleicht ebenfalls unterstrichen.
Kapitel 19
Dieses Kapitel widmet sich den Handlungen der fliegenden Laguz. Janaff und Ulki diskutieren mit Ike über unterschiedliche Führungsstile, welche die Differenzen der Laguz hervorheben. Aber auch Ashnards Motivation und die Dualität von Chaos und Balance wird vorausgedeutet. Ironischerweise stimmt der naive Ike Ashnards Motivation so zu.
Anschließend kann man sich durch eine weitere Armee Daeins durchschagen, aber wieder gilt es, mit den Raben fertig zu werden. Hier werden die Kontakte mit deb Laguz genutzt und Janaff und Ulki machen sich Naesala über Reyson aufmerksam, welchen sich Naesala anschließend zuwendet. Er verlangt von Reyson einen Grund, weshalb er ihn hasst. Mir fehlen die Worte. Reyson versöhnt sich dann mit Naesala. Seine Begründung ist, weil sie ohne Naesala nicht Leanne erweckt und gefunden hätten. Das ist richtig, aber es war nicht Naesalas Absicht. Mal wieder ein mehr oder weniger sinnvoller Vergleich: Der Typ, von dem ich euch das letzte Mal erzählt habe, hält euch in einen Transporter gefangen. Auf dem Weg zum Sklavenhändler erleidet er einen Crash vor den Krankenhaus, an dem er zufällig vorbeifährt. Eure verschollene Schwester ist dort zufällig stationiert und das Geräusch lässt sie aus ihren jahrelangen Koma erwachen. Später bedankt ihr euch bei den Typen, dass er eure Schwester aus den Koma gerufen hat. Fick dich, Naesala.
Reyson
Reiher sind eigentlich sehr langweilige Wesen, die das reine Gute verkörpern und für die Handlung das Artefakt versiegeln bzw. aktivieren. Anders als seine Geschwister hat Reyson jedoch einen völlig anderen Charakter. Dabei ist nicht geklärt, wie sehr sein Naturell auf das Trauma zurückgeführt wird, wie sehr die Lebensweise der Falken ihn verändert hat oder ob nicht alle Reiher so melancholisch wie Leanne und Rafiel sind. Die Frage wird aufgeworfen, wie sehr ein Reiher von seiner Rasse begrenzt wird und wie und ob diese Grenzen überschritten werden. Einerseits hat er ein völlig anderes Temperament entwickelt und zog es in Erwägung, die ominöse Seidh-Magie nutzen, die chaotisch, offensiv und tödlich ist. Andererseits ist sein Körper zur Gewalt und den Fleischverzehr unfähig, was wiederrum das Gegenteil impliziert, dass er sich nur wenig ändern kann. Leider vertieft das Spiel das nicht, aber es war gut, dass man Reyson mit seiner Rasse kontrastiert hat. Er wäre sonst der typische liebe Prinz und ausschließlich dafür da, das Fire Emblem zu versiegeln. Sein Support mit Ike bietet uns Informationen über die Charakteristika der Reiher und auch den Einfluss von Chaosenergie und den Medaillon während eines Krieges. Ob Leanne oder Rafiel stark genug wären, das durchzustehen? Vielleicht war es tatsächlich Reysons Training bei den Falken, die ihn das haben durchstehen lassen.
Da bis auf Naesala in diesem Kapitel sonst nichts passiert, erhält Ike von Volke anschließend die Information über Greil und den Tod seiner Mutter. Das Medaillon beherbergt eine dunkle Göttin und bei Kontakt kommt man mit Chaosmagie in Berührung, die all jene wahnsinnig machen, die nicht über genügend Balance-Kraft haben. Balance und Chaos ist in jedem Lebewesen unterschiedlich verteilt, aber dieses unausgegorene Konzept wird nie wirklich erklärt. Haben Mistu und Elena wegen der Genetik so viel Balance? Verändern sich die Anteile an Balance und Chaos, kann man sie verändern? Was genau machen Balance und Chaos eigentlich, außer dass man im Kontakt mit den Fire Emblem unterschiedlich reagiert? Warum ist das Medaillon nicht besser konversiert, etwa durch ein weiteres Medaillon?
Ansonsten ist die Rückblende gut. FE9 spart grafisch, aber die Illustrationen sind ansehnlich und werden auch gut benutzt. Hier etwa wird die Kamera von unten, zu den toten Soldaten, bis nach oben, zu Greil und der sterbenden Elena geführt. Den tödlichen Schwertstreich sieht man also ganz dramatisch erst am Ende. Ironischerweise stirbt Greil auf dieselbe Weise.
Außerdem gehen Greil und Ike mit dem Erlebnis vernünftig um und begeben sich nicht in irgendwelche Emo-Phasen, um ihr Leid und tragisches Schicksal zu bejammern.
Ich bin zwar schon in Kapitel 10 darauf eingegangen, aber am Ende stellt Volke uns wieder vor die scheinbare Wahl. Zu verneinen bringt nichts, man verpasst seine Promotion. Ich verstehe nicht, warum man diese Optionen bekommt, sie sind völlig einseitig. Bei der Rekrutierung von Calill und Largo kann man wenigstens den Anführer spielen und sich nicht jede Persönlichkeit aufzwingen (wobei man so kein Equipment bekommt, man sollte also immer zusagen). Ansonsten bleibt sogar ein moralischer Sieg aus, wenn man Hilfe ablehnt. Warum dieses Element einbauen, wenn es so schlecht benutzt wird?
Praktischerweise erfährt Ike genau dann von dem Medaillon, wenn es ihm gestohlen wird. Aber darauf gehe ich das nächste Mal drauf ein.

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