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Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Kapitel 16


    Zum eigentlichen Kapitel habe ich nicht viel zu sagen. Muarim klärt uns über die Versklavung auf und Stefan wird einer von Ikes Mentoren. Nasir bleibt bei der Gruppe und meldet sich gelegentlich zu Wort, wo er sich sehr vermitelnd und diplomatisch ausgibt. Seine Rolle als Spion will ich an der Stelle mal würdigen. Er ist kein offensichtlich feiger Spion, teilweise arbeiter er mit Ike und sympatisiert mit vielen seiner Zielen. Auch er ist einer von Ikes vielen Mentoren, anders als Stefan natürlich eher in Politik.

    Wie schon erörtert, lässt Sanaki Ike die Villa der Senatoren filzen. Hätte sie ihre eigenen Männer geschickt, wäre sie vielleicht erfolgreicher und ihre Anschuldigungen hätten mehr Gewicht, als wenn sie fremde, auswärtige Söldner anheuert. Oliver selbst ist vermutlich durch nichts zu überzeugen, aber wie loyal seine Soldaten ihm sein würden, wenn sie mit den Apostel konfrontiert worden wären, ist auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber das ist nicht die einzige Ungereimtheit in diesem Kapitel. Die Handlungen vieler anderer kann man in Frage stellen.

    - Mit Oliver zeige ich die meiste Nachsicht, weil er zumindestens in diesen Spiel die angemessene Quittung bekommt. Er scheint auch weniger kaltherzig grausam zu sein denn am Rande der Unzurechnungsfähigkeit. Er präsentiert alle Senatoren in diesen Spiel, da nur er mehr als eine Szene hat, deckt damit aber gleichzeitig deren Korruption und Gefährlichkeit. Letztlich ist er aber harmlos im Vergleich zu seinen Kollegen, die den Krieg suchen. Seine kindische Habsucht, dekadente Eitelkeit und Bessenheit mit den "Schönen" verdeutlichen seine Exzentrik, bieten Raum für Interpretation und machen ihn ironischerweise menschlicher, nahbarer und verständlicher. Nicht grundlos war er das, was man heutzutage ein Meme nennt.

    - Naesala hat Reyson hereingelegt und an Oliver verkauft. Das ist für einen pragmatischen, die Bürde eines armen Königreichs tragenden Raben weniger ungewöhnlich, aber enttäuschend ist das Ausbleiben an Konsequenzen und dass er dafür keine Verantwortung tragen muss. Tibarn merkt immerhin an, dass Naesala Reyson wohl bald wieder befreien würde und nur das Gold einheimsen wollte. Das Spiel mogelt da ein wenig und Naesala spricht mit sich selbst und hofft, dass Reyson mit seinen "neuen Leben" glücklich wird. So sehr seine Tat erklärt wird, es rechtfertigt sie nicht. Tibarns Drohung, Naesala zu bestrafen, bleibt aus. Auch Reyson schmollt in Kapitel 19 lediglich. Naesalas Kapitulation dort und den Rückzug seiner Soldaten wird als gute Tat gewertet, dabei wird ausgeblendet, dass er sich im vorneherein mit Daein verbündet, welches Gallia angreift. Damit beging Naesala indirekt Krieg mit Gallia!

    Letztlich kommt Naesala bei den Laguzkönigen und seinen Fans mit jeder seiner Untaten davon. FE10 gibt ihm dann den ultimativen Freischein, den fast alle anderen Antagonisten ebenfalls einreichen: Sie sind tragisch missverstanden und böse Senatoren haben sie dazu gebracht.


    - Am Ende des Kapitels wird auf das Verbrechen Begnions aufmerksam gemacht. Sie haben immer noch nicht Rechenschaft darüber abgelegt, Völkermord begangen zu haben. Weniger das Verbrechen stören mich die Gründe dafür und dass sie immer noch nicht dazu stehen. Was für einen Ruf müssen die Reiher damals gehabt haben, dass man sie verdächtigt, den Apostel umgebracht zu haben? Wenn der damalige Apostel pro Laguz ist, sollte doch ein gewisser Aufklärungsbedarf bestehen. Die Reiher wirken in keiner Weise wie dubiose Wesen wie etwa die Raben und sind deswegen die schlechtmöglichsten Sündenböcke überhaupt. Selbst wenn es spontan ist, war ein Mob bereit, tagelang unterwegs zu sein, den Wald zu infiltrieren und dann alle Reiher abzuschlachten? Hier wird den noch relativ zivilen Volk eine solche Unmenschlichkeit zugedacht, die übertrieben und unglaubwürdig ist.

    Wie bei Naesala und vielen anderen heißt die Antwort auf ihr böses Handeln immer wieder und wieder: Sie haben nichts dafür gekonnt, böse und machthungrige Senatoren haben sie dazu getrieben! Das ist mir zu stumpf und nimmt den Charakteren, den Völkern, der Politik und Kultur jegliches Potential. Die ganze Palette an Antagonisten leidet darunter. Naesala? Die Senatoren haben ihn erpresst. Sephiran? Die Senatoren haben ihn den Glauben an die Menschheit und das Leben genommen. Ashera? Die Senatoren haben ihr bewiesen, dass die Menschheit die Welt ins Chaos versetzen. Dheginsea? Die Senatoren beweisen, dass Ashera mit ihren Absichten richtig liegt. Ludvick? Die Senatoren werden sich mit Crimea bekriegen und es braucht deshalb ihn als König. Jarod? Die Senatoren gaben ihn den Befehl und machten ihn letztlich zum Sündenbock, er selbst tut nur seine Pflicht. Der Schwarze Ritter? Der Adel Begnions würde früher oder später sein Leben ruinieren, also gibt er sich seinen Kampfkünsten hin. Ashnard? Das Klassensystem der Senatoren (welches auch in den sich von Begnion trennenden Daein bestand) verweigert ihn die Macht. Selbst unter den Senatoren gibt es Senator Hetzel, der nicht böse ist, sondern lediglich von den anderen Senatoren eingeschüchtert ist.

    Jeder Antagonist in der Tellius Reihe beruft sich auf diese gesichtslosen, eindimensionalen Bösewichte und schlimmstenfalls vergibt man ihnen, denn nur durch die Senatoren wurden sie zu den tragischen verzweifelten Verbrechern, denen man am Ende vergibt. Ich lese zu jeden bekannten Antagonisten dieser Teiles ambivalentes und nichts davon wird auf die Senatoren (vor allen Lekain und Numida) angewendet. Wann immer wir mit einen Charakter sympatisieren oder ihn zumindestens verstehen sollen, werden direkt oder indirekt die Senatoren herangezogen, die dann als eigentlicher Grund für die schlechten Aspekte des jeweiligen Charakters verantwortlich sind. Eigentlich sind alle Charakter gut, die Senatoren haben sie halt korrumpiert.
    Das perfide an all dem ist, dass die Senatoren dadurch die Rolle der Sündenbocke einnehmen. Lekain ist so böse und schlecht, er kann, er darf gar nicht was anderes sein. Viele meiner Probleme mit der Handlung in den Tellius-Spielen, der schwarz-weiß dargestellte Rassismus, die Wandelung der Antagonisten von bösen zu tragischen Gestalten, die Abhängigkeit von Erzähltechniken wie den Blutpakt und den Medaillon lassen sich oft darauf zurückführen, dass die ultimativen Antagonisten so schwach und schlecht als irgendwelche dekadente alte Säcke präsentiert werden.


    Und nachdem ich mich in meinen Rant verrannt habe, kommen wir zum Schluss noch zu was ganz anderen:


    Devdan

    Hin und wieder werden uns Einheiten präsentiert, die mit ihrer eigentümlichen und schrägen Art die anderen Charaktere verwirren, dabei aber eigene Weisheiten durch ihre leichtfertige Art vermitteln. Treck und Gregor fallen mir da ein.Trotz einiger seiner hellen und deshalb zum Schmunzeln bringenden Momente dienen sie bei Devdan aber in erster Linie den Humor. Er will Nephenee aufheitern und in die Armee integrieren, aber sie fürchtet sich vor seinen Verhalten, weshalb daraus nichts wird. Tormod vermittelt er über Unwegen ein paar banale Weisheiten des Lebens, Largo hält er schlichtweg zum Narren. Leider finde ich seine Rekrutierungszeilen nicht, aber sie unterstreichen wohl nur seine friedfertige Art. Auch Ike kriegt eine Binsenweisheit vorgesetzt, laut der er kein erfolgreicher Kommandant sein wird, wenn er nur unter Stress ist. Nicht falsch, aber offensichtlich.

    Dass in einem Spiel über Rassismus der erste schwarze Charakter der Fire Emblem Reihe ein dicklippiger, Afro-tragender Clown mit Hang zum Debilen ein Ein-Mann Wanderzirkus ist und vom privilegierten Weißen versklavt wurde, ist entweder unabsichtlich ironisch oder absichtlich zynisch. Bonuspunkte, dass Nephenee am liebsten kreischend vor ihn wegrennen will. Das blase ich jetzt aber auf, denn an Devdan fällt seine sonderbare Art vor seinem Aussehen auf.



    Kapitel 17

    Dieses Kapitel wagt sich an einen neuen Konzept. Es wird in vier Teile gespalten, wobei man zwischen jeden Teil speichern und Verstärkung (und dadurch Items) rufen kann. Ganz neu ist das nicht, schon FE4 arbeitet mit großen Kapiteln, in welchen die jeweiligen Bereiche getrennt und nur durch Besetzung der jeweiligen Burg freigeschaltet werden. Wozu das ganze? Zum einen wird der Spieler herausgefordert, seine Armee über einen längeren Zeitraum ohne Zugriff auf Basis o.Ä. zu nutzen, wobei ihn die gesamte Karte anders als sonst nicht zur Verfügung steht. Die Missionsziele der folgenden drei (die Anzahl kann auch nicht jeder erkennen) Teile sind unbekannt, geschweige denn die Positionen der Gegner. Das Durchhaltevermögen wird getestet, denn die Ressourcen sind begrenzter, es ist unklar, was in den weiteren Teilen nützlich ist und was nicht. Und die Items sind nicht alle auf einmal vorhanden, man kann sie lediglich nachträglich durch die Verstärkung erhalten.

    Zum anderen ermöglicht es aber auch eine andere Form der Erzähltechnik. Grundsätzlich wird die Handlung nur vor und nach einen Kapitel vorangebracht. Ereignisse innerhalb des Kapitels können durchaus eintreten, z.B. das Erscheinen von Greil, Shinon und Gatrie in Kapitel 7, nachdem man in gewisse Bereiche vorgedrungen ist. Kapitel 17 sprengt diese Begrenzungen aber, indem es zwischen den vier Teilen Ikes Truppe, Tibarns Gruppe, Leanne und Olivers Armee entsprechend voranbringt. Auch in FE4 war das Gang und Gäbe. Dazu eine Anekdote: Wenn man dort mit entsprechenden Mitteln in Kapitel 8 Conote im zweiten Zug besetzt (wobei man Blume tötet), werden dort trotzdem im dritten und fünften Zug Ereignisse aktiviert, an welchen Blume beteiligt ist. Die Entwickler haben nicht berücksichtigt, dass man Conote so früh besetzen kann. Gibt einige andere Stellen in den Spielen, wo man Ereignisse überspringen kann, aber in Kapitel 17 passieren solche Patzer nicht (wobei man 17-4 beenden kann, ohne Tibarns Gruppe zu triggern), weil die Teile klar getrennt werden: Nach Abschluss einen Teils werden alle Einheiten im neuen Teil in ihre Startposition gebracht.

    Die Teile selbst bieten ein jeweils anderes Missionsziel und völlig unterschiedliche Gegnergruppen, welches das Kapitel abwechslungsreicher und spannender gestalten. Dabei sind der öde Wald und die schauerliche Musik (in Kapitel 16 völlig Fehl am Platz) der Atmosphäre dienlich. Selbst der negative Aspekt, dass es langwierig ist und nicht mehr passiert als in vielen anderen Kapiteln, vermittelt die Länge der Kämpfe. Man fühlt verstärkt, dass hier ein Teil des Spieles abgeschlossen wird und man hier ein letztes Mal geprüft wird, ehe man einen neuen Teil der Handlung starten kann. Und starten tut man dann nach diesen strapazenreichen Kapitel sichtlich erleichtert und erfrischt, mit einen promovierten Lord, vier neuen Einheiten und Bonus Exp. Auch in der Handlung wird hier der Teil mit Begnion vorerst beendet und die Früchte der Arbeit werden geerntet.

    Zwar kann ich über einige Kleinigkeiten im Gameplay meckern, wie dass man zu Beginn jeden Teiles Items nicht tauschen kann , die NPCs in 17-4 nerven können und 17-2 schnell beendet werden kann, während man 17-3 nicht beschleunigen kann, aber das Kapitel erfüllt seinen Zweck. Hier und da einzelne Kapiteil einzuarbeiten, die man ohne Pause und Zugriff auf Basis, Weltkarte o.Ä. bewältigen muss, schadet nicht. In FE8 kam es einige Male vor, auch in FE10 etwa in 1-6. In Relevation hatte man in 16 und 17 keine Pause (leider kein Speichern, damit MyKomfortzone immer erreichbar ist).


    Natürlich bleiben zweckdienliche Zufälle, um die Handlung entstehen zu lassen, nicht aus. Oliver sucht Reyson mehrere Tage im Wald. Dieser wird bald von Tibarn gefunden, Reyson will mit ihn die Menschen aber aufspüren und bestrafen. Ike sucht sowohl nach Oliver als auch nach Reyson. Immer noch liegt es an ihn, Oliver zu verhaften, obwohl der sowieso nicht auf ihn hören wird. Die Erklärung für diesen Unsinn dafür ist, dass Oliver wahnsinnig und verblendet ist. Und er muss halt als Gegner und Boss herhalten, aus irgendeinen Grund muss man ja irgendas bekämpfen. Jedenfalls werden in diesen Kapitel alle vier Partien zum passenden Zeitpunkt zufällig aufeinander treffen. Wäre irgendeine Begegnung zu früh oder zu spät eingeleitet worden, wäre die Handlung anders, wenn nicht sogar mit einen unschönen Ende verlaufen.

    Nach 17-1 hören die Laguz Leanne. Nasir nutzt die Gelegenheit, um uns über die Magie der Reiher aufzuklären. Es ist vielfältige Heilmagie, die später, bisweilen erst in FE10, allerhand wichtige Zauber durchdringen und brechen kann, die in der Handlung von großer Bedeutung sind. Dabei ist die Affinität der Reiher zur Balance sehr wichtig. Reyson will seine Magie zur Zerstörung einsetzen, was ihn selbst dann auf unbekannte Weise schaden wird. Leider wird das nicht weiter erläutert, dabei hätte ich gerne erklärt gehabt, warum und ob Reiher so destruktiv sein können, wenn sie dazu eben körperlich nicht in der Lage sind. Vielleicht erklärt das Sephirans magische Kräfte in FE10 4-4, da er als Reiher sowas eigentlich nicht schaffen sollte.

    In 17-3 wird dann Leanne gefunden. Warum sie genau jetzt erwacht und gefunden wird, ist unklar. Vielleicht hat Reysons Präsenz sie erwacht, vielleicht das Medaillon. Man kann es erklären, es wird aber nicht erklärt. Ihr Finden erweist sich auch ungeheuer praktisch für Ike, denn sie ist verdammt nützlich, Reyson später zu beschwichtigen, ihn und Tibarn für ein ziviles Gespräch empfänglich zu machen und um in eben jenem Gespräch Sanaki zu vergeben. Hätte Ike Leanne nicht gefunden, würde es nicht so glatt gehen.

    Nach 17-3 erfolgt ein kurzer Dialog, den ich aus Langeweile mehr Aufmerksamkeit gewidmet habe, als notwendig. Ike schätzt Mistu doppelt so schwer wie Leanne ein. Boyd vergleicht Mistus Gewicht mit der einer Rüstung. Bringt einen mehr oder weniger zum Lachen, aber wir haben Maßeinheiten, um den Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen zu prüfen. Leanne hat ein Gewicht von 2, Mistu eines von 5. Das sollte sie sogar mehr als doppelt so schwer machen. Die Rüstungen, die Ritter tragen, wiegen 4 (Gatrie z.B. hat 12 Con und 16 Wt), also etwas weniger als Mistu. Das Gewicht ist in Tellius ohnehin eigen: Man verwendet hier zwei Stats. Konstitution vermittelt wohl die inhärente Körperkraft, aber das Gewicht setzt sich aus Konstitution als Basis mit Rüstungen, Reittieren und Transformationsboni der Laguz zusammen, was bei Stoßen und Retten relevant ist. Die Reiher und die Raben haben sogar weniger Gewicht als Konstitution, was mit den vogelartigen Körperbau zu erklären versucht wird.

    Jedenfalls stoßen Tibarn und Co. im Gefecht mit Oliver in 17-4 dazu, erkennen Leanne, und mischen mit. Am Ende wird ein Gespräch mit Sanaki ermöglicht. Sie macht nichts, außer um Vergebung zu bitten, aber mehr kann man von ihr nicht erwarten und Leanne bzw. die Reiher können Gefühle und damit Sanakis Aufrichtigkeit lesen. Die Beziehungen zwischen Begnion und den Laguz sind verbessert worden (irgendwie halt), womit dieser Handlungsteil beendet wird.



    Zwischenfazit

    Damit sind achtzehn von den dreißig Kapiteln beendet. Da die späteren Kapitel gewöhnlich länger dauern als die früheren, ist auch zeitlich hier der Mittelpunkt gegeben. Aber auch anderweitig beginnt im folgenden Kapitel der Befreiungskrieg gegen Daein, der das restliche Spiel umfasst. Nur fünf Kapitel sind dabei in Daein, die restlichen sieben spielen in Crimea. Passt, da es nicht gilt, Daein zu erobern, sondern darum, Crimea zu befreien und zurückzuerobern.

    Was ist bisher in den achtzehn Kapiteln passiert? Uns wurde in den ersten vier Kapiteln Ike und die Söldnerbande vorgestellt, sechs Kapitel lang erfolgte die Konfrontation und Flucht vor den Krieg bringenden Daein. Vier Kapitel dienten der Reise nach Begnion, schließlich hielt man sich dort vier Kapitel auf, um es als Verbündeten zu gewinnen. Ike verlor auf der Flucht sein Zuhause, sein Land, seinen Vater und zwei seiner Gefährten, nimmt den Platz seines Vaters als Kommandant an und befreundet sich mit Regenten aus Crimea (Elincia), Gallia (Caineghis), Goldoa (Kurth), Begnion (Sanaki) und Phoenixien (Tibarn, Reyson). Dabei erweist er sich als unerfahren, lernt aber an jeder Stelle und so mancher neuer Verbündete erweist sich als Mentor. Ob Ranulf, der ihn über die Laguz aufklärt, Nasir, der ihn die Schwierigkeiten zwischen Menschen und Laguz zeigt, Stefan, der sich um Ikes Schwertkünste kümmert oder Sanaki, die ihn die Methoden der machiavellistischen Regenten vermittelt und wie diese Intrigen und Manipulationen an ihren Untertanen und Feinden zu ihren Gunsten ausüben. Es wird also bemüht, Ike nicht als zu erfolgreich und zu gut darzustellen, der verliert und lernen muss (klappt aber nicht immer). Ich habe schon kritisiert, dass Ike auf seinen Reisen für die Handlung wichtige Leute oft rein zufällig entdeckt. Gerade die Handlung in Begnion leidet darunter, dass sie kein konkretes Endziel hat, wie in den anderen Handlungsteilen (Flucht nach Gallia, Flucht nach Begnion, Eroberung Daein, Eroberung Crimeas).

    Das macht aber die Masse an wertvollen Erfahrungen wieder wett, die dabei gewonnen wird. Freie Laguz wie Lethe und Mordecai, versklavte wie Muarim, Bürger Crimeas und Soldaten Daeins, diese bunte Mischung aus neuen Rekruten bereichern mit ihren unterschiedlichen Perspektiven die vielen Länder Tellius. Von den Zivilisten in Crimea, die Daein empfangen und Laguz jagen über räuberische Laguz über versklavte Laguz, die sich zur Wehr setzen, über die Soldaten Daeins über Sklavenhändler und korrupte Senatoren, überall sind Feinde mit unterschiedlichen Motiven zu finden, so wie man überall Verbündete und Freunde findet. Den rassistischen, Daein willkommen heißenden Dörflern Crimeas stehen Brom und Nephene gegenüber, die ihr Vaterland verteidigen, sowie Zihark, der die Laguz verteidigt. Die einen Laguz wollen Ikes Schiff plündern, die anderen bringen es wieder in Wasser. Über die ihre Pflicht erfüllenden Soldaten Daeins zu Jill und Sothe, die ihre Verbundenheit mit Daein auf die Probe stellen. Die Sklavenhändler werden mit den Sklavenbefreiern kontrastriert, die korrupten Senatoren mit der ihre Pflicht erfüllenden Sanaki. FE9 schafft es so, eine relativ komplexe Welt zu schaffen, die den Krieg bzw. die Konsequezen des Krieges deshalb so authentisch darstellen, weil er aus verschiedensten Perspektiven gezeigt und erlebt wird.

  2. #2
    Kapitel 18

    Ikes Truppe beginnt jetzt mit ihren Feldzug nach Daein. Begnion bietet ihnen ein Regiment. Wie groß diese militärische Formation ist, wird natürlich nicht genannt, FE hält sich mit Zahlen weise zurück. Aber auch die Aufgaben und der Nutzen dieses Regiments werden nie konkretisiert. Nach der Eroberung Daeins stellt Sephiran Ike eine größere Einheit unter Zelgius zur Verfügung, die ein wenig mehr tut, weil Ikes Armee bei seinen Feldzug nach Crimea von mehreren Flanken aus angegriffen wird:
    Zitat Zitat
    Ike: “Our success was thanks to the Begnion shield protecting our flank. Not the soldiers you lent us, but your reinforcements capturing and holding the retreating Daein soldiers. Because of that, we were able to concentrate on the enemies before us without concern for our rear guard.”
    Aber was genau macht das aktuelle Regiment? Da auch männliche Soldaten Befehle von Ike verlangen, ist es nicht ausschließlich das von Tanith.
    Zitat Zitat
    Bengion Soldier: General! We've seized control of the surrounding area, and the remaining Daein troops are retreating... General?
    Demnach sichern sie die Umgebung?


    Kommen wir zum nächsten Problem: Die Größe der "Armee". Bisherige Gefechte waren genau das, kleinere Konfrontationen zwischen den Söldnern und vereinzelten Einheiten. Die Banditen operieren nicht im hundertstelligen Bereich, auf der Flucht werden immer kleinere Gruppen bekämpft. Dass die Laguz-Piraten und Sklavenbefreier nicht aus hunderten bestehen, ist auch plausibel. Olivers Armee ist wahrscheinlich zu klein, könnte man vielleicht damit noch erklären, dass es versprengt und sehr kurzzeitig zum Einsatz kam.

    Aber jetzt wird Daein angegriffen und die erste Schlacht spielt in eine Fort. Die Gegneranzahl beträgt zunächst 45 (in niedrieren Schwierigkeitsstufen wahrscheinlich ca. 22 bzw. 33). Das ist natürlich zu wenig. Woran liegt das?

    1. Oft verweisen die Autoren darauf, dass die zu sehende Schlacht nur ein Bruchteil des eigentliches Konfliktes ist. Um sie herum bekämpfen sich die restlichen Soldaten. Dies könnte das obere Zitat sogar implizieren. In FE10 wird besonders gerne erklärt, dass Ikes Truppe Sonderaufgaben erledigt und die restliche Laguzarmee an der Front sind. Vielleicht stürmen auch hier Ike und Co. immer einen kleineren Bereich, während um sie herum hunderte bis tausende kämpfen.

    2. Eine meiner Lieblingsstellen in FE5 ist Kapitel 14x, wo man Flüchtlinge retten kann. Die Anzahl der Flüchtlinge wird auf 600 geschätzt. Und wieviele NPCs erscheinen? 6. Damit könnte ein gegnerischer Soldat für 100 Einheiten stehen. Daeins Schloss in Kapitel 21 z.B. wird also nicht von 50 Männern bewacht, sondern 5000. Wenn man im Laufe des Spiels 750 Gegner beseitigt, sind es eigentlich 75000. Da gewöhnlich nicht die gesamte Armee bekämpft wird (die Verbündeten helfen mit), könnte man von Heerstärken von sagen wir mal 200.000 bis 500.000 sprechen, was ein wenig plausibler ist. Im FE6 Manga wird in einer Schlacht verdeutlicht, dass die bekannten Einheiten von unzähligen Soldaten begleitet werden. Andere Strategie-Spiele nutzen dieses Konzert gerne. Adcance Wars glaube ich und ich habe Sengoku Rance gespielt, wo eine Einheit mit Soldaten im drei bis vierstelligen Bereich angreifen. Three Houses wirbt mit diesen Konzept und wahrscheinlich wird es gehörig geprüft und damit nicht völliger Mist werden (warum man es einführen muss, verstehe ich aber nicht).
    Dabei gibt es viele Ungereimtheiten. Utility-Einheiten wie Diebe oder Tänzer treten schlecht zu hunderten an. In den engen Korridoren von Schlössern passen schlecht 200 Soldaten in einen Korrdor. Nur auf den Feld würde es passen. Oft genug wird explizit genannt, dass nur eine Einheit zur Verfügung gestellt wird. Tibarn gibt Ike nicht 200 Falken, sondern seine zwei besten Männer. Kommen wir also zur letzten Erklärung.

    3. Es gibt keine. Die oberen genannten Erklärungen sind Ausreden. FE ist ein unrealistisches Videospiel, wo man mit 10 Mann 30 Mann besiegt und dies als Krieg zweier Nationen durchgeht.


    Damit Ike als seriöser Befehlshaber durchgehen kann, wird er geadelt. Das passt zur Etikette Begnions und Ike legt den Titel später sowieso ab. Dabei erhält er seine Promotion. Da schon eine normale Promotion keinen handlungstechnischen Sinn ergibt, braucht man auch hier nicht herleiten, wie und warum der Titel ihn stärker macht.


    Ashnard und der Schwarze Ritter kommentieren Ikes Vorhaben. Dabei kommen sie auf ihren Spion zurück, der sich alsbald Ike zu erkennen geben wird (Soren verdächtigt ihn am Ende des Kapitels). Auch der Plan Ashnards wird angedeutet. Er konzentriert seine Armee nicht auf die Invasoren, sondern konfrontiert sie mit besiegbaren Einheiten. Seine Truppe in diesen Kapitel wird nicht auf die Gefährlichkeit der Gruppe hingewiesen und überschätzt sich, von den Raben im nächsten Kapiteln erhofft sich Ashnard auch nicht mehr als von Ausländern im übernächsten Kapiteln. Auch damit versucht man plausibel darzustellen, weshalb eine Söldnergruppe und ein Regiment es schaffen, Daein zu erobern. Erst für den zweiten Teil des Krieges gegen Crimea nutzt er sein ganzes Heer und dafür erhält Ike Unterstützung von einen weitaus größeren Regiment Begnions, sowie die Armeen der Laguz.
    Der Seitenhieb des Schwarzen Ritters auf Ikes fällt mir immer sofort ins Auge. Nach seiner Promotion und Erlangung von Aithir mag man Ike jetzt ziemlich stark einschätzen und hier sagt der Schwarze Ritter eiskalt, dass Ike nichts im Vergleich zu seinen Vaters ist. Das unterstreicht die Gefährlichkeit des Schwarzen Ritters deshalb, weil es wahr ist.

    Im Laufe des Kapitels kann man Shinon rekrutieren, auf dieses dramatische Treffen bin ich aber schon hinlänglich eingegangen. Seine Stats beeindrucken nicht mehr und Ike ist eindeutig stärker als er geworden, weshalb Ikes Reifung verdeutlicht wird, während Shinon sich kein Stück verändert hat.
    Obendrein schließen sich die Raben Daein an. Naesala scheint ein Krieg mit den Laguz nicht zu fürchten. Dheginsea hat ihn darauf hingewiesen, dass er sich nicht überall Feinde machen soll. Tibarns Bestrafung liegt noch aus (und wird bis ins unendliche verlegt). Naesala weiß wahrscheinlich um seine Plotimmunität. Er dieser Typ, der euch mal an einen Sklavenhändler verkauft hat, so ein paar Jahre bevor er eure Schwester geheiratet hat.


    Janaff und Ulki

    Denen muss ich jetzt nicht einen separaten Beitrag widmen. Anders als die Bestien werden uns die Falken sehr spät vorgestellt und sie kriegen nichts zu tun. Während Gallia sich um Versöhnung bemüht, sind die Falken ne Spur widerspenstiger und rauer. Mehr durch ihren Charakter werden sie durch ihre physischen Eigenheiten definiert, die in der Handlung diesen und des nächsten Kapitels eingestreut werden. Sie sind offensichtliche Gegensätze, werden aber anders als Lethe und Mordecai nie in brisante Situationen versetzt, wo sie ihren Charakter oder ihre Intrigität oder ihre Skrupel demonstrieren könnnen. Sie helfen im nächsten Kapitel mit Naesala, zeigen ein paar Kommunikationsschwierigkeiten mit Ike in ihren Lagerkonservationen, das alles läuft aber sehr friedlich und verhalten ab. Ansonsten kriegen sie es in ihren Supports mit skeptischen Beorc zu tun, wo aber ebenfalls alles immer harmlos endet. Der Support mit Lucia weckt noch am ehesten meine Neugier, weil hier geflirtet wird. Ich schätze mal, dass es nicht Ernst gemeint ist und am Ende die Freundschaft zweier Rassen im Vordergrund gerät, aber mit diesen Tabu herumzuspielen, finde ich viel reizvoller. Supports mit Reyson, Haar und Sothe wurden genannt. Vielleicht wären sie der Überbrückung des Rassismus dienlich, denn Haar und Sothe gehören zu Daein, vielleicht hätte man aber auch nur mit den Gimmicks herumgespielt, dass Haar am Schlafen und Sothe ein Kind ist.


    Tanith

    Auch sie wird dadurch charakterisiert, dass sie einen offensichtlichen Konstrast bekommt. Sigrun ist diplomatisch, sanft, warm, lobend und gütig, Tanith ist stur, scharfzüngig, kalt, kritisch und grob. Als Soldatin sind das aber passende Attribute und wenn ihre militärische Rolle nicht gefragt ist, taut Tanith in am Ende ihrer Supports sogar auf und zeigt sich menschlich. Das hilft, sie nicht zum eindimensionalen, ihrer Herrin blind ergebenen Mannsweib zu machen, was ein sehr gängiges Klischee ist. Die gestrichenen Supports mit Astrid und Volke hätten das vielleicht ebenfalls unterstrichen.



    Kapitel 19


    Dieses Kapitel widmet sich den Handlungen der fliegenden Laguz. Janaff und Ulki diskutieren mit Ike über unterschiedliche Führungsstile, welche die Differenzen der Laguz hervorheben. Aber auch Ashnards Motivation und die Dualität von Chaos und Balance wird vorausgedeutet. Ironischerweise stimmt der naive Ike Ashnards Motivation so zu.
    Anschließend kann man sich durch eine weitere Armee Daeins durchschagen, aber wieder gilt es, mit den Raben fertig zu werden. Hier werden die Kontakte mit deb Laguz genutzt und Janaff und Ulki machen sich Naesala über Reyson aufmerksam, welchen sich Naesala anschließend zuwendet. Er verlangt von Reyson einen Grund, weshalb er ihn hasst. Mir fehlen die Worte. Reyson versöhnt sich dann mit Naesala. Seine Begründung ist, weil sie ohne Naesala nicht Leanne erweckt und gefunden hätten. Das ist richtig, aber es war nicht Naesalas Absicht. Mal wieder ein mehr oder weniger sinnvoller Vergleich: Der Typ, von dem ich euch das letzte Mal erzählt habe, hält euch in einen Transporter gefangen. Auf dem Weg zum Sklavenhändler erleidet er einen Crash vor den Krankenhaus, an dem er zufällig vorbeifährt. Eure verschollene Schwester ist dort zufällig stationiert und das Geräusch lässt sie aus ihren jahrelangen Koma erwachen. Später bedankt ihr euch bei den Typen, dass er eure Schwester aus den Koma gerufen hat. Fick dich, Naesala.


    Reyson

    Reiher sind eigentlich sehr langweilige Wesen, die das reine Gute verkörpern und für die Handlung das Artefakt versiegeln bzw. aktivieren. Anders als seine Geschwister hat Reyson jedoch einen völlig anderen Charakter. Dabei ist nicht geklärt, wie sehr sein Naturell auf das Trauma zurückgeführt wird, wie sehr die Lebensweise der Falken ihn verändert hat oder ob nicht alle Reiher so melancholisch wie Leanne und Rafiel sind. Die Frage wird aufgeworfen, wie sehr ein Reiher von seiner Rasse begrenzt wird und wie und ob diese Grenzen überschritten werden. Einerseits hat er ein völlig anderes Temperament entwickelt und zog es in Erwägung, die ominöse Seidh-Magie nutzen, die chaotisch, offensiv und tödlich ist. Andererseits ist sein Körper zur Gewalt und den Fleischverzehr unfähig, was wiederrum das Gegenteil impliziert, dass er sich nur wenig ändern kann. Leider vertieft das Spiel das nicht, aber es war gut, dass man Reyson mit seiner Rasse kontrastiert hat. Er wäre sonst der typische liebe Prinz und ausschließlich dafür da, das Fire Emblem zu versiegeln. Sein Support mit Ike bietet uns Informationen über die Charakteristika der Reiher und auch den Einfluss von Chaosenergie und den Medaillon während eines Krieges. Ob Leanne oder Rafiel stark genug wären, das durchzustehen? Vielleicht war es tatsächlich Reysons Training bei den Falken, die ihn das haben durchstehen lassen.


    Da bis auf Naesala in diesem Kapitel sonst nichts passiert, erhält Ike von Volke anschließend die Information über Greil und den Tod seiner Mutter. Das Medaillon beherbergt eine dunkle Göttin und bei Kontakt kommt man mit Chaosmagie in Berührung, die all jene wahnsinnig machen, die nicht über genügend Balance-Kraft haben. Balance und Chaos ist in jedem Lebewesen unterschiedlich verteilt, aber dieses unausgegorene Konzept wird nie wirklich erklärt. Haben Mistu und Elena wegen der Genetik so viel Balance? Verändern sich die Anteile an Balance und Chaos, kann man sie verändern? Was genau machen Balance und Chaos eigentlich, außer dass man im Kontakt mit den Fire Emblem unterschiedlich reagiert? Warum ist das Medaillon nicht besser konversiert, etwa durch ein weiteres Medaillon?

    Ansonsten ist die Rückblende gut. FE9 spart grafisch, aber die Illustrationen sind ansehnlich und werden auch gut benutzt. Hier etwa wird die Kamera von unten, zu den toten Soldaten, bis nach oben, zu Greil und der sterbenden Elena geführt. Den tödlichen Schwertstreich sieht man also ganz dramatisch erst am Ende. Ironischerweise stirbt Greil auf dieselbe Weise.

    Außerdem gehen Greil und Ike mit dem Erlebnis vernünftig um und begeben sich nicht in irgendwelche Emo-Phasen, um ihr Leid und tragisches Schicksal zu bejammern.

    Ich bin zwar schon in Kapitel 10 darauf eingegangen, aber am Ende stellt Volke uns wieder vor die scheinbare Wahl. Zu verneinen bringt nichts, man verpasst seine Promotion. Ich verstehe nicht, warum man diese Optionen bekommt, sie sind völlig einseitig. Bei der Rekrutierung von Calill und Largo kann man wenigstens den Anführer spielen und sich nicht jede Persönlichkeit aufzwingen (wobei man so kein Equipment bekommt, man sollte also immer zusagen). Ansonsten bleibt sogar ein moralischer Sieg aus, wenn man Hilfe ablehnt. Warum dieses Element einbauen, wenn es so schlecht benutzt wird?

    Praktischerweise erfährt Ike genau dann von dem Medaillon, wenn es ihm gestohlen wird. Aber darauf gehe ich das nächste Mal drauf ein.

  3. #3
    Kapitel 20


    Das Fire Emblem wurde gestohlen. Soren schlägt Ike nicht mal Nasir als Verdachtsperson vor, obwohl Soren es verdächtigt fand, dass Nasir nach seinen Job als Reiseführer (von Gallia angeheuert) Crew und Schiff hinter sich lässt, um Ike beim Krieg gegen Daein zu begleiten. Nasir begründete das mit einer für den skeptischen Soren unglaubwürdig noblen Absicht. Vielleicht fehlt auch die Zeit dazu...

    Mich stört das nicht zu sehr. Soren hat nichts konkretes in der Hand und Nasir kann sein Glück ruhig ein wenig testen und das Medaillon erst jetzt klauen, wo er sowieso mitten in Daein ist. Sein Fluchtweg ist dann kürzer. Was mich dabei irritiert ist aber, dass er nach seiner Flucht wieder zu Ike zurückkehrt. Kann Nasir tatsächlich die Armee verlassen, zur Hauptstadt gehen, das Medaillon aushändigen und dann wieder zu Ike zustoßen? Und denen fällt seine Abwesenheit nicht auf? Wozu ist er überhaupt zurückgekommen? Ging er davon aus, dass Ike Daein einnehmen wird und plante er, dabei Ena zu retten? Das wäre dann wahrscheinlich improvisiert, da er sonst von Ashnards Handeln Bescheid wissen müsste und Ena schien doch überrascht zu sein, dass sie und die Hauptstadt aufgegeben werden. Ging Nasir davon aus, dass Ike verlieren wird und Nasir mit Ena dann weitehrin daraufhin arbeitet, Ashnard und Rajajon näher zu kommen und letzteren zu kurieren? War er unvorbereitet und musste improvisieren? Zugegeben, Nasirs Rolle als Spion (ein recht offensichtlicher Twist), der dann nur bedingt für Daein arbeitet und vielerlei Hinsicht Ike hilft (ein etwas besserer Twist), gibt der Handlung Komplexität. Aber damit kann oft schnell einher gehen, dass nicht alles genau abgestimmt und verständlich ist.


    Aber zurück zum Kapitel. Abermals muss Ike einen Teil des Heer Daeins bekämpfen. Zum ersten Mal wird dabei Daein vermenschlicht. Ein Teil der Soldaten sind weiterhin selbstzerstörerisch, so fordert Petrine auf, dass Land zu zerstören, um Ikes Armee aufzuhalten. Das Leid der Zivilisten wird in diesen und den nächsten Kapiteln dabei mehrfach thematisiert. Und die Soldaten, die Ike bekämpft, zeigen erstmals berechtigte Skrupel. Ein wenig wird aber wieder vermieden, dass man den bisherigen Soldaten Daeins Menschlichkeit gibt, denn hier wird hervorgehoben, dass es Migranten sind. Ich bin mir auch nicht sicher, ob Petrine den Ausländern aus Verachtung wegen eins auswischen will oder ob ihr Verfahren Standard ist und Shiharam und Co. diejenigen sind, die mit ihren Skrupeln aus der Rolle fallen. Zwar zeigen im Spielverlauf noch andere Einwohner Daein verschiedene Ansichten, aber die Soldaten sind einhellig fanatisch loyal. Hier aber ist klar, dass der Feind von einer gewissen moralischen Integrität ist und der Krieg in kaum eine Wahl lässt. Dies ist umso geschickter gemacht, dass er uns durch Jill auch persönlich bekannt ist. Einige Camus-Archetypen wie z.B. Mustafar aus Awakening schenkte man ein bisschen Aufmerksamkeit, aber nahe konnte uns diese Person schwerlich gebracht werden. Hier muss eine Einheimische gegen ihre eigenen Leute, Bekannte und den eigenen Vater in den Kampf gebracht werden. Ob Jill das tatsächlich schafft ist so zweifelhaft, dass das Spiel sogar Alternativen anbietet: Mehrfach zieht Ike in Betracht, sie nicht aufzustellen und aussitzen zu lassen. Zudem kann Jill rerekrutiert werden. Das ganze ist ziemlich geschickt, weil es so Kritikern den Wind aus den Segeln nimmt, die anzweifeln, ob ein Teen so leichtfertig in ihrer Heimat rummetzelt. Jill muss keine kaltherzige wahnsinnige Psychopatin sein, sie kann sich durchaus auf die Seite ihres Vaters schlagen und Ike kann einsehen, dass es handlungstechnisch grausam wäre, sie einzusetzen. Und selbst wenn sie aufgestellt wird, können zufällig erscheinende Kampfkonservationen darauf verweisen, dass ihr das Kämpfen quält.

    Generell bietet das Kapitel eine passende depressive Stimmung. Der Einführungstext weist Shiharams auf Skrupel hin, zu Beginn des Kapitels befragt Ike Jill, inmitten des Kapitels stellt einer von Shiharams Soldaten ihn in Frage, woraufhin Haar sich einmischt. Die Dorfbewohner beklagen das Fehlen der jungen Männer (zwangsrekrutiert bzw. gestorben), am Kapitel Ende hadern Haar und die Überlebenden, auch Ike und Elincia beklagen die sinnlose Zerstörung der Umgebung. Eine passende Einführung über die Sichtweise der Bewohner Daeins, an denen der Krieg gegen Crimea vorbeigegangen ist und ihn jetzt selbst erleben. Nicht nur fürs nächste Kapitel relevant, auch für FE10 wichtig, wo der Wiederaufbau Daeins zu Beginn im Vordergrund ist.


    Calill

    Die Rekrutierung ist reichlich willkürlich. Warum Calill so tief nach Daein vordringt, um sich als Söldner zu behaupten, lohnt einer genaueren Betrachtung nicht. In erster Linie wollte man meiner Einschätzung nach einen prepromoten Weisen im Stile Pents einschleusen und hat weniger darauf geachtet, passend zum Ton des Kapitels einen besorgten, tranigen Daein-Bewohner o.Ä. zu rekrutieren, was stimmiger wäre. So ist Calill auch eher einer der heiteren Charaktere, die eher auf Abenteuern denn Kriegen zu finden sind. Ihr baldiger Mann Largo ist da von selben Format und auch ihre Supports verweisen auf ihre eitle Art. Im Support mit Nephenee versucht sie diese zu striegeln, wie es schon einige feinere Damen wie Clarine und Louise taten, wobei Calill vielleicht ein paar Sympathiepunkte dabei gewinnt, dass sie sich am Ende als Landmädchen zu erkennen gibt. Mit den Hitzkopf Tormod gibt sie ein gutes Mentor-Schüler Duo ab. Der mit Geoffrey beginnt katastrophal mit einer Romanze, überraschenderweise zeigen sich die beiden sehr umsichtsvoll im A-Support. Sie dringt zu den steifen Ritter sogar durch und dieser flirtet freundschaftlich-höflich sogar zurück. Als gestrichener Support soll einer mit ihr und Shinon vorhanden sein, der sicherlich einen der beiden eingebildeten Dickköpfe zum Explodieren bringen würde. Ob sie so eitel und eingebildet ist, wie sie sich gibt, zweifle ich im Übrigen an. Da all ihre Gesprächspartner aufgrund ihres Alters und ihrer Lebenserfahrung aussticht (Ike, Nephenee, Tormod und Geoffrey sind jünger als sie, Largo ist nicht gerade reif) , könnte da sehr viel Selbstironie mitschwingen, mit der sie ihr Leben etwas aufhellen will.



    Zusatz: Ashnards Ignoranz über Shiharams Existenz verwundert mich. Seine Truppe wird von vielen gepriesen, hätte Ashnard es nicht gutgeheißen, seine Armee um eine starke Einheit zu ergänzen? Er brüstet sich doch mit seiner Bevorzugung von Talent über Status, weshalb die Ausländerfeindichkeit nicht entscheidend sein sollte. Möglicherweise halten sich Shiharam und seine Leute zu sehr zurück, da sie keinen Ruhm suchen.



    Kapitel 21

    Ike und Elincia haben sich zur imperialen Hauptstadt durchgeschlagen und besetzen das Schloss. In bisherigen FE-Teilen hockte an solchen Orten in solchen Situationen zu diesen Zeitpunkten der König oder Imperator, der sich mehr oder weniger grimmig auf den Showdown und das letzte Gefecht vorbereitet. Aber für FE9 wäre das noch ein wenig verfrüht und es hat noch einige Plotfäden, weshalb Ashnard dreist abwesend ist. In Verbindung mit der Kaltblütigkeit gegen die eigenen Bewohner und Soldaten im letzten Kapitel wird verdeutlicht, dass Ashnard über den Idealen des gutmütigen Herrscher erhaben ist. Dabei wirkt er keineswegs feige oder inkompetent, sondern seinen Gegnern gegenüber einen Schritt vorraus.

    Wie auch in Kapitel 20 werden die Schäden des Krieges auf beiden Seiten verdeutlicht. Es gibt keine Gewinner, wer nicht gehorsam in den Tod schreitet, wird zum Verräter. Die Befreier Crimeas sind in den Augen Daens Eindringlinge. Der Kreis der Gewalt wird fortgeführt. Das einfache Volk sympathisiert mit seinen Herrschern nicht und dient und zahlt durch Steuern und Abgaben nur des Schutzes wegen, was schon in Kapitel 11 thematisiert wurde. Wie so oft nutzt FE9 seine verschiedenen Mittel, um dies zu erzählen. Ob der neutrale Erzähler zu Beginn, die Gespräche zwischen Ike und seinen Verbündeten, eine Lagerkonservation mit einen Zivilisten.
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    During the battle for Talrega, Ike and the rest of his company come to a bleak realization. Wherever the Crimean army marches, the land becomes a battlefield. The damage is immense. Warfare and floodwaters claim homes, crops, and hope. Villagers seeking shelter and safety stumble blindly through the snow. To them, there is no doubt that the Crimeans are an invasion force.
    However, the Crimeans have their own homeland to save. Focused as they are on that overriding goal, they cannot stop even to help the innocent victims of war. The only way they can help the people of Daein is to keep marching. The faster they reach Daein's capital of Nevassa and put an end to the war, the better for everyone.
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    Woman
    Milady! The Crimean army is nearby! Run! You must escape and survive. We're gonna live. Even if we have to eat mud and weeds, we'll do it. And one day we'll have our revenge on those bloodthirsty Crimeans. If I can't do it, my children will...And if they can't, then my grandchildren will! We'll get them someday! I swear it! I have to go. Promise me, milady. You must go on for Lord Shiharam's sake. You mustn't get yourself killed!
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    Soren
    ...You truly have no idea how to rule a nation. Do you know what happens to a country that loses a war? Everything is destroyed. Homes, land, crops...everything. And the citizens... They're not even treated as human. Crimeans, especially those near the capital where Daein's presence is strongest, are treated worse than sub-hum...than laguz.
    The people understand this, which is why they pay for protection in the form of taxes. For the royals and nobles who are charged with protecting the people, there is no greater sin than to be defeated in war.
    It is the ultimate betrayal of the people's trust.

    Bevor wir Ike kontrollieren, wechselt die Szene zu den Feinden. Ena offenbart Ashnards wahre Absichten von einen länderübergreifenden Krieg. Die zurückgebliebenen Soldaten Daeins sind verschmerzbare Opfer. Meine heutige Zitierfreudigkeit fußt auf die Qualität des Spiels, die politischen und soziologischen Sichtweisen seiner Charaktere so authentisch zu vermitteln.
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    Ena
    On the surface, that would seem to be so. But doesn't the action strike you as odd? To apply sanctions properly, it would be necessary to speak with Begnion first. Begnion is the suzerain state, and Crimea answers to her. We needed Begnion's leave to make a formal declaration of war. Daein's disregard for that process made us a pariah in the eyes of our neighbors, and opened us to attack from all sides. And yet, not only did the king not do this, but he chose to invade without warning. It was the worst possible strategy. Furthermore, once the king conquered Crimea through strength of arms, he seized the castle and set up residence. And now he uses it as a stepping stone for an invasion of Gallia. Which means, the king's goal was never to apply sanctions, or even to defeat Crimea. If Ashnard moves against Gallia, it's easy to envision Phoenicis, Kilvas, and Goldoa joining the conflict. And if that happens, Begnion would be forced to ally itself with Daein rather than side with the sub-humans. Look where that leads us...A continent embroiled in war. Is that not the true desire of the king?
    Ena sperrt Ikes vorstoßende Truppe mit ihrer Einheit ins Schloss ein, was wohl erklärt, warum so wenige Soldaten um das Schicksal eines ganzes Landes kämpfen. Sie enthüllt sich als Drache, was die rassischten Daeins angesichts der Notsituation aber motiviert. Überzeugt mich.


    Nach den Kampf folgt eine unsinnige Szene. Ena ist nicht getötet worden, weigert sich aber, sich gefangen nehmen zu lassen. So kalkulierend wie sie ist, könnte sie auf ein Bündnis mit Ike spekulieren, in welchen sie Ashnard und Rajajon dann verfolgt und erneut begegnen kann. Nasir kann ihr beim Vermitteln auch helfen. Alles ist besser, nur nicht Aufgeben.
    Nasir erscheint aus den Nichts (ist die Verstärkung genau jetzt eingetrudelt?) und greift Ike an. Dadurch kann die geschwächte Ena fliehen (der Rest steht wohl nur dumm da) und Nasir lässt sich widerstandslos gefangen nehmen, statt ebenfalls zu fliehen. Er klärt Ike auch nicht über seine und Enas Mission und Motive auf, sondern schweigt und gibt nur einen kryptischen Hinweis auf das Medaillon. Ja was denn jetzt?! Die Umstände um Enas Flucht sind unplausibel und Nasirs Schweigen unnötig hinderlich. Schade.


    Wie es mit Ike und Co. weitergeht, erfahren wir erst im nächsten Kapitel. Stattdessen endet das Kapitel mit Ashnard und Petrine. Vom eindimensionalen, leicht inkompetenten Kommandanten über einen fanatischen grausamen General, der nicht vor der Zerstörung des eigenen Landes zurückgreift, vermittelte sie uns oft ein Bild über Daein. Hier ist sie verschreckt und unterwürfig, was die Kompetenz von Ashnard und den Schwarzen Ritter hervorhebt. Ashnard offenbart Petrine die Eigenheiten des Medaillons und diskutiert das Vorhaben des Schwarzen Ritters, Leanne in Phoenixien zu entführen.



    Tauroneo

    Die alternen, ihres Leben überdrüßigen Generäle der feindlichen Seite, die voller Gewissensbisse und Loyalitätskonflikten die Seiten wechseln, haben in der Fire Emblem Reihe einen Stammplatz, da sie die Handlung sehr einfach und effektiv ergänzen können. Manchen wird mehr oder weniger Aufmerksamkeit geschenkt, aber je mehr desto besser. Duennel aus FE8 ist ein gutes Beispiel. Zwar hat Tauroneo in FE10 mehr Screentime, aber in diesen Teil kommt er nicht gut weg. Seine Zweifel werden erst bei seiner Rekrutierung angesprochen, davor in der Szene, wo Ena und Kasatai debattieren, ist er still. Dabei wäre es eine gute Gelegenheit gewesen, ihn dort vorzustellen und seine zweifelnde Loyalität anzudeuten. Stattdessen übernimmt Kasatei seinen Job und dieser kann schwerlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen, da er schnell abtritt. Ihn ganz mit Kasatai zu ersetzen würde nur funktionieren, wenn man die Szene umschreiben würde. Ansonsten wäre Tauroneo Ena gegenüber zu unloyal. Auch sein Potential wird überhaupt nicht genutzt. Er war einer der vorherigen Vier Reiter, aber jetzt kriegt er keine Aufgabe und Bedeutung in der Handlung und im Krieg. Wäre er ein Boss oder Sub-Boss wie Shiharam oder Haar, wäre seine Rekrutierung dramatischer und persönlicher. Auch kannte er Greil persönlich, aber er unterhält sich mit Ike nach der Rekrutierung nie wieder darüber. Da nahezu alle Bosse mit ihn eine Konversation hegen, sollte sein Eintritt in Ikes Armee bedeutsam sein, aber er ist nur einer von vielen. Er hat nur zwei Supports. Der mit Largo ist einseitig und bezieht sich fast nur auf Largo. Der mit Rolf vermittelt Tauroneos persönlichen Hintergrund seine Familie, aber seine derzeitige politische, militärische und moralische Rolle für Daein bleibt unbeleuchtet. Gleich drei Supports wurden gestrichen und sie alle umfassen Vertreter verschiedener Nationen, mit den Tauroneo über allerhand diskutieren und streiten könnte: Elincia, Ranulf und Stefan. Auch das betont, wie ungeheuer wichtig er für die Handlung hätte werden können, aber man hat fast gar nichts von seinen Potential genutzt. Er wirkt auf mich deshalb sehr nach einen Charakter, den man am Ende gekürzt bzw. nicht weiter ausgebaut hat, weil man keine Zeit oder Lust mehr hatte.

  4. #4
    Kapitel 22

    Dieses Mal wird fast nur gemeckert und genervt. Und mit dieser Einsicht habe ich mich schon vor jeglicher Kritik geschützt, ätschibätschi.


    Nachdem Ike Daein erobert hat, stößt eine weitere Einheit Begnions hinzu. Mit diesen Regiment stehen die Siegeschancen höher. Dabei wird Zelgius als General der Einheiten vorgestellt. Man bemühte sich, ihn unscheinbar wirken zu lassen, damit seine zweite Identität nicht erraten wird. Zeigt sich auch damit, dass er sehr reserviert und unparteiisch agiert, während er als Schwarzer Ritter weitaus energischer und schärfer auftritt. Als ranghoher General die Gelegenheit zu haben, gleichzeitig ranghoher General in einen anderen Land zu sein, ist unrealistisch, aber das ist bei Doppelidentitäten oft so, etwa bei den ganzen Superhelden. Zumal Zelgius mit Warp-Pulver überall sein kann, aber das ist ein ganz anderes Problem.

    Die Verstärkung kam erst jetzt, weil Sephiran erst jetzt handelte. Was er auf seinen Reisen gemacht hat, ist mir nicht bekannt. Muss er zu diesen Zeitpunkt überhaupt noch was machen? Ashnard hat das Medaillon praktisch schon, seitdem der Schwarze Ritter Greil gefunden hat. Widersprüchlich finde ich eines: Nur die Nachfahren Altinas können das Medaillon aktivieren, andere Reiher können es nicht. Warum gab Sephiran Ashnard also diese Information? Ashnard hat Lillia vergeblich gefoltert und hätte es auch mit Leanne tun wollen. Aber es ist Zeitverschwendung. Für den Krieg aller Nationen ist ein Eingreifen Sephirans auch nicht mehr notwendig. Daein bekriegt Crimea und Gallia. Die weiteren Laguzvölker würden automatisch folgen und Begnion würde dann auf der einen oder anderen Seite mitmischen.
    Von daher sind Sephirans Manipulationen in diesen Spiel (Ashnard das Medaillon geben und ihn wissen lassen, dass es einen nationenübergreifenden Krieg bedarf) allesam vor der Handlung eingetreten und er ist die ganze Zeit über irrelevant. Die Rettung Ikes in Kapitel 11 war nicht nötig, sie hat wohl lediglich den Krieg beschleunigt, indem Elincia Begnion um Beistand bittet. Ob das getan wird oder nicht und ob er auf Reisen geht oder nicht und ob er den Senat für ein weiteres Heer gegen Daein gewinnt oder nicht, es für den Erfolg von Ashnards Plan nicht entscheidend. Im Gegenteil. Sephiran hilft Ike zu viel und dieser beendet den Krieg viel zu schnell. Im Nachhinein wird die Nicht-Aktivierung des Medaillons auf die Abwesenheit der Wolfsmenschen geschoben, weshalb es so oder so nicht klappt. Aber davon abgesehen wird im folgenden Teil auch angemerkt, dass wenn nicht die Göttin, dann wenigstens Dheginsea Rambazamba macht.


    Eine der Lagerkonservation befasst sich mit Jorge (einen der beiden Händler-Zwillinge). Schon in Kapitel 13 hatte er eine Konservation. Er fragt Ike nach einen Problem, welches in seinen dämlichen Pen&Paper RPG auftaucht und Ike bietet die Lösung. Das Problem betrifft dabei auch das aktuelle Kapitel. Hier weist Ike daraufhin, dass man Zivilisten im Kampfgeschehen aus den Weg schubsen kann. Das ganze dient den Spieler also indirekt als Hilfe, aber es ist eine tollpatschige Weise. Zufällig hat Jorge genau das Problem, welches Ike bevorsteht. Dabei kann man solche Hilfen weitaus eleganter, klarer und informativer veranschaulichen. Sigrund z.B. gibt in Kapitel 15 Auskunft über die spezifischen Eigenheiten der Wüste (Bewegungsprobleme und geheime Schätze). Es gibt sogar einen Einblick in die Welt: Magier schweben. Zumindestens hat Sephiran dies Sigrund erzählt, weshalb es auch als Scherz gemeint sein könnte. Die Informationen wurden konkreter vermittelt und zusätzlich erfährt man etwas über andere Charaktere oder Klassen. In Kapitel 17 klärt ein Diener Olivers Ike über Olivers Heer sowie den Wald auf. Es dient nicht nur der Vorbereitung, das Hadern dieses Dieners, der seinen Meister verrät wird deutlich. Der Diener rechtfertigt seine Taten, schützt Oliver sogar ein wenig und verweist auf den Völkermord an den Reihern, für welchen er sich schämt.
    Jorge indes ist ein nerviger Charakter. Ich habe schon in Kapitel 8 geschrieben, dass die Zwillinge überflüßige bzw. unpassende Aufgaben in der Handelskarawane übernehmen. Auch in ihren Design und ihrer Fixierung auf ein PnP passen sie nicht in die Welt von FE9. Sie erscheinen mir wie Selbsteinfügungen der Autoren, die zufällig passende Tipps geben und den Hauptcharakter anhimmeln, der wiederrum von ihnen genervt ist.
    Jorge war es dann auch, der einen FE10 Reviewer zum Ausrasten gebracht hat, weil Jorge in Part 1 Ashnard vermisst. Dabei kam ihm jemand zuvor:
    Zitat Zitat
    Sothe
    You know, Ashnard wasn't such a bad king. At least, as far as we could see. If you were strong enough, you could rise up and become a knight one day. You could escape the filthy slums. He was the only king who ever gave us that chance. That hope.
    Ungeachtet dessen, dass die Konversation uns einen neuen Blickwinkel aus Sicht der Unterschicht Daeins gibt, also automatisch ein Plus ist: Diese Aussage ist problematisch, weil wir nichts gutes und nur schlechtes über Ashnard kennen. Er behandelt alles und jeden wie Dreck. Selbst seine fähigsten Generäle sind für ihn Werkzeuge, denen er sich bei passender Gelegenheit entledigt. Er identifiziert sich nicht mit seinen Volk, lässt es töten, leiden und in Stich. Er führt sein Land in den Ruin.
    Andererseits wissen wir nichts über seine 18 Jahre Herrschaft, wir erleben nur die Zeit nach den Kriegsbeginn und seine Vergangeheit bezieht sich ausschließlich auf Ereignisse vor seiner Krönung. Vielleicht waren die vorherigen Regenten noch inkompetenter und Ashnard konnte das Reich stabiliseren, neue Jobs schaffen (hinsichtlich Rüstungspolitik), die Besitzverhältnisse umverteilen und der Adel musste den Proleten mehr abgeben bzw. zurücklassen als zuvor. Brot und Laguzjagden (Gibt es in Daein überhaupt Laguz? Das hat mich schon immer irritiert) rundeten seinen unmissverständlichen, charismatischen Führungsstil ab. Aber all das sind nur Möglichkeiten, die ich mir aus den Fingern gesogen habe. Als einsames Pro-Argument nennt das Spiel uns seine Talent-vor-Status-Politik, was mir zu wenig und unkonkret ist.


    Ach, wir haben ja noch ein Kapitel vor uns.

    Ike sucht einen Platz in Daein auf, wo es einen weiteren Plot-Dump gibt. Damit man ein Gefecht hat, setzt man auf Söldner, welche die Vergeltung Crimeas fürchten und auf Geiselnahme zurückgreifen, was uns eine mehr oder weniger Interessante Zusatzmission bietet. Immerhin beleuchtet es einen Aspekt der Nachkriegszeit, wo eben nicht alles stabilisiert und gesichert ist. Die Ausführung ist so lala, weil das Kapitel so sehr umständlich werden kann, man es sich aber auch ein wenig zu leicht machen kann. Calill kann den Boss im ersten Zug mit den in diesen Kapitel leicht zu erwerbenen Gewitter critten, idealerweise hat man noch mehr Magier und Fernzauber zur Hand. Moment, was hat Gameplay hier zu suchen?
    Die Motive des Anführers der Söldnerbande sind plausibel. Den Invasoren nicht zu trauen, ist als Söldner hier zwar Berufskrankheit, aber oftmals -erfahrung. Leider würdigt man ihn nicht mit einen passenden Charakter. Statt ein zynischer, aus guten Grunde paranoider Söldner zu sein, der für seine Männer verantwortlich ist, zeigt Schaeffer eine manische Freude an der Geiselnahme und ist eindimensional böse. Der deutschen Übersetzung ist seine fahrige Überlegung, Säuglinge als Geisel zu nehmen, zu viel, weshalb sie daraus ältere Damen (nicht seine Wortwahl) gemacht hat. Aber vielleicht wurde direkt aus den japanischen übersetzt, das weiß ich nicht. Schade. Also sowohl, dass ich das nicht weiß, als auch, dass Schaeffer böse ist.
    Im Übrigen begeben sich Ike und Elincia in unnötige Gefahr. Zelgius hinterfragt schon ihr Vorhaben, mit wenigen Männern durch Daein zu wandern.
    Und wer einfach mal alle der EXP wegen killt:


    Wenn Reyson nicht rekrutiert wurde, ist er trotzdem in Daein da und es gibt keine Variation im Gamescript (als ob ne gute Erklärung möglich wäre). Ein Fehler.
    Den Inhalt der längeren Szene gebe ich kurz wieder: Reysons Schwester Lilia war hier mit den Fire Emblem gefangen, um es zu aktivieren. Sie vertraute sich Ikes Mutter an, die es mit Greil aus Daein schmuggelte.
    Alles ziemlich verständlich und keine Fragen aufwerfend. Außer am Ende. Reyson verdächtigt Ashnard, hinter den Völkermord zu stecken. Das ist für den Spieler plausibel und verbindet sich mit den restlichen Plotfäden, die auch mit Ashnard zu tun haben. Deshalb ist es ein guter Twist, dass es eben nicht Ashnard war, sondern die Senatoren. Und Ashnard wurde Lilia und das Medaillon lediglich von Sephiran zugespielt. Wie das geschah, verwunderte mich und ich musste müheselig das FE10 Skript durchforsten. Letztlich landete Sephiran im Serenes Forest, während die Bewohner Begnions den Völkermord ausübten. Er fand Lilia und das Medaillon. Angesichts der Chaos-Energie und Schlächtung seines Volkes dreht er durch und will das Medaillon entfesseln. Dafür übergibt er Lilia und das Medaillon jemanden, der einen Krieg entzünden kann, Ashnard. Zwei Probleme: Wie schon vorhin kritisiert, bringt Lilia Ashnard nichts. Sie kann das Medaillon nicht erwecken. Und zweitens wird nicht erklärt, wie Sephiran es schafft, aus den brennenden Wald mit der ohnmächtigen Lilia und den Medaillon zu entkommen, auf Ashnard zu kommen und ihn dann Lilia und das Medaillon zu geben. Zeitlich muss das im Rasenstempo geschehen, aber wie kann er so schnell Ashnard als Kanditaten in Betracht ziehen und ihn mal eben Lilia, das Medaillon und die nötigen Informationen zukommen lassen. Das erfordert Planung. Hat er Lilia etwa die ganze Zeit bewusstlos in nen Schrank gesperrt?

    Abroxas hat sich hinreichend mit Sephiran auseinandergesetzt und einiges ergänzt.
    Zitat Zitat
    Was hat Sephiran gemacht? Ich komme den Autoren sehr entgegen, wenn ich seine Wandereien verplausibilisiere. Ich bin jedenfalls auch überzeugt davon, dass seine jüngsten Reisen nicht direkt mit seinem Master-Plan zusammenhängen. Wir können uns aber, von Sephirans Abspann-Monolog nach Ikes Abgang ausgehend, den Premierminister als einen Hellsichtigen vorstellen, der durch Gespräche mit allen möglichen Leuten ein so feines Gespür für Zeitgeist hat, dass er etwa im Anschluss an Ashnards Krieg eine Ära der Emporkömmlinge und Eiferer prognostizieren kann. Was zugegebenermaßen niemals wieder eine Rolle spielt. Nur eine Sache scheint mir evident: Sephiran hat keinen exakten Plan, er spinnt eher viele Fäden, die einen Trend verfestigen sollen. Es ist nicht seine alleinige Absicht, dass Ashnard das Medaillon aktiviert, ebenso ist es ihm nicht allzu wichtig, dass Ashnard sich gegenüber Elincia halten kann. Dass Elincia es überhaupt so weit bringen kann, ist bereits eine Überraschung. Die politische Konstellation im Nachgang des Krieges bieten ihm ebensoviele Möglichkeiten, das Feuer des Krieges zu entfachen, bzw. dürfte es sich alsbald von alleine entfachen. Ein gewisses Maß an Passivität ist mehr als naheliegend, weil Sephirans Motive in sich zusammenbrechen, wenn er selber als buchstäblicher Hitler den Megakrieg losbricht. Sephiran konnte aber nie wissen, wann genau Yune durch die Einwirkungen des Krieges aus dem Medaillon ausbrechen und damit Ashera erwecken würde.

    Außerdem bin ich überzeugt, dass Ashnard Elincia dazu nutzt, um den Krieg hinauszuzögern (so, als ob Gallia nicht auf der Karte stünde). Darum erweckt er auch folgerichtig den Eindruck, nicht alle Mittel zu ergreifen, die nötig wären, um Elincia aufzuhalten, etwa indem er seine Streitkräfte aufteilt. Was fehlt, ist ein Hinweis darauf, an welchem Punkt er sich eigentlich vorstellt, Elincias Armee zu schlagen. Aber man kann die Vorstellung noch retten, indem man sich klar macht, dass Ashnard schlechterdings ein großes Risiko eingehen musste, um den mutmaßlichen dunklen Gott zu erwecken, und das ist die Chance, die Ike und Elincia schließlich nutzen konnten. Die Implikationen dessen sind ein wenig ekelig (von wegen Crimea wäre unter normalen Umständen nie und nimmer fähig gewesen, Ashnard zu schlagen usw.), aber ein nackter militärischer Sieg über Crimea wäre für Ashnard weitgehend bedeutungslos gewesen, da passt das schon.

    Was Lehran mit Lillia gemacht ist, unmittelbar nachdem er sie zusammen mit dem Medaillon aufgefunden hatte, ist unklar. Er hat sie aber, folgt man der Rückblende, wohl gefunden, nachdem der Mob weitgehend abgezogen ist, aber während die guten alten Lynchjustizfeuer noch lodern. Wo nimmst du her, dass er quasi als der Mob noch aktiv ist, im Wald ankommt? Und bei der Gelegenheit: Wo nimmst du her, dass die Abwesenheit der Wölfe seinen Ashnard-Plan zum Scheitern verurteilte? Jedenfalls heißt es, dass Lillia nach eigenen Angaben während dieser verhängnisvollen Nacht im Wald entführt worden sei. Wenn schon nicht von Ashnard, dann wohl von Lehran, der seine Identität geheimhielt und - so mag man glauben - überhaupt keine Skrupel gehabt hat. Allerdings schloss Lillia von Ashnards Präsenz im Palmeni-Tempel auch darauf, dass dieser sie entführt hätte, also hat sie Lehran wohl nie gesehen.

    Tatsächlich besteht eine Lücke darin, dass nicht klar ist, wieso er Lillia an Ashnard weitergegeben hat. Um das aber zu beantworten, müsste man auch ergründen, wie sie in Ashnards Besitz gekommen ist. Das hängt schon miteinander zusammen. Sephiran hat Ashnard offensichtlich nicht erzählt, dass Lillia nutzlos ist, was die Frage aufwirft, wie genau er ihm das Wissen hat zuteil kommen lassen. Hat er es ihm gesagt (Sephiran hat Ashnard vermutlich dabei unterstützt, in der Thronfolge aufzusteigen), oder hat er ihm einen Buchtipp gegeben, wo am Ende der Irrtum drinstand, ein Reiher würde reichen? Vielleicht hat er Ashnard nur so viele Infofetzen zukommen lassen, dass dieser meinen konnte, er hätte sich den Plan mit dem Medaillon alleine ausgedacht, im Gegensatz zu einem Szenario, indem Sephiran in seinem Wandernder Weiser-Alter Ego Ashnard dessen künftigen Plan Stück für Stück ausbuchstabiert.

    Was ich auch seltsam finde, ist, wie Lehran einfach mal so die Identität als Sephiran übernehmen konnte, samt Herzogstitel und Anspruch auf einen Senatssitz, der anscheinend nur einem kleinen Kreis von alteingesessenen Senatorenfamilien zusteht. Wie genau macht man das? Entweder gibt es eine Familie Persis (war es im Deutschen nicht Belsys oder so?), die ihn als Fremden ausmachen könnte, oder er kann aus dem Nichts eine kompletten Hintergrund aus dem Boden stampfen, samt aller Privilegien, die einer alteingesessenen Adelsfamilie zustehen. Oder aber er hat jemanden ermordet, der ihm sehr ähnlich sah, und guten alten Identitätsdiebstahl begangen
    Eine weitere Missverständlichkeit ist Titanias Reaktion:
    Zitat Zitat
    Reyson
    King Ashnard took Lillia, didn't he?

    Ike
    That would be the final piece of the puzzle. After all, the man who found my father was the king's henchman.

    Titania
    Ike! Are you saying you know who killed Commander Greil? You never said anything about that! We all thought his murderer was unknown... Why didn't you say anything?

    Ike
    ...I don't know. I never felt like talking about it.

    Titania
    He was a Daein soldier, wasn't he? Who was it? Who was the man who killed Commander Greil?

    Ike
    ...

    Titania
    IKE!! TELL ME!!

    Soren
    Can we discuss this later?

    Ike
    ...

    Titania
    ...Oh... Yes... Yes. Of course.
    Wie bitte? Ike soll es ihr nicht gesagt haben? Gehen wir zurück nach Kapitel 9.


    Im Gespräch mit Caineghis kam das Thema über Greils Mörder auf und Titania war anwesend. Sie bezieht sich auch auf den Schwarzen Ritter! Vielleicht wollte man die schicksalschwere Nacht für Ike persönlicher machen, schließlich hat er auch Ragnell mitgenommen, ohne den anderen davon zu berichten. Er wollte die anderen nicht mit Greils Tod belasten und aus Stolz alleine die Rechnung begleichen. Die überraschende Reaktion von Titania in diesen Kapitel würde dann passen. Aber in Kapitel 9 hat sie davon erfahren. Vielleicht war geplant, dass nur Ike und Caineghis über die Nacht reden. Caineghis schickt seine Soldaten weg und lässt nur Giffca bleiben. Ike wiederrum hätte Titania und Soren ebenfalls wegschicken können, dann wäre alles passend. Aber er tut es eben nicht. An welcher Stelle gepatzt wurde ist ebenso wenig klar, wie der Schuldige. Vielleicht war es im Japanischen richtig, vielleicht nicht.

    Edit: Und Reyson bezeichnet Altina, die das Mdaillon öffnen kann, als Mädchen. Weiß er als Laguz-Prinz nicht, dass sie einer der drei Helden war?


    Und damit habe ich diesen ganzen Sack voller Erbsen gezählt. Das Kapitel spielt und liest sich weitaus kurzweiliger und angenehmer, als es meine zusammenhanglosen Zerpflückungen und Abschweifungen aussehen lassen. Aber nach dem ziemlich klassischen Feldzug gegen Daein, wo ein normales Fire Emblem Spiel geendet hätte, werden jetzt die vielen Plotfäden aufgerollt, von denen viel für FE10 übrig gelassen wird. Und da ist es alles andere als klassisch geradlinig einfach, sondern widersprüchlich, voller Retcons und nachträglichen Erklärungen. Ich bin mir nicht mal sicher, welche Erklärung im Original ist und welche im Englischen ergänzt wurde und was von den beiden nun was falsch macht. Ich bin beim Verfassen dieses Beitrags schon erstaunt über die vielen Fehler gewesen und hatte beim Rekonstruieren der Handlung Kopfschmerzen!



    Kapitel 23


    Habe ich das vorherige Kapitel in einen Saustall verwandelt, bietet dieses Kapitel nicht viel zum Aufwirbeln. Ike hält Begnions Truppen für den groben Teil der Arbeit zurück und ist selbst an der Front. Den Grund hat Soren uns genannt:
    Zitat Zitat
    That achievement, the very victory itself, will belong to the Begnion Empire. Not to Crimea. If that happens, Crimea will be rebuilt however Begnion sees fit, and Princess Elincia will be a mere figurehead. And then, the deeds of an unknown mercenary company will be expertly covered up. We'll receive some paltry sum of money and be swept under a rug somewhere. Mark my words.
    Ike und Elincia besprechen oft ihren Status als Prinzessin und ihre Bürden, Pflichten und Aufgaben zum Wohl des Landes und wie und inwieweit sie diese erfüllen und nicht erfüllen muss. Das lässt uns nicht die Perspektive der Regentin vergessen, da wir zum Großteil den Blickwinkel des Söldners sehen, aber ich frage mich auch, ob die Bande zwischen denen beiden betont werden soll. Ausgehend von diesen Spiel hätte ich ihr Verhältnis im Sequel weitaus inniger vermittelt. Ike wäre tatsächlich unter ihrer Ritterschaft oder zumindestens der Arbeitnehmer von Elincia. Stattdessen ist er in Part 2 bis zum Schluss nicht da und dreht in Part 3 sein eigenes Ding, bis Elincia sich ihn anschließt. Ausgehend von dieser Szene, den Support und den Epilog würde ich sogar eine Romanze in Betracht ziehen, aber da ist FE10 eisenhart. Kurzum, ich habe den Eindruck, dass man zwischen den beiden mehr machen wollte, aber im Sequel nicht getan hatte.
    Abroxas meint dazu:
    Zitat Zitat
    Die Beziehung zwischen Elincia und Ike ist eigentlich recht interessant. Deren Dialoge wiesen eigentlich knallhart auf ein romantisches Ende hin und es überrascht, dass das Ending in FE9 nicht einmal die Möglichkeit dazu gibt. Im Endeffekt erweist sich das aber als Glücksfall. Ike und Elincia stehen sich offenbar nahe und vielleicht gab es auch die eine oder andere amoröse Spannung, aber daraus wird keine Liebschaft. Es spricht für die Dialoge, dass sie nicht von hinten her geschrieben sind und praktisch offen bleiben. Das gestaltet die Gespräche authentischer, und geht ansonsten unausweichlichen Klischees aus dem Weg.
    Ranulf stößt hinzu und berichtet, dass Gallia sich den Krieg anschließt. Man macht daraus nichts, aber ich frage mich, was die "Ältesten" auf sich haben. Sie verweigerten Caineghis, gegen Daein zu kämpfen und konnten erst jetzt überzeugt werden. Wir sehen fast nur junge Laguz, aber die Interessen der Älteren sind unklar.

    Ranulf trifft Ike zwar schon zu Beginn des Kapitels, aber erst zufällig vor den Kampf kommen sie auf Nasir zu sprechen. Da Ranulf bzw. Gallia es war, die Ike und Elincia Nasir vermittelt haben, hätte Ike ihn darauf ansprechen müssen. Sie wollten ihn dann nach dem Kapitel befragen, aber natürlich ist er genau dann abgehauen. Wie er das tat, ist nicht geklärt. Aber es ist auch nicht klar, wie er gefangen gehalten und bewacht worden ist.


    Ranulf

    Er soll zwar ein Hauptcharakter sein und zwischen ihn und Ike soll eine starke Freundschaft bestehen, mir aber sagt Ranulf nichts. Lethe und Mordecai haben Ecken und Kanten gezeigt, Ranulf ist regelrecht unkompliziert. In FE10 kriegt er mehr Aktion, hier wird er als Vertreter der Armee Gallias gezeigt. Auch seine Supports geben nicht viel her. Er kommentiert die Verhaltensweisen seiner Untertanen, er selbst wird aber nicht beleuchtet. Den A-Support mit Ike finde ich ein wenig ominös. Ranulf traut Ike und den Beorc nicht völlig und unterstellt Ike Naivität.


    Haar

    Zwar wollte er sich an Petrine rächen, aber die Umstände erwiesen sich als schwierig, weshalb Jill ihn überzeugen konnte, sich Ike anzuschließen. Haar hat zwei Probleme, die ihn daran hindern, ein bemerkenswerter Charakter zu sein. Das erste ist sein offensichtliches Gimmick. Vielleicht soll das ständige Schlafen während der Schlacht vermitteln, dass er ruhig und kompetent ist, aber es ist eben dumm. Forde(FE8) und vielleicht Treck (FE6) haben das auch schon gemacht. Sein zweites Problem ist, dass Shiharam und Jill eigentlich schon alle Aspekte des grimmigen, zweifelnden, mit sich harrenden Soldaten abdecken. Er schwebt irgendwo in der Mitte zwischen Resignation und Hoffnung, ohne aber sich für eine Seite zu entscheiden, weshalb jede seiner Aktionen an den Spieler vorbeigehen und ihn nicht berühren können.


    Die Schlacht hat gameplaytechnisch so seine Eigenheiten, wie die Verteidigungswalle, die Fallgruben etc., ist aber weitgehend geradlinig. Allerdings tauchen Widerstandskämpfer aus Crimea auf. Diese schließen sich in diesen und folgenden Kapitel Elincia an und beinhalten auch ihre Gefolgsmänner. Petrine fällt hier, was uns schon vermittelt, auf welchen Level sich die eigenen Einheiten befinden. Man kann sich schon an Ashnard rantasten. Nutzt man Soren, könnte man auf ihr Geheimnis kommen. Zeitgleich könnte man den A-Support mit Ike freischalten, wo einen erklärt wird, was es damit auf sich hat. Wieder eine gelungene Verwendung eines Supportes für die Handlung.

  5. #5
    Kapitel 24

    Dieses Kapitel widmet sich voll und ganz Elincias Untergebenen. Indem Ikes Armee auch Teile der zersprengten Armee Crimeas umfasst, kann sich später Crimea auf den Sieg berufen und sein Land wiedergewinnen. Sonst würde es an Begnion gehen. Geoffrey und Bastian werden zuerst vorgestellt, dann wird verdeutlicht, wie wenig wir Elincia kennen, so wie sie jetzt aufzublühen beginnt bzw. sich regeneriert. Eigentlich ist es verschwendetes Potential, Elincias engste und treueste Diener so spät in die Handlung zu integrieren. Die ganze Zeit über ist sie alleine und leise leidend. Ein Beistand, der sie ein wenig aufheitern würde, hätte ihren Charakter mehr Entfaltungsmöglichkeiten gegeben, stattdessen musste sie konsequent die trauernde gescheiterte Regentin spielen. Geoffrey etwa hätte man mit Kieran ersetzen können und Lucia in Nephnees Zelle sperren können.

    Damit auch etwas passiert, droht Daein, das Schloss zu besetzen, in welchen sich die Widerstandskämpfer verbergen. Bastian kommt Ike und Elincia zuvor und warnt sie. Hätte es sinnvoller gefunden, dass eine berittene Einheit das tut als ein einzelner lahmer Mann, aber es passt schon. Schließlich kann man nicht eine ganze Armee einfach so evakuieren und ein einzelner Bote fällt aus der Ferne nicht unbedingt so sehr auf wie eine größere Truppe. Wie Daein sie gefunden hat, wird nicht erklärt, aber diese Einheit hat sich auf die Jagd nach Rebellen spezialisiert und zur Schlacht kommt es ungeplant, weil Ike sich zur Rettung der Widerstandskämpfer entscheidet. Lucia und Bastian sind gegen dieses Risiko, damit man ihnen auch gleich beweisen kann, dass sie Ike und seinen Idealismus unterlegen sind. Er entgeht das Dilemma auch in gewohnter prakmatischer Manier und handelt nicht als verantwortungsloser Kommandant einer größeren Armee, sondern als Söldner einer einzelnen Person, Elincia. Kurioserweise gibt es im Skript eine optionale Zeile:
    Zitat Zitat
    Ike
    Our goal is to rescue those knights near the castle!

    Deployed only Greil Mercenary characters

    Ike
    Attention! Greil's Mercenaries, move out! The enemy awaits, and we go to meet him!
    Diese Zeile betont, dass Ike hier nur seine Söldner mit dieser Aufgabe betraut und die restliche Armee nicht belastet.

    Auch der Schwarze Ritter erscheint. Dieses Mal finde ich keinen plausiblen Grund für seinen Auftritt. Er ist mit der Beschaffung des Medaillons betraut und was bitte interessieren ihn die Widerstandskämpfer Crimeas? Er ist hier wohl nur aus zwei Gründen eingebaut. Erstens drängt seine Ankunft, das Kapitel abzuschließen. Dieses Mal muss die Burg in bestimmter Zuganzahl gesichert werden, die Vorgehensweise impliziert also eher Flucht bzw. schnelles Vorranschreiten als gemütliches Tanking und Routing. Zweitens werden hier einige Vorbereitungen für das endgültige Duell in Kapitel 27 geklärt. Ike erfährt, dass der Schwarze Ritter quasi unverwundbar ist und nur Ragnell ihn verletzen kann. Das in Kapitel 27 reinzuquetschen kann schwierig sein, weshalb man ein weiteres Kapitel nutzen wollte. Dabei hat man in Kauf genommen, dass die Erscheinung des Ritters reich an Willkür ist.


    Lucia und Bastian

    Über Lucias Charakter habe ich deshalb wenig zu sagen, weil ihre Rolle redundant ist. Bastian übernimmt die Rolle des Vaterersatzes, des erfahrener Hofbeamter und Pläneschmieder, der die Fertigkeiten des Adeligen mit Spionage-und Intrigennetzwerk unterstreicht. Geoffrey ist im Kontrast der militärische Muskel und Kommandant der Armee Crimeas. Hinsichtlich seinen Verhältnis zu Elincia kann man ihn alles mögliche zuschreiben. Er ist Elincias Ritter, Leibwache, Diener, Freund, Kindheitsfreund, Jugendliebe, Affäre, Quasi-Bruder, je nachdem, wie man es ausgelegt haben will. Lucia liegt gleichzeitig dazwischen und nirgendwo. Sie hat keine konkrete Rolle im Militär oder im Hof. Sie ist Elinias ältere Quasi-Schwester, aber anders als bei Geoffrey ist da keine Entwicklung oder unterschiedliche Interpretation möglich. Sie ist einfach da und hätte entfernt werden können, ohne dass es einen Unterschied gemacht hätte. Ihre Supports machen es nicht besser. In dem mit Ilyana geht es um das Gimmick, von Bastian wird sie umworben, ohne dass sie darauf eingeht und ohne, dass da irgendein Melodrama draus wird. Gestrichene Supports sind mit Titania und Elincia, die Lucia mehr Chancen gegeben hätten, sich zu zeigen.

    Bastian ist ein passabler Charakter mit passender Rolle, der aber ständig in Gefahr gerät, durch seinen Gimmick zum Clown zu werden. Ihn mehr Eloquenz zu geben, um seine Exzentrik und seinen Status zu betonen, ist akzeptabel, aber er trägt zu dick im Bereich des Lächerlichen auf. Seine Supports sind recht geradlinig, aber immerhin ist die Partnerwahl abwechslungsreich und Bastian muss sich grundverschiedene Charakter einstellen, die er umwerben will. In FE10 wird sein politisches Geschick enorm gehyped, hier kommt es in der Handlung überhaupt nicht vor. Schlimmstenfalls kann man ihn Totalversagen unterstellen, da er nicht auf Ashnards Invasion eingestellt war. Auch Elincias Flucht war nicht von ihn eingefädelt, sondern von Renning (glaube ich).



    Kapitel 25


    Auch dieses Kapitel ist wieder einfach konstruiert. Ikes Armee schlägt sich durch das Gebirge, um die Gallia für eine Lagebesprechung zu treffen. Davor aber wird Leanne vom Schwarzen Ritter entführt. Teleportpulver macht die Sache zu einfach und hinterlässt Fragen. Teleportiert man zu einer Person? Was, wenn Leanne gerade fliegen würde, würde der Schwarze Ritter dann im Himmel teleportiert werden und fallen? Teleportiert man zu einen Bereich? Wie kann sich der Schwarze Ritter in Pheonixien auskennen? Kennt er das Land? Hat er nen Lageplan? Hat er einfach nur Glück oder hätte er auch etwas früher teleportieren können, um dann direkt vor Tibarn zu stehen? Vielleicht überwacht Ashnard das Land durch Wyvernreiter. Aber das würden die Falken wahrscheinlich bemerken. Und wegen seinen unnötigen Abstecher in Kapitel 24 kann er auch gar nicht so viel Zeit haben. Jedenfalls kann ich mir so viele Gedanken machen, wie ich will: Wenn es eine vernünftige Erklärung gibt, so wird sie nicht genannt. Die Handlung sieht es halt vor, dass Leanne entführt wird, damit die Angst geweckt wird, dass sie da Medaillon aktivieren kann (dabei kann sie es gar nicht) bzw. sie gerettet werden muss.

    Wie auch in Kapitel 23 demonstriert dieses Kapitel wieder beispielhaft die Überquerung eines bewachten Gebietes. Die Gegner haben Ballisten, Fernzauber, Steinschleudern, wilde Laguz, die keine Bewegungsmali haben sowie Wyvernlords, die sich ebenfalls frei bewegen können. Die eigenen Einheiten müssen sich an den dichten Pfaden nach oben kämpfen und können Bewegunsmali haben. Im Lager weist ein Junge einen darauf hin und er hat auch ein passendes Motiv: Die Soldaten haben sein Dorf zerstört. Apropos Basiskonservation: Bastian zeigt sich geschwätzig, aber dass er Ike bei Nacht und Nebel beseitigen wollte, sollte sich dieser als unwürdig erweisen, ist ein pikantes Detail, welches aus seinen Geschwafel herauszufiltern gilt. An Ike jedenfalls ging es passenderweise vorbei.


    Largo

    Wir nähern uns dem Ende und das Spiel gibt uns noch einen Berserker, falls Not am Mann ist. Mit Komplexität wirbt Largo weder in seinen Charakter noch in seinen Motiv. Da er ebenfalls aus den Nichts kommt und angeheuert wird, kennt er Calill auch persönlich. Meistens wird in den Supports seine Einfachheit hervorgehoben. Devdan verarscht ihn, Muarim belächelt ihn, Mia fühlt sich von ihn provoziert. Nur im Support mit Tauroneo verhält er sich bedächtigter und schmiedet Pläne für seine Kneipe, die in FE10 dann auch da und Treffpunkt der Ritter Crimeas ist. Leider ist er im Sequel arm dran und jetzt erschießt mich.


    Sind alle Gegner beseitigt, endet das Kapitel mit Ike und Co., denen ein weiterer Hinterhalt bevorsteht.
    Zitat Zitat
    Daein Soldier
    Now we've got you! Eat rock! Heh...eat rock... I'm pretty clever...
    Vielleicht habe ich was übersehen und viele Supports habe ich auch nur überflogen, aber das ist mit Abstand die schlechteste Zeile im Spiel. Sie verdeutlicht, dass Awakening und Fates kein Patent auf schlechten Schreibstil haben, das konnte Fire Emblem schon immer.

    Eigentlich wären Ike und Co. am Ende, was sie sehr inkompetent erscheinen lässt. Glücklicherweise erscheint Tibarn. Da Leanne vor den Kapitel entführt worden ist, war er entweder sehr schnell oder das Ereignis spielte etwas früher ab.

    Jedenfalls finden sich Ike und Elincia mit Caineghis und Tibarn zusammen. In ihrer Besprechung rätseln sie über Ashnards Vorhaben, einen dunklen Gott zu erwecken. Soren fasst zusammen und schlussfolgert:
    Zitat Zitat
    Soren
    King Goldoa said that a conflict which engulfs the entire continent would free the dark god from the medallion. Let us assume that the war would have such an effect on the medallion no matter where it was...or who possessed it. And let's also assume that the king of Daein thinks this as well. I can hear him now..."Where is the tinder for the blaze I need?" The answer to this question proved to be an easy one. Yet he had to find a way to test his theory...So, he attacked neighboring Crimea. It had to be Crimea. Begnion was too big, too powerful. Daein would have lost. Crimea, however, is a country known more for its scholarship than its military strength. Daein probably felt that a surprise invasion would let them win while taking minimal casualties themselves. And they were right. Crimea was easy prey. King Ramon was also friendly toward laguz...I imagine that this, too, influenced Daein's decision. If things went well, the conflict would be enough to engulf Crimea's ally, Gallia, and the fires would spread. First Crimea, then Gallia...And eventually Begnion as well. Daein's power would increase, and strife and discord would spread across the land, eventually reaching the lost medallion.
    Hier lese ich nebenbei gesagt zum ersten Mal, dass Crima sich auf Wissenschaften fokussiert als aus Militär. Dabei scheint Begnion da weitaus erfolgreiche rund fortschrittlicher zu sein. Crimeas einziges Merkmal ist in meinen Augen, dass es mit Laguz in Harmonie leben will (und die Bevölkerung tut das nicht mal <_< ), was wenig ist.

  6. #6
    Kapitel 26

    Das Kapitel mit der längsten Schlacht kriegt den kürzesten Text. Anders als in den vorherigen Handlungsteilen, wo Ike auf der Flucht bzw. Reise die Welt um ihn herum kennen lernt, geht es hier wirklich nur noch ums Kämpfen. Der Krieg gegen Daein in Crimea verläuft sehr nach den klassischen Muster der Fire Emblem-Reihe. Nach und nach geht es mehr oder weniger ohne Umwege auf die Hauptstadt zu. Die Armee Crimeas mit all seinen Verbündeten prescht auch hier zur Hauptstad vor, welche von zwei Festungen flankiert ist. Statt die Angreifer mit einen Heer zu besiegen, teilt Ashnard seine Armee auf und verteilt sie auf die zwei Festungen. Schließlich geht es ihn darum, den Krieg zu verlängern. Ena wurde augespürt und er überlässt es den Schwarzen Ritter, wie dieser mit ihr zu verfahren hat.
    Vor Schlachtbeginn wirft sich Elincia in Rüstung und auf Pegasus. Um ihre Beteiligung beim Kampf wird Aufsehen gemacht. Ihre Motivation ist, zum Kampf beizutragen und um Leben zu retten. Einerseits verständlich, andererseits ist sie als Repräsentantin Crimeas für die Moral wesentlich und dient damit einen höheren Zweck als ihren eigenen Wunsch. Aber das ist in Fiktion immer eine platte Art, den Zuwachs an Stärke und Entwicklung bei einen Charakter zu zeigen, weshalb zu sehr darüber zu meckern auch Zeitverschwendung ist.
    Soren informiert uns über Bertram. Wie das Spionagenetzwerk funktioniert, würde ich mal wissen. Im Prinzip kann Ashnard fähige Leute mit seinen Laguzgift zu willenlose Zombies machen. Das ist nur bei Bertram zu sehen, ansonsten gibt es nur die Laguz als wilde Bestien zu sehen. Vielleicht hat es sich nicht gelohnt? Der Prozess scheint nicht so neu zu sein, da Bertram schon recht schnell nach Crimeas Fall auftauchte. Wirklich stören tut mich nur, wieso dieser Zombie der Befehlshaber einer Armee ist. Seine Stärke ist ja ganz nett und man kann ihn ja als Wache oder zum Vorstoß sinnvoll einsetzen, aber hat er noch genug Verstand, um militärisch komplexe Befehle zu geben? Wieso ist er einer der 4 Reiter und nicht Leute mit Hirn? Er beweist uns auch in der folgenden Szene, dass er nicht zum komplexen Denken fähig ist, da sein Befehl über das Abschlachten des Feindes nicht hinwegläuft. Der Plottwist ist auch sehr schwach und uneffektiv. Das hängt damit zusammen, dass er gleichzeitig mit denen des Schwarzen Ritters besteht. Dieser ist ein weitaus wichtigerer Charakter, der in der Handlung stark involviert ist. Bertram ist nutzlos. Er hätte sterben können und die Handlung würde sich nicht verändern. In FE10 geschieht alles um ihn herum off-screen als Sidequest und Renning ist am Ende dann halt da, ohne Elincia, Bastian oder Geoffrey zu verändern. Gäbe es den Schwarzen Ritter nicht, wäre der Twist vielleicht hervorstechender, so wirkt er aber wie eine blasse Kopie.


    Geoffrey

    Diesen Charakter früher im Spiel gehabt zu häben, hätte Elincia vielleicht mehr Entfaltungsmöglichkeiten gegeben, da beide sehr abhängig voneinander sind. Als Ritter dient und kämpft er selbstaufopfernd für Elincia, die stellvertretend für sein Land und seine moralische Integrität steht. Dabei greift man auf einen alten Trick zurück, die Ritterromanze: Die Professionalität und unparteiische Loyalität des Ritters, eine einseitige Lieber zweier ungleich wertvollen steht im Gegensatz zur selbstsüchtiger Romantik und der Verlockung, die leidenschaftliche Liebe zweier gleich wertvolle vor den gesellschaftlichen Verpflichtungen voranzustellen. Das reizvolle an solchen Affären ist eben immer, dass sie sich so sehr widersprechen und falsch sind, wie sie sich ergänzen und richtig sind. Schließlich liebt er Elincia auch als Person, die er seit Kindheitstagen kennt. Da ist es nur konsequent, dass er es sich zur Aufgabe macht, sie zu schützen, sich mit ihren Idealen identifizieren und sie zu übernehmen. Andererseits vertritt man nicht mehr seine eigenen Werte, wenn man die seiner Herrin vorangestellt hat. Entweder, man bleibt Ritter oder man gibt sein Dasein auf und wird eine neue, selbstständig denkende Person. Wir werden bald erleben, was die Loyalität, auf die sich Geoffrey bezieht, aus Bryce gemacht hat.
    Obwohl seine Rolle nichts anderes umfasst, als Elincias Vasall zu sein, überzeugt sie in FE9 kurz und knapp. Im Sequel ist sie auch nicht unwesentlich.



    Kapitel 27


    Es ist bei weitem nicht so effektiv wie mit den Greil-Söldnern zu Beginn des Spieles, aber ich weise darauf hin, dass es für Geoffrey, Bastian und Lucia alternative Dialoge gibt, wenn sie auf Elincia zu reagieren haben.

    Jedenfalls gibt Tibarn Auskunft über die Soldaten in Nados, der letzten Festung vor der Hauptstadt. Der Schwarze Ritter ist da und seine von der Göttin gesegneten Rüstung kann nur von Ikes Waffe (die ebenfalls gesegnet wurde) durchdringt werden. Dies ist nicht ganz korrekt, schließlich können Laguzkönige und Drachen später Ashnards Rüstung (die nicht aus einen anderen Material bestehen sollte), ebenfalls durchdringen. In FE10 ist der Schutz der Göttin dann aber so stark, dass man die Waffen und Krallen ebenfalls segnen muss. Mein Hauptproblem damit ist, dass dieser Schutz nutzlos ist, da ihre Träger auch so ziemlich mächtig sind. Vielleicht wollte man gameplatechnisch darauf beharren, dass Normalsterbliche den Schwarzen Ritter und Ashnard nicht schaden dürfen.

    Mistu unterbricht das Meeting und bespricht mit Ike ihre Gefühle um das fehlende Medaillon. Notwendig ist diese Szene nicht und was Mistu uns genau mitteilen will, verstehe ich auch nicht ganz. Da Elincia in der folgenden Szene die Unterstützung, die Ike und Mistu ihr brachten, thematisiert, hatte Mistu vielleicht ähnliche Gründe und wollte sich einfach nur den Kummer von der Seele reden. Auch wenn es abrupt und in das Meeting reingequetscht wurde, ist diese Zurückbesinnung auf die einfachen Ängste und Sorgen der Menschen in dieser Handlung rührend. Alternativ kann das aber auch ein Vorwand sein, den Spieler die bisherige Ereignisse des Spieles rund um den Schwarzen Ritter und seine Ermordung Greil des Medaillons wegen in Erinnerung zu rufen und sein Gedächtnis aufzufrischen. Schließlich ist Kapitel 7 schon eine lange Weile her. Das kann auch die folgende Basiskonservation mit Titania erklären: Ike rekapituliert die Ereignisse in der Nacht und geht auch auf das zweite Treffen ein, in welchen er über Ragnell informiert wird. Keine Information hier ist neu, aber man wird daran erinnert. Ansonsten zeigt die Szene wieder, dass Titania weitaus weniger über die Ereinisse Bescheid weiß, als ich annahm. Hat sie Ike nicht ausgequetscht? Hat sie den Schwarzen Ritter nicht in Kapitel 11 und 24 gesehen? Ich bleibe dabei, dass sie zu unwissend ist, muss aber schließlich einräumen, dass sie wohl tatsächlich unwissend ist und Ike sie nie konkret aufgeklärt hat (mir unverständlich). Das war ein Problem in Kapitel 22. Wie ich zu Beginn schrieb, kann man Titanias A-Support freischalten, der hier zur Stimmung beiträgt.

    Ansonsten kann man darüber meckern, wie Ike Ragnell all die Zeit mit sich schleppte, ohne dass jemand Fragen über dieses gigantische Schwert stellte. Hat er es zusammen mit Greils Leiche mitgenommen? Hat es keiner bemerkt? Hat Ike es nie getestet und gemerkt, dass es ne ziemlich gute Waffe ist? Warum ist es eigentlich seine persönliche Waffe? Die Antworten hier verweisen eher in Richtung Gameplay. Man braucht so eine Waffe halt erst zum Schluss. Trotzdem hätte man das ganze sauber lösen können. Z.B. kann Caineghis das Schwert mitgenommen haben und in Kapitel 25 oder später Ike überreicht haben. Das kann man alles plausibel zurechtrücken.


    Das Kapitel selbst ist nur ein Vorspiel zum Duell. Ike tritt hier alleine (Stolz vor Vernunft, immerhin geht es hier um das Schicksal eines Landes) gegen den Schwarzen Ritter an, aber Mistu kann Ike heilen. Das wundert mich schon, dass Ike ihre Hilfe akzeptieren kann. Ansonsten gab das Spiel öfters Hinweise, dass man einschätzen soll, ob man den Kampf überhaupt gewinnen kann. Andernfalls soll man fliehen. Das kann zwar schwer enttäuschen, aber der Zweikampf ist hier gameplaytechnisch einfach zu unfair. Meiner Ansicht nach sollte die Flucht der normale Weg sein, der Sieg sollte als Bonus gelten (die Handlung geht aber tendenziös von einen Sieg aus und FE10 bestätigt das). So schlimm ist das nicht, weil die fortlaufende Handlungszweige sich nur beschränkt unterscheiden, aber die Entwickler stehen hier vielleicht auch vor einen unlösbaren Problem. Fire Emblem ist nicht auf Duelle ausgelegt und diese sind entweder zu schwierig oder zu einfach. Ein untrainierter Ike würde hier unrettbar verkacken, weshalb die Fluchtoption gegeben sein muss.

    Auch werden hier Ena bzw. Nasir auf Ikes Seite gebracht. Der Schwarze Ritter will sie töten, was ich zuerst als unnötig kaltblütig werte. Allerdings würde sie sonst versuchen, sich zu Ashnard durchzukämpfen, weshalb die Tötung verständlich ist. Sonst wäre Ashnard auch verärgert. Der Schwarze Ritter schafft es nicht, sie mit einen Streich zu töten, was ich ihn nicht abkaufe. Aber man wollte Ena ohnmächtig und von Ike gerettet haben, weshalb so eine konstruierte Szene herhalten musste. Nasir rettet Ike ungeachtet des Duell-Ausgangs, gilt aber als verschollen, wenn man den Ritter nicht selbst besiegen konnte. Man erhält dadurch ein paar Zeilen zu Ena und Rajajon weniger, ansonsten ändert sich aber nicht viel. Trotzdem ganz nett, dass man ausgehend vom Ausgang einen unterschiedlichen Charakter bekommt. Wobei, man hätte ja auch beide bekommen können.

    Jedenfalls stürzt das gesamte riesige Schloss ein, was Daein als "Falle" geplant hat. Völlig übertrieben, aber man wollte jede Spur des Schwarzen Ritter, ob Leichnam oder nicht, verwischen. Auch Nasir muss eventuell als verschollen gilten.

    Seiner Konstruiertheit zu Trotz ein angemessenes Quasi-Finale, welches Ike und den Schwarzen Ritter ein dramatisches Duell bietet.

  7. #7
    Zeit für die zwei letzten Kapitel. Morgen folgt als letzter Post die Auswertung.



    Kapitel 28


    Dieses Kapitel ähnelt einer Nebenmission, also den typischen Gaidenkapitel. Statt sich direkt nach Ashnard zu begeben, macht man bei einem Turm für eine Rettungsmission halt. Das stört das Tempo und unterbricht die Handlung, in welcher die wichtigsten Festungen erobert worden sind und die Hauptstadt das nächste Ziel ist. Nach dem Schwarzen Ritter sich unmittelbar Ashnard zuzuwenden, wäre stimmiger. Außerdem ist Leannes Entführung ein sinnloser Handslungsfaden. Ashnard gewinnt durch sie nichts, aktiviert nicht mal das Medaillon, stattdessen wird sie recht zügig wieder befreit. Der Schwarze Ritter hatte seine Zeit mir ihr verschwendet, dabei hatte er auch so schon wichtiges zu tun, musste er als General auf beiden Seiten im Krieg zwischen Daein und Begnion agieren.

    Das heißt natürlich nicht, dass in diesem Kapitel nichts passiert oder erklärt wird. Der Ursprung der wild gewordenen Laguz wird erklärt. Daein erforscht im Stile des Horrorgenres die Laguz und machte sie zu wilden Bestien für den Kampf. Das könnte das Thema Rassismus erneut aufwirbeln, aber dieses Verfahren ist so offensichtlich böse und so spät im Spiel erklärt worden, dass niemand anschließend darauf eingeht. Keine traurigen oder verbitterten Laguz, welche die Menschen bzw. Daein für dieses Verbrechen anprangern und zur Verantwortung ziehen lassen wollen. Zwar herrscht am Ende des Kapitels eine passende bedrückende Atmosphäre (das Grauen wird nur impliziert, was völlig ausreicht), aber weder danach noch in FE10 (wo das zweimal thematisiert wird) schert man sich wirklich drum. Vielmehr halten Tibarn, Ranulf und Naesala das Thema unter Verschluss. Man könnte dieses Schweigen sogar als eigenes Verbrechen ahnden, aber so viel Mühe muss man sich nicht geben. Es ist halt wieder eine verspielte Möglichkeit, fanatische und tendenziell böse Laguz einzuführen, schließlich wäre so ein Labor ein berechtites Motiv für einen Krieg gegen die Menschen.

    Das Kapitel dient aber auch der Nebenhandlung von Nasir und Ena. Schließlich hat sich Enas Gatte, der Prinz der Drachen, nach Daein mit weiteren Drachen aufgemacht, wo Ashnard diese dann halt mit dem Laguzgift willenlos gemacht hat. Ena verplappert sich sogar und benennt die genaue Anzahl an Drachen, die hier vorzufinden sind.

    Der (anscheinend einzige...) Forscher dieses unheiligen Labors hat hier einen kurzen Auftritt, in welchen er die Flucht antritt. Er ist eine blasse Version des verrückten Wissenschaftlers, manisch studierend und frei von Ethik und Mitleid. Izuka jedenfalls ist nur ein Teaser für FE10, wo er mit einer wichtigeren Rolle betraut wird. Und da ich Godwins Law noch nicht eingesetzt habe und das Spiel nicht mehr viele Gelegenheiten für unangebrachte Vergleiche mit der NS-Zeit bietet: Mengele war kein einzelgängerischer, schrulliger, wahnsinniger, im Geheimen an grausigen Experimenten arbeitender Wissenschaftler wie Izuka hier, der wiederrum nicht mal mit einem Soldaten richtig sprechen kann, entspricht also nicht vollständig dem gängigen Bild des verrückten Wissenschaftlers. Stattdessen war er ein angesehenes Mitglied der ärztlichen Fachwelt, akademischer Überflieger und Teil der Mediziner-Elite und auch SS-Aristokratie, der für das Verschuer Institut, Teil der Eliteorganisation für wissenschaftliche Forschung (heute die Max-Planck-Gesellschaft) Blutproben und menschliche Organe entnahm. Die Grausamkeit und Unmenschlichkeit seiner Verbrechen sprechen natürlich für sich selbst, ich wollte nur klarstellen, dass sein Charakter mit dem Klischee des verrückten Wissenschaftlers nichts gemein hat, obwohl er in den Medien neben Dr. Frankenstein als Archetyp wahrgenommen wird.

    Weiterhin gibt das Kapitel die Gelegenheit, Naesala zu den Guten wechseln zu lassen. Auf Tibarns Geheiß rettet er Leanne (hätte man auch so geschafft) und schließt sich sogar schmollend den Krieg gegen Daein an, denn was interessiert ihn schon seine politische Unabhängigkeit. Ist ja nicht so, dass er um seine Soldaten und sein Land besorgt ist und es vermeiden will, es durch einen Krieg zu ziehen und Ashnard extra zu provozieren.

    Und weil ich bis zum letzten Atemzug so gemein zu Naesala war: Er ist ein gelungener Charakter mit Stil. Er ist der einzige amoralische Laguz mit Grautönen, der sich von den ehrenwerten und noblen gutmütigen Herrschern wie Tibarn und Caineghis abhebt und sie kontrastiert. Er antwortet auf das Leid der Laguz mit Pragmatik und spielt mit den trickreichen, moralisch bankrotten Menschen mit, als dass er die Wange hinhält. Das einzige Problem an ihm ist, dass er am Ende unbedingt ein guter Charakter sein musste und unbedingt auf Ikes Seite wechseln musste. Da war man wieder zu gierig und wollte beides haben: Einen ruchlosen, opportunen Antibösewicht und einen verbissenen, missverstandenen Antihelden.


    Zuletzt endet das Kapitel mit den Gespräch zwischen Ike und einen Soldaten. Letzterer ist über den Kriegsausgang leicht enttäuscht, was die Kriegsbegeisterung in FE10 vorausdeuten soll. Dabei würde ich nur Begnion Kriegsbegeisterung zu sprechen, weil sie als Übermacht und auf der Siegerseite das böse Daein besiegen und das Opfer Crimea retten. Daein und Crimea sollten vom Krieg erst mal genug haben, könnte man meinen. Aber da mache ich es mir auch zu einfach, schließlich sprach nicht grundlos ein NPC von Daein über Rache.




    Finale


    Das Königliche Schloss von Crimea befindet sich im Zentrum der Stadt Melior. Es ist berühmt für seine prächtigen Gärten, die bisher ein Sinnbild der Ruhe und des Friedens darstellten. Aber die Zeiten haben sich geändert. Unzählige Kämpfe störten die Idylle und ein dunkler Lord hat sich des Throns bemächtigt. Das Schloss an sich hat keinen Schaden genommen - es steht wie ein Sinnbild der Würde und des Stils. Doch herrscht eine Aura des Unfriedens. Spannung liegt in der Luft, eine Spannung, die alles erfasst und lähmt. Im Herzen des Schlosses sitzt der Schreiber dieses Krieges: Ashnard, König von Daein.


    Statt mit einen gelungenen Einführungstext zu hadern, präsentiere ich einfach diesen. Er vermittelt eine atmosphärische Dichte.

    Das Kapitel fackelt nicht lange und beschränkt seine Lagerkonservationen auf die Laguz und ihr Anteil für die folgende entscheidende Schlacht. Bei Tagesanbruch werden Reden von Elincia und Ike erwartet. Ike kann man die Rede verweigern, was wohl ein weiterer vergeblicher Versuch ist, freie Handlungswahl des Hauptcharakters zu suggerieren. Die Rede von Elincia beinhaltet halbgares Pathos und beruft sich auf das Schicksal. Ikes Rede ist zum Kontrast einfacher und hebt die Verbundenheit der Armee hervor, die er mit einer Familie vergleicht. Hier werden mit Elincias Fokus auf die Vorbestimmung ihrer Herrscherpflicht und Ikes Selbstbestimmung zwei Extreme verdeutlicht, die eben das sind: Extreme. Auch FE9 bietet keine tiefe Erkenntnis, wie und warum wir triumphieren oder scheitern. Die Guten gewinnen, weil sie gut sind. Ashnard hat gar keine andere Wahl. Und mit ihn überleitend wird die Szene zu ihm gewechselt. Damit er nicht grimmig vor sich hin schweigt, wird ihn mit seinen letzten verbleibenden General ein Gesprächspartner gegeben, vor dem er mehr oder weniger passend seine Motive herunterleiert.
    Zitat Zitat
    Ashnard
    My sole desire is to rule through strength. The weak perish, and the strong live on... This is the law of nature. It is the law the goddess herself created when she forged this world.
    Weiterhin enthüllt er, dass er sich zum Königsthron hochgemordet hat. Es verdeutlicht seinen Charakter, testet aber auch den von Bryce und dessen Ritterlichkeit ein entscheidenes Mal. Dieser verdeutlicht dann seine unumstößliche Loyalität zu Daein. Natürlich macht es ihn zum starrköpfigen Narr, aber ich finde es plausibel. Jahrzehntelanges Dienen hinterlassen seine Spuren und formen ein Trugbild, von den man sich nicht einfach so trennen will oder kann. Zumindestens ergibt sich Bryce auch nicht, sondern sucht im Tod die Quittung für sein Versagen auf eigene Weise. Sicherlich könnte er sich ergeben, aber dann wäre er der gleiche Charakter wie Tauroneo und damit langweilig und ersetzbar. Es gibt einige dieser Generäle in Fire Emblem und mit ihren Trotz bemühen sie sich stets um einen würdevollen Abgang. Woher dieses Macho-Gehabe kommt, weiß ich nicht. Vielleicht ist es die ritterliche Loyalität, vielleicht aus den Anime, vielleicht hat es auch Wurzeln in den Bushido (genau genommen seiner siebten zentralen Richtlinie, das Chugo), der unabdinglichen Treue gegenüber den Lehnsherren.

    Ort des Geschehen ist im Schlossgarten, was ich von allen Fire Emblem Spielen schon immer als absurdesten Ort überhaupt für einen finalen Showdon halte. Er passt hier aber in der Hinsicht, dass Handlung noch lange nicht den Höhepunkt erreicht, sondern erst in FE10. Ashnard begrüßt Ike und Elincia direkt für einen albernen Trashtalk und fliegt dabei auch noch direkt vor ihren Nasen herum. Das Kapitel gewinnt im Verlaufe ein wenig an Dynamik und Dramatik, dass Ashnard sich mit den Medaillon neue Kräfte verschafft und man Verstärkung rufen kann (auf höheren Schwierigkeitsgraden jedenfalls). Ansonsten verläuft alles ziemlich nach Schema F. Am Ende wird Nasirs und Enas Handlung aufgelöst. Vielleicht eine kleine Überraschung, die man sich im Laufe des Spiels zusammenfügen kann, ist Enas Ziel, Ashnards Reittier zu retten. Das Spiel suggeriert, sie sei Ashnard verfallen, dabei ist es sein Drache. Dieser ist der Drachenprinz Rajajon und stirbt anschließend friedvoll. Immerhin haben die Autoren erkannt, dass eine vollständige Heilung zu schmalzig geworden wäre, so kriegt Ena ein bittersüßes Ende, was wesentlich mehr rührt.

    Das Kapitel ist ziemlich dicht und lässt keine Fragen offen (das macht dann der Epilog). Vorbei ist der Game-Log noch nicht, es kommt noch der Epilog und die Auswertung.Wirklich erörterungswürdig für die gesamte Handlung ist nach all dieser langen Zeit aber nur noch eines bzw. einer.



    Ashnard

    Die Antagonisten in Fire Emblem Spielen haben die Berufskrankheit, erst am Ende des Spiels aufzutauchen. Dies ist mit der Struktur der Spiele verbunden. Die Handlung findet auf den Schlachtfeld statt und die Antagonisten sind gewöhnlich Herrscher eines Reiches, weshalb ein Auftritt zu einen frühen Zeitpunkt schwer umzusetzen ist. Schließlich sollten sie mit ihren Heer vereint sein und müssten den Protagonisten vernichten können (ansonsten wirken sie enorm inkompetent). Deshalb nutzt man lieber niedere Kommandanten oder Generäle, welche die Drecksarbeit erledigen und im Spielverlauf besser als unmittelbare Hindernisse dienen können. Als Konsequenz wird die Rolle der Antagonisten als übermächtiges, unangreifbares Symbole konzipiert, das sich erst am Schluss zeigt und seine Geheimnisse, Motive und Schwächen offenbart. In diesen Falle ist Ashnard der Befehshaber der Armee Daeins, dessen Beweggründe wir zuerst nicht kennen. Stattdessen sehen wir ihn nur durch die Rücksichtslosigkeit und Grausamkeit der schwarze gerüsteten gesichtslosen Soldaten. Erst nach und nach werden mögliche Gründe genannt. Er ist zwar ein Rassist, aber die Laguz sind nicht seine eigentlichen Feinde. Er sucht das Medaillon, um einen dunklen Gott zu erwecken. Warum tut er das? Der Begriff Sozialdarwinismus deckt seine Gründe recht gut ab. den Status des Individuums von der Geburt abhängig zu machen ist ihn zuwider, er will das Stärkere triumphieren lassen. Das ist eine passende Parallele zu Ike und den Laguz. Ike interessiert Rang und Etikette nicht, für die Laguz ist körperliche Stärke mit Herrschaftsprivileg gleichzusetzen. Hätte man die Politik Crimeas und die der Senatoren in Begnion weiter ausgebaut, hätte man Ashnards Motiven Verständnis und Sinn abbringen können, er bekämpft das Übel der Welt auf eigene Art. Leider hat man stattdessen etwas anderes gemacht: Man hat seine Motivation auf eine Plot Device (die deutsche Übersetzung Erzähltechnik passt hier nicht) fixiert, das Medaillon.
    Was Ashnards Glaubwürdigkeit und potentielles Charisma als Antagonist endgültig verurteilt ist der Umstand, dass er gar nicht weiß, was bei Aktivierung des Medaillons passiert. Eine dunkle Götting soll erweckt werden, die dann... irgendwas tut. Ashnard kann nur raten. Sie kann die Welt zerstören, was Ashnard zur Folge ihr Recht als Stärkere ist. Nur warum soll er sie dann befreien? Wenn jemand stärker ist als man selbst, bringt man diesen nicht zum Erwachen, sondern lässt ihn gar nicht erst erstärken, womit man sich als Stärkerer beweist. Und wenn man damit argumentiert, dass Ashnard mit seiner Ansicht so radikal ist, dass er selbst seinen eigenen Tod im Kauf nimmt, dann ist er eine langweilige, willenlose Puppe ohne Selbsterhaltungstrieb. Vielleicht spekuliert er, dass er die Göttin kontrollieren kann und sie ihn verstärken wird? Wie man es dreht und wendet, Ashnards Charakter wird dadurch ruiniert, dass er gar nicht erst als ultimativer Bösewicht einer Handlung konzipiert ist. Er soll nur als Puppe dienen und den Stein ins Rollen für die eigentlichen Antagonisten bringen. Dies sind Sephiran, der Ashnard benutzt, um die Göttin zu erwachen, sowie die Göttin selbst (als Twist aber die andere Göttin). Würde FE9 hier enden, hätte er wohl nach seinen Ableben die Göttin erwacht, die man dann besiegt, so wie es Jahn, Nergal und Lyon taten. Die wäre dann der eigentliche letzte Boss. Ashnard wäre so ein Gharnef geworden und damit wieder eine Puppe bzw. Diener von einen eigentlichen Bösewicht. Er wollte den Krieg nicht aus persönlicher Überzeugung, aus Machtgier, aus Landgewinn, aus Herrschersucht, aus Rache, aus Hass. Er wollte den Krieg, weil das Medaillon als Plot Device die bescheuerte Bedingung stellte, dass die Göttin nur dann erweckt wird, wenn alle Nationen im Krieg sind. Das ist eine so faule, ausschließlich für den Fortgang der Handlung nützliche Bedingung, die unsinnig und unkonkret ist. Was, wenn eine Nation ausstirbt? Ab wievielen sich bekämpfenden Leuten wird die Göttin aktiviert? Sind Gefühle entscheidend oder die Anzahl an Toten? Reicht eine einstellige Anzahl an Kriegssuchenden aus, solange alle Nationen abgedeckt sind? Die Antwort lautet: Das Medaillon wird nur dann aktiviert, wenn es den Schreibern recht ist.
    Das ist der eigentliche Grund, weshalb Ashnard so ein enttäuschender Bösewicht ist. Er darf sich nicht entfalten und dient einen höheren Zweck im Sequel, welches dann auch keinen befriedigenden Bösewicht hergibt. Traurigerweise ist er im Vergleich zu den anderen Bösewichten in der Reihe nicht mal unterdurchschnittlich, was aber das armselige Niveau der Antagonisten verdeutlicht.

  8. #8
    Epilog


    Zum Ende Spiels bedankt sich Ike bei allen spielbaren Charakteren und verabschiedet sich. Sie alle antworten entsprechend. Anders als bei den meisten Spielen scheint der Abschied nur von kurzer Dauer zu sein. Nur die Pläne und Aussichten der Charaktere für ihre unmittelbare Zukunft wird vermittelt, nicht der Verbleib ihres restlichen Lebens. Dies ist natürlich für das Sequel extra konzipiert. Dadurch bleiben auch mögliche Pairings aus, was ich dann doch schade finde. Jeder muss sich für einen Weg entscheiden, Alternativen gibt es nicht. Nur bei Ike gibt es Variationen, wenn der A-Support erreicht wurde. Jeder seiner Partner (und Zihark) haben eine entsprechende optionale Zeile, die die etwas gefestigtere Bande zwischen ihnen und Ike zeigt. Ominös ist die Begegnung mit Zelgius, die bei Taniths Tod eintritt:

    Zitat Zitat
    Zelgius:
    “It was a glorious victory, General.”

    Ike:
    “General Zelgius! What are you doing here?”

    Zelgius:
    “Looking at it now, and it all may seem a bit impertinent, but… I came with reinforcements in case things took a turn for the worst. Your opponent was the Mad King Ashnard after all, and if worse had come to worst… well, you might have needed the help. Duke Perseus ordered us to join in the fight and rescue Princess Elincia at the very least.”

    Ike:
    “Oh, I see.”

    Zelgius:
    “My apologies.”

    Ike:
    “No, no… I appreciate the concern. It was a dangerous day.”

    Zelgius:
    “Your Crimean army proved up to the task. Let me offer you my congratulations. You did well to win the day. I’m certain the troops we lent you, and the apostle herself, are quite pleased.”

    Ike:
    “Our success was thanks to the Begnion shield protecting our flank. Not the soldiers you lent us, but your reinforcements capturing and holding the retreating Daein soldiers. Because of that, we were able to concentrate on the enemies before us without concern for our rear guard.”

    Zelgius:
    “I was merely following the orders of my superiors.”

    Ike:
    “In that case, please express my appreciation to the apostle and Sephiran. One day, I will go and thank them in person.”

    Zelgius:
    “Understood. Now then, I will return to Daein.”

    Ike:
    “What about the troops you’ve lent us?”

    Zelgius:
    “Though the war may be over, it will take many weeks to see the country secure. I spoke with the princess earlier, and she asked that we help if possible. So I’ll leave them in your care a while longer.”

    Ike:
    “I see. It’s very appreciated.”

    Zelgius:
    “It’s our pleasure. By your leave.”
    Die Konversation verdeutlicht, welche Rolle Begnion in diesen Krieg überhaupt gespielt hat, da man es sonst nie gesehen hatte. Zelgius Anspielung auf Sephirans Plan, ihn zu Ashnard zu schicken, rät zum Spekulieren ein. Ich vermute, dass Zelgius ein wenig Theater gespielt hätte und sich mit Ashnard vergnügt hätte. Keineswegs wäre er überlegen und früher oder später hätte er die Flucht ergriffen. Ashnard hätte den Krieg fortgesetzt und das Medaillon vielleicht erweckt. Aber FE10 erwähnt auch, dass Goldoa sich gerührt hätte und eventuell sogar alles den Erdboden gleich macht, das weiß ich nicht mehr genau. Man könnte Zelgius Lobesworte jedenfalls sehr sarkastisch deuten, als hätte Ike den Plan seines Meisters ruiniert. Und natürlich zeigt es, dass Begnion Daein besetzt, was in FE10 dann eskaliert.

    Für die Überleitung zu FE10 hagelt es im übrigen an Retcons.
    - Ena erklärt, dass sich Rajajon nach Daein begab, um seinen Horizont zu erweitern. In FE10 wollte er seine Schwester retten.
    - Marcia will zu den Pegasusrittern Begnions zurückkehren. Auch Makalov will in Begnion bleiben. Beide sind in FE10 in Crimea emigriert.
    - Zihark entscheidet sich, Daein zu bereisen. In FE10 ist er gebürtiger Daein, weshalb seine Wortwahl nicht passt. Wer redet schon davon, seine Heimat zu bereisen?

    Vielleicht kein Retcon, aber Ranulf spricht davon, dass einige aus Gallia für die Aufbauarbeiten in Crimea helfen. Auch der folgende Text spricht das an:
    Zitat Zitat
    Though once scorned and despised as sub- humans, the laguz put aside past enmity and come to the aid of their neighbors. And the Crimeans never forget it was Gallia that fought beside them and helped free them from the yoke of Daein oppression.
    Kann sein, aber in FE10 ist man in vielen Teilen Crimeas erstaunlich vergesslich und weiterhin laguzfeindlich. Auch die anderen Länder vergessen die Hilfe und Freundschaft schnell und bekriegen sich in FE10 wieder. Das einzige, was aus FE9 bleibt, ist Ike. Gallia heuert Ike für den Krieg an, weil er so toll ist. Crimea verbündet sich mit Ike, weil er so toll ist. Die guten Leute in Begnion verbünden sich mit Ike, weil er so toll ist. Die vernünftigeren Charaktere in Daein wie Sothe lieben Ike, weil - das verrate ich nicht.

    Das Spiel endet mit Elincias Krönung. Elincia wird mit Ike begleitet, was passt, war er doch die gesamte Zeit über ihr Begleiter. Wie schon angesprochen wird aus dieser Beziehung so gut wie nichts. Für Ike ist sie eine von vielen Regenten und er lässt sie fallen, während sie sich voll und ganz aufs Regieren konzentriert.

    Kurz davor gibt es aber eine letzte Szene mit Sephiran. Hat jemand bis jetzt immer noch nicht gerafft, dass es ein Sequel geben wird, so wird ihn das jetzt ins Gesicht geschmettert.


    Sephiran klärt Ike und Mist über Altina auf, die das Medaillon aktivieren kann. Sie ist eine der legendären Helden. Wie schon erwähnt ist es verwunderlich, dass etwa Reyson sie nicht kennt. Sephiran fragt Ike nach den Lied der Befreiung, um es Altinas Nachfahrin, Sanaki zu übermitteln. Aber er weiß doch, dass Sanaki nicht die Erbin ist, oder?
    Nachdem Ike gegangen ist, redet Sephiran mit sich selbst über die bevorstehenden Kriege. Das macht er zu kryptisch. So kommen diese nur zu stande, weil er selbst sie startet und inszeniert. Ist sein Glückwunsch sarkastisch, da er Ike letztlich garnicht triumphieren sehen will? Findet er einfach darin Gefallen, seine Gegner zu kontrollieren und mit ihnen zu spielen? Sollte er nicht wütend sein, dass Ike seinen Plan ruiniert hat? Problematischerweise ist nicht bekannt, wieviel von FE10 bereits feststeht, was grob geplant wurde, was absichtlich unkonkret und offen ist und was strikt geändert werden musste. Dafür bräuchte es Transparenz und Einsicht in die Entwicklung der beiden Spiele durch Interviews etc. So bleibt ein riesiger Sauhaufen übrig.



    Schlusswort

    FE9 hat eine sehr klassische, klischeehafte Handlung, die typische Heldenreise des Protagonisten, der Land um Land erobert und Allianz um Allianz gewinnt, um am Ende den bösen Imperator aus seinen Heimatland hinauszuwerfen. Das ist aber nicht mit schlecht gleichzusetzen. Schließlich zeigen FEs mit komplexeren Handlungen wie FE10 und Fates, dass sie damit überfordert sind, Lord und Armee durch die Geschichte zu treiben, ohne dass Unstimmigkeiten eintreffen. Mein Fazit ist deshalb, dass FE mit einfachen Handlungen besser bedient ist, sofern diese Handlungen mit ein paar Neuigkeiten und Modifizierungen aufgepeppt werden. Was diese in FE9 sind, habe ich im Laufe meines Logs genannt. Liste ich sie auf.

    - Greil-Söldner sind eine faccettenreicheren Truppe als andere Armeen
    - Supports ergänzen die Handlung
    - Greil-Söldner haben Zeilen in der Handlung (beim Tod gibt es alternativen Dialog)
    - Untergebene wie Titania und Soren sind stets präsente Mentoren, Berater, Kritiker, Strategen, als dass der Lord alles alleine kann
    - Die Söldner fungieren als Team, als dass es einen einzelnen Allesbestimmer gibt
    - Ike hat als Söldner einen besseren Zugang zu allen gesellschaftlichen Schichten als ein distanzierter Lord:

    - Basis-Konservationen

    - Der Schwarze Ritter ist hinsichtlich Bedrohung und Dominanz ein überdurchschnittlich guter, beispielhafter Antagonist
    - Nebencharaktere einen eigenen Handlungsstrang zur Entwicklung und Überraschung zu geben, fördert die Handlung. Beispiele sind Jill und Nasir/Ena.
    - Mehr geteilte Kapitel wie bei Kapitel 17
    - Vielfältige Charakter



    Diesen elf Punkten stehen eine Unzahl an Negativbeispielen und Problemen gegenüber. Aber fast keiner der vielen negativen Aspekte in FE9 hat mich gestört. Alle Spiele haben Macken. Entscheidend ist nicht die Anzahl an Fehlern, sondern die Qualität und Quantität an Guten. Erfreut man sich über einen Aspekt, kann man über drei weitere locker hinwegsehen. Anders ist es, wenn ein Spiel fast keine positiven Aspekte hat: Dann sucht man um so genauer und findet nur die vielen eigentlich kleinen Fehler, die dann um so größer erscheinen.

    Mein unspektakulärer Wunsch für künftige Fire Emblem Teile ist es also, lieber mit einer einfachen denn komplexen Handlung vorlieb zu nehmen und sich auf ein paar Aspekte zu fokussieren und diese so großartig herauszuarbeiten, wie Fire Emblem 9 es tat. Aber das ist auch nur ein Vergleich. Sicherlich kann man ein gelungenes Fire Emblem kreieren, ohne auf FE9 zurückzugreifen. Und sicherlich könnte man viele Features aus FE9 heranziehen und trotzdem ein misslungenes Spiel kreieren. Aber Path of Radiance hat letztlich bewiesen, dass man den Spagat zwischen alten und neuen Features, konservativen und modernen Gameplay, sicheren Fortbestehen der sich bewährenden Spielmechaniken und radikalen Veränderungen schaffen kann.


    Hoffentlich habe ich manche hier bereichert. Der Hit-Anzahl dieses Topics nach waren ich und einige Poster hier nicht die einzigen, aber es gibt ja auch Bots. Feedback erfreut natürlich jeden.

    Gut möglich, dass demnächst FE10 kommt. Das wäre dann eine ganz andere Geschichte.

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