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Kämpfer
Kapitel 12
Zwischen der Seefahrt nach Crimea und Begnion vergehen zwei Monate und da die Haupthandlung mit Daein für eine gute Weile unterbrochen ist, widmet sich das Spiel jetzt dem zu, was schlimmstenfalls Filler ist. Filler kann eine Serie oder ein Spiel ruinieren, vergleichbar, wenn man den Berliner/Pfannkuchen/Krapfen heimlich mit Senf füllt. Hoffentlich aber bereichert und ergänzt die Füllung die Haupthandlung, so wie die Marmelade den Teig. Da schon während der Entwicklung von FE9 ein Sequel erdacht worden ist, widmet sich das Mid-Game entsprechend auch den Handlungsort, der in FE10 dann relevant ist, Begnion. Aber auch die umgebenen Laguz-Reiche werden thematisiert.
Nasir erleidet Schiffbruch, wobei impliziert wird, dass die Raben die Seefahrer gezielt an die Küste getrieben habe. Sie wollen das Schiff plündern, womit sie die ersten und weitgehend einzigen eindeutig feindseligen Laguz mit bösen Absichten sind. In FE10 wird das alles mächtig weichgespült und dass nur die Raben in FE9 die bösen Laguz vertreten müssen (ab Kapitel 19 dann eh nicht mehr), mutet ihnen etwas zu viel zu. Sie sind auch nicht mal das Highlight in diesen Kapitel, denn anschließend tauchen die Drachen auf, die den gestrandeten Menschen die Hilfe verweigern und sie ihren Schicksal überlassen wollen. Nasir und Soren haben sich mysteriöserweise verkrochen. Zum Glück ist Prinz Kurth als junger Prinz nicht so archaisch wie die meißten und empfänglicher für die Außenwelt, und er lässt seine Untergebenen das Schiff ins Meer treiben. Und das wars. In erster Linie wird in diesen Kapitel Nasir präsentiert, der aus seiner Laguz-Abstammung kein Geheimnis draus macht (dabei verschweigt er, dass er ein Drache ist) und eine Art Berater-Funktion für eine gute Portion des Spiels erfüllt. Die Lager-Konservationen mit Volke, Zihark und Ilyana geben keine neuen Informationen preis. Dafür erhalten wir Sothe und später schließt sich uns Jill an, damit Reviewer wenigstens etwas über das Kapitel schreiben können.
Sothe
Junge Diebe gibt es in FE zu Hauf, aber Sothe kommt verhältnismäßig spät und kann niemals gut werden, was schon sein Fehlen der Promotion unterstreicht. Aber das ist alles gewollt. Sothe wird hier als nutzlose Last präsentiert, um in FE10 dann als ein voll ausgereifte Jagen zu erscheinen, der alle mit seiner nun erworbenen Stärke und Lebenserfahrung umhaut. Das ist schon effektiv, nur macht es ihn in FE9 überflüssig. Handlungstechnisch ist es ähnlich. Sein Ziel ist die Suche nach "Jemanden", aber dieser Charakter hat in diesen Teil keine Rolle und wird nicht vorgestellt. Gut möglich, dass dieser Charakter, Micaiah, noch nicht mal erfunden worden ist. Dabei merke ich an, dass ich nicht mehr weiß, ob erklärt wurde, warum Micaiah außerhalb von Daein ist. Warum hat sie Sothe verlassen? Supports mit Haar, Volke und Janaff hätten ihn hier Charakter gegeben, so ist er aber einfach nur der junge Dieb aus ärmlichen und rauen Verhältnissen. Bei Tormods Support hilft das nicht und bis auf Sothes Anspielung auf Micaia passiert in den Support nichts, außer, dass sie sich kennen lernen. Sothes bester Nutzen in FE9 (von seiner Utility in Kapitel 13 und 16 abgesehen) ist im Support mit Astrid. Er selbst tut dabei wenig, entlockt Astrid aber ihre etwas ausgefeilte Vorgeschichte und Motivation.
Jill
Einer der wenigen Charaktere, die im Spielverlauf ihren eigenen Wandel durchmachen. Vorgestellt wird sie uns als unsympathische, fanatische und Ruhm suchende Soldatin, jung und naiv. Durch die Begegnung und Reise mit Ike und den Laguz wird ihr Weltbild erschüttert und sie vollführt einen Wandel, nur um am Ende wieder in Daein zu langen, mit veränderter Sichtweise. Die vielen Lagerkonservationen und ihre beiden Supports gehen ausführlich darauf ein und lassen nichts unverblümt. So rücksichtslos und brutal Jill sich Ikes Söldnern zunächst stellt, so intensiv werden ihr Wahrheiten und Grausamkeiten zurückgeschmettert. Sie erfährt die Leidensgeschichte der Laguz und die negative Rolle der Menschen, erkennt, indoktriniert zu sein, stellt ihre Berufung als Soldat, als Tochter, als Dienerin Daeins in Frage und entscheidet sich, ihre einstigen Verbündeten zu bekämpfen. Ständig wird sie mit diesen konfrontiert, ob Soldaten, Zivilisten oder ihr Vater. Optional offenbart ihr König ihr seine Gleichgültigkeit für seine Leute und allen, was Jill heilig warund wofür sie einst lebte. Das Spiel lässt kein Haar (verdammter Pun) an ihr aus und widmet ihr mehr Aufmerksamkeit und Zeit als die meisten Nebencharaktere, was sie zu einen bekannteren und authentischeren Charakter dieses Spiels macht. Dabei wird nicht alles glatt umgesetzt. Der Umstand ihrer Rekrution ist sehr konstruiert. So verfolgt sie alleine Ikes Schiff für eine Weile mit den Ziel, die gesamte Besatzung zu töten (ist sie noch bei Verstand?). Bei der Konfrontation entscheidet sie jedoch, die Besatzung gegen die feindlichen Laguz zu verteidigen, obwohl unter Ikes Crew ebenfalls Laguz sind. Sie verlässt anschließend das Schiff nicht, weil der Weg zu weit ist. Warum dann erst den Weg auf sich nehmen? Selbst wenn sie Erfolg gehabt hätte, wäre sie auf den weiten Meer. Im nächsten Kapitel holt ein Schiff Daein Ikes Crew ein. Dies wurde schon in Kapitel 10 angedeutet, wo der Kommandant des Schiffes einen Auftritt hat (wenn der Boss dort besiegt worden ist). Jill hätte mit diesen Schiff mit den restlichen Soldaten Daeins reisen können. Vielleicht hat sie das Schiff überholt, wollte die erste sein und später die Crew Daeins mit ihren Triumph überraschen? Im Übrigen verweigert sie mit den ganzen Unterfangen einen Befehl ihres Kommandanten Haar, was ihre Intigrität nicht nur im Militär, sondern auch als Person in Frage stellt, da Haar schließlich auch Vertrauter ihres Vaters ist und auf sie aufpasst. Kurzum, ihre Rekrutierung und ihr Grund, zu bleiben, ist ziemlich konstruiert.
Bei den Supports zeigt der mit Haar lediglich die Vertrautheit der beiden und ihre Rolle in FE10. Dass sie dort ein Paar werden, kommt aus dem Nichts. Die FE-Reihe hat ein paar solcher altersgemäß außernander liegenden Parings wie Fee/Oifaye (4), Miranda/Conomore (5) oder Serra/Oswin (7). Das zu kommentieren, erscheint mir ein vergebliches und fruchtloses Unterfangen. Der Support mit Mistu ist ziemlich geradlinig, betont aber am stärksten die Verbundenheit mit Jill und Ikes Truppe. Durch diesen Support kann Jill später auch nicht mehr von ihren Vater "zurückrekrutiert" werden, was nebenbei gesagt ziemlich töfte ist. Der Support mit Lethe ist einer der ikonischsten, worin Jills zaghafte Bereitschaft, ihren Rassismus zu überwinden, stufenhaft gezeigt wird, während Lethe sich nicht mit ihren Zorn und ihrer Verbitterung zurückhält, Jill aber auch zu verstehen und akzeptieren beginnt. Vielleicht deshalb einer der besten Supports der Serie, weil er einen Charakter nicht nur beschreibt und erklärt, sondern auch einen Wandel und eine Reifung veranschaulicht.
Kapitel 13
Begnion ist erreicht, aber bevor Elincia um eine Audienz ersucht, schmeißt das Spiel uns noch schnell eine Seeschlacht ins Gesicht, damit auch was passiert. Die Gründe sind fadenscheinig: Apostel Sanaki hat sich ans Deck geschlichen und ist ohne ihren Aufpassern in See gestochen. Sie setzt ihr Leben ziemlich unbedacht und unnötig grundlos aufs Spiel. Die Handlung hätte in diesem Kapitel deswegen ein frühes Ende nehmen können (bzw. wäre ganz anders verlaufen). Schließlich sind neben den Verfolger Daeins auch die fliegenden Laguzkönige Naesala und Tibarn (letzterer mehr oder weniger zufällig) da. Tibarn entführt Sanaki der Ehre wegen nicht und Naesala versenkt Ikes und Sanakis Schiffe nur deshalb nicht, weil er dann doch zu gierig war und der Kapitän der Armee Daeins ihn für seine Dreistigkeit nicht bezahlt.
Ich bin da sicherlich zu pingelig, schließlich sollen Ike und Co. Abenteuer erleben und neue Bedrohungen und Verbündete kennen lernen. Das durch konstruierte Zufälle zu schaffen ist leichter und spannender. Trotzdem besteht der Großteil der Handlungen in den Fire Emblem Spielen aus Kriegen und Schlachten, die gewöhnlich von mindestens einer Seite aus geplant wurden.
Das vorletzte Verteidigungskapitel zieht viele Register. Die eigenen Einheiten, zwei neue Einheiten und ein bestimmtes Feld müssen beschützt werden, aber obendrein locken die Truhen nicht nur die eigene Mannschaft zum aggressiven Vordringen und Routing, sondern auch die fliegenden Diebe, weshalb ein Verteidigen der drei Chokepoints allein nicht ausreicht. Apropos neue Einheiten. Wir kriegen den von allen vermissten Gatrie wieder und...
Astrid
Ein paar noble Damen, die sich der Armee anschließen, gibt es in jeden Fire Emblem. Gewöhnlich werden sie mit den Gemeinen, Armen und Unziviliserten konfrontiert und kontrastiert. Auch Astrid fällt durch ihre naive Art auf, mit der sie ihr behütetes und priviligiertes Leben aufgeben will und sich zur Kriegerin mausern will. Wundert mich zwar, warum die Armee Begnion sie nicht aufnehmen kann (z.B. die Pegasusritter), aber der Support mit Tanith, der darauf vielleicht eingegangen wäre, fehlt. Ebenso der mit Oscar, der einen weitaus vernünftigeren Mentor abgegeben hätte als Gatrie. Auch wenn Makalov ein halber Joke-Charakter ist, funktioniert der Support und ihre künftige Romanze vielleicht deshalb, weil Astrid ne Spur zu naiv und verklärt ist, also ebenfalls keine gesunde Sichtweise hat. Angesichts ihrer Erziehung und düsteren Zukunft, von der sie Sothe erzählt, einleuchtend, dass sie ihrer Welt entfliehen will und deshalb ein Söldner werden will und mit einen Strolch durchbrennt.
Erst am Ende des Kapitels kommt es zur Audienz, wo Elincia und Ike mit den Gepflogenheiten des Reiches zu kämpfen haben. Die Kommunikation mit der Königsgarde erfolgte noch reibungslos, weil diese am militärischen Ton gewohnt ist. Aber für Sanaki und ihren Speichelleckern zählt nur die Etikette. Sanaki verurteile ich dabei nicht, sie ist eine absichtlich verzogene Puppenprinzessin und Marionette von Sephiran. Die Macht und Bürde des Kaisers würden jeden Jugendlichen den Kopf verdrehen, einem Kind sowieso.
Die Senatoren haben zu wenig Facetten, um über dem Konzept des eindimensionalen offensichtlich korrupten Bösewichten hinauszulaufen. Das ist umso enttäuschender, weil sie letztlich die Hauptantagonisten der Reihe sind und die Handlung an den entscheidenden Stellen zustande gebracht haben (selbst Sephirans apokalyptischer Wahn kam nur wegen denen zustande). Man hätte ihre Motive nachvollziehbarer und menschlicher machen können. Sie verwalten das Land und schützen es vor den Laguz, deren Gefährlichkeit und wildes Verhalten genügend Gründe geben können, sich vor ihnen zu schützen. Und gegen wahnsinnige, fanatische Tyrannen wie Ashnard könnten sie auch als Stimme der Vernunft agieren. Aber Klerikalismus, Expansion, Kolonisation und Nationalismus ist halt nur böse und dekadent. Gut sind nur die toleranten Naturvölker, die, allesamt nackig auf der Wiese Gras rauchend, in Harmonie leben.
Eifrige Kritiker von Ike ziehen gerne die Szene heran, wo er Sanakis Arroganz und Eitelkeit anprangert und seiner Hinrichtung nur wegen seiner Aufrichtigkeit oder Naivität entgeht. Zu oft liegt er in seinen Worten und Taten immer richtig und seine scheinbaren Charakterschwächen erweisen sich letztlich als Stärken. Er ist halt zu gut für diese Welt. Er wird von nahezu allen Charakteren im Spiel gemocht und geschätzt und seine Kritiker sind bezeichnenderweise Bösewichte, die man eines Besseren belehren muss. Er ist damit richtungsweisend und typisch für den FE-Protagonisten, dessen Beliebtheit in ihren Umfeld in den späteren Teilen bis ins Unerträgliche zunimmt, aber bei Ike selbst ist das noch in Maßen. Ein paar Dummheiten und Fehler mehr hätten ihn gutgetan, aber auch er muss sich seinen Sieg mit Blut und Schweiß verdienen und schafft dies nur mit seinen ganzen Inventar an Verbündeten, Beratern und Mentoren, die sogar unter seinen Feinden zu finden sind.
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