Kapitel 10

Fünf Kapitel lang sind Ike und Co. vor Daein geflohen und sind endlich in Sicherheit. Caineghis bietet Asyl und stellt schlüssig da, weshalb er nicht einfach Daein angreifen und Crimea helfen kann. Die Bevölkerung Crimeas würde die Hilfe von außen, den Laguz, nicht gutheißen, Begnion könnte sich mit Daein verbünden. Die politischen Aspekte der Krise und die Fragilität Tellius werden gut hervorgehoben. Jede Vorgehensweise wird Folgen tragen und auch die Alternative wird es sein: Elincia soll Begnion um Verstärkung bitten. Das klappt dann auch, aber FE10 liefert die Quittung: Crimea macht sich bei Begnion schuldig und Begnion besetzt Daein und bringt es ebenfalls unter der Fuchtel. Zur Bekämpfung des einen Tyrann schafft man sich einen neuen, noch gefährlicheren.

Ike jedenfalls entscheidet sich gegen das friedliche Leben. Der Schwarze Ritter dient dabei als persönlicher Motivator, aber auch die Möglichkeit, sein Land Crimea mit einen riskanten Manöver zu retten, ist für ihn attraktiver als Aufgeben.

Kapitel 10 beginnt erst jetzt, passenderweise wird die Weltkarte herangezogen, die den umständlichen Reiseweg beschreibt. Der wahre Antagonist in Tellius sind die Berge, denn die Länder sind durch sie bisweilen völlig voneinander abgeschnitten und man braucht nur wenige Routen blockieren, um jemanden vom Rest der Welt abzuschirmen,

Ranulf stellt Gold sowie Lethe und Mordecai zur Verfügung. Wie die beiden dient er der Exposition und ist eine wertvolle Hilfe, anders als Lethe und Mordecai halte ich ihn aber für farblos. Er ist einfach zu nett und anspruchslos.

Die Lagergespräche machen auf Marcias Existenz, den Argwohn eines einfachen Laguz-Soldaten und auf den anderen stark präsenten Laguz aufmerkam.


Lethe

Zusammen mit Mordecai vermittelt sie uns das Bild, dass wir über Laguz haben. Während Mordecai mit den Menschen schlichtend und optimistisch verkehrt, stellt Lethe mit ihrer aggressiven Art alles in Frage. Sie spart nicht an Kritik und Argumenten, auch wenn sie sich in ihrer Sturrheit Gegenargumenten eher verschließt (wieder im Kontrast zu Mordecai). Sie bietet mit am meißten Informationen über die Laguz, ihrer Geschichte der Versklavung, Verbitterung und Feindseligkeit gegenüber den Menschen. Leider treten ihre tieferen Seiten nicht so sehr hervor wie bei Mordecai, weil ihr Catgirl-Image in Kombination mit ihren Tsundere-Sein vielen ihrer Konversationen an Ernst nimmt. So geht ihre Überwindung des Rassismus und murmelnde Worte des Lobes oft mit den Tsundere-Sein daher. Die Informationen, die Lethe preisgibt, sind deshalb interessanter als ihre eigene Sichtweise.


Nach all der unspannenden Vorbereitung geht die Reise los und Halt gemacht wird... bei einen Gefängnis/Arbeits-oder Gefangenenlager. Laut der großen Fanseite Serenes Forest befindet es sich in Gallia, was ein Fehler sein sollte. Kapitel 10 hat sehr was von den typischen Gaiden-Kapiteln in FE5 und FE7, wo man abseits der eigentlichen Handlungen abenteuer erlebt. Es gibt keinen wirklichen Grund, das Risiko auf sich zu nehmen und ein Lager zu infiltrieren (Gefangene anheuern mein Arsch). Und passenderweise erweist sich dieser spontane Besuch als wichtig, denn zufällig hockt kein anderer in einer Zelle als der Drahtzieher beider Kriege der Tellius-Reihe, Sephiran. Wo sollte er auch sonst sein.


Sephiran


Vielleicht hielten sich die Schreiber clever, Sephiran so früh einzubauen und in seinen Auftritten ominös vorausdeutend zu sein (bitte alle einmal sarkastisch applaudieren), aber da er für FE10 aufgespart wird, hält er sich hier zu sehr zurück. Der Schwarze Ritter übernimmt die Arbeit und macht sich auch die Hände schmutzig, während Sephiran schlichthin zu passiv ist. Zwar macht es Sinn, dass Sephiran in Crimea selbst spioniert, aber gefangen genommen zu werden und Ike zu treffen, ist zu konstruiert. Immerhin rettet er Ike und lässt ihn ziehen, wohl damit dieser den Krieg schneller voranbringt. So blass und wenig er innerhalb der Handlung präsentiert wird, auf den Papier sind seine Intrigen eine willkommene Abwechslung zum normalerweise sehr geradlinigen Gharnef (gewöhnlich ein böser Zauberer, der den finalen Boss dient und heraufbeschwört) Archetyp, der weniger subtil agiert. Statt offensichtlich wahnsinnig böse zu sein (er ist es nur unoffensichtlich), wirkt er wie ein gutmütiger naiver Herrscher, von den Guten geschätzt und von den Bösen unterschätzt, der sein Volk vor den Katastrophen bewahren will, die insgeheim er selbst erzeugt hat. Palpatine in den Star-Wars Prequels hat eine ähnliche Karriere, wobei sein Charakter von einen erfahrenen Theaterschauspieler vertreten wird, während Sephiran nur sein Bishounen-Look bleibt.


Jedenfalls sinnen Ike und Co. nach einer Alternative zum Kämpfen, den Stealth. Obwohl das Kapitel ein Fluchtkapitel ist, ist die Flucht an sich nicht das Ziel. Schließlich hat man den Ort extra aufgesucht und infiltriert, um Gefangene zu rekrutieren. Auch wenn man theoretisch niemanden hier befreien oder rekrutieren muss, ist das handlungstechnisch das Ziel. Als Pseudo-Gaiden Kapitel ist dieses Kapitel einmalig und kreativ. Praktisch ist die Umsetzung nicht ideal, weil nur an bestimmten, relativ seltenen Zügen die Soldaten es erlauben, Einheiten durchschlüpfen zu lassen. Gerade auf Maniac ist das heikel, denn man muss Kieran ansprechen und zum Ziel bringen. Stealth-BEXP, volle Zugzahl-BEXP und Rekrutierung aller Einheiten ist da nicht zusammen einzustreichen, man muss verzichten. Wenigstens gibt es Alternativen, so die Möglichkeit, sich durchzuschlagen.

Zur Erfüllung dieser Aufgabe bietet sich Volke an, der erscheint (und dieses Mal nicht zufällig).


Volke

Wie er Ike gefunden hat, wird nicht erklärt, wischt man aber damit beiseite, dass er ein Top-Agent ist und Greil beschattete (was, über 10 Jahre lang?). Abroxas wies auf weitere Ungereimtheiten hin:
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Was mich bei Volker ein wenig irritiert, ist, sein Versprechen, dass man in einer beliebigen Gaststätte bloß nach einem Heizer zu fragen bräuchte und er wäre innerhalb einer Stunde da. So, so. Ich weiß nicht einmal, was genau ein Heizer eigentlich ist, aber Volker will uns hier weißmachen, dass er ein dichtes Netz durch ganz Tellius gezogen hat, an dem wirklich alle Gasthausbesitzer teilhaben, und dass er bei jedem noch so schluffigen Wirt garantieren kann, dass er innerhalb einer Stunde Meldung erhält und dann rechtzeitig ankommt. Also, wenn nicht gerade irgendwo sonst jemand allen Ernstes nach einem Heizer sucht. Man kann vielleicht annehmen, dass sich Volker den Blödsinn ausdenkt und er in Wirklichkeit Ike einfach nur insgeheim verfolgt und bei jedem Gastwirt, den Ike besucht, nachfragt, ob was Besonderes passiert wäre. Aber die Story, die er da auftischt, ist doch ein wenig over the top.
Er sucht scheinbar Greil auf, um ihn etwas mitzuteilen. In Wirklichkeit soll er Ike mitteilen, was es mit seinen Vater auf sich hat. Ist ein wenig umständlich, dass Greil dafür einen Mittelsmann beauftragt statt es Ike direkt mitzuteilen, aber die Handlung soll ja nicht sofort verraten werden und die Erklärungen sind passabel: Greil wurde gejagt und er hat Volke beauftragt, ihn in Falle eines Notfalls zu töten, da kann er ihn auch gleichzeitig beauftragen, sich ebenfalls um Ike zu kümmern. Die 50000 Gold sind nur ein von Volke erdachter Test und offenbaren, dass Volke ein selbstsüchtiges Arschloch ist, über dessen unverfrorenen Egoismus man wegen seiner Profession aber hinwegsehen kann. Oder man ist im Lager der Tugendhaften wie Titania und verurteilt ihn zu Recht. Sein Support mit Bastian ist nicht wirklich einer, sondern ein Teaser für FE10. Die drei gestrichenen Supports mit Sothe (das Dasein als Dieb, Mentor-Schüler?, Tanith (Nutzung von Spionen vs ritterliche Ehre) und Mistu (bezweifle, dass sie an ihn durchdringt) hätten ihn mehr Tiefe geben können, aber es reicht das aus, was da ist.


Die Entscheidung, Volkes Hilfe anzunehmen oder nicht ist, ist ein spannendes Konzept. Man kann sogar um Rat suchen und erhält akzeptable Antworten von Titania und Soren. Aber es ist nicht gut genug umgesetzt. Seine Hilfe abzulehnen, bringt einen keine alternative Belohnung. Westliche RPGs stehen ja auf Alignments, also dass der Held die Handlung auf guten/ordentlichen und bösen/chaotischen Pfaden und Abzweigungen anhand von Taten und Entscheidungen voranbringt. Volke abzulehnen und dafür z.B. ein Item seine Stiefel und eine alternative Szene später zu erhalten, wäre für den experimentiellen Spieler belohnend. Stattdessen kriegt man nichts und verliert eine sehr nützliche Einheit. Dabei ist es geschickt, dass man sich zweimal entscheiden muss: Einmal für eine klare spezifische Aufgabe (Schlösser und Truhen in diesen Kapitel knacken), dann für den restlichen Spielverlauf. Dass man in diesen Spiel beide Diebe aufgrund moralischen Gründen verneinen kann, klingt reizvoll, aber wie gesagt schade, dass man nicht anderweitig belohnt wird und nur Szenen und Einheiten verpasst. Ähnlich ist es später: Entscheidet man sich in Kapitel 18 zwischen Reyson und zwei weitere Einheiten oder einen nutzlosen Heilungsskill? Vielleicht kann man sich im FE9-Remake entscheiden, Ike zum tugenhaften Ritter zu formen, der am Ende Elincia dient, während der chaotische Ike als Söldner seinen eigenen Weg geht. Natürlich wird nur ein Pfad kostenlos zur Verfügung stehen.


Nach Erfolg der Mission spricht Ike mit Sephiran, Kieran dient wieder Elincia und Brom und Nephenee schließen sich der Vaterlandsliebe (das wird in Kapitel 11 aufgegriffen, Spoiler) wegen an.


Kieran

Als roter Kavalier ist er der laute, ungestüme Part zum ruhigen Oscar, aber statt die ritterlichen Tugenden wie Loyalität hervorzuheben, übertreibt man es mit Kieran zu sehr und er verkommt zur kreischenden, übereifrigen Dramaqueen. In all seinen drei Supports verhält er sich störend und seine Gegenüber loben am Ende sehr banale Eigenheiten an ihm, die deshalb bedeutend wirken (sie sind es nicht), weil Kieran sonst so inkompetent ist. Geoffrey habe ich als gelungeneren Ritter in Erinnerung, aber alles zu seiner Zeit.


Nephenee

Auch hier wieder eine Einheit, die eher durch ihr Design und Klasse hervorsticht als durch ihren Charakter. Ihr Support mit Brom ist ein rührender und schöner Austausch zweier Landmenschen, die sogar den Krieg aus ihrer Perspektive betrachten, aber Nephenee bleibt an ihren Gimmick, ein unsicheres Bauernmädchen zu sein, hängen. Dies ist in den anderen Supports um so deutlicher, wo überwiegend Devdan und Calill die Führung übernehmen. Mit Calill wird die schmalzige Tradition fortgesetzt, in welcher Bauernmädchen von feinen Damen in Etikette unterrichtet werden (hier mit einen Twist), nur um am Ende zu erfahren, dass Selbstbewusstsein das Entscheidende ist. Vielleicht hätte der gestrichene Support mit Elincia geholfen?


Brom

Frühere Fire Emblem Teile scheuten sich nicht davor, die Armeen mit Einheiten zu füllen, die älter als 30 sind. Auch in den Supports können sie Weisheit und Erfahrung an die jüngeren mitteilen. Aber auch kommt es vor, dass die Älteren dadurch definiert werden, dass sie alt sind und mit der Gegenwart und Jugend nichts anfangen können. Brom ist trotz einiger Momente der Demut und Familienvater meißtens ein Joke-Charakter, der voller Emotionalität heulen muss und ein bisschen zu trottelig ist. Der gestrichene Support mit Geoffrey würde mich interessieren, aber vielleicht wäre er wie bei den mit Zihark durchwachsen.



Kapitel 11

Ort des Geschehens ist dieses Mal eine Hafenstadt. Daein ist hier nur deshalb präsent, weil sie die Bande verfolgen, die im vorherigen Kapitel im Gefangenenlager eingebrochen sind. Gute Arbeit, Ranulf, für diesen sinnvollen Abstecher. Letztlich wird die Gruppe aber hier von der Person gerettet, die sie dort zufällig befreiten, womit das Gleichgewicht wiederhergestellt wird.

Zur Schlacht kommt es aber auch erst wegen den Bewohnern der Stadt, welche die Soldaten auf die Laguz aufmerksam machen. Ihre Motive dafür werden in diesen Kapitel beträchtlich dargestellt und lohnen einen genaueren Blick.

Schon zu Beginn sinniert Soren über das Verhalten von Zivilisten im Krieg und wie die Not die Tugenden fallen lässt und die Selbstsucht offenbart. Der Zynismus ist allen zu viel, aber in ihn steckt gehörig viel Wahrheit und regt zum Nachdenken an. Wie viel Verantwortung müssen Bürger den Adel aufbringen? Gewiss, der König muss sein Land schützen, dafür fordert er aber auch Abgaben und Steuern. Der Weg zur Ausbeutung ist verführerisch. Wie kompetent waren die Regenten Crimeas tatsächlich? Und wie viel Unterschied macht es in der Tat, wenn der Regent gestürzt wird und ein neuer den Posten übernimmt. Er könnte die Lebenszustände sogar nachhaltig verbessern, blickt man auf die Expansionen und Kolonisationen einstiger Reiche. Möglicherweise hätte ein vorbereitetes, geeintes Crimea Daein zurückschlagen können, aber wenn es von Daein hoffnungslos überrannt wird, ist vorläufige Kooperation und Aufgeben vernünftiger als vereinzelter Widerstand gegen eine militärische Übermacht. In diesen Falle dürfen sie sich später anhören, ihr Volk verraten zu haben und opportun zu sein, was aber die Ungerechtigkeit, bisweilen die Unerklärlichkeit des Krieges und Lebens verdeutlicht. Es gibt eben nicht immer eine offensichtlich richtige und offensichtlich falsche Entscheidung.
Wobei hier die moralische Gräue ignoriert wird und auf die Gier der Bürger gesetzt wird. Statt die Laguz in Ruhe zu lassen, melden sie sie bei Daein, um sich bei ihnen einzuschmeicheln und um eine Belohnung zu erhalten. Das wird dann auch mit Zwangsarbeit bestraft. Schade, dass der Konflikt hier wieder schwarz-weiß endet, die Apathie der Bürger zu ihren Herrschern fand ich nämlich nicht unbegründet. Aber Fire Emblem liebt den Triumph des Guten. Nephenee und Brom etwa sind ebenfalls Gemeine, denen die Machtspiele der Adeligen fremd sind, doch sie erkennen an, dass sie bisher von ihnen beschützt worden sind und dass sie deshalb verpflichtet sind, für sie zu kämpfen.
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Brom
We're just simple country militiamen from the same territory. Now, we don't know much about nobles and stuff. Kings and queens don't matter much when you're workin' the fields. 'Course, we know we'll be in trouble if someone takes our fields away from us, so that's why we joined the militia! This king of Daein's no friend of ours.
Nephenee
If you can defeat the king of Daein, will this country return to the way it used to be? Is that what you're after?
Jedenfalls wird die Mentalität der Stadtbewohner und ihr Rassismus umfangreich gezeigt, teils auch durch die Lagerkonservationen:
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Ike
But Crimea lost the war.
Man
Yeah, I know. And honestly? That doesn't really affect us common folk, ya know? The truth is, we don't care who sitson the throne. To us, they're all just faceless beings who rule from on high. If they tried to raise taxes or something, you better believe we'd protest, but
otherwise...I mean, take the king of Daein. He's just another man, right? If we keep working, he can keep living the high life. So it's not like he's going to treat us poorly or anything. As long as we can live our lives and have a little happiness,we aren't going to[nl]
worry about it all too much. Oh, but if we were invaded by Gallia, well, that's a different story altogether. If our country were overrun by those savage beasts, who knows what could happen? Now THAT scares me!
Auch die Szene, wo Ranulf vom Mob angegriffen wird, zeigt die Gewalt erstmals offen, sonst kannten wir den Rassismus nur durch Hörensagen oder Beleidigungen.

Das Kapitel deckt schon genug ab, bemüht sich aber erstmals, die Armee Daeins Gesichter und Menschlichkeit zu geben. Jill und Haar lungern in der Ecke, zu ihr komme ich im nächsten Kapitel. Der Kommandant Mackoya erweist sich als zivilisierter und gerissener als die bisherigen Hauptmänner. Er misstraut Nasir zu Recht, versucht, Ike zu verhören und gibt uns plausible Gründe, warum er seine Männer nicht für den Kampf optimal vorbereitet einschätzt und trotzdem auf die Hilfe des Schwarzen Ritters verzichtet.


Der Schwarze Ritter

Da tummeln sich in FE9 wie in jeden anderen Teilen die gewöhnlich inkompetenten, blassen gegnerischen Kommandanten und jetzt kommen wir zu den ersten und erfolgreichsten (da einzigen) Versuch in der Fire Emblem Reihe, einen gelungenen Antagonisten langfristig über das gesamte Spiel in die Handlung zu integrieren. Die rechte Hand des Hauptantagonisten Ashnard, so wie Ike die rechte Hand Elincia ist und in den Fokus gesetzt wird, präsentiert er nicht nur Daein, sondern agiert auch unabhängig, seine Motive und Loyalität sind nicht weniger im Unklaren als seine Identität. Und Ike scherrt sich nicht um seine politische Gesinnung. Er will den Schwarzen Ritter nicht (nur) besiegen, weil er zu Daein gehört, sondern aus persönlicher Rache. Die wenigsten Konflikte in den FE-Spielen waren persönlicher Natur, selbst Alvis (FE4) ging es weniger um die Frau denn um die Herrschaft. Schon früh im Spiel erscheinend, entzieht der Schwarze Ritter uns das Sicherheitsnetz, zersprengt die Söldner und tritt in diesen Kapitel persönlich auf, um sie zu jagen. Neu ist das Konzept bei weitem nicht, schon Gharnef und Hardin wurden in frühen Stadien des Spiels eingesetzt, aber dem Auftritt des Schwarzen Ritters wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet, da er bereits Greil tötete und neben optionalen Dialogen auch mit Ranulf redet. so bedrohlich seine Statuswerte sind und jeden Kampfversuch in ein Game Over enden, ist er auch innerhalb der Handlung gefürchtet. Keine seiner Aktionen ist als Fehler und Inkompetenz zu werten, jede seiner Handlung verfolgt einen höheren Zweck, den wir nicht einmal verstehen können, soweit ist der Schwarze Ritter Ike und uns voraus. Umso genugtuender ist der Triumpf über ihn am Ende des Spieles, was aufgrund der Optionalität eine umso größere Herausforderung darstellt (gameplaytechnisch läuft es leider auf ein Glücksspiel hinaus).
Mitnichten ist der Schwarze Ritter ein großartiger Bösewicht, der außerhalb der Fire Emblem Reihe bekannt oder bedeutend ist, aber innerhalb ragt er umso einsamer hervor, ikonisch und besser präsentiert als jeder andere Antagonist.

(Und von meinen uralten Essay über gelungene Bösewichte erfüllt er immerhin 2/4 Punkten. Bedrohung und Dominanz. Entwicklung kriegt er zwar in FE10, aber es verändert ihn zum Anti-Bösewicht.)


Das Kapitel ist eines der besten in FE9, weil es viele Nebenmissionen und Hindernisse beinhaltet, Zeitdruck hat und zahlenmässig unterschiedlich viele Gegner in einer gut gestaltenen Landschaft mit vielen Engpässen, aber auch weitläufigeren Feldern, aufwartet, mit unterschiedlichsten Klassen, von Soldaten und Rittern über Wyvernreitern, Kavalieren, und Söldnern bis zu Dieben, Magiern und Heilern. Bürgerwache verschonen, Zihark rekrutieren, drei Häuser besuchen (nicht mit Laguz!), Boss besiegen, Ziel erreichen, Schwarzen Ritter meiden, Jill meiden, volle BEXP erhalten, Stäbe klauen (sogar den Laguzschlächter kann man stehlen). Die besten FE-Kapitel leben von so einer Vielfält an Herausforderungen, Nebenmissionen, unterschiedlichen Vorgehensweisen: Welche Route? Durchbrechen und schnellstmöglich fliehen oder Gegner auf sich zukommen lassen? Gruppe aufteilen oder geschlossen voranrücken? Laguz und Titania alles überlassen? Neulinge und mittelstarke Einheiten trainieren?


Und weil ich ihn nirgendwo reingekriegt habe:

Zihark

Zihark ist weniger edgy als viele andere Myrmidonen, sondern weitaus netter und bestenfalls ein wenig zurückhaltend. Vielleicht war er schon immer ein Sonderling, dem sein Umfeld nicht zusagte. Er durchschaut Ilyana sofort und auch mit Brom verläuft nicht alles glatt, beides hebt ihn von der Masse ab. Möglicherweise fand er in der Lebensweise der Laguz eine Alternative bzw. einen Ausweg, weshalb er eine Beziehung mit einen Laguz führte. Der getsrichene Support mit Ike hätte vielleicht mehr aus ihn herausgeholt, so bleibt Zihark relativ blass, ein milde verschlossener, aber cleverer und umsichtiger Mann mit den Melodrama, ne Laguz geliebt zu haben.