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Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Kapitel 4

    Zitat Zitat
    Wer das Gamescript überfliegt, bemerkt, dass es ständig Variationen hat, wenn Charaktere gestorben sind
    Dieser Trend wird fortgeführt. Shinon kommentiert Ike zu Beginn des Kampfes, je nach Schwierigkeitsmodus gibt Soren Hinweise, Rhys ODER Titania finden Elincia und nach den Kampf kann um die gestorbenen bzw. lediglich verwundeten (Titania, Soren) Einheiten lamentiert werden. Für meine Beobachtungen hier ist es aber müheselig, auf jede Veränderung hinzuweisen und jeden Effekt daraus herzuleiten, um das Spiel wiederholt zu loben, weshalb ich mich künftig da zurückhalten will. Ich meine, dass es im Laufe des Spiels ohnehin abnimmt.

    Dieses Kapitel beginnt die Handlung, stellt uns Soren vor und gibt uns ein kleines Gefecht. Letzteres ist erstaunlich trivial und belanglos. Die Soldaten Daeins greifen aus geringen Grund an und die Söldner verteidigen sich. Rein zahlenmäßig stellen die Soldaten eine größere Bedrohung dar, als die bisherigen Banditen, aber Ike ist von den drei besten Söldnern unter Greil flankiert und obendrein sind noch Rhys und Soren in der hinteren Reihe, weshalb es schlüssig ist, dass seine Truppe siegreich hervorgeht. Beiläufig wird erwähnt, dass Ike erstmalig das Kommando über die anderen Söldner hat, weshalb wir gewissermaßen ihn spielen, wenn wir per Cursor ihn und die anderen Einheiten kontrollieren. Das ist in Fire Emblem oft ungeklärtund manchmal gibt es extra Strategen, die diese Aufgabe übernehmen. Hier wird es später auch durch Sorens Berichte bestätigt, dass jede Handlung innerhalb der Kapitel auf Ikes Befehlen fußen. Jill greift nicht ihren Vater an oder redet mit ihn, Ike gibt ihr den Befehl dazu. Keine Einheit ist eigenständig und handelt selbstständig. Das ergibt zwar in der Handlung wenig Sinn (wie kann Ike meilenweit entfernte Einheiten Anweisungen geben), ist eben überwiegend eine Gameplaysache, die es zu akzeptieren gilt. Das Spiel funktioniert sonst nicht.


    Soren

    Ich habe nicht viel für ihn übrig, was als Reaktion auf seine übermäßige Beliebtheit im Fandom begründet ist, die sowohl seinen Charakter in den Himmel loben als auch seinen Nutzen im Gameplay weit überschätzen (letzteres kratzt mich besonders). Als ich 2006 in Pokeforen im Netz war, waren dort Emos und Sasuke unter uns Teenies ganz große Nummern und Soren reitet auf dieser Welle mit. Mädchen (also jedes einzelne) lieben seine Boyslove mit Ike und genügend männliche Außenseiter haben sich mit ihn identifiziert. Aber das ist nur meine Wahrhnehmung, wie sieht es im Spiel aus? Sein einziger Support trägt viel zu dick auf und versucht zu sehr auf die Tränendüse zu drücken. Er hat keine Eltern, seine Pflegemutter liebt ihn nicht, sein Mentor nutzt ihn aus, er kann nicht kommunizieren, er ist gebrandmarkt, er hat keine Freunde, Ike wird ihn verraten, niemand liebt ihn. Die Grenze des zumutbaren Mitleids zu jemanden zwischen der unaustehlichen Selbstmitleidung wird schnell überschritten und ein Teil seines Lebens ist bei weitem nicht so dramatisch oder tragisch, wie er sich ausmalt. Ike, Greil, Titania, Mist, Rhys, Oscar, Boyd, Rolf halten seit Jahren zu ihn und geben ihn ein Zuhause und Arbeit, da gibt es weitaus ärmere Schweine auf der Welt, ob in dieser oder in Tellius. Und für eine so bestialisch schreckliche Kindheit hat er sich ziemlich gut entwickelt. Weniger Melodrama hätte Sorens Charakter gut getan. Falls Ike schon an andere Partner vergeben ist, gibt es noch die Spar-Variante mit Stefan, der uns am Ende ebenfalls mitteilt, dass Soren Branded ist. Neu ist, dass er auf die hervorstehendste Art des Anderssein hinweist, das langsamere Altern. Aber selbst hier bietet er sofort die Lösung: Sobald Soren einen neuen Lebensabschnitt beginnen will, kann er das in Stefans Dorf tun. Man kann also nicht mal mit der Aussichtslosigkeit argumentieren, die Soren später angeblich erwartet.

    Mit Soren reiße ich zum ersten mal den Rassismus in Telius an, der in der Handlung nicht gut umgesetzt wird, weil er zu schwarz-weiß und einfach beschrieben wird. Sorens Problematik, die am Ende auch keine Problematik mehr ist, ist ein Beispiel dafür, aber ich greife wieder sehr voraus.

    Wisch ich meine Vorbehalte beiseite, zeichnet sich in diesem Kapitel aber ein ganz anderes Bild. Soren verhält sich vollkommen normal und wird von jeden normal behandelt. Er agiert sachlich, besonnen und unauffällig, lediglich zwei seiner Bemerkungen fallen aus den Rahmen, woraus aber niemand ein Drama entwickelt. In diesen Kapitel und wahrscheinlich auch in den weiteren ist er ein weitgehend normaler Charakter, den mich weder ermuntert noch nervt. Vielleicht ruiniert ihn erst FE10, wahrscheinlich ist Soren aber ein passabel gestalteter Charakter, gut funktionierender Gegenpart für Titania und Berater für Ike, dessen Hintergrund zwar verflochten und melodramatisch ist, aber auch nur ein bisschen. Wirklich verzerrt haben ihn eine lautstarke Minderheit von Fans.


    Kommen wir zuletzt zur Handlung. Erst im übernächsten Kapitel wird ein allwissender Erzähler eingeführt, der mittels Landkarte den Spieler (nicht Ike) die Ereignisse beschreibt. Hier erfolgt dies durch Soren, der direkt zu Ike, Greil und den anderen spricht. Er klärt die anderen über den eingetretenen Krieg auf und dann tut Greil etwas, das Mr. Plinkett erst kürzlich hervorgehoben hat (wem es interessiert: 23:10 bis 24:24): Er entscheidet nicht oder denkt off-screen darüber nach, sondern er fragt erst nach Meinungen. Das gleiche passiert auf ähnliche Weise in Kapitel 5, wo er alle Mitglieder fragt und nicht nur Soren und Titania. Titania antwortet ethisch, Soren pragmatisch. Keiner der beiden liegt per se richtig oder falsch. Die "richtige" Antwort ist noch nicht bekannt, da man weder weiß, ob Crimea Daein zurückschlagen kann, noch wie Daein mit sich neutral verhaltenen Söldnern umgeht. Greil entscheidet immer noch nicht, legt sich nicht fest und beauftragt alle, mehr Informationen zu sammeln.
    In anderen Teilen wird nach Einfall der Katastrophe meistens direkt zu den Entscheidungen gesprungen und die Verhandlungen fanden oder finden off-screen statt, weshalb diese Lagebesprechung vergleichsweise ungeheuer seriös wirkt und Greil wie der kompetenteste Anführer der Serie aussieht. Ist nicht so, ist aber das Ergebnis von zeigen, nicht erzählen.


    Oh und wir finden Elincia, aber das und die Fortsetzung der Lagebesprechung findet am Anfang des nächsten Kapitels statt, weshalb ich es dort hin schiebe.



    Kapitel 5


    Das letzte Kapitel endete mit der Auflesung Elincias. Dabei nannte Soren die andere seiner zwei Äußerungen, auf die ich hinwies. Die erste bezog sich auf den künftigen Umgang der Söldner mit Daein und Crimea und ob man sich am Krieg beteiligen soll oder nicht. Diese Entscheidung ist von enormer Bedeutsamkeit für das Leben der Söldner. Im Kontrast dazu wird hier die Frage gestellt, wie man mit der ohnmächtigen Elincia verfährt (ausgehend davon, dass sie eine Gemeine ist). Diese Entscheidung ist langfristig unwichtig und betrifft ein einzelnes unbedeutendes Leben. Es festigt den Charakter von Soren und den anderen, da sie ihre Ansichten nicht nur in großen, sondern auch kleinen Belängen vertreten und dass ihre Ansichten und Wertesysteme überhaupt existieren und gezeigt werden.

    Vergessen habe ich den Umstand, dass Shinon von den Toten klaut, denn die Szene kommt aus den nichts und hat mit den restlichen Kapitel wenig zu tun. Man möge mich über Kriegsethik aufklären, ich finde das nämlich völlig akzeptabel und sehr sinnvoll und verstehe nicht, warum andere, selbst Soren, dass verteufeln. Die Hinterlassenschaften würden verkommen oder vom Feind aufgelesen werden, eigene Ressourcen sind knapp. In Fire Emblem kann man Gegner beklauen, sie hinterlassen Items (soll man jetzt sämtliche Drops wegwerfen, weil es unehrenhaft ist?), man kann Schatzkammern plündern. In Kapitel 19 bereichert sich Ikes Armee und warum soll sie es auch nicht tun? Das einzige schlüssige Argument in dieser Situation ist, dass sie es eilig und keine Zeit dafür haben, aber ein Heilmittel mitgehen zu lassen, scheint mir nicht so lange zu dauern. Die Szene soll Shinons Rücksichtslosikeit und Pragmatik demonstrieren, aber für mich kommen stattdessen die anderen Söldner, die wohl nobel und gut sein sollen, blöd vor.


    Jedenfalls wird Elincia gerettet und zufällig ist sie Prinzessin Crimeas. Ich hätte es besser gefunden, dass Elincia gezielt die Söldner aufsucht und um Hilfe bittet, weil die gesamte Handlung nur wegen diesen glücklichen Zufall zustande kommt.
    Elincia entspricht den Rollen früherer entmachteter Prinzessinen wie Nyna und Guinevere, aber kurioserweise auch den Lord. Ike entspricht dieser Lord-Rolle nicht, er hat im Moment nichts verloren. Es ist Elincia, die ihr Königreich verloren hat und im Laufe des Spieles eine Armee aufbaut, um es am Ende des Spieles als Thronfolgerin zurückzuerobern. Es wäre etwa so, als hätten Ogma, Dieck oder Gerik die Hauptrolle und sind im Fokus der Handlung, während Marth, Roy und Ephraim Nebencharaktere sind. FE9 verschiebt so den Fokus der adeligen Regenten, die darum hadern, wie sie zu regieren haben, und legt ihn auf die Gemeinen und einfachen Menschen des Volkes und wie sie auf die von Adeligen erzeugten Kriege reagieren und leben. Diese andere Perspektive bereichert das Spiel ungemein, da der Kontakt Ike zu Gemeinen, Dörflern, Händlern, Soldaten viel direkter und offener ist als bei einen Lord, der immer auf Abstand und Etikette angewiesen ist und sich nicht mit den Problemen des Großteils der Bevölkerung identifizieren kann. Den Lord als Nebencharakter zu delegieren, ermöglicht immer noch, seine Sicht-und Lebensweise und die politischen Intrigen mitzubekommen, gleichzeitig ist man viel effektiver darin, die Welt der Gemeinen zu beleuchten. FE9 ist auch deshalb so gut, weil es mehr und besser die unterschiedlichen Sicht-und Lebensweisen zu zeigen und vermitteln weiß. Dass fängt mit den Greil-Söldnern an, die nicht moralisch alle auf der selben Wellenlänge sind, geht über die politischen Ränkespiele über, wie die Konfrontationen Elincia mit anderen Regenten wie Caineghis oder Sanaki zeigen, und umfasst durch die vielfältige Cast, bestärkt durch Supports und Lagergespräche auch über die Kapitel-Intro und -Outro hinausgehende Konfrontationen zwischen Armen und Reichen, Gebildeten und Ungebildeten, Personen unterschiedlicher Nationen, Personen unterschiedlicher Rassen.

    Jedenfalls wird Elincias Identität geheim gehalten, weil ein Erbstreit befürchtet wird. Zurecht? Und Elincia will nach Gallia fliehen, um Verstärkung oder Asyl zu fordern. Was von den beiden? Und sie flieht nach Gallia, wegen den guten Beziehungen zwischen ihren Vater und Caineghis. Warum nicht nach Begnion? Und ständen die Überlegenschancen der Söldner gut, wenn sie Elincia ausliefern und sich bei Daein einen guten Ruf verschaffen? Die Fragen stelle ich nicht, weil ich sie beantwortet haben will, sondern um zu zeigen, dass das Spiel eine passable politische Welt gebaut hat, wo es mehr als nur eine politische Handlungsmöglichkeit und jede Aktion Domino-oder Schneeballeffekte verursacht, die den einzelnen Charakter, sein Umfeld, seine Nation und die anderen Nationen betreffen können.

    Die Daein Soldaten haben Elincia und die Söldner aufgespürt (gab es in Kapitel 4 etwa Überlebene? Hat Ena hellseherische Fähigkeiten?) und Greil fragt erneut nach der Meinung anderer und dieses mal wird jedes einzelne Mitglied gefragt, also gleichermaßen die Meinungen wichtiger und unwichtiger.
    Zitat Zitat
    “The blame for this war rests on Daein. If we ally ourselves with them,the company’s reputation will surely suffer. Conversely, if we deliver Princess Crimea safely, our stock will rise in the eyes of our primary employers. Our road is clear.”

    “There’s nothing to think about. We must deliver the princess to Daein immediately.We are mercenaries. Our actions are dictated only by self-interest. If we want to ensure our future, we need Daein in our debt. They will win this war, after all, and nothing else serves us better.”

    “Soren’s a pompous, superior whelp, but he’s got the right idea. Besides, the destination’s Gallia, so it’s a moot question. I don’t care how much we get paid; there’s no way under the sun I’m going to stinking beast country.”

    “Princess Elincia…She does possess a certain regal beauty… There’s a lot to be said for that, you know. However I do prefer country girls…A bit cuter, and not quite so standoffish…Oh! Forget I said that.Whatever you decide is good for me, Commander. Yep, uh-huh, yep…”

    “I agree with Captain Titania. If we turn the princess over to the Daein army, we’re essentially giving them permission to kill her.”

    “I’m in favor of helping her. That’s what heroes are supposed to do.”

    “I believe…that none of this hinges on whether she’s a princess or not. Refusing to aid someone in need is not something we should ever do. That’s what I think.”

    “That’s right! Let’s help her!”

    “Please! We have to help her!”

    “I agree with Titania. I say we help her and take her to Gallia.”
    Die Wirkung der Diskussion wird etwas dadurch entwertet, dass Daein ihnen sowieso keine Wahl stellt. Ansonsten gibt sie jeden Charakter die Chance, sich zu zeigen, verdeutlicht das Verhältnis innerhalb der Gruppe, welches auf Respekt basiert (jeder wird angehört, jedem wird zugehört), vermittelt unterschiedliche ethische, rassistische und politische Sichtweisen und wie in Kapitel 4 wirkt Greil damit einfach kompetent und vorbildlich. In vielen Handlungen werden sich solche Szenen gespart, Greil würde nicht fragen, sondern einfach bestimmen.


    Ich bin schon in Kapitel 4 nicht auf das Militär Daeins eingegangen und ich tu mir dabei Mühe. Sie sind rücksichtslos und eindimensional bis zur Schwelle der Lächerlichkeit. In einen aggressiven Eroberungskrieg macht das zwar Sinn, nur gibt es halt handlungstechnisch nicht viel her. Man kann nicht die Moral und Werte des Gegners hinterfragen und mit denen der Helden vergleichen. Später gibt es ein paar mehr Momente und Gelegenheiten und die gegnerischen Kommandanten werden ein wenig mehr vermenschlicht und herausgearbeitet (in Kapitel 11 etwa), aber ich tu mir schwer, die guten Leute und Opfer in Daein in FE10 ernst zu nehmen, so wie es hier präsentiert wird. Eine Erklärung wäre, dass Ashnard seine Kommandanten entsprechend drillt und sie sich entsprechend erziehen und nach Kriegsende sind die meisten von ihnen tot oder verhalten sich still und in FE10 sieht man nur die einfachen Soldaten und Bürger, von denen keiner zu den eindimensional bösen Kommandanten in FE9 gehört.

    Das Kapitel ist das erste Verteidigungskapitel und das erste von zwei(mehr nicht...) Kapiteln mit Nebel. Es erfüllt seinen Job, man kann sich recht einfach verkriechen und muss sich nur anstrengen, wenn man den Bossdrop haben will oder viel EXP sammeln will. Aufgrund der schlechten AI kann man das Kapitel leicht überstehen. Im Prinzip ködert man Schützen vor seinen Tanks, indem man fragile Einheiten hinter den Tanks stellt. Platzieren sich andere Soldaten hinter den Schützen, zieht man seine fragilen Köder im nächsten Zug zurück. Jetzt bewegen sich die Schützen nicht, weil sie die Tanks vor ihnen nicht anvisieren können und die Soldaten hinter den Schützen können wegen eben jenen auch nicht angreifen. Sie versperren sich gegenseitig den Weg! In späteren Teilen feilt man an der AI und solche Patzer werden seltener. Ich kann Awakening und Fates loben, wenn ich nur will.


    Am Kapitelende organisiert Greil den Aufbruch. Alle teilen sich auf. Titania, Shinon und Gatrie sichern den Weg, Mistu, Rolf und Elincia verpacken Verpflegung, Greil und Rhys sichern Dokumente und verbrennen den Rest. Gerade, wenn so ein Detail wie letzteres erwähnt wird, vergesse ich für einen Bruchteil einer Sekunde, dass die Greil-Söldner nichts mit einer realen Söldner-Bande in der wirklichen Welt gemein haben und bin so sehr in der Welt Tellius eingetaucht, dass sie mich überzeugt. Es ist weniger so, dass FE9 realistisch ist, denn dass es versucht, realistisch zu wirken. Überall verstreut es Einzelheiten und eigentlich triviale Details des mittelalterlichen und militärischen Lebens. Ob darüber, dass Shinon eine Leiche plündert oder dass Greil Unterlagen verbrennt. In solchen Momenten nehme ich FE9 ernst, was ich in Fates keine Sekunde tun konnte.

  2. #2
    Kapitel 6


    Zum ersten Mal beginnt ein Kapitel mit den Erzähler in Verbindung der Weltkarte. Vieleicht dienen solche Intros diejenigen, die das Spiel eine Weile beiseite gelegt haben, denn um Kapitel 6 geht es dabei nicht, stattdessen werden die Ereignisse in Kapitel 4 und 5 zusammengefasst. Ganz überflüssig endet es dann doch nicht, weil das Ziel Gallia genannt wird und damit erstmals die Laguz vorgestellt werden. Streng genommen kamen sie schon ein einziges Mal vor und zwar in einer Randbemerkung Shinons im letzten Kapite("stinking beast country"), die den unwissenden Spieler aber unverständlich ist. Sie werden mittels Bild vorgestellt und da nur ihre Tiergestalt gezeigt wird, ist Shinons Eindruck noch nicht falsch.

    Die Laguz sind auch das Thema der sich auf der Flucht befindenen Greil-Söldner. Ike fragt anstelle des Spielers und die erfahrenen Mitglieder Shinon und Soren erklären es ihn auf ihre jeweils typische Art. Ich habe schon einiges zu den Laguz und den Rassismus zusammengetragen, aber das Thema durchzieht das ganze Spiel und wir haben noch nicht mal einen zu Gesicht bekommen (außer vielleicht Soren), weshalb ich auf einen günstigeren Moment warte. Hole ich stattdessen den Charakter Shinon nach, wobei auch dieser noch Kapitel 18, seine Supports und eine Basis-Konversation vor sich hat, aber bis ich da angelangt bin, will ich sein early game nicht mehr aufrollen, da beiß ich lieber in den sauren Apfel und greife voraus.


    Shinon

    Shinon ist weit davon, ein eindimensionaler statischer Charakter zu sein. Unsere Wahrnehmung über ihn verändert sich in jeden Kapitel. In Kapitel 2 ist er heldenhaft, in Kapitel 3 und 4 nennt er berechtigte Kritik. Erst in Kapitel 4 erweist sie sich zunehmend als destruktiv und sein Charakter wird dubioser. Das will man uns jedenfalls mit seiner Leichenplünderung weismachen, aber auch so zeigt er in Kapitel 5 und 6 seinen Rassismus und das ganze gipfelt darin, dass er die Söldnertruppe verlässt, welche sich ohnehin in einer Notsituation befindet. Wird es nicht jetzt schon als Verrat ausgelegt werden, tut es das spätestens in Kapitel 18, wo er sich den Feind angeschlossen hat. Fairerweise nicht aus persönlichen Gründen, von denen er sich nur bedingt leiten lässt. Die Kampfkonversationen (Kapitel (18) zwischen ihn und seinen alten Gefährten empfehle ich nachzulesen. Sie charakterisieren jeden einzelnen und zeigen jedes einzelne unterschiedliche Verhältnis zwischen ihnen und Shinon, welches über Abscheu bis zum Respekt reicht.

    Als Eigenbrötler könnte man seine bescheidene Supportanzahl begründen und so toll sind sie nicht. Sein bester ist mit Rolf, und das auch nur, nur weil im A-Support entlarvt wird, dass er sich seinen Zynismus und Opportunismus nur zum Teil aussucht. Er gibt der hässlichen Welt mit Schuld daran, ihn hässlich gemach zu haben und trotz allen hat er sich ihr nicht gänzlich hingegeben und sieht in Rolfs unschuldige und ehrenhafte Lebensweise seine eigene, vergangene. Mit Janaff führt er beispielhaft die Konfrontation zweier gegenseitig verfeindeten Rassisten vor, die unüberraschend für uns überraschenderweise ein paar Vorurteile überwinden. So bekehrt und interessiert an den Laguz zeigt er sich nie mehr, auch in seiner einzigen Szene in FE10 nicht, den Spiel, wo er seinen Platz in der Gruppe als harmloser Miesepeter gefestigt hat. Er zeigt in Janaffs Support auch einen Neid gegenüber Ike, der auch in einer Basiskonversation gezeigt wird. Es erklärt Shinons Abneigung gegenüber Ike zwar, tut aber auch nicht mehr. Er hat auch einen Support mit Gatrie, aber mehr als Humor kommt da nicht heraus. Gatrie ist Shinon eher ein treuer Hund denn ein gleichgestellter Kamerad und fordert Shinon zu wenig heraus, während Gatrie gar nicht erst einen Charakter hat, den man hinterfragen könnte.

    Auch wenn er auf etwas plumpe Art den Schurken für den eindeutig guten und richtig handelnden Ike abgeben muss, ist Shinon ein recht beliebter und nicht zu komplizierter Charakter. Er ist wichtig für die Greil-Bande, weil diese sich nicht nur als heimische Familienbande präsentieren will (worin aber auch ein Gruffi hineingehört), sondern auch als professionelle Söldnerbande, wo nichts rosig ist und der Tod zum Geschäft gehört.


    Zurück zur Handlung: Daein ist ihnen auf den Fersen, weshalb Greil improvisiert und Soren um Hilfe bittet. Greil, Shinon und Gatrie lenken den Feind ab, der Rest verzieht sich. Nicht zuletzt deshalb eine nette Szene, weil selbst in dieser hektischen Szene auch Titania, Oscar und Shinon zu Wort kommen, als dass ein einzelner entscheidet und niemand hinterfragt oder kommentiert.

    Anschließend findet der Rest einen weiteren Teil der feindlichen Armee von sich und die Strategie besteht darin, sich wieder aufzuteilen. Die Kämpfer lenken ab, Elincia und die Kiddies fliehen. Irritierenderweise sollen Elincia und Co. über die Brücke fliehen, aber genau dort sind doch die Soldaten. Und statt die Gegner hinzuhalten und abzulenken, ist das Missionsziel Flucht. Ich nehme an, dass gemeint ist, dass Elincia und Co. einen ganz anderen Weg nehmen und nur Ike und Co. die Brücke überqueren, sich durchschlagen und ebenfalls fliehen.

    Kapitel 4-8 bieten einige neue Missionsziele, welche das Hauptziel (Flucht vor Daein) widergeben. Zwei Verteidigungskapitel (auf welchen immer eine Flucht folgt), ein Fluchtkapitel und auch in 4 und 7 wird man von einer gegnerischen Einheit angegriffen und zur Wehr gezwungen, als dass man selbst angreift, wie in Kapitel 1-3.

    Fluchtkapitel sind in FE eher selten. FE5 führte sie ein und das besonders radikall: Sobald der Lord flüchtet, werden alle anderen Einheiten zurückgelassen. So strengt tat man es nie mehr, aber das führte zu einen neuen Problem: Wenn Nicht-Lords nicht fliehen müssen, warum soll man sich die Mühe machen, sämtliche Einheiten zu mobilisieren? Formen von Belohnungen sind hier schwierig. Bei der Rettung von Dörfern oder NPCs geben eben diese Items, Gold o.Ä., aber sollen sich die eigenen Einheiten bedanken, dass sie fliehen konnten?

    FE9 nutzt eine neue Form der Belohnung, Bonus Exp. Dies belohnt schnelles und geschicktes und umsichtiges Spielen und versucht, es attraktiv zu machen. Die erhaltenen BEXP können auch als Ausgleich betrachtet werden, denn eine langsame, grindlastige Spielweise erscheint viel sinnvoller, erhält man dort doch mehr Kombat EXP. Perfektionisten oder nimmersatte Spieler erhalten dadurch auch den Anreiz, sowohl möglichst viele Gegner für möglichst viel Kombat EXP zu erhalten, als auch, dies zügig und effizient zu tun, um das Rundenlimit einzuhalten und die volle BEXP einzukassieren. Belohnungen für bestimmte Spielweisen wie der Rettung oder Verschonung von bestimmten Einheiten geben den Spielern mehr mögliche Spielweisen und fordert zum Abwägen und Revaluieren der eigenen Spielweise. Dabei lobe ich weniger die BEXP sondern die Belohnung an sich, weil BEXP selbst keine so tolle Belohnung sind. Aber wir können sie momentan nicht einmal anwenden, also kritisiere ich sie noch nicht.

    Im übrigen ist dieses und folgende Kapitel deshalb schwierig, weil die Ressourcen knapp und begrenzt sind. Konnte man in Kapitel 3 und 4 das Inventar aller Einheiten (auch den abwesenden) im Menü vertauschen, sind Shinon und Gatries Items erst mal weg. Freie Waffen-und Itemsslots werden seltener, hinterlassene Waffen und Items müssen schlimmstenfalls zur Räumung zwingen, gleichzeitig können Waffen zu diesen Zeitpunkt aufgebraucht werden. So nervig es sein kann, um so belohnender und befreiender wirkt wie ein Schnappen nach Luft das Lager, welches nach den Strapazen freigeschaltet wird.

    Petrine hat hier einen Auftritt, wie auch im vorherigen Kapitel. Ich widme mich ihr bei ihrer vorerst letzten Erscheinung im nächsten Kapitel, da ihre Rolle und der Sinn ihrer Auftritte leicht zusammenzufassen sind.



    Kapitel 7


    In diesen Kapitel ist das Aufeinandertreffen mehrerer Partien entscheidend. Anders kann es offensichtlich nicht werden, sonst käme keine Handlung zustande, aber diese Treffen erfolgen binnen kürzester Zeit ohne Pause und Absprache, weshalb das ganze schlecht konstruiert wirkt. Fangen wir mit den Kampf zwischen den Söldnern und der Armee Daeins an. Ike und Co. sind vor einer Festung und entscheiden, weiterzuziehen, als dass sie auf Greil warten oder ihn suchen. Dann passiert aber genau das. Titania sieht einen Schatten und die Truppe betritt die Festung, woraufhin sie umzingelt werden und sich zum Kampf entscheiden. Eine Flucht bleibt aus, was auch noch merkwürdig demonstriert wird: Ike und Co. stehen zuerst am Ausgang der Festung, dann drängen aber zwei Soldaten sie in eine Ecke, von der aus sie den Kampf starten.

    Schließlich kommt Greil, schimpft mit Ike (eigentlich war es Titanias Schuld) und lädt Petrine zum Duell ein, weil es besser sei, sich anderswo auszutoben. Mir kommt der Raum nicht so eng vor, dass dort das Duell nicht ebenfalls stattfinden kann, ein paar Soldaten müssen nur höflich beiseite treten, aber Petrine willigt ein, denn irgendwie muss man ja beide los werden.

    Nach den Kampf gesellen sich Ike und Co. zu Greil (Titania ist schon vorausgeritten und da?) und Petrine beendet das Duell und ruft ihre Soldaten, die aus allen vier Eingängen kommen und die Söldner belagern können. Was, waren die die ganze Zeit dort?

    Ein paar Miauzer seitens der nun anrückenden Laguz-Armee (gutes Timing!) reichen aber aus, dass sich alle Einheiten entfernen, bis auf Petrines Truppe. Diese wird dann vom Schwarzen Ritter zurückgepfiffen, der auf den richtigen Moment gewartet hat oder ebenfalls gerade erst kam, wer weiß. Vor seinen Abzug schenkt er Greil einen verheißungsvollen Blick und das reicht dann wohl, dass Greil weiß, wann und wo sie sich zu einem Duell treffen können. Oder so, es ist nicht ganz klar, wie Greil und der Schwarze Ritter später aufeinander treffen. Erkennen tut Greil ihn erst während des Duells und Ike begleitet Greil für eine Weile, weshalb es auch nicht so aussieht, dass der Schwarze Ritter Greil ein Signal geben kann.

    Nach den Duell flieht der Schwarze Ritter schon bald, denn just verlautet Caineghis seine Anwesenheit und rettet Ike dadurch. Er scheint ein Gespür für dramatisches Timing zu haben, denn seine Laguz retten im nächsten Kapitel Ike und Co. ebenfalls erst im letzten Augenblick, obwohl Caineghis schon nachts vor Ort war.

    Meine Pingeligkeit soll die Qualität des Kapitels aber nicht schmälern. Es ist sehr gut, nur passiert zu viel und man macht es sich mit der Reihung und Verknüpfung der Ereignisse (die an und für sich gelungen sind) zu einfach. Die Truppe muss einen Kampf haben, Greil und Petrine müssen sich duellieren, die Laguz müssen sich zeigen, der Schwarze Ritter muss Petrine zurückpfeifen und er muss sich mit Greil duellieren und Greil muss sterben, aber wir dürfen nicht auch gleich Ike und das gesamte Spiel verlieren, also muss Caineghis noch vor Ikes bevorstehenden Tod, aber erst nach Greils Tod kommen.

    Ne ganze Menge Charaktere zeigen sich hier den Greil-Söldnern und bringen die Handlung mehr oder weniger voran. Arbeite ich mich an einigen von ihnen ab.


    Mia

    Als Söldnerin ist ihre Platzierung in diesen Kapitel einigermaßen geschickt. Die Situation ist chaotisch und hektisch und genau derartiges entspricht ihren Naturell, weshalb die erste richtige Rekrutierung im Spiel authentisch genug ist. In FE10 zeigt sich, dass Mia als einzige bei den Greil-Söldnern bleibt und zu ihnen passt. Leider kommt das in diesen Spiel nicht ausreichend zum Tragen. Zum einen lassen die typischen Lagebesprechungen aller Söldner und die vielen optionalen Dialoge ab den übernächsten Kapitel nach und es wird eher nach typischer FE-Manier verfahren: Neue Einheiten stellen sich mit ein paar Sätze vor, kriegen im Idealfall ein oder zwei ihnen gewidmeten Szenen, den Rest übernehmen die Supports. So trauern alle Söldner bald um Greils Tod und bekunden dies auf ihre jeweils eigene Perspektive, aber Mia ist nirgends zu sehen und sagt kein Wort, schließlich, so das klassische Verfahren, kann man nicht davon ausgehen, dass sie rekrutiert wurde oder lebt. Eine Konservation im Lager gibt es auch nicht, also bleiben ihr noch als letzter Ausweg die Supports. Hier wiederrum ist Mia der erste Charakter, bei den die Unfertigkeit FE9 auffällt. Vergleichen wir die Supportanzahl der ersten 16 Einheiten:

    Ike: 7
    Titania: 4
    Oscar: 4
    Boyd: 4
    Rhys: 5
    Shinon: 3
    Gatrie: 4
    Soren: 2
    Mia: 3
    Ilyana: 5
    Marcia: 4
    Mist: 5
    Rolf: 5
    Lethe: 4
    Mordecai: 5
    Volke: 1

    Volke, Soren und Shinon haben nur 1-3 Konversationen, als Ausrede kann man dabei auf ihren unsozialen Charakter verweisen. Alle anderen haben 4-5 (Ike 7), nur Mia hat 3, obwohl sie einen offenen und geselligen Charakter hat. Und lediglich zwei ihrer Supports betrifft Charaktere, die früh im Spiel erscheinen. Bis Kapitel 26 hat Mia nur zwei Supportpartner.
    Zitat Zitat
    Supports

    A whole slew of supports were cut from the game:

    Stefan/Tauroneo, Sothe/Volke, Astrid/Tanith, Tanith/Volke, Ranulf/Tauroneo, Lucia/Titania, Marcia/Mia, Mist/Tormod, Mist/Volke, Muarim/Stefan, Nephenee/Mia, Oscar/Astrid, Reyson/Ulki, Kieran/Lethe, Gatrie/Bastian, Geoffrey/Kieran, Geoffrey/Bastian, Haar/Sothe, Haar/Ulki, Ike/Zihark, Janaff/Reyson, Janaff/Sothe, Shinon/Mist, Devdan/Makalov, Elincia/Jill, Elincia/Lucia, Elincia/Muarim, Elincia/Nephenee, Elincia/Tauroneo, Boyd/Devdan, Calill/Shinon, Brom/Geoffrey, Brom/Makalov
    Rein quantitativ hat Mia also weniger Suports als vielleicht möglich. Und die Supports selbst zeigen sie als eindimensionalen Charakter mit den Gimmick, immer mit anderen trainieren und wetteifern zu wollen. Den Support mit Rhys kann ich nichts anderes als blöd nennen. Im Support mit Ilyana geht ausschließlich um Ilyanas Gimmick und in den mit Largo wird das einzige mal der Funke eines Konflikts versprüht. Mia stellt sich den Konventionen der Gesellschaft entgegen und will mit ihren Lebensstil beweisen, dass Frauen auch kämpfen können. Der Funke zündet nicht, weil in FE genügend Frauen im Kampf vertreten sind. In der Unterzahl, ja, aber eben schon. Wenn Banditen oder ihre Gefährten auf den Erfolg ihrer Kampfeskunst verweisen, so wurde bei Titania nicht einmal ihr Geschlecht genannt. Petrine passt sich den männerdominanten Militär an und niemand verweist auf ihr Geschlecht, nur auf ihre Autorität. Ihre Untergebenen fürchten sie nicht, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie ein rücksichtsloser Befehlshaber ist. Der Schwarze Ritter und Greil belächeln sie nicht, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie ihnen im Kampf unterlegen ist. Der reale Aspekt, dass Frauen tatsächlich physisch schwächer als Männer sind, wird in der Welt der Fiktion, Videospiele und Fire Emblem gelockert und bisweilen aufgehoben, weshalb es nicht überzeugend ist, wenn Mia ihn jetzt thematisiert und als ernstes Motiv verkaufen will. Wenn die Largos dieser Welt tatsächlich in der Überzahl sind, warum hat vor ihn nicht Greil, Ike, Rhys oder sonst wer Mia hinterfragt? Stattdessen wurde ihre Tätigkeit als selbstverständlich hingenommen und es entsprach auch dem, was wir in Fire Emblem kennen.


    Petrine

    In Vergleich zu RPGs, die die Handlung und Charaktere nicht in Gefechten begrenzen müssen, haben SRPGs es schwieriger, die Helden mit den selben Antagonisten über einen längeren Zeitraum zu konfrontieren, ohne dass sie langweilig werden oder sie an Bedrohung abnehmen, weil sie einerseits möglichst oft und prägend erscheinen sollen, aber andererseits ohnehin nicht gewinnen werden. Wer die Namen der bisherigen Daein-Kommandanten (also den Bossen in Kapitel 4-7) kennt, entspricht nicht der Norm. Sie sterben im selben Kapitel, wo sie auftreten, ihnen Aufmerksamkeit zu widmen lohnt sich nur bedingt. Daher beschäftigt die FE-Reihe gerne bedeutendere, aber nicht zur Spitze gehörende, manchmal inkompetente Generäle wie Kempf oder Narshen. Ihnen untersteht das Gebiet, in welchen einige Kapitel lang die Handlung fortgeführt wird und die Bosse dort sind ihre Untergebenen. Zeigen sie sich, müssen sie verlieren, aber da sich die Helden erst am Anfang oder der Mitte ihrer Reise befinden, besiegen andere sie, etwa Verbündete, ranghöhere oder wie hier Mentoren. Wenn der Held sie besiegt, dann zu einen späteren Zeitpunkt, um die auf ihrer Reise gewonnene Stärke und Erfahrung zu demonstrieren. Aber Petrine und Co. haben auch eine andere Aufgabe, sie sind das Bindeglied zwischen den einfachen Bossgegnern (den Eintagsfliegen) und den eigentlichen Antagonisten im Spiel, die Herrscher, Drahtzieher oder kompetentesten Generäle. Vor denen erscheinen sie umso schwächer, was deren Gefährlichkeit betont.
    Petrine gibt außerdem einen Point of View der Antagonisten her und vermittelt, wie sie und Daein die Eroberung Crimeas oder die Bekämpfung von Ikes Armee sieht. Sie ist in Begleitung von Ena, weshalb ihre Szenen auch einen späteren Plotfaden vorausdeuten. Auch wenn ihr Charakter nicht viel herhält und sie gezwungen ist, vor jeden die furchtlose Kommandantin zu spielen, wird ihr immerhin ein Krümelchen Backstory gewidmet. Sie ist branded, was ihrer Motivation und Bereitschaft, sich Ashnard anzuschließen, ein wenig Spielraum und Interpretation lässt.

    Ergänzung zu Petrine von Abroxas:
    Zitat Zitat
    Noch kurz zu Petrine: Zu ihrem Charakter gehört auch eine Seite, die sich als comically evil beschreiben lässt. Sie ist bekannt dafür, ihre schlechte Laune an Untergebenen auszulassen, ist (wie sich später zeigt) völlig gleichgültig gegenüber zivilen Opfern, neigt zu Jähzornausbrüchen, übergibt ihre Befehle stets mit Gewaltandrohungen und überhaupt hat sie lauter schlechte Charaktereigenschaften. Natürlich ist sie eine Hardcore-Rassistin. Damit fällt sie immerhin in ein altbekanntes Muster, das den fähigen, aber mental instabilen und brutalen Emporkömmling beschreibt. Aber damit bleibt sie auch in einer gewissen Eindimensionalität gefangen.

    Greil

    Die mysteriöse Mentor-und Vaterfigur wird mit jeden Kapitel mysteriöser, aber bis seine Rolle in der Handlung erklärt wird, vergeht eine ganze Weile und erfolgt erst dann, wenn das Spiel sich den Schluss nähert. Wie schon erwähnt erklärt das Spiel nicht, wie und wann Greil und Zelgius Zeitpunkt und Ort des Duells ausmachten, wie sehr er Zelgius und seine Absichten (Duell mit Greil, doch sein primäres Ziel ist das Fire Emblem!) erkannte und wie sehr Greil seinen bevorstehenden Tod erahnte. Schließlich könnte Caineghis reichlich Schutz bieten und tut es dann auch. Ich vermute aber, dass Zelgius ihn ein stilles Ultimatum gestellt hat, da Greil bereits nach dessen Abtritt tief in Gedanken versinkt und keinen weiteren Plan formulieren kann. Caineghis erwähnt später vage, dass Greil und Elena seit ihrer Flucht aus Daein verfolgt wurden und er mag in Zelgius korrekterweise den Verfolger erkannt haben. Ich schätze, dass es sein Plan war, Zelgius abzulenken, bis Ike, Mist und der Rest Gallia erreicht hat. Anderweitig könnte Zelgius das Fort angegriffen haben und wäre in der Nähe von Mist und den Fire Emblem gelangt. Auch ist es möglich, dass Greil zumindestens vor den Duell noch Gewinnchancen sah und er Zelgius keine Gelegenheit mehr geben wollte, Mist jagen zu können.

    Kurios ist sein Rat an Ike, in Gallia ein friedliches Leben zu führen. Nicht den Schwarzen Ritter aus Rache zu jagen ist plausibel, denn es würde da Fire Emblem in dessen Nähe bringen. Aber Gallia wäre das optimale nächste Ziel für Daein, womit das Medaillon wieder in Reichweite gerät. Warum riet er Ike nicht, nach Begnion zu flüchten? War es zu riskant? Vertraute Greil den Laguz-Königen, vereint Daein trotzen zu können? Ganz kühn ziehe ich in Erwägung, dass sein letzter Befehl an Ike, in Gallia zu bleiben, sein letzter Test an seinen Sohn ist. Dieser muss seinen eigenen Weg gehen, darf sich als Anführer von niemanden mehr etwas befehlen lassen (lediglich Räte anderer berückichtigen, nicht ihnen folgen) und muss sich über seinen Vater hinwegsetzen, um dort zu triumphieren wo dieser versagte. Wenn er schon den Schwarzen Ritter aufsucht, dann soll er wenigstens die Warnung seines Vaters in Hinterkopf bewahren und sich dabei vorsichtig verhalten.
    Geändert von Exkalipoor (09.11.2018 um 14:08 Uhr)

  3. #3
    Was denkst du eigentlich darüber, dass jeder Charakter nur maximal fünf Supportgespräche pro Durchlauf haben kann?
    ٩( ᐛ )و

  4. #4
    Vom Gameplay her ist sehr es sinnvoll, weil die Boni sonst zu krass werden.

    Handlungstechnisch ist es natürlich nervig und teils unsinnig, dass man nur mit einen Gefährten den Höchstgrad der Freundschaft erreichen kann. Das ist noch der Übertrag von anderen 6-8, wo man für alternative Enden natürlich nur einen Partner heiraten/zum besten Freund haben kann. Es fördert den Wiederspielwert, um sein Team routieren zu lassen und mit manchen Support spielt man eine Überraschung frei, die einen beim bisherigen Spielen nicht zu Gesicht kam.

    Ich finde die Begrenzung angemessen. Wenn wer aber alles maximiert und vollständig haben will, ist es nervig. FE6 ist noch schlimmer, weil die Supports nicht in einer Bibliothek gespeichert wurden, man sie also nach Freischaltung nicht nachträglich einsehen konnte. PoR hat wenigstens ne Bibliothek und zu der Zeit war das Internet allmählich gängig geworden.

  5. #5
    Kapitel 8

    Die Handlung setzt Greils Tod mit der Trauer um ihn seitens der Greil-Söldner fort. Es ist wieder eine Gelegenheit, alle Mitglieder der Bande näher kennen zu lernen. Überrascht hat mich Boyd, der manchmal mit dummen Sprüchen auffällt, hier aber zunächst seine Wut über Shinon und Gatrie auslässt und dann Ike erklärt, wieso er weiterhin zu ihn hält und sogar als Anführer akzeptiert.
    Shinon ist erst abgehauen, als die Nachfolge mitgeteilt wurde. Vielleicht steht die Entscheidung/"Erbfolge" fest und es gibt gar nicht erst die Möglichkeit einer Wahl zum Oberhaupt und vielleicht nutzt Shinon seinen Neid auf Ike nur als Vorwand. Er hat genügend Gründe, zu gehen. Er hasst Gallia und traut den Laguz nicht, Daein will er sich nicht länger zum Feind machen. Elincia ist in einer schlechten Lage ohne Aussicht, ihre Klienten gut bezahlen zu können. Gatries Gründe sind so wenig vorhanden wie sein Charakter. Vertraut er Ike nicht? Sieht er in Gallia keine Perspektive als Sldner? Hält er Elincia für eine schlechte Arbeitgeberin? Ist er Shinon treu (warum trennt er sich dann von ihm)? Den größten Effekt hat seine Abwesenheit nicht in der Handlung, sondern im Gameplay. Im kommenden Verteidigungskapitel gilt es den Ansturm der Gegner von gleich drei Positionen aufzuhalten, da wäre Gatrie sehr nützlich und kann schnell vermisst werden. Ohne der beiden vermittelt das Kapitel durchaus, dass die Söldner unterbesetzt sind.

    Aber es gibt auch gute Nachrichten. Der englische Titel lautet nicht ohne Grund Despair und Hope. Ersteres verweist sicherlich auf die Aussichtslosigkeit der Gruppe, die Greils Tod und/oder die Belagerung Daeins mit sich bringt, zweiteres vielleicht für die Laguz, die sie verteidigen und Asyl gewähren. Vielleicht steht Hope aber auch für die Ernennung Ike zum Anführer und seine damit verbundene Fähigkeit, das beste Feature zu nutzen, das Path of Radiance hervorgebracht hat, das Lager.


    Lager

    Neu ist das Lager nicht, schon immer gab es vor den Gefechten das Vorbereitungsmenü, wo Einheiten Items etc. tauschen konnten. Mit Fortschritt des Spieles bzw. der Spielreihe wurden dem immer mehr Features hinzugefügt. Waffen- und Itemläden konnten besucht werden, Items sortiert werden. FE4 verlegte dies in Basen, die man besuchen konnte und wo obendrein der Itemhandel, Promotion, Arena und Wahrsager (zur Wertung des Liebessytems) zur Verfügung stehen. Andere Elemente wie die Einsicht in den Taktik-Rängen oder Vorsagen für Tipps im kommenden Kapitel werden ergänzt und verschwinden wieder, auch nach FE9.
    - In FE9 beinhaltet das Lager die Händler, die sich als Gruppe den Söldnern hier anschließen. Item-und Waffenhändler entsprechen den bisherigen Händlern, neu sind die Zwillinge, deren Sinn mir nicht ganz einleuchtet. Einer regelt da Verkaufen (dass bisher jeder Händler automatisch tat), der andere schmiedet (was ich eher den Waffenhändler Guston zumuten würde als diesen Pimpf). Vielleicht war die Gruppe mit zwei Mitgliederen in wenig zu klein, um als Händlertrupp durchzugehen. Jedenfalls ist Schmieden eine Erfindung FE9, die ausschließich im Gameplay einige interessante Aspekte aufweist und deshalb hier nicht weiter vertieft wird
    - Die Skillverteilung macht ein Comeback aus den den Jugdrall-Teilen. Skills dienen zwar vornehmlich den Gameplay, aber sie können Einheiten auch charakterisieren. Z.B. spiegeln Energie und Klarheit die Gemütsfassung wider, Reizen und Schatten das Auftreten, Elite verweist auf noble Herkunft, Luchsohr und Prophet verweisen auf charakterspezifische Stärken. Stefan hat automatisch seinen klassenspezifischen Meisterskill, was seine Erfahrung und übermenschlichen Fähigkeiten unterstreicht.
    - Bonus Erfahrung wird hier verteilt. Schätze ich sie als Belohnungssystem, sehe ich der Nutzung skeptisch entgegen, da ausnahmelos jede Einheiten ohne Erklärung beliebig viel an Leveln gewinnt, was nicht nur das Gameplay trivialisieren kann, sondern auch handlungstechnisch keinen Sinn ergibt. Bei Stat-Boostern gibt es wenigstens den Schein einer Erklärung, dass es seltene Items sind und dass sie den Charakter stärken. Was bitte sind die 100 BEXP Belohnung?
    - Supports werden im Lager und nicht im Kampf aktiviert, was u.a. auch den Ort der Supportkonservationen vom Kampffeld ins Lager verlegt und plausibler erscheinen lässt. Man unterhält sich eher dort als auf den Schlachtfeld. Letzteres hat man in einigen FE-Teilen zu Recht kritisiert.

    Aber all das haben andere und spätere FE-Teile auch, warum also die Aufregung? Na wegen der letzen Option, den Basis-Konversationen. Im Unterschied zu den Supportkonservationen hauchen sie auf vielfältigste Weise Leben in die Welt von FE9 ein. Ike konfrontiert alte und neue Gefährten, Zivilisten, Soldaten, Händlern, Dienern, neue Rekruten, Söldner, Menschen, Laguz, thematisiert kann der Alltag werden, ob im Lager, auf den Lande, in der Stadt, in dieser und jener Nation, dabei kann das Lager ein Palast sein, eine Festung, ein Schiff, ein Zeltplatz. Thema können kommende Gefahren, Eigenheiten und Schwierigkeiten in den Kapiteln sein, ethischer, ethnischer, kultureller oder politischer Natur sein. Bisweilen gibt es Belohnungen in Form von neuen Einheiten, Waffen, Items, Skills, Triangelangriffen. Das alles gibt der Welt Tellius mehr Form und Gestalt als andere Welten, vermittelt uns die Auswirkungen der Schlachten und Kriege mehr, da unmittelnahbarer und aus verschiedensten Perspektiven, sei es von Tätern, Opfern, Entscheidern oder Befehlsfolgern. Die Heldenreise, die Ike und seine Truppe verändert und vergrößert, wird einen näher gebracht und ist nachvollziehbarer.

    Spätere Teile haben zwar das Lager, aber die "Konservationen" beziehen sich nicht mehr auf das spezifische Kapitel und sind allgemein gehalten und haben wie bei den Supportkonservarionen das gewaltige Problem, dass sie sich gar nicht auf aktuelle oder künftige Ereignisse beziehen dürfen und deshalb trivial sein müssen. Wenn ich künftige Teile nur um ein Element bereichern könnte, dann wären es die Lager-Konservationen, so wie FE9 sie nutzt.



    Das Kapitel an sich ist ziemlich geradlinig und bietet wenig Diskussion. Gewitzt eingebaut werden die Verstärkungswellen in die Handlung. Sie zeigen, dass die Söldner überwältigt werden (die Verstärkung im letzten Zug kann man gar nicht bekämpfen). Einerseits, weil sie von der Flucht geschwächt und an Anzahl verringert ist, andererseits ist Ike als Befehlshaber neu.

    Wieder einmal sind es die Laguz, die sie retten, was uns wohl unterschwellig mitteilen soll, dass sie gut sind. Dann folgt eine verwirrende Szene, die ich kurzum als blödsinnig und Zeitverschwendung werte. Lethe ist ein Tick zu misstrauisch gegenüber den Söldnern, was Soren dazu verleitet, sie zu provozieren, woraufhin ihn Mordecai töten will, was durchs Ike Einschreiten verhindert wird. Sorens Beleidigung geht zu weit und widerspricht seinen Charakter als verschlossenen, objektiven und besonnen Strategen. Die Laguz haben ihn und seiner gesamten Truppe zweimal das Leben gerettet. Vielleicht wollte man es als subtilen Hinweis verkaufen, dass er sich von den Laguz diskriminiert fühlt und Lethes Sermon über die Ignoranz der Menschen zu den Laguz als Heuchelei entlarven will, aber seine Retter zu provozieren und mit den Beleidigungen nachzusetzen, ist töricht. Mordecais Mordversuch widerspricht seinen Charakter, da er alles daran setzt, die Missverständnisse zwischen Menschen und Laguz zu klären (er ist der idealistische Gegenpart von Lethe und sein Charakter soll mit seiner Sanftheit und Vernunftheit seine bedrohliche Statur kontrastieren) und er die Mission hat, die Söldner zu retten, nicht zu töten. Als Erklärung wird geliefert, dass Soren und der Rest müde und frustriert sind, aber dass erklärt nur die giftigen Worte, nicht das Handeln. Warum man diesen Konflikt einbauen musste, weiß ich nicht, vielleicht wär das Kapitel sonst zu langweilig und man wollte irgendwie mitteilen, dass Menschen und Laguz in der Kommunikation nicht auf einer Ebene sind. Abroxas jedenfalls gab mächtig kontra:
    Zitat Zitat
    Zu der Konfliktszene am Kapitelende: Du übersiehst hier ein paar wichtige Momente, die einem neuen Spieler noch nicht absolut klar sind. Diese Szene veranschaulicht eine Reihe von Sachen, sowohl hinsichtlich der Welt von Tellius als auch der Charaktere:
    - Bisher haben wir nur den ausgeglichenen Ranulf gesehen. Ansonsten sind Shinon und Petrine ausgemachte Rassisten und wir hörten, dass die Laguz allgemein diskriminiert worden sind. Nun treffen wir auf den ersten feindseligen Laguz, Lethe. Lethe kann Beorc offensichtlich nicht leiden und lässt sich entgegen der Befehle ihres Königs zu einer Tirade hinreißen, die wirklich fehl am Platze ist. Sie kommt recht zügig vom Thema ab und wettert gleich gegen alle Beorc, weil Ike sich mal verplappert hat. Laguz sind nicht nur Opfer, sondern selber auch recht verbittert. Dass Mordecai Lethe kontrastiert, zeigt eben auch, dass es unterschiedliche Auffassungen unter den Laguz gibt. Jedenfalls ist das der erste handfeste Beleg dafür, dass Laguz auch Beorc verachten.
    - Wirklich nur beiläufig erfahren wir hier auch zum ersten Mal, dass die Laguz einst von Beorc als Sklaven gehalten worden sind. Auch, wenn Lethes Tirade ein wenig verkrampft erscheint, ist es doch eine elegange Art und Weise, ein wenig Lore einzustreuen, die später in Begnion noch weiter aufgegriffen werden wird. Fast könnte man meinen, dass dieses Gespräch wohl auch diesem Zweck diente.
    - Wir erfahren einen weiteren Charakterzug: Soren ist ein Rassist. Es ist kein Geheimnis, dass Soren Laguz schlicht und ergreifend nicht leiden kann, es ist auch nicht das letzte Mal, dass er sich als solcher offenbaren wird. Und es ist keine Neuheit, dass Soren eine Gelegenheit nutzt, um jemand mit einem beißenden Kommentar zu peinigen. Zumal Lethe nun wirklich angefangen hat. Soren reagiert in erster Linie auf der ihm eigentümlichen Art.
    - Dass Mordecai nun "wild" wird, ist auch nicht ganz unwichtig: Laguz haben die Neigung, sich von ihrer Kampfeslust übermannen zu lassen. Sie können allesamt mit Zorn nicht sehr gut umgehen, was in FE10 noch aufgegriffen werden wird. Selbst jemand wie Mordecai kann zur regelrechten Bestie werden. Er ist immerhin ein Krieger Gallias, das mus ja irgendwo herkommen. So ticken die Raubtier-Laguz nun einmal. Es ist daher nicht so out of character, wie man meinen sollte. Die Szene macht diesen Aspekt der Laguznatur nicht unmissverständlich klar, gliedert sich aber nahtlos in das große Ganze ein. Apropos: Es ist auch denkbar, dass Sorens Gezeichnetsein seinen für Mordecai unerklärlichen Einfluss auf Laguz ausgeübt und ihn gereizt hat. Das mag sein Scherflein zur Eskalation beigetragen haben. Aber das kann man ja erst viel später wissen. Ich meine, dass das erst in FE10 erwähnt wird, und ich vermute, dass man auch erst beim Writing für FE10 darauf gekommen ist.
    - Zudem hat Ike die Möglichkeit, seiner Rolle als Söldnerchef gerecht zu werden. Auch Soren lässt sich hinreißen, weil sein BFF attackiert worden ist (das einzige, was Soren aus der Reserve lockt) und Ike muss gegenüber seinen best buddy beweisen, dass er Autorität hat. Bei der Gelegenheit kann man auch eine von Ikes Eigenschaften bewundern, nämlich dass er über die Rassenunterschiede und den Streit hinwegsieht und klar und präzise Sorens Provokation tadelt. Er spricht aber nicht Lethes Auslassungen an und bietet seine Entschuldigung an, womit er der Situation, in der er sich befindet, voll und ganz gerecht wird. Ike reitet nicht darauf herum und versucht, ein Auskommen mit den beiden Gefährten zu finden, weil er auf ihre Hilfe angewiesen ist und weil er wohl auch versteht, dass die beiden keine Fans von Beorc sind. Das ist so typisch Ike und hier bekommen wir eine frühe Kostprobe davon.

    Ilyana

    Sie hat eine ähnliche Rolle wie Mia im letzten Kapitel. Nicht wirklich wichtig, eine Bemerkung bei der Rekrutierung bringt die Handlung voran (Mia gibt Ike über Greils Aufenthalt Bescheid, Ilyana verweist auf Verstärkungswellen), sie werden Mitglieder der Söldnergruppe bzw. ist Ilyana Teil der Händlertruppe und beide sind gimmicklastige Charaktere. Ilyana ist im Gegensatz zu ihrer gebrechlichen Statur ein Nimmersatt, ein Fass ohne Boden. Erklärt wird das nicht, aber die unterschiedlichen Reaktionen ihrer Supportpartner sollen halt witzig sein. Mir gefällt nur der Support mit Zihark, weil er als einziger ihr Spielchen durchschaut und die Frage in Raum stellt, wie viel an ihren Verhalten egoistisch ist und wie viel sie auf Hilfe angewiesen ist. Aber da ihr Leiden nie erklärt wird und überwiegend den Humor wegen auftritt, kann daraus nichts gescheites werden. Aber hey, sie hat eine melancholische Anmut, scheiß auf den Rest.



    Kapitel 9

    Vor der Schlacht wird Ikes neue Rolle als Kommandant mit Erhalt des Strategenbericht unterstrichen. Zwar sind die Informationen von zweifellhaften Nutzen, lassen die Söldner aber einen Hauch seriöser und mehr im Kriegsgeschehen verstrickt wirken. Gerade Ikes Reaktion, wenn Einheiten im letzten Kapitel gefallen sind.


    Zitat Zitat
    “Death and destruction are all part of war. My father said that a lot.”
    “The first casualties of war are those without strength and those without luck.” “And there’s nothing you can do about it. Live with bravery, be daring and fearless. Live for those who have died.” And yet…I can’t help but think f I were more powerful…I could save more people. Couldn’t I?

    Weitere Basiskonversationen mit Soren, Mistu, Oscar, Mia und Mordecai verstärken die Kameradschaft der Söldner. Oscars Konversation verlässt Ike dazu, den Kampfstil von Rittern zu studieren und zu Beginn des Kapitels entscheidet er sich zum Kampf anstelle der Flucht, weil er einen Sieg seinerseits kalkulierte. Vielleicht wollte man die Lehren, die er aus den Gespräch mit Oscar zog, unmittelbar umsetzen. Mordecais Gespräch ist so gut, dass ich bei seiner Charakter-Analyse auf es hinreichend eingehe.


    Rassismus

    Bevor Ike den Königspalast Gallia erreicht, stellt sich erneut die Armee Daeins ihm in den Weg. Nur drei Kapitel in FE9 spielen in einen Land der Laguz (Kapitel 12 vielleicht auch?) und in allen dreien ist die Armee Daeins der Feind. Weder ist der Ort des Geschehens bei den Laguz angesiedelt (überwiegend Crimea, Begnion und Daein), noch werden sie oft als Gefahr und Antagonisten dargestellt (von den Missverständnis in 15 abgesehen nur die Raben in 12, 13, 18 und - ehe sie zu NPCs gemacht werden - 19). Mir fehlen wahnsinnig-kriegssüchtige oder dekadente-habgierige Gegenstücke zu Ashnard und den Senatoren bei den Laguz, die sich auf das Recht des Stärkeren berufen könnten und Menschen töten oder versklaven würden.

    Als Hauptgrund für den Rassismus verweist das Spiel auf die Andersartigkeit der Laguz hin: Sie sind wild, tierhaft, unzivilisert und ein Zusammenleben erscheint nicht möglich ist. Andererseits erweisen sie sich oft genug in ihrer Menschform nicht minder zivilisiert und kultiviert. Mich überzeugt dieser Rassismus wegen dieser Unstetigkeit nicht. An manchen Stellen sind Laguz anders und Sklaven ihrer Instinkte, der Rassismus ist also höchst angebracht und an anderen Stellen wiederrum verhalten sie sich wie Menschen, weshalb der Rassismus falsch und ungerecht erscheint.

    Das nächste Problem mit der Unmöglichkeit, Laguz vom Menschen weder zu unterscheiden, noch sie ihnen gleichzusetzen, hängt mit den Eigenschaften der Laguz zusammen. Vielmehr eigenständige Wesen, sind sie Übermenschen mit zusätzlichen Eigenschaften. Die menschliche Natur dient ihnen als Basis, sie haben lediglich spezifische tierische Eigenheiten und ein paar Vorteile wie langsameres Altern und sind stärker. Verkehren sie mit Menschen, verlieren sie sogar den Großteil ihrer Eigenheiten (aber auch nicht alle <.<) und ähneln zurückgestuft umso mehr den Menschen. Menschen indes verlieren keine Fähigkeiten (absorbieren sie die geschwundenen Fähigkeiten und werden stärker? Das könnte die Kraft von Ashnard und Altina erklären).

    Irgendwo wurde erwähnt, dass Laguz auch Menschen versklavt haben, aber darauf wird leider nie eingegangen, dabei hätte es dazu beigetragen, die Laguz von ihrer Opferrolle zu verdrängen und sie etwas mehr gleichzustellen. Auf mich wirken sie wie Übermenschen, die gut daran gelegen sind, die in jeder Hinsicht unterlegeneren Menschen auszurotten oder zu versklaven.

    Ich vermute, dass das Hauptproblem, weshalb ich den Rassismus und die Laguz in FE9 für gut gemeint, aber schlecht umgesetzt halte, an den unlösbaren Widerspruch liegt, dass Rassismus eigentlich den Umgang von Menschen thematisiert, die an sich gleich sind und sich nur ethnisch unterscheiden. Laguz indes sind Fantasiewesen, menschenähnliche Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Man kann den Rassismus nicht auf sie anwenden, weil sie einerseits anders und von Menschen stark zu unterscheiden sind, umso widersprüchlicher die ständige Botschaft, sie seiten andererseits nur erweitere Formen des Menschen und sollen gleichberechtigt sein.

    Wahrscheinlich wurden die Laguz trotzdem in das Spiel und die Handlung integriert, um vom klassischen Plot des besetzten guten Königreiches durch das böse Imperium abzuweichen und die Rolle der mystischen Wesen, der Manaketen, zu verstärken. Laguz sind schließlich vielfältigere Varianten der Manaketen, die in Fire Emblem einen festen Platz haben. Dazu sei gesagt, dass ich die Seltenheit der Manaketen in den anderen Teilen immer für gut gehalten habe, auch des Gameplay wegens. Keine Waffen zu führen und beschränkte Möglichkeiten zu haben ist okay, wenn es nur einzelne besondere Einheiten betrifft.

    Nicht zuletzt kann das Marketing eine Rolle gespielt haben. Sind Furrys mittlerweile vielen geläufig, war die westliche Welt damals noch nicht vollständig von Katzenmädchen und Wolfsjungen verseucht. Bzw. war sie es schon und genau deswegen wollte Fire Emblem mitmachen.



    Die Konfrontation mit Daein wird in diesen Kapitel vorwiegend dazu genutzt, zahlreiche Charaktere vorzustellen. Lethe und Mordecai zeigen mehr Teambereitschaft und führen dem Spiel den Status "Verbündete" hinzu, die man nicht wie Einheiten kontrollieren kann, aber anders als NPCs Anweisungen geben kann. Mistu und Rolf schließen sich den Kampf an. Marcia kann alsbald rekrutiert werden. Zivile Laguz sind vor Ort. Und neben den Soldaten Daein tümmeln sich als Randmission auch Piraten ins Geschehen. Vorbei ist es nach all dem nicht, denn das Kapitel endet in einer Audienz im Königspalast Gallia mit weiteren neuen und alten Gesichtern, aber das verschiebe ich auf Kapitel 10.

    Gehe ich vom unwichtigsten zum wichtigsten. Die Piraten sind ins Kapitel reingequetscht, damit man den Zeitdruck erhöht. Der Boss hat sogar ein Porträt, dient aber nur flachen Humor. Von den zwei Laguz, die man in Dörfer Häuser besuchen kann, erweist sich einer als kooperativ und nennt die Schwäche der Bestien, Feuer. Der andere NPC ist überzogen ängstlich und feindselig. Das ist alles schlecht geschrieben und ruft uns zurück, dass FE9 nur in mancherlei Hinsicht eine bessere Handlung hat. In vielen Aspekten ist es nicht minder schwach- und stumpfsinnig als alle anderen FE-Spiele.

    Die Soldaten Daeins werden von Ike wie gesagt als besiegbar gewertet. Dies unterstreicht auch die Boss-Konservation, wo Ike auf die Arroganz und mangelnde Vorbereitung hinweist. Lobenswert, dass das Spiel wenigstens versucht, die Siegeschancen das ganze Spiel durch einzuschätzen und mit Anwachs der Armee Ikes auch zu erhöhen. Kapitel 11 gibt einen weiteren Einsicht in die Armee Daeins und bietet einen weiteren Grund für ihre stetigen Niederlagen gegen Ikes Söldner.


    Marcia

    Offenkundig habe ich nicht viel über ihr zu sagen. Hervorstechend ist ihre Art zu Reden, was wahrscheinlich vom Japanischen entsprechend lokalisiert wurde. Da ich darüber aber nichts weiß, tappe ich im Dunkeln, warum eine eigentlich gedrillte Soldatin frei nach Schnauze spricht. Kantopia hat einen Artikel zu Marcia. Anscheinend wurde Marcias Sprachstil extrem aufgepeppt, im Japanischen hat sie sich immer beherrscht. Passt zu meiner Meinung über ihr, sie ist ein farbloser, flacher Charakter. Marcia wird eine Nebenhandlung gegeben, in welcher sie ihren Bruder Makalov sucht und zur Rede stellt, aber diese verläuft ziemlich geradlinig und ohne Überraschung. In zwei ihrer vier Supports hat sie es mit dummen Hitzköpfen zu tun, weshalb daraus nichts gescheites entsteht. Ihr Support mit Tanith blickt in ihre Vergangenheit, aber auch hier ist alles unspektakulär und verläuft ziemlich so, wie man es erwartet. Wobei das Ende des Supports nahelegt, dass Marcia sich wieder Begnion anschließt. Sieht in FE10 anders aus. Und dann hat sie noch einen Support mit...


    Rolf

    Rolf erfüllt die Rolle des Kindes innerhalb der Söldnergruppe. Da Mistu ebenfalls dort drin ist, schwächt die Wirkung ab und dass er sich einen Tick kindlicher verhält als ihr, macht es nicht besser. Auch in seinen Supports ist er gewöhnlich das Kleinkind, welches sich behaupten will. Das macht ihn nicht besser, aber die anderen: Indem ihnen ein Kind vorgesetzt wird, sind sie dazu gezwungen, sich reif und weise zu verhalten. Das bringt das beste aus Shinon heraus und Tauroneo öffnet sich Rolf und offenbart seine Ängste um seiner mit ihn zerstrittenen Familie. Wie in Kevin allein zu Haus.


    Mordecai

    Wenn ich etwas negatives über ihn finden müsste, dann, dass der Archetyp des sanften Riesen zu abgedroschen ist, um einen noch mitzureißen. Aber bei Mordecai wird der Kontrast zwischen seinem bedrohlichen, wilden Äußeren durch mehr als nur seine sanfte Art kontrastiert. Für einen unzivilen Laguz ist er unerhört reflektierend und selbstkritisch. Schon seine Konversation mit Ike über den Wert der Sprache zur Kommunikation mit Fremden entlarvt ihn. Er erinnert mich an ungebildete Menschen, die aus asozialen Verhältnissen kommen, darunter leiden und in einen einschneidenden Erlebnis die Welt der Sprache, der Wissenschaften und Kunst zu Gesicht bekommen, sich über ihre eigene begrenzte Welt und beschränke Sichtweise klar werden, schämen und versuchen, mit Bildung und offener Neugier für alles neue empfänglich zu werden und daran zum aufgeklärten Individuum zu reifen. Dass genau ein solcher Laguz als Diplomat zwischen König und Ike gewählt wird, ist ebenso effektiv wie sein Kontrast mit Lethe. Wenn sie die Sichtweise der Laguz direkt, offen, wertend und radikal vertritt, hält er sich zurück, erwägt, räumt ein, berücksichtigt andere Sichtweisen und deutet lediglich an.
    In seinen Supports ist seine zurückhaltende Art fast schon schade. Ranulf weist darauf hin, dass er kein Krieger ist, bei Ulki und Ilyana steht der Humor an erster Stelle. Mit Mist werden die offensichtlichen Berührungsängste der beiden thematisiert, auch hier ist es bezeichnend, dass Mordecai Angst davor hatte, Mist zu ängstigen. Der Support mit Stefan ist überwiegend informativer Natur, aber wird damit schon das Thema in FE10 vorneweggenommen, die Dualität von Ordnung und Chaos:


    Zitat Zitat
    Stefan: What will you do, Mordecai? Am I so wretched to you that you feel you must take direct action against me? You laguz are closer to nature than the beorc. Are you going to enforce the goddess’s law? Is that it?
    Mordecai: I have not met the goddess. But if her laws make you unwanted, then I will have nothing to do with her. You have taught me much, and I would not like to lose your friendship.

    Mordecai ist der Laguz, der mit am häufigsten auf die Unterschiede zwischen den Rassen verweist und dabei auch stichhaltige Argumente nennt bzw. entscheidene Fragen stellt. Das macht ihn zum am besten charakterisierten Laguz.

  6. #6
    Kapitel 10

    Fünf Kapitel lang sind Ike und Co. vor Daein geflohen und sind endlich in Sicherheit. Caineghis bietet Asyl und stellt schlüssig da, weshalb er nicht einfach Daein angreifen und Crimea helfen kann. Die Bevölkerung Crimeas würde die Hilfe von außen, den Laguz, nicht gutheißen, Begnion könnte sich mit Daein verbünden. Die politischen Aspekte der Krise und die Fragilität Tellius werden gut hervorgehoben. Jede Vorgehensweise wird Folgen tragen und auch die Alternative wird es sein: Elincia soll Begnion um Verstärkung bitten. Das klappt dann auch, aber FE10 liefert die Quittung: Crimea macht sich bei Begnion schuldig und Begnion besetzt Daein und bringt es ebenfalls unter der Fuchtel. Zur Bekämpfung des einen Tyrann schafft man sich einen neuen, noch gefährlicheren.

    Ike jedenfalls entscheidet sich gegen das friedliche Leben. Der Schwarze Ritter dient dabei als persönlicher Motivator, aber auch die Möglichkeit, sein Land Crimea mit einen riskanten Manöver zu retten, ist für ihn attraktiver als Aufgeben.

    Kapitel 10 beginnt erst jetzt, passenderweise wird die Weltkarte herangezogen, die den umständlichen Reiseweg beschreibt. Der wahre Antagonist in Tellius sind die Berge, denn die Länder sind durch sie bisweilen völlig voneinander abgeschnitten und man braucht nur wenige Routen blockieren, um jemanden vom Rest der Welt abzuschirmen,

    Ranulf stellt Gold sowie Lethe und Mordecai zur Verfügung. Wie die beiden dient er der Exposition und ist eine wertvolle Hilfe, anders als Lethe und Mordecai halte ich ihn aber für farblos. Er ist einfach zu nett und anspruchslos.

    Die Lagergespräche machen auf Marcias Existenz, den Argwohn eines einfachen Laguz-Soldaten und auf den anderen stark präsenten Laguz aufmerkam.


    Lethe

    Zusammen mit Mordecai vermittelt sie uns das Bild, dass wir über Laguz haben. Während Mordecai mit den Menschen schlichtend und optimistisch verkehrt, stellt Lethe mit ihrer aggressiven Art alles in Frage. Sie spart nicht an Kritik und Argumenten, auch wenn sie sich in ihrer Sturrheit Gegenargumenten eher verschließt (wieder im Kontrast zu Mordecai). Sie bietet mit am meißten Informationen über die Laguz, ihrer Geschichte der Versklavung, Verbitterung und Feindseligkeit gegenüber den Menschen. Leider treten ihre tieferen Seiten nicht so sehr hervor wie bei Mordecai, weil ihr Catgirl-Image in Kombination mit ihren Tsundere-Sein vielen ihrer Konversationen an Ernst nimmt. So geht ihre Überwindung des Rassismus und murmelnde Worte des Lobes oft mit den Tsundere-Sein daher. Die Informationen, die Lethe preisgibt, sind deshalb interessanter als ihre eigene Sichtweise.


    Nach all der unspannenden Vorbereitung geht die Reise los und Halt gemacht wird... bei einen Gefängnis/Arbeits-oder Gefangenenlager. Laut der großen Fanseite Serenes Forest befindet es sich in Gallia, was ein Fehler sein sollte. Kapitel 10 hat sehr was von den typischen Gaiden-Kapiteln in FE5 und FE7, wo man abseits der eigentlichen Handlungen abenteuer erlebt. Es gibt keinen wirklichen Grund, das Risiko auf sich zu nehmen und ein Lager zu infiltrieren (Gefangene anheuern mein Arsch). Und passenderweise erweist sich dieser spontane Besuch als wichtig, denn zufällig hockt kein anderer in einer Zelle als der Drahtzieher beider Kriege der Tellius-Reihe, Sephiran. Wo sollte er auch sonst sein.


    Sephiran


    Vielleicht hielten sich die Schreiber clever, Sephiran so früh einzubauen und in seinen Auftritten ominös vorausdeutend zu sein (bitte alle einmal sarkastisch applaudieren), aber da er für FE10 aufgespart wird, hält er sich hier zu sehr zurück. Der Schwarze Ritter übernimmt die Arbeit und macht sich auch die Hände schmutzig, während Sephiran schlichthin zu passiv ist. Zwar macht es Sinn, dass Sephiran in Crimea selbst spioniert, aber gefangen genommen zu werden und Ike zu treffen, ist zu konstruiert. Immerhin rettet er Ike und lässt ihn ziehen, wohl damit dieser den Krieg schneller voranbringt. So blass und wenig er innerhalb der Handlung präsentiert wird, auf den Papier sind seine Intrigen eine willkommene Abwechslung zum normalerweise sehr geradlinigen Gharnef (gewöhnlich ein böser Zauberer, der den finalen Boss dient und heraufbeschwört) Archetyp, der weniger subtil agiert. Statt offensichtlich wahnsinnig böse zu sein (er ist es nur unoffensichtlich), wirkt er wie ein gutmütiger naiver Herrscher, von den Guten geschätzt und von den Bösen unterschätzt, der sein Volk vor den Katastrophen bewahren will, die insgeheim er selbst erzeugt hat. Palpatine in den Star-Wars Prequels hat eine ähnliche Karriere, wobei sein Charakter von einen erfahrenen Theaterschauspieler vertreten wird, während Sephiran nur sein Bishounen-Look bleibt.


    Jedenfalls sinnen Ike und Co. nach einer Alternative zum Kämpfen, den Stealth. Obwohl das Kapitel ein Fluchtkapitel ist, ist die Flucht an sich nicht das Ziel. Schließlich hat man den Ort extra aufgesucht und infiltriert, um Gefangene zu rekrutieren. Auch wenn man theoretisch niemanden hier befreien oder rekrutieren muss, ist das handlungstechnisch das Ziel. Als Pseudo-Gaiden Kapitel ist dieses Kapitel einmalig und kreativ. Praktisch ist die Umsetzung nicht ideal, weil nur an bestimmten, relativ seltenen Zügen die Soldaten es erlauben, Einheiten durchschlüpfen zu lassen. Gerade auf Maniac ist das heikel, denn man muss Kieran ansprechen und zum Ziel bringen. Stealth-BEXP, volle Zugzahl-BEXP und Rekrutierung aller Einheiten ist da nicht zusammen einzustreichen, man muss verzichten. Wenigstens gibt es Alternativen, so die Möglichkeit, sich durchzuschlagen.

    Zur Erfüllung dieser Aufgabe bietet sich Volke an, der erscheint (und dieses Mal nicht zufällig).


    Volke

    Wie er Ike gefunden hat, wird nicht erklärt, wischt man aber damit beiseite, dass er ein Top-Agent ist und Greil beschattete (was, über 10 Jahre lang?). Abroxas wies auf weitere Ungereimtheiten hin:
    Zitat Zitat
    Was mich bei Volker ein wenig irritiert, ist, sein Versprechen, dass man in einer beliebigen Gaststätte bloß nach einem Heizer zu fragen bräuchte und er wäre innerhalb einer Stunde da. So, so. Ich weiß nicht einmal, was genau ein Heizer eigentlich ist, aber Volker will uns hier weißmachen, dass er ein dichtes Netz durch ganz Tellius gezogen hat, an dem wirklich alle Gasthausbesitzer teilhaben, und dass er bei jedem noch so schluffigen Wirt garantieren kann, dass er innerhalb einer Stunde Meldung erhält und dann rechtzeitig ankommt. Also, wenn nicht gerade irgendwo sonst jemand allen Ernstes nach einem Heizer sucht. Man kann vielleicht annehmen, dass sich Volker den Blödsinn ausdenkt und er in Wirklichkeit Ike einfach nur insgeheim verfolgt und bei jedem Gastwirt, den Ike besucht, nachfragt, ob was Besonderes passiert wäre. Aber die Story, die er da auftischt, ist doch ein wenig over the top.
    Er sucht scheinbar Greil auf, um ihn etwas mitzuteilen. In Wirklichkeit soll er Ike mitteilen, was es mit seinen Vater auf sich hat. Ist ein wenig umständlich, dass Greil dafür einen Mittelsmann beauftragt statt es Ike direkt mitzuteilen, aber die Handlung soll ja nicht sofort verraten werden und die Erklärungen sind passabel: Greil wurde gejagt und er hat Volke beauftragt, ihn in Falle eines Notfalls zu töten, da kann er ihn auch gleichzeitig beauftragen, sich ebenfalls um Ike zu kümmern. Die 50000 Gold sind nur ein von Volke erdachter Test und offenbaren, dass Volke ein selbstsüchtiges Arschloch ist, über dessen unverfrorenen Egoismus man wegen seiner Profession aber hinwegsehen kann. Oder man ist im Lager der Tugendhaften wie Titania und verurteilt ihn zu Recht. Sein Support mit Bastian ist nicht wirklich einer, sondern ein Teaser für FE10. Die drei gestrichenen Supports mit Sothe (das Dasein als Dieb, Mentor-Schüler?, Tanith (Nutzung von Spionen vs ritterliche Ehre) und Mistu (bezweifle, dass sie an ihn durchdringt) hätten ihn mehr Tiefe geben können, aber es reicht das aus, was da ist.


    Die Entscheidung, Volkes Hilfe anzunehmen oder nicht ist, ist ein spannendes Konzept. Man kann sogar um Rat suchen und erhält akzeptable Antworten von Titania und Soren. Aber es ist nicht gut genug umgesetzt. Seine Hilfe abzulehnen, bringt einen keine alternative Belohnung. Westliche RPGs stehen ja auf Alignments, also dass der Held die Handlung auf guten/ordentlichen und bösen/chaotischen Pfaden und Abzweigungen anhand von Taten und Entscheidungen voranbringt. Volke abzulehnen und dafür z.B. ein Item seine Stiefel und eine alternative Szene später zu erhalten, wäre für den experimentiellen Spieler belohnend. Stattdessen kriegt man nichts und verliert eine sehr nützliche Einheit. Dabei ist es geschickt, dass man sich zweimal entscheiden muss: Einmal für eine klare spezifische Aufgabe (Schlösser und Truhen in diesen Kapitel knacken), dann für den restlichen Spielverlauf. Dass man in diesen Spiel beide Diebe aufgrund moralischen Gründen verneinen kann, klingt reizvoll, aber wie gesagt schade, dass man nicht anderweitig belohnt wird und nur Szenen und Einheiten verpasst. Ähnlich ist es später: Entscheidet man sich in Kapitel 18 zwischen Reyson und zwei weitere Einheiten oder einen nutzlosen Heilungsskill? Vielleicht kann man sich im FE9-Remake entscheiden, Ike zum tugenhaften Ritter zu formen, der am Ende Elincia dient, während der chaotische Ike als Söldner seinen eigenen Weg geht. Natürlich wird nur ein Pfad kostenlos zur Verfügung stehen.


    Nach Erfolg der Mission spricht Ike mit Sephiran, Kieran dient wieder Elincia und Brom und Nephenee schließen sich der Vaterlandsliebe (das wird in Kapitel 11 aufgegriffen, Spoiler) wegen an.


    Kieran

    Als roter Kavalier ist er der laute, ungestüme Part zum ruhigen Oscar, aber statt die ritterlichen Tugenden wie Loyalität hervorzuheben, übertreibt man es mit Kieran zu sehr und er verkommt zur kreischenden, übereifrigen Dramaqueen. In all seinen drei Supports verhält er sich störend und seine Gegenüber loben am Ende sehr banale Eigenheiten an ihm, die deshalb bedeutend wirken (sie sind es nicht), weil Kieran sonst so inkompetent ist. Geoffrey habe ich als gelungeneren Ritter in Erinnerung, aber alles zu seiner Zeit.


    Nephenee

    Auch hier wieder eine Einheit, die eher durch ihr Design und Klasse hervorsticht als durch ihren Charakter. Ihr Support mit Brom ist ein rührender und schöner Austausch zweier Landmenschen, die sogar den Krieg aus ihrer Perspektive betrachten, aber Nephenee bleibt an ihren Gimmick, ein unsicheres Bauernmädchen zu sein, hängen. Dies ist in den anderen Supports um so deutlicher, wo überwiegend Devdan und Calill die Führung übernehmen. Mit Calill wird die schmalzige Tradition fortgesetzt, in welcher Bauernmädchen von feinen Damen in Etikette unterrichtet werden (hier mit einen Twist), nur um am Ende zu erfahren, dass Selbstbewusstsein das Entscheidende ist. Vielleicht hätte der gestrichene Support mit Elincia geholfen?


    Brom

    Frühere Fire Emblem Teile scheuten sich nicht davor, die Armeen mit Einheiten zu füllen, die älter als 30 sind. Auch in den Supports können sie Weisheit und Erfahrung an die jüngeren mitteilen. Aber auch kommt es vor, dass die Älteren dadurch definiert werden, dass sie alt sind und mit der Gegenwart und Jugend nichts anfangen können. Brom ist trotz einiger Momente der Demut und Familienvater meißtens ein Joke-Charakter, der voller Emotionalität heulen muss und ein bisschen zu trottelig ist. Der gestrichene Support mit Geoffrey würde mich interessieren, aber vielleicht wäre er wie bei den mit Zihark durchwachsen.



    Kapitel 11

    Ort des Geschehens ist dieses Mal eine Hafenstadt. Daein ist hier nur deshalb präsent, weil sie die Bande verfolgen, die im vorherigen Kapitel im Gefangenenlager eingebrochen sind. Gute Arbeit, Ranulf, für diesen sinnvollen Abstecher. Letztlich wird die Gruppe aber hier von der Person gerettet, die sie dort zufällig befreiten, womit das Gleichgewicht wiederhergestellt wird.

    Zur Schlacht kommt es aber auch erst wegen den Bewohnern der Stadt, welche die Soldaten auf die Laguz aufmerksam machen. Ihre Motive dafür werden in diesen Kapitel beträchtlich dargestellt und lohnen einen genaueren Blick.

    Schon zu Beginn sinniert Soren über das Verhalten von Zivilisten im Krieg und wie die Not die Tugenden fallen lässt und die Selbstsucht offenbart. Der Zynismus ist allen zu viel, aber in ihn steckt gehörig viel Wahrheit und regt zum Nachdenken an. Wie viel Verantwortung müssen Bürger den Adel aufbringen? Gewiss, der König muss sein Land schützen, dafür fordert er aber auch Abgaben und Steuern. Der Weg zur Ausbeutung ist verführerisch. Wie kompetent waren die Regenten Crimeas tatsächlich? Und wie viel Unterschied macht es in der Tat, wenn der Regent gestürzt wird und ein neuer den Posten übernimmt. Er könnte die Lebenszustände sogar nachhaltig verbessern, blickt man auf die Expansionen und Kolonisationen einstiger Reiche. Möglicherweise hätte ein vorbereitetes, geeintes Crimea Daein zurückschlagen können, aber wenn es von Daein hoffnungslos überrannt wird, ist vorläufige Kooperation und Aufgeben vernünftiger als vereinzelter Widerstand gegen eine militärische Übermacht. In diesen Falle dürfen sie sich später anhören, ihr Volk verraten zu haben und opportun zu sein, was aber die Ungerechtigkeit, bisweilen die Unerklärlichkeit des Krieges und Lebens verdeutlicht. Es gibt eben nicht immer eine offensichtlich richtige und offensichtlich falsche Entscheidung.
    Wobei hier die moralische Gräue ignoriert wird und auf die Gier der Bürger gesetzt wird. Statt die Laguz in Ruhe zu lassen, melden sie sie bei Daein, um sich bei ihnen einzuschmeicheln und um eine Belohnung zu erhalten. Das wird dann auch mit Zwangsarbeit bestraft. Schade, dass der Konflikt hier wieder schwarz-weiß endet, die Apathie der Bürger zu ihren Herrschern fand ich nämlich nicht unbegründet. Aber Fire Emblem liebt den Triumph des Guten. Nephenee und Brom etwa sind ebenfalls Gemeine, denen die Machtspiele der Adeligen fremd sind, doch sie erkennen an, dass sie bisher von ihnen beschützt worden sind und dass sie deshalb verpflichtet sind, für sie zu kämpfen.
    Zitat Zitat
    Brom
    We're just simple country militiamen from the same territory. Now, we don't know much about nobles and stuff. Kings and queens don't matter much when you're workin' the fields. 'Course, we know we'll be in trouble if someone takes our fields away from us, so that's why we joined the militia! This king of Daein's no friend of ours.
    Nephenee
    If you can defeat the king of Daein, will this country return to the way it used to be? Is that what you're after?
    Jedenfalls wird die Mentalität der Stadtbewohner und ihr Rassismus umfangreich gezeigt, teils auch durch die Lagerkonservationen:
    Zitat Zitat
    Ike
    But Crimea lost the war.
    Man
    Yeah, I know. And honestly? That doesn't really affect us common folk, ya know? The truth is, we don't care who sitson the throne. To us, they're all just faceless beings who rule from on high. If they tried to raise taxes or something, you better believe we'd protest, but
    otherwise...I mean, take the king of Daein. He's just another man, right? If we keep working, he can keep living the high life. So it's not like he's going to treat us poorly or anything. As long as we can live our lives and have a little happiness,we aren't going to[nl]
    worry about it all too much. Oh, but if we were invaded by Gallia, well, that's a different story altogether. If our country were overrun by those savage beasts, who knows what could happen? Now THAT scares me!
    Auch die Szene, wo Ranulf vom Mob angegriffen wird, zeigt die Gewalt erstmals offen, sonst kannten wir den Rassismus nur durch Hörensagen oder Beleidigungen.

    Das Kapitel deckt schon genug ab, bemüht sich aber erstmals, die Armee Daeins Gesichter und Menschlichkeit zu geben. Jill und Haar lungern in der Ecke, zu ihr komme ich im nächsten Kapitel. Der Kommandant Mackoya erweist sich als zivilisierter und gerissener als die bisherigen Hauptmänner. Er misstraut Nasir zu Recht, versucht, Ike zu verhören und gibt uns plausible Gründe, warum er seine Männer nicht für den Kampf optimal vorbereitet einschätzt und trotzdem auf die Hilfe des Schwarzen Ritters verzichtet.


    Der Schwarze Ritter

    Da tummeln sich in FE9 wie in jeden anderen Teilen die gewöhnlich inkompetenten, blassen gegnerischen Kommandanten und jetzt kommen wir zu den ersten und erfolgreichsten (da einzigen) Versuch in der Fire Emblem Reihe, einen gelungenen Antagonisten langfristig über das gesamte Spiel in die Handlung zu integrieren. Die rechte Hand des Hauptantagonisten Ashnard, so wie Ike die rechte Hand Elincia ist und in den Fokus gesetzt wird, präsentiert er nicht nur Daein, sondern agiert auch unabhängig, seine Motive und Loyalität sind nicht weniger im Unklaren als seine Identität. Und Ike scherrt sich nicht um seine politische Gesinnung. Er will den Schwarzen Ritter nicht (nur) besiegen, weil er zu Daein gehört, sondern aus persönlicher Rache. Die wenigsten Konflikte in den FE-Spielen waren persönlicher Natur, selbst Alvis (FE4) ging es weniger um die Frau denn um die Herrschaft. Schon früh im Spiel erscheinend, entzieht der Schwarze Ritter uns das Sicherheitsnetz, zersprengt die Söldner und tritt in diesen Kapitel persönlich auf, um sie zu jagen. Neu ist das Konzept bei weitem nicht, schon Gharnef und Hardin wurden in frühen Stadien des Spiels eingesetzt, aber dem Auftritt des Schwarzen Ritters wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet, da er bereits Greil tötete und neben optionalen Dialogen auch mit Ranulf redet. so bedrohlich seine Statuswerte sind und jeden Kampfversuch in ein Game Over enden, ist er auch innerhalb der Handlung gefürchtet. Keine seiner Aktionen ist als Fehler und Inkompetenz zu werten, jede seiner Handlung verfolgt einen höheren Zweck, den wir nicht einmal verstehen können, soweit ist der Schwarze Ritter Ike und uns voraus. Umso genugtuender ist der Triumpf über ihn am Ende des Spieles, was aufgrund der Optionalität eine umso größere Herausforderung darstellt (gameplaytechnisch läuft es leider auf ein Glücksspiel hinaus).
    Mitnichten ist der Schwarze Ritter ein großartiger Bösewicht, der außerhalb der Fire Emblem Reihe bekannt oder bedeutend ist, aber innerhalb ragt er umso einsamer hervor, ikonisch und besser präsentiert als jeder andere Antagonist.

    (Und von meinen uralten Essay über gelungene Bösewichte erfüllt er immerhin 2/4 Punkten. Bedrohung und Dominanz. Entwicklung kriegt er zwar in FE10, aber es verändert ihn zum Anti-Bösewicht.)


    Das Kapitel ist eines der besten in FE9, weil es viele Nebenmissionen und Hindernisse beinhaltet, Zeitdruck hat und zahlenmässig unterschiedlich viele Gegner in einer gut gestaltenen Landschaft mit vielen Engpässen, aber auch weitläufigeren Feldern, aufwartet, mit unterschiedlichsten Klassen, von Soldaten und Rittern über Wyvernreitern, Kavalieren, und Söldnern bis zu Dieben, Magiern und Heilern. Bürgerwache verschonen, Zihark rekrutieren, drei Häuser besuchen (nicht mit Laguz!), Boss besiegen, Ziel erreichen, Schwarzen Ritter meiden, Jill meiden, volle BEXP erhalten, Stäbe klauen (sogar den Laguzschlächter kann man stehlen). Die besten FE-Kapitel leben von so einer Vielfält an Herausforderungen, Nebenmissionen, unterschiedlichen Vorgehensweisen: Welche Route? Durchbrechen und schnellstmöglich fliehen oder Gegner auf sich zukommen lassen? Gruppe aufteilen oder geschlossen voranrücken? Laguz und Titania alles überlassen? Neulinge und mittelstarke Einheiten trainieren?


    Und weil ich ihn nirgendwo reingekriegt habe:

    Zihark

    Zihark ist weniger edgy als viele andere Myrmidonen, sondern weitaus netter und bestenfalls ein wenig zurückhaltend. Vielleicht war er schon immer ein Sonderling, dem sein Umfeld nicht zusagte. Er durchschaut Ilyana sofort und auch mit Brom verläuft nicht alles glatt, beides hebt ihn von der Masse ab. Möglicherweise fand er in der Lebensweise der Laguz eine Alternative bzw. einen Ausweg, weshalb er eine Beziehung mit einen Laguz führte. Der getsrichene Support mit Ike hätte vielleicht mehr aus ihn herausgeholt, so bleibt Zihark relativ blass, ein milde verschlossener, aber cleverer und umsichtiger Mann mit den Melodrama, ne Laguz geliebt zu haben.

  7. #7
    Kapitel 12

    Zwischen der Seefahrt nach Crimea und Begnion vergehen zwei Monate und da die Haupthandlung mit Daein für eine gute Weile unterbrochen ist, widmet sich das Spiel jetzt dem zu, was schlimmstenfalls Filler ist. Filler kann eine Serie oder ein Spiel ruinieren, vergleichbar, wenn man den Berliner/Pfannkuchen/Krapfen heimlich mit Senf füllt. Hoffentlich aber bereichert und ergänzt die Füllung die Haupthandlung, so wie die Marmelade den Teig. Da schon während der Entwicklung von FE9 ein Sequel erdacht worden ist, widmet sich das Mid-Game entsprechend auch den Handlungsort, der in FE10 dann relevant ist, Begnion. Aber auch die umgebenen Laguz-Reiche werden thematisiert.

    Nasir erleidet Schiffbruch, wobei impliziert wird, dass die Raben die Seefahrer gezielt an die Küste getrieben habe. Sie wollen das Schiff plündern, womit sie die ersten und weitgehend einzigen eindeutig feindseligen Laguz mit bösen Absichten sind. In FE10 wird das alles mächtig weichgespült und dass nur die Raben in FE9 die bösen Laguz vertreten müssen (ab Kapitel 19 dann eh nicht mehr), mutet ihnen etwas zu viel zu. Sie sind auch nicht mal das Highlight in diesen Kapitel, denn anschließend tauchen die Drachen auf, die den gestrandeten Menschen die Hilfe verweigern und sie ihren Schicksal überlassen wollen. Nasir und Soren haben sich mysteriöserweise verkrochen. Zum Glück ist Prinz Kurth als junger Prinz nicht so archaisch wie die meißten und empfänglicher für die Außenwelt, und er lässt seine Untergebenen das Schiff ins Meer treiben. Und das wars. In erster Linie wird in diesen Kapitel Nasir präsentiert, der aus seiner Laguz-Abstammung kein Geheimnis draus macht (dabei verschweigt er, dass er ein Drache ist) und eine Art Berater-Funktion für eine gute Portion des Spiels erfüllt. Die Lager-Konservationen mit Volke, Zihark und Ilyana geben keine neuen Informationen preis. Dafür erhalten wir Sothe und später schließt sich uns Jill an, damit Reviewer wenigstens etwas über das Kapitel schreiben können.


    Sothe

    Junge Diebe gibt es in FE zu Hauf, aber Sothe kommt verhältnismäßig spät und kann niemals gut werden, was schon sein Fehlen der Promotion unterstreicht. Aber das ist alles gewollt. Sothe wird hier als nutzlose Last präsentiert, um in FE10 dann als ein voll ausgereifte Jagen zu erscheinen, der alle mit seiner nun erworbenen Stärke und Lebenserfahrung umhaut. Das ist schon effektiv, nur macht es ihn in FE9 überflüssig. Handlungstechnisch ist es ähnlich. Sein Ziel ist die Suche nach "Jemanden", aber dieser Charakter hat in diesen Teil keine Rolle und wird nicht vorgestellt. Gut möglich, dass dieser Charakter, Micaiah, noch nicht mal erfunden worden ist. Dabei merke ich an, dass ich nicht mehr weiß, ob erklärt wurde, warum Micaiah außerhalb von Daein ist. Warum hat sie Sothe verlassen? Supports mit Haar, Volke und Janaff hätten ihn hier Charakter gegeben, so ist er aber einfach nur der junge Dieb aus ärmlichen und rauen Verhältnissen. Bei Tormods Support hilft das nicht und bis auf Sothes Anspielung auf Micaia passiert in den Support nichts, außer, dass sie sich kennen lernen. Sothes bester Nutzen in FE9 (von seiner Utility in Kapitel 13 und 16 abgesehen) ist im Support mit Astrid. Er selbst tut dabei wenig, entlockt Astrid aber ihre etwas ausgefeilte Vorgeschichte und Motivation.


    Jill


    Einer der wenigen Charaktere, die im Spielverlauf ihren eigenen Wandel durchmachen. Vorgestellt wird sie uns als unsympathische, fanatische und Ruhm suchende Soldatin, jung und naiv. Durch die Begegnung und Reise mit Ike und den Laguz wird ihr Weltbild erschüttert und sie vollführt einen Wandel, nur um am Ende wieder in Daein zu langen, mit veränderter Sichtweise. Die vielen Lagerkonservationen und ihre beiden Supports gehen ausführlich darauf ein und lassen nichts unverblümt. So rücksichtslos und brutal Jill sich Ikes Söldnern zunächst stellt, so intensiv werden ihr Wahrheiten und Grausamkeiten zurückgeschmettert. Sie erfährt die Leidensgeschichte der Laguz und die negative Rolle der Menschen, erkennt, indoktriniert zu sein, stellt ihre Berufung als Soldat, als Tochter, als Dienerin Daeins in Frage und entscheidet sich, ihre einstigen Verbündeten zu bekämpfen. Ständig wird sie mit diesen konfrontiert, ob Soldaten, Zivilisten oder ihr Vater. Optional offenbart ihr König ihr seine Gleichgültigkeit für seine Leute und allen, was Jill heilig warund wofür sie einst lebte. Das Spiel lässt kein Haar (verdammter Pun) an ihr aus und widmet ihr mehr Aufmerksamkeit und Zeit als die meisten Nebencharaktere, was sie zu einen bekannteren und authentischeren Charakter dieses Spiels macht. Dabei wird nicht alles glatt umgesetzt. Der Umstand ihrer Rekrution ist sehr konstruiert. So verfolgt sie alleine Ikes Schiff für eine Weile mit den Ziel, die gesamte Besatzung zu töten (ist sie noch bei Verstand?). Bei der Konfrontation entscheidet sie jedoch, die Besatzung gegen die feindlichen Laguz zu verteidigen, obwohl unter Ikes Crew ebenfalls Laguz sind. Sie verlässt anschließend das Schiff nicht, weil der Weg zu weit ist. Warum dann erst den Weg auf sich nehmen? Selbst wenn sie Erfolg gehabt hätte, wäre sie auf den weiten Meer. Im nächsten Kapitel holt ein Schiff Daein Ikes Crew ein. Dies wurde schon in Kapitel 10 angedeutet, wo der Kommandant des Schiffes einen Auftritt hat (wenn der Boss dort besiegt worden ist). Jill hätte mit diesen Schiff mit den restlichen Soldaten Daeins reisen können. Vielleicht hat sie das Schiff überholt, wollte die erste sein und später die Crew Daeins mit ihren Triumph überraschen? Im Übrigen verweigert sie mit den ganzen Unterfangen einen Befehl ihres Kommandanten Haar, was ihre Intigrität nicht nur im Militär, sondern auch als Person in Frage stellt, da Haar schließlich auch Vertrauter ihres Vaters ist und auf sie aufpasst. Kurzum, ihre Rekrutierung und ihr Grund, zu bleiben, ist ziemlich konstruiert.
    Bei den Supports zeigt der mit Haar lediglich die Vertrautheit der beiden und ihre Rolle in FE10. Dass sie dort ein Paar werden, kommt aus dem Nichts. Die FE-Reihe hat ein paar solcher altersgemäß außernander liegenden Parings wie Fee/Oifaye (4), Miranda/Conomore (5) oder Serra/Oswin (7). Das zu kommentieren, erscheint mir ein vergebliches und fruchtloses Unterfangen. Der Support mit Mistu ist ziemlich geradlinig, betont aber am stärksten die Verbundenheit mit Jill und Ikes Truppe. Durch diesen Support kann Jill später auch nicht mehr von ihren Vater "zurückrekrutiert" werden, was nebenbei gesagt ziemlich töfte ist. Der Support mit Lethe ist einer der ikonischsten, worin Jills zaghafte Bereitschaft, ihren Rassismus zu überwinden, stufenhaft gezeigt wird, während Lethe sich nicht mit ihren Zorn und ihrer Verbitterung zurückhält, Jill aber auch zu verstehen und akzeptieren beginnt. Vielleicht deshalb einer der besten Supports der Serie, weil er einen Charakter nicht nur beschreibt und erklärt, sondern auch einen Wandel und eine Reifung veranschaulicht.



    Kapitel 13


    Begnion ist erreicht, aber bevor Elincia um eine Audienz ersucht, schmeißt das Spiel uns noch schnell eine Seeschlacht ins Gesicht, damit auch was passiert. Die Gründe sind fadenscheinig: Apostel Sanaki hat sich ans Deck geschlichen und ist ohne ihren Aufpassern in See gestochen. Sie setzt ihr Leben ziemlich unbedacht und unnötig grundlos aufs Spiel. Die Handlung hätte in diesem Kapitel deswegen ein frühes Ende nehmen können (bzw. wäre ganz anders verlaufen). Schließlich sind neben den Verfolger Daeins auch die fliegenden Laguzkönige Naesala und Tibarn (letzterer mehr oder weniger zufällig) da. Tibarn entführt Sanaki der Ehre wegen nicht und Naesala versenkt Ikes und Sanakis Schiffe nur deshalb nicht, weil er dann doch zu gierig war und der Kapitän der Armee Daeins ihn für seine Dreistigkeit nicht bezahlt.
    Ich bin da sicherlich zu pingelig, schließlich sollen Ike und Co. Abenteuer erleben und neue Bedrohungen und Verbündete kennen lernen. Das durch konstruierte Zufälle zu schaffen ist leichter und spannender. Trotzdem besteht der Großteil der Handlungen in den Fire Emblem Spielen aus Kriegen und Schlachten, die gewöhnlich von mindestens einer Seite aus geplant wurden.

    Das vorletzte Verteidigungskapitel zieht viele Register. Die eigenen Einheiten, zwei neue Einheiten und ein bestimmtes Feld müssen beschützt werden, aber obendrein locken die Truhen nicht nur die eigene Mannschaft zum aggressiven Vordringen und Routing, sondern auch die fliegenden Diebe, weshalb ein Verteidigen der drei Chokepoints allein nicht ausreicht. Apropos neue Einheiten. Wir kriegen den von allen vermissten Gatrie wieder und...


    Astrid


    Ein paar noble Damen, die sich der Armee anschließen, gibt es in jeden Fire Emblem. Gewöhnlich werden sie mit den Gemeinen, Armen und Unziviliserten konfrontiert und kontrastiert. Auch Astrid fällt durch ihre naive Art auf, mit der sie ihr behütetes und priviligiertes Leben aufgeben will und sich zur Kriegerin mausern will. Wundert mich zwar, warum die Armee Begnion sie nicht aufnehmen kann (z.B. die Pegasusritter), aber der Support mit Tanith, der darauf vielleicht eingegangen wäre, fehlt. Ebenso der mit Oscar, der einen weitaus vernünftigeren Mentor abgegeben hätte als Gatrie. Auch wenn Makalov ein halber Joke-Charakter ist, funktioniert der Support und ihre künftige Romanze vielleicht deshalb, weil Astrid ne Spur zu naiv und verklärt ist, also ebenfalls keine gesunde Sichtweise hat. Angesichts ihrer Erziehung und düsteren Zukunft, von der sie Sothe erzählt, einleuchtend, dass sie ihrer Welt entfliehen will und deshalb ein Söldner werden will und mit einen Strolch durchbrennt.


    Erst am Ende des Kapitels kommt es zur Audienz, wo Elincia und Ike mit den Gepflogenheiten des Reiches zu kämpfen haben. Die Kommunikation mit der Königsgarde erfolgte noch reibungslos, weil diese am militärischen Ton gewohnt ist. Aber für Sanaki und ihren Speichelleckern zählt nur die Etikette. Sanaki verurteile ich dabei nicht, sie ist eine absichtlich verzogene Puppenprinzessin und Marionette von Sephiran. Die Macht und Bürde des Kaisers würden jeden Jugendlichen den Kopf verdrehen, einem Kind sowieso.
    Die Senatoren haben zu wenig Facetten, um über dem Konzept des eindimensionalen offensichtlich korrupten Bösewichten hinauszulaufen. Das ist umso enttäuschender, weil sie letztlich die Hauptantagonisten der Reihe sind und die Handlung an den entscheidenden Stellen zustande gebracht haben (selbst Sephirans apokalyptischer Wahn kam nur wegen denen zustande). Man hätte ihre Motive nachvollziehbarer und menschlicher machen können. Sie verwalten das Land und schützen es vor den Laguz, deren Gefährlichkeit und wildes Verhalten genügend Gründe geben können, sich vor ihnen zu schützen. Und gegen wahnsinnige, fanatische Tyrannen wie Ashnard könnten sie auch als Stimme der Vernunft agieren. Aber Klerikalismus, Expansion, Kolonisation und Nationalismus ist halt nur böse und dekadent. Gut sind nur die toleranten Naturvölker, die, allesamt nackig auf der Wiese Gras rauchend, in Harmonie leben.

    Eifrige Kritiker von Ike ziehen gerne die Szene heran, wo er Sanakis Arroganz und Eitelkeit anprangert und seiner Hinrichtung nur wegen seiner Aufrichtigkeit oder Naivität entgeht. Zu oft liegt er in seinen Worten und Taten immer richtig und seine scheinbaren Charakterschwächen erweisen sich letztlich als Stärken. Er ist halt zu gut für diese Welt. Er wird von nahezu allen Charakteren im Spiel gemocht und geschätzt und seine Kritiker sind bezeichnenderweise Bösewichte, die man eines Besseren belehren muss. Er ist damit richtungsweisend und typisch für den FE-Protagonisten, dessen Beliebtheit in ihren Umfeld in den späteren Teilen bis ins Unerträgliche zunimmt, aber bei Ike selbst ist das noch in Maßen. Ein paar Dummheiten und Fehler mehr hätten ihn gutgetan, aber auch er muss sich seinen Sieg mit Blut und Schweiß verdienen und schafft dies nur mit seinen ganzen Inventar an Verbündeten, Beratern und Mentoren, die sogar unter seinen Feinden zu finden sind.

  8. #8
    Kapitel 14

    Dieses Kapitel leitet die Handlung in Begnion und seinen Problemen mit Korruption und Rassismus ein, die vier Kapitel umfasst und in den Handlungsstrang mit Oliver und den Reihern eskaliert. Ike und seiner Truppe ist langweilig. Dürfen sie etwa nicht die Stadt besichtigen? Ne Metropole wie Begnion dürfte doch was bieten, könnte man meinen. Jedenfalls gibt Sanaki ihnen einen Auftrag. Ike ordnet sich ihr ohne Widerworte unter und nimmt den Auftrag an. Seine Kompromisbereitschaft erklärt er damit, dass es langfristig Elincia hilft, mit Begnion zu kooperieren. Dafür, dass Begnion so ein großes Reich ist, erfahren wir bei weitem nicht so viel darüber als über Crimea oder Daein. Die Basis-Konservatinionen hier sind ebenfalls mäßig.

    Die Zielpersonen erweisen sich als Sklavenhändler. Dabei werden die gefangenen Laguz zu willenlosen Monstern, damit man sie im späteren Verlauf des Spieles bekämpfen kann, ohne Gewissensbisse zu haben und um Laguz bekämpfen zu können, ohne sie als Feind zu haben. Viel mehr gibt das Kapitel handlungstechnisch nicht her. Es ist das zweite und letzte Kriegsnebelkapitel, ungewöhnlich sparsam für ein FE, dass für seine vielfältigen Siegesbedingungen steht. Und es gibt einen neuen Rekruten.


    Makalov

    Die künftige Lagerkonversation verweist netterweise darauf hin, dass seine Schulden bezahlt worden sind, er aber fortan für die Söldner arbeitet. Spätestens nach ihr ist klar, dass Makalov ein Nichtsnutz und Opportunist ist, der jeden ausnutzen will. In all seinen Supportkonservationen wird darauf eingegangen und in keiner hat er Erfolg, weil seine Haltung fast gar nicht mit Ernst behandelt wird. Es dient eher der Komik. Trotz seiner simplen Art bringt er frischen Wind in die Truppe, weil er einer der wenigen Charaktere ist, die Ike nicht freiwillig und aus solidarischen Gründen dienen. Und anders als professionelle Söldner wie Volke sieht er darin auch keinen Profit, er würde am liebsten abhauen. Ich mag solchen Abschaum, der die Armee weniger einseitig macht.


    Am Ende des Kapitels wird die Perspektive gewechselt und wir erleben das erste Treffen aller Laguz-Könige seit Jahrzehnten. Man könnte meinen, dass uns neues und spannendes mitgeteilt wird, aber zum Großteil werden nur die bisherigen Ereignisse zusammengefasst und man einigt sich aufs Beobachten und Abwarten. Laguz werden nicht müde, am Menschen ihren Hang zur Diplomatie zu kritisieren. Ironischerweise tun die Könige in diesen Treffen genau das. Niemand handelt, stattdessen weisen sie auf die politischen Folgen jeder möglichen Tat hin, rufen zur Besonnenheit und Zurückhaltung auf und intrigieren aneinander, indem sie Informationen ihrer jeweiligen Spionagenetzwerke zurückhalten. Aber letztlich dient das Treffen, alle wichtigen Laguz vorzustellen. Der weise Dheginsea (in diesen Spiel jedenfalls), der einen Krieg und die Aktivierung des Fire Emblem vermeiden will, die Hitzköpfe Tibarn und Reyson, die auf Rache sinnen und natürlich der einzige ansatzweise ambivalente Naesala.



    Kapitel 15

    Die nächste Mission ist, die "Banditen" ausfindig zu machen und auszumerzen. Wie es sich nach den Gefecht aber herausstellte, sind diese Banditen Befreier von Laguz-Sklaven. Lediglich die Senatoren bezeichnen sie so.

    Sanakis Ziel ist, die Sklaverei abzuschaffen. Dafür muss sie an die Senatoren ran. Die Umsetzung dieses Plans ist voller Löcher.

    1. Elincias Söldner müssen die Arbeit erledigen.
    Dies ist unpraktisch und riskant. Es ist viel einfacher, sich aus der eigenen Armee zu bedienen, bestimmten Einheiten, denen man vertrauen kann. Die fremde Söldnergruppe aus Crimea kann früher oder später sich gegen Begnion stellen.

    2. Sie werden nicht eingeweiht.
    Sanaki lässt Ike bis zum Schluss im Dunkeln. Sie sollen Banditen ausmerzen und die Kargo beschaffen, worunter sich gefährliche wilde Laguz befinden. Diese spezifische Gefahr hätte man nennen könnnen. Richtig mies ist es aber erst in diesen Kapitel. Sanaki weiß, dass die Banditen keine sind (es gehört zu den Lügenspiel ihrer Senatoren) und lässt Ikes Truppe ins offene Messer laufen. Ike hätte die Laguz töten können, die Laguz hätten Ike und Co. töten können (Ikes Truppe ist auf einen Laguzangriff nicht eingeplant!), Muarim oder Tormod hätten drauf gehen können, es hätte nicht zu einen friedlichen Ende führen können.

    3. Dieses Kapitel wird damit beendet, dass Ike Muarim nicht den Todesstoß versetzt. Aber was ist mit den anderen Laguz? Praktisch ist es unmöglich, sie zu ignorieren (in der Handlung, im Gameplay ist das natürlich bedeutend) und werden Ikes Truppe sie "ohnmächtig" gemacht haben? Das ist ähnlicher Mist wie Fargus Prüfung in FE7 Kapitel 17x oder Awakening Kapitel 3 oder Herrschaft Kapitel 8.

    4. Der Plan geht nur auf, weil rein zufällig Oliver Reyson erworben hatte. Dies hat mit Tormod und Muarim im Übrigen nichts zu tun. Man hätte sich die Aufgaben in Kapitel 14 und 15 sparen können und gleich zur Aufgabe in Kapitel 16 schreiten können.

    5. Im übrigen hat der Plan keine sichtbaren Konsequenzen: Begnion hat sich in FE10 kein Stück verändert. Der Rassismus bleibt, die Senatoren haben sich nicht verändert. Was sich verändert hat, war unvorhergesehen: Tibarn und Reyson vertrauen Sanaki nach dessen Rettung, aber diese konnte nicht damit rechnen, den beiden zu begegnen. Geplant war (noch) nicht die Versöhnung mit den Laguz, sondern erstmal das Ausmisten im eigenen Stall durch die Razzien bei den Senatoren.

    Abroxas hat einige Einwände geltend gemacht. Bereichernd war seine Antwort auf Punkt 1.
    Zitat Zitat
    Sanaki legt großen Wert darauf, dass die Missionen diskret ausgeführt werden, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Man kann annehmen, dass prominente und vertraute Figuren der Pegasus-Garde sich für solche Geheimaufträge nicht eignen, da deren Bewegungen sich nicht verschleiern lassen. Außerhalb der Garde hat Sanaki jedoch keinen großen Einfluss. Ikes Söldnerbande zu nehmen ist hingegen ideal, weil sich niemand für diese interessiert. Mehr noch, Ike lässt sich wie ein Buch lesen. Seine Treue zu seiner Auftraggeberin und seine offensichtliche Geradelinigkeit machen jedenfalls klar, dass er nicht wissentlich gegen Sanaki intrigieren würde.
    Ungeachtet dessen ist das Kapitel einzigartig. Als Wüstenkapitel gibt es die typischen Einschränkungen hinsichtlich Movement, Schätze müssen geborgen werden. Obendrein sind alle Gegner Laguz und anders als in Kapitel 12 in vier verschiedenen Klassen. Zwar ist die Siegesbedingung Bosskill, aber für ein "ziviles" Verfahren gibt es extra Bonus EXP. Stefan kann rekrutiert werden und seine bizarre Rekrutierungsbedingungen sind problemlos, wenn man sie kennt, ohne Internet o.Ä. ist der Typ ein geheimer Charakter. Ich selbst habe kein Problem damit, mir eine Strategie auszutüfteln, aber wenn man sich nicht drauf einstellt oder gar völlig blind an die Sache rangeht, ist das Kapitel sicherlich weniger gelungen.


    Stefan

    Das Rekrutierungsschema erfolgte bisher konservativ. Einheiten sind mehr oder weniger offensichtlich zu rekrutieren (Jill muss man ein Kapitel zuvor sehen und am Leben lassen, bei allen anderen ist es unkomplizierter) und das Level ähnelt oft den Fortschritt im Spiel (gibt natürlich Ausnahmen wie die Laguz oder Mist oder Astrid). Stefans Rekrutierung verdeutlicht eigentlich schon sein Wesen als enigmatischer Sonderling. Man trifft ihn zufällig und nur Laguz können ihn rekrutieren. Sein Level und seine Stats, ob Kampfwerte oder Waffenlevel oder erlernte Skills, alles ist weit über den Durchschnitt und aktuellen Fortschritt. Er dient als ein weiterer von Ikes vielen Mentoren und sollte er sich den Schwertmeister-Boss in Kapitel 19 stellen, hebt er ebenfalls seine klare Überlegenheit hervor (anders als Ike und Zihark).
    Er hat wenige Supports, aber beide sind ziemlich erhellend und erklären seinen Status als Branded. Nur er und Soren erwähnen dies in FE9 überhaupt. Einen Charakter hat er nicht wirklich, er definiert sich als Branded. Er sollte Nachfahre des Biestlaguz sein, welcher gegen die Chaos-Göttin mit Dheginsea, Altina und Lehran kämpfte, was Stefans Stärke erklären könnte.
    Für einen blinden Spieler, der Stefan zufällig rekrutiert, könnte er einen verdammt starken Effekt haben, den man heutzutage dank Nachschlagen im Internet nicht mehr bekommen kann.


    Tormod


    Vielleicht habe ich was übersehen, aber warum genau hat Muarim Tormod aufgenommen und nicht den Menschen übergeben? So hat Tormod was wildhaftes an sich, der unter Laguz in der Wüste lebt. Allerdings lehrte ihn jemand Magie, weshalb sein Umfeld nicht nur aus Laguz bestehen sollte. Und wie er als Kind der Anführer der Befreiungsarmee sein soll, lässt die anderen sicherlich erwachsenen Laguz als unfähig erscheinen. Ich nahm zuerst an, dass es ein Witz ist und nur Torod sich als Anführer sieht, aber er wird von allen so bezeichnet.
    Seine Supports sind höchst unterschiedlich. Bei Sothe und Devdan gibt er sich ganz seinen Kindsein hin. Bei Calill auch, aber wir werden über Magie und Spirit Charming informiert. Letzteres ist einzigartig in Tellius und bis auf Pelleas gibt es auch keinen bekannten Anwender. Es hat Parallelen mit der Dunkelmagie aus verschiedenen anderen Teilen, die den Nutzer ebenfalls Kraft gibt, ihn aber zu besessen oder verschlingen droht. Bei den mit Reyson gibt er sich seinen Idealen hin, aber der Support führt zu nichts.


    Muarim


    Von den Laguz ist Muarim der einzige versklavte und das ist sein Markenzeichen. In seinen Supports wird damit behutsam und rücksichtsvoll umgegangen. Weder er als Sklave mit tiefen Narben noch die stolze Soldatin Lethe tanzen aus der Reihe und versuchen vielmehr, den anderen zu verstehen, halten sich in ihren unterschiedlichen Sichtweisen aber auch nicht zurück. In Ziharks Support profitiert eher dieser davon, weil Muarim als bekümmerter Laguz zu ihn durchdringen kann. Zu den sehr einfach gestrickten Largo verhält er sich rührend, was von der Belanglosigkeit des Supports ablenkt.


    Und weil ich es nirgendwo unterbringen konnte: Bei einer Basis-Konservation wird auf die Zunanma eingegangen, eine antike Rasse. Das wird erst wieder in FE10 aufgenommen, zeigt aber, dass doch eine Menge, wenn nicht sogar das meiste der Handlung, schon in FE9 fertig war.
    Geändert von Exkalipoor (13.11.2018 um 14:34 Uhr)

  9. #9
    Lese hier auch sehr gerne mit und bin beeindruckt über den Detailgrad deiner Recherche, gerade was die Supportgespräche etc. angeht. 9+10 sind bis heute meine Lieblingsteile und beim Lesen deiner Analyse blicke ich ein bisschen wehmütig zurück, denn seit FE11 hat mich irgendwie kein Teil mehr so richtig mitgenommen.
    Aber ich habe echt verdrängt was Soren teilweise für ein unsympathischer Typ war.

  10. #10
    Soren kommt auch deshalb besser rüber, weil er nach und nach der einzige Charakter wird, der Ike Paroli bietet. Shinon verduftet sich recht früh und Nasir gegen Ende des Spiels dann auch. Soren ergänzt sein Arsenal an sehr schönen Zeilen dann auch munter, weil er dann ohne Konkurrenz als einziger noch was zu sagen hat. So richtig unaustehlich ist er ohnehin nur in den Support, den man ja nicht freischalten muss.

  11. #11
    Kapitel 16


    Zum eigentlichen Kapitel habe ich nicht viel zu sagen. Muarim klärt uns über die Versklavung auf und Stefan wird einer von Ikes Mentoren. Nasir bleibt bei der Gruppe und meldet sich gelegentlich zu Wort, wo er sich sehr vermitelnd und diplomatisch ausgibt. Seine Rolle als Spion will ich an der Stelle mal würdigen. Er ist kein offensichtlich feiger Spion, teilweise arbeiter er mit Ike und sympatisiert mit vielen seiner Zielen. Auch er ist einer von Ikes vielen Mentoren, anders als Stefan natürlich eher in Politik.

    Wie schon erörtert, lässt Sanaki Ike die Villa der Senatoren filzen. Hätte sie ihre eigenen Männer geschickt, wäre sie vielleicht erfolgreicher und ihre Anschuldigungen hätten mehr Gewicht, als wenn sie fremde, auswärtige Söldner anheuert. Oliver selbst ist vermutlich durch nichts zu überzeugen, aber wie loyal seine Soldaten ihm sein würden, wenn sie mit den Apostel konfrontiert worden wären, ist auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber das ist nicht die einzige Ungereimtheit in diesem Kapitel. Die Handlungen vieler anderer kann man in Frage stellen.

    - Mit Oliver zeige ich die meiste Nachsicht, weil er zumindestens in diesen Spiel die angemessene Quittung bekommt. Er scheint auch weniger kaltherzig grausam zu sein denn am Rande der Unzurechnungsfähigkeit. Er präsentiert alle Senatoren in diesen Spiel, da nur er mehr als eine Szene hat, deckt damit aber gleichzeitig deren Korruption und Gefährlichkeit. Letztlich ist er aber harmlos im Vergleich zu seinen Kollegen, die den Krieg suchen. Seine kindische Habsucht, dekadente Eitelkeit und Bessenheit mit den "Schönen" verdeutlichen seine Exzentrik, bieten Raum für Interpretation und machen ihn ironischerweise menschlicher, nahbarer und verständlicher. Nicht grundlos war er das, was man heutzutage ein Meme nennt.

    - Naesala hat Reyson hereingelegt und an Oliver verkauft. Das ist für einen pragmatischen, die Bürde eines armen Königreichs tragenden Raben weniger ungewöhnlich, aber enttäuschend ist das Ausbleiben an Konsequenzen und dass er dafür keine Verantwortung tragen muss. Tibarn merkt immerhin an, dass Naesala Reyson wohl bald wieder befreien würde und nur das Gold einheimsen wollte. Das Spiel mogelt da ein wenig und Naesala spricht mit sich selbst und hofft, dass Reyson mit seinen "neuen Leben" glücklich wird. So sehr seine Tat erklärt wird, es rechtfertigt sie nicht. Tibarns Drohung, Naesala zu bestrafen, bleibt aus. Auch Reyson schmollt in Kapitel 19 lediglich. Naesalas Kapitulation dort und den Rückzug seiner Soldaten wird als gute Tat gewertet, dabei wird ausgeblendet, dass er sich im vorneherein mit Daein verbündet, welches Gallia angreift. Damit beging Naesala indirekt Krieg mit Gallia!

    Letztlich kommt Naesala bei den Laguzkönigen und seinen Fans mit jeder seiner Untaten davon. FE10 gibt ihm dann den ultimativen Freischein, den fast alle anderen Antagonisten ebenfalls einreichen: Sie sind tragisch missverstanden und böse Senatoren haben sie dazu gebracht.


    - Am Ende des Kapitels wird auf das Verbrechen Begnions aufmerksam gemacht. Sie haben immer noch nicht Rechenschaft darüber abgelegt, Völkermord begangen zu haben. Weniger das Verbrechen stören mich die Gründe dafür und dass sie immer noch nicht dazu stehen. Was für einen Ruf müssen die Reiher damals gehabt haben, dass man sie verdächtigt, den Apostel umgebracht zu haben? Wenn der damalige Apostel pro Laguz ist, sollte doch ein gewisser Aufklärungsbedarf bestehen. Die Reiher wirken in keiner Weise wie dubiose Wesen wie etwa die Raben und sind deswegen die schlechtmöglichsten Sündenböcke überhaupt. Selbst wenn es spontan ist, war ein Mob bereit, tagelang unterwegs zu sein, den Wald zu infiltrieren und dann alle Reiher abzuschlachten? Hier wird den noch relativ zivilen Volk eine solche Unmenschlichkeit zugedacht, die übertrieben und unglaubwürdig ist.

    Wie bei Naesala und vielen anderen heißt die Antwort auf ihr böses Handeln immer wieder und wieder: Sie haben nichts dafür gekonnt, böse und machthungrige Senatoren haben sie dazu getrieben! Das ist mir zu stumpf und nimmt den Charakteren, den Völkern, der Politik und Kultur jegliches Potential. Die ganze Palette an Antagonisten leidet darunter. Naesala? Die Senatoren haben ihn erpresst. Sephiran? Die Senatoren haben ihn den Glauben an die Menschheit und das Leben genommen. Ashera? Die Senatoren haben ihr bewiesen, dass die Menschheit die Welt ins Chaos versetzen. Dheginsea? Die Senatoren beweisen, dass Ashera mit ihren Absichten richtig liegt. Ludvick? Die Senatoren werden sich mit Crimea bekriegen und es braucht deshalb ihn als König. Jarod? Die Senatoren gaben ihn den Befehl und machten ihn letztlich zum Sündenbock, er selbst tut nur seine Pflicht. Der Schwarze Ritter? Der Adel Begnions würde früher oder später sein Leben ruinieren, also gibt er sich seinen Kampfkünsten hin. Ashnard? Das Klassensystem der Senatoren (welches auch in den sich von Begnion trennenden Daein bestand) verweigert ihn die Macht. Selbst unter den Senatoren gibt es Senator Hetzel, der nicht böse ist, sondern lediglich von den anderen Senatoren eingeschüchtert ist.

    Jeder Antagonist in der Tellius Reihe beruft sich auf diese gesichtslosen, eindimensionalen Bösewichte und schlimmstenfalls vergibt man ihnen, denn nur durch die Senatoren wurden sie zu den tragischen verzweifelten Verbrechern, denen man am Ende vergibt. Ich lese zu jeden bekannten Antagonisten dieser Teiles ambivalentes und nichts davon wird auf die Senatoren (vor allen Lekain und Numida) angewendet. Wann immer wir mit einen Charakter sympatisieren oder ihn zumindestens verstehen sollen, werden direkt oder indirekt die Senatoren herangezogen, die dann als eigentlicher Grund für die schlechten Aspekte des jeweiligen Charakters verantwortlich sind. Eigentlich sind alle Charakter gut, die Senatoren haben sie halt korrumpiert.
    Das perfide an all dem ist, dass die Senatoren dadurch die Rolle der Sündenbocke einnehmen. Lekain ist so böse und schlecht, er kann, er darf gar nicht was anderes sein. Viele meiner Probleme mit der Handlung in den Tellius-Spielen, der schwarz-weiß dargestellte Rassismus, die Wandelung der Antagonisten von bösen zu tragischen Gestalten, die Abhängigkeit von Erzähltechniken wie den Blutpakt und den Medaillon lassen sich oft darauf zurückführen, dass die ultimativen Antagonisten so schwach und schlecht als irgendwelche dekadente alte Säcke präsentiert werden.


    Und nachdem ich mich in meinen Rant verrannt habe, kommen wir zum Schluss noch zu was ganz anderen:


    Devdan

    Hin und wieder werden uns Einheiten präsentiert, die mit ihrer eigentümlichen und schrägen Art die anderen Charaktere verwirren, dabei aber eigene Weisheiten durch ihre leichtfertige Art vermitteln. Treck und Gregor fallen mir da ein.Trotz einiger seiner hellen und deshalb zum Schmunzeln bringenden Momente dienen sie bei Devdan aber in erster Linie den Humor. Er will Nephenee aufheitern und in die Armee integrieren, aber sie fürchtet sich vor seinen Verhalten, weshalb daraus nichts wird. Tormod vermittelt er über Unwegen ein paar banale Weisheiten des Lebens, Largo hält er schlichtweg zum Narren. Leider finde ich seine Rekrutierungszeilen nicht, aber sie unterstreichen wohl nur seine friedfertige Art. Auch Ike kriegt eine Binsenweisheit vorgesetzt, laut der er kein erfolgreicher Kommandant sein wird, wenn er nur unter Stress ist. Nicht falsch, aber offensichtlich.

    Dass in einem Spiel über Rassismus der erste schwarze Charakter der Fire Emblem Reihe ein dicklippiger, Afro-tragender Clown mit Hang zum Debilen ein Ein-Mann Wanderzirkus ist und vom privilegierten Weißen versklavt wurde, ist entweder unabsichtlich ironisch oder absichtlich zynisch. Bonuspunkte, dass Nephenee am liebsten kreischend vor ihn wegrennen will. Das blase ich jetzt aber auf, denn an Devdan fällt seine sonderbare Art vor seinem Aussehen auf.



    Kapitel 17

    Dieses Kapitel wagt sich an einen neuen Konzept. Es wird in vier Teile gespalten, wobei man zwischen jeden Teil speichern und Verstärkung (und dadurch Items) rufen kann. Ganz neu ist das nicht, schon FE4 arbeitet mit großen Kapiteln, in welchen die jeweiligen Bereiche getrennt und nur durch Besetzung der jeweiligen Burg freigeschaltet werden. Wozu das ganze? Zum einen wird der Spieler herausgefordert, seine Armee über einen längeren Zeitraum ohne Zugriff auf Basis o.Ä. zu nutzen, wobei ihn die gesamte Karte anders als sonst nicht zur Verfügung steht. Die Missionsziele der folgenden drei (die Anzahl kann auch nicht jeder erkennen) Teile sind unbekannt, geschweige denn die Positionen der Gegner. Das Durchhaltevermögen wird getestet, denn die Ressourcen sind begrenzter, es ist unklar, was in den weiteren Teilen nützlich ist und was nicht. Und die Items sind nicht alle auf einmal vorhanden, man kann sie lediglich nachträglich durch die Verstärkung erhalten.

    Zum anderen ermöglicht es aber auch eine andere Form der Erzähltechnik. Grundsätzlich wird die Handlung nur vor und nach einen Kapitel vorangebracht. Ereignisse innerhalb des Kapitels können durchaus eintreten, z.B. das Erscheinen von Greil, Shinon und Gatrie in Kapitel 7, nachdem man in gewisse Bereiche vorgedrungen ist. Kapitel 17 sprengt diese Begrenzungen aber, indem es zwischen den vier Teilen Ikes Truppe, Tibarns Gruppe, Leanne und Olivers Armee entsprechend voranbringt. Auch in FE4 war das Gang und Gäbe. Dazu eine Anekdote: Wenn man dort mit entsprechenden Mitteln in Kapitel 8 Conote im zweiten Zug besetzt (wobei man Blume tötet), werden dort trotzdem im dritten und fünften Zug Ereignisse aktiviert, an welchen Blume beteiligt ist. Die Entwickler haben nicht berücksichtigt, dass man Conote so früh besetzen kann. Gibt einige andere Stellen in den Spielen, wo man Ereignisse überspringen kann, aber in Kapitel 17 passieren solche Patzer nicht (wobei man 17-4 beenden kann, ohne Tibarns Gruppe zu triggern), weil die Teile klar getrennt werden: Nach Abschluss einen Teils werden alle Einheiten im neuen Teil in ihre Startposition gebracht.

    Die Teile selbst bieten ein jeweils anderes Missionsziel und völlig unterschiedliche Gegnergruppen, welches das Kapitel abwechslungsreicher und spannender gestalten. Dabei sind der öde Wald und die schauerliche Musik (in Kapitel 16 völlig Fehl am Platz) der Atmosphäre dienlich. Selbst der negative Aspekt, dass es langwierig ist und nicht mehr passiert als in vielen anderen Kapiteln, vermittelt die Länge der Kämpfe. Man fühlt verstärkt, dass hier ein Teil des Spieles abgeschlossen wird und man hier ein letztes Mal geprüft wird, ehe man einen neuen Teil der Handlung starten kann. Und starten tut man dann nach diesen strapazenreichen Kapitel sichtlich erleichtert und erfrischt, mit einen promovierten Lord, vier neuen Einheiten und Bonus Exp. Auch in der Handlung wird hier der Teil mit Begnion vorerst beendet und die Früchte der Arbeit werden geerntet.

    Zwar kann ich über einige Kleinigkeiten im Gameplay meckern, wie dass man zu Beginn jeden Teiles Items nicht tauschen kann , die NPCs in 17-4 nerven können und 17-2 schnell beendet werden kann, während man 17-3 nicht beschleunigen kann, aber das Kapitel erfüllt seinen Zweck. Hier und da einzelne Kapiteil einzuarbeiten, die man ohne Pause und Zugriff auf Basis, Weltkarte o.Ä. bewältigen muss, schadet nicht. In FE8 kam es einige Male vor, auch in FE10 etwa in 1-6. In Relevation hatte man in 16 und 17 keine Pause (leider kein Speichern, damit MyKomfortzone immer erreichbar ist).


    Natürlich bleiben zweckdienliche Zufälle, um die Handlung entstehen zu lassen, nicht aus. Oliver sucht Reyson mehrere Tage im Wald. Dieser wird bald von Tibarn gefunden, Reyson will mit ihn die Menschen aber aufspüren und bestrafen. Ike sucht sowohl nach Oliver als auch nach Reyson. Immer noch liegt es an ihn, Oliver zu verhaften, obwohl der sowieso nicht auf ihn hören wird. Die Erklärung für diesen Unsinn dafür ist, dass Oliver wahnsinnig und verblendet ist. Und er muss halt als Gegner und Boss herhalten, aus irgendeinen Grund muss man ja irgendas bekämpfen. Jedenfalls werden in diesen Kapitel alle vier Partien zum passenden Zeitpunkt zufällig aufeinander treffen. Wäre irgendeine Begegnung zu früh oder zu spät eingeleitet worden, wäre die Handlung anders, wenn nicht sogar mit einen unschönen Ende verlaufen.

    Nach 17-1 hören die Laguz Leanne. Nasir nutzt die Gelegenheit, um uns über die Magie der Reiher aufzuklären. Es ist vielfältige Heilmagie, die später, bisweilen erst in FE10, allerhand wichtige Zauber durchdringen und brechen kann, die in der Handlung von großer Bedeutung sind. Dabei ist die Affinität der Reiher zur Balance sehr wichtig. Reyson will seine Magie zur Zerstörung einsetzen, was ihn selbst dann auf unbekannte Weise schaden wird. Leider wird das nicht weiter erläutert, dabei hätte ich gerne erklärt gehabt, warum und ob Reiher so destruktiv sein können, wenn sie dazu eben körperlich nicht in der Lage sind. Vielleicht erklärt das Sephirans magische Kräfte in FE10 4-4, da er als Reiher sowas eigentlich nicht schaffen sollte.

    In 17-3 wird dann Leanne gefunden. Warum sie genau jetzt erwacht und gefunden wird, ist unklar. Vielleicht hat Reysons Präsenz sie erwacht, vielleicht das Medaillon. Man kann es erklären, es wird aber nicht erklärt. Ihr Finden erweist sich auch ungeheuer praktisch für Ike, denn sie ist verdammt nützlich, Reyson später zu beschwichtigen, ihn und Tibarn für ein ziviles Gespräch empfänglich zu machen und um in eben jenem Gespräch Sanaki zu vergeben. Hätte Ike Leanne nicht gefunden, würde es nicht so glatt gehen.

    Nach 17-3 erfolgt ein kurzer Dialog, den ich aus Langeweile mehr Aufmerksamkeit gewidmet habe, als notwendig. Ike schätzt Mistu doppelt so schwer wie Leanne ein. Boyd vergleicht Mistus Gewicht mit der einer Rüstung. Bringt einen mehr oder weniger zum Lachen, aber wir haben Maßeinheiten, um den Wahrheitsgehalt dieser Behauptungen zu prüfen. Leanne hat ein Gewicht von 2, Mistu eines von 5. Das sollte sie sogar mehr als doppelt so schwer machen. Die Rüstungen, die Ritter tragen, wiegen 4 (Gatrie z.B. hat 12 Con und 16 Wt), also etwas weniger als Mistu. Das Gewicht ist in Tellius ohnehin eigen: Man verwendet hier zwei Stats. Konstitution vermittelt wohl die inhärente Körperkraft, aber das Gewicht setzt sich aus Konstitution als Basis mit Rüstungen, Reittieren und Transformationsboni der Laguz zusammen, was bei Stoßen und Retten relevant ist. Die Reiher und die Raben haben sogar weniger Gewicht als Konstitution, was mit den vogelartigen Körperbau zu erklären versucht wird.

    Jedenfalls stoßen Tibarn und Co. im Gefecht mit Oliver in 17-4 dazu, erkennen Leanne, und mischen mit. Am Ende wird ein Gespräch mit Sanaki ermöglicht. Sie macht nichts, außer um Vergebung zu bitten, aber mehr kann man von ihr nicht erwarten und Leanne bzw. die Reiher können Gefühle und damit Sanakis Aufrichtigkeit lesen. Die Beziehungen zwischen Begnion und den Laguz sind verbessert worden (irgendwie halt), womit dieser Handlungsteil beendet wird.



    Zwischenfazit

    Damit sind achtzehn von den dreißig Kapiteln beendet. Da die späteren Kapitel gewöhnlich länger dauern als die früheren, ist auch zeitlich hier der Mittelpunkt gegeben. Aber auch anderweitig beginnt im folgenden Kapitel der Befreiungskrieg gegen Daein, der das restliche Spiel umfasst. Nur fünf Kapitel sind dabei in Daein, die restlichen sieben spielen in Crimea. Passt, da es nicht gilt, Daein zu erobern, sondern darum, Crimea zu befreien und zurückzuerobern.

    Was ist bisher in den achtzehn Kapiteln passiert? Uns wurde in den ersten vier Kapiteln Ike und die Söldnerbande vorgestellt, sechs Kapitel lang erfolgte die Konfrontation und Flucht vor den Krieg bringenden Daein. Vier Kapitel dienten der Reise nach Begnion, schließlich hielt man sich dort vier Kapitel auf, um es als Verbündeten zu gewinnen. Ike verlor auf der Flucht sein Zuhause, sein Land, seinen Vater und zwei seiner Gefährten, nimmt den Platz seines Vaters als Kommandant an und befreundet sich mit Regenten aus Crimea (Elincia), Gallia (Caineghis), Goldoa (Kurth), Begnion (Sanaki) und Phoenixien (Tibarn, Reyson). Dabei erweist er sich als unerfahren, lernt aber an jeder Stelle und so mancher neuer Verbündete erweist sich als Mentor. Ob Ranulf, der ihn über die Laguz aufklärt, Nasir, der ihn die Schwierigkeiten zwischen Menschen und Laguz zeigt, Stefan, der sich um Ikes Schwertkünste kümmert oder Sanaki, die ihn die Methoden der machiavellistischen Regenten vermittelt und wie diese Intrigen und Manipulationen an ihren Untertanen und Feinden zu ihren Gunsten ausüben. Es wird also bemüht, Ike nicht als zu erfolgreich und zu gut darzustellen, der verliert und lernen muss (klappt aber nicht immer). Ich habe schon kritisiert, dass Ike auf seinen Reisen für die Handlung wichtige Leute oft rein zufällig entdeckt. Gerade die Handlung in Begnion leidet darunter, dass sie kein konkretes Endziel hat, wie in den anderen Handlungsteilen (Flucht nach Gallia, Flucht nach Begnion, Eroberung Daein, Eroberung Crimeas).

    Das macht aber die Masse an wertvollen Erfahrungen wieder wett, die dabei gewonnen wird. Freie Laguz wie Lethe und Mordecai, versklavte wie Muarim, Bürger Crimeas und Soldaten Daeins, diese bunte Mischung aus neuen Rekruten bereichern mit ihren unterschiedlichen Perspektiven die vielen Länder Tellius. Von den Zivilisten in Crimea, die Daein empfangen und Laguz jagen über räuberische Laguz über versklavte Laguz, die sich zur Wehr setzen, über die Soldaten Daeins über Sklavenhändler und korrupte Senatoren, überall sind Feinde mit unterschiedlichen Motiven zu finden, so wie man überall Verbündete und Freunde findet. Den rassistischen, Daein willkommen heißenden Dörflern Crimeas stehen Brom und Nephene gegenüber, die ihr Vaterland verteidigen, sowie Zihark, der die Laguz verteidigt. Die einen Laguz wollen Ikes Schiff plündern, die anderen bringen es wieder in Wasser. Über die ihre Pflicht erfüllenden Soldaten Daeins zu Jill und Sothe, die ihre Verbundenheit mit Daein auf die Probe stellen. Die Sklavenhändler werden mit den Sklavenbefreiern kontrastriert, die korrupten Senatoren mit der ihre Pflicht erfüllenden Sanaki. FE9 schafft es so, eine relativ komplexe Welt zu schaffen, die den Krieg bzw. die Konsequezen des Krieges deshalb so authentisch darstellen, weil er aus verschiedensten Perspektiven gezeigt und erlebt wird.

  12. #12
    Kapitel 18

    Ikes Truppe beginnt jetzt mit ihren Feldzug nach Daein. Begnion bietet ihnen ein Regiment. Wie groß diese militärische Formation ist, wird natürlich nicht genannt, FE hält sich mit Zahlen weise zurück. Aber auch die Aufgaben und der Nutzen dieses Regiments werden nie konkretisiert. Nach der Eroberung Daeins stellt Sephiran Ike eine größere Einheit unter Zelgius zur Verfügung, die ein wenig mehr tut, weil Ikes Armee bei seinen Feldzug nach Crimea von mehreren Flanken aus angegriffen wird:
    Zitat Zitat
    Ike: “Our success was thanks to the Begnion shield protecting our flank. Not the soldiers you lent us, but your reinforcements capturing and holding the retreating Daein soldiers. Because of that, we were able to concentrate on the enemies before us without concern for our rear guard.”
    Aber was genau macht das aktuelle Regiment? Da auch männliche Soldaten Befehle von Ike verlangen, ist es nicht ausschließlich das von Tanith.
    Zitat Zitat
    Bengion Soldier: General! We've seized control of the surrounding area, and the remaining Daein troops are retreating... General?
    Demnach sichern sie die Umgebung?


    Kommen wir zum nächsten Problem: Die Größe der "Armee". Bisherige Gefechte waren genau das, kleinere Konfrontationen zwischen den Söldnern und vereinzelten Einheiten. Die Banditen operieren nicht im hundertstelligen Bereich, auf der Flucht werden immer kleinere Gruppen bekämpft. Dass die Laguz-Piraten und Sklavenbefreier nicht aus hunderten bestehen, ist auch plausibel. Olivers Armee ist wahrscheinlich zu klein, könnte man vielleicht damit noch erklären, dass es versprengt und sehr kurzzeitig zum Einsatz kam.

    Aber jetzt wird Daein angegriffen und die erste Schlacht spielt in eine Fort. Die Gegneranzahl beträgt zunächst 45 (in niedrieren Schwierigkeitsstufen wahrscheinlich ca. 22 bzw. 33). Das ist natürlich zu wenig. Woran liegt das?

    1. Oft verweisen die Autoren darauf, dass die zu sehende Schlacht nur ein Bruchteil des eigentliches Konfliktes ist. Um sie herum bekämpfen sich die restlichen Soldaten. Dies könnte das obere Zitat sogar implizieren. In FE10 wird besonders gerne erklärt, dass Ikes Truppe Sonderaufgaben erledigt und die restliche Laguzarmee an der Front sind. Vielleicht stürmen auch hier Ike und Co. immer einen kleineren Bereich, während um sie herum hunderte bis tausende kämpfen.

    2. Eine meiner Lieblingsstellen in FE5 ist Kapitel 14x, wo man Flüchtlinge retten kann. Die Anzahl der Flüchtlinge wird auf 600 geschätzt. Und wieviele NPCs erscheinen? 6. Damit könnte ein gegnerischer Soldat für 100 Einheiten stehen. Daeins Schloss in Kapitel 21 z.B. wird also nicht von 50 Männern bewacht, sondern 5000. Wenn man im Laufe des Spiels 750 Gegner beseitigt, sind es eigentlich 75000. Da gewöhnlich nicht die gesamte Armee bekämpft wird (die Verbündeten helfen mit), könnte man von Heerstärken von sagen wir mal 200.000 bis 500.000 sprechen, was ein wenig plausibler ist. Im FE6 Manga wird in einer Schlacht verdeutlicht, dass die bekannten Einheiten von unzähligen Soldaten begleitet werden. Andere Strategie-Spiele nutzen dieses Konzert gerne. Adcance Wars glaube ich und ich habe Sengoku Rance gespielt, wo eine Einheit mit Soldaten im drei bis vierstelligen Bereich angreifen. Three Houses wirbt mit diesen Konzept und wahrscheinlich wird es gehörig geprüft und damit nicht völliger Mist werden (warum man es einführen muss, verstehe ich aber nicht).
    Dabei gibt es viele Ungereimtheiten. Utility-Einheiten wie Diebe oder Tänzer treten schlecht zu hunderten an. In den engen Korridoren von Schlössern passen schlecht 200 Soldaten in einen Korrdor. Nur auf den Feld würde es passen. Oft genug wird explizit genannt, dass nur eine Einheit zur Verfügung gestellt wird. Tibarn gibt Ike nicht 200 Falken, sondern seine zwei besten Männer. Kommen wir also zur letzten Erklärung.

    3. Es gibt keine. Die oberen genannten Erklärungen sind Ausreden. FE ist ein unrealistisches Videospiel, wo man mit 10 Mann 30 Mann besiegt und dies als Krieg zweier Nationen durchgeht.


    Damit Ike als seriöser Befehlshaber durchgehen kann, wird er geadelt. Das passt zur Etikette Begnions und Ike legt den Titel später sowieso ab. Dabei erhält er seine Promotion. Da schon eine normale Promotion keinen handlungstechnischen Sinn ergibt, braucht man auch hier nicht herleiten, wie und warum der Titel ihn stärker macht.


    Ashnard und der Schwarze Ritter kommentieren Ikes Vorhaben. Dabei kommen sie auf ihren Spion zurück, der sich alsbald Ike zu erkennen geben wird (Soren verdächtigt ihn am Ende des Kapitels). Auch der Plan Ashnards wird angedeutet. Er konzentriert seine Armee nicht auf die Invasoren, sondern konfrontiert sie mit besiegbaren Einheiten. Seine Truppe in diesen Kapitel wird nicht auf die Gefährlichkeit der Gruppe hingewiesen und überschätzt sich, von den Raben im nächsten Kapiteln erhofft sich Ashnard auch nicht mehr als von Ausländern im übernächsten Kapiteln. Auch damit versucht man plausibel darzustellen, weshalb eine Söldnergruppe und ein Regiment es schaffen, Daein zu erobern. Erst für den zweiten Teil des Krieges gegen Crimea nutzt er sein ganzes Heer und dafür erhält Ike Unterstützung von einen weitaus größeren Regiment Begnions, sowie die Armeen der Laguz.
    Der Seitenhieb des Schwarzen Ritters auf Ikes fällt mir immer sofort ins Auge. Nach seiner Promotion und Erlangung von Aithir mag man Ike jetzt ziemlich stark einschätzen und hier sagt der Schwarze Ritter eiskalt, dass Ike nichts im Vergleich zu seinen Vaters ist. Das unterstreicht die Gefährlichkeit des Schwarzen Ritters deshalb, weil es wahr ist.

    Im Laufe des Kapitels kann man Shinon rekrutieren, auf dieses dramatische Treffen bin ich aber schon hinlänglich eingegangen. Seine Stats beeindrucken nicht mehr und Ike ist eindeutig stärker als er geworden, weshalb Ikes Reifung verdeutlicht wird, während Shinon sich kein Stück verändert hat.
    Obendrein schließen sich die Raben Daein an. Naesala scheint ein Krieg mit den Laguz nicht zu fürchten. Dheginsea hat ihn darauf hingewiesen, dass er sich nicht überall Feinde machen soll. Tibarns Bestrafung liegt noch aus (und wird bis ins unendliche verlegt). Naesala weiß wahrscheinlich um seine Plotimmunität. Er dieser Typ, der euch mal an einen Sklavenhändler verkauft hat, so ein paar Jahre bevor er eure Schwester geheiratet hat.


    Janaff und Ulki

    Denen muss ich jetzt nicht einen separaten Beitrag widmen. Anders als die Bestien werden uns die Falken sehr spät vorgestellt und sie kriegen nichts zu tun. Während Gallia sich um Versöhnung bemüht, sind die Falken ne Spur widerspenstiger und rauer. Mehr durch ihren Charakter werden sie durch ihre physischen Eigenheiten definiert, die in der Handlung diesen und des nächsten Kapitels eingestreut werden. Sie sind offensichtliche Gegensätze, werden aber anders als Lethe und Mordecai nie in brisante Situationen versetzt, wo sie ihren Charakter oder ihre Intrigität oder ihre Skrupel demonstrieren könnnen. Sie helfen im nächsten Kapitel mit Naesala, zeigen ein paar Kommunikationsschwierigkeiten mit Ike in ihren Lagerkonservationen, das alles läuft aber sehr friedlich und verhalten ab. Ansonsten kriegen sie es in ihren Supports mit skeptischen Beorc zu tun, wo aber ebenfalls alles immer harmlos endet. Der Support mit Lucia weckt noch am ehesten meine Neugier, weil hier geflirtet wird. Ich schätze mal, dass es nicht Ernst gemeint ist und am Ende die Freundschaft zweier Rassen im Vordergrund gerät, aber mit diesen Tabu herumzuspielen, finde ich viel reizvoller. Supports mit Reyson, Haar und Sothe wurden genannt. Vielleicht wären sie der Überbrückung des Rassismus dienlich, denn Haar und Sothe gehören zu Daein, vielleicht hätte man aber auch nur mit den Gimmicks herumgespielt, dass Haar am Schlafen und Sothe ein Kind ist.


    Tanith

    Auch sie wird dadurch charakterisiert, dass sie einen offensichtlichen Konstrast bekommt. Sigrun ist diplomatisch, sanft, warm, lobend und gütig, Tanith ist stur, scharfzüngig, kalt, kritisch und grob. Als Soldatin sind das aber passende Attribute und wenn ihre militärische Rolle nicht gefragt ist, taut Tanith in am Ende ihrer Supports sogar auf und zeigt sich menschlich. Das hilft, sie nicht zum eindimensionalen, ihrer Herrin blind ergebenen Mannsweib zu machen, was ein sehr gängiges Klischee ist. Die gestrichenen Supports mit Astrid und Volke hätten das vielleicht ebenfalls unterstrichen.



    Kapitel 19


    Dieses Kapitel widmet sich den Handlungen der fliegenden Laguz. Janaff und Ulki diskutieren mit Ike über unterschiedliche Führungsstile, welche die Differenzen der Laguz hervorheben. Aber auch Ashnards Motivation und die Dualität von Chaos und Balance wird vorausgedeutet. Ironischerweise stimmt der naive Ike Ashnards Motivation so zu.
    Anschließend kann man sich durch eine weitere Armee Daeins durchschagen, aber wieder gilt es, mit den Raben fertig zu werden. Hier werden die Kontakte mit deb Laguz genutzt und Janaff und Ulki machen sich Naesala über Reyson aufmerksam, welchen sich Naesala anschließend zuwendet. Er verlangt von Reyson einen Grund, weshalb er ihn hasst. Mir fehlen die Worte. Reyson versöhnt sich dann mit Naesala. Seine Begründung ist, weil sie ohne Naesala nicht Leanne erweckt und gefunden hätten. Das ist richtig, aber es war nicht Naesalas Absicht. Mal wieder ein mehr oder weniger sinnvoller Vergleich: Der Typ, von dem ich euch das letzte Mal erzählt habe, hält euch in einen Transporter gefangen. Auf dem Weg zum Sklavenhändler erleidet er einen Crash vor den Krankenhaus, an dem er zufällig vorbeifährt. Eure verschollene Schwester ist dort zufällig stationiert und das Geräusch lässt sie aus ihren jahrelangen Koma erwachen. Später bedankt ihr euch bei den Typen, dass er eure Schwester aus den Koma gerufen hat. Fick dich, Naesala.


    Reyson

    Reiher sind eigentlich sehr langweilige Wesen, die das reine Gute verkörpern und für die Handlung das Artefakt versiegeln bzw. aktivieren. Anders als seine Geschwister hat Reyson jedoch einen völlig anderen Charakter. Dabei ist nicht geklärt, wie sehr sein Naturell auf das Trauma zurückgeführt wird, wie sehr die Lebensweise der Falken ihn verändert hat oder ob nicht alle Reiher so melancholisch wie Leanne und Rafiel sind. Die Frage wird aufgeworfen, wie sehr ein Reiher von seiner Rasse begrenzt wird und wie und ob diese Grenzen überschritten werden. Einerseits hat er ein völlig anderes Temperament entwickelt und zog es in Erwägung, die ominöse Seidh-Magie nutzen, die chaotisch, offensiv und tödlich ist. Andererseits ist sein Körper zur Gewalt und den Fleischverzehr unfähig, was wiederrum das Gegenteil impliziert, dass er sich nur wenig ändern kann. Leider vertieft das Spiel das nicht, aber es war gut, dass man Reyson mit seiner Rasse kontrastiert hat. Er wäre sonst der typische liebe Prinz und ausschließlich dafür da, das Fire Emblem zu versiegeln. Sein Support mit Ike bietet uns Informationen über die Charakteristika der Reiher und auch den Einfluss von Chaosenergie und den Medaillon während eines Krieges. Ob Leanne oder Rafiel stark genug wären, das durchzustehen? Vielleicht war es tatsächlich Reysons Training bei den Falken, die ihn das haben durchstehen lassen.


    Da bis auf Naesala in diesem Kapitel sonst nichts passiert, erhält Ike von Volke anschließend die Information über Greil und den Tod seiner Mutter. Das Medaillon beherbergt eine dunkle Göttin und bei Kontakt kommt man mit Chaosmagie in Berührung, die all jene wahnsinnig machen, die nicht über genügend Balance-Kraft haben. Balance und Chaos ist in jedem Lebewesen unterschiedlich verteilt, aber dieses unausgegorene Konzept wird nie wirklich erklärt. Haben Mistu und Elena wegen der Genetik so viel Balance? Verändern sich die Anteile an Balance und Chaos, kann man sie verändern? Was genau machen Balance und Chaos eigentlich, außer dass man im Kontakt mit den Fire Emblem unterschiedlich reagiert? Warum ist das Medaillon nicht besser konversiert, etwa durch ein weiteres Medaillon?

    Ansonsten ist die Rückblende gut. FE9 spart grafisch, aber die Illustrationen sind ansehnlich und werden auch gut benutzt. Hier etwa wird die Kamera von unten, zu den toten Soldaten, bis nach oben, zu Greil und der sterbenden Elena geführt. Den tödlichen Schwertstreich sieht man also ganz dramatisch erst am Ende. Ironischerweise stirbt Greil auf dieselbe Weise.

    Außerdem gehen Greil und Ike mit dem Erlebnis vernünftig um und begeben sich nicht in irgendwelche Emo-Phasen, um ihr Leid und tragisches Schicksal zu bejammern.

    Ich bin zwar schon in Kapitel 10 darauf eingegangen, aber am Ende stellt Volke uns wieder vor die scheinbare Wahl. Zu verneinen bringt nichts, man verpasst seine Promotion. Ich verstehe nicht, warum man diese Optionen bekommt, sie sind völlig einseitig. Bei der Rekrutierung von Calill und Largo kann man wenigstens den Anführer spielen und sich nicht jede Persönlichkeit aufzwingen (wobei man so kein Equipment bekommt, man sollte also immer zusagen). Ansonsten bleibt sogar ein moralischer Sieg aus, wenn man Hilfe ablehnt. Warum dieses Element einbauen, wenn es so schlecht benutzt wird?

    Praktischerweise erfährt Ike genau dann von dem Medaillon, wenn es ihm gestohlen wird. Aber darauf gehe ich das nächste Mal drauf ein.

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