Fire Emblem 9 Gamelog - Wie eine gering modifizierte klassische Handlung überzeugt
Vor/seit einigen Jahren habe ich mich durch die Fire Emblem Reihe gesuchtet (so etwa 12 der 15 Teile). Dabei erlitt ich, um eine lange Geschichte kurz zu halten, Höhen und Tiefen. In den letzten Jahren haben vornehmlich die 3DS Teile das Franchise "belebt", doch kam ich nicht umhin, darin einen Niedergang der Serie zu sehen, die man alternativ auch hätte beerdigen können. Der Abbau von Qualität, neue Elemente im Gameplay und der Handlung, hineingeschoben für den casual gamer, der so sehr verabscheut wird, wie er nicht erklärt und definiert wird. Kurzum: Mimimi, alles neue suckt, die alten Spiele waren viel besser als die jetzigen.
Warum gebe ich mich also einer sinnlosen Schimpftirade über die neuen Teile hin, die ja nur schlecht sein können? Weil in der Fire Emblem Reihe schon öfters radikale Veränderungen und Umbrüche eintraten, welche die Handlung, die Protagonisten und Erzählweise anders und neu strukturierten, welche mit neuen riskanten Elementen Plot und Gameplay veränderten. Und wie ich in diesen Thread zu überzeugen versuche, haben diese das Franchise nicht ruiniert, nichtmal zwingend in eine ganz andere Richtung geworfen.
Dafür (und zur Einweisung für die Nicht-Experten) komme ich um die Geschichte des Franchises nicht herum. Also mal ganz subjektiv und knapp alle Fire Emblem Spiele aufgezählt. Sie tragen Titel, aber keine Nummern. Das ist für die Fans aber zu nützlich, um nicht darauf zuzugreifen. In Japan ist die Nummerierung etwas anders, weil ein Satellaview zum dritten Teil als vollwertiger vierter Teil geht, weshalb die Teile von da an eine Nummer höher haben.
Wie es Fire Emblem 9 also geschafft hat, trotz oder gerade seiner Erneuerungen zu überzeugen, obwohl oder gerade weil es immer noch eine einfache geradlinige Handlung hat, das werde ich anhand eines Gamelogs festhalten. Ich spiele dabei von Kapitel zu Kapitel (es sind insgesamt 30) und kommentiere, interpretiere und analysiere in jeden Kapitel die Ereignisse, Charaktere und Handlung, vergleiche sie mit alten Teilen, mit neuen. Gerne greife ich dabei auf den Bezug zum Gameplay zurück, also wie das, was während des Spiels durch Knopfdrücken passiert, sich auf die Handlung auswirkt. Das ist in Videospielen eine einzigartige und deshalb die wichtigste Erzählform, die sie von anderen Medien wie Büchern und Filmen unterscheidet.
Da ich den Inhalt des Spieles mehr hervorhebe als widergebe, müsstet ihr euch für das genauere Informieren selbst betätigen. Hilfreich sind hier das Gameskript und die Unterstützungskonversationen:
Der Gamelog ist zu diesen Zeitpunkt weitgehend fertiggestellt. Es fehlen noch drei Kapitel, der Epilog und ein Schlusswort. Die bisherigen 27 Kapitel sind aber schon fertig. Quantitativ haben sie einen Umfang von je ca. 700-1300 Wörtern, aber den qualitativen Wert halte ich nicht fest <.<
Ich hatte den Vorteil, im Laufe des Logs einen Gesprächspartner zu haben, der Kritik, Ergänzungen und Korrekturen vornahm. Sie verhinderten, dass ich selbstgefällig und unbedacht alles behaupten konnte, was mir gelegen kam. Vielmehr musste ich meine Anschauungen erklären, begründen und im Notfall verteidigen, was letztlich die Qualität meiner Reviews erhöhte.
Die Posts kommen täglich, vielleicht auch zweimal pro Tag. Eventuell bleibt ein Tag aber auch mal aus. Oder ne Woche. Und wenn ich das hier vergesse, wird gar nicht mehr gepostet. Oder ich poste einfach alles auf einmal.
Da ich gestern nicht konnte, beginnt es heute eben doppelt. Einzelne Zahlen beziehen sich auf das jeweilige Fire Emblem Spiel.
Prolog
Die Videosequenz und der kurze Dialog überraschen mich, denn ich habe nicht mehr in Erinnerung, wie friedlich, blass und unspektakulär FE9 beginnt (nur um mit FE10 zu versuchen, die konfliktträchtigste FE-Handlung werden zu wollen). Protagonist Ike und sein Vater Greil trainieren, Ike träumt und anschließend schlägt er Boyd und Greil im Trainingskampf im Stil des Tutorials. Vorherige FEs begannen mit Blick auf die Weltkarte und und den politischen, eskalierenden Spannungen der einzelnen Fraktionen und Nationen oder mit weitaus ominöseren und interaktiveren Träumen wie in Awakening und Fates. Hier wird einen nichts erklärt, aufgelistet oder vorausgedeutet (von einer sehr vagen, letztlich wenig wichtigen Traumsequenz mal abgesehen). Dafür werden vier Charaktere vorgestellt, von denen drei eine Rolle in der Story haben.
Greil ist gleichermaßen der Vater bisheriger FE-Lords wie Cornelius(wer?) Byron (4), Cuan (4-5), Eliwood (6), Elbert/Uther (7) und Fado (8), indem er eine kurze Zeit da ist und seinem Kind daran erinnert, wie ein Held zu sein hat, um dann höflich abzutreten und den Kind auch diese Chance zu geben. Awakening liebäugelt mit einen negativen Vatermodel, auch wenn da weder in-game politisch noch moralisch was herausgearbeitet wird und Fates treibt es durch Garon damit sogar zur Kühnheit (quetscht aber trotzdem den traditionellen Elternteil mit Mikoto durch).
Aber Greil hat das, was allen anderen(bis auf Garon) fehlen: Über ein Kapitel hinausgehende Präsenz. Wenn der Prolog so unspektakulär ist, dann, weil das Spiel sich Zeit nimmt. Und während die restlichen Väter lediglich vergangene Größen waren und im aktuellen Konflikt nicht bewirken, so werden Greils (Helden-)Taten im Laufe der Story erst nach und nach aufgeklärt und ihre Bedeutung zur aktuellen Situation gezeigt. Er ist keine im Spiel bekannte Größe wie ein König oder Lord, sondern ein mysteriöser Gemeiner mit vorhandenen, aber unbekannten Beziehungen zu anderen Schachspielern des Spieles wie Zelgius, Caineghis, Lillia und den ganzen Schurken in Daein.
Mistu (im deutschen Alja, im englischen Mist) bietet die anime-typische kleine Schwester, den Beschützerinstinkt zu ihren Onii-chan tragend(viermal im Prolog, verdammt nochmal), die restliche militante Truppe mit ihrer kindlichen Unschuld und Reinheit auflockernd, und den Spielern Diabetes gebend. Wunderlicherweise ist sie die erste ihrer Art in der Fire Emblem Reihe, mit Lissa (13) und Elise/Sakura (14) macht man damit fröhlich weiter (und wird garantiert nie wieder aufhören). Bisherige Gefährtinnen waren Prinzessinen und den Lord nicht untergeordnet oder wie Lyn und Eirika eigenständige Protagonistinnen. Die Nutzlosigkeit der kleinen Schwester wird bei Mist mit etwas Plotrelevanz dosiert, weil sie das Fire Emblem tragen kann und die Greil-Söldner etwas mehr wie eine Familie bilden wie andere Armeen, weshalb es nicht zu seltsam wirkt, wenn sie kurz vor Schlachtbeginn mit Ike plaudert.
Boyd ist natürlich der irrelevante und muss als Zuspieler für Ike herhalten. Kämpfer in der Fire Emblem Reihe will man damit betonen, dass ihr Muskelschmalz den Hirnschmalz ersetzt hat. Irrtümlich dachte ich, dass erwähnt wird, dass Boyd seine Axt bei seiner ersten Mission vergessen hatte, es ist aber davon die Rede, dass er sie voller Enthusiasmus zerbrach (beides läuft auf das gleiche Maß an Dummheit hinaus). Mein Versehen ist dem geschuldet, dass der unsorgsame Umgang mit der Axt ein sehr beiläufiger Running Gag ist. Lex (4) kann keine Kriegeraxt in einen Event erhalten, wenn er keine Axt trägt, was im Spiel angemerkt wird. Othin (5) muss sein eigenes Haus besuchen, um seine persönliche Axt von seinen Vater abzuholen. Bartre (7) kann sich mit Karla duellieren, dabei aber seine Waffe vergessen wodurch sie das Duell absagt. Vaike(13) vergisst seine Axt und startet damit waffenlos den Kampf, stattdessen trägt die kurz darauf erscheinende Miriel seine Waffe.
Allerdings ist Boyd weitaus gemäßigter und sowohl in den ersten Kapiteln gegenüber seiner Familie als auch später in den Supportkonversationen weniger ein Trottel denn ein Hitzkopf, dessen mentale Überforderungen verständlich sind: Wie schließe ich Freundschaft mit einen Laguz, ohne ihn zu beleidigen? Wie sieht ein friedfertiger Bauer einen mordenen Söldner? Welche komplizierten Gefühle hege ich für meine Ersatzmutter? Was muss ich tun, damit Mistu mich ranlässt?
Dann haben wir Ike. Er ist mit Abstand der beliebteste Lord. Der Gründe sind viele, aber das wichtigste und ernüchternste ist vielleicht, dass er einzigartig ist. Bisherige, aber auch künfige Lords werden an den Adelsstatus festgemacht. Sie erben ihr Reich und müssen dieses verteidigen bzw. zurückerobern. Ihnen unterstehen Ritter und Söldner nicht nur aus Treue und Charakterstärke, sondern auch, weil sie als Lord die oberste Stellung haben. Die wichtigsten Verbündete sind ebenfalls Adelige, die sich mit ihnen deshalb verbünden, weil sie die Stellung als Adeliger und Befehlshaber werden. Am Ende des Spiels haben sie den Tyrann gestürzt und erhalten den Thron gar nicht mal der Eroberung wegen (das wäre unmoralisch), sondern als rechtmäßige Erben (auch nicht moralisch, aber ihre moralische Standfestigkeit durften sie durch die Prüfungen im Laufe des Spiels beweisen).
Ike ist beinahe ein Niemand. Er ist Sohn von jemanden, der angeblich bedeutsam ist, aber wir wissen noch nicht genau, was es mit Greil auf sich hat. Trotz seines Potentials und seiner Charakterstärke wird er von seinen Gefährten weder in den Himmel gelobt noch von allen Seiten getriezt und veralbert, was mit Anime-Protagonisten gerne getan wird. Im Gegensatz zu allen anderen Lords ist er nicht wirklich von seiner Herstammung abhängig und wird zum Regenten dressiert, der sich entsprechend zu verhalten hat. Sein Lebenswahl ist weitaus freier, sein Vater würde ihn erlauben ein friedfertiges Leben führen und im ganzen Spiel erhält Ike mehrere Chancen, auszusteigen (wodurch er auch eine paar mehr Chancen zur Charakterentwicklung hat als andere Lords). Sein Wille zum Trainieren, Kämpfen und Handeln ist deshalb ein Stück authentischer, weil er aus seinen eigenen Entscheidungen heraustritt und weniger der romantischen Verpflichtung des Edelmanns (die Prinzessin in diesem Spiel, Elincia, trägt hier die ganze Bürde der Verpflichtung statt Ike). Überhaupt ist Ike pragmatischer und genügsamer und gerade im Vergleich zu den Blut und Glorie suchenden Hector (7) und Ephraim (8) blasser. Aber nach all den pflichtbewussten, von Naga und anderen Legenden erkorenen prädestinierten Protagonisten sticht der selbstbestimmte Ike mit einer erhabenden Bodenständigkeit (Erd-Affinität!) heraus, der sich als Self-Made-Mann vom Söldner bis zum Götterschlächter aufschwingt. Er ist wohl das Endprodukt des rebellischen Lords (Sigurd->Hector->Ephraim), der immer mit den klassischen Lord kontrastriert wurde, aber erst Ike wischte die ganzen Regeln beiseite und war nicht mehr daran gebunden, seinen Status und seine Länder vor sich selbst zu stellen (was selbst Hector und Ephraim zähneknirschend machen musste).
Heute erinnern sich seine Fans an seine Rolle in FE9 eher nicht. Aber erst aus ihr konnte er sich zum Status des coolen Badass mit Monsterschwert und Saltoangriffen katapulieren, der sich in Smash etc. von Marth abhob.
Zuletzt sei noch das Tutorial zu erwähnen. Schon ab FE6 begann man mit Mini-Kapiteln, wo man lediglich einen Boss und 1-2 Lakaien besiegen musste. FE9 führt dies weiter und nicht nur Awakening und Fates nutzen diese Tutorials, auch 11, 12 und 15 fügen als Remakes solche neuen Kapitel ein, in denen man eigentlich nur lernt, wie man einen Gegner angreift und dass man vielleicht auch mal warten und heilen sollte. Awakening und Fates schreibe ich zu gute, dass sie diese absurden Auseinandersetzungen (ein bis zwei eigene Einheiten und 1-3 Gegner machen kein Kapitel aus) kreativ gestalten und gar nicht erst vollwertige Gefechte zählen lassen, sondern als Vorahnung und Traum. So zeitverschwendend ich diese Kapitel sehe, die Schüler-Meister Beziehungen (Ike-Greil, Chris-Jagen in 12, Robin-Xander in 14) in solchen Tutorials sind plausibel genug.
Kapitel 1
Zwar beginnt die Handlung noch nicht, aber gameplay-technisch entspricht dieses Kapitel den klassischen ersten Kapitel. Die Banditen gilt es ausmerzen, die demonstrativ ein Dorf zerstören, der "Thron" muss mit den Lord besetzt werden (obwohl Routing der Handlung eher entspräche, andererseits müssten manche Banditen für Kapitel 2 überleben). Anders als sonst rettet ein Lord und seine Ritterschaft nicht sein eigenes Land, sondern ein Söldnertrupp beseitigt Banditen gegen Bezahlung. In anderen FE-Teilen unterstreichen solche Dorf-Rettungs-Missionen oft den Heldentum der Charakter oder die Bewältigung einer untergeordnete Bedrohung wie das Leben eines NPCs oder optionalen Einheit. Bei zweiteren sind es oft Gaiden- oder Fillerkapitel. Hier wird ebenfalls das Gut der Greil-Söldner demonstriert (sie retten unschuldige vor schlechten Menschen), aber auch ihre politische Neutralität und Pragmatik (sie werden dafür bezahlt). Damit nehme ich vorneweg, wozu einige Mitglieder wie Soren und Shinon später Stellung nehmen. Es gibt Ike und seiner Truppe etwas Realistik und Gräue, vergleicht man sie mit den Gutmenschen in den meisten anderen Teilen.
In früheren Teilen erhielt man zu Beginn weitaus mehr Einheiten. Marth und Sigurd etwa all ihre ihnen zugeordneten Ritter. Im Laufe der Reihe wurde dies gestreckt, Charaktere werden früh vorgestellt, stößen aber erst später hinzu. Vielleicht will man nicht Neulinge überforden, in Kapitel 1 gleich 7 Einheiten zu steuern. FE9 gibt einen nur 5 der 10 Greil Söldner relativ früh und damit stetigen Wechseln und Aussetzen zwischen den Kapiteln. Mist und Rolf erst in Kapitel 9, Gatrie und Shinon endgültig erst in Kapitel 13 und 18. Greil ist so besonders und mächtig, dass der Spieler nicht mal die Befugnis hat, ihn zu steuern.
Der Hauptgrund für diesen nicht linearen Zuwachs an Einheiten hängt auch mit der Stärke der Einheiten zusammen. Wir haben nicht wie in anderen FE Teilen den Jagen und der Rest, der auf Level 1-3 verweilt. Wir haben mit Greil implizierend eine übermächtige Einheit, Titania als Jagen (vorentwickelter Paladin, der zu Beginn als Hilfe dient), Shinon und Gatrie als hochgelevelte Einheiten und Ike, Boyd, Soren und Rhys als Neue. Rolf und Mist sind an sich nicht niedriger gelevelt als sie, aber der späte Rerutierungszeitpunkt lässt sie trotzdem auf einen niedrigeren Level erscheinen.
Die unterschiedlichen Level lassen sich weitesgehend mit der Höhe der Lebens-und Kampferfahrung vergleichen. Greil, Titania und Shinon belehren die naiven Wichte und nicht umgekehrt. Das alles macht die Greil-Söldner zu einer weitaus faccettenreicheren Truppe als andere Armeen, wo alle level-mäßig und erfahrungsmäßig gleichgeschaltet sind (mit Ausnahme des Jagens) und innere Konflikte weniger Rumms machen. Wenn Vaike und Maribelle zänkern, entspräche es einen Wortgefecht zwischen Ike und Boyd, nicht aber den Seitenhieben eines Shinon auf das Kleinkind Ike.
Seit FE9 wird versucht die klassische Mini-Armee durch eine solche eingeschworene Gruppe zu ersetzen (Bund der Morgenröte in 10, Chris Einheit in 12, Hirten in 13), aber weil diese nie alle Kriterien (mehr als ein Kapitel zur Vorstellung und Präsentation der einzelnen Charaktere, unterschiedliche Alter/Level/Rekrutierungszeitpunkte) erfüllen, bleibt der Erfolg aus.
Zurück zum Kapitel. Ike unterhält Unterstützung. Streng genommen ist er gar nicht der Kommandant, aber das Spiel tut so als ob. Titania ist es, Ike ist ihr untergeordnet, wie auch Boyd und Oscar. Das Kapitel ist so ausgerichtet, dass Titania alles sichert, während Ike und Co. weitaus vorsichtiger agieren müssen. Netterweise weist Titania darauf auch hin und es ist schön, dass die Rollen der Einheiten in der Söldnergruppe auch gameplaymäßig übereinstimmen. Titania ist Babysitter und Ike und Boyd die Zöglinge. Oscar ist ein Tick robuster und erfahrener, aber auch nicht so gut, dass er Titanias Job übernehmen kann. Nicht zuletzt weisen einen auch die Banditen im nächsten Kapitel darauf hin: Sie geben vorwiegend der "rothaarigen Dämonin" Schuld an Kapitel 1, während die drei anderen eindeutig als Handlanger bezeichnet werden. Bewiesenermaßen hat Titania in der Handlung die Hauptarbeit geleistet, auch wenn man das Kapitel mit Ike soloed.
Viel über Oscar gibt es nicht zu sagen. Wie auch Ike umgeht er Polarisierungen der Fans durch seinen gelassenen, ruhigen, langweiligen Charakter. Exzentrik findet sich weder in seinen Supports (bestenfalls seinen Partnern) noch im Gameplay (kein Skill, rundum solide Klasse). Gründe Kavaliere können in der Fire Embem Reihe mit ihrer Stoik, Versteifheit, aber auch Seriösität und Disziplin auf unterschiedlichste Weise unterhalten, gerade mit einen passenden Roten Kavalier, aber mit Oscar haben die Autoren entweder sehr sicher gespielt oder es gar nicht erst versucht.
Der erste weibliche Jagen, wobei ihr Geschlecht keine Rolle spielt (ihre Rolle als Mutter der Bande ein wenig) und Evayle (5) vor ihr da war. Seit ca. FE 7 lässt man den Jagen nicht mehr sterben (sie können nur nicht mehr aufgestellt werden), weil es sonst zu schwierig ist, den Protagonisten durch die Handlung zu schleifen (vor 7 gab es Strategen, die sowieso nicht kämpften), ohne Mentoren, Berater, Kritiker, Elternersatzfiguren und Strategen. Titania teilt sich diese Aufgaben mit Soren, wobei sie den idealistischen und naiven Part widergibt und Soren den pragmatischen und zynischen. Dies geschieht oft plump, aber trotzdem effektiv, weil Titania nicht immer richtig liegt. So schlägt sie etwa vor, der Armee Crimea direkt zu helfen und auf einen Sieg zu hoffen, ist gegen die Rekrutierung ds dubiosen, aber korrekten Volkes und besteht darauf, dass sich niemand in Ikes Duell mit den Schwarzen Ritter einmischt. Keiner ihrer Supportpartner ist auswärtig, es sind alle Mitglieder der Greil-Söldner und nur diese werden in den Supports thematisiert.
Anmerken möchte ich das Tempo und die Freischaltung der Supports. Das Tempo kann die Affinität der Charaktere zueinander implizieren. Viele Charaktere finden schneller Freunschaft etc. zu bestimmten Charakteren als andere. Dies ist auch in den anderen Teilen durch das unterschiedliche Wachsen der Supportpunkte und Startwerte ersichtlich. Der gewaltige Unterschied ist, dass Supports in FE9 von Kapiteln abhängen und nicht in einen Kapitel gesammelte Supportpunkte. Letzteres kann durchaus plausibler wirken, gerade in Awakening hat man bewusst die Kombi-Funktion hervorgehoben und Einheiten, die dadurch mehr Aktionen ausüben, unterstützen sich schneller. FE9 jedoch hat ein starres Kapitelsystem, wo die Aufstellung alleine reicht und innerhalb des Kapitels kein Zusammenspiel der beiden Einheiten erfolgen muss, ein Minus. Doch haben die festgesetzten Zeitpunkte der Freischaltung der Supports einen wichtigen Effekt: Supports können passend zur Handlung freigeschaltet werden. Ikes und Titanias A-Support, wo ihre Liebe zu Greil enthüllt wird, kann erst ab Kapitel 27 freigeschaltet werden. Trifft dies idealerweise ein, so trägt der Support zur Atmosphäre innerhalb des Kapitels bei, welches Greil und die Rache seines Todes durch die Konfrontation mit den Schwarzen Ritter thematisiert. Das Kapitel beendet diesen Handlungspunkt und Titanias A-Support ergänzt diesen. Ein anderes Beispiel ist der Jill-Lethe A-Support, der nicht vor den Tod von Jills Vater aktiviert werden kann, weil er eben jenen thematisiert und ihre Freunschaft begründet und festigt. Und generell bieten manche Supports bei Bedarf Variationen, Makalov etwa spricht mit Astrid über seine Schwester anders, wenn sie gestorben ist. Ältere Teile haben feste Supportzeiten wie in FE4 und Pent und Luise in 7 haben statts Supportgespräche drei Gesprächsmöglichkeiten, die der Situation entsprechen. Aber ansonsten ist dies ist in anderen Teilen nicht möglich, weil Supports binnen weniger Kapitel maximiert werden können und oft sollen, damit man Kinder freischalten kann. Dadurch können die Supports gar nicht wichtige oder handlungsrelevante Themen haben bzw. sich auf sie beziehen, dadurch müssen die Supports belanglos, beliebig und jederzeit plausibel erscheinen und dürfen zur Handlung gar nicht beitragen, um sie nicht zu spoilern oder widersprechen. Kurzum: Schafft das neue beschissene Supportsystem ab und bringt das von FE9 zurück, in welchen Supports die Handlung ergänzen können.
Und weil die Anmerkung meines Mitlesers Abroxas zu Titania zu schön ist und zum Sexismus im Nachbarthread aktuell passt:
Zitat
Titania verdient auch alleine deswegen Bemerkung, weil sie ein Ritter ist und ihre Rüstung weder lächerlich noch übermäßig sexualisiert ist. Über irgendwelche Details gescheiter Rüstungsformen mögen die Experten streiten, vermutlich ist das alles schon lange nicht mehr authentisch, aber wer hätte das auch erwartet? Zumindest trägt sie Hosen und die Badassness stellt sich nicht über obszöne Rüstungsdesigns, sondern über ein angemessenes Paladin-Rüstzeug ein. Titania verdeutlicht dies mehr als andere FE9-Heroinen (mit einer wackelig zu begründenden Ausnahme der Pegasus-Ritter, die wohl ein lebenslanges Abo auf laszive Uniformen haben. Das darf sich gerne wieder mal rumsprechen.
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Ach ja: Wie plausibel ist es, ein Dorf direkt an den Klippen mit nur einen Weg Richtung Land zu bauen? Ist das in irgendeiner Weise sinnvoll, vielleicht beim Fischfang? Ja, ein Dorf besteht sowieso aus mehr als 5 Gebäuden, aber was ist bei Immobilien wichtiger als die Lage?
Zuletzt sei noch das Tutorial zu erwähnen. Schon ab FE6 begann man mit Mini-Kapiteln, wo man lediglich einen Boss und 1-2 Lakaien besiegen musste.
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Fing das nicht erst mit 7 an? Ich hab 6 nie beendet, aber ich bin mir sicher ein solches Tutorial gabs in 6 nicht. Das fing doch sofort mit ner 6er Gruppe vs 10+ Gegner an.
Wow, Respekt für die vielen Details und Vergleiche zu praktisch jedem Teil der Reihe, die Du hier bereits in den ersten beiden Missionen reinbringst. Liest sich gut. Habe ja auch viele Teile der Reihe gespielt, aber in meinem Kopf verschwimmen die manchmal und ich kann mich auch schlecht konkret an Charaktere erinnern. Mit der Reihenfolge komme ich auch öfter durcheinander und wäre, als ich den Titel gelesen hatte, fast vom Stuhl gefallen, weil ich bei Teil 9 an "Radiant Dawn" dachte, auf welches die Beschreibung nicht weniger zutreffen könnte *g*
Path of Radiance war für mich auch noch speziell, weil es der 2. Teil der Reihe war, den ich gespielt habe (nach Teil 7 für den GBA). Und eigentlich trifft es Deine Beschreibung von der Söldnertruppe schon ganz gut - bei keinem anderen Teil der Reihe hatte ich ein so starkes Gefühl für die Kerntruppe wie hier. Klar, Teil 7 hat drei tolle Hauptcharaktere und jeder Teil hat ne größere "Anfangstruppe", aber nur bei der von Teil 9 fallen mir die Söldner vom Anfang sofort ein (+Mia, natürlich *g*).
Titania ist sowieso boss. Nicht nur, weil sie passende Rüstung für den Einsatz in Gefechten trägt, auch, weil sie mal ein etwas älterer weiblicher Char in einer der zentralen Rollen ist. Weiß zwar ihr genaues Alter nicht, aber vielleicht so 30+? Kommt gar nicht so~ häufig in Anime-inspirierten Medien vor (wobei... nach Anime Standards könnte sie auch 20 sein, denn wir wissen ja: Charaktere altern sofort rapide, sobald sie die High School verlassen - stagnieren dann aber in dieser Altersklasse für eine Ewigkeit *g*)
Zitat von Exkalipoor
Aber ansonsten ist dies ist in anderen Teilen nicht möglich, weil Supports binnen weniger Kapitel maximiert werden können und oft sollen, damit man Kinder freischalten kann. Dadurch können die Supports gar nicht wichtige oder handlungsrelevante Themen haben bzw. sich auf sie beziehen, dadurch müssen die Supports belanglos, beliebig und jederzeit plausibel erscheinen und dürfen zur Handlung gar nicht beitragen, um sie nicht zu spoilern oder widersprechen. Kurzum: Schafft das neue beschissene Supportsystem ab und bringt das von FE9 zurück, in welchen Supports die Handlung ergänzen können.
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Huh, da ist definitiv was dran, konnte mich daran schon gar nicht mehr erinnern. Aber mir ist bei Awakening und Fates definitiv aufgefallen, wie austauschbar viele Gespräche gewirkt haben und wie uninteressant die waren. Was in Ordnung wäre, hätte das Spiel so viele Skits wie z.B. ein Tales of (für jeden Charakter). Da jede Charakterkombination aber nur sehr wenige Gespräche bekommt, sollten die halt schon irgendwas sinnvolles rüberbringen.
Und die Waifu-Sache hat da definitiv viel Schaden angerichtet. Hoffe ja, dass dieser ganze Kram jetzt in FE:Heroes bleibt, wo sich die Leute dumm und dämlich für den Quatsch zahlen können, während die Mainline Titel wieder ein wenig mehr auf den Boden kommen. Und es dann in Gesprächen nicht mehr primär darum geht rauszufinden, welche Charaktere gern ihre Körper aneinanderreiben würden (bzw. bei welchen Charakteren der Spieler das gerne hätte *g*)
Fing das nicht erst mit 7 an? Ich hab 6 nie beendet, aber ich bin mir sicher ein solches Tutorial gabs in 6 nicht. Das fing doch sofort mit ner 6er Gruppe vs 10+ Gegner an.
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FE6 fängt mit einen richtigen Kapitel an, gut aufgepasst. Aber man kann optional ein Tutorial bestreiten, wo Roy mit Wolt und Lilina gegen Bors und ~zwei Soldaten unter der Aufsicht von Cecilia kämpft.
Zitat
Weiß zwar ihr genaues Alter nicht, aber vielleicht so 30+?
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Titania sollte in FE9 26-36 sein, da sie 3-4 Jahre später in FE10 in den 30ern ist: https://serenesforest.net/general/character-ages/
Ältere Charaktere gibt es in den Fire Emblem Spielen durchaus (in FE5 ca. 15% der spielbaren Einheiten), aber sie werden immer sehr unterschiedlich gehandhabt. Oft stechen sie durch ihr hohes Alter so sehr hervor, dass sogar ihr Charakter dadurch definiert wird. Und natürlich ist der Awakening/Fates Trend da nicht förderlich, da man schließlich alle verkuppelt haben muss. Aber schon in FE8 hat man den klassischen Jagen (gewöhnlich alt, wie Jagen, Marcus) durch einen jüngeren (Seth) ersetzt, welcher sogar den Hauptcharakter heiraten konnte. Bei Titania spult man aber einen Gang zurück, sie ist eindeutig die Mutter im Team und liebt einen älteren Mann.
Kapitel 2
Wer das Gamescript überfliegt, bemerkt, dass es ständig Variationen hat, wenn Charaktere gestorben sind (Titania weist in Kapitel 3 darauf hin, dass sie verwundet ist und Shinon, Gatrie und Ike alles übernehmen müssen. High Five an denjenigen, der es schafft, Titania bis dahin sterben zu lassen). Dies hat zur Folge, dass die Handlung auch andere Einheiten miteinbezieht und reden lässt. Diese Mühe kann sich lohnen, da es die Charaktere etwas relevanter macht. In vielen Teilen muss man immer voraussetzen, dass Einheiten gestorben sein können und bezieht sie deshalb nicht in die Handlung ein. Man könnte meinen, mit jeden Fire Emblem hat man mehr Budget und Speicher, um Charaktere immer ausführlicher beleuchten zu können, aber entweder ist das nicht der Fall, oder die Aufmerksamkeit widmet sich an den falschen Stellen wie den ganzen Hüpfburgen und Schießbuden, die man nach und nach in My Castle platziert, um die Charaktere plantschen, Kleider anziehen und Kochen zu lassen.
In diesen Kapitel wird die Banditenbekämpfung fortgesetzt. Dabei wollen sich die Banditen aus Kapitel 1 an den Söldnern rächen. Umgesetzt wird dies sehr umständlich, indem sie zuerst Mistu und Rolf kidnappen und dann den Söldnern...
...einen Brief schreiben.
An sich ist das ganze plausibel, es kann schlecht ein Bandit persönlich vorbeikommen, er würde dann verhört werden. Aber so wie Rhys beiläufig von den Brief spricht und der exakte Inhalt nicht genannt wird, und Titania offscreen geht und Ike und uns warten lässt, lässt diese Bedrohung zu gestellt und forciert wirken. Hätte man eleganter lösen können.
Das Entscheidende in diesen Kapitel ist, dass Ike sich über den Befehl, zu warten, hinwegsetzt und eigenmächtig handelt. Damit will man seine Charaktereigenschaften hervorheben, die typisch heldenhaft sind. Das ist plausibel genug, nervig ist, dass Rhys, Oscar und sogar Hitzkopf Boyd ihn zuerst davon abhalten, nur um dann sofort sich ebenfalls Titania zu widersetzen und Ike zu folgen. Ich kaufe das Boyd ab und Rhys kann sich vielleicht nicht gegen Ike durchsetzen und glaubt nicht, ihn aufhalten zu können, aber Oscar tut mal gar nichts, um Ike zu beruhigen, dabei entspräche es seinen Charakter und Wesen, seiner Rolle als großer Bruder und seine Rolle als erfahrenes Söldner-Mitglied.
Dass Ike eine Dummheit begeht, wird auch im Gameplay unterstreicht. Die Banditen sind in der Überzahl und hätten die Söldner an sich getötet. Es ist eine aussichtslose Situation (gerade auf Maniac, wobei man sich mit geschickter Positionierung und etwas RNG-Glück vielleicht durchschlagen kann, aber ich schweife ab), um so größer ist die Erleichterung, wenn Titania aufkreuzt und das Blatt wendet. Ich habe es hundertmal gesagt und werde es weitere hundertmal sagen: Wenn Gameplay und Handlung sich ergänzen, erzeugt das eine Erzähltechnik und einen Effekt, der für ein Videospiel einzigartig ist. Das kann ein anderes Medium oder ein Buch nicht auf diese Weise mimen. Wenn man sieht oder liest, wie Verstärkung (z.B. die Reiter Rohans) kommt, kann das mächtige Emotionen auslösen. Wenn man sich mit schwachen Einheiten gerade so schlägt und eine neue Einheit zur Hilfe bekommt, erhält man ein ähnliches, aber doch anderes Gefühl. Vielleicht nicht in diesem Kapitel, hier ist die Spannung nicht so groß und eigentlich ist Titanias Ankunft zu erwarten, aber im Augenblick kann man das vergessen, wie man in Büchern und Filmen im Moment gefangen vergessen kann, dass es gut enden wird.
Nach Routing der Banditen sind aber nicht alle Banditen beseitigt, einer spielt ein Geiselszenario durch, das grob okay ist, aber erneut ein oder zweimal die Stirn runzeln lässt. Nachdem die Söldner sich ergeben, kündigt er an, Rolf zu töten. Erwartet er dann etwa nicht, dass sie danach wieder die Waffen an sich nehmen und sich an ihm rächen? Erwartet er, dass sie sich nacheinander abschlachten lassen? Leider ist der Großteil an Fire Emblem Bösewichte dumm und böse, damit den Spieler mit den Holzhammer eingebläut wird, gut und heldenhaft zu sein. Das war schon immer so und wird sich nicht ändern, aber ich habe immer wieder Hoffnung, dass man mich auch mal mit mehr vernünftigen Bösewichten mit Weitsicht konfrontiert, ansonsten fühle ich mich in meiner Intelligenz beleidigt. Und diese Intelligenz beschäftigt sich ausführlich mit Videospielen für Kinder, womit verdeutlicht worden ist, wie groß sie tatsächlich ist.
Jedenfalls rettet Shinon den Tag. Gatrie ist auch da, aber er macht nur dumme Kommentare, dass er als Ritter zu langsam ist, schwitzt und zu nichts kommt. Weil das im Gameplay auch so ist, versteht ihr? Hahaha.
Die nächste Konversation ist in Kapitel 3, aber sie passt hier besser.
Ike schämt sich für seinen Fehler, was einigermaßen authentisch und verständlich ist, er ist jung und sturr. Glücksritter, erfolgreiche Menschen etc. definieren sich dadurch, dass sie riskieren, alles in Frage stellen und sich durchsetzen wollen. Wäre Ike treu und brav, wäre er nie Anführer geworden. Er braucht eine gute Balance aus Mentoren, die ihn scheiteln und Charakterstärken, die ihn über seine Mentoren triumpheren lassen. Die Szene nervt mich etwas, weil nicht nur er, sondern auch Rhys, Boyd und Oscar die Schuld auf sich nehmen und zwar jeder für sich alleine. Ist glaube ich so ne Anime Sache, die vielleicht auf diese übertriebene Entschuldigungspflicht der Japaner anspielt. Ich hätte ja Oscar die Schuld gegeben, weil er eigentlich das Sagen haben müsste.
Jedenfalls bestraft Greil Ike mit...
...Stubenarrest. 10 Tage. Den Gameboy hat er ihn wahrscheinlich auch entzogen. Warum nicht so etwas wie Stall reinigen oder beim Haushalt helfen?
Aber Konsequenzen gibt es für den Helden natürlich nicht. Da so viel Arbeit ansteht, wird die "Strafe" aufgehoben, noch bevor sie begonnen hat und Ike darf gleich die nächste Mission beginnen.
Zwar wird auf den Umstand, dass er kränklich ist, ein wenig zu oft rumgeritten, aber es festigt seine Rolle als Heiler, sowohl im Gameplay als auch in der Story. In beiderlei sind sie wichtig. Obendrein hat Rhys ein relativ passives Wesen weshalb er sich ebenfalls zu den Charakteren gereiht, die nicht polarisieren und nerven, aber auch nicht herausragen oder erinnerungswürdig sind. Männliche Heiler (auch junge) gab es schon vor ihn, weshalb ich auch nicht den Sexismus hinzuziehen könnte und in den Raum werfen könnte, ob er unmännlich ist oder nicht und wie wichtig diese Frage ist. Seine Supports mit Titania und Rolf sind passend, aber bei den zwei anderen tappen die Autoren in die Falle und sein Charakter dient nur dazu, die Exzentrik des anderen zu betonen. Mia und Kieran quälen ihn ungewollt und idiotisch mit ihrer rauen Art, weil es ja so lustig ist und in Ulkis Support degradiert Rhys zum Kleinkind mit den Wunsch nach Fliegen, während Ulki die Fassungslosigkeit des Spielers über Rhys Verhalten widergibt.
Da ich es bisher noch nicht erwähnt habe, kann ich erstmals FE9s unfertiges Gameplay ansprechen: Rhys kann als einziger Lichtmagie führen (die nichtmal eine eigene Waffengattung ist und sich diese mit den Stäben teilt) und die ist viel zu schwer für ihn, was diesen Klassenzweig sehr unflexibel und einseitig macht. Die Lichtmagie passt eher zu den gegnerischen Bischöfe, welche an sich schon niedrige Geschwindigkeits-Werte haben, durch ihre Waffen also auch von mittelschnellen Einheiten beseitigt werden können. Richtig so, Bischöfe sollen keine Tanks sein und von möglichst allen physischen Einheiten mit einen Angriff beseitigt werden. Immerhin besser als die fehlende Dunkelmagie, die selbst im umfangreichen FE10 in etwa soviel Aufmerksamkeit bekommt wie in FE9 die Lichtmagie. Ominös...
Kapitel 3
Das Ziel habe ich schon in Kapitel 2 genannt, es fehlen noch die zwei neuen Einheiten.
Gatrie ist ein misslungener Charakter. Gameplaytechnisch ist die Nutzung seiner Klasse und Verfügbarkeit irgendwie clever: Ritter sind nur im early game gut, also gibt es ihn nur im early game. Wenn er wiederkommt ist er Schrott (durchaus nutzbar, aber eben nicht nützlich), aber der Spieler erkennt durch diese Trennung viel mehr als in anderen FEs, dass Gatrie nicht mehr gut ist, weil der Kontrast zwischen Kapitel 7 und 13 immenser ist. Wäre Gatrie in Kapitel 8-12 verfügbar gewesen, würde er nur langsam am Nutzen verlieren, was leichter zu übersehen ist. So werden ihn nur die Leute wieder nutzen, die wissen, dass er lau ist und schlechte Spieler werden nicht enttäuscht.
Charakterlich wird er mit Shinon kontrastriert und ist ein Weiberheld. Das ist an sich nicht schlecht und man kann etwas daraus machen, was aber nicht geschieht. Er kann Shinon keine Paroli bieten und dessen Zynismus und Pragmatik nicht kontern, es ist eine einseitige Beziehung, wo Gatrie nie die Oberhand gewinnt und Shinon helle Momente der Einsicht geben könnte, so wie Titania manchmal über Soren moralisch oder sonst wie an Oberhand gewinnt. Dabei ist das noch sein bester Support und die einzige Szene der beiden in FE10 ist lustig. All seine drei Supports mit den Damen beginnen, durchziehen sich und enden auf dieselbe Weise: Er macht sich zum Affen und sie verweigern ihn die Aufmerksamkeit. Vergleichen wir das mal mit Sain aus FE7: Rebecca fällt aus Naivität zuerst auf ihn hinein, weist ihn zurecht, gibt ihn aber eine Chance. Priscilla verweist auf den unterschiedlichen Status zwischen Ritter und Edeldame und die Liebe endet tragisch-melancholisch. Fiora kommt nicht mit ihn zurecht, Serra durchschaut sein Spiel sofort und macht ihn meisterhaft zum Narren. Sains Supports sind schlecht, aber sie sind abwechslungsreich, faccettenreich, die Damen behandeln ihn anders, das Ergebnis ist jedes mal anders.
In der Handlung spielt Gatrie Shinon zu und stellt Fragen, die dieser beantwortet, tut ansonsten nichts. Dass er später seine Bande in Stich lässt passt zu Shinon, aber Gatrie lässt sehr wenig Motivation durchsickern (er ist unterfordert) und es kommt als für ihn unpassend kaltschnäuzig daher, was wie gesagt zu Shinon passt, aber nicht Gatrie. Er will Elincia beschützen, weil sie eine schöne Frau ist, lässt sie aber sitzen und arbeitet für Astrid, weil sie eine schöne Frau ist. Er geht weniger aus eigenen Motiven, sondern weil Shinon geht. Aber die beiden trennen sich sowieso, es kann also nicht mal die Rede davon sein, dass Shinon einen weitaus höheren Stellengrad als die restlichen Söldner zu Gatrie hat.
Shinon
Ich halte mich erst mal zurück, weil Shinon in diesen Kapiteln nicht alle Aspekte seines Charakters zeigt. Er ist wie Titania und Greil erfahren. Er ist Ike gegenüber schroff, aber nicht im übertriebenen Maße und nach den Fiasko in Kapitel 2 zurecht (Greil und Titania weisen Ike ebenfalls zurecht, Shinon ist also noch nicht anders als sie).
Das Nebenziel, Marcia zu retten, ist zwar gut gemeint und später mit ihrer Rekrutierung belohnt zu werden, erfreut den Spieler, aber die Umsetzung ist eine andere Geschichte. Marcia kann im ersten Zug sterben, wenn jeder der drei Gegner sie trifft. Unwahrscheinlich, aber möglich. Mit Stoßen kann man Marcia schon im zweiten Zug erreichen, aber eben nicht davor. Im Übrigen ist schlecht beschrieben, warum sie gerettet werden muss. Die Piraten hatten nie vor, ihr zu helfen und drangsalieren sie genau jetzt. Marcia will sie trotz der Zahlenmäßigkeit töten(!), dabei haben sie nicht Unrecht, dass ihr Bruder sie abzocken wollte. Sie entfernt sich dabei von ihren Hauptziel, den Boss, und legt sich mit anderen Piraten an (das ist mit Gameplay zu entschuldigen). Das Hauptproblem sehe ich darin, dass sie in einer solchen Situation die Flucht ergreifen sollte und dank ihres Pegasus auch kann, es aber nicht tut. Sie ist nicht mal in eine Ecke gedrängt worden und flieht nur, wenn Ike es ihr sagt.
Die Siegesbedingung ist ein Bosskill, obwohl wieder Routing eher der Handlung entspricht. Ich vermute, dass man den Spieler schon früh die unterschiedlichen Siegesbedingungen demonstrieren wollte, weshalb in den drei Kapiteln drei Siegesbedingungen vertreten sind. Sie können die Spielweise enorm verändern, schon im nächsten Kapitel könnte man Großteil der Gegner ignorieren, weil nur der Bosskill zählt. Und auch in den folgenden Kapiteln mit Daein wechselt die Siegesbedingung immer.
Nasir, ein später wichtiger Charakter, hat einen Auftritt im Dorf. Wichtig ist das nicht, es kann auch ein x-beliebiger NPC sein und der selbe Zweck ist erfüllt. Warum ist er also hier? Ich biete zwei Theorien, eine sehr langweilige und eine sehr kühne, wahrscheinlich übertriebene. Die Entwickler haben einfach ihn genommen, weil er zur Verfügung stand, wenn es um Hafenpersonal geht. Das weckt Vertrauen und später ist es plausibel, dass er an einen anderen Hafen aufzufinden ist. Man vertraut ihn vielleicht auch um so mehr, wobei ich da nur mich zähle. Vielleicht waren andere Spieler sofort misstrauisch und hielten ihn für den offensichtlichen Spion. Und das wäre meine zweite Theorie: Er ist hier als Spion. Ashnard sucht das Fire Emblem, durch Sephiran, den Schwarzen Ritter und Petrine erhält Ena die Beschaffung des Emblems zur Aufgabe und Nasir wird früher oder später von ihr beauftragt, es zu suchen. Gawain hat es und wird in Crimea vermutet, also sucht Nasir dort in den Häfen. Und am Ende des Kapitels bedanken die Dorfbewohner Titania, nicht ohne die Besonderheiten ihres Anführers Greil zu betonen, dessen Mysterium Titania auch andeutet. Wenn also selbst einfache Hafenbewohner Greil kennen und erwähnen, besteht eine Möglichkeit, dass Nasir dahinter kommt. Und wenn er die Informationskette Ena-Petrine-Ashnard-Schwarzer Ritter-Sephiran in Gange setzt, könnten gerade letztere einschätzen, dass der Söldner Greil der ihnen persönlich bekannte Gawain ist. Nun, da Daein um Gawains Aufenthalt weiß, haben sie das Fire Emblem grob lokalisiert und können es mit ihren anderen Vorhaben in Crimea verbinden: Den Krieg. Vielleicht wird der Krieg in Crimea nur jetzt begonnen, weil Nasir in diesen Kapitel die letzten entscheidenden Informationen gefunden hat, die Daein zum Handeln ermutigen. Greils Söldner haben vielleicht zufällig den Krieg gestartet, indem sie Nasir zufällig die letzten Informationen gegeben haben. Das ganze ist pure Spekulation. Vielleicht war auch nur gedacht, dass Nasir allgemein die Häfen beobachtet hat und mehr nicht. Am meisten spricht gegen meine Vermutungen , dass man den Krieg gegen Crimea planen muss und man sich nicht erst dazu entscheidet, weil man zufällig Gawains Aufenthalt gefunden hat. Wahrscheinlich war Crimea schon immer das Ziel und nicht nur wegen Gawain, allein der geographischen Lage wegen. Die Laguzländern anzugreifen ist schwierig und Begnion zuerst anzugreifen unsinnig, wenn man alle Länder gegen sich haben will.
Am Ende des Kapitels wird kurz auf Greil hingewiesen und Shinon und Gatrie beklagen sich über die langweilige Arbeit und deuten ihren Abgang voraus. Passend dazu wird das ab den nächsten Kapitel sein Ende finden. Ist einer der beiden tot, weist Titania Ike daraufhin, dass der Überlebende um seinen Freund trauert. Wieder Kleinigkeiten, die das Skript etwas aufwerten.
Kapitel 3 ähnelt Kapitel 1 sehr, aber das Spiel kommt damit durch, weil es die Banditenkapitel beendet, bevor sie wirklich monoton werden, zwei andere Einheiten anbietet(und dabei die alten entfernt) und dieses mal nicht nur ein Dorf/Hafen, sondern auch ein einzelnes Individuum gerettet wird. Ike macht das gleiche, aber es variiert immer, weshalb es jedes mal seinen Charakter dient und ergänzt: Ike riskiert sein Leben für fremde, unpersönliche Menschen, die ihn bezahlen (Dorfbewohner), er hilft seinen Verwandten und Freunden (Mistu, Rolf) und er hilft Fremden mit Persönlichkeit ohne Bezahlung (Marcia).
Zum Glück fängt in Kapitel 4 die Handlung an, länger wäre FE9 damit nicht durchgekommen.
Wer das Gamescript überfliegt, bemerkt, dass es ständig Variationen hat, wenn Charaktere gestorben sind
...
Dieser Trend wird fortgeführt. Shinon kommentiert Ike zu Beginn des Kampfes, je nach Schwierigkeitsmodus gibt Soren Hinweise, Rhys ODER Titania finden Elincia und nach den Kampf kann um die gestorbenen bzw. lediglich verwundeten (Titania, Soren) Einheiten lamentiert werden. Für meine Beobachtungen hier ist es aber müheselig, auf jede Veränderung hinzuweisen und jeden Effekt daraus herzuleiten, um das Spiel wiederholt zu loben, weshalb ich mich künftig da zurückhalten will. Ich meine, dass es im Laufe des Spiels ohnehin abnimmt.
Dieses Kapitel beginnt die Handlung, stellt uns Soren vor und gibt uns ein kleines Gefecht. Letzteres ist erstaunlich trivial und belanglos. Die Soldaten Daeins greifen aus geringen Grund an und die Söldner verteidigen sich. Rein zahlenmäßig stellen die Soldaten eine größere Bedrohung dar, als die bisherigen Banditen, aber Ike ist von den drei besten Söldnern unter Greil flankiert und obendrein sind noch Rhys und Soren in der hinteren Reihe, weshalb es schlüssig ist, dass seine Truppe siegreich hervorgeht. Beiläufig wird erwähnt, dass Ike erstmalig das Kommando über die anderen Söldner hat, weshalb wir gewissermaßen ihn spielen, wenn wir per Cursor ihn und die anderen Einheiten kontrollieren. Das ist in Fire Emblem oft ungeklärtund manchmal gibt es extra Strategen, die diese Aufgabe übernehmen. Hier wird es später auch durch Sorens Berichte bestätigt, dass jede Handlung innerhalb der Kapitel auf Ikes Befehlen fußen. Jill greift nicht ihren Vater an oder redet mit ihn, Ike gibt ihr den Befehl dazu. Keine Einheit ist eigenständig und handelt selbstständig. Das ergibt zwar in der Handlung wenig Sinn (wie kann Ike meilenweit entfernte Einheiten Anweisungen geben), ist eben überwiegend eine Gameplaysache, die es zu akzeptieren gilt. Das Spiel funktioniert sonst nicht.
Ich habe nicht viel für ihn übrig, was als Reaktion auf seine übermäßige Beliebtheit im Fandom begründet ist, die sowohl seinen Charakter in den Himmel loben als auch seinen Nutzen im Gameplay weit überschätzen (letzteres kratzt mich besonders). Als ich 2006 in Pokeforen im Netz war, waren dort Emos und Sasuke unter uns Teenies ganz große Nummern und Soren reitet auf dieser Welle mit. Mädchen (also jedes einzelne) lieben seine Boyslove mit Ike und genügend männliche Außenseiter haben sich mit ihn identifiziert. Aber das ist nur meine Wahrhnehmung, wie sieht es im Spiel aus? Sein einziger Support trägt viel zu dick auf und versucht zu sehr auf die Tränendüse zu drücken. Er hat keine Eltern, seine Pflegemutter liebt ihn nicht, sein Mentor nutzt ihn aus, er kann nicht kommunizieren, er ist gebrandmarkt, er hat keine Freunde, Ike wird ihn verraten, niemand liebt ihn. Die Grenze des zumutbaren Mitleids zu jemanden zwischen der unaustehlichen Selbstmitleidung wird schnell überschritten und ein Teil seines Lebens ist bei weitem nicht so dramatisch oder tragisch, wie er sich ausmalt. Ike, Greil, Titania, Mist, Rhys, Oscar, Boyd, Rolf halten seit Jahren zu ihn und geben ihn ein Zuhause und Arbeit, da gibt es weitaus ärmere Schweine auf der Welt, ob in dieser oder in Tellius. Und für eine so bestialisch schreckliche Kindheit hat er sich ziemlich gut entwickelt. Weniger Melodrama hätte Sorens Charakter gut getan. Falls Ike schon an andere Partner vergeben ist, gibt es noch die Spar-Variante mit Stefan, der uns am Ende ebenfalls mitteilt, dass Soren Branded ist. Neu ist, dass er auf die hervorstehendste Art des Anderssein hinweist, das langsamere Altern. Aber selbst hier bietet er sofort die Lösung: Sobald Soren einen neuen Lebensabschnitt beginnen will, kann er das in Stefans Dorf tun. Man kann also nicht mal mit der Aussichtslosigkeit argumentieren, die Soren später angeblich erwartet.
Mit Soren reiße ich zum ersten mal den Rassismus in Telius an, der in der Handlung nicht gut umgesetzt wird, weil er zu schwarz-weiß und einfach beschrieben wird. Sorens Problematik, die am Ende auch keine Problematik mehr ist, ist ein Beispiel dafür, aber ich greife wieder sehr voraus.
Wisch ich meine Vorbehalte beiseite, zeichnet sich in diesem Kapitel aber ein ganz anderes Bild. Soren verhält sich vollkommen normal und wird von jeden normal behandelt. Er agiert sachlich, besonnen und unauffällig, lediglich zwei seiner Bemerkungen fallen aus den Rahmen, woraus aber niemand ein Drama entwickelt. In diesen Kapitel und wahrscheinlich auch in den weiteren ist er ein weitgehend normaler Charakter, den mich weder ermuntert noch nervt. Vielleicht ruiniert ihn erst FE10, wahrscheinlich ist Soren aber ein passabel gestalteter Charakter, gut funktionierender Gegenpart für Titania und Berater für Ike, dessen Hintergrund zwar verflochten und melodramatisch ist, aber auch nur ein bisschen. Wirklich verzerrt haben ihn eine lautstarke Minderheit von Fans.
Kommen wir zuletzt zur Handlung. Erst im übernächsten Kapitel wird ein allwissender Erzähler eingeführt, der mittels Landkarte den Spieler (nicht Ike) die Ereignisse beschreibt. Hier erfolgt dies durch Soren, der direkt zu Ike, Greil und den anderen spricht. Er klärt die anderen über den eingetretenen Krieg auf und dann tut Greil etwas, das Mr. Plinkett erst kürzlich hervorgehoben hat (wem es interessiert: 23:10 bis 24:24): Er entscheidet nicht oder denkt off-screen darüber nach, sondern er fragt erst nach Meinungen. Das gleiche passiert auf ähnliche Weise in Kapitel 5, wo er alle Mitglieder fragt und nicht nur Soren und Titania. Titania antwortet ethisch, Soren pragmatisch. Keiner der beiden liegt per se richtig oder falsch. Die "richtige" Antwort ist noch nicht bekannt, da man weder weiß, ob Crimea Daein zurückschlagen kann, noch wie Daein mit sich neutral verhaltenen Söldnern umgeht. Greil entscheidet immer noch nicht, legt sich nicht fest und beauftragt alle, mehr Informationen zu sammeln.
In anderen Teilen wird nach Einfall der Katastrophe meistens direkt zu den Entscheidungen gesprungen und die Verhandlungen fanden oder finden off-screen statt, weshalb diese Lagebesprechung vergleichsweise ungeheuer seriös wirkt und Greil wie der kompetenteste Anführer der Serie aussieht. Ist nicht so, ist aber das Ergebnis von zeigen, nicht erzählen.
Oh und wir finden Elincia, aber das und die Fortsetzung der Lagebesprechung findet am Anfang des nächsten Kapitels statt, weshalb ich es dort hin schiebe.
Kapitel 5
Das letzte Kapitel endete mit der Auflesung Elincias. Dabei nannte Soren die andere seiner zwei Äußerungen, auf die ich hinwies. Die erste bezog sich auf den künftigen Umgang der Söldner mit Daein und Crimea und ob man sich am Krieg beteiligen soll oder nicht. Diese Entscheidung ist von enormer Bedeutsamkeit für das Leben der Söldner. Im Kontrast dazu wird hier die Frage gestellt, wie man mit der ohnmächtigen Elincia verfährt (ausgehend davon, dass sie eine Gemeine ist). Diese Entscheidung ist langfristig unwichtig und betrifft ein einzelnes unbedeutendes Leben. Es festigt den Charakter von Soren und den anderen, da sie ihre Ansichten nicht nur in großen, sondern auch kleinen Belängen vertreten und dass ihre Ansichten und Wertesysteme überhaupt existieren und gezeigt werden.
Vergessen habe ich den Umstand, dass Shinon von den Toten klaut, denn die Szene kommt aus den nichts und hat mit den restlichen Kapitel wenig zu tun. Man möge mich über Kriegsethik aufklären, ich finde das nämlich völlig akzeptabel und sehr sinnvoll und verstehe nicht, warum andere, selbst Soren, dass verteufeln. Die Hinterlassenschaften würden verkommen oder vom Feind aufgelesen werden, eigene Ressourcen sind knapp. In Fire Emblem kann man Gegner beklauen, sie hinterlassen Items (soll man jetzt sämtliche Drops wegwerfen, weil es unehrenhaft ist?), man kann Schatzkammern plündern. In Kapitel 19 bereichert sich Ikes Armee und warum soll sie es auch nicht tun? Das einzige schlüssige Argument in dieser Situation ist, dass sie es eilig und keine Zeit dafür haben, aber ein Heilmittel mitgehen zu lassen, scheint mir nicht so lange zu dauern. Die Szene soll Shinons Rücksichtslosikeit und Pragmatik demonstrieren, aber für mich kommen stattdessen die anderen Söldner, die wohl nobel und gut sein sollen, blöd vor.
Jedenfalls wird Elincia gerettet und zufällig ist sie Prinzessin Crimeas. Ich hätte es besser gefunden, dass Elincia gezielt die Söldner aufsucht und um Hilfe bittet, weil die gesamte Handlung nur wegen diesen glücklichen Zufall zustande kommt.
Elincia entspricht den Rollen früherer entmachteter Prinzessinen wie Nyna und Guinevere, aber kurioserweise auch den Lord. Ike entspricht dieser Lord-Rolle nicht, er hat im Moment nichts verloren. Es ist Elincia, die ihr Königreich verloren hat und im Laufe des Spieles eine Armee aufbaut, um es am Ende des Spieles als Thronfolgerin zurückzuerobern. Es wäre etwa so, als hätten Ogma, Dieck oder Gerik die Hauptrolle und sind im Fokus der Handlung, während Marth, Roy und Ephraim Nebencharaktere sind. FE9 verschiebt so den Fokus der adeligen Regenten, die darum hadern, wie sie zu regieren haben, und legt ihn auf die Gemeinen und einfachen Menschen des Volkes und wie sie auf die von Adeligen erzeugten Kriege reagieren und leben. Diese andere Perspektive bereichert das Spiel ungemein, da der Kontakt Ike zu Gemeinen, Dörflern, Händlern, Soldaten viel direkter und offener ist als bei einen Lord, der immer auf Abstand und Etikette angewiesen ist und sich nicht mit den Problemen des Großteils der Bevölkerung identifizieren kann. Den Lord als Nebencharakter zu delegieren, ermöglicht immer noch, seine Sicht-und Lebensweise und die politischen Intrigen mitzubekommen, gleichzeitig ist man viel effektiver darin, die Welt der Gemeinen zu beleuchten. FE9 ist auch deshalb so gut, weil es mehr und besser die unterschiedlichen Sicht-und Lebensweisen zu zeigen und vermitteln weiß. Dass fängt mit den Greil-Söldnern an, die nicht moralisch alle auf der selben Wellenlänge sind, geht über die politischen Ränkespiele über, wie die Konfrontationen Elincia mit anderen Regenten wie Caineghis oder Sanaki zeigen, und umfasst durch die vielfältige Cast, bestärkt durch Supports und Lagergespräche auch über die Kapitel-Intro und -Outro hinausgehende Konfrontationen zwischen Armen und Reichen, Gebildeten und Ungebildeten, Personen unterschiedlicher Nationen, Personen unterschiedlicher Rassen.
Jedenfalls wird Elincias Identität geheim gehalten, weil ein Erbstreit befürchtet wird. Zurecht? Und Elincia will nach Gallia fliehen, um Verstärkung oder Asyl zu fordern. Was von den beiden? Und sie flieht nach Gallia, wegen den guten Beziehungen zwischen ihren Vater und Caineghis. Warum nicht nach Begnion? Und ständen die Überlegenschancen der Söldner gut, wenn sie Elincia ausliefern und sich bei Daein einen guten Ruf verschaffen? Die Fragen stelle ich nicht, weil ich sie beantwortet haben will, sondern um zu zeigen, dass das Spiel eine passable politische Welt gebaut hat, wo es mehr als nur eine politische Handlungsmöglichkeit und jede Aktion Domino-oder Schneeballeffekte verursacht, die den einzelnen Charakter, sein Umfeld, seine Nation und die anderen Nationen betreffen können.
Die Daein Soldaten haben Elincia und die Söldner aufgespürt (gab es in Kapitel 4 etwa Überlebene? Hat Ena hellseherische Fähigkeiten?) und Greil fragt erneut nach der Meinung anderer und dieses mal wird jedes einzelne Mitglied gefragt, also gleichermaßen die Meinungen wichtiger und unwichtiger.
Zitat
“The blame for this war rests on Daein. If we ally ourselves with them,the company’s reputation will surely suffer. Conversely, if we deliver Princess Crimea safely, our stock will rise in the eyes of our primary employers. Our road is clear.”
“There’s nothing to think about. We must deliver the princess to Daein immediately.We are mercenaries. Our actions are dictated only by self-interest. If we want to ensure our future, we need Daein in our debt. They will win this war, after all, and nothing else serves us better.”
“Soren’s a pompous, superior whelp, but he’s got the right idea. Besides, the destination’s Gallia, so it’s a moot question. I don’t care how much we get paid; there’s no way under the sun I’m going to stinking beast country.”
“Princess Elincia…She does possess a certain regal beauty… There’s a lot to be said for that, you know. However I do prefer country girls…A bit cuter, and not quite so standoffish…Oh! Forget I said that.Whatever you decide is good for me, Commander. Yep, uh-huh, yep…”
“I agree with Captain Titania. If we turn the princess over to the Daein army, we’re essentially giving them permission to kill her.”
“I’m in favor of helping her. That’s what heroes are supposed to do.”
“I believe…that none of this hinges on whether she’s a princess or not. Refusing to aid someone in need is not something we should ever do. That’s what I think.”
“That’s right! Let’s help her!”
“Please! We have to help her!”
“I agree with Titania. I say we help her and take her to Gallia.”
...
Die Wirkung der Diskussion wird etwas dadurch entwertet, dass Daein ihnen sowieso keine Wahl stellt. Ansonsten gibt sie jeden Charakter die Chance, sich zu zeigen, verdeutlicht das Verhältnis innerhalb der Gruppe, welches auf Respekt basiert (jeder wird angehört, jedem wird zugehört), vermittelt unterschiedliche ethische, rassistische und politische Sichtweisen und wie in Kapitel 4 wirkt Greil damit einfach kompetent und vorbildlich. In vielen Handlungen werden sich solche Szenen gespart, Greil würde nicht fragen, sondern einfach bestimmen.
Ich bin schon in Kapitel 4 nicht auf das Militär Daeins eingegangen und ich tu mir dabei Mühe. Sie sind rücksichtslos und eindimensional bis zur Schwelle der Lächerlichkeit. In einen aggressiven Eroberungskrieg macht das zwar Sinn, nur gibt es halt handlungstechnisch nicht viel her. Man kann nicht die Moral und Werte des Gegners hinterfragen und mit denen der Helden vergleichen. Später gibt es ein paar mehr Momente und Gelegenheiten und die gegnerischen Kommandanten werden ein wenig mehr vermenschlicht und herausgearbeitet (in Kapitel 11 etwa), aber ich tu mir schwer, die guten Leute und Opfer in Daein in FE10 ernst zu nehmen, so wie es hier präsentiert wird. Eine Erklärung wäre, dass Ashnard seine Kommandanten entsprechend drillt und sie sich entsprechend erziehen und nach Kriegsende sind die meisten von ihnen tot oder verhalten sich still und in FE10 sieht man nur die einfachen Soldaten und Bürger, von denen keiner zu den eindimensional bösen Kommandanten in FE9 gehört.
Das Kapitel ist das erste Verteidigungskapitel und das erste von zwei(mehr nicht...) Kapiteln mit Nebel. Es erfüllt seinen Job, man kann sich recht einfach verkriechen und muss sich nur anstrengen, wenn man den Bossdrop haben will oder viel EXP sammeln will. Aufgrund der schlechten AI kann man das Kapitel leicht überstehen. Im Prinzip ködert man Schützen vor seinen Tanks, indem man fragile Einheiten hinter den Tanks stellt. Platzieren sich andere Soldaten hinter den Schützen, zieht man seine fragilen Köder im nächsten Zug zurück. Jetzt bewegen sich die Schützen nicht, weil sie die Tanks vor ihnen nicht anvisieren können und die Soldaten hinter den Schützen können wegen eben jenen auch nicht angreifen. Sie versperren sich gegenseitig den Weg! In späteren Teilen feilt man an der AI und solche Patzer werden seltener. Ich kann Awakening und Fates loben, wenn ich nur will.
Am Kapitelende organisiert Greil den Aufbruch. Alle teilen sich auf. Titania, Shinon und Gatrie sichern den Weg, Mistu, Rolf und Elincia verpacken Verpflegung, Greil und Rhys sichern Dokumente und verbrennen den Rest. Gerade, wenn so ein Detail wie letzteres erwähnt wird, vergesse ich für einen Bruchteil einer Sekunde, dass die Greil-Söldner nichts mit einer realen Söldner-Bande in der wirklichen Welt gemein haben und bin so sehr in der Welt Tellius eingetaucht, dass sie mich überzeugt. Es ist weniger so, dass FE9 realistisch ist, denn dass es versucht, realistisch zu wirken. Überall verstreut es Einzelheiten und eigentlich triviale Details des mittelalterlichen und militärischen Lebens. Ob darüber, dass Shinon eine Leiche plündert oder dass Greil Unterlagen verbrennt. In solchen Momenten nehme ich FE9 ernst, was ich in Fates keine Sekunde tun konnte.
Zum ersten Mal beginnt ein Kapitel mit den Erzähler in Verbindung der Weltkarte. Vieleicht dienen solche Intros diejenigen, die das Spiel eine Weile beiseite gelegt haben, denn um Kapitel 6 geht es dabei nicht, stattdessen werden die Ereignisse in Kapitel 4 und 5 zusammengefasst. Ganz überflüssig endet es dann doch nicht, weil das Ziel Gallia genannt wird und damit erstmals die Laguz vorgestellt werden. Streng genommen kamen sie schon ein einziges Mal vor und zwar in einer Randbemerkung Shinons im letzten Kapite("stinking beast country"), die den unwissenden Spieler aber unverständlich ist. Sie werden mittels Bild vorgestellt und da nur ihre Tiergestalt gezeigt wird, ist Shinons Eindruck noch nicht falsch.
Die Laguz sind auch das Thema der sich auf der Flucht befindenen Greil-Söldner. Ike fragt anstelle des Spielers und die erfahrenen Mitglieder Shinon und Soren erklären es ihn auf ihre jeweils typische Art. Ich habe schon einiges zu den Laguz und den Rassismus zusammengetragen, aber das Thema durchzieht das ganze Spiel und wir haben noch nicht mal einen zu Gesicht bekommen (außer vielleicht Soren), weshalb ich auf einen günstigeren Moment warte. Hole ich stattdessen den Charakter Shinon nach, wobei auch dieser noch Kapitel 18, seine Supports und eine Basis-Konversation vor sich hat, aber bis ich da angelangt bin, will ich sein early game nicht mehr aufrollen, da beiß ich lieber in den sauren Apfel und greife voraus.
Shinon ist weit davon, ein eindimensionaler statischer Charakter zu sein. Unsere Wahrnehmung über ihn verändert sich in jeden Kapitel. In Kapitel 2 ist er heldenhaft, in Kapitel 3 und 4 nennt er berechtigte Kritik. Erst in Kapitel 4 erweist sie sich zunehmend als destruktiv und sein Charakter wird dubioser. Das will man uns jedenfalls mit seiner Leichenplünderung weismachen, aber auch so zeigt er in Kapitel 5 und 6 seinen Rassismus und das ganze gipfelt darin, dass er die Söldnertruppe verlässt, welche sich ohnehin in einer Notsituation befindet. Wird es nicht jetzt schon als Verrat ausgelegt werden, tut es das spätestens in Kapitel 18, wo er sich den Feind angeschlossen hat. Fairerweise nicht aus persönlichen Gründen, von denen er sich nur bedingt leiten lässt. Die Kampfkonversationen (Kapitel (18) zwischen ihn und seinen alten Gefährten empfehle ich nachzulesen. Sie charakterisieren jeden einzelnen und zeigen jedes einzelne unterschiedliche Verhältnis zwischen ihnen und Shinon, welches über Abscheu bis zum Respekt reicht.
Als Eigenbrötler könnte man seine bescheidene Supportanzahl begründen und so toll sind sie nicht. Sein bester ist mit Rolf, und das auch nur, nur weil im A-Support entlarvt wird, dass er sich seinen Zynismus und Opportunismus nur zum Teil aussucht. Er gibt der hässlichen Welt mit Schuld daran, ihn hässlich gemach zu haben und trotz allen hat er sich ihr nicht gänzlich hingegeben und sieht in Rolfs unschuldige und ehrenhafte Lebensweise seine eigene, vergangene. Mit Janaff führt er beispielhaft die Konfrontation zweier gegenseitig verfeindeten Rassisten vor, die unüberraschend für uns überraschenderweise ein paar Vorurteile überwinden. So bekehrt und interessiert an den Laguz zeigt er sich nie mehr, auch in seiner einzigen Szene in FE10 nicht, den Spiel, wo er seinen Platz in der Gruppe als harmloser Miesepeter gefestigt hat. Er zeigt in Janaffs Support auch einen Neid gegenüber Ike, der auch in einer Basiskonversation gezeigt wird. Es erklärt Shinons Abneigung gegenüber Ike zwar, tut aber auch nicht mehr. Er hat auch einen Support mit Gatrie, aber mehr als Humor kommt da nicht heraus. Gatrie ist Shinon eher ein treuer Hund denn ein gleichgestellter Kamerad und fordert Shinon zu wenig heraus, während Gatrie gar nicht erst einen Charakter hat, den man hinterfragen könnte.
Auch wenn er auf etwas plumpe Art den Schurken für den eindeutig guten und richtig handelnden Ike abgeben muss, ist Shinon ein recht beliebter und nicht zu komplizierter Charakter. Er ist wichtig für die Greil-Bande, weil diese sich nicht nur als heimische Familienbande präsentieren will (worin aber auch ein Gruffi hineingehört), sondern auch als professionelle Söldnerbande, wo nichts rosig ist und der Tod zum Geschäft gehört.
Zurück zur Handlung: Daein ist ihnen auf den Fersen, weshalb Greil improvisiert und Soren um Hilfe bittet. Greil, Shinon und Gatrie lenken den Feind ab, der Rest verzieht sich. Nicht zuletzt deshalb eine nette Szene, weil selbst in dieser hektischen Szene auch Titania, Oscar und Shinon zu Wort kommen, als dass ein einzelner entscheidet und niemand hinterfragt oder kommentiert.
Anschließend findet der Rest einen weiteren Teil der feindlichen Armee von sich und die Strategie besteht darin, sich wieder aufzuteilen. Die Kämpfer lenken ab, Elincia und die Kiddies fliehen. Irritierenderweise sollen Elincia und Co. über die Brücke fliehen, aber genau dort sind doch die Soldaten. Und statt die Gegner hinzuhalten und abzulenken, ist das Missionsziel Flucht. Ich nehme an, dass gemeint ist, dass Elincia und Co. einen ganz anderen Weg nehmen und nur Ike und Co. die Brücke überqueren, sich durchschlagen und ebenfalls fliehen.
Kapitel 4-8 bieten einige neue Missionsziele, welche das Hauptziel (Flucht vor Daein) widergeben. Zwei Verteidigungskapitel (auf welchen immer eine Flucht folgt), ein Fluchtkapitel und auch in 4 und 7 wird man von einer gegnerischen Einheit angegriffen und zur Wehr gezwungen, als dass man selbst angreift, wie in Kapitel 1-3.
Fluchtkapitel sind in FE eher selten. FE5 führte sie ein und das besonders radikall: Sobald der Lord flüchtet, werden alle anderen Einheiten zurückgelassen. So strengt tat man es nie mehr, aber das führte zu einen neuen Problem: Wenn Nicht-Lords nicht fliehen müssen, warum soll man sich die Mühe machen, sämtliche Einheiten zu mobilisieren? Formen von Belohnungen sind hier schwierig. Bei der Rettung von Dörfern oder NPCs geben eben diese Items, Gold o.Ä., aber sollen sich die eigenen Einheiten bedanken, dass sie fliehen konnten?
FE9 nutzt eine neue Form der Belohnung, Bonus Exp. Dies belohnt schnelles und geschicktes und umsichtiges Spielen und versucht, es attraktiv zu machen. Die erhaltenen BEXP können auch als Ausgleich betrachtet werden, denn eine langsame, grindlastige Spielweise erscheint viel sinnvoller, erhält man dort doch mehr Kombat EXP. Perfektionisten oder nimmersatte Spieler erhalten dadurch auch den Anreiz, sowohl möglichst viele Gegner für möglichst viel Kombat EXP zu erhalten, als auch, dies zügig und effizient zu tun, um das Rundenlimit einzuhalten und die volle BEXP einzukassieren. Belohnungen für bestimmte Spielweisen wie der Rettung oder Verschonung von bestimmten Einheiten geben den Spielern mehr mögliche Spielweisen und fordert zum Abwägen und Revaluieren der eigenen Spielweise. Dabei lobe ich weniger die BEXP sondern die Belohnung an sich, weil BEXP selbst keine so tolle Belohnung sind. Aber wir können sie momentan nicht einmal anwenden, also kritisiere ich sie noch nicht.
Im übrigen ist dieses und folgende Kapitel deshalb schwierig, weil die Ressourcen knapp und begrenzt sind. Konnte man in Kapitel 3 und 4 das Inventar aller Einheiten (auch den abwesenden) im Menü vertauschen, sind Shinon und Gatries Items erst mal weg. Freie Waffen-und Itemsslots werden seltener, hinterlassene Waffen und Items müssen schlimmstenfalls zur Räumung zwingen, gleichzeitig können Waffen zu diesen Zeitpunkt aufgebraucht werden. So nervig es sein kann, um so belohnender und befreiender wirkt wie ein Schnappen nach Luft das Lager, welches nach den Strapazen freigeschaltet wird.
Petrine hat hier einen Auftritt, wie auch im vorherigen Kapitel. Ich widme mich ihr bei ihrer vorerst letzten Erscheinung im nächsten Kapitel, da ihre Rolle und der Sinn ihrer Auftritte leicht zusammenzufassen sind.
Kapitel 7
In diesen Kapitel ist das Aufeinandertreffen mehrerer Partien entscheidend. Anders kann es offensichtlich nicht werden, sonst käme keine Handlung zustande, aber diese Treffen erfolgen binnen kürzester Zeit ohne Pause und Absprache, weshalb das ganze schlecht konstruiert wirkt. Fangen wir mit den Kampf zwischen den Söldnern und der Armee Daeins an. Ike und Co. sind vor einer Festung und entscheiden, weiterzuziehen, als dass sie auf Greil warten oder ihn suchen. Dann passiert aber genau das. Titania sieht einen Schatten und die Truppe betritt die Festung, woraufhin sie umzingelt werden und sich zum Kampf entscheiden. Eine Flucht bleibt aus, was auch noch merkwürdig demonstriert wird: Ike und Co. stehen zuerst am Ausgang der Festung, dann drängen aber zwei Soldaten sie in eine Ecke, von der aus sie den Kampf starten.
Schließlich kommt Greil, schimpft mit Ike (eigentlich war es Titanias Schuld) und lädt Petrine zum Duell ein, weil es besser sei, sich anderswo auszutoben. Mir kommt der Raum nicht so eng vor, dass dort das Duell nicht ebenfalls stattfinden kann, ein paar Soldaten müssen nur höflich beiseite treten, aber Petrine willigt ein, denn irgendwie muss man ja beide los werden.
Nach den Kampf gesellen sich Ike und Co. zu Greil (Titania ist schon vorausgeritten und da?) und Petrine beendet das Duell und ruft ihre Soldaten, die aus allen vier Eingängen kommen und die Söldner belagern können. Was, waren die die ganze Zeit dort?
Ein paar Miauzer seitens der nun anrückenden Laguz-Armee (gutes Timing!) reichen aber aus, dass sich alle Einheiten entfernen, bis auf Petrines Truppe. Diese wird dann vom Schwarzen Ritter zurückgepfiffen, der auf den richtigen Moment gewartet hat oder ebenfalls gerade erst kam, wer weiß. Vor seinen Abzug schenkt er Greil einen verheißungsvollen Blick und das reicht dann wohl, dass Greil weiß, wann und wo sie sich zu einem Duell treffen können. Oder so, es ist nicht ganz klar, wie Greil und der Schwarze Ritter später aufeinander treffen. Erkennen tut Greil ihn erst während des Duells und Ike begleitet Greil für eine Weile, weshalb es auch nicht so aussieht, dass der Schwarze Ritter Greil ein Signal geben kann.
Nach den Duell flieht der Schwarze Ritter schon bald, denn just verlautet Caineghis seine Anwesenheit und rettet Ike dadurch. Er scheint ein Gespür für dramatisches Timing zu haben, denn seine Laguz retten im nächsten Kapitel Ike und Co. ebenfalls erst im letzten Augenblick, obwohl Caineghis schon nachts vor Ort war.
Meine Pingeligkeit soll die Qualität des Kapitels aber nicht schmälern. Es ist sehr gut, nur passiert zu viel und man macht es sich mit der Reihung und Verknüpfung der Ereignisse (die an und für sich gelungen sind) zu einfach. Die Truppe muss einen Kampf haben, Greil und Petrine müssen sich duellieren, die Laguz müssen sich zeigen, der Schwarze Ritter muss Petrine zurückpfeifen und er muss sich mit Greil duellieren und Greil muss sterben, aber wir dürfen nicht auch gleich Ike und das gesamte Spiel verlieren, also muss Caineghis noch vor Ikes bevorstehenden Tod, aber erst nach Greils Tod kommen.
Ne ganze Menge Charaktere zeigen sich hier den Greil-Söldnern und bringen die Handlung mehr oder weniger voran. Arbeite ich mich an einigen von ihnen ab.
Als Söldnerin ist ihre Platzierung in diesen Kapitel einigermaßen geschickt. Die Situation ist chaotisch und hektisch und genau derartiges entspricht ihren Naturell, weshalb die erste richtige Rekrutierung im Spiel authentisch genug ist. In FE10 zeigt sich, dass Mia als einzige bei den Greil-Söldnern bleibt und zu ihnen passt. Leider kommt das in diesen Spiel nicht ausreichend zum Tragen. Zum einen lassen die typischen Lagebesprechungen aller Söldner und die vielen optionalen Dialoge ab den übernächsten Kapitel nach und es wird eher nach typischer FE-Manier verfahren: Neue Einheiten stellen sich mit ein paar Sätze vor, kriegen im Idealfall ein oder zwei ihnen gewidmeten Szenen, den Rest übernehmen die Supports. So trauern alle Söldner bald um Greils Tod und bekunden dies auf ihre jeweils eigene Perspektive, aber Mia ist nirgends zu sehen und sagt kein Wort, schließlich, so das klassische Verfahren, kann man nicht davon ausgehen, dass sie rekrutiert wurde oder lebt. Eine Konservation im Lager gibt es auch nicht, also bleiben ihr noch als letzter Ausweg die Supports. Hier wiederrum ist Mia der erste Charakter, bei den die Unfertigkeit FE9 auffällt. Vergleichen wir die Supportanzahl der ersten 16 Einheiten:
Volke, Soren und Shinon haben nur 1-3 Konversationen, als Ausrede kann man dabei auf ihren unsozialen Charakter verweisen. Alle anderen haben 4-5 (Ike 7), nur Mia hat 3, obwohl sie einen offenen und geselligen Charakter hat. Und lediglich zwei ihrer Supports betrifft Charaktere, die früh im Spiel erscheinen. Bis Kapitel 26 hat Mia nur zwei Supportpartner.
Rein quantitativ hat Mia also weniger Suports als vielleicht möglich. Und die Supports selbst zeigen sie als eindimensionalen Charakter mit den Gimmick, immer mit anderen trainieren und wetteifern zu wollen. Den Support mit Rhys kann ich nichts anderes als blöd nennen. Im Support mit Ilyana geht ausschließlich um Ilyanas Gimmick und in den mit Largo wird das einzige mal der Funke eines Konflikts versprüht. Mia stellt sich den Konventionen der Gesellschaft entgegen und will mit ihren Lebensstil beweisen, dass Frauen auch kämpfen können. Der Funke zündet nicht, weil in FE genügend Frauen im Kampf vertreten sind. In der Unterzahl, ja, aber eben schon. Wenn Banditen oder ihre Gefährten auf den Erfolg ihrer Kampfeskunst verweisen, so wurde bei Titania nicht einmal ihr Geschlecht genannt. Petrine passt sich den männerdominanten Militär an und niemand verweist auf ihr Geschlecht, nur auf ihre Autorität. Ihre Untergebenen fürchten sie nicht, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie ein rücksichtsloser Befehlshaber ist. Der Schwarze Ritter und Greil belächeln sie nicht, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie ihnen im Kampf unterlegen ist. Der reale Aspekt, dass Frauen tatsächlich physisch schwächer als Männer sind, wird in der Welt der Fiktion, Videospiele und Fire Emblem gelockert und bisweilen aufgehoben, weshalb es nicht überzeugend ist, wenn Mia ihn jetzt thematisiert und als ernstes Motiv verkaufen will. Wenn die Largos dieser Welt tatsächlich in der Überzahl sind, warum hat vor ihn nicht Greil, Ike, Rhys oder sonst wer Mia hinterfragt? Stattdessen wurde ihre Tätigkeit als selbstverständlich hingenommen und es entsprach auch dem, was wir in Fire Emblem kennen.
In Vergleich zu RPGs, die die Handlung und Charaktere nicht in Gefechten begrenzen müssen, haben SRPGs es schwieriger, die Helden mit den selben Antagonisten über einen längeren Zeitraum zu konfrontieren, ohne dass sie langweilig werden oder sie an Bedrohung abnehmen, weil sie einerseits möglichst oft und prägend erscheinen sollen, aber andererseits ohnehin nicht gewinnen werden. Wer die Namen der bisherigen Daein-Kommandanten (also den Bossen in Kapitel 4-7) kennt, entspricht nicht der Norm. Sie sterben im selben Kapitel, wo sie auftreten, ihnen Aufmerksamkeit zu widmen lohnt sich nur bedingt. Daher beschäftigt die FE-Reihe gerne bedeutendere, aber nicht zur Spitze gehörende, manchmal inkompetente Generäle wie Kempf oder Narshen. Ihnen untersteht das Gebiet, in welchen einige Kapitel lang die Handlung fortgeführt wird und die Bosse dort sind ihre Untergebenen. Zeigen sie sich, müssen sie verlieren, aber da sich die Helden erst am Anfang oder der Mitte ihrer Reise befinden, besiegen andere sie, etwa Verbündete, ranghöhere oder wie hier Mentoren. Wenn der Held sie besiegt, dann zu einen späteren Zeitpunkt, um die auf ihrer Reise gewonnene Stärke und Erfahrung zu demonstrieren. Aber Petrine und Co. haben auch eine andere Aufgabe, sie sind das Bindeglied zwischen den einfachen Bossgegnern (den Eintagsfliegen) und den eigentlichen Antagonisten im Spiel, die Herrscher, Drahtzieher oder kompetentesten Generäle. Vor denen erscheinen sie umso schwächer, was deren Gefährlichkeit betont.
Petrine gibt außerdem einen Point of View der Antagonisten her und vermittelt, wie sie und Daein die Eroberung Crimeas oder die Bekämpfung von Ikes Armee sieht. Sie ist in Begleitung von Ena, weshalb ihre Szenen auch einen späteren Plotfaden vorausdeuten. Auch wenn ihr Charakter nicht viel herhält und sie gezwungen ist, vor jeden die furchtlose Kommandantin zu spielen, wird ihr immerhin ein Krümelchen Backstory gewidmet. Sie ist branded, was ihrer Motivation und Bereitschaft, sich Ashnard anzuschließen, ein wenig Spielraum und Interpretation lässt.
Ergänzung zu Petrine von Abroxas:
Zitat
Noch kurz zu Petrine: Zu ihrem Charakter gehört auch eine Seite, die sich als comically evil beschreiben lässt. Sie ist bekannt dafür, ihre schlechte Laune an Untergebenen auszulassen, ist (wie sich später zeigt) völlig gleichgültig gegenüber zivilen Opfern, neigt zu Jähzornausbrüchen, übergibt ihre Befehle stets mit Gewaltandrohungen und überhaupt hat sie lauter schlechte Charaktereigenschaften. Natürlich ist sie eine Hardcore-Rassistin. Damit fällt sie immerhin in ein altbekanntes Muster, das den fähigen, aber mental instabilen und brutalen Emporkömmling beschreibt. Aber damit bleibt sie auch in einer gewissen Eindimensionalität gefangen.
Die mysteriöse Mentor-und Vaterfigur wird mit jeden Kapitel mysteriöser, aber bis seine Rolle in der Handlung erklärt wird, vergeht eine ganze Weile und erfolgt erst dann, wenn das Spiel sich den Schluss nähert. Wie schon erwähnt erklärt das Spiel nicht, wie und wann Greil und Zelgius Zeitpunkt und Ort des Duells ausmachten, wie sehr er Zelgius und seine Absichten (Duell mit Greil, doch sein primäres Ziel ist das Fire Emblem!) erkannte und wie sehr Greil seinen bevorstehenden Tod erahnte. Schließlich könnte Caineghis reichlich Schutz bieten und tut es dann auch. Ich vermute aber, dass Zelgius ihn ein stilles Ultimatum gestellt hat, da Greil bereits nach dessen Abtritt tief in Gedanken versinkt und keinen weiteren Plan formulieren kann. Caineghis erwähnt später vage, dass Greil und Elena seit ihrer Flucht aus Daein verfolgt wurden und er mag in Zelgius korrekterweise den Verfolger erkannt haben. Ich schätze, dass es sein Plan war, Zelgius abzulenken, bis Ike, Mist und der Rest Gallia erreicht hat. Anderweitig könnte Zelgius das Fort angegriffen haben und wäre in der Nähe von Mist und den Fire Emblem gelangt. Auch ist es möglich, dass Greil zumindestens vor den Duell noch Gewinnchancen sah und er Zelgius keine Gelegenheit mehr geben wollte, Mist jagen zu können.
Kurios ist sein Rat an Ike, in Gallia ein friedliches Leben zu führen. Nicht den Schwarzen Ritter aus Rache zu jagen ist plausibel, denn es würde da Fire Emblem in dessen Nähe bringen. Aber Gallia wäre das optimale nächste Ziel für Daein, womit das Medaillon wieder in Reichweite gerät. Warum riet er Ike nicht, nach Begnion zu flüchten? War es zu riskant? Vertraute Greil den Laguz-Königen, vereint Daein trotzen zu können? Ganz kühn ziehe ich in Erwägung, dass sein letzter Befehl an Ike, in Gallia zu bleiben, sein letzter Test an seinen Sohn ist. Dieser muss seinen eigenen Weg gehen, darf sich als Anführer von niemanden mehr etwas befehlen lassen (lediglich Räte anderer berückichtigen, nicht ihnen folgen) und muss sich über seinen Vater hinwegsetzen, um dort zu triumphieren wo dieser versagte. Wenn er schon den Schwarzen Ritter aufsucht, dann soll er wenigstens die Warnung seines Vaters in Hinterkopf bewahren und sich dabei vorsichtig verhalten.
Vom Gameplay her ist sehr es sinnvoll, weil die Boni sonst zu krass werden.
Handlungstechnisch ist es natürlich nervig und teils unsinnig, dass man nur mit einen Gefährten den Höchstgrad der Freundschaft erreichen kann. Das ist noch der Übertrag von anderen 6-8, wo man für alternative Enden natürlich nur einen Partner heiraten/zum besten Freund haben kann. Es fördert den Wiederspielwert, um sein Team routieren zu lassen und mit manchen Support spielt man eine Überraschung frei, die einen beim bisherigen Spielen nicht zu Gesicht kam.
Ich finde die Begrenzung angemessen. Wenn wer aber alles maximiert und vollständig haben will, ist es nervig. FE6 ist noch schlimmer, weil die Supports nicht in einer Bibliothek gespeichert wurden, man sie also nach Freischaltung nicht nachträglich einsehen konnte. PoR hat wenigstens ne Bibliothek und zu der Zeit war das Internet allmählich gängig geworden.
Die Handlung setzt Greils Tod mit der Trauer um ihn seitens der Greil-Söldner fort. Es ist wieder eine Gelegenheit, alle Mitglieder der Bande näher kennen zu lernen. Überrascht hat mich Boyd, der manchmal mit dummen Sprüchen auffällt, hier aber zunächst seine Wut über Shinon und Gatrie auslässt und dann Ike erklärt, wieso er weiterhin zu ihn hält und sogar als Anführer akzeptiert.
Shinon ist erst abgehauen, als die Nachfolge mitgeteilt wurde. Vielleicht steht die Entscheidung/"Erbfolge" fest und es gibt gar nicht erst die Möglichkeit einer Wahl zum Oberhaupt und vielleicht nutzt Shinon seinen Neid auf Ike nur als Vorwand. Er hat genügend Gründe, zu gehen. Er hasst Gallia und traut den Laguz nicht, Daein will er sich nicht länger zum Feind machen. Elincia ist in einer schlechten Lage ohne Aussicht, ihre Klienten gut bezahlen zu können. Gatries Gründe sind so wenig vorhanden wie sein Charakter. Vertraut er Ike nicht? Sieht er in Gallia keine Perspektive als Sldner? Hält er Elincia für eine schlechte Arbeitgeberin? Ist er Shinon treu (warum trennt er sich dann von ihm)? Den größten Effekt hat seine Abwesenheit nicht in der Handlung, sondern im Gameplay. Im kommenden Verteidigungskapitel gilt es den Ansturm der Gegner von gleich drei Positionen aufzuhalten, da wäre Gatrie sehr nützlich und kann schnell vermisst werden. Ohne der beiden vermittelt das Kapitel durchaus, dass die Söldner unterbesetzt sind.
Aber es gibt auch gute Nachrichten. Der englische Titel lautet nicht ohne Grund Despair und Hope. Ersteres verweist sicherlich auf die Aussichtslosigkeit der Gruppe, die Greils Tod und/oder die Belagerung Daeins mit sich bringt, zweiteres vielleicht für die Laguz, die sie verteidigen und Asyl gewähren. Vielleicht steht Hope aber auch für die Ernennung Ike zum Anführer und seine damit verbundene Fähigkeit, das beste Feature zu nutzen, das Path of Radiance hervorgebracht hat, das Lager.
Lager
Neu ist das Lager nicht, schon immer gab es vor den Gefechten das Vorbereitungsmenü, wo Einheiten Items etc. tauschen konnten. Mit Fortschritt des Spieles bzw. der Spielreihe wurden dem immer mehr Features hinzugefügt. Waffen- und Itemläden konnten besucht werden, Items sortiert werden. FE4 verlegte dies in Basen, die man besuchen konnte und wo obendrein der Itemhandel, Promotion, Arena und Wahrsager (zur Wertung des Liebessytems) zur Verfügung stehen. Andere Elemente wie die Einsicht in den Taktik-Rängen oder Vorsagen für Tipps im kommenden Kapitel werden ergänzt und verschwinden wieder, auch nach FE9.
- In FE9 beinhaltet das Lager die Händler, die sich als Gruppe den Söldnern hier anschließen. Item-und Waffenhändler entsprechen den bisherigen Händlern, neu sind die Zwillinge, deren Sinn mir nicht ganz einleuchtet. Einer regelt da Verkaufen (dass bisher jeder Händler automatisch tat), der andere schmiedet (was ich eher den Waffenhändler Guston zumuten würde als diesen Pimpf). Vielleicht war die Gruppe mit zwei Mitgliederen in wenig zu klein, um als Händlertrupp durchzugehen. Jedenfalls ist Schmieden eine Erfindung FE9, die ausschließich im Gameplay einige interessante Aspekte aufweist und deshalb hier nicht weiter vertieft wird
- Die Skillverteilung macht ein Comeback aus den den Jugdrall-Teilen. Skills dienen zwar vornehmlich den Gameplay, aber sie können Einheiten auch charakterisieren. Z.B. spiegeln Energie und Klarheit die Gemütsfassung wider, Reizen und Schatten das Auftreten, Elite verweist auf noble Herkunft, Luchsohr und Prophet verweisen auf charakterspezifische Stärken. Stefan hat automatisch seinen klassenspezifischen Meisterskill, was seine Erfahrung und übermenschlichen Fähigkeiten unterstreicht.
- Bonus Erfahrung wird hier verteilt. Schätze ich sie als Belohnungssystem, sehe ich der Nutzung skeptisch entgegen, da ausnahmelos jede Einheiten ohne Erklärung beliebig viel an Leveln gewinnt, was nicht nur das Gameplay trivialisieren kann, sondern auch handlungstechnisch keinen Sinn ergibt. Bei Stat-Boostern gibt es wenigstens den Schein einer Erklärung, dass es seltene Items sind und dass sie den Charakter stärken. Was bitte sind die 100 BEXP Belohnung?
- Supports werden im Lager und nicht im Kampf aktiviert, was u.a. auch den Ort der Supportkonservationen vom Kampffeld ins Lager verlegt und plausibler erscheinen lässt. Man unterhält sich eher dort als auf den Schlachtfeld. Letzteres hat man in einigen FE-Teilen zu Recht kritisiert.
Aber all das haben andere und spätere FE-Teile auch, warum also die Aufregung? Na wegen der letzen Option, den Basis-Konversationen. Im Unterschied zu den Supportkonservationen hauchen sie auf vielfältigste Weise Leben in die Welt von FE9 ein. Ike konfrontiert alte und neue Gefährten, Zivilisten, Soldaten, Händlern, Dienern, neue Rekruten, Söldner, Menschen, Laguz, thematisiert kann der Alltag werden, ob im Lager, auf den Lande, in der Stadt, in dieser und jener Nation, dabei kann das Lager ein Palast sein, eine Festung, ein Schiff, ein Zeltplatz. Thema können kommende Gefahren, Eigenheiten und Schwierigkeiten in den Kapiteln sein, ethischer, ethnischer, kultureller oder politischer Natur sein. Bisweilen gibt es Belohnungen in Form von neuen Einheiten, Waffen, Items, Skills, Triangelangriffen. Das alles gibt der Welt Tellius mehr Form und Gestalt als andere Welten, vermittelt uns die Auswirkungen der Schlachten und Kriege mehr, da unmittelnahbarer und aus verschiedensten Perspektiven, sei es von Tätern, Opfern, Entscheidern oder Befehlsfolgern. Die Heldenreise, die Ike und seine Truppe verändert und vergrößert, wird einen näher gebracht und ist nachvollziehbarer.
Spätere Teile haben zwar das Lager, aber die "Konservationen" beziehen sich nicht mehr auf das spezifische Kapitel und sind allgemein gehalten und haben wie bei den Supportkonservarionen das gewaltige Problem, dass sie sich gar nicht auf aktuelle oder künftige Ereignisse beziehen dürfen und deshalb trivial sein müssen. Wenn ich künftige Teile nur um ein Element bereichern könnte, dann wären es die Lager-Konservationen, so wie FE9 sie nutzt.
Das Kapitel an sich ist ziemlich geradlinig und bietet wenig Diskussion. Gewitzt eingebaut werden die Verstärkungswellen in die Handlung. Sie zeigen, dass die Söldner überwältigt werden (die Verstärkung im letzten Zug kann man gar nicht bekämpfen). Einerseits, weil sie von der Flucht geschwächt und an Anzahl verringert ist, andererseits ist Ike als Befehlshaber neu.
Wieder einmal sind es die Laguz, die sie retten, was uns wohl unterschwellig mitteilen soll, dass sie gut sind. Dann folgt eine verwirrende Szene, die ich kurzum als blödsinnig und Zeitverschwendung werte. Lethe ist ein Tick zu misstrauisch gegenüber den Söldnern, was Soren dazu verleitet, sie zu provozieren, woraufhin ihn Mordecai töten will, was durchs Ike Einschreiten verhindert wird. Sorens Beleidigung geht zu weit und widerspricht seinen Charakter als verschlossenen, objektiven und besonnen Strategen. Die Laguz haben ihn und seiner gesamten Truppe zweimal das Leben gerettet. Vielleicht wollte man es als subtilen Hinweis verkaufen, dass er sich von den Laguz diskriminiert fühlt und Lethes Sermon über die Ignoranz der Menschen zu den Laguz als Heuchelei entlarven will, aber seine Retter zu provozieren und mit den Beleidigungen nachzusetzen, ist töricht. Mordecais Mordversuch widerspricht seinen Charakter, da er alles daran setzt, die Missverständnisse zwischen Menschen und Laguz zu klären (er ist der idealistische Gegenpart von Lethe und sein Charakter soll mit seiner Sanftheit und Vernunftheit seine bedrohliche Statur kontrastieren) und er die Mission hat, die Söldner zu retten, nicht zu töten. Als Erklärung wird geliefert, dass Soren und der Rest müde und frustriert sind, aber dass erklärt nur die giftigen Worte, nicht das Handeln. Warum man diesen Konflikt einbauen musste, weiß ich nicht, vielleicht wär das Kapitel sonst zu langweilig und man wollte irgendwie mitteilen, dass Menschen und Laguz in der Kommunikation nicht auf einer Ebene sind. Abroxas jedenfalls gab mächtig kontra:
Zitat
Zu der Konfliktszene am Kapitelende: Du übersiehst hier ein paar wichtige Momente, die einem neuen Spieler noch nicht absolut klar sind. Diese Szene veranschaulicht eine Reihe von Sachen, sowohl hinsichtlich der Welt von Tellius als auch der Charaktere:
- Bisher haben wir nur den ausgeglichenen Ranulf gesehen. Ansonsten sind Shinon und Petrine ausgemachte Rassisten und wir hörten, dass die Laguz allgemein diskriminiert worden sind. Nun treffen wir auf den ersten feindseligen Laguz, Lethe. Lethe kann Beorc offensichtlich nicht leiden und lässt sich entgegen der Befehle ihres Königs zu einer Tirade hinreißen, die wirklich fehl am Platze ist. Sie kommt recht zügig vom Thema ab und wettert gleich gegen alle Beorc, weil Ike sich mal verplappert hat. Laguz sind nicht nur Opfer, sondern selber auch recht verbittert. Dass Mordecai Lethe kontrastiert, zeigt eben auch, dass es unterschiedliche Auffassungen unter den Laguz gibt. Jedenfalls ist das der erste handfeste Beleg dafür, dass Laguz auch Beorc verachten.
- Wirklich nur beiläufig erfahren wir hier auch zum ersten Mal, dass die Laguz einst von Beorc als Sklaven gehalten worden sind. Auch, wenn Lethes Tirade ein wenig verkrampft erscheint, ist es doch eine elegange Art und Weise, ein wenig Lore einzustreuen, die später in Begnion noch weiter aufgegriffen werden wird. Fast könnte man meinen, dass dieses Gespräch wohl auch diesem Zweck diente.
- Wir erfahren einen weiteren Charakterzug: Soren ist ein Rassist. Es ist kein Geheimnis, dass Soren Laguz schlicht und ergreifend nicht leiden kann, es ist auch nicht das letzte Mal, dass er sich als solcher offenbaren wird. Und es ist keine Neuheit, dass Soren eine Gelegenheit nutzt, um jemand mit einem beißenden Kommentar zu peinigen. Zumal Lethe nun wirklich angefangen hat. Soren reagiert in erster Linie auf der ihm eigentümlichen Art.
- Dass Mordecai nun "wild" wird, ist auch nicht ganz unwichtig: Laguz haben die Neigung, sich von ihrer Kampfeslust übermannen zu lassen. Sie können allesamt mit Zorn nicht sehr gut umgehen, was in FE10 noch aufgegriffen werden wird. Selbst jemand wie Mordecai kann zur regelrechten Bestie werden. Er ist immerhin ein Krieger Gallias, das mus ja irgendwo herkommen. So ticken die Raubtier-Laguz nun einmal. Es ist daher nicht so out of character, wie man meinen sollte. Die Szene macht diesen Aspekt der Laguznatur nicht unmissverständlich klar, gliedert sich aber nahtlos in das große Ganze ein. Apropos: Es ist auch denkbar, dass Sorens Gezeichnetsein seinen für Mordecai unerklärlichen Einfluss auf Laguz ausgeübt und ihn gereizt hat. Das mag sein Scherflein zur Eskalation beigetragen haben. Aber das kann man ja erst viel später wissen. Ich meine, dass das erst in FE10 erwähnt wird, und ich vermute, dass man auch erst beim Writing für FE10 darauf gekommen ist.
- Zudem hat Ike die Möglichkeit, seiner Rolle als Söldnerchef gerecht zu werden. Auch Soren lässt sich hinreißen, weil sein BFF attackiert worden ist (das einzige, was Soren aus der Reserve lockt) und Ike muss gegenüber seinen best buddy beweisen, dass er Autorität hat. Bei der Gelegenheit kann man auch eine von Ikes Eigenschaften bewundern, nämlich dass er über die Rassenunterschiede und den Streit hinwegsieht und klar und präzise Sorens Provokation tadelt. Er spricht aber nicht Lethes Auslassungen an und bietet seine Entschuldigung an, womit er der Situation, in der er sich befindet, voll und ganz gerecht wird. Ike reitet nicht darauf herum und versucht, ein Auskommen mit den beiden Gefährten zu finden, weil er auf ihre Hilfe angewiesen ist und weil er wohl auch versteht, dass die beiden keine Fans von Beorc sind. Das ist so typisch Ike und hier bekommen wir eine frühe Kostprobe davon.
Sie hat eine ähnliche Rolle wie Mia im letzten Kapitel. Nicht wirklich wichtig, eine Bemerkung bei der Rekrutierung bringt die Handlung voran (Mia gibt Ike über Greils Aufenthalt Bescheid, Ilyana verweist auf Verstärkungswellen), sie werden Mitglieder der Söldnergruppe bzw. ist Ilyana Teil der Händlertruppe und beide sind gimmicklastige Charaktere. Ilyana ist im Gegensatz zu ihrer gebrechlichen Statur ein Nimmersatt, ein Fass ohne Boden. Erklärt wird das nicht, aber die unterschiedlichen Reaktionen ihrer Supportpartner sollen halt witzig sein. Mir gefällt nur der Support mit Zihark, weil er als einziger ihr Spielchen durchschaut und die Frage in Raum stellt, wie viel an ihren Verhalten egoistisch ist und wie viel sie auf Hilfe angewiesen ist. Aber da ihr Leiden nie erklärt wird und überwiegend den Humor wegen auftritt, kann daraus nichts gescheites werden. Aber hey, sie hat eine melancholische Anmut, scheiß auf den Rest.
Kapitel 9
Vor der Schlacht wird Ikes neue Rolle als Kommandant mit Erhalt des Strategenbericht unterstrichen. Zwar sind die Informationen von zweifellhaften Nutzen, lassen die Söldner aber einen Hauch seriöser und mehr im Kriegsgeschehen verstrickt wirken. Gerade Ikes Reaktion, wenn Einheiten im letzten Kapitel gefallen sind.
Zitat
“Death and destruction are all part of war. My father said that a lot.”
“The first casualties of war are those without strength and those without luck.” “And there’s nothing you can do about it. Live with bravery, be daring and fearless. Live for those who have died.” And yet…I can’t help but think f I were more powerful…I could save more people. Couldn’t I?
...
Weitere Basiskonversationen mit Soren, Mistu, Oscar, Mia und Mordecai verstärken die Kameradschaft der Söldner. Oscars Konversation verlässt Ike dazu, den Kampfstil von Rittern zu studieren und zu Beginn des Kapitels entscheidet er sich zum Kampf anstelle der Flucht, weil er einen Sieg seinerseits kalkulierte. Vielleicht wollte man die Lehren, die er aus den Gespräch mit Oscar zog, unmittelbar umsetzen. Mordecais Gespräch ist so gut, dass ich bei seiner Charakter-Analyse auf es hinreichend eingehe.
Rassismus
Bevor Ike den Königspalast Gallia erreicht, stellt sich erneut die Armee Daeins ihm in den Weg. Nur drei Kapitel in FE9 spielen in einen Land der Laguz (Kapitel 12 vielleicht auch?) und in allen dreien ist die Armee Daeins der Feind. Weder ist der Ort des Geschehens bei den Laguz angesiedelt (überwiegend Crimea, Begnion und Daein), noch werden sie oft als Gefahr und Antagonisten dargestellt (von den Missverständnis in 15 abgesehen nur die Raben in 12, 13, 18 und - ehe sie zu NPCs gemacht werden - 19). Mir fehlen wahnsinnig-kriegssüchtige oder dekadente-habgierige Gegenstücke zu Ashnard und den Senatoren bei den Laguz, die sich auf das Recht des Stärkeren berufen könnten und Menschen töten oder versklaven würden.
Als Hauptgrund für den Rassismus verweist das Spiel auf die Andersartigkeit der Laguz hin: Sie sind wild, tierhaft, unzivilisert und ein Zusammenleben erscheint nicht möglich ist. Andererseits erweisen sie sich oft genug in ihrer Menschform nicht minder zivilisiert und kultiviert. Mich überzeugt dieser Rassismus wegen dieser Unstetigkeit nicht. An manchen Stellen sind Laguz anders und Sklaven ihrer Instinkte, der Rassismus ist also höchst angebracht und an anderen Stellen wiederrum verhalten sie sich wie Menschen, weshalb der Rassismus falsch und ungerecht erscheint.
Das nächste Problem mit der Unmöglichkeit, Laguz vom Menschen weder zu unterscheiden, noch sie ihnen gleichzusetzen, hängt mit den Eigenschaften der Laguz zusammen. Vielmehr eigenständige Wesen, sind sie Übermenschen mit zusätzlichen Eigenschaften. Die menschliche Natur dient ihnen als Basis, sie haben lediglich spezifische tierische Eigenheiten und ein paar Vorteile wie langsameres Altern und sind stärker. Verkehren sie mit Menschen, verlieren sie sogar den Großteil ihrer Eigenheiten (aber auch nicht alle <.<) und ähneln zurückgestuft umso mehr den Menschen. Menschen indes verlieren keine Fähigkeiten (absorbieren sie die geschwundenen Fähigkeiten und werden stärker? Das könnte die Kraft von Ashnard und Altina erklären).
Irgendwo wurde erwähnt, dass Laguz auch Menschen versklavt haben, aber darauf wird leider nie eingegangen, dabei hätte es dazu beigetragen, die Laguz von ihrer Opferrolle zu verdrängen und sie etwas mehr gleichzustellen. Auf mich wirken sie wie Übermenschen, die gut daran gelegen sind, die in jeder Hinsicht unterlegeneren Menschen auszurotten oder zu versklaven.
Ich vermute, dass das Hauptproblem, weshalb ich den Rassismus und die Laguz in FE9 für gut gemeint, aber schlecht umgesetzt halte, an den unlösbaren Widerspruch liegt, dass Rassismus eigentlich den Umgang von Menschen thematisiert, die an sich gleich sind und sich nur ethnisch unterscheiden. Laguz indes sind Fantasiewesen, menschenähnliche Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Man kann den Rassismus nicht auf sie anwenden, weil sie einerseits anders und von Menschen stark zu unterscheiden sind, umso widersprüchlicher die ständige Botschaft, sie seiten andererseits nur erweitere Formen des Menschen und sollen gleichberechtigt sein.
Wahrscheinlich wurden die Laguz trotzdem in das Spiel und die Handlung integriert, um vom klassischen Plot des besetzten guten Königreiches durch das böse Imperium abzuweichen und die Rolle der mystischen Wesen, der Manaketen, zu verstärken. Laguz sind schließlich vielfältigere Varianten der Manaketen, die in Fire Emblem einen festen Platz haben. Dazu sei gesagt, dass ich die Seltenheit der Manaketen in den anderen Teilen immer für gut gehalten habe, auch des Gameplay wegens. Keine Waffen zu führen und beschränkte Möglichkeiten zu haben ist okay, wenn es nur einzelne besondere Einheiten betrifft.
Nicht zuletzt kann das Marketing eine Rolle gespielt haben. Sind Furrys mittlerweile vielen geläufig, war die westliche Welt damals noch nicht vollständig von Katzenmädchen und Wolfsjungen verseucht. Bzw. war sie es schon und genau deswegen wollte Fire Emblem mitmachen.
Die Konfrontation mit Daein wird in diesen Kapitel vorwiegend dazu genutzt, zahlreiche Charaktere vorzustellen. Lethe und Mordecai zeigen mehr Teambereitschaft und führen dem Spiel den Status "Verbündete" hinzu, die man nicht wie Einheiten kontrollieren kann, aber anders als NPCs Anweisungen geben kann. Mistu und Rolf schließen sich den Kampf an. Marcia kann alsbald rekrutiert werden. Zivile Laguz sind vor Ort. Und neben den Soldaten Daein tümmeln sich als Randmission auch Piraten ins Geschehen. Vorbei ist es nach all dem nicht, denn das Kapitel endet in einer Audienz im Königspalast Gallia mit weiteren neuen und alten Gesichtern, aber das verschiebe ich auf Kapitel 10.
Gehe ich vom unwichtigsten zum wichtigsten. Die Piraten sind ins Kapitel reingequetscht, damit man den Zeitdruck erhöht. Der Boss hat sogar ein Porträt, dient aber nur flachen Humor. Von den zwei Laguz, die man in Dörfer Häuser besuchen kann, erweist sich einer als kooperativ und nennt die Schwäche der Bestien, Feuer. Der andere NPC ist überzogen ängstlich und feindselig. Das ist alles schlecht geschrieben und ruft uns zurück, dass FE9 nur in mancherlei Hinsicht eine bessere Handlung hat. In vielen Aspekten ist es nicht minder schwach- und stumpfsinnig als alle anderen FE-Spiele.
Die Soldaten Daeins werden von Ike wie gesagt als besiegbar gewertet. Dies unterstreicht auch die Boss-Konservation, wo Ike auf die Arroganz und mangelnde Vorbereitung hinweist. Lobenswert, dass das Spiel wenigstens versucht, die Siegeschancen das ganze Spiel durch einzuschätzen und mit Anwachs der Armee Ikes auch zu erhöhen. Kapitel 11 gibt einen weiteren Einsicht in die Armee Daeins und bietet einen weiteren Grund für ihre stetigen Niederlagen gegen Ikes Söldner.
Offenkundig habe ich nicht viel über ihr zu sagen. Hervorstechend ist ihre Art zu Reden, was wahrscheinlich vom Japanischen entsprechend lokalisiert wurde. Da ich darüber aber nichts weiß, tappe ich im Dunkeln, warum eine eigentlich gedrillte Soldatin frei nach Schnauze spricht. Kantopia hat einen Artikel zu Marcia. Anscheinend wurde Marcias Sprachstil extrem aufgepeppt, im Japanischen hat sie sich immer beherrscht. Passt zu meiner Meinung über ihr, sie ist ein farbloser, flacher Charakter. Marcia wird eine Nebenhandlung gegeben, in welcher sie ihren Bruder Makalov sucht und zur Rede stellt, aber diese verläuft ziemlich geradlinig und ohne Überraschung. In zwei ihrer vier Supports hat sie es mit dummen Hitzköpfen zu tun, weshalb daraus nichts gescheites entsteht. Ihr Support mit Tanith blickt in ihre Vergangenheit, aber auch hier ist alles unspektakulär und verläuft ziemlich so, wie man es erwartet. Wobei das Ende des Supports nahelegt, dass Marcia sich wieder Begnion anschließt. Sieht in FE10 anders aus. Und dann hat sie noch einen Support mit...
Rolf erfüllt die Rolle des Kindes innerhalb der Söldnergruppe. Da Mistu ebenfalls dort drin ist, schwächt die Wirkung ab und dass er sich einen Tick kindlicher verhält als ihr, macht es nicht besser. Auch in seinen Supports ist er gewöhnlich das Kleinkind, welches sich behaupten will. Das macht ihn nicht besser, aber die anderen: Indem ihnen ein Kind vorgesetzt wird, sind sie dazu gezwungen, sich reif und weise zu verhalten. Das bringt das beste aus Shinon heraus und Tauroneo öffnet sich Rolf und offenbart seine Ängste um seiner mit ihn zerstrittenen Familie. Wie in Kevin allein zu Haus.
Wenn ich etwas negatives über ihn finden müsste, dann, dass der Archetyp des sanften Riesen zu abgedroschen ist, um einen noch mitzureißen. Aber bei Mordecai wird der Kontrast zwischen seinem bedrohlichen, wilden Äußeren durch mehr als nur seine sanfte Art kontrastiert. Für einen unzivilen Laguz ist er unerhört reflektierend und selbstkritisch. Schon seine Konversation mit Ike über den Wert der Sprache zur Kommunikation mit Fremden entlarvt ihn. Er erinnert mich an ungebildete Menschen, die aus asozialen Verhältnissen kommen, darunter leiden und in einen einschneidenden Erlebnis die Welt der Sprache, der Wissenschaften und Kunst zu Gesicht bekommen, sich über ihre eigene begrenzte Welt und beschränke Sichtweise klar werden, schämen und versuchen, mit Bildung und offener Neugier für alles neue empfänglich zu werden und daran zum aufgeklärten Individuum zu reifen. Dass genau ein solcher Laguz als Diplomat zwischen König und Ike gewählt wird, ist ebenso effektiv wie sein Kontrast mit Lethe. Wenn sie die Sichtweise der Laguz direkt, offen, wertend und radikal vertritt, hält er sich zurück, erwägt, räumt ein, berücksichtigt andere Sichtweisen und deutet lediglich an.
In seinen Supports ist seine zurückhaltende Art fast schon schade. Ranulf weist darauf hin, dass er kein Krieger ist, bei Ulki und Ilyana steht der Humor an erster Stelle. Mit Mist werden die offensichtlichen Berührungsängste der beiden thematisiert, auch hier ist es bezeichnend, dass Mordecai Angst davor hatte, Mist zu ängstigen. Der Support mit Stefan ist überwiegend informativer Natur, aber wird damit schon das Thema in FE10 vorneweggenommen, die Dualität von Ordnung und Chaos:
Zitat
Stefan: What will you do, Mordecai? Am I so wretched to you that you feel you must take direct action against me? You laguz are closer to nature than the beorc. Are you going to enforce the goddess’s law? Is that it?
Mordecai: I have not met the goddess. But if her laws make you unwanted, then I will have nothing to do with her. You have taught me much, and I would not like to lose your friendship.
...
Mordecai ist der Laguz, der mit am häufigsten auf die Unterschiede zwischen den Rassen verweist und dabei auch stichhaltige Argumente nennt bzw. entscheidene Fragen stellt. Das macht ihn zum am besten charakterisierten Laguz.
Fünf Kapitel lang sind Ike und Co. vor Daein geflohen und sind endlich in Sicherheit. Caineghis bietet Asyl und stellt schlüssig da, weshalb er nicht einfach Daein angreifen und Crimea helfen kann. Die Bevölkerung Crimeas würde die Hilfe von außen, den Laguz, nicht gutheißen, Begnion könnte sich mit Daein verbünden. Die politischen Aspekte der Krise und die Fragilität Tellius werden gut hervorgehoben. Jede Vorgehensweise wird Folgen tragen und auch die Alternative wird es sein: Elincia soll Begnion um Verstärkung bitten. Das klappt dann auch, aber FE10 liefert die Quittung: Crimea macht sich bei Begnion schuldig und Begnion besetzt Daein und bringt es ebenfalls unter der Fuchtel. Zur Bekämpfung des einen Tyrann schafft man sich einen neuen, noch gefährlicheren.
Ike jedenfalls entscheidet sich gegen das friedliche Leben. Der Schwarze Ritter dient dabei als persönlicher Motivator, aber auch die Möglichkeit, sein Land Crimea mit einen riskanten Manöver zu retten, ist für ihn attraktiver als Aufgeben.
Kapitel 10 beginnt erst jetzt, passenderweise wird die Weltkarte herangezogen, die den umständlichen Reiseweg beschreibt. Der wahre Antagonist in Tellius sind die Berge, denn die Länder sind durch sie bisweilen völlig voneinander abgeschnitten und man braucht nur wenige Routen blockieren, um jemanden vom Rest der Welt abzuschirmen,
Ranulf stellt Gold sowie Lethe und Mordecai zur Verfügung. Wie die beiden dient er der Exposition und ist eine wertvolle Hilfe, anders als Lethe und Mordecai halte ich ihn aber für farblos. Er ist einfach zu nett und anspruchslos.
Die Lagergespräche machen auf Marcias Existenz, den Argwohn eines einfachen Laguz-Soldaten und auf den anderen stark präsenten Laguz aufmerkam.
Zusammen mit Mordecai vermittelt sie uns das Bild, dass wir über Laguz haben. Während Mordecai mit den Menschen schlichtend und optimistisch verkehrt, stellt Lethe mit ihrer aggressiven Art alles in Frage. Sie spart nicht an Kritik und Argumenten, auch wenn sie sich in ihrer Sturrheit Gegenargumenten eher verschließt (wieder im Kontrast zu Mordecai). Sie bietet mit am meißten Informationen über die Laguz, ihrer Geschichte der Versklavung, Verbitterung und Feindseligkeit gegenüber den Menschen. Leider treten ihre tieferen Seiten nicht so sehr hervor wie bei Mordecai, weil ihr Catgirl-Image in Kombination mit ihren Tsundere-Sein vielen ihrer Konversationen an Ernst nimmt. So geht ihre Überwindung des Rassismus und murmelnde Worte des Lobes oft mit den Tsundere-Sein daher. Die Informationen, die Lethe preisgibt, sind deshalb interessanter als ihre eigene Sichtweise.
Nach all der unspannenden Vorbereitung geht die Reise los und Halt gemacht wird... bei einen Gefängnis/Arbeits-oder Gefangenenlager. Laut der großen Fanseite Serenes Forest befindet es sich in Gallia, was ein Fehler sein sollte. Kapitel 10 hat sehr was von den typischen Gaiden-Kapiteln in FE5 und FE7, wo man abseits der eigentlichen Handlungen abenteuer erlebt. Es gibt keinen wirklichen Grund, das Risiko auf sich zu nehmen und ein Lager zu infiltrieren (Gefangene anheuern mein Arsch). Und passenderweise erweist sich dieser spontane Besuch als wichtig, denn zufällig hockt kein anderer in einer Zelle als der Drahtzieher beider Kriege der Tellius-Reihe, Sephiran. Wo sollte er auch sonst sein.
Vielleicht hielten sich die Schreiber clever, Sephiran so früh einzubauen und in seinen Auftritten ominös vorausdeutend zu sein (bitte alle einmal sarkastisch applaudieren), aber da er für FE10 aufgespart wird, hält er sich hier zu sehr zurück. Der Schwarze Ritter übernimmt die Arbeit und macht sich auch die Hände schmutzig, während Sephiran schlichthin zu passiv ist. Zwar macht es Sinn, dass Sephiran in Crimea selbst spioniert, aber gefangen genommen zu werden und Ike zu treffen, ist zu konstruiert. Immerhin rettet er Ike und lässt ihn ziehen, wohl damit dieser den Krieg schneller voranbringt. So blass und wenig er innerhalb der Handlung präsentiert wird, auf den Papier sind seine Intrigen eine willkommene Abwechslung zum normalerweise sehr geradlinigen Gharnef (gewöhnlich ein böser Zauberer, der den finalen Boss dient und heraufbeschwört) Archetyp, der weniger subtil agiert. Statt offensichtlich wahnsinnig böse zu sein (er ist es nur unoffensichtlich), wirkt er wie ein gutmütiger naiver Herrscher, von den Guten geschätzt und von den Bösen unterschätzt, der sein Volk vor den Katastrophen bewahren will, die insgeheim er selbst erzeugt hat. Palpatine in den Star-Wars Prequels hat eine ähnliche Karriere, wobei sein Charakter von einen erfahrenen Theaterschauspieler vertreten wird, während Sephiran nur sein Bishounen-Look bleibt.
Jedenfalls sinnen Ike und Co. nach einer Alternative zum Kämpfen, den Stealth. Obwohl das Kapitel ein Fluchtkapitel ist, ist die Flucht an sich nicht das Ziel. Schließlich hat man den Ort extra aufgesucht und infiltriert, um Gefangene zu rekrutieren. Auch wenn man theoretisch niemanden hier befreien oder rekrutieren muss, ist das handlungstechnisch das Ziel. Als Pseudo-Gaiden Kapitel ist dieses Kapitel einmalig und kreativ. Praktisch ist die Umsetzung nicht ideal, weil nur an bestimmten, relativ seltenen Zügen die Soldaten es erlauben, Einheiten durchschlüpfen zu lassen. Gerade auf Maniac ist das heikel, denn man muss Kieran ansprechen und zum Ziel bringen. Stealth-BEXP, volle Zugzahl-BEXP und Rekrutierung aller Einheiten ist da nicht zusammen einzustreichen, man muss verzichten. Wenigstens gibt es Alternativen, so die Möglichkeit, sich durchzuschlagen.
Zur Erfüllung dieser Aufgabe bietet sich Volke an, der erscheint (und dieses Mal nicht zufällig).
Wie er Ike gefunden hat, wird nicht erklärt, wischt man aber damit beiseite, dass er ein Top-Agent ist und Greil beschattete (was, über 10 Jahre lang?). Abroxas wies auf weitere Ungereimtheiten hin:
Zitat
Was mich bei Volker ein wenig irritiert, ist, sein Versprechen, dass man in einer beliebigen Gaststätte bloß nach einem Heizer zu fragen bräuchte und er wäre innerhalb einer Stunde da. So, so. Ich weiß nicht einmal, was genau ein Heizer eigentlich ist, aber Volker will uns hier weißmachen, dass er ein dichtes Netz durch ganz Tellius gezogen hat, an dem wirklich alle Gasthausbesitzer teilhaben, und dass er bei jedem noch so schluffigen Wirt garantieren kann, dass er innerhalb einer Stunde Meldung erhält und dann rechtzeitig ankommt. Also, wenn nicht gerade irgendwo sonst jemand allen Ernstes nach einem Heizer sucht. Man kann vielleicht annehmen, dass sich Volker den Blödsinn ausdenkt und er in Wirklichkeit Ike einfach nur insgeheim verfolgt und bei jedem Gastwirt, den Ike besucht, nachfragt, ob was Besonderes passiert wäre. Aber die Story, die er da auftischt, ist doch ein wenig over the top.
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Er sucht scheinbar Greil auf, um ihn etwas mitzuteilen. In Wirklichkeit soll er Ike mitteilen, was es mit seinen Vater auf sich hat. Ist ein wenig umständlich, dass Greil dafür einen Mittelsmann beauftragt statt es Ike direkt mitzuteilen, aber die Handlung soll ja nicht sofort verraten werden und die Erklärungen sind passabel: Greil wurde gejagt und er hat Volke beauftragt, ihn in Falle eines Notfalls zu töten, da kann er ihn auch gleichzeitig beauftragen, sich ebenfalls um Ike zu kümmern. Die 50000 Gold sind nur ein von Volke erdachter Test und offenbaren, dass Volke ein selbstsüchtiges Arschloch ist, über dessen unverfrorenen Egoismus man wegen seiner Profession aber hinwegsehen kann. Oder man ist im Lager der Tugendhaften wie Titania und verurteilt ihn zu Recht. Sein Support mit Bastian ist nicht wirklich einer, sondern ein Teaser für FE10. Die drei gestrichenen Supports mit Sothe (das Dasein als Dieb, Mentor-Schüler?, Tanith (Nutzung von Spionen vs ritterliche Ehre) und Mistu (bezweifle, dass sie an ihn durchdringt) hätten ihn mehr Tiefe geben können, aber es reicht das aus, was da ist.
Die Entscheidung, Volkes Hilfe anzunehmen oder nicht ist, ist ein spannendes Konzept. Man kann sogar um Rat suchen und erhält akzeptable Antworten von Titania und Soren. Aber es ist nicht gut genug umgesetzt. Seine Hilfe abzulehnen, bringt einen keine alternative Belohnung. Westliche RPGs stehen ja auf Alignments, also dass der Held die Handlung auf guten/ordentlichen und bösen/chaotischen Pfaden und Abzweigungen anhand von Taten und Entscheidungen voranbringt. Volke abzulehnen und dafür z.B. ein Item seine Stiefel und eine alternative Szene später zu erhalten, wäre für den experimentiellen Spieler belohnend. Stattdessen kriegt man nichts und verliert eine sehr nützliche Einheit. Dabei ist es geschickt, dass man sich zweimal entscheiden muss: Einmal für eine klare spezifische Aufgabe (Schlösser und Truhen in diesen Kapitel knacken), dann für den restlichen Spielverlauf. Dass man in diesen Spiel beide Diebe aufgrund moralischen Gründen verneinen kann, klingt reizvoll, aber wie gesagt schade, dass man nicht anderweitig belohnt wird und nur Szenen und Einheiten verpasst. Ähnlich ist es später: Entscheidet man sich in Kapitel 18 zwischen Reyson und zwei weitere Einheiten oder einen nutzlosen Heilungsskill? Vielleicht kann man sich im FE9-Remake entscheiden, Ike zum tugenhaften Ritter zu formen, der am Ende Elincia dient, während der chaotische Ike als Söldner seinen eigenen Weg geht. Natürlich wird nur ein Pfad kostenlos zur Verfügung stehen.
Nach Erfolg der Mission spricht Ike mit Sephiran, Kieran dient wieder Elincia und Brom und Nephenee schließen sich der Vaterlandsliebe (das wird in Kapitel 11 aufgegriffen, Spoiler) wegen an.
Als roter Kavalier ist er der laute, ungestüme Part zum ruhigen Oscar, aber statt die ritterlichen Tugenden wie Loyalität hervorzuheben, übertreibt man es mit Kieran zu sehr und er verkommt zur kreischenden, übereifrigen Dramaqueen. In all seinen drei Supports verhält er sich störend und seine Gegenüber loben am Ende sehr banale Eigenheiten an ihm, die deshalb bedeutend wirken (sie sind es nicht), weil Kieran sonst so inkompetent ist. Geoffrey habe ich als gelungeneren Ritter in Erinnerung, aber alles zu seiner Zeit.
Auch hier wieder eine Einheit, die eher durch ihr Design und Klasse hervorsticht als durch ihren Charakter. Ihr Support mit Brom ist ein rührender und schöner Austausch zweier Landmenschen, die sogar den Krieg aus ihrer Perspektive betrachten, aber Nephenee bleibt an ihren Gimmick, ein unsicheres Bauernmädchen zu sein, hängen. Dies ist in den anderen Supports um so deutlicher, wo überwiegend Devdan und Calill die Führung übernehmen. Mit Calill wird die schmalzige Tradition fortgesetzt, in welcher Bauernmädchen von feinen Damen in Etikette unterrichtet werden (hier mit einen Twist), nur um am Ende zu erfahren, dass Selbstbewusstsein das Entscheidende ist. Vielleicht hätte der gestrichene Support mit Elincia geholfen?
Frühere Fire Emblem Teile scheuten sich nicht davor, die Armeen mit Einheiten zu füllen, die älter als 30 sind. Auch in den Supports können sie Weisheit und Erfahrung an die jüngeren mitteilen. Aber auch kommt es vor, dass die Älteren dadurch definiert werden, dass sie alt sind und mit der Gegenwart und Jugend nichts anfangen können. Brom ist trotz einiger Momente der Demut und Familienvater meißtens ein Joke-Charakter, der voller Emotionalität heulen muss und ein bisschen zu trottelig ist. Der gestrichene Support mit Geoffrey würde mich interessieren, aber vielleicht wäre er wie bei den mit Zihark durchwachsen.
Kapitel 11
Ort des Geschehens ist dieses Mal eine Hafenstadt. Daein ist hier nur deshalb präsent, weil sie die Bande verfolgen, die im vorherigen Kapitel im Gefangenenlager eingebrochen sind. Gute Arbeit, Ranulf, für diesen sinnvollen Abstecher. Letztlich wird die Gruppe aber hier von der Person gerettet, die sie dort zufällig befreiten, womit das Gleichgewicht wiederhergestellt wird.
Zur Schlacht kommt es aber auch erst wegen den Bewohnern der Stadt, welche die Soldaten auf die Laguz aufmerksam machen. Ihre Motive dafür werden in diesen Kapitel beträchtlich dargestellt und lohnen einen genaueren Blick.
Schon zu Beginn sinniert Soren über das Verhalten von Zivilisten im Krieg und wie die Not die Tugenden fallen lässt und die Selbstsucht offenbart. Der Zynismus ist allen zu viel, aber in ihn steckt gehörig viel Wahrheit und regt zum Nachdenken an. Wie viel Verantwortung müssen Bürger den Adel aufbringen? Gewiss, der König muss sein Land schützen, dafür fordert er aber auch Abgaben und Steuern. Der Weg zur Ausbeutung ist verführerisch. Wie kompetent waren die Regenten Crimeas tatsächlich? Und wie viel Unterschied macht es in der Tat, wenn der Regent gestürzt wird und ein neuer den Posten übernimmt. Er könnte die Lebenszustände sogar nachhaltig verbessern, blickt man auf die Expansionen und Kolonisationen einstiger Reiche. Möglicherweise hätte ein vorbereitetes, geeintes Crimea Daein zurückschlagen können, aber wenn es von Daein hoffnungslos überrannt wird, ist vorläufige Kooperation und Aufgeben vernünftiger als vereinzelter Widerstand gegen eine militärische Übermacht. In diesen Falle dürfen sie sich später anhören, ihr Volk verraten zu haben und opportun zu sein, was aber die Ungerechtigkeit, bisweilen die Unerklärlichkeit des Krieges und Lebens verdeutlicht. Es gibt eben nicht immer eine offensichtlich richtige und offensichtlich falsche Entscheidung.
Wobei hier die moralische Gräue ignoriert wird und auf die Gier der Bürger gesetzt wird. Statt die Laguz in Ruhe zu lassen, melden sie sie bei Daein, um sich bei ihnen einzuschmeicheln und um eine Belohnung zu erhalten. Das wird dann auch mit Zwangsarbeit bestraft. Schade, dass der Konflikt hier wieder schwarz-weiß endet, die Apathie der Bürger zu ihren Herrschern fand ich nämlich nicht unbegründet. Aber Fire Emblem liebt den Triumph des Guten. Nephenee und Brom etwa sind ebenfalls Gemeine, denen die Machtspiele der Adeligen fremd sind, doch sie erkennen an, dass sie bisher von ihnen beschützt worden sind und dass sie deshalb verpflichtet sind, für sie zu kämpfen.
Zitat
Brom
We're just simple country militiamen from the same territory. Now, we don't know much about nobles and stuff. Kings and queens don't matter much when you're workin' the fields. 'Course, we know we'll be in trouble if someone takes our fields away from us, so that's why we joined the militia! This king of Daein's no friend of ours.
Nephenee
If you can defeat the king of Daein, will this country return to the way it used to be? Is that what you're after?
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Jedenfalls wird die Mentalität der Stadtbewohner und ihr Rassismus umfangreich gezeigt, teils auch durch die Lagerkonservationen:
Zitat
Ike
But Crimea lost the war.
Man
Yeah, I know. And honestly? That doesn't really affect us common folk, ya know? The truth is, we don't care who sitson the throne. To us, they're all just faceless beings who rule from on high. If they tried to raise taxes or something, you better believe we'd protest, but
otherwise...I mean, take the king of Daein. He's just another man, right? If we keep working, he can keep living the high life. So it's not like he's going to treat us poorly or anything. As long as we can live our lives and have a little happiness,we aren't going to[nl]
worry about it all too much. Oh, but if we were invaded by Gallia, well, that's a different story altogether. If our country were overrun by those savage beasts, who knows what could happen? Now THAT scares me!
...
Auch die Szene, wo Ranulf vom Mob angegriffen wird, zeigt die Gewalt erstmals offen, sonst kannten wir den Rassismus nur durch Hörensagen oder Beleidigungen.
Das Kapitel deckt schon genug ab, bemüht sich aber erstmals, die Armee Daeins Gesichter und Menschlichkeit zu geben. Jill und Haar lungern in der Ecke, zu ihr komme ich im nächsten Kapitel. Der Kommandant Mackoya erweist sich als zivilisierter und gerissener als die bisherigen Hauptmänner. Er misstraut Nasir zu Recht, versucht, Ike zu verhören und gibt uns plausible Gründe, warum er seine Männer nicht für den Kampf optimal vorbereitet einschätzt und trotzdem auf die Hilfe des Schwarzen Ritters verzichtet.
Da tummeln sich in FE9 wie in jeden anderen Teilen die gewöhnlich inkompetenten, blassen gegnerischen Kommandanten und jetzt kommen wir zu den ersten und erfolgreichsten (da einzigen) Versuch in der Fire Emblem Reihe, einen gelungenen Antagonisten langfristig über das gesamte Spiel in die Handlung zu integrieren. Die rechte Hand des Hauptantagonisten Ashnard, so wie Ike die rechte Hand Elincia ist und in den Fokus gesetzt wird, präsentiert er nicht nur Daein, sondern agiert auch unabhängig, seine Motive und Loyalität sind nicht weniger im Unklaren als seine Identität. Und Ike scherrt sich nicht um seine politische Gesinnung. Er will den Schwarzen Ritter nicht (nur) besiegen, weil er zu Daein gehört, sondern aus persönlicher Rache. Die wenigsten Konflikte in den FE-Spielen waren persönlicher Natur, selbst Alvis (FE4) ging es weniger um die Frau denn um die Herrschaft. Schon früh im Spiel erscheinend, entzieht der Schwarze Ritter uns das Sicherheitsnetz, zersprengt die Söldner und tritt in diesen Kapitel persönlich auf, um sie zu jagen. Neu ist das Konzept bei weitem nicht, schon Gharnef und Hardin wurden in frühen Stadien des Spiels eingesetzt, aber dem Auftritt des Schwarzen Ritters wird mehr Aufmerksamkeit gewidmet, da er bereits Greil tötete und neben optionalen Dialogen auch mit Ranulf redet. so bedrohlich seine Statuswerte sind und jeden Kampfversuch in ein Game Over enden, ist er auch innerhalb der Handlung gefürchtet. Keine seiner Aktionen ist als Fehler und Inkompetenz zu werten, jede seiner Handlung verfolgt einen höheren Zweck, den wir nicht einmal verstehen können, soweit ist der Schwarze Ritter Ike und uns voraus. Umso genugtuender ist der Triumpf über ihn am Ende des Spieles, was aufgrund der Optionalität eine umso größere Herausforderung darstellt (gameplaytechnisch läuft es leider auf ein Glücksspiel hinaus).
Mitnichten ist der Schwarze Ritter ein großartiger Bösewicht, der außerhalb der Fire Emblem Reihe bekannt oder bedeutend ist, aber innerhalb ragt er umso einsamer hervor, ikonisch und besser präsentiert als jeder andere Antagonist.
(Und von meinen uralten Essay über gelungene Bösewichte erfüllt er immerhin 2/4 Punkten. Bedrohung und Dominanz. Entwicklung kriegt er zwar in FE10, aber es verändert ihn zum Anti-Bösewicht.)
Das Kapitel ist eines der besten in FE9, weil es viele Nebenmissionen und Hindernisse beinhaltet, Zeitdruck hat und zahlenmässig unterschiedlich viele Gegner in einer gut gestaltenen Landschaft mit vielen Engpässen, aber auch weitläufigeren Feldern, aufwartet, mit unterschiedlichsten Klassen, von Soldaten und Rittern über Wyvernreitern, Kavalieren, und Söldnern bis zu Dieben, Magiern und Heilern. Bürgerwache verschonen, Zihark rekrutieren, drei Häuser besuchen (nicht mit Laguz!), Boss besiegen, Ziel erreichen, Schwarzen Ritter meiden, Jill meiden, volle BEXP erhalten, Stäbe klauen (sogar den Laguzschlächter kann man stehlen). Die besten FE-Kapitel leben von so einer Vielfält an Herausforderungen, Nebenmissionen, unterschiedlichen Vorgehensweisen: Welche Route? Durchbrechen und schnellstmöglich fliehen oder Gegner auf sich zukommen lassen? Gruppe aufteilen oder geschlossen voranrücken? Laguz und Titania alles überlassen? Neulinge und mittelstarke Einheiten trainieren?
Zihark ist weniger edgy als viele andere Myrmidonen, sondern weitaus netter und bestenfalls ein wenig zurückhaltend. Vielleicht war er schon immer ein Sonderling, dem sein Umfeld nicht zusagte. Er durchschaut Ilyana sofort und auch mit Brom verläuft nicht alles glatt, beides hebt ihn von der Masse ab. Möglicherweise fand er in der Lebensweise der Laguz eine Alternative bzw. einen Ausweg, weshalb er eine Beziehung mit einen Laguz führte. Der getsrichene Support mit Ike hätte vielleicht mehr aus ihn herausgeholt, so bleibt Zihark relativ blass, ein milde verschlossener, aber cleverer und umsichtiger Mann mit den Melodrama, ne Laguz geliebt zu haben.
Zwischen der Seefahrt nach Crimea und Begnion vergehen zwei Monate und da die Haupthandlung mit Daein für eine gute Weile unterbrochen ist, widmet sich das Spiel jetzt dem zu, was schlimmstenfalls Filler ist. Filler kann eine Serie oder ein Spiel ruinieren, vergleichbar, wenn man den Berliner/Pfannkuchen/Krapfen heimlich mit Senf füllt. Hoffentlich aber bereichert und ergänzt die Füllung die Haupthandlung, so wie die Marmelade den Teig. Da schon während der Entwicklung von FE9 ein Sequel erdacht worden ist, widmet sich das Mid-Game entsprechend auch den Handlungsort, der in FE10 dann relevant ist, Begnion. Aber auch die umgebenen Laguz-Reiche werden thematisiert.
Nasir erleidet Schiffbruch, wobei impliziert wird, dass die Raben die Seefahrer gezielt an die Küste getrieben habe. Sie wollen das Schiff plündern, womit sie die ersten und weitgehend einzigen eindeutig feindseligen Laguz mit bösen Absichten sind. In FE10 wird das alles mächtig weichgespült und dass nur die Raben in FE9 die bösen Laguz vertreten müssen (ab Kapitel 19 dann eh nicht mehr), mutet ihnen etwas zu viel zu. Sie sind auch nicht mal das Highlight in diesen Kapitel, denn anschließend tauchen die Drachen auf, die den gestrandeten Menschen die Hilfe verweigern und sie ihren Schicksal überlassen wollen. Nasir und Soren haben sich mysteriöserweise verkrochen. Zum Glück ist Prinz Kurth als junger Prinz nicht so archaisch wie die meißten und empfänglicher für die Außenwelt, und er lässt seine Untergebenen das Schiff ins Meer treiben. Und das wars. In erster Linie wird in diesen Kapitel Nasir präsentiert, der aus seiner Laguz-Abstammung kein Geheimnis draus macht (dabei verschweigt er, dass er ein Drache ist) und eine Art Berater-Funktion für eine gute Portion des Spiels erfüllt. Die Lager-Konservationen mit Volke, Zihark und Ilyana geben keine neuen Informationen preis. Dafür erhalten wir Sothe und später schließt sich uns Jill an, damit Reviewer wenigstens etwas über das Kapitel schreiben können.
Junge Diebe gibt es in FE zu Hauf, aber Sothe kommt verhältnismäßig spät und kann niemals gut werden, was schon sein Fehlen der Promotion unterstreicht. Aber das ist alles gewollt. Sothe wird hier als nutzlose Last präsentiert, um in FE10 dann als ein voll ausgereifte Jagen zu erscheinen, der alle mit seiner nun erworbenen Stärke und Lebenserfahrung umhaut. Das ist schon effektiv, nur macht es ihn in FE9 überflüssig. Handlungstechnisch ist es ähnlich. Sein Ziel ist die Suche nach "Jemanden", aber dieser Charakter hat in diesen Teil keine Rolle und wird nicht vorgestellt. Gut möglich, dass dieser Charakter, Micaiah, noch nicht mal erfunden worden ist. Dabei merke ich an, dass ich nicht mehr weiß, ob erklärt wurde, warum Micaiah außerhalb von Daein ist. Warum hat sie Sothe verlassen? Supports mit Haar, Volke und Janaff hätten ihn hier Charakter gegeben, so ist er aber einfach nur der junge Dieb aus ärmlichen und rauen Verhältnissen. Bei Tormods Support hilft das nicht und bis auf Sothes Anspielung auf Micaia passiert in den Support nichts, außer, dass sie sich kennen lernen. Sothes bester Nutzen in FE9 (von seiner Utility in Kapitel 13 und 16 abgesehen) ist im Support mit Astrid. Er selbst tut dabei wenig, entlockt Astrid aber ihre etwas ausgefeilte Vorgeschichte und Motivation.
Einer der wenigen Charaktere, die im Spielverlauf ihren eigenen Wandel durchmachen. Vorgestellt wird sie uns als unsympathische, fanatische und Ruhm suchende Soldatin, jung und naiv. Durch die Begegnung und Reise mit Ike und den Laguz wird ihr Weltbild erschüttert und sie vollführt einen Wandel, nur um am Ende wieder in Daein zu langen, mit veränderter Sichtweise. Die vielen Lagerkonservationen und ihre beiden Supports gehen ausführlich darauf ein und lassen nichts unverblümt. So rücksichtslos und brutal Jill sich Ikes Söldnern zunächst stellt, so intensiv werden ihr Wahrheiten und Grausamkeiten zurückgeschmettert. Sie erfährt die Leidensgeschichte der Laguz und die negative Rolle der Menschen, erkennt, indoktriniert zu sein, stellt ihre Berufung als Soldat, als Tochter, als Dienerin Daeins in Frage und entscheidet sich, ihre einstigen Verbündeten zu bekämpfen. Ständig wird sie mit diesen konfrontiert, ob Soldaten, Zivilisten oder ihr Vater. Optional offenbart ihr König ihr seine Gleichgültigkeit für seine Leute und allen, was Jill heilig warund wofür sie einst lebte. Das Spiel lässt kein Haar (verdammter Pun) an ihr aus und widmet ihr mehr Aufmerksamkeit und Zeit als die meisten Nebencharaktere, was sie zu einen bekannteren und authentischeren Charakter dieses Spiels macht. Dabei wird nicht alles glatt umgesetzt. Der Umstand ihrer Rekrution ist sehr konstruiert. So verfolgt sie alleine Ikes Schiff für eine Weile mit den Ziel, die gesamte Besatzung zu töten (ist sie noch bei Verstand?). Bei der Konfrontation entscheidet sie jedoch, die Besatzung gegen die feindlichen Laguz zu verteidigen, obwohl unter Ikes Crew ebenfalls Laguz sind. Sie verlässt anschließend das Schiff nicht, weil der Weg zu weit ist. Warum dann erst den Weg auf sich nehmen? Selbst wenn sie Erfolg gehabt hätte, wäre sie auf den weiten Meer. Im nächsten Kapitel holt ein Schiff Daein Ikes Crew ein. Dies wurde schon in Kapitel 10 angedeutet, wo der Kommandant des Schiffes einen Auftritt hat (wenn der Boss dort besiegt worden ist). Jill hätte mit diesen Schiff mit den restlichen Soldaten Daeins reisen können. Vielleicht hat sie das Schiff überholt, wollte die erste sein und später die Crew Daeins mit ihren Triumph überraschen? Im Übrigen verweigert sie mit den ganzen Unterfangen einen Befehl ihres Kommandanten Haar, was ihre Intigrität nicht nur im Militär, sondern auch als Person in Frage stellt, da Haar schließlich auch Vertrauter ihres Vaters ist und auf sie aufpasst. Kurzum, ihre Rekrutierung und ihr Grund, zu bleiben, ist ziemlich konstruiert.
Bei den Supports zeigt der mit Haar lediglich die Vertrautheit der beiden und ihre Rolle in FE10. Dass sie dort ein Paar werden, kommt aus dem Nichts. Die FE-Reihe hat ein paar solcher altersgemäß außernander liegenden Parings wie Fee/Oifaye (4), Miranda/Conomore (5) oder Serra/Oswin (7). Das zu kommentieren, erscheint mir ein vergebliches und fruchtloses Unterfangen. Der Support mit Mistu ist ziemlich geradlinig, betont aber am stärksten die Verbundenheit mit Jill und Ikes Truppe. Durch diesen Support kann Jill später auch nicht mehr von ihren Vater "zurückrekrutiert" werden, was nebenbei gesagt ziemlich töfte ist. Der Support mit Lethe ist einer der ikonischsten, worin Jills zaghafte Bereitschaft, ihren Rassismus zu überwinden, stufenhaft gezeigt wird, während Lethe sich nicht mit ihren Zorn und ihrer Verbitterung zurückhält, Jill aber auch zu verstehen und akzeptieren beginnt. Vielleicht deshalb einer der besten Supports der Serie, weil er einen Charakter nicht nur beschreibt und erklärt, sondern auch einen Wandel und eine Reifung veranschaulicht.
Kapitel 13
Begnion ist erreicht, aber bevor Elincia um eine Audienz ersucht, schmeißt das Spiel uns noch schnell eine Seeschlacht ins Gesicht, damit auch was passiert. Die Gründe sind fadenscheinig: Apostel Sanaki hat sich ans Deck geschlichen und ist ohne ihren Aufpassern in See gestochen. Sie setzt ihr Leben ziemlich unbedacht und unnötig grundlos aufs Spiel. Die Handlung hätte in diesem Kapitel deswegen ein frühes Ende nehmen können (bzw. wäre ganz anders verlaufen). Schließlich sind neben den Verfolger Daeins auch die fliegenden Laguzkönige Naesala und Tibarn (letzterer mehr oder weniger zufällig) da. Tibarn entführt Sanaki der Ehre wegen nicht und Naesala versenkt Ikes und Sanakis Schiffe nur deshalb nicht, weil er dann doch zu gierig war und der Kapitän der Armee Daeins ihn für seine Dreistigkeit nicht bezahlt.
Ich bin da sicherlich zu pingelig, schließlich sollen Ike und Co. Abenteuer erleben und neue Bedrohungen und Verbündete kennen lernen. Das durch konstruierte Zufälle zu schaffen ist leichter und spannender. Trotzdem besteht der Großteil der Handlungen in den Fire Emblem Spielen aus Kriegen und Schlachten, die gewöhnlich von mindestens einer Seite aus geplant wurden.
Das vorletzte Verteidigungskapitel zieht viele Register. Die eigenen Einheiten, zwei neue Einheiten und ein bestimmtes Feld müssen beschützt werden, aber obendrein locken die Truhen nicht nur die eigene Mannschaft zum aggressiven Vordringen und Routing, sondern auch die fliegenden Diebe, weshalb ein Verteidigen der drei Chokepoints allein nicht ausreicht. Apropos neue Einheiten. Wir kriegen den von allen vermissten Gatrie wieder und...
Ein paar noble Damen, die sich der Armee anschließen, gibt es in jeden Fire Emblem. Gewöhnlich werden sie mit den Gemeinen, Armen und Unziviliserten konfrontiert und kontrastiert. Auch Astrid fällt durch ihre naive Art auf, mit der sie ihr behütetes und priviligiertes Leben aufgeben will und sich zur Kriegerin mausern will. Wundert mich zwar, warum die Armee Begnion sie nicht aufnehmen kann (z.B. die Pegasusritter), aber der Support mit Tanith, der darauf vielleicht eingegangen wäre, fehlt. Ebenso der mit Oscar, der einen weitaus vernünftigeren Mentor abgegeben hätte als Gatrie. Auch wenn Makalov ein halber Joke-Charakter ist, funktioniert der Support und ihre künftige Romanze vielleicht deshalb, weil Astrid ne Spur zu naiv und verklärt ist, also ebenfalls keine gesunde Sichtweise hat. Angesichts ihrer Erziehung und düsteren Zukunft, von der sie Sothe erzählt, einleuchtend, dass sie ihrer Welt entfliehen will und deshalb ein Söldner werden will und mit einen Strolch durchbrennt.
Erst am Ende des Kapitels kommt es zur Audienz, wo Elincia und Ike mit den Gepflogenheiten des Reiches zu kämpfen haben. Die Kommunikation mit der Königsgarde erfolgte noch reibungslos, weil diese am militärischen Ton gewohnt ist. Aber für Sanaki und ihren Speichelleckern zählt nur die Etikette. Sanaki verurteile ich dabei nicht, sie ist eine absichtlich verzogene Puppenprinzessin und Marionette von Sephiran. Die Macht und Bürde des Kaisers würden jeden Jugendlichen den Kopf verdrehen, einem Kind sowieso.
Die Senatoren haben zu wenig Facetten, um über dem Konzept des eindimensionalen offensichtlich korrupten Bösewichten hinauszulaufen. Das ist umso enttäuschender, weil sie letztlich die Hauptantagonisten der Reihe sind und die Handlung an den entscheidenden Stellen zustande gebracht haben (selbst Sephirans apokalyptischer Wahn kam nur wegen denen zustande). Man hätte ihre Motive nachvollziehbarer und menschlicher machen können. Sie verwalten das Land und schützen es vor den Laguz, deren Gefährlichkeit und wildes Verhalten genügend Gründe geben können, sich vor ihnen zu schützen. Und gegen wahnsinnige, fanatische Tyrannen wie Ashnard könnten sie auch als Stimme der Vernunft agieren. Aber Klerikalismus, Expansion, Kolonisation und Nationalismus ist halt nur böse und dekadent. Gut sind nur die toleranten Naturvölker, die, allesamt nackig auf der Wiese Gras rauchend, in Harmonie leben.
Eifrige Kritiker von Ike ziehen gerne die Szene heran, wo er Sanakis Arroganz und Eitelkeit anprangert und seiner Hinrichtung nur wegen seiner Aufrichtigkeit oder Naivität entgeht. Zu oft liegt er in seinen Worten und Taten immer richtig und seine scheinbaren Charakterschwächen erweisen sich letztlich als Stärken. Er ist halt zu gut für diese Welt. Er wird von nahezu allen Charakteren im Spiel gemocht und geschätzt und seine Kritiker sind bezeichnenderweise Bösewichte, die man eines Besseren belehren muss. Er ist damit richtungsweisend und typisch für den FE-Protagonisten, dessen Beliebtheit in ihren Umfeld in den späteren Teilen bis ins Unerträgliche zunimmt, aber bei Ike selbst ist das noch in Maßen. Ein paar Dummheiten und Fehler mehr hätten ihn gutgetan, aber auch er muss sich seinen Sieg mit Blut und Schweiß verdienen und schafft dies nur mit seinen ganzen Inventar an Verbündeten, Beratern und Mentoren, die sogar unter seinen Feinden zu finden sind.