Mein größtes Problem sind einfach Sachen, bei denen man ne sehr hohe Suspension of Disbelief haben muss, um das überhaupt noch ernst zu nehmen. Dazu zählen Fanservice-Sachen, die nicht „organisch“ sind (z.B. hab ich grundlegend nichts gegen Bikinis und Shorts am Strand), oder übertrieben lächerliche / für Charaktere unpassende Szenen. Ein paar Beispiele:
- Aktuell: Valkyria Chronicles 4, man liefert sich ein Gefecht um Brot und Fleisch, was ne andere Einheit der Armee in der Stadt aufgekauft hat, weil zwei Partymitglieder echt Bock darauf haben ^_O
- Das gesamte Setting, Story und Charaktere von VC2 (insbesondere in Relation zu VC1)
- Die Raketenbasis in FFVIII. Das ganze ist eine reine Comedy Szene, lässt eigentlich alle Beteiligten wie Idioten aussehen und die Armee verliert ihre Integrität.
- Xenoblade 2 ist durchsetzt mit Szenen, die einfach nur lächerlich und/oder schrecklicher Fanservice sind und die die größtenteils ernste Haupthandlung runterbringen
- Fire Emblem Awakening und Fates. Hier hat der Waifu-Kult schreckliche Ausmaße erreicht. Gerade von den Frauen tragen viele auch keine Klamotten, die für einen Krieg (!) angemessen wären >_<
Prinzipiell sind das Sachen, die die „Auflockerung“, die sie bringen sollen, so sehr übertreiben, dass die Szene nicht mehr (für mich) ernst zu nehmen ist. Also als Lacher durchaus gut, aber um die Welt / Story / Charaktere ernst zu nehmen sehr kontraproduktiv. Dabei hab ich nicht mal was gegen Auflockerungen vom Ton des Spiels, aber es hängt halt davon ab, wie gut sich die Auflockerung in den umgebenden Rahmen einfügt.
Shounen-Kitsch (Power of Friendship, mit letzter Kraft schafft mans doch noch, etc.) wurde hier ja schon erwähnt. Genau wie ich das in Anime nicht mag, mag ichs auch in Games nicht.
Sehr expositionslastige Dialoge. Wird vermutlich gemacht, weil man irgendwie doch kompakt mit den Gesprächen sein will um die meisten Spieler nicht zu langweilen. Das geht häufig auf Kosten konkreter Charaktisierung, welche erst relevant wird, wenn man es mit der Exposition verweben kann (z.B. wird eine bestimmte Backstory / Verhalten erst hervorgeholt, sobald es plotrelevant ist – und nicht etwas unterschwelliger in Partygesprächen). Vergleichbar mit dem, was Enkidu schon geschrieben hatte.
Vielleicht etwas spezieller noch: Charaktere, die etwas wussten, aber es so lange verschweigen, bis es wirklich absolut notwendig wird, es zu sagen (häufig auch: wenn es bereits zu spät ist^^). Selbst, wenn es die gesamte Gruppe in Gefahr bringt. Also quasi künstliches Drama. Was zum letzten Punkt:
Storytelling durch Dummheit führt. Viel zu häufig bauen die Ereignisse in J-RPGs darauf auf, dass Charaktere zu dumm sind irgendwas zu erkennen oder etwas zu sagen. Ist generell ein langweiliges Element um eine Story zu bauen, weil es bewusst dafür genutzt wird, dass sich der Zuschauer „cleverer“ fühlt und man mit Dummheit praktisch jede schlecht geschrieben Charakterreaktion erklären kann. Ein tolles Beispiel dafür ist Fire Emblem – Radiant Dawn. Ein Spiel, bei dem eigentlich alles darauf fundiert, dass die Charaktere die schlechtmöglichsten Entscheidungen treffen und sich von den transparentesten Figuren manipulieren lassen. Fast so, als wollte man mit dem Spiel eine Parodie einer Fire Emblem Geschichte erzählen.
Ich liebe ja solche Charakterszenen. Die ATEs von FFIX, Skits aus der To-Reihe oder Charakterinteraktionen in der Hauptbasis in z.B. Dragon Age. Wobei es bei letzterem schade ist, dass da eigentlich nur man selber mit den anderen interagiert, und die Gruppe untereinander so wenig. Vorteil natürlich, dass die alle optional sind - was für Entwickler aber sicherlich auch wieder zum Gedanken führt, dass man hier potentiell Geld verschwendet, weil es sich viele Spieler gar nicht anschauen. Und bei solchen Szenen kann man auch gerade Dinge einbauen, wie "welche Eiscreme-Sorte jemand als Kind mochte" *g*
Manchmal ists zum Beispiel echt schwer, sich vorzustellen, womit ein Charakter die Zeit verbringt, wenn es nicht gerade ums Retten der Welt geht. Und das ist eigentlich eine Grundlage des Character Buildings (wenn man das für P&P beispielsweise macht und nen einigermaßen soliden Char haben möchte). Oder was für (gewöhnliche) Ambitionen ein Charakter eigentlich hat. Und welche Auswirkungen die drastische Veränderung des Lebens auf letztere haben könnte.