Not a fan.

Sehe das so ähnlich wie LittleChoco und Winyett Grayanus. Außerdem bin ich ein Kontrollfreak und mag Übersichtlichkeit. Wünsche mir, dass es eine definitive Version von den Entwicklern gibt und nicht ein Dutzend verteilt über genauso viele Plattformen, jeweils mit ein paar feinen Unterschieden und veröffentlicht über mehr als ein Jahrzehnt hinweg. Ich hab damals gerne Reviews geschrieben und editiere an einmal fertigen Texten ungern nochmal herum. Wenn ich das aktuell halten wollte, dann müsste ich inzwischen alle paar Jahre bei jedem dritten Spiel etwas hinzufügen, weil die ideenlosen Entwicklerstudios ihren alten Kram leicht aufbereitet - und manchmal sogar verschlimmbessert! - wieder auf den Markt werfen.

Wenn das Remaster wirklich nichts anderes ist als die alte Version für eine neue Plattform, also im Prinzip identisch mit ggf. leicht verbesserter technischer Performance, kaum mehr als eine Portierung, dann okay (The Last of Us auf PS4 fällt mir als Beispiel ein). Quasi als authentische Reproduktion des Original-Spielerlebnisses. Aber darüber sind wir doch in 99% aller Fälle längst hinaus. Ständig wird mit neuen Boni gelockt, die es damals nicht gab. Man wird langfristig gesehen quasi dafür bestraft, dass man nicht gewartet hat sondern das Spiel gleich kaufte und zockte. Den Leuten, die es jetzt erst entdecken, wird mehr bzw. etwas Verändertes geboten. Klar könnte man sich das Spiel als Fan erneut kaufen, aber wie Choco schon sagte, das ist immer viel Geld (manchmal hat man nicht einmal die nötige Plattform) und lohnt sich kaum wenn man bedenkt, dass man einen Großteil der Spielerfahrung längst kennt.

Wie hier auch schon erwähnt worden ist, stellt sich für mich immer die große Frage, wo ein Remaster aufhört und ein Remake anfängt. Ich persönlich bevorzuge da eine klare Linie. Wenn die Entwickler den alten Kram nochmal auf den Markt bringen und mit Nostalgie locken wollen, dann sollen sie doch gleich ein vollwertiges Remake machen, welches nicht nur die Grafik mit entsprechendem Aufwand auf den neuesten Stand bringt, sondern auch diverse Quality-of-Life-Verbesserungen und Erweiterungen vornimmt. Doch auch das kann für meinen Geschmack leicht zu weit gehen, denn ein Remake sollte imho niemals durch zu radikale Änderungen die Essenz dessen verlieren, was das Original ausgemacht hat. Das passiert sehr schnell, wenn zum Beispiel Features und Inhalte nicht hinzugefügt sondern rausgeschnitten werden, oder fürs Gameplay gleich das ganze (Sub-)Genre geändert wird. Ein action-orientiertes Lufia: Curse of the Sinistrals hat nunmal leider nichts mehr von der Größe und Epicness von Lufia II: Rise of the Sinistrals, auf dem es basiert. Die Welt fühlt sich plötzlich viel kleiner an. Und ich befürchte, etwas ganz Ähnliches ist zur Zeit auch mit dem Final Fantasy VII "Remake" in Arbeit.

Im Endeffekt macht die Flut an Remaster-Zeugs und vollen oder Semi-Remakes und Remixes für mich den Markt und das Genre nur schwammig, unübersichtlich und verzerrt. Und das nervt mich ehrlich gesagt. Das hat es früher so nicht gegeben (Ich weiß, ich klinge gerade wie ein alter Sack). Wenn man vor 20 Jahren sagte, dass man ein bestimmtes Spiel gespielt hat, dann bezog sich das fast immer auf eine Erfahrung, die für alle universell war. Alle mit den gleichen Voraussetzungen. Wenn man das heute sagt, muss erstmal weiter nachgebohrt werden, welche Version auf welcher Konsole überhaupt gemeint ist, da die Erfahrungen doch sehr weit auseinandergehen können, sowohl was die audiovisuelle Umsetzung als auch was das Gameplay und den Schwierigkeitsgrad angeht. Da geht einfach jede Vergleichbarkeit flöten. Und man kann niemals mehr davon ausgehen, die definitive Version gezockt zu haben, weil von allen möglichen populären Spielen ein paar Jahre später eine neue Version veröffentlicht wird.

Ich würde mir wünschen, dass die Unternehmen das Geld und den Aufwand, der für diese Projekte betrieben wird, lieber in komplett neue Spiele für Konsolen und Gaming-Handhelds stecken. Denn von denen mit Qualität gibt es gefühlt immer weniger. Da wo vor Jahren noch ein einsames Remake oder Remaster zwischen zig Neuentwicklungen auftauchte, haben sich die Vorzeichen inzwischen geradezu umgekehrt. Neuveröffentlichungen von altem Kram auf neuen Plattformen sind meinem Eindruck nach zumindest bezogen auf das Rollenspiel-Genre heute viel zahlreicher. Da können die Macher auf die eingebaute Fanbase hoffen und haben sowieso weit weniger konzeptuelle Arbeit zu leisten. Können etwas Angestaubtes als "neu" verkaufen, bloß weil es eine neue Generation von Gamern noch nicht oder nicht so gut kennt. Meiner Meinung nach eine ziemlich billige Masche.