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Thema: Narcissus Mai-Challenge: 31 Tage, 31 Filme (12/31) – Ende

  1. #1

    Narcissus Mai-Challenge: 31 Tage, 31 Filme (12/31) – Ende

    Challenge Time! Ich brauche mal wieder eine Ausrede, Dinge anzugehen. Diesmal sind es Anime-Filme. Hintergrund ist folgender: Es gibt wirklich ’ne Menge Filme, die ich gerne sehen möchte und viele davon habe ich sogar schon Jahre im Regal stehen. Nur bin ich ziemlich filmfaul, weil man sich dafür immer 90+ Minuten konzentrieren muss – da ist eine 25-Minuten-Folge hier und da leichteres Entertainment. Diese Challenge soll dagegen ansteuern und mich aktiv dazu bringen, im Laufe dieses Monats mehr Filme zu gucken.

    Nicht nur zu gucken, sondern auch hier darüber zu berichten. Ob ich jeden Tag einen Film schaffen werde, sei mal dahingestellt – ich bin mir ziemlich sicher, dass es Tage geben wird, wo ich keine Zeit dafür habe, zumal Filme für mich eher Abendunterhaltung und kein Frühstücksprogramm sind. Aber gibt ja auch kürzere Werke, die keinen ganzen Abend beanspruchen – auf die werde ich dann zurückgreifen, wenn ich mal verhindert bin.

    Um ehrlich zu sein, hatte ich zunächst an ein anderes, längerfristiges Format gedacht – „100 Wochen, 100 Filme“ oder so. Das hätte zwar eine schöne Sonntagsroutine werden können, passt aber leider ab Herbst nicht mehr in meinen Zeitplan, weshalb ich mich für einen kürzeren und strafferen Zeitrahmen entschieden habe.

    Gestern habe ich mich schon mal durch die gesamte Filmliste AniDBs gewühlt und alle Werke herausgesucht, die für mich potenziell interessant sind. Herausgekommen ist eine Liste von über 200 Titeln, und die schließt nicht einmal OVA-Filme mit ein. Material gibt es also genug. Auf konkrete Titel festlegen möchte ich mich nicht, dafür ändert sich meine Filmlaune zu oft. Aber zu den Filmen, die eine etwas höhere Priorität haben, zählen folgende (unvollständige Aufzählung):

    • The Spider and the Tulip (1943)
    • Momotarou no Umiwashi (1943)
    • Momotarou: Umi no Shinpei (1945)
    • Animal Treasure Island (1971)
    • Belladonna of Sadness (1973)
    • Chirin no Suzu (1978)
    • Sea Prince and the Fire Child (1981)
    • Amon Saga (1986)
    • Wings of Honneamise (1987)
    • Like the Clouds, Like the Wind (1990)
    • Ninja Scroll (1993)
    • Junkers Come Here (1995)
    • Memories (1995)
    • 1001 Nights (1998)
    • Vampire Hunter D: Bloodlust (2001)
    • Metropolis (2001)
    • Cowboy Bebop Film (2001)
    • Trava: Fist Planet (2002)
    • Wonderful Days (2003)
    • Momoko (2003)
    • Ghost in the Shell: Innocence (2004)
    • Mind Game (2004)
    • Tekkon Kinkreet (2006)
    • Fantascope Tylostoma (2006)
    • Miyori no Mori (2007)
    • Hells (2008)
    • Ghost in the Shell 2.0 (2008)
    • Sky Crawlers (2008)
    • Eureka Seven: Good Night, Sleep Tight, Young Lovers (2009)
    • Musashi: The Dream of the Last Samurai (2009)
    • Eden of the East: Air Communication (2009)
    • King of Thorn (2009)
    • Professor Layton und die ewige Diva (2009)
    • Welcome to the Space Show (2010)
    • Colorful (2010)
    • Loups=Garous (2010)
    • Magic Tree House (2011)
    • Stand By Me Doraemon (2014)
    • Expelled From Paradise (2014)
    • Psycho-Pass The Movie (2015)
    • Big Fish & Begonia (2016)
    • Kizumonogatari I (2016)
    • Kizumonogatari II (2016)
    • Kizumonogatari III (2017)
    • Ancien und das magische Königreich (2017)
    • Blame! (2017)
    • Fireworks (2017)
    • Pokémon - I Choose You! (2017)
    • Eureka Seven Hi-Evolution 1 (2017)
    • Kimi no Koe o Todoketai (2017)
    • Free! -Timeless Medley- 1+2 (2017)
    • Hibike! Euphonium: Todoketai Melody (2017)
    • Free! Take Your Marks (2017)
    • white bird (2017)

    Empfehlungen nehme ich natürlich gerne entgegen!

    Geändert von Narcissu (27.05.2018 um 17:55 Uhr)

  2. #2
    #01: Momotarou: Sacred Sailors (Momotarou: Umi no Shinpei 桃太郎 海の神兵, 1945) // Regie: Mitsuyo Seo // 72 Minuten


    Hintergrund
    Dieser Film hat eine ganz besondere historische Rolle und ist sowohl für das Medium Anime als auch für die japanische Geschichte im Allgemeinen sehr interessant. Es handelt sich hierbei nämlich um den ersten japanischen abendfüllenden Anime-Film (China war etwas schneller) und einen Propaganda-Film, der im Auftrag der japanischen Marine produziert und zum Ende des zweiten Weltkriegs veröffentlicht wurde. Nach Japans Niederlage wurde der Film auf Anweisung des Regisseurs verbrannt und galt einige Jahrzehnte als verschollen, bis ein Exemplar in den 80er Jahren in einem Lagerhaus wiederentdeckt und mittlerweile sogar remastert wurde. Mittlerweile wurde er unter anderem in den USA und Großbritannien veröffentlicht.

    Erwartungen
    Ich habe einen aufwändig animierten, historisch interessanten Kinderfilm, der Japan glorifiziert und die Amerikaner als dumm und böse darstellt, erwartet. Weltkriegs-Propaganda halt.



    Eindrücke
    Beim Thema Weltkriegs-Propaganda denke ich zunächst an hetzerisch-rassistische Plakate, wie sie in Deutschland damals aufgehängt wurden. Momotarou ist aber zunächst tatsächlich ein relativ klassischer Kinderfilm, der das friedliche Zusammenleben anthropomorpher Tiere darstellt, die die Japaner verkörpern sollen. Lustigerweise auch solche, die nicht in Japan beheimatet sind, wie Elefanten und Nashörner. Zwar wird das Thema Krieg durchaus auch in der ersten Hälfte angesprochen, doch eher beiläufig.

    Der ganze Film wirkt eher wie ein verspieltes Abenteuer. Die Tiere spielen zusammen, gehen zur Schule, eins fällt mal in einen Fluss und muss gerettet werden, danach wird das (japanische) Alphabet gelernt. Zwischendurch immer wieder Musical-Einlagen. Sehr klassisch. Schön flüssig animiert mit schönen Hintergründen, die auf Glas entstanden sind. Ein konventionell wirkender und recht aufwändig umgesetzter Zeichentrickfilm. Wären da nicht die Kriegsflugzeuge, Pistolen und Kanonen. Als Momotarou – übrigens der einzige Mensch auf Seiten der Japaner – dann mit seinen tierischen Gefährten zum Angriff übergeht und die Amerikaner quasi spielend einfach zur Kapitulation bewegt, wirkt das schon ein wenig grotesk. Aber der Film stellt es wie einen ganz natürlichen Handlungverlauf dar.



    Die Darstellung der Amerikaner ist freilich wenig schmeichelhaft. Hässlich und mit großen Nasen, stotternd, dumm und feige – so werden sie hier dargestellt. Lustigerweise sprechen sie aber besseres Englisch als die englischen Figuren in modernen Animes. Historisch gesehen stellt der Film eine reale Schlacht nach: die „Befreiung“ Niederländisch-Indiens (mehr dazu hier). In echt war die Schlacht für die Japaner sehr verlustreich, wird aber im Land durchaus als Propaganda für einen erfolgreichen Einsatz genutzt. Freilich merkt man die Propaganda auch an vielen anderen Stellen. Momotarou wird als Held gefeiert, der Film ist voll von Marine-Zeichen und japanischen Flaggen und Japan wird als harmonisches und rechtschaffenes Land gefeiert. Mit dem klassischen Momotarou-Märchen hat die Handlung wenig zu tun, allerdings wird die Insel, die Momotarou und die anderen angreifen, Onigashima (Insel der Dämonen) genannt, was dem Hort des Bösen im Märchen entspricht.

    Hat mir der Film gefallen? Erstaunlicherweise war er tatsächlich ganz unterhaltsam. Es passiert immer was, die gesungenen Lieder muten sehr klassisch Japanisch an und sind durchaus schön. Der Film ist voll von flüssigen Bewegungen und wurde mit mehr Frames animiert als moderne Animes. Natürlich ist die Handlung unfokussiert und offensichtlich hanebüchenes Propagandamaterial. Zweifelsohne also kein erzählerisches Meisterwerk. Doch rein handwerklich handelt es sich um einen beachtlichen Animationfilm, der von der Größe der Produktion her alles übertroffen hat, was bis dato aus Japan kam.

    Ich habe mir den Film in der Collector's Edition von Anime Limited / AllTheAnime aus UK importiert, der ein über 100-seitiges Büchlein von Jonathan Clemens beiliegt, der detailliert auf das Leben und Schaffen des Regisseurs Mitsuyo Seo eingeht, der übrigens keineswegs ein ultranationalistischer Kriegstreiber war. Das werde ich mir auf jeden Fall noch genauer ansehen.



    Unterhaltungswert: ★★☆☆
    Gesamtwertung:

    Geändert von Narcissu (03.05.2018 um 10:21 Uhr)

  3. #3
    Coole Sache! Klingt tatsächlich nach einem Film, der - auch auf die Gefahr hin, eine hohle, abgedroschene Phrase zu bemühen - "ein Produkt seiner Zeit war", also ein Film, der eine kreative Vision hatte, aber an soziale Konventionen gebunden war (eventuell sogar an offizielle Anweisungen "von oben"? Die Politik hatte damals zumindest in Amerika viel Einfluss auf das Filmwesen, das war damals in Japan bestimmt nicht anders).

  4. #4
    Zitat Zitat von Shieru Beitrag anzeigen
    Coole Sache! Klingt tatsächlich nach einem Film, der - auch auf die Gefahr hin, eine hohle, abgedroschene Phrase zu bemühen - "ein Produkt seiner Zeit war", also ein Film, der eine kreative Vision hatte, aber an soziale Konventionen gebunden war (eventuell sogar an offizielle Anweisungen "von oben"? Die Politik hatte damals zumindest in Amerika viel Einfluss auf das Filmwesen, das war damals in Japan bestimmt nicht anders).
    Er ist zumindest kein reiner Propagandafilm, das muss man ihm lassen. Habe eben in die ersten Seiten des Booklets reingelesen und erfahren, dass die Auftraggeber wohl nicht sonderlich zufrieden mit dem Film waren. Er wurde vier Monate zurückgehalten, weil er anscheinend Militärgeheimnisse enthielt, die entfernt werden musste, und dem Film wurde vorgeworfen, er würde sich zu sehr mit der Darstellung des friedlichen Heimatlebens und zu wenig mit dem Kampf gegen den Feind beschäftigen – alles Dinge, die ich nach dem Gucken auch durchaus nachvollziehen kann. Seo Mitsuyo war auch später zunächst als Kommunist, dann sogar als unpatriotischer Pazifist verschrien – der Mann selbst war also von allen Seiten eigentlich nicht ganz unumstritten. Aber ja, ein Produkt seiner Zeit ist der Film definitiv und mich würde es sehr interessieren, wie a) die ungeschnittene Fassung mit den „Militärgeheimnissen“ aussah und b) was für einen Film Mitsuyo gemacht hätte, wenn er freie Hand gehabt hätte (also der Film kein Propaganda-Auftrag gewesen wäre).

    Fun Fact: Zum Zeitpunkt, als der Film endlich gezeigt werden durfte, war Tokyo schon so zerbombt, dass kaum noch Kinos standen und die Kinder waren eh schon alle evakuiert worden. Den intendierten Zweck hat er damals also scheinbar so oder so verfehlt. Na ja, nicht dass es 1945 noch einen großen Unterschied gemacht hätte. Ebenfalls interessant: Im Laufe der Produktion wurden die meisten Männer für den Krieg eingezogen, weshalb er gegen Ende primär von Frauen gezeichnet wurde.

    Und ja, die Politik hatte damals einen enormen Einfluss auf das Filmwesen. Ausländische Filme waren verboten, deshalb hat die heimische Industrie in der Kriegszeit ziemlich geboomt und Propagandafilme dürfte es aus der Zeit mehr geben, als man aufzählen kann.

  5. #5
    #02: Ringing Bell (Chirin no Suzu チリンの鈴, 1978) // Regie: Masami Hata // 46 Minuten

    Hintergrund
    Sagt euch der Name Sanrio etwas? Selbst wenn ihr den Namen nicht kennt, seid ihr mit der Firma sicher schon mal in Kontakt gekommen, denn sie ist für zahlreiche erfolgreiche Maskottchen verantwortlich, darunter Hello Kitty. Erst kürzlich lief eine Serie namens Sanrio Boys, wo es um Jungs geht, die total auf Sanrio-Produkte abfahren. Sanrio hat im Laufe der Jahrzehnte etliche Animes produziert, um sein Merchandise unter die Kinder zu bringen. Ringing Bell fällt jedoch sehr aus dem Ramen, denn so eine Geschichte würde man keineswegs von einer Serie mit einem niedlichen Lamm in der Hauptrolle erwarten. Für das Konzept zeichnet sich neben Sanrio der 2013 verstorbene Takeshi Yanase verantwortlich, der mit Anpanman eines der beliebtesten Maskottchen Japans schuf, das sicherlich in einem Atemzug mit Doraemon erwähnt werden kann. Nun, mit Ringing Bell entschied er sich für ein unkonventionelles Konzept. Der Regisseur Masami Hata hat im Laufe seiner Karriere etliche Kinderfilme mit niedlichen Figuren gemacht, darunter auch Sea Prince and the Fire Child, Little Nemo und viele Kram wie Hello Kitty.

    Erwartungen
    Karl hatte den Anime auf dem BMT mehrfach erwähnt und ich wusste, dass die Geschichte von dem Schaf und dem Wolf sehr düster und wendungsreich sein sollte.



    Eindrücke
    Ringing Bell erzählt die Geschichte von einem kleinen Lamm namens Chirin, dessen Mutter von einem Wolf getötet wurde. Das Lamm will das nicht akzeptieren und sucht den Wolf auf. Frustriert über die Schwäche seiner Rasse beschließt es, selbst ein Wolf zu werden und bittet den Wolf, es als Schüler zu akzeptieren. Zunächst ignoriert der Wolf Chirin, doch als er die Entschlossenheit des kleinen Lamms sieht, zeigt er sich beeindruckt und akzeptiert es als Schüler.

    So weit, so gut. (Achtung, es folgt eine Zusammenfassung der Handlung bis zum Ende!) Den weiteren Handlungverlauf hatte ich allerdings nicht kommen sehen. In typischer Shounen-Manier trainiert das Schaf drei Jahre und erlangt unheimliche Kräfte. Ihm wachsen zwar keine Reißzähne, aber dafür spitze Hörner und es kann sogar Bären niederstrecken. Die einstigen Rachegedanken hat Chirin über Bord geworfen – mit der Zeit hat es begonnen, den Wolf als eine Art Vater zu sehen. Zusammen gehen die beiden auf Jagd und sind in der ganzen Tierwelt gefürchtet.

    Eines Tages kehren die zwei in Chirins Heimat zurück. Der Wolf will Chirins alte Herde angreifen und Chirin hat kein Problem damit. Als er jedoch vor einem Lämmchen steht, das nach seiner Mutter ruft, kann Chirin ihm nichts antun und bittet den Wolf, den Angriff abzublasen. Der will jedoch nicht und kommt es zu einer Auseinandersetzung, in der Chirin den Wolf tötet. Der Wolf sagt nur „gut gemacht“ und scheidet dahin. Chirins Herde fürchtet sich jedoch vor Chirin und so zieht Chirin sich in die Berge zurück. Ab und zu hört man noch das Läuten seiner goldenen Glocken, doch das Schaf selbst wurde nie wieder gesehen...



    Ich habe nun die gesamte Handlung zusammengefasst, um zu verdeutlichen, um was für eine ungewöhnliche Geschichte es sich handelt. Sie ist ziemlich düster und trostlos, aber merkwürdigerweise ist das der Ton des Films nicht immer. Gerade die Trainingspassagen wirken wie aus einem alten Shounen-Anime, eigentlich erschreckende Momente sind mit heroischer Action-Musik wie aus einem 70er/80er-Kinderanime (Super Robot / Sport / ...) unterlegt, was irgendwie unpassend wirkt. Das melancholische Titellied, das mehrfach aufgegriffen wird und übrigens auch gut in die englische Dub übertragen wurde, steht in einem krassen Kontrast dazu.

    Es ist definitiv ein interessanter Film. Die Produktion ist nicht unbedingt beeindruckend – die Animation ist eher zweckmäßig, das Design der Tiere nicht sonderlich ansehnlich und das Quellmaterial leider mies gealtert. Dadurch, dass der Film nur 46 Minuten lang ist, wird er definitiv nicht langweilig, aber zugleich geschehen die Entwicklungen auch so schnell, dass man nicht so wirklich Zeit hat, viel für Chirin zu empfinden. Aus diesem Grund und weil der Ton der Handlung etwas inkonsistent ist, würde ich den Film auch nicht unbedingt als rund bezeichnen, aber das ungewöhnliche Konzept und die drastischen Entwicklungen im Rahmen der Geschichte sind interessant genug, dass man mal einen Blick riskieren kann.

    Ein ähnliches Konzept hat Arashi no Yoru ni, der mir letztlich auch deutlich besser gefallen hat, auch wenn der Film die Idee nicht ganz so drastisch durchzieht.

    Unterhaltungswert: ★★
    Gesamtwertung:

    Geändert von Narcissu (03.05.2018 um 10:21 Uhr)

  6. #6
    #03: Fireworks (Uchiage Hanabi, Shita kara Miru ka? Yoko kara Miru ka? 打ち上げ花火, 下から見るか? 横から見るか?, 2017) // Regie: Noboyuki Takeuchi // Vorlage: Shunji Iwai // Animation: Shaft // 90 Minuten



    Hintergrund + Erwartungen
    Ich bin ein großer Fan von Shunji Iwais Anime-Debüt, The Case of Hana and Alice, einem einzigartigen Coming-of-Age-Film, der Abenteuer und Freundschaft wunderschön verbindet und durch Rotoskopie-Stil und die ungewöhnliche Regie im Anime-Bereich wirklich unverbraucht ist. Shunji Iwai ist in Japan durchaus ein bekannter Name – allerdings für seine Realfilme, nicht für Animes. Fireworks ist auch kein Film von Shunji Iwai, der war nur für das Konzept beziehungsweise die Vorlage verantwortlich. Der Film wurde gänzlich im Hause Shaft unter der Regie von Noboyuki Takeuchi produziert, dessen Regie-Debüt der Film auch war. Während ich mich anfänglich sehr auf den Film gefreut habe, habe ich nach den mäßigen Kritiken, die der Film bekam, meine Erwartungen etwas zurückgeschraubt.



    Eindrücke
    Die Hintergründe sehen fantastisch aus! Kein Wunder, denn Studio Pablo hatte hier seine Finger im Spiel und die liefern mit die besten Hintergründe in der gesamten Industrie. Allerdings trifft das nur auf manche Szenen zu – einige machen weit weniger her. Generell wirkt der Film visuell nicht so ganz konsistent. Das CGI ist Mittelmaß, das Wasser sieht aus wie von 2010 und die an Bakemonogatari erinnernden Charakterdesigns wirken in manchen Situationen etwas off.

    Das erste Drittel des Films ist eine typische Mischung aus Coming-of-Age und Jugendromanze. Schön in Szene gesetzt mit sommerlichen Panoramen, einem Festival und verträumter Musik, die übrigens den ganzen Film hindurch Klasse ist. Es geht um zwei Jungs, die dasselbe Mädchen lieben, das wiederum Stress mit ihrer Mutter hat und von Zuhause weglaufen will. So weit, so gut. Alles bekannt, man weiß, was man zu erwarten hat. Als dann plötzlich Zeitreise-Elemente eingeführt wurden, haben meine Alarmglocken zu läuten begonnen.



    Nicht ganz unbegründet, aber ich fand den Teil letztlich weniger schlimm als befürchtet. Tatsächlich ist der gesamte Zeitreise-Teil völlig aus der Luft gegriffen, wird nicht erklärt und sorgt am Ende des Films für ein sinnlos offenes Ende. Aber das hat mich hier weniger gestört als beispielsweise in your name., weil es sich in Fireworks so angefühlt hat, als wäre es mehr oder weniger der Aufhänger für die Handlung, die Prämisse, aber nichts, worum sich die gesamte Handlung und Dramatik dreht.

    Tatsächlich mochte ich die Atmosphäre des Films nach anfänglichem Zweifel sehr. Es ist eine bodenständige Liebesgeschichte zwischen zwei Figuren, die sich kaum kennen, entsprechend auch nicht furchtbar emotional. Die launische Natur der Figuren, das gemeinsame „Weglaufen“ und die Flucht im Zug, dabei immer wieder die schönen Meerespanoramen und Bilder von den Feuerwerken haben mich doch sehr eingenommen.

    Zwar kann ich den Film wegen des aus der Luft gegriffenen Zeitreise-Konzepts und dem Ende nicht ohne Einschränkungen weiterempfehlen, aber letztlich hat er mich mehr angesprochen, als ich erwartet hatte. Es ist keineswegs ein perfekter Film – er hat viele Makel –, aber in seiner jugendlichen Wankelmütigkeit kriegt er volle Punkte und zumindest in diesem Punkt ist er Hana & Alice etwas ähnlich. Zudem habe ich wieder gemerkt, wie sehr eine audiovisuell-atmosphärisch stimmungsvolle Inszenierung bei mir ausmachen kann. Musikalisch war der Film wirklich toll, auch das Titellied hat mir sehr gefallen.

    Unterhaltungswert: ★★
    Gesamtwertung:

    Geändert von Narcissu (07.05.2018 um 23:33 Uhr)

  7. #7
    So, ich war nicht untätig in den letzten Tagen, aber mit den Berichten hinke ich hinterher. Also mal wieder an die Arbeit!

    #04: Ancien und das magische Königreich (Hirune Hime ひるね姫 ~知らないワタシの物語~, 2017) // Regie: Kenji Kamiyama // Animation: Signal MD // 106 Minuten


    Hintergrund
    Ancien und das magische Königreich – wobei ich Napping Princess für den schöneren Titel halte – ist der neuste Film von Kenji Kamiyama (Ghost in the Shell S.A.C, Eden of the East). Als sein letzter Film nach dem großen Tōhoku-Erdbeben (009 auch in Kinos in den betroffenen Regionen gezeigt wurde, hat Kamiyama beschlossen, als Nächstes einen Film zu machen, der im Kern friedlich ist und ohne viel Zerstörung auskommt.

    Es ist das erste Originalwerk Kamiyamas und zunächst sollte der Film gänzlich ohne Fantasy-Elemente auskommen. Im Verlauf der Produktion entstand aber eine Traumwelt, die die Handlung um eine märchenhafte Komponente erweitert.

    Animiert wurde der Film von Signal MD, einem Schwesterunternehmen von Production I.G, von dem wir in den nächsten Jahren sicher noch mehr sehen werden. Angesiedelt ist die Handlung in der Präfektur Okayama im Süden der Hauptinsel und die dargestellten Schauplätze kann man fast alle im echten Japan antreffen.

    Die Musik stammt von Yoko Shimomura.

    Erwartungen
    Ich hatte mich schon seit der Ankündigung sehr auf den Film gefreut, auch wegen Yoko Shimomura. Einen Hype hatten das gezeigte Material jedoch nie bei mir ausgelöst und es war kein Film, den ich zur Veröffentlichung unbedingt sofort gucken musste.




    Eindrücke
    Zitat Zitat von Klappentext
    Kokone lebt mit ihrem Vater in der Präfektur Okayama. Sie ist eine typische Schülerin und doch hat sie ein ganz besonderes Talent nämlich jederzeit und überall einschlafen zu können. In ihren Träumen findet sie sich im magischen Königreich Heartland wieder und durchlebt mit ihrem magischen Tablet-Computer waghalsige Abenteuer. Doch bald erkennt sie, dass ihre Träume der Schlüssel sind um ihren Herausforderungen in der realen Welt zu begegnen …
    Ich mag den Film. Die Prämisse gefällt mir, die Figuren sind sympathisch, der thematische Schwerpunkt – Familie – trifft genau meinen Geschmack. Trotzdem hat das Film für mich keinen Moment gehabt, der einen wirklich starken Eindruck bei mir hinterlassen hatte.

    In dem übrigens sehr empfehlenswerten Bonusmaterial redet Kamiyama darüber, dass er zunächst einen Film ohne Fantasy-Elemente und mit Road-Trip-Feeling machen wollte. Das hätte mir, denke ich, deutlich besser gefallen, denn die Abschnitte in der Fantasywelt fand ich zugegebenermaßen ziemlich langweilig. Einen kleinen Road Trip gibt es zwar immer noch, aber der füllt die Handlung nicht aus.

    Im Grunde genommen gibt es wirklich vieles an dem Film, was mir gefällt. Aber im Endeffekt fehlt einfach „das gewisse Etwas“ – etwas, das den Film für mich zu mehr als nur angenehmer Unterhaltung macht. Trotzdem würde ich ihn als abendfüllenden Familienfilm durchaus weiterempfehlen.

    Viele der magischen Elemente sind schön in die Welt integriert. Die Verbindung zwischen echter und Traumwelt sind teils etwas wirr, aber die Idee mit dem „magischen“ Tablet hat mir gefallen. Ich hätte mir den Film auch mit einer kleinen Liebesgeschichte gut vorstellen können, aber die hat thematisch wohl nicht mehr reingepasst.

    Die Musik von Yoko Shimomura war gefällig, aber ist mir beim Schauen nicht so sehr aufgefallen.



    Unterhaltungswert: ★★
    Gesamtwertung:

    Geändert von Narcissu (07.05.2018 um 21:41 Uhr)

  8. #8
    #05: Miyori's Forest (Miyori no Mori ミヨリの森, 2007) // Regie: Nizou Yamamoto // Animation: Nippon Animation // 107 Minuten


    Hintergrund
    Miyori's Forest ist mit einem Budget von umgerechnet etwa 1,7 Million US-Dollar und einer Laufzeit von mehr als 100 Minuten eine der aufwändigeren TV-Produktionen. Die Geschichte basiert auf einem Manga von Hideji Oda. Zugleich war der Film das Regie-Debüt von Nizou Yamamoto, der sich durch seine Arbeit an Filmen unter Hayao Miyazaki, Isao Takahata und Mamoru Hosodaals Animation Director bereits vorher einen Namen gemacht hatte. Leider war es auch sein einziger Film.

    Erwartungen
    Ich wusste, dass der Film bildhübsches Hintergründe und ein tolles Setting hat, mehr eigentlich nicht. Ich hatte also keine besonderen Erwartungen an die Umsetzung.



    Eindrücke
    Zitat Zitat
    After being deserted by her parents, 11-year old Miyori shuts her heart from the rest of the world and denies any form of human relationships. She was entrusted in the care of her grandmother who lives near the forest. Miyori will take a walk in the forest where she felt a strong sense of loneliness in the forest which seems to have nothing. However, she soon encounters unbelievable things and gradually realises that the forest is more than what it seems...
    Miyori's Forest hat mir von Anfang bis Ende richtig gut gefallen! Das liegt daran, dass die Prämisse genau bei mir ins Schwarze trifft und für mich einer der schönsten Ausgangspunkte für eine kleine Abenteuergeschichte ist – siehe auch Boku no Natsuyasumi (Spieleserie) oder Nijiiro Hotaru ~Eien no Natsuyasumi~ (Roman bzw. Anime-Film).

    Die Darstellung des Waldes erinnert an Natsume Yuujinchou oder Mein Nachbar Totoro, die Youkai jedoch mehr an Ein Brief für Momo. Die Geschichte ist kindergerecht und relativ langsam, aber trotz der magischen Elemente recht bodenständig und wie Mein Nachbar Totori ist es ein Film, der Kindern die Magie in unserer Welt zeigen will.

    Dies gelingt dem Film auch außerordentlich. Nicht nur die Youkai, sondern der Wald als Ganzes und auch das Haus von Miyoris Großeltern strotzen nur so vor geheimnisvollen Dingen, die es zu entdecken gibt. Neben dem wunderschönen Art Design und den tollen Hintergründen trägt auch die Musik ihren Teil hierzu bei. Animationstechnisch ist der Film jedoch eher durchschnittlich – hier merkt man, dass es keine Kinoproduktion ist.

    Wer kein explizites Interesse an dem Setting oder dem Thema hat, mag die Handlung des Films etwas lang und unaufregend finden, aber mir hat sie richtig zugesagt. Auch mochte ich sehr, wie die anfangs mürrische und nicht besonders sympathische Protagonistin sich nach und nach immer mehr für ihre Umwelt interessiert und durch ihr eigenes entwickeltes Verantwortungsbewusstsein auch ihre Familienprobleme besser bewältigen kann. Der Film ist keinesfalls innovativ, aber funktioniert auf vielen Ebene einfach ziemlich gut.

    Bin jedenfalls positiv überrascht gewesen, wie sehr ich ihn mochte. Bisher auch auf jeden Fall mein Lieblingsfilm der Challenge!



    Unterhaltungswert:
    Gesamtwertung: ★★

    Geändert von Narcissu (07.05.2018 um 21:41 Uhr)

  9. #9
    #06: Die zwölf Monate (Sekai Meisaku Douwa: Mori wa Ikite Iru 世界名作童話 森は生きている, 1980) // Regie: Kimio Yabuki // Animation: Toei Animation // 65 Minuten


    Hintergrund
    Die zwölf Monate ist ein Film, den man vielleicht als Kind gesehen hat, ohne die Verbindung zu Japan zu erkennen. Die Handlung basiert auf einem russischen Märchen von Samuil Marshak und ist auch vom Stil stark russisch-europäisch beeinflusst. Animiert wurde der Film von Toei Animation, allerdings in Partnerschaft mit dem russischen Animationsstudio Soyuzmultfilm. Das National Leningrad Philharmonic spielte die Musik ein.

    Der Film wurde in vielen Ländern veröffentlicht, interessanterweise sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Diese beiden Dub-Fassungen zu vergleichen, ist sehr interessant, denn sowohl inhaltlich als auch von den Stimmen unterscheiden sie sich sehr stark. Beide sind jedoch durchaus gelungen. Ich habe den Film allerdings dennoch auf Japanisch gesehen. Osamu Tezuka war in die Produktion als Co-Produzent und Charakterdesigner involviert.

    Erwartungen
    Ich habe mit einem klassischen Märchen im europäischen Stil gerechnet und das auch ungefähr bekommen.



    Eindrücke
    Ein Mädchen namens Anna (Anja) lebt bei ihrer bösen Stiefmutter und ihrer ebenso bösen Stiefschwester. Jeden Tag muss sie hart schuften und bekommt nie ein freundliches Wort zu hören. Im Wald entdeckt trifft sie jedoch eines Tages die „Monate“, zwölf Gestalten, die die Macht haben, die Jahreszeit zu ändern. Sie versucht die Begegnung geheimzuhalten, aber als die kindliche Königin auftaucht und Anna befiehlt, sie an die entsprechende Stelle im Wald zu führen, muss Anna sich fügen.

    Die Geschichte wirkt gänzlich konventionell, vom Inhalt über die Darstellung der Figuren bis hin zu den magischen Elementen. Und das ist auch der Reiz daran. Bei Die zwölf Monate handelt es sich nämlich wirklich um eine reinrassige Märchenverfilmung, die zwar in keinerlei Hinsicht innovativ oder außerordentlich ambitioniert wirkt, aber den Inhalt sehr solide umsetzt. Das Wintersetting lässt durchaus eine sehr dichte Atmosphäre aufkommen, die magischen Elemente wirken wirklich wundersam und Märchenstimmung ist garantiert. Von den Figuren ist die kindliche Königin wohl die einzigartigste, die sich die Welt mit ihrer eigenen Logik spinnt und nach Lust und Laune die Regeln der Mathematik ändert oder die Tageszählung, weil sie es als Königin eben kann.

    Insgesamt ist es ein schöner, klassischer Märchenfilm, der zwar in keinem Punkt heraussticht und recht eindimensionale Figuren und eine typische Gut-Böse-Dualität hat, aber gerade durch seine ungeheure Konventionalität ein angenehm klassisch-nostalgisches Gesamtbild vermittelt.



    Unterhaltungswert: ★★
    Gesamtwertung:

    Geändert von Narcissu (07.05.2018 um 21:42 Uhr)

  10. #10
    #07: Like the Clouds, Like the Wind, (Kumo no You ni, Kaze ni You ni 雲のように風のように, 1990) // Regie: Hisayuki Toriumi // Animation: Studio Pierrot // 79 Minuten


    Hintergrund
    Das Charakterdesign dieser TV-Produktion ähnelt nicht nur zufällig dem Ghibli-Design. Charakterdesigner Katsuya Kondou ist nämlich ein Ghibli-Veteran, der vorher und auch danach an zahlreichen Ghibli-Filmen arbeitete, unter anderem als Charakterdesigner und Key Animator.

    Erwartungen
    Ich habe mit einem netten, kurzweiligen Film mit historisch-fantastischem Setting gerechnet, mehr Erwartungen hatte ich nicht.



    Eindrücke
    Zitat Zitat
    Ginga is a simple—yet energetic—country girl, living with her father far from the capital city of the empire in ancient China. When she learns of an opportunity to become a concubine of the young new Emperor, with the possibility of getting a regular food supply in the bargain, Ginga convinces her father to let her go. Once there, she meets all of the other potential head wives, each of whom have various reasons for being there. All of them must learn to read and write, learn the history of their country, and learn the proper mannerisms for being in the royal court.

    Ginga's enthusiasm tends to get her in trouble more often than not, but it works to her advantage when they learn that the former emperor's head wife, who is not the mother of the current emperor, is plotting treachery against the new emperor, and that a rebellion is headed toward the capital.
    Die proaktive Protagonistin ist klasse. Mit ihrer unverhohlenen und dennoch leicht naiven Art sorgt sie im Kontrast zur Steifheit des Hofpersonals für viele herzliche Lacher. Auch die anderen Charaktere gehen in ihren Rollen wunderbar auf und die Chemie zwischen den Figuren ist toll.

    Trotz seines Alters wirkt der Film von seiner Botschaft sehr progressiv. Die Frauen verkörpern Stärke und Unabhängigkeit – ein kompletter Gegenpol zur Damsel-in-Distress – und der Film äußerst sogar ein paar Gedanken zum Thema Homosexualität und Geschlechteridentität. Zwar wohl in erster Linie als Foreshadowing, dass der Kaiser als Frau verkleidet herumläuft, um den Augen der Feinde zu entgehen, aber es wirkt trotzdem erfrischend fortschrittlich und natürlich, gerade für einen japanischen Film.

    Die Ästhetik gefiel mir auch abseits des Charakterdesigns sehr gut. Die traditionelle Kleidung der Figuren ist schön farbenfroh, die Palastgebäude wirken opulent und die Animation insbesondere der Mimik und Gestik ist an vielen Stellen sehr ausdrucksstark.

    Die eigentliche Geschichte ist klassisch, aber mit gutem Pacing umgesetzt und verlagert im Verlauf ihren Schwerpunkt in eine Richtung, die man vielleicht nicht erwartet. Sicherlich ist der positive Ausgang äußerst idealistisch, aber es handelt sich ja auch im einen Kinderfilm mit positiver Grundstimmung, der zugleich spaßig sein und eine schöne Botschaft vermitteln soll.

    Unterm Strich bin ich recht angetan von Like the Clouds, Like the Wind. Neben dem herzlichen Humor und dem generellen Unterhaltungswert erfährt man auch ein paar Dinge über das chinesische Dynastiesystem, was ich sehr interessant fand, auch wenn ich nicht weiß, ob es die Wirklichkeit komplett wiederspiegelt. Ein sehr schöner und kurzweiliger Familienfilm!



    Unterhaltungswert: ★★
    Gesamtwertung:

    Geändert von Narcissu (07.05.2018 um 21:42 Uhr)

  11. #11
    #08: My Sister Momoko (Momoko, Kaeru no Uta ga Kikoeru yo. もも子, かえるの歌がきこえるよ., 2003) // Regie: Setsuko Shibuichi // Animation: Magic Bus // 79 Minuten


    Hintergrund
    Momoko basiert auf einem Roman von Akari Hoshi, einer Autorin und Aktivistin, die sich für behinderte Kinder einsetzt. Neben Momoko wurde ein weiteres ihrer Werke, Daichan, Daisuki., als Anime-Film umgesetzt. Das Studio Magic Bus schien damals vermehrt solche Filme gemacht zu haben, mittlerweile ist das Studio allerdings kaum noch ein Begriff.

    Erwartungen
    Ich hatte keine besonderen Erwartungen an den Film. Der Film 5-tou ni Naritai. mit einem ähnlichen Thema hatte mir aber gut gefallen.



    Eindrücke
    Der Film handelt von dem namensgebenden Mädchen Momoko, das unter einer Muskelschwäche leidet. Die Geschichte wird aus der Perspektive ihres Zwillingsbruders Riki erzählt, der von der Krankheit allerdings nicht betroffen ist. Momoko ist ein fröhliches Mädchen. Früher konnte sie all das tun, was die anderen Kinder auch tun konnten, doch mittlerweile ist sie körperlich deutlich eingeschränkt und kann motorisch schwierige oder kraftaufwändige Aktivitäten nicht mehr durchführen.

    Sie geht auf eine Schule für Behinderte, doch will einmal in der Woche die Schule ihres Bruders besuchen. Riki ist davon zunächst nicht begeistert, weil seine Schwester ihm peinlich ist, doch sehr schnell akzeptiert er die Tatsache und schützt Momoko vor dem Mobbing eines Mitschülers. Im Verlauf des Films lernt der Zuschauer die beiden Figuren besser kennen und bekommt einen genaueren Blick auf das Leben einer Person mit einer solchen Behinderung.

    Dabei verharmlost der Film den Umstand auch nicht, dass das eine Krankheit ist, die schon früh tödlich sein kann. Momoko verbringt viel Zeit im Krankenhaus und einer ihrer Freunde an ihrer Schule für behinderten Kinder stirbt sogar sehr plötzlich. Momoko ist sehr hartnäckig und will alles allein schaffen. Mit ihrer Persönlichkeit gelingt es hier stets, den Leuten um sich herum ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, was auch dazu führt, dass ihre Klassenkameraden an Rikis Schule sie aufmuntern wollen.

    Visuell ist der Film leider sehr reizlos. Das Charakterdesign wirkt generisch, die Animation ist zweckmäßig und das Art Design sticht in keinerlei Hinsicht hervor. Die Musik von Michiru Ooshima allerdings ist äußerst effektiv und untermalt besonders die dramatischen Momente ausgezeichnet. Und davon gibt es einige. Nicht immer ist die Dramatik feinfühlig inszeniert – manchmal wirkt es etwas zu direkt –, aber im Großen und Ganzen setzt der Film die Gefühle der Figuren gut um und man kann mit ihnen mitfühlen, auch ohne große erzählerische Eleganz.

    Etwas überrascht hat mich das Ende, da hatte ich nicht mit gerechnet:


    Ich hatte den Film auf einer Zugfahrt gesehen und wurde von Anfang bis Ende sehr gut unterhalten. Das Pacing des Films ist angenehm und ohne Leerlauf. Unterm Strich mochte ich Momoko definitiv, besonders weil Menschen mit Behinderungen in Animes nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen und in Hauptrollen so gut wie nie vorkommen. Die Umsetzung war jedoch weder visuell noch von der Regie oder dem Drehbuch mehr als durchschnittlich.



    Unterhaltungswert: ★★
    Gesamtwertung:

    Geändert von Narcissu (07.05.2018 um 21:42 Uhr)

  12. #12
    Wow wie findest du immer so schöne Filme? Ich habe von Animes inzwischen, bei allem was nicht von Ghibli oder den Garden of Words Macher (oder den Summer Wars Macher) kommt einen gänzlich anderen Eindruck... aber hier hätte ich ausnahmslos bei jedem Film spontan Bock ihn mir anzusehen. (ob das wohl am Alter liegt) Ich habe ja von Animes eher einen etwas anderen Eindruck bekommen, was wohl derzeitigen Trends bei Serien geschuldet ist. *ähem'

  13. #13
    Ich war von Fireworks entäuscht, zumal ich mich im Vorfeld schon sehr auf den Film gefreut hatte. Die Kritikpunkte hattest du ja schon sehr treffend angesprochen. Natürlich hat mir der Film gefallen, aber ich dachte, dass der mich mehr abholen würde. Hatte ihn beim Akiba Festival geschaut und gegen die anderen beiden Filme Your Voice (nicht verwechseln mit A Silent Voice! ) und Mademoiselle Hanamura gab es keinerlei Chance.
    Gerade Mademoiselle Hanamura ist ein absolutes Meisterwerk. Vermutlich ist das wohl der beste Film, den ich je gesehen habe. Zumindest aber ist das der beste Film der letzten Jahre, meiner Meinung nach. Ich mochte zwar A Silent Voice und Kimi No Na Wa ganz gerne, aber Mademoiselle Hanamura ist definitiv eine Klasse für sich und muss unbedingt bekannter werden. Kein Film hat es mehr verdient als dieser hier.
    (Ich schreibe das übrigens extra so übertrieben, damit du den auch endlich mal schaust, haha ... aber wahr ist es trotzdem!)

    Auf jeden Fall sind hier ein paar sehr schöne Filme bei. Ich kenne zwar viele alte Serien, aber bei Filmen hört es dann leider auf. Habe mir auch schon welche ganz oben auf meiner Watch Liste markiert. Schöne Fundgrube hier.

  14. #14
    Zitat Zitat von Klunky Beitrag anzeigen
    Wow wie findest du immer so schöne Filme? Ich habe von Animes inzwischen, bei allem was nicht von Ghibli oder den Garden of Words Macher (oder den Summer Wars Macher) kommt einen gänzlich anderen Eindruck... aber hier hätte ich ausnahmslos bei jedem Film spontan Bock ihn mir anzusehen. (ob das wohl am Alter liegt) Ich habe ja von Animes eher einen etwas anderen Eindruck bekommen, was wohl derzeitigen Trends bei Serien geschuldet ist. *ähem'
    Hehe, danke.

    Was sind denn die derzeitigen Trends? Ich erkenne so einige Trends, die in ganz verschiedene Richtungen gehen, auch wenn es natürlich alte Trends gibt, die heute nicht mehr so stark abgedeckt werden. Aber gerade was solche Familienfilme betrifft, wie ich sie bisher primär vorgestellt habe, gibt es im Laufe der Jahrzehnte eine ziiiemlich große Auswahl, wie ich beim Nachforschen festgestellt habe, heute wie damals. Unter den TV-Produktionen gibt es meiner Meinung nach auch eine Menge Gutes, auch wenn man Moe-Mädchen, Angsty Teenagern, pubertären Machtfantasien, Fanservice, allzu offensichtlichen Self-Inserts und überzeichnet-verrückten Designs wenig abgewinnen kann.

    Zitat Zitat von Kynero Beitrag anzeigen
    Ich war von Fireworks entäuscht, zumal ich mich im Vorfeld schon sehr auf den Film gefreut hatte. Die Kritikpunkte hattest du ja schon sehr treffend angesprochen. Natürlich hat mir der Film gefallen, aber ich dachte, dass der mich mehr abholen würde. Hatte ihn beim Akiba Festival geschaut und gegen die anderen beiden Filme Your Voice (nicht verwechseln mit A Silent Voice! ) und Mademoiselle Hanamura gab es keinerlei Chance.
    Gerade Mademoiselle Hanamura ist ein absolutes Meisterwerk. Vermutlich ist das wohl der beste Film, den ich je gesehen habe. Zumindest aber ist das der beste Film der letzten Jahre, meiner Meinung nach. Ich mochte zwar A Silent Voice und Kimi No Na Wa ganz gerne, aber Mademoiselle Hanamura ist definitiv eine Klasse für sich und muss unbedingt bekannter werden. Kein Film hat es mehr verdient als dieser hier.
    (Ich schreibe das übrigens extra so übertrieben, damit du den auch endlich mal schaust, haha ... aber wahr ist es trotzdem!)

    Auf jeden Fall sind hier ein paar sehr schöne Filme bei. Ich kenne zwar viele alte Serien, aber bei Filmen hört es dann leider auf. Habe mir auch schon welche ganz oben auf meiner Watch Liste markiert. Schöne Fundgrube hier.
    Danke! Auf Mademoiselle Hanamura bin ich schon sehr gespannt! Freue mich ja schon seit der Ankündigung auf dem Film und jetzt sind glaube ich auch die Blu-rays in Japan draußen, also sollte ich ihn auch mal auf die Liste setzen. Your Voice kommt glaube ich Ende des Monats.

    Geändert von Narcissu (08.05.2018 um 19:10 Uhr)

  15. #15
    #09-#10: Free!-Timeless Medley- (Gekijouban Free! Timeless Medley, 2017) // Regie: Eisaku Kawanami // Animation: Animation Do + Kyoto Animation // 94 + 97 Minuten


    Hintergrund
    Im Jahr 2013 ist die erste Staffel von Free! erschienen, die im Jahr darauf eine weitere Staffel enthielt, die die Oberschulzeit der Protagonisten und damit die Handlung abzuschließen schien. Es folgte ein Prequel-Film und nun auch ein Sequel-Film und eine dritte Staffel ist angekündigt, die das Leben der Charaktere an der Universität (bzw. nach der Oberschule) zeigen soll. Das gesamte Free!-Projekt ist in der Hinsicht einzigartig, dass es unter den Werken von Kyoto Animation das einzige ist, dass eher auf eine weibliche Zielgruppe ausgerichtet ist und zugleich das erste Projekt ist, in dem das Ōsaka-Substudio Animation Do eine Hauptrolle im Planungs- und Animationsprozess einnimmt.

    Free! -Timeless Medley- sind zwei Recap-Filme, die die bisherige Handlung zusammenfassen und wenig Neues hinzufügen.

    Erwartungen
    Ich habe mir die Filme angesehen, um meine Erinnerungen an die Handlung wieder aufzufrischen, bevor ich mir den Sequel-Film und die im Sommer kommende dritte Staffel ansehe.



    Eindrücke
    Ich fand die erste Staffel ganz solide und mochte einige Momente in der zweiten Staffel sehr. Während ich einige der überzeichneteren Charaktere und den Humor der Serie weniger mochte, hatte insbesondere die zweite Staffel einige wirklich schöne, bodenständige Momente – allen voran die Entscheidungsfindung, was die Charaktere nach dem Schulabschluss machen wollen. Es gab teils sehr gute Dynamik zwischen den Figuren und auch, wenn nicht alle allzu tief beleuchtet wurden, ist Free! doch keinesfalls ein Projekt, das dem Zuschauer nur Schablonenfiguren vorsetzt und in erster Line vom Fanservice lebt. (Den gibt es durchaus auch, aber der ist meist gut in die Serie eingebunden und wirkt nicht deplatziert, was bei einem Anime übers Schwimmen wohl auch einfach ist.)

    Ich dachte ursprünglich, die zwei Filme würden jeweils die Geschichte einer Staffel zusammenfassen. Dies ist aber nicht der Fall. Der erste Film, Kizuna, beleuchtet die Handlung von der Seite des Iwatobi-Schwimmclubs, während der zweite die Seite von Rin und dem Samezuka-Schwimmclub stärker in den Fokus rückt. Beide Filme decken primär die Ereignisse der zweiten Staffel ab und spielen parallel zueinander, wobei es glücklicherweise zu keinen nennenswerten inhaltlichen Überschneidungen kommt. In der Hinsicht wurden die Filme gut geschnitten.

    Wie bereits in der Serie fand ich die Charaktere abseits vom Hauptcast recht uninteressant und da die primär im Samezuka-Schwimmclub sind, fand ich den zweiten Film deutlich langweiliger und unbefriedigender. Auch Rin als Figur finde ich nicht immer überzeugend. Den ersten Film hingegen mochte ich recht gern. Er hat im Grunde genommen all die guten Momente der Serie zusammengefasst. Dabei geht auch nicht allzu viel verloren, aber für Einsteiger eignet sich der Film keineswegs, da der Beginn der Handlung – das ganze erste Jahr eigentlich – komplett ignoriert wird.

    Der zweite Film setzt auch sehr viel auf Musik-Montagen mit haufenweise Flashbacks, was wenig elegant wirkt und zeigt, dass das alles auf Zuschauer ausgelegt ist, die mit der Handlung bereits vorher vertraut waren.

    Unterm Strich handelt es sich um zwei Recap-Filme, die man zur Auffrischung der Inhalte durchaus gucken kann. Sie sind schön animiert, haben recht gutes Pacing die Trennung zwischen den beiden „Seiten“ gelingt gut. Wie so gut wie alle Recap-Filme handelt es sich hier aber gleichzeitig auch nicht um besonders gute eigenständige Werke. Der zweite Film endet mit einem Teaser auf den Sequel-Film (oder die dritte Staffel?), das Motiv hinter der Veröffentlichung dieser Zusammenschnitte ist also sehr klar.



    Unterhaltungswert: ★★★☆☆
    Gesamtwertung: ★★★☆☆

  16. #16
    Zitat Zitat von Narcissu Beitrag anzeigen
    Mind Game (2004)
    Tekkon Kinkreet (2006)
    Welcome to the Space Show (2010)
    Colorful (2010)
    Big Fish & Begonia (2016)
    Das sind mal 5 starke Animes.
    Gut, Mind Game und Big Fish & Begonia empfand ich ein wenig schwächer, doch die anderen drei sind ganz großes Kino.

    Zitat Zitat
    Ancien und das magische Königreich (2017)
    Der steht mir heute noch bevor.

    Zitat Zitat
    Empfehlungen nehme ich natürlich gerne entgegen!
    Sofern dir Tekkon Kinkreet gefällt, solltest du Mutafukaz eine Chance geben, wobei der Herbst ja anscheinend flach fällt.

  17. #17
    Okay, Update: Ich hatte noch zwei Filme geguckt, zu denen Berichte jetzt folgen werden. In den letzten 2,5 Wochen aber leider gar nichts mehr, weil mich andere Dinge in beschlag genommen haben und die Routine dann irgendwie gebrochen hat. Typisches Problem bei mir, aber auch nicht tragisch, denn ich werte die Challenge auch so als vollen Erfolg.

    Zitat Zitat von Ὀρφεύς Beitrag anzeigen
    Sofern dir Tekkon Kinkreet gefällt, solltest du Mutafukaz eine Chance geben, wobei der Herbst ja anscheinend flach fällt.
    Von dem habe ich tatsächlich erst letztens gehört! Sieht echt interessant aus, wenn ich die Gelegenheit habe, werde ich den auf jeden Fall gucken. Scheint ja ziemlich abgefahren zu sein.

    #11: Wonderful Days (원더풀 데이즈, 2003) // Regie: Kim Mun-Saeng // Laufzeit: 86 Minuten


    Hintergrund
    Wonderful Days ist ein koreanischer CGI-Film und eines der wenigen hochkarätigen Anime-Werke aus dem Land, das ein SciFi-Setting hat. Anders als viele anderen CGI-Werke aus Korea, die meist auf Kinder ausgelegt sind, ist der Stil eher realistisch gehalten, nicht unbedingt vergleichbar mit dem CGI Final Fantasy, sondern eher mit den neueren Werken von Polygon Pictures. Neben der 86-minütigen Kinofassung, die ich gesehen habe, gibt es auch einen 95-minütige Director's Cut, was ich leider erst zu spät erfahren habe.

    Erwartungen
    Ich wollte Wonderful Days schon seit Ewigkeiten geguckt haben. Mindestens seit 2013 habe ich ihn schon im Hinterkopf. Ich hatte einen philosophisch angehauchten SciFi-Film im Stil von Ghost in the Shell erwartet.



    Eindrücke
    Besonders philosophisch ist Wonderful Days nicht. Das ist aber auch gar nicht schlimm. Im Grunde ziehe ich eine atmosphärische, persönliche Geschichte auch einem kalten, distanzierten Werk mit philosophischen Gedankengängen vor, wie es sie im SciFi-Bereich recht oft gibt.

    Im Grunde genommen ist Wonderful Days eine „unterdrückte Rebellen vs. böse Unterdrücker“-Geschichte in einem postapokalyptischen Setting. Die Handlung ist nicht so komplex, wie sie zunächst scheint, und die SciFi-Elemente tragen alle wunderbar zum Flair bei, ohne besonders essenziell für den größten Teil der Handlung zu sein.



    Ich mochte Wonderful Days. Die dunklen, teils sehr beeindruckenden Kulissen, die atmosphärische Optik gepaart mit dem tollen Soundtrack, der hoffnungslosen Welt und die dazu passende melancholisch angehauchte Handlung haben ein äußerst stimmiges Gesamtbild ergeben. Das Konzept nutzt ein paar interessante Ideen, wie z.B. dass die Energiequelle der Stadt die Verschmutzung der Welt ist, aber diese Gedanken werden nicht weiter ausgebreitet und sind somit nur Flavor.

    Der Film schenkt in 86 Minuten auch einigen Nebenfiguren etwas Zeit und es wird weder an Action-Szenen und besinnlichen Momenten gespart. Das Pacing hat mir sehr gefallen und auch wenn das Finale relativ typisch-melodramatisch war, war die audiovisuelle Präsentation des Endes doch so erstklassig, dass ich am Ende einen ziemlich positiven Eindruck vom Film hatte.

    Wer postapokalyptische Settings und düstere SciFi-Geschichten mag, sollte auf jeden Fall mal einen Blick riskieren.

    Unterhaltungswert: ★★
    Gesamtwertung:

    Geändert von Narcissu (27.05.2018 um 21:54 Uhr)

  18. #18
    #12: Junkers Come Here (ユンカース・カム・ヒア, 1995) // Regie: Jun’ichi Satou // Animation: Triangle Staff // 100 Minuten


    Hintergrund und Erwartungen:
    Ich wusste nicht viel über den Film, außer dass er relativ kurios sein soll. Regie führt Jun'ichi Satou, der u.a. für seine Arbeit an Sailor Moon sowie als Hauptbegründer der iyashi-kei („heilende Animes“) wie Aria und Tamayura bekannt ist. Etwa ein Jahr vorher wurde eine 30-minütige OVA-Episode veröffentlicht, die stilistisch jedoch ganz anders als der Film aussieht.



    Eindrücke:
    Der Film ist aus der Perspektive einer Mittelschülerin erzählt, die mit ihrem Hund Junkers sprechen kann. Sie lebt mit ihren Eltern, die jedoch beide arbeitsbedingt selten zuhause sind, weshalb sie mehr Zeit mit ihrer Haushälterin und ihrem Nachhilfelehrer, einem Studenten, verbringt. Sie ist erstaunlich aufgeweckt und selbstständig für ihr Alter, was allerdings dazu führt, dass die Erwachsenen denken, sie würde nicht von Sorgen geplagt werden. Tatsächlich belasten sie aber viele Gedanken, denn ihre Eltern denken über eine Scheidung nach und sie selbst ist in ihren Nachhilfelehrer verliebt, der jedoch deutlich älter als sie ist.

    Beim Schauen des Films war ich durchgehend beeindruckt von der flüssiger Animation. Selbst Filmproduktionen halten selten ein derart hohes Niveau. Zwar hat der Film keine visuellen Wow-Momente, da der Stil selbst eher dezent ist, doch in unzähligen Situationen werden die Emotionen der Charaktere durch die Animation sehr effektiv zur Schau gestellt. Öfters wird der Film wegen seines Stils und der Erzählweise als eine Art Arthouse-Kinderfilm gehandelt, aber ich konnte diese Sichtweise nur bedingt nachvollziehen. Junkers Come Here erscheint mir relativ konventionell. Er hat zwar definitiv Alleinstellungsmerkmale, aber wirkt keineswegs abgehoben oder unzugänglich.



    Vom Film selbst war ich tatsächlich ziemlich begeistert! Das hatte ich gar nicht so erwartet, aber die Geschichte ist nicht nur herzerwärmend, charmant und sympathisch, sondern auch außerordentlich schön erzählt. Der Zuschauer erhält einen sehr genauen Blick in den Kopf der Protagonistin, die nicht nur unheimlich liebenswert ist, sondern deren Sorgen und Probleme auch äußerst nachvollziehbar erscheinen, wozu die einfühlsame Darstellung sicherlich beiträgt. Ihre Interaktionen mit dem sprechenden Hund Junkers und die leichten Untertöne von magischem Realismus heben den Film dabei etwas von anderen Alltagsdramen ab, wodurch im Handlungsverlauf auch ein paar sehr lustige Situationen provoziert werden. Erfreulich ist auch, dass der Film nicht gänzlich idealistisch ist, sondern trotz der lebendigen Erzählweise in vielen Punkten sehr bodenständig und realistisch wirkt. Insgesamt ergibt sich ein wirklich rundes Gesamtbild.

    Junkers Come Here ist ein toller Film und es ist eine Schande, dass so wenige Menschen ihn kennen und er es nie über die Grenzen Japans geschafft hat. Es ist eine Coming-of-Age-Geschichte mit leichten Abenteuer-Elementen, die ich wirklich ohne zu zögern weiterempfehlen kann und die sowohl inhaltlich als auch in der Umsetzung ausgesprochen gelungen ist. Von mir gibt es ein großes . Ist noch vor Miyori's Forest auch mein Lieblingsfilm, den ich ihm Rahmen dieser Challenge gesehen habe.

    Unterhaltungswert: ★★
    Gesamtwertung:





    Damit ziehe ich einen Schlussstrich unter die Challenge. Obwohl ich am Anfang sehr gut vorangekommen bin, ist es bei 12 Filmen geblieben und in den letzten beiden Dritteln des Mais habe ich keinen Film mehr gesehen. Ist aber auch gar nicht schlimm und ich bin motiviert, diesen Ansatz irgendwann, wenn ich genug Zeit habe und in der richtigen Stimmung bin, wiederaufleben zu lassen, denn es hat sich auf jeden Fall gelohnt! Gleichzeitig habe ich bei der Recherche auch eine Menge Filme entdeckt, die ich vorher kaum im Blick hatte, auch wenn ein paar leider altersbedingt nicht in akzeptabler Qualität (oder gar nicht) zugänglich sind, höchstens auf alten japanischen Laserdiscs, was dann doch eine recht große Hürde.

    Geändert von Narcissu (26.06.2018 um 23:17 Uhr)

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