Er ist zumindest kein reiner Propagandafilm, das muss man ihm lassen. Habe eben in die ersten Seiten des Booklets reingelesen und erfahren, dass die Auftraggeber wohl nicht sonderlich zufrieden mit dem Film waren. Er wurde vier Monate zurückgehalten, weil er anscheinend Militärgeheimnisse enthielt, die entfernt werden musste, und dem Film wurde vorgeworfen, er würde sich zu sehr mit der Darstellung des friedlichen Heimatlebens und zu wenig mit dem Kampf gegen den Feind beschäftigen – alles Dinge, die ich nach dem Gucken auch durchaus nachvollziehen kann. Seo Mitsuyo war auch später zunächst als Kommunist, dann sogar als unpatriotischer Pazifist verschrien – der Mann selbst war also von allen Seiten eigentlich nicht ganz unumstritten.Aber ja, ein Produkt seiner Zeit ist der Film definitiv und mich würde es sehr interessieren, wie a) die ungeschnittene Fassung mit den „Militärgeheimnissen“ aussah und b) was für einen Film Mitsuyo gemacht hätte, wenn er freie Hand gehabt hätte (also der Film kein Propaganda-Auftrag gewesen wäre).
Fun Fact: Zum Zeitpunkt, als der Film endlich gezeigt werden durfte, war Tokyo schon so zerbombt, dass kaum noch Kinos standen und die Kinder waren eh schon alle evakuiert worden. Den intendierten Zweck hat er damals also scheinbar so oder so verfehlt.Na ja, nicht dass es 1945 noch einen großen Unterschied gemacht hätte. Ebenfalls interessant: Im Laufe der Produktion wurden die meisten Männer für den Krieg eingezogen, weshalb er gegen Ende primär von Frauen gezeichnet wurde.
Und ja, die Politik hatte damals einen enormen Einfluss auf das Filmwesen. Ausländische Filme waren verboten, deshalb hat die heimische Industrie in der Kriegszeit ziemlich geboomt und Propagandafilme dürfte es aus der Zeit mehr geben, als man aufzählen kann.![]()