Liminality sieht man sein niedriges Budget extrem an. Üblicherweise haben OAVs eine etwas höhere Qualität als TV-Anime, das ist hier jedoch nicht der Fall. Standbilder dominieren Liminality Vol.1, und das Charakterdesign ist extrem simpel gehalten. Selbst der "Showdown" am Ende der Episode, auf den ich weiter unten noch einmal gesondert eingehen werde, ist grottenschlecht animiert. Dafür gibt es Szenen, die dramaturgisch wesentlich weniger wichtig sind aber besser animiert wurden als der Rest der Episode, z.B. Tokuoka in der heißen Quelle, oder Tokuokas "Angriff" auf Mai im Krankenhaus.
Passend zu .hack//Infection dient Liminality in erster Linie der Einführung der minimalistischen Cast, bietet jedoch, obgleich hier genau so wenig passiert wie im Videogame-Pendant, immer noch mehr Story und Hintergrundinformationen. Außerdem lohnt sich Liminality allein schon auf Grund des Soundtracks von Yuki Kajiura, von dem die Spiele selbst nur träumen können.
Dennoch ist Liminality nicht nur kurzweilig. Die Geschichte konzentriert sich zwar auf die wichtigsten Szenen, diese sind jedoch relativ unkomprimiert, dh. wir sehen jeden noch so kleinen Handgriff der Charaktere. Das erzeugt zwar Atmosphäre, ist aber auch nicht immer interessant. Mit 45 Minuten ist Vol.1 eine gute Viertelstunde länger als die anderen drei Liminality-OVAs, es hätte also mehr als genug Spielraum zur Straffung zur Verfügung gestanden. Diese hätte noch nicht einmal besonders hart ausfallen müssen, aber eine grundsätzliche Beschleunigung wäre hier und da schon wünschenswert.
Mai selbst ist relativ unemotional, wird jedoch von einem starken Willen getragen, was sie im Laufe der Geschichte sehr sympatisch macht. Auch Tokuoka, der wie ein gealterter Playboy wirkt, gewinnt auf seine unbeholfene Art die Zuneigung des Zuschauers, denn es wird sehr deutlich, dass er ein verschrobener Kauz ist, der das richtige tun will, aber nicht ganz weiß, wie man mit Menschen kommuniziert. Ihr Boyfriend, sowie ihr Friendzone-Freund Masaya Makino sind zwar vorhanden, jedoch nicht mehr als einfachste Plot Devices.
Der "Showdown" am Ende der Episode wird zwar von Mai und Tokuoka in "The World" ausgetragen, dem Zuschauer jedoch größtenteils aus der Real-Life-Perspektive präsentiert, die um einige hahnebüchene und sich ständig wiederholende Bildfetzen des "Spielgeschehens" ergänzt wurden. Das Einspielen von "Obsession", der Opening-Musik von .hack//SIGN, rettet zwar einiges, aber nicht alles dieses lächerlich in Szene gesetzten "Kampfes".
Die Episode endet damit, dass Mai und Tokuoka versprechen, weiter an den Hintergründen der mysteriösen Koma-Vorfälle zu forschen.
Sie dachten, dass ist das Ende des Reviews? Falsch gedacht! Liminality hat noch mehr Episoden, und wussten sie, dass es auch noch Reviews zu den Spielen* gibt?
*Das Lesen dieses Reviews verpflichtet zur Zahlung von 750€ an den Autor.
|