Von Ridley Scott habe ich die meisten Filme nicht gesehen, was aber auch einfach daran liegt, dass mich eine ganze Reihe davon nicht interessiert hat. Nicht bekannt sind mir: Die Duellisten, Someone to Watch Over Me, Black Rain, Thelma & Louise, 1492: Die Eroberung des Paradieses, White Squall, Die Akte Jane, Black Hawk Down, Hannibal, Ein gutes Jahr, American Gangster, Der Mann der niemals lebte, The Counselor, Exodus: Götter und Könige, Alien: Covenant und Alles Geld der Welt. Puh... wobei ich von einigen ein paar Szenen irgendwann mal im Fernsehn beim Durchzappen aufgeschnappt habe. Alien Covenant möchte ich demnächst noch nachholen.
Abgestimmt habe ich für Alien, Blade Runner, Legende und Königreich der Himmel. Zu den ersteren beiden spare ich mir mal den Kommentar, das sind zu Recht Genre-Klassiker die ich super fand.
Legende hat inzwischen auch etwas Anerkennung bekommen, aber ich hab das Gefühl der Film wird oft vergessen und unterschlagen. Dabei handelt es sich um wunderbare 80s Fantasy mit einem jungen Tom Cruise als Helden, der schönen Mia Sara als Prinzessin Lily und nicht zu vergessen der herrlich unterhaltsame Tim Curry in satanischem Mega-Makeup in der Rolle des schurkigen Lord of Darkness. Die Story und Handlung ist eigentlich total simpel und linear. Was mich an Legende fasziniert ist viel mehr der Style. Vielleicht liegt das zum Teil auch daran, dass der Film (fast?) komplett im Studio gedreht wurde. Die Kulissen und Kostüme sind atemberaubend und schaffen es, den Zuschauer in eine andere Welt zu versetzen bzw. eine dichte, traumartige Atmosphäre zu erzeugen. Empfehle, auch den Director's Cut mit dem abgeänderten Ende zu schauen.
Gladiator fand ich zwar sehr gut, aber ich wollte meine Stimme auf nur eines von Ridley Scotts monumentalen Epen beschränken, und da hat mir Königreich der Himmel einfach besser gefallen. Schon alleine vom Setting, der Musik und den inhaltlichen Themen und Botschaften her. Erstaunlich, dass Orlando Bloom das Ganze tragen konnte ^^ Sehe ich jedenfalls als den exemplarischen Kreuzfahrer-Film schlechthin. Eine klasse Mittelalter-Atmosphäre, beeindruckende Musik und einige sehr feine Dialoge und Schauspielleistungen. Der Director's Cut ist hier ebenfalls vorzuziehen - handelt sich fast um einen neuen Film, geht soweit ich mich erinnere knapp eine Dreiviertelstunde (!) länger und erweitert nicht nur diverse Szenen und klärt zuvor offen gebliebene Fragen, sondern fügt ganze Handlungsstränge und Charaktere wieder ein, die für die Kinofassung gestrichen wurden.
An Tricks kann ich mich nur noch verschwommen erinnern, irgendwann vor vielen Jahren mal im TV geguckt. Meine, der hat mir gefallen, aber müsste ich mir für eine richtige Bewertung mal wieder reinziehen.
Der Marsianer - Rettet Mark Watney war in Ordnung. Gute, vergleichsweise realistisch-bodenständige Sci-Fi. Hatte mir nach dem Hype ehrlich gesagt ein bisschen mehr davon erhofft, aber wurde nichtsdestotrotz angenehm unterhalten. Das Buch kenne ich nicht.
Prometheus ist ein schwieriger Fall. Visuell ein Meisterwerk, schickes Design, thematisch faszinierend, aber gleichzeitig eine überladene, wirre Geschichte, die zu wenig erklärt und zu vieles offen lässt... und ein paar dümmliche Charaktere helfen dem Film auch nicht gerade. Schade, dass es kein "richtiges" Alien-Prequel geworden ist. Der Xenomorph hätte dieses futuristische Horror-Abenteuer stark aufwerten können.
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Und dann war da noch Robin Hood. Kannte aus dem Fernsehen nur die zweite Hälfte, aber da der Film derzeit bei Amazon Prime bereitgestellt wird, habe ich mir den mit diesem Thread als Anlass nochmal von Anfang an reingetan. Also poste ich hier mein Kurz-Review, anstatt es in das Now-Watching-Thema zu schreiben. Ich denke, die meisten Robin-Hood-Filme die es gibt habe ich gesehen und außerdem liebe ich Swashbuckler. Ich habe nichts gegen Neuinterpretationen von klassischen Erzählstoffen, doch man sollte nur dann etwas ändern, wenn es die Geschichte besser macht. Diese Version hatte bis auf ein paar Namen und ganz grobe Konzepte leider kaum noch etwas mit der berühmten Legende zu tun. Es war kein bisschen ein Swashbuckler, sondern ein düsteres, pseudo-historisches Kriegsdrama.
Robin Hood sollte Spaß machen - ein Abenteuer mit etwas Romantik und mit tollkühnen, sympathischen Helden, die gegen böse Fieslinge kämpfen. Das kann ich von Ridley Scotts Version nicht behaupten. Was ist Robin Hood bitteschön ohne den Wald? Ungefähr 0,05% des Films spielen im Sherwood Forest, im Wesentlichen bloß die Schlussszene. Hätte vielleicht Sinn gemacht, wenn es ein vernünftiges Prequel zu der uns bekannten Legende gewesen wäre, aber auch das ist wegen all der Veränderungen nicht der Fall. Nun kann man gerne einen Film machen, der sich nur grob an Motiven aus Robin Hood orientiert, doch ansonsten sein eigenes Ding sein will - aber dann sollte man meiner Meinung nach auch die Eier haben, dieses fertige Ding nicht ganz schlicht "Robin Hood" zu nennen, denn mit diesem Namen ist nunmal zu Recht eine gewisse Erwartungshaltung verbunden.
Doch damit nicht genug. Die Charaktere wurden durch die Bank nur oberflächlich entwickelt, wenn überhaupt. Die Handlung plätschert so vor sich hin; mir waren die Figuren alle egal, inklusive (Hochstapler-)Robin und Marion. Man lernt niemanden richtig kennen. Der Sheriff von Nottingham hat hier nur eine winzige Nebenrolle und praktisch keinen Einfluss auf die Story! In früheren Filmen war es immer einer der schönsten Aspekte, wie die Merry Men sich zusammenfinden und diese Gruppe bilden - man denke zum Beispiel nur mal an die bekannte Flussszene mit Little John. Hier jedoch kennt Robin sowohl Little John, als auch Will Scarlet, als auch Alan-a-Dale von Anfang an, es waren seine Waffenbrüder aus dem Kreuzzug. WTF? Where's the fun in that? Lazy writing 101. Da haben es sich die Autoren viel zu einfach gemacht. Das heißt allerdings nicht, dass die Geschichte deshalb simpel wäre, im Gegenteil, sie ist unnötig kompliziert und führt massig Nebenhandlungsstränge und unwichtige Charaktere ein, die alle kaum weiterverfolgt und nicht zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht werden.
Wenn ich mich da noch richtig erinnere, dann fing dieses Projekt ursprünglich mit einer völlig anderen Idee an: Robin Hood sollte in einem negativeren Licht dargestellt werden, als Verbrecher und Gesetzloser, während der Sheriff die eigentliche Hauptfigur sein und eher sympathisch rüberkommen sollte (es hieß, Christian Bale würde einen davon spielen). Also eine völlig revisionistische, radikal veränderte Variante. Das klang für mich interessant und ich freute mich auf den Film! Weiß nicht mehr, ob es Scott selbst oder jemand anderes war, der die Entscheidung zu massiven Änderungen traf, aber sie bastelten so lange daran herum, bis der Film entstand, den wir bekommen haben. Die gerade erwähnten, seltsamen aber spannenden Ecken und Kanten wurden abgeschliffen und gab es nicht mehr, aber ebensowenig handelte es sich um eine traditionelle Robin Hood Version mit den damit verbundenen Stärken. Das Ergebnis war ein unglaublich generischer, stellenweise langweiliger Schinken, der zwar noch einigermaßen funktioniert, aber niemals mitreißt oder begeistert. Entsprechend hat die Schlacht am Ende für mich auch kein bisschen gepasst. Als wenn Ridley Scott dem Ganzen noch seinen Stempel aufdrücken wollte... Man sieht dem Streifen einfach total an, dass da extrem am Skript herumgedoktert wurde. Ein einziges Durcheinander.
Der Soundtrack war ziemlich gut und einige Sets und Drehorte sahen auch toll aus. Produktionstechnisch ist der Film mehr oder weniger einwandfrei. Das ist aber auch alles. Dem Anspruch des Titels nach soweit es mich betrifft eine der schwächsten Robin Hood Verfilmungen überhaupt und auch sonst allenfalls leicht zu vergessenes Mittelmaß knapp unter Durchschnitt.