Ergebnis 1 bis 5 von 5

Thema: Ist es okay, wenn Filme okay sind?

  1. #1

    Ist es okay, wenn Filme okay sind?

    Tolles Video als Thread-Grundlage!



    Grundaussage auf Deutsch: Filme, die okay sind, also wirklich voll in Ordnung, weder schlecht, noch so richtig gut, sind problematisch, weil sie eine Kultur der Imitation und der Klischees etablieren, auch im echten Leben. Zu viele Filme setzen sich heute mehr "aus anderen Filmen" zusammen. Man sollte neue Perspektiven und Originalität ermutigen.

    Ich finde das interessant!

    Damit wir eine Diskussionsgrundlage haben, hier ein leicht zugespitztes Gegenargument: Imitation, Kategorien und Klischees sind ein grundlegender Bestandteil des Lebens. Sie helfen uns im Alltag weiter, nicht zuletzt dabei, uns im Bekannten wohlzufühlen, und auch das kann ein Reiz von Filmen sein. Solang das Medium genügend Raum für Originalität und Andersartigkeit lässt (was man natürlich diskutieren kann), ist das unproblematisch, und irgendwo sogar notwendig, denn wenn es keinen Standard gibt, kann es auch keine Originalität geben.

  2. #2
    Ich denke, mein Gegenargument wäre eher noch, dass ein "objektiv nur passabler" Film trotzdem der Lieblingsfilm von irgendwem sein kann. Und es ist für diese Person schön, wenn es diesen Film dann gibt.

    Das geht natürlich einher mit der Aussage, dass Imitation ein wichtiger künstlerischer Vorgang ist, denn jeder Künstler (ich sag jetzt mal, dass das alles Kunst ist ^^) variiert beim Imitieren, bringt andere Ideen rein und schafft damit eben womöglich die "richtige Mischung" für irgendeinen der Zuschauer.

    Überhaupt ist es doch doof, sich so sehr darauf zu versteifen, was jetzt ein Meisterwerk ist und was nicht. Das ist letztendlich sehr elitär und sehr mainstream-y zugleich.

    (Ich muss übrigens gestehen, dass ich das Video aus Datengründen nicht ansehen konnte. Ich müsste nur daran denken, welche meiner Lieblingsfilme alles vielleicht nicht gemacht worden wären, wenn die Gesellschaft zu hohe Ansprüche an Filme allgemein stellen würde.)

  3. #3
    Schwierig. Dass es immer irgendwie ein "Mittelfeld" an gefühlter und von Kritikern bewerteter Qualität gibt, ist ja klar, egal in welche Richtung sich das verschiebt. Aber ich habe in den letzten Jahren auch den Eindruck, dass unheimlich viele Filme für ihr jeweiliges Genre sehr fade und ambitionslos geworden sind. Immer nur das Nötigste machen, aber wenig darüber hinaus, als ob eine Vision und ein gewisser Mut fehlen. Ich würde mir wünschen, dass Kino wieder mehr ins Staunen versetzt und ein erinnerungswürdiges Erlebnis ist. Heutzutage habe ich viele Filme schon ein paar Tage, nachdem ich den Saal verlassen habe, größtenteils wieder vergessen, weil sie so derivativ waren und ein Alleinstellungsmerkmal fehlte.

    Gegen Filme, die sich "aus anderen Filmen zusammensetzen" habe ich nicht prinzipiell was. Jede Geschichte wurde irgendwann schonmal erzählt, wie es so schön heißt. Man muss nicht versuchen, das Rad neu zu erfinden. Aber es kommt auf einen guten Mix von Elementen und eine gewisse Aussagekraft an. Die Aspekte sollten dabei entweder angenehme Erinnerungen an Klassiker wecken oder eigenständig wirken, jedoch nicht wie ein Abklatsch oder lauer Aufguss von etwas Besserem, das es schonmal gab. Anders ausgedrückt - liegt für mich selten am Inhalt, sondern meistens mehr an der Umsetzung. Selbst die simpelste oder ausgelutschteste Handlung kann einen atemberaubend guten Film abgeben, wenn alles andere passt. Wenn es die bestmögliche Version seiner selbst wird. Aber wenn Darsteller, Schnitt, Musik, Kulissen usw. alle nur Standard sind, tendiert selbst die beste Story dazu, mich zu langweilen. Drachenzähmen leicht gemacht liebe ich und halte ich für großartig, aber wenn man mal drüber nachdenkt, besteht der aus einer einzigen Ansammlung uralter Klischees ^^

    In jedem Fall kann ich nur befürworten, zu neuen Perspektiven und mehr Originalität zu ermutigen, was aber der Verwendung bekannter Bausteine überhaupt nicht widersprechen muss. Besagte Originalität kann sich zum Beispiel auch auf die Verwendung visueller Stilelemente beziehen. Freue mich immer, wenn mir ein Film Bilder bietet, die nur wenige oder gar keine anderen Filme bieten. Es handelt sich schließlich um ein vorwiegend visuelles Medium, aber nur die wenigen, besten Regisseure, Kameramänner und Ausstattungsleute verstehen es, die Dinge aufregend, frisch und abwechslungsreich aussehen zu lassen oder gleich von grundauf neue Techniken für ganz bestimmte Szenen und Effekte zu entwickeln (musste grade an die scheinbar schwerelosen Einstellungen im Hotel in Nolans Inception denken, das war klasse). Das mag Geld kosten, aber keinesfalls mehr, als der durchschnittliche Hollywood-Blockbuster heutzutage an Budget verschlingt. Das Problem ist der Mangel an Ideen und /oder die Bereitschaft der Studios, das Risiko einzugehen und für etwas Ausgefallenes zu bezahlen.

    Mir ist natürlich klar, dass so gut wie niemand der Verantwortlichen sich zum Ziel setzt, einen mittelmäßigen oder gar schlechten Film zu machen. Trotzdem habe ich bei vielen Streifen das Gefühl, dass die wichtigen Schlüsselpersonen hinter (und manchmal auch vor) den Kulissen nicht hundertprozentig bei der Sache bzw. nicht davon überzeugt waren. Als würden sie nur einen Job machen und nicht so sehr Kunst, wenn ihr versteht was ich meine.

  4. #4
    Zitat Zitat
    Überhaupt ist es doch doof, sich so sehr darauf zu versteifen, was jetzt ein Meisterwerk ist und was nicht. Das ist letztendlich sehr elitär und sehr mainstream-y zugleich.
    Ich gebe dir eigentlich total recht, muss aber sagen, dass das Video den Punkt sehr nachvollziehbar herübergebracht hat, ohne dass mir der Gedanke des Elitären gekommen ist. Ich denke, man kann da auf mehreren Gleisen diskutieren, ohne dass es sich völlig widerspricht.

    Mich interessiert das Ganze übrigens auch aus der didaktischen Perspektive, weil wir in der Schule ja durchaus beibringen, wie Filme funktionieren, also tendenziell sehr stark mit und/oder gegen diese Standards arbeiten.

    Ich habe noch einen anderen Gedanken: Vielleicht ist die Entwicklung auch eine vollkommen normale. Das Medium – und durch das Internet auch seine Rezeption! – hat sich einfach so weit "professionalisiert", dass die Standards zu echten Standards geworden sind. Wenn man bedenkt, das Filme als Massenmedium noch kaum (nicht mal ...?) 100 Jahre alt sind und selbst in der Generation unserer Großeltern teilweise noch als "niedere" Kunstform galten, wäre das nicht so wahnsinnig verwunderlich. Und eine ganze Generation an Blog-, Website- und Youtube-Kritikern hat sicherlich dazu beigetragen, dass es nicht unbemerkt geblieben ist. Bei Büchern gibt es diese starken Genres und Konventionen im Mainstream bspw. schon viel länger (praktisch hat schon Goethe an dieser "Kritik" teilgenommen), was aber nicht heißt, dass keine wirklich originellen Bücher mehr herauskämen. Bei Videospielen bspw. sieht man da ja höchstens die Anfänge von (Stichwort Ubification) – neue Genres oder zumindest Subgenres gibt es praktisch jedes Jahr, selbst im AAA-Bereich (Team-Shooter, Battle Royale). Die Indie-Szene fängt überhaupt erst seit einem Jahrzehnt oder so an, den Keller zu verlassen.

    Dann wiederum waren die 90er auch schrecklich tropey teilweise, und die 80er erst recht ... also kA. Vielleicht spielt eine Verklärung der Vergangenheit (oder zumindest ihres "Durchschnitts") da auch wieder mal eine entscheidende Rolle.

    Dann wiederum () ist es kein Geheimnis, dass Konzerne effektiver werden. Disney hatte mit Sicherheit noch nie so viele verlässliche (!) Hits in wenigen Jahren wie in den letzten. Kann mir gut vorstellen, dass das einen Einfluss auf die Machart von Filmen hat.

    Dann wiederum () fände ich es auch unangebracht, alles Erfolgreiche von Disney über einen Kamm zu schweren. Selbst Avengers und The Last Jedi als Mainstream-Dinger schlechthin haben grundlegende Konzepte und Einzelentscheidungen, die niemand mit ein bisschen Ahnung als "safe" oder allzu konservativ durchkalkuliert bezeichnen würde.

    Also kA. Ist ein komplexes Thema! ^^

  5. #5
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Wenn man bedenkt, das Filme als Massenmedium noch kaum (nicht mal ...?) 100 Jahre alt sind und selbst in der Generation unserer Großeltern teilweise noch als "niedere" Kunstform galten, wäre das nicht so wahnsinnig verwunderlich.
    (...)
    Dann wiederum () ist es kein Geheimnis, dass Konzerne effektiver werden. Disney hatte mit Sicherheit noch nie so viele verlässliche (!) Hits in wenigen Jahren wie in den letzten. Kann mir gut vorstellen, dass das einen Einfluss auf die Machart von Filmen hat.
    Aber ist das wirklich so? Habe bei der Sache mit dem Blick in die Vergangenheit einen völlig anderen Eindruck. Natürlich war der Kreis der Enthusiasten und das Publikum vor sagen wir mal 80 Jahren kleiner (vielleicht auch elitärer?), sodass viele noch gar kein Interesse am Medium zu Unterhaltungszwecken hatten oder es nicht ernst nahmen - einschließlich mancher späterer Großeltern, die darüber herablassend die Nase rümpften. Allerdings spricht man nicht umsonst von Dingen wie dem "goldenen Zeitalter Hollywoods". Damals, als das Medium noch in den Kinderschuhen steckte, gab es Stars, die so viel Prestige und Einfluss hatten, dass selbst die größten von heute nur davon träumen können. Und die Werke wurden glamourös gefeiert. Kinos sahen aus wie Theater. Der Markt war noch lange nicht so übersättigt, erst recht nicht mit Spektakel, sodass bedeutende Innovationen oder herausragende Leistungen noch schneller und stärker ins Auge fielen.

    Im Vergleich dazu hat das Medium, mit dem natürlich schon immer Geld verdient wurde, bis heute eine beispiellose Kommerzialisierung durchgemacht, die imho immer schlimmer wird. Das geht von Tie-in-Material über nerviges Product-Placement bis hin zu Spielzeug, das Handlungsinhalte vorschreibt (und nicht andersherum) uvm. Von den Verantwortlichen werden Filme vorrangig als zu vermarktendes Produkt gesehen und so meist auch vom Publikum konsumiert. Wie Fast Food. Ich fände es positiv, wenn man sich stärker auf einen gewissen künstlerischen Anspruch zurückbesinnen würde, der Mainstream-Kompatibilität ja in keiner Weise ausschließt.

    Btw., der erste abendfüllende Spielfilm ist von 1906 (kurze Momentaufnahmen und bald darauf Kurzfilme gibt es schon seit den 1880er Jahren), aber in den ersten paar Jahren mit "vollwertigen" Filmen waren diese noch in der Unterzahl. Wann genau Filme zum Massenmedium wurden ist natürlich schwierig genau zu sagen, hängt wohl auch von der Zugänglichkeit ab, aber ich würde schätzen, so ungefähr zwischen 1912 und 1915 haben die sich endgültig entfaltet und etabliert. Also inzwischen über hundert Jahre ^^

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •