Ich habe dieses Thema bewusst nicht ins Politikforum gestellt, weil ich gerne bewusst über den Teil der Medien sprechen möchte, der nicht direkt mit politischer Berichterstattung in Verbindung steht.
Vielleicht kann man das aber auch nicht so gut trennen, bis zu einem bestimmten Grad nimmt man ja so oder so eine Stellung ein wenn man irgendetwas ins Netz stellt oder verschriftlicht und dann druckt einen Film dreht etc.
Aber es wäre vielleicht einmal interessant, eben nicht in diese Fakenewsdebatte einzusteigen sondern stattdessen darüber zu sprechen, ob die Bedeutung von großen Highbudgetproduktionen im Unterhaltungsbereich sinken könnte und außerdem ist natürlich interessant zu wissen, wie das für euch persönlich zum aktuellen Zeitpunkt ist:

Gibt es für euch eine strikte Hierarchie zwischen Highbudgetproduktionen in Musik, Film, Games etc. und kleinen Produktionen?
Also ist euch persönlich der Highbudgetbereich eher wichtiger als alles was sich im Lowbudgetbereich befindet?
Wie wichtig ist euch außerdem die Besprechbarkeit des jeweiligen Produkts/ Werkes?
Also gibt es für euch eine strikte Hierarchie zwischen Werken, die viel Aufmerksamkeit bekommen und welchen, die keine bekommen?

Glaubt ihr, ihr könntet euch eines Tages einen Medienkonsum vorstellen, der nur noch aus Nischenwerken besteht?
Ist das vielleicht schon so? Oder könnt ihr euch das nicht vorstellen?
Wie notwendig ist für eine Gesellschaft eine Art Kanon von Werken in diversen Medien, die als besonders wichtig gelten und die man gesehen/ gelesen/ gespielt haben "muss"?

Klar kann man sagen, dass niemand irgendetwas konsumieren muss, aber Medien können ja auch Diskurse anregen, Identität stiften und gemeinsame Erlebnisse schaffen.
Also vermute ich, es ist etwas Positives daran, dass es immer wieder auch ein paar Werke gibt, die eine breite Aufmerksamkeit von vielen verschiedenen Leuten bekommen.

Ich weiss natürlich dass so ein Kanon auch nicht klar definiert ist, aber es gibt schon ein paar Filme, Bands und Spiele, die sehr breite Anghängerschaften haben und denen große Bedeutung zugeschrieben wird.
Deshalb glaube ich, dass diese Verwendung des Kanonbegriffs durchaus Sinn machen kann.
Durch die steigenden technischen Möglichkeiten haben auch immer mehr Leute mit niedrigem Budget (oder gar ohne Budget), Trickfilme, Shows, Spiele, Comics etc. was auch immer zu produzieren.
Schwächt das vielleicht den Highbudgetbereich ein wenig?
Für mich sieht es danach noch nicht aus; es gibt zwar ein sich immer weiter diversifizierendes Medienangebot, aber statistisch gesehen hat zB. der Indiegamebereich nicht mehr Geld machen können in diesem Jahr, obwohl so viele produziert wurden wie noch nie.
Geht von dieser "Indiegameblase" eine Gefahr aus, durch die letztendlich der ganze Indiemarkt einsacken könnte?
Gibt es ähnliche Phänomene in anderen Medienbereichen?

Wie sieht es aus mit der Sinnhaftigkeit eines gigantisch diversen Marktes?
Ich zum Beispiel such ständig nach Inhalten, die perfekt auf mich zugeschnitten sind.
Ich denke in letzter Zeit häufig darüber nach, wie sinnvoll das eigentlich ist, denn ein Mensch ist ja keine Einheit mit festgelegten Vorlieben und Möglichkeiten und Bahnen, in denen er sich bewegt.
Kann man Gefahr laufen, sich vielleicht vieler Möglichkeiten zu berauben, weil man immer die gleichen "Bahnen schwimmt"?

Auch hier kann ein Kanon vielleicht helfen, Anregungen zu finden, sofern man nicht ohnehin die ganze Zeit "Mainstream/ Kanon Medien" konsumiert hat. Dann könnte man bewusst auf etwas Nischiges ausweichen.

Zuletzt: Wie könnten große Filmstudios/ Plattenlabels/ Streamingdienste/ Spielepublisher darauf reagieren, falls das Interesse an ihren Produkten aufgrund eines immer breiteren Nischenspektrums sinkt?
Im Moment muss ja zb EA sich mit unzufriedenden Kunden auseinandersetzen, die im Falle von Battlefront 2 auch nicht mehr unbedingt alle mitziehen und das Spiel gar nicht erst kaufen.

Ich persönlich bin mir zwar über die Sinnhaftigkeit dieser Entwicklung im größeren gesellschaftlichen Kontext nicht sicher, für mich persönlich muss ich aber zugeben, dass es ein Schlaraffenland ist.
Egal ob Indiespiele, Mashups und Remixe und unabhängige Musiker, Webcomics, für kleines Geld produzierte Webserien und Kurzfilme, alternative Filmschnitte etc., spannende Videoessays zu allem und jedem, es gibt da soviel interessantes, dass der Highbudgetbereich für mich persönlich keine Bedeutung mehr hat.
Ich habe noch nicht einmal Netflix.
Selbst Netflix ist für mich überflüssig, weil das Angebot für mich da nicht interessanter ist, es wirkt nur optisch häufig besser. Aber auch das nicht zwingend.

Auch wenn es um viel besprochene Indiehits geht, bin ich weit weniger häufig dabei. Zum Beispiel habe was Indiespiele betrifft weder Undertale noch diese VN (Doki Doki Literature Club oder so) gespielt, keine Ahnung was sonst noch an Indietiteln im Mainstream angekommen ist.

Dank Programme wie Opentoonz vermute ich, dass wir in Zukunft auch weit mehr Independenttrickfilmproduktionen sehen werden. Das Programm ist erst Open source seit 2016.
Es gibt diese zugegeben sich noch sehr in den Anfangsphasen befindende Szene von "Fanime"-Produktionen- Die machen kurze Animationsserien und produzieren sie für wenig Geld.

Ich kenne mich da noch nicht so aus, aber scheinbar sind die gerade erst dabei, sich zu entwickeln, die Themenvielfalt ist noch nicht sehr breit im Fanimebereich.
Bin mal gespannt wie sich das noch entwickelt, vielleicht kommt ja auf Dauer auch mehr westlich inspirierter Stoff.