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  1. #1

    Welchen Stellenwert hat das JRPG heute noch für euch?

    Parallel zum "Euer Weg zum RPG-Enthusiasmus"-Thread wollte ich mal eure Meinungen zum aktuellen Stand des JRPGs wissen, was Relevanz und Spielhäufigkeit bei euch anbelangt.

    Und zwar kam mir der Punkt deswegen in den Sinn, weil a) das letzte JRPG, welches ich durchgespielt habe, Ni No Kuni im Jahr 2013 gewesen ist und b) weil ich gerade Final Fantasy IX nach etwa 15 Jahren erneut begeistert spiele, und mir der Titel etwas bietet was mir seit langer Zeit kein JRPG mehr bieten konnte: unkomplizierten und entspannten Spielspaß, eine malerisch-verträumte Märchenwelt und Charaktere, die vor Charme nur so strotzen. Außerdem ist es schön, mal wieder eine Oberwelt vor sich zu haben, die einem ein gewisses Gefühl von Freiheit bietet.

    Und was bekomme ich heute?
    Schuluniformen, Boobs, Anime-Tropes zum Fremdschämen, Open Worlds vollgestopft mit belanglosen MMORPG-lastigen Nebenquests und Gilden/Quest-Bretter, Boobs, überfrachtete Gameplay- & Kampf-Mechanismen, peinliche Dialoge bis zum Abwinken, 14-jährige Loolipop-Girls und Katzenkostüme, ach ja und ganz vergessen: Boobs. Und nebenbei völlig banale Geschichten, die maximal 15-jährige Teens begeistern können. Und nebenbei soll ich noch sozialen Aktivitäten nachgehen oder für Nachwuchs sorgen anstatt Abenteuer zu erleben

    Ich will jetzt wirklich kein "Früher war alles besser"-Gefühl aufkommen lassen, das sich mit dem Alter wohl bei jedem einstellt. Allerdings merke ich, dass das JRPG kaum noch eine Rolle bei mir spielt, auch wenn ich dieses Jahr mit Dragon Quest XI und Ni No Kuni 2 sowie dem Secret of Mana-Remake ja fast schon verwöhnt werde, wie lange nicht.
    Dennoch: Vom SNES bis zur frühen Xbox 360-Zeit war das mal mein absolutes Lieblings-Genre...

    Letztlich wird man natürlich auch älter. Geschmäcker und Vorlieben ändern sich. Dennoch zeigt mir meine Begeisterung für die alten Titel, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Habe vor ein paar Jahren mal einen Japaner in Kanada kennengelernt (schöne Welt, was? ^^). Der hat in seiner Kindheit und Jugend Dragon Quest und Final Fantasy ohne Ende gespielt. Während Dragon Quest seinem Stil treu geblieben und er gerne weiterhin gespielt hat, war das bei Final Fantasy irgendwann nur noch selten bis gar nicht mehr der Fall.

    Das Problem ist imho, dass sich das Genre auf inhaltlicher Ebene (Story, Dialoge, Charaktere) seit langem (!) nicht mehr wirklich weiterentwickelt hat, sondern sich immer nur an eine 15-jährige Zielgruppe anpasst. Und die wollen mittlerweile eben was anderes als früher. Man selbst hat daran aber kein Interesse mehr. Daher stagniert das Genre seit einer gaaanzen Weile und hat stark an Bedeutung verloren.
    Andere Genres bringen dagegen auch weiterhin Meilensteine und signifikante Veränderungen hervor, nur das JRPG bleibt auf der Stelle stehen, v.a. was Design, Dramaturgie, Figurenentwicklung und Handlung betrifft.
    Walking Sims wie zum Beispiel What Remains of Edith Finch, Firewatch, Journey oder auch Spiele wie Hellblade heben das Videospiel narrativ auf eine neue Ebene. Selbst der Ego-Shooter, ein Genre, das ich lange gemieden habe, hat dem JRPG mittlerweile erzählerisch einiges voraus.
    Und das JRPG selbst? Das bedient sich stattdessen weiterhin häufig pubertärer Tropes.

    Das Genre soll sich endlich wieder auf seine Stärken konzentrieren und vielleicht auch wieder ältere Spieler ansprechen. Dragon Quest - eine Serie, die jetzt auch nicht gerade für großen spielerischen und inhaltlichen Fortschritt bekannt ist - schafft das ja trotzdem, trotz kleinerer sexueller Anspielungen (Oh la la ^^).
    Wie gesagt, das Genre hat sich zu sehr den heutigen Animes für junge Männer/Teens angebiedert. Ergo viel zu viel Fanservice, zu wenig Ernst. Früher hatte man stattdessen eher die Meisterwerke eines Hayao Miyazaki im Auge.


    Aber worauf ich eingangs nun hin wollte:
    Wie groß ist der Stellwert des JRPGs noch bei euch? Spielt ihr immer noch alles, was euch vorgesetzt wird? Selektiert ihr stärker? Oder ist es wie bei mir, dass kaum noch was aktuelles in den Konsole rotiert und ihr höchstens alte Titel konsumiert oder auf Jahre wie 2018 wartet, wo man auch mal mit klassischen Titeln bedient wird, die man auch in höherem Alter noch spielen kann, ohne Rot zu werden? Und gibt es nun vielleicht auch andere Genres, die ihr mittlerweile bevorzugt?

    Haut in die Tasten ^^
    Geändert von Cooper (22.01.2018 um 18:39 Uhr)

  2. #2
    Da hast du dir vielleicht ein Thema rausgesucht, wo fange ich denn da bloß an?
    JRPGs waren damals auf der PS1 für mich DAS Genre schlechthin und tausche mich da gerne mit meinem Bruder aus, da wir relativ gleichzeitig mit JRPGs angefangen haben und selbst heute - gut 20 Jahre später - zu 95% die gleichen Ansichten teilen, was uns an RPGs gefällt oder eben nicht gefällt.

    Heute sieht das ein wenig anders aus.
    Ich spiele so ziemlich alles was mich interessiert, egal ob Adventure, Jump and Run oder Ego-Shooter aber würde schon behaupten, dass RPGs im allgemeinen mir am wichtigsten sind.
    Die Auswahl ist hier am größten und die Qualität sei an dieser Stelle mal dahingestellt.
    Speziell bei JRPGs teile ich deine Meinung nahezu identisch, Cooper.
    Sicher, man wird älter, ja, Nostalgie spielt eine Rolle, aber waren zu PS1-Zeiten die Spiele bereits dermaßen durchzogen von Kitsch und Klischees bzw. waren das damals überhaut welche?
    Nach Horizon: Zero Dawn und The Witcher 3 folgte letztens eine längere Unterhaltung mit meinem Bruder über JRPGs, die sich nicht entwickeln und besonders in Europa mittlerweile richtig starke RPGs entstehen und wir selber haben genau diese Entwicklung:

    Zitat Zitat
    Und was bekomme ich heute?
    Schuluniformen, Boobs, Anime-Tropes zum Fremdschämen, Open Worlds vollgestopft mit belanglosen MMORPG-lastigen Nebenquests und Gilden/Quest-Bretter, Boobs, überfrachtete Gameplay- & Kampf-Mechanismen, peinliche Dialoge bis zum Abwinken, 14-jährige Loolipop-Girls und Katzenkostüme, ach ja und ganz vergessen: Boobs.
    erst mit der PS2 leicht wahrgenommen und ab der PS3 dann richtig heftig.
    Vielleicht kennen wir nicht genügend Spiele von damals, aber zwischen Klischees



    und Klischees



    können nicht nur optisch Welten liegen.
    Okay, ich bin mit JRPGs wie Final Fantasy VII & IX, Shadow Hearts und Shin Megami Tensei im diesen Genre groß geworden und decke somit nicht zwingend den Standard ab, aber wenn man seinen Geschmack daran orientiert und sagt: "Hey, diese Reihen gefallen mir", dann wirkt ein Fairy Fencer F, Xenoblade Chronicles 2, 70% der Tales Reihe und Konsorten wie Fremdkörper.
    Nur von diesen Fremdkörpern gibt es erstaunlich viele, als ob mit der Jahrtausendwende Animes die JRPGs vergiftet hätten.

    Und jetzt springe ich zurück ins Jahr 2016.
    Damals über 22 Jahre Erfahrungen mit Videospiele und hatte bereits alles hier liegen.
    Man fühlt sich erfahren, vielleicht sogar ein wenig abgeklärt und jedes Spiel hat es schwerer als das davor und dann kommt ein The Witcher 3 und überrascht wie ein atomarer Erstschlag und begeistert wie ein Lottogewinn und ein halbes Jahr später erfolgte bei meinem Bruder mit The Witcher 3 exakt die selbe Erkenntnis.
    Aller spätestens dann wurde mir bewusst, dass ich RPGs nach wie vor liebe wie am ersten Tag, trotz mangelnder Auswahl und viel Kritik und hat sich vielmehr alles ein wenig Richtung Westen verschoben, wo ich nicht ansatzweise mehr hinterher komme.
    Japan kann mir schon lange nicht mehr das bieten, was ich damals so sehr mochte und wenn, dann lässt sich das locker an einer Hand abzählen in den letzten 3-5 Jahren.
    Die JRPG-Challenge 2017 war dafür der beste Beweis und die RPG-Challenge 2018 unterstreicht diese Vermutung bisher mit Pyre und Divinity: Original Sin 2.
    Aber manchmal, wenn auch selten, kommt ein Spiel aus Japan, wofür ich Feuer und Flamme bin.
    Da stören mich einige Klischees nicht die Bohne und da darf es gerne kindlich sein, die können begeistern und zeigen wie es generell besser (zumindest für mich) laufen könnte.
    Speziell damit meine ich z.B. Ni No Kuni, Shin Megami Tensei IV oder Yo-Kai Watch.
    Alles Spiele die mich ungemein an früher erinnern und auch wenn Yo-Kai Watch für mich nur eine gute Reihe darstellt, so war Ni No Kuni so etwas wie eine Liebeserklärung an die PS1-Zeiten.
    Ja, man ist mit einem Kind unterwegs und natürlich, jeder übernimmt einen Stereotypen, aber damals 2013 war das eine Offenbarung.
    Nach Jahren wieder ein JRPG, wo man in ein echtes Abenteuer hineingezogen wurde und alleine die Welt war ein Traum.
    Als ob man ein gutes Buch aus Kindertagen erneut lesen würde und was freue ich mich deswegen schon auf Ni No Kuni II: Schicksal eines Königreichs?

    Und da kommt mir direkt eine weitere Frage.
    In wie weit möchte sich Japan überhaupt anpassen? Reicht denen der japanische Markt oder haben die in den letzten 15 Jahren Winterschlaf gehalten?
    Mittlerweile gibt es Steam und GOG, dennoch erscheinen darauf nur wenige japanische Spiele und das oft zu übertrieben hohe Preise.
    Man könnte dermaßen viele Klassiker neu aufleben lassen und warum kommen im Jahre 2018 viele Spiele nicht mit deutsche Untertitel bei uns an?
    Suikoden II oder Shin Megami Tensei: Lucifer's Call packt man komplett auf englisch in den Playstation Store, obwohl die damals deutsche Untertitel hatten und greift überhaupt noch die Ausrede eine Lokalisierung würde sich nicht lohnen? War Persona 5 nicht erfolgreich? Warum werden Neuauflagen wie Radiant Historia Perfect Chronology und Shin Megami Tensei: Strange Journey Redux nicht endlich übersetzt?
    Man packt also neue Inhalte rein, man veröffentlich die in Europa, aber dafür ist kein Geld da?
    Ich komme mir da als potenzieller Käufer vielmehr verarscht vor und frage mich immer öfters, ob ich das überhaupt noch unterstützen möchte?

    So, mehr fällt mir gerade zum Thema nicht mehr ein.
    Streicht das J aus JRPGs und es bleibt mein liebstes Genre, aber nicht mehr auf ein Land beschränkt und gerade aus Japan würde ich mir mehr frischen Wind wünschen.
    Geändert von Ὀρφεύς (22.01.2018 um 21:08 Uhr)
    Now: Banishers: Ghosts of New Eden / Done: Prince of Persia: The Lost Crown
    Now: Avatar – Der Herr der Elemente / Done: Bodies Staffel 1
    Now: The Dreaming: Bd. 1 / Done: Batman - Detective Comics - Gesichter des Todes
    RPG-Challenge 2024 / Now: Das schwerste Zelda aller Zeiten.

  3. #3
    @Cooper: Die Zielgruppe für JRPGs ist nicht jünger geworden als damals, sondern eher älter, vermute ich. Und heute wie damals gibt es meiner Meinung nach sehr wenige Spiele, die sich durch ihre Themen speziell an Erwachsene richten – eher durch Nostalgie und solche Dinge.

    Ich teile deine Meinung über die Veränderung des Genres zu einem gewissen Grad. Der Charme, durch den sich viele RPGs früher definiert haben, ist definitiv nicht mehr auf dieselbe Weise präsent wie damals. Das Genre hat sich durchaus gewandelt. Und ja, auch moderne Anime-Tropes sind präsenter und eine ganze Sparte an JRPGs zielt speziell auf eine Otaku-Zielgruppe ab.

    Ich weiß nicht, was du für einen Überblick über das Genre hast, aber ich finde, es gibt auch heute noch Titel, die nicht in diese Richtung gehen. Oder ältere Titel, die erst jetzt in den Westen kommen. The Alliance Alive dürfte ziemlich viele Vibes treffen, die auch Spiele aus der SNES- und PS1-Zeit gehabt haben. Octopath Traveler ebenfalls. I am Setsuna., Lost Sphear, Ni no Kuni, Bravely Default – ziemlich ähnliches Kaliber wie damals. Abgesehen von Ni no Kuni eher Titel mit niedrigem Budget, aber das soll ja nicht den Ausschlag geben.

    Ein großes Problem für das Genre ist imo, dass mit dem Eintritt in die HD-Zeit der RPG-Mittelstand ziemlich weggebrochen ist (teils schon kurz davor). Zahlreiche Serien sind gestorben, da die Zielgruppe zurückgegangen ist und die Entwicklungskosten zeitgleich gestiegen sind – siehe Wild ARMs, Shadow Hearts, Breath of Fire, Seiken Densetsu, Suikoden, Arc The Lad. In letzter Zeit hat aber eine kleine Gesundungsphase eingesetzt, nicht zuletzt durch die Marktmacht der PS4 und die Switch wird vermutlich auch dazu beitragen. Dadurch waren Spiele wie NieR: Automata, Xenoblade etc. möglich und das wird auch so anhalten, wie man an angekündigten Titeln wie Shin Megami Tensei V, Project Re:Fantasy etc. sieht.

    Was die Otaku-Nische – vor allem Compile Heart, zu geringeren Teilen moderne GUST-Spiele, insbesondere abseits von Atelier – angeht, finde ich es recht einfach, das zu ignorieren.

    In den letzten Jahren sind es vor allen Dingen zwei Serien gewesen, die mir gezeigt haben, wie sehr ich das Genre lieben kann: Die Trails-in-the-Sky-Spiele und die Yakuza-Serie. Die Trails-in-the-Sky-Spiele sind die einzigen, die für mich in puncto Charme und Charakternähe mit Final Fantasy IX mithalten können. Da kommt auch kein anderes Spiel aus „goldenen Ära“ der JRPGs ran. Die Spiele sind zwar nicht neu, sondern mittlerweile auch 10+ Jahre alt, aber der Westen musste lange warten.

    Im Gegensatz zu Trails in the Sky, dasso vieles, was ich an klassischen RPGs liebe, so gut umsetzt, ohne das Rad neu zu erfinden, ist Yakuza 0 Anfang letztes Jahres eine Erfahrung gewesen, die ich mit dem Genre bisher noch nicht gemacht hatte. Hier hat man ein richtiges „Erwachsenen“-RPG, das eine ernste und dramatische Story mit einer filmreifen Präsentation verbindet und zugleich im Nebencontent und der generell überzeichneten Präsentation des Gameplays auch jede Menge ulkigen Charme und Augenzwinker-Momente hat.

    Die Persona-Serie hat mich lange Zeit auch sehr begeistert, nach Persona 5 aber doch recht stark enttäuscht und mir gezeigt, dass sowohl die Entwicklung der Serie als auch die meines persönlichen Geschmacks dafür gesorgt hat, dass das Franchise bei mir vermutlich nie wieder einen so hohen Stellenwert erlangen wird. Auch den Weg, den Falcom geht, die sich ja viel länger als andere der Modernisierung verweigert haben, und stärker auf moderne Anime/LN-Tropes setzen, beobachte ich mit Sorge. Aber ich denke noch immer, dass die Trails-Serie mit den Trails-of-Cold-Steel-Spielen das Potenzial hat, mich grundsätzlich zu begeistern, auch wenn ich weiß, dass ich immer die Trails-in-the-Sky-Spiele bevorzugen werde, was Stil, Präsentation und Charme betrifft.

    Um auf die anfängliche Frage zurückzukommen: Das Genre hat nach wie vor einen hohen Stellenwert bei mir. Ich finde auch nicht, dass es zig SNES- und PS1-RPGs gibt, die merklich und qualitativ hochwertig Hayao Miyazaki nacheifern oder generell damals alles fantasievoller war. Es gab sehr viel Auswahl, aber auch viele mittelmäßige Spiele und auch damals gab es genug Spiele, die Anime-Klischees bedienten (Tales, Star Ocean) oder eher auf Anime-Fans abzielten (Sakura Wars, neuere Shining-Spiele).

    Ich bedauere es natürlich auch enorm, dass viele von mir geliebte Serien heute nicht mehr leben, moderne JRPGs weniger auf Charme und Reise setzen und besonders dass die Final-Fantasy-Serie und Square Enix im Allgemeinen sich so weit von meinem Geschmack (und ihren Wurzeln) wegbewegt hat. Aber es ist nicht so, dass es nicht auch genug moderne Spiele gäbe, die mich noch interessieren würden und potenziell begeistern könnten.

    Abgesehen davon habe ich auch noch einen zweiten Blickwinkel: Es gibt noch so viele alte Spiele, die ich spielen will. Nur, weil klassische RPGs im alten Stil nicht mehr zu Hauf erscheinen, heißt es nicht, dass ich keine mir unbekannten mehr spielen kann. Es wird wohl kaum jemand geben, der damals alle interessanten Titel mitgenommen hat. Und durch Initiativen von XSEED kommen auch heute noch richtig charmante Spiele wie die Zwei-Serie in den Westen, an denen sich die Japaner vor einem Jahrzehnt oder mehr erfreuen konnten. Hinzu gesellt sich ein relativ breit gefächerter Indie-Sektor, der zwar nicht vor Releases überschäumt, aber seit einigen Jahren doch recht gut gedeiht.

    tl;dr: Auch wenn meine Liebe zu JRPGs der alten Schule (insbesondere ab der PS1-Zeit – SNES-Spiele waren erzählerisch bis auf Ausnahmen noch nicht so ausgearbeitet) größer ist und mir einige moderne Entwicklungen sehr gegen den Strich gehen, finde ich auch an neuen Spielen Freude und bin angesichts der aktuellen Marktlage zuversichtlich, dass die aktuelle Diversifizierung des Genres auch weiterhin anhalten wird.

    Auch noch festhalten will ich, dass es halt nicht nur ein Unterhaltungsmedium für mich ist, sondern etwas, an dem ich über die Jahre so ein Interesse entwickelt habe, dass ich es auch aus einer rein historisch-kulturellen Perspektive kennen und verstehen will – auch bei Spielen, die weniger meine Geschmack treffen.

    @Ὀρφεύς:
    Zitat Zitat
    Vielleicht kennen wir nicht genügend Spiele von damals, aber zwischen Klischees



    und Klischees

    Na ja, Compile Heart würde ich wirklich nicht als die moderne Evolution von Grandia ansehen. Dann eher von so was:

    Aber ist ja auch nicht so, als würde Compile Heart irgendwie das Genre dominieren. Das sind Nischenspiele und sicherlich nicht die Aushängeschilder moderner JRPGs. Das ist so, wie wenn Leute sagen, moderne Animes wären nur noch Harem- und Fanservice-Serien und sich von 250 Titeln im Jahr 20 rausgreifen, auf die das zutrifft.
    Geändert von Narcissu (22.01.2018 um 23:21 Uhr)


  4. #4
    Ich möchte kurz anmerken, dass der Thread zwei Sachen vermischt, die überhaupt nicht zusammengehören müssen – aber nicht als Kritik, sondern nur, um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen, und weil es sonst so wirken könnte, als wäre der Zusammenhang ein ganz faktischer oder selbstverständlicher: Nämlich 1. wie sich JRPGs verändert haben (eine Diskussion, die man relativ objektiv führen kann) und 2. wie man heute zum Genre steht (was komplett subjektiv ist).

    Ich poste später vll. noch mal, aber meine Essenz ist: Wie mit fast allen Medien hatte ich eine kurze Phase, in der ich megaheiß drauf war, und heute ist es halt ein cooles Medium von vielen. Aber wie bei allen Medien picke ich mir eben auch nur noch das raus, was ich wirklich großartig finde. ^^


    Ein klassisches Rollenspiel, reduziert auf den Zauber des alten Genres: Wortgewaltige Sprache. Fordernde Kämpfe. Drei, die einen Drachen töten – und was sie dazu führen mag ...
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  5. #5
    Zitat Zitat von Ὀρφεύς
    Mittlerweile gibt es Steam und GOG, dennoch erscheinen darauf nur wenige japanische Spiele und das oft zu übertrieben hohe Preise.
    Es gibt einfach keinen nennenswerten Markt für PC-Spiele in Japan. Die Leute haben Smartphones und viele nicht mal einen Rechner zuhause. Man darf das nicht mit dem Westen vergleichen, wo jeder spätestens ab dem Jugendlichen-Alter täglich einen PC nutzt. Abgesehen von Visual Novels (speziell Eroges) und Doujin-Spielen gibt es da nicht wirklich viel. Falcom hat sich vor etwas mehr als 10 Jahren als letzter größerer Entwickler vom PC-Markt zurückgezogen und im Moment sieht alles danach aus, als würde der Fokus weiterhin auf PS4, 3DS, Switch und Smartphones bleiben.

    Zitat Zitat
    und warum kommen im Jahre 2018 viele Spiele nicht mit deutsche Untertitel bei uns an?
    Auch hier würde ich behaupten: Weil der Markt so ausgerichtet ist. Mittlerweile gibt es ja doch recht viel mit deutschen Untertiteln, aber für kleinere Nischentitel wird es sich einfach nicht lohnen. Nintendo macht so etwas aus Prinzip, das wissen wir alle, aber für Unternehmen ohne existierende Strukturen für solche Sachen und die eh eine Zielgruppe haben, die Englisch kann, würde es sich schlicht und ergreifend nicht lohnen, eine Lokalisierung in fünf Sprachen anfertigen zu lassen, um den europäischen (und südamerikanischen) Markt abzudecken. Star Ocean 5 und Persona 5 hätten sicher eine Lokalisierung verdient, aber abgesehen davon fällt mir jetzt nicht viel ein, wo ich sagen würde: Das müsste echt auf Deutsch rauskommen.

    @Cipo: Da hast du sicher recht! Aber ich denke, das hier zu trennen ist schon rein emotional sehr schwierig, auch wenn es die Diskussion vermutlich deutlich übersichtlicher machen würde.
    Geändert von Narcissu (22.01.2018 um 21:00 Uhr)


  6. #6
    Allgemein ist der Stellenwert von J-RPGs sicherlich seit den PS2 Zeiten zurückgegangen. Narcissu hat ja schon ein gutes Argument gebracht: zu hohe Entwicklungskosten auf den großen Konsolen. Auf dem DS und 3DS gab es ja schließlich noch haufenweise, aber viele der alten Reihen sind ausgestorben und wurden nicht durch neue ersetzt.

    Würde heutzutage auch noch Steam bzw. den PC Markt dazuzählen, welcher früher fast gänzlich von Herstellern ignoriert wurde. Kann natürlich nicht sagen, wie hoch dort die Verkaufszahlen sind, aber in den Top 100 Bestsellern auf Steam waren einige J-RPGs vertreten, z.B. Nier: Automata oder Tales of Berseria. Dann gibt es noch haufenweise J-RPGs, welche nicht notwendigerweise aus Japan kommen, sich aber der Ästhetik und ggf. den Klischees bedienen. Da sind auch viele interessante Sachen dabei. Auch wenn das vielleicht nicht das ist, was Du Dir vorstellst.


    Aber sagen wirs so: Wenn die J-RPG Challenge von Shieru nicht wäre, dann hätte ich mir sicherlich für dieses Jahr nicht so viele J-RPGs vorgenommen. Ich spiele sie zwar immer noch, aber größtenteils Handheld und wenige Reihen. Einen Teil der Tales Reihe hatte ich z.B. schon länger nicht mehr angerührt. Was IMO sogar ein gutes Beispiel für etwas wäre, was Du heute kritisierst, es aber auch damals schon gab. Denn Tales war schon immer recht viel Anime Fan Pandering.

    Aber gerade die Fire Emblem Reihe ist durchaus ein Fall, wo man Änderungen live miterleben konnte. Denn Awakening und Fates waren schon extremes Waifu Shipping und Fan Pandering. Glücklicherweise hat sich die Reihe mit Echoes wieder gefangen und man setzt hoffentlich den Trend fort - und lässt den ganzen Fanservice auf dem Smartphone.
    Geändert von Sylverthas (22.01.2018 um 21:04 Uhr)

  7. #7
    Zitat Zitat von Sylverthas Beitrag anzeigen
    Kann natürlich nicht sagen, wie hoch dort die Verkaufszahlen sind, aber in den Top 100 Bestsellern auf Steam waren einige J-RPGs vertreten, z.B. Nier: Automata oder Tales of Berseria.
    Steamspy sollte da recht gut Auskunft geben. Generell gibt es da so einige Titel, die locker 100k schaffen, was auf Konsolen oft nicht der Fall ist (insbesondere, wenn man nur den Westen zählt), aber viel entfällt natürlich aus Sales.

    Um mal ein paar Spiele herauszupicken:
    NieR: Automata: 670k
    Tales of Berseria: 230k
    Ys: The Oath in Felghana: 170k
    The Legend of Heroes: Trails in the Sky FC: 280k
    Final Fantasy VII: 960k
    Final Fantasy XIII: 730k
    Cosmic Star Heroine: 15k
    Atelier Firis: 18k


  8. #8
    Hmmm... ja, Steamspy wär natürlich ne tolle Sache gewesen...

    Hast natürlich vollkommen Recht - aber gerade Sales würde ich nicht unterschätzen. Am PC sind ja nicht unbedingt die Day One Sales so relevant, wie sie auf Konsolen sind, sondern es sind durch Sales die Long Tails, die auch interessant sein können.

    Vielleicht ist bei der Diskussion noch interessant, dass sich ja auch die Anime Kultur massiv gewandelt hat. Ich meine, wenn man sich z.B. FFVII anschaut, dann war das Spiel in dem Trend, den Eva ausgelöst hat. Ähnlich Xenogears. Chrono Trigger zeigt ja auch schon, dass es sich gerne hat von Anime inspirieren lassen - inklusive der Optik. Und Shounen Klischees waren IMO schon immer ein recht fester Bestandteil von J-RPG Reihen. Denke, J-RPGs waren immer schon sehr durchtränkt oder inspiriert von Anime. Es waren halt teilweise andere Shows als es heute der Fall ist. Vielleicht ein Grund, wieso ich überhaupt zu Anime gekommen bin.
    Damit das jetzt nicht als komplett reduktiv rüberkommt: Will damit definitiv nicht alle Änderungen erklären, aber auch frühere Top Games (und, wie Narcissu schon gesagt hat, Nischendinger) haben ganz gerne in Anime-Tropes gehandelt - und auch nicht zwingend von Miyazaki. Ehrlich gesagt fallen mir gar nicht so viele Spiele ein, die ich stark mit seinen Werken in Verbindung bringen würde.

  9. #9
    Compile Heart Spiele sind übrigens gar nicht mal so schlecht. Natürlich bedienen diese Spiele ein gewisses Klientel, aber macht das nicht irgendwo jedes Spiel? Ich fand Xenogears ja auch super und bin kein großer Mecha Freund, obwohl man ja eben diese abholen wollte, wie es Sylverthas schon vorher ansprach. Gerade für Leute, die gerne viel Gameplay mögen, sind die Compile Spiele perfekt geeignet.

    Das Genre ist immer noch mein Lieblingsgenre und ich könnte es mir ohne auch gar nicht mehr vorstellen. Interessant aber, dass so ein Thread gerade jetzt kommt, da gerade jetzt meiner Meinung nach ein zweiter Frühling für das Genre angebrochen ist und viele aktuelle Titel zu den besten Spielen der JRPG Historie gehören imo. Erst letztens habe ich Ys 8, Yakuza Zero und Xenoblade Chronicles 2 durchgespielt. Die ersten beiden Spiele sind neue Lieblinge von mir geworden, gerade Yakuza Zero ist mega und Ys 8 ist imo sogar der beste Teil der Reihe.
    Dann gibt es da noch die Trails Spiele, die einfach nur super aufgebaut sind. Langsames Pacing zu Beginn, bis dann schließlich eine Wendung die nächste jagt. Natürlich gibt es in den Spielen mittlerweile recht viel Fanservice und das kann man natürlich zurecht kritisieren (finde ich btw auch nicht gut), dennoch ist das nur ein Gesichtspunkt von vielen, und nur, weil Mädel XYZ Brust zeigt, macht dass das Spiel noch lange nicht schlecht. Damals gab es schließlich auch recht viel Fanservice, ich erinnere mich nur an Grandia bei den Szenen, in der Justin das Höschen von Feena sieht... und das halt mehrmals. Oder bei FFIV, wo offensichtlich sogar halbnackte Tänzerinnen in Städten herumspazieren und arme Schwarzritter bezirzen wollen. In Dragon Quest gibt und gab es solche Charaktere ja auch schon immer. Natürlich war das Ganze nicht so arg präsent wie heute, Fakt ist aber, dass es das schon immer gab. Damals konnte man das visuell in Spielen halt nicht so gut umsetzen, Japaner hatten aber schon immer ein Faible für so etwas, siehe sogar bei Anime Klassikern wie Ranma oder City Hunter, woran man sich heute nostalgisch daran zurück erinnert, obwohl Fanservice.
    Man könnte sogar in FFIX ganz viel Fanservice finden, wenn man nur Suchen würde, schließlich sind Transen in Japan recht beliebt, was ja auch den Charakter Quina wunderbar erklären würde und ich meine hey, in einer Szene heiratet dieses etwas sogar ein Kind! Ist aber nur ein Beispiel von vielen, aber ich denke, es ist klar, worauf ich hinaus will.
    Geändert von Kynero (23.01.2018 um 21:27 Uhr)

  10. #10
    Die Grafik wird besser, da fallen die nackten Tatsachen mehr auf. Und früher wurde mehr zensiert. Auch die Pixel. Bei Nintendo wird natürlich immer noch zensiert, aber Jrpgs sind da nicht mehr so präsent.
    Der Stil mag sich etwas geändert haben, genau wie bei Anime. Dinge sehen einfach weniger "grob" aus, da für alles Computer helfen. Gleichzeitig wird dadurch vieles auch realistischer, was Proportionen anbelangt. Die komischen Puppen bei ff7 sind im Vergleich zu Neptunia Charakter Modellen halt nicht wirklich ernst zu nehmen. Das ist aber auch schon alles. Ist Tifa z.B. jetzt echt sooo anders als so ein Neptunia Design? Nee. Und bei den Sprites bei NES oder SNES Titeln hat mans ja noch weniger gesehen und sich drum gekümmert. Trotzdem tanzten die halbnackten Mädels rum und die Artworks haben was gezeigt.

  11. #11
    Bei mir war der Stellenwert zu PS1-Zeiten auch am größten. Gerade die Late-PS1-Zeit brachte viele Rollenspiele heraus, die mir gefielen. Legend of Dragoon, Final Fantasy VII, VIII, IX, Chrono Cross, Star Ocean 2, Legend of Legaia, Grandia. Die üblichen Verdächtigen halt.

    Vorgerenderte Bildschirme, die aber mit Liebe zum Detail gestaltet wurden sind mir nach wie vor am liebsten, weil die Gegenden in einem Spiel vielfältiger und außergewöhnlicher waren. Das letzte Mal habe ich die glaube ich in Baten Kaitos / Lost Odyssey gesehen. Diese „Machart“ in Hochauflösend gibt es aber leider nicht mehr, stattdessen fokussieren sich manche Hersteller auf Retro-RPGs im Dragon Quest / Chrono Trigger-Stil.

    Seit dem die Spiele ausschließlich in 3D gehalten werden, bemerke ich immer wieder das Baukasten-Prinzip dahinter. Die jeweiligen Areale sind größer, es muss mehr gegrindet werden, mehr belanglose Zusatzmissionen und weniger verschiedene Gebiete. Das führt dann dazu, dass ein FF13 plötzlich keine Städte anbieten kann, ein Star Ocean 5 auf einem erdähnlichen Planeten stattfindet und Final Fantasy 15 nach den ersten guten Kapitel plötzlich in Schlauchleveln durchgesetzt wird.

    Somit fehlen mir vielleicht einfach „außergewöhnliche“ Rollenspiele oder die Erwartungen sind zu groß oder man verändert sich selber nicht mit den Veränderungen am Markt. Ich bin oft schon froh, wenn die Spiele überhaupt eine größere Spielwelt haben, die sich erkunden lässt (MIR wichtiger, als ein Kinoerlebnis während der Szenen). Die bekommt man gefühlt nur noch in den Tales of-Spielen.

    Vielleicht habe ich auch einiges übersehen, was der Markt so hergibt. Ein wenig Hoffnung gilt daher dem Projekt Octopath Traveler.
    Geändert von Square (24.01.2018 um 09:52 Uhr)

  12. #12
    Die Ps1 Zeiten hatten aber auch so ihre Probleme. Finde sie ehrlich gesagt am schlimmsten. Ps1 Rpgs sind genau so "lang" wie Snes Rpgs (Umfang), dauern aber doppelt so lange (Zeit). Warum? Ladezeiten und ewig lange Animationen überall, die man nicht skippen kann. Das ist mittlerweile besser, wenn man nicht gerade Persona 5 spielt.

  13. #13
    (J)RPGs waren einmal auch mein Lieblings-Genre und erfüllen dieses Ziel teilweise immer noch. Allerdings habe ich damals zur PS1 und auch PS2-Ära jeden Titel verschlungen, heute interessieren mich vielleicht noch 1/3, von denen ich mir vielleicht die Hälfte anschaffe. Erst einmal haben die westlichen RPGs die aus Japan in allen Belangen abgehängt, weshalb ich solche Spiele wie Witcher 3, Skyrim, das erste Dragonage, Horizon etc. mittlerweile stärker forciere. Vor allem erzählerisch. So war Drakensang damals noch recht fad und einfach ein Laufen von einer Quest zur nächsten. Bei JRPGs ist das ja umgekehrt. Zuerst hatten sie echt starke Geschichten und mittlerweile verkommen die meisten Spiele zu einer Generic-Sidequest-Abarbeiterei. Wie es in Final Fantasy XV der Fall ist. Während beim Witcher jede Sidequest noch eine teils rührende Geschichte erzählt und der Held auch eine persönliche Motivation hat, diese anzunehmen, liest man z.B. bei Xenoblade 2 die Dialoge für die Sidequests gar nicht mehr und bei FF XV nehmen sie einfach jede Sidequest aufgrund ihrer Gutmenschen-Einstellung ohne zu Hinterfragen an.

    Begonnen hat meine Liebe zu Rollenspielen allgemein ja schon während der SNES-Ära. Wie bei vielen von Euch war es bei mir auch Secret of Mana, das mich mit seiner Atmosphäre und mit seiner - für damalige Verhältnisse - mitreißenden Story - vor den Bildschirm gefesselt hat. Auch Terranigma konnte mich fesseln und bei Lufia (2) fand ich die Dialoge klasse und die Rätsel schön, weshalb ich seit diesem Spiel ein Freund von ausufernden Dialogen war.

    Der pure Genuss kam dann mit der PSOne. Final Fantasy VII (was ich aber auf dem PC hatte) war mehr oder weniger ein Kinofilm oder auch ein Roman zum Spielen. Es war mitreißend erzählt und hatte trotz der hässlichen Anime-Klötzchen-Figuren eine eher westlich angehauchte Atmosphäre bei Spielen. Vor allem hat mich die enorme Spieltiefe aller (!) PSOne-FFs damals überzeugt. Das Spielen war imanent - man fühlte jeden Schritt und jede Handlung mit. Beispiel: Cosmo Canyon - eine eigene Episode in der Handlung wo man sich bei Bugenhagen nur um die Belange von Red XIII, bzw. Nanaki gekümmert hat und eine eigene kleine Welt in der Welt entdeckt hat. Man war während dieser Episode ganz im Cosmo Canyon - der Kampf gegen Shinra hatte in diesem Moment wenig Priorität - es war wie Urlaub im Spiel - gleichzeitig hat er die Entwicklung einiger Hauptfiguren näher gebracht. Oder die Aufenthalte mit der Tantalus in Treno in FF IX - Gargantula Tunnel - Zinnengebirge. Oder als man sich eine Zeit lang den Timber Eulen, den Rebellen in der Stadt Timber anschloss. So etwas gibt einen unglaublichen Atmospärenzuwachs, entstrafft die Handlung, da man in diesen Momenten keinen Peil hat, was weiterhin geschehen wird, man aber kleinere Ziele hat. Handlungen moderner JRPGs setzen das Endziel die ganze Zeit in den Fokus. Frühere Exemplare boten kleine Etappenziele, damit eine grundlegende Spannung immer gewahrt bleibt. Im Grunde machen das heute die West-RPGs - egal ob Skyrim, Dragonage oder Witcher. Die im Grunde imanente Geschichten in Etappen aufteilen, aber ohne die Kontinuität eines roten Handlungsfadens zu durchtrennen. Bis zur Jahrtausendwende waren die Japaner darin Meister.

    Aber richtig geheilt von meiner JRPG-Affinität wurde ich eigentlich erst durch Final Fantasy XIII. Das hat mich richtig kuriert. Ein ellenlanger linearer Handlungsschlauch mit furchtbaren Charakteren und wenig Inhalt. Und eigentlich immer nur einen Weg vor Augen. Klar - eine Auflösung wurde nicht vorweggenommen, aber das Spiel hatte keinen einzigen der kleinen Verschnaufer mehr, die die PSOne-FFs so immanent gemacht haben. Das vermisste ich bereits bei den beiden PS2-Ablegern sehr stark. FF X fühlte sich von Anfang an wie ein langer Weg und bot plottechnisch wenig Abwechslung. FF XII hatte wiederum einen - meiner Meinung nach - sehr starken Plot, der sich aber durch die viel zu wenigen Cutscenes und Dialoge überhaupt nicht entfalten konnte. FF XV ist hingegen einfach hoffnungslos zu kurz, obwohl das Spiel das Potenzial für einen der besten Plots gabt hätte.

    Richtig genial und Unrecht oft vergessen ist The Last Story. Das Spiel hatte, bis auf die knappe Spielzeit, sehr viele Stärken der alten JRPGs und war für mich das zweitbeste Spiel (nach Twilight Princess) auf der Wii. Im Grunde war es einfach sehr gut erzählt und hatte ein exzellentes Writing und grandiose Charaktere.

    Mit den mittlerweile sehr animelastigen Spielen kann ich nicht so viel anfangen, wobei ich nach wie vor die Tales-Of-Serie als sehr guten Kompromiss empfinde. Zwar sind das reine Anime-Spiele, aber sie sind nicht so überzeichnet und übertrieben, wie man es von anderen Spielen her kennt (Atelier) und erzählen durchweg gute Geschichten, die zwar weniger genial sind, als die alten FFs, aber auch noch sehr gut unterhalten.

    Dann wären da noch die Xenoblade-Teile. Diese sind ein Sonderfall für mich. Der erste Teil war hervorragend - aber in vielerlei Hinsicht zu langatmig und hatte auch das Problem, dass die Handlung im Kern zu wenig Abwechslung bot. Dafür war die Auflösung der Geschichte sehr spannend und sie erinnerte an das dritte Star-Ocean-Abenteuer (nur in gut). Der zweite Teil (X) war eine Sideqest und Missionsziel-Orgie, Teil 3 (Xenoblade 2) hatte unglaublich starke Momente war aber an einigen Stellen extrem viel Anime (mehr als die Tales-Spiele), obwohl das Spiel rein plottechnisch wieder alte Tugenden aufgreift.

    Noch ein Sonderfall war Ni No Kuni - es war ganz anders als die alten und die neuen JRPGs. Es war nicht so übertrieben Anime und sehr fantasievoll. Ich bin mit meiner Exfrendin damals in dem Spiel versunken. Wir hatten auch das Buch und ließen uns von der Feenwelt verzaubern. Von daher ist Teil 2 momentan das am meisten erwarteten Spiel dieses Jahr. In der Hoffnung:

    #makejrpgreatagain

  14. #14
    Die Randdiskussion lasse ich mal außen vor, das eigentliche Thema ist schwierig genug. ^^

    Zitat Zitat von Cooper
    Wie groß ist der Stellwert des JRPGs noch bei euch? Spielt ihr immer noch alles, was euch vorgesetzt wird? Selektiert ihr stärker? Oder ist es wie bei mir, dass kaum noch was aktuelles in den Konsole rotiert und ihr höchstens alte Titel konsumiert oder auf Jahre wie 2018 wartet, wo man auch mal mit klassischen Titeln bedient wird, die man auch in höherem Alter noch spielen kann, ohne Rot zu werden? Und gibt es nun vielleicht auch andere Genres, die ihr mittlerweile bevorzugt?
    Gute Frage... Die einfache Antwort wäre, dass ich so gut wie keine "neueren" JRPGs mehr spiele, die man so bezeichnen kann. Schon seit langem nicht mehr. Allerdings kann ich auch nicht sagen, dass mich JRPGs gar nicht mehr interessieren.

    Für mich war es von PS1 bis PS2 mehr oder weniger das Genre schlechthin, für das ich mich beinahe ausschließlich interessiert habe, von ein paar Ausnahmen abgesehen. Allerdings habe ich auch nicht "alles" gespielt. Wild Arms hatte ich z.B. auf den ersten Eindruck hin etwas öde gefunden und es nie ausprobiert, wobei ich dem Spiel auch nicht wirklich eine faire Chance gegeben habe. Die größte Begeisterung hatte ich für die FF Reihe von VII bis X und XII, und irgendwie kam ich dann auch zu Sachen wie Star Ocean 2 und 3, Kingdom Hearts, Dragon Quest VIII und SMT: DDS. Später hatte ich aus Interesse auch diverse SNES Klassiker wie Chrono Trigger, Secret of Mana, Seiken Densetsu 3 und ein paar weitere gespielt. Ich denke, der Name "Squaresoft" hatte das Interesse irgendwie immer geweckt. Ich hatte sogar den Quest-Mode von Ehrgeiz durchgespielt.

    Und auch wenn ich wirklich neues schon lange nicht mehr angerührt hatte (Ni No Kuni nur kurz angespielt), habe ich über die letzten paar Jahre denoch einige alte Sachen zum ersten Mal durchgespielt. Weil mir Dragon Quest VIII so gut gefiel, habe ich inzwischen die Teile V bis VII nachgeholt und auch IX ausgiebig gespielt. Weil ich FF Tactics mochte, habe ich die SNES-Version von Tactics Ogre bis zum Erbrechen gezockt. Und erst letzten Winter habe ich zum ersten Mal Persona 4 gespielt und es so gemocht, dass ich sehr wahrscheinlich auch Persona 3 und vielleicht auch noch Persona 5 mal ausprobieren werde.

    Neulich hatte ich mal wieder Lust auf FFIX und habe mich an nem "perfect run" versucht. Und es kam auch ein paar Male vor, dass ich nochmal Chrono Trigger oder Secret of Mana angefangen habe.

    Dabei finde ich eigentlich, dass JRPGs mitunter relativ schlecht gealtert sind. Ich habe eigentlich mittlerweile mehr Interesse an Level-Systemen und generell Spielen, bei denen man vieles ausprobieren kann, anstatt an "guten Stories", zumal ich da auch sehr viel kritischer geworden bin.
    Trotzdem, irgendwie bin ich doch noch nicht ganz losgelassen von JRPGs oder allgemein Story-driven RPGs. Auch wenn das Gameplay zumeist relativ simpel ist und man sich manchmal nur durch die Dialoge klickt, irgendwie hat es manchmal noch was. Es hat für mich sicher nicht mehr den Stellenwert von damals, und ich kann auch Cuzco gut nachvollziehen darin, dass mit FFXIII auch vieles irgendwie verloren ging. FFXV habe ich bisher nicht angerührt und ehrlich gesagt auch kein wirkliches Interesse mehr daran. Aber an Dragon Quest XI wäre ich irgendwie schon noch interessiert und schließe es auch nicht aus, dass ich mir mal Persona 5 zulege, und vielleicht werde ich auch Ni No Kuni nochmal weiterspielen, und es womöglich so mögen, dass ich die Fortsetzung auch spielen wollen würde.

    Und das ist wohl auch mein Standing zur Frage, wie gut oder schlecht JRPGs heute sind (davon mal abgesehen, dass ich an sich nichts gegen Boobs habe... wtf, man?): Wenn ich ganz kritisch bin, würde ich sagen, dass JRPGs etwas zu "einfach" sind und kein besonders anspruchsvolles Gameplay bieten können und in der Hinsicht etwas zu altbacken wirken. Würde ich selbst ein JRPG planen, hätte es sicher sehr viele "westliche" Einflüsse. Andererseits: Wenn die Spiele einfach nur "gut" sind, und unterhalten und Spaß machen, würde ich deswegen wohl auch nicht meckern. Insofern denke ich, dass JRPGs durchaus heute noch ihren Platz haben, wenn die Qualität stimmt. Allerdings ist das ein so beliebiges und unspezifisches Statement, dass man damit auch nicht wirklich was anfangen kann. Zumal JRPGs trotz all ihrer Konventionen gerade durch ihre unkonventionellen Elemente bestechen wie ausgefallenes Art Design, komische Charaktere und abgefahrene Stories. Insofern fällt es mir auch schwer, zu sagen, was ein "gutes" JRPG wirklich ausmacht, denn im besten Fall ist es irgendein komischer Mix aus verschiedenen Sachen, der trotzdem irgendwie funktioniert und etwas einmaliges bieten kann.

  15. #15
    Geht mir so ähnlich wie Cooper, wenn auch teilweise aus anderen inhaltlichen Gründen (und ich hab auch nichts gegen ein paar Boobs -_^). Mein Geschmack hat sich nicht verändert, die Spiele aber schon, und zwar massiv und oft ohne nachvollziehbaren Grund. Die Entwickler haben irgendwann einfach aufgehört, Genrevertreter zu machen, wie ich sie einst geliebt habe.

    Das hat auch mit dem Wandel des Marktes an sich zu tun: Ähnlich wie in der Filmbranche, aber noch viel schlimmer und deutlicher spürbar als dort, bricht total der mittlere Größenbereich weg. Es gibt nur noch entweder AAA-Blockbuster-Supertitel, die möglichst ein weltweites Publikum diverser Altersklassen ansprechen sollen, also auf Mainstream ausgerichtet bzw. alle Ecken und Kanten abgeschliffen sind, die kaum Risiken und kaum ausgefallene stilistische Ideen beinhalten, und die für ungefähr zehn Gazillionen Dollar produziert wurden, oder kleine Nischen-Fanservice-Spiele und Indie-Titel für Liebhaber, die aber alle selten das Geld oder die Manpower haben, um ihre Ideen optimal umsetzen zu können (trotzdem ist letzteres der Ort, wo ich heute ab und zu noch das finde, was ich suche).

    Und hier haben wir das Problem: Bis auf wenige Ausnahmen haben sich japanische RPGs nie zu den großen Rennern und Gelddruckmaschinen durchgeschlagen, sondern sind in ihrer Blütezeit eine wohlige "mittelgroße" Nische geblieben. Von den Serien, die wir hier damals geliebt und begeistert gespielt haben, sind mindestens vier Fünftel komplett weggefallen und gestorben. Seiken Densetsu, Breath of Fire, Suikoden, Wild Arms oder SaGa, um nur einige zu nennen. Alle tot. Und nein, wenn alle Jubeljahre mal ein neuer Mobile-Titel optimiert für Smartphones und Tablets veröffentlicht wird, oder ein Remake, das darin versagt, den Charme des Originals einzufangen, dann sehe ich das nicht als legitimes Lebenszeichen oder gar Revival an. Es müsste schon ein Spiel für die gängigen großen Konsolen her, nicht nur digital verkauft, sondern im stationären Einzelhandel. Doch heute ist absolut keine Firma mehr bereit, so etwas zu finanzieren.

    Ich meine damit nicht nur Serien, auch Einzeltitel. Dort merkt man nämlich besonders krass, wie sehr sich die Genre-Landschaft verändert hat. Vor 15 Jahren wurden regelmäßig komplett neue Titel angekündigt, die keine Fortsetzung einer Reihe waren, aber eine begründen konnten, wenn es gut lief. Auch von den großen und bekannten Firmen. Entsprechend gab es auch ständig spannende News zum Thema zu verfolgen, mindestens alle drei Tage gab es irgendeine aktuelle Meldung, die mich aufhorchen ließ. Damit war Vorfreude verbunden. Heute dagegen? Ich überfliege einmal im Monat kurz die üblichen Gaming Seiten und stelle gelangweilt fest, dass in der Zwischenzeit nichts geschehen ist, was für meine Präferenzen von Belang wäre. Wann war das letzte Mal, dass ein Square Enix mit angemessenem Aufwand in-house ein großes RPG für Konsolen entwickelt hat, das keine Fortsetzung in irgendeiner Form war? Außer Final Fantasy, Dragon Quest und Kingdom Hearts geht da doch eh nicht mehr viel. Ein Schatten von der stetigen, abwechslungsreichen Ideenschmiede, die die Läden einst waren.

    Hinzu kommen dann natürlich auch die Inhaltlichen Veränderungen. Vieles geht nun viel zu sehr in Richtung Open World /MMO-Mentalität, die Balance früherer Ost-RPGs zwischen Spielwelt und Storydichte ist völlig verloren gegangen. Dazu gesellen sich Krankheiten wie DLC-Overkill, wo ein unfertiges Produkt ausgeliefert wird und man für die nur halb funktionierende Fertigstellung per Patches und Updates später nochmal zur Kasse gebeten wird, Lootboxen etc.. Ich vermisse die Zeiten, wo man mit einem Spielekauf das komplette Package erhielt und man sich darauf verlassen konnte. Auch, dass jeder grob die selbe Erfahrung bekam, egal ob man es früher oder später spielte. Heute kann sich ein Spiel in ein paar Jahren stark verändert haben... oder im Falle von Online-Gedöns sogar gar nicht mehr vorhanden sein, weil die Server abgeschaltet wurden! Und natürlich muss fast jedes Spiel inzwischen einen Multiplayermodus dabei haben.

    Die Geschichten mögen neue Ausdrucksmöglichkeiten gefunden haben und teils viel filmischer wirken, aber diese Gelegenheiten werden kaum effektiv genutzt, für mich fühlt es sich weitgehend flacher an. Mag sein, dass ich ein Stück weit dort herausgewachsen bin und was anspruchsvolleres wünsche, aber es liegt gewiss nicht nur an mir. Es ist auch nicht bloß Nostalgie für die "gute alte Zeit", denn wenn ich heute alte RPGs reinwerfe, die ich noch gar nicht kannte, habe ich an den Figuren und Abenteuern meist mehr Freude als bei aktuellen Spielen. Heutzutage wirkt vieles so belanglos.

    Ich mein, nehmt mal ein Final Fantasy VI mit seiner legendären Zäsur in der Spielmitte, mit mehreren versuchten und teils vollzogenen Selbstmorden, mit Jugendschwangerschaft oder Genozid als angesprochene Themen, oder auch einfach nur das Bordell in Final Fantasy VII, die Blutspur, die ein Kopfloser Alien und Sephi im Shinra HQ hinterlassen, oder die ganzen religiösen Untertöne in beiden und ganz besonders in Xenogears. Die Spiele mögen in vielerlei Hinsicht primitiver gewesen sein, aber gewiss nicht in ihrer konzeptuellen Größe, in ihrem Mut und ihrer Freude an den großen Ideen und an der Schaffung einer fiktiven Welt - letzteres eben nicht nur im Sinne von "Hey, ich kann in einer geraden Linie zehn Minuten durch die Pampa latschen ohne auf eine unsichtbare Wand zu treffen", sondern von clever eingebauten Rückbezügen, Details, Anspielungen, Zusammenhängen, vielseitigeren Charakteren, mehr Freude am Erzählen. Die Leute haben sich ganz einfach mehr dabei gedacht, das ist mein ganz ehrlicher, subjektiver Eindruck.

    Inzwischen ist alles voller Anime-Klischees und zu albern, oder aber nimmt sich selbst zu ernst und möchte super-realistisch rüberkommen. Die Spiele gehen kaum noch auf Hintergrundgeschichten ein, während man damals noch spielbare Rückblenden und anderen Luxus spendiert bekam. Die Parties von Spielercharakteren sind im Vergleich zu früher meistens zusammengeschrumpft, werden immer kleiner. Mag sein, dass es aufwändiger ist, Figuren zu gestalten, aber da werden eben die imho falschen Prioritäten gesetzt. Genauso die Welten. Ich habe es damals geliebt, auf der Weltkarte von Dorf/Stadt zu Dorf/Stadt zu laufen - von denen gab es massig und man durfte sogar in die meisten Häuser hineingehen! Sie mögen bezogen auf Proportionen eher unrealistisch gewesen sein, aber wen kümmerts? Es waren schließlich Fantasy-Welten und alles blieb trotzdem nachvollziehbar dank Immersion und schicker Gestaltung. Jetzt gibt es zwar gigantische Flächen und riesige Metropolen, aber manches davon wirkt kalt und eingeschränkt und quantitativ minimalistisch. Ich sehe tausende von Häusern im Hintergrund aber kann in keines davon hineingehen und mit NPCs labern oder Schätze abgreifen.

    Ich habe es geliebt, wie damals die meisten Genrevertreter den Anspruch hatten, eine ganze Welt zu präsentieren und erlebbar zu machen. Eine Welt, auf der man alle signifikanten Orte untersuchen und den Globus oft sogar umrunden durfte. Heute ist man auf einen Ausschnitt beschränkt. Das Abstraktionslevel wird nicht länger als wichtiges Werkzeug verstanden. Alles wirkt echter aber am Ende doch kleiner und simpler. Mehr Schein als Sein. An dieser Stelle möchte ich unterstreichen, dass der technische Aufwand absolut keine Entschuldigung oder Ausrede dafür ist. Null. Mit anders verteilten Prioritäten könnten sie heute Unglaubliches, Unvergessliches zaubern. Das optimale RPG für die heutige Zeit, das ich im Kopf habe und welches das Beste aus alt und neu vereint, bzw. etwas, das auch nur entfernt in diese Richtung geht, würde keinesfalls mehr kosten als der übliche derzeitige AAA-Titel, wahrscheinlich sogar nur die Hälfte. Aber es macht keiner, weil die Firmen risiko-avers sind und weil sie felsenfest zu wissen glauben, was die Spieler am liebsten mögen.

    Vielleicht fühlte es sich früher auch eher danach an, dass da Leute die Spiele entwickeln, die selbst begeisterte Spieler sind und die wissen, was uns mitreißen und schockieren oder sich wie eine wohlig-warme Decke anfühlen konnte. Und die RPGs ließen sich Zeit, so viel mehr Zeit und Dialog. Die ruhigen Momente, wo effektiv Charakterentwicklung mit langen Gesprächen betrieben wird, muss man heute wie die Nadel im Heuhaufen suchen. Alles ist auf Hektik und Spektakel oder Gameplay-Beschäftigungstherapie ausgerichtet, und das liegt mir überhaupt nicht. Es ist nicht mehr dieses Bild von zwei oder drei Dutzend Leuten, die selbst Fans sind und ihr Herzblut in ein Kunstwerk stecken, sondern es fühlt sich für mich heute oft eher so an wie 500 namen- und gesichtslose Auftragsprogrammierer und Designer, die Zeug für ein Massenprodukt umsetzen, das vorher durch Marketinguntersuchungen getestet und von Aktionärsversammlungen und Firmenbossen abgesegnet wurde. Das Persönliche ist abhanden gekommen.

    So hat sich mit der Zeit auch mein Spielerverhalten geändert. Ich spiele kaum noch, weil es kaum noch etwas Neues gutes in diesem Genre gibt, das mein Interesse wecken würde. Das ist auch der Grund, warum ich mich hier relativ rar gemacht habe. Naja, mein Backlog an Klassikern ist immer noch riesig, aber der Zeitaufwand im Moment zu groß. Letzteres ist aber nicht erst seit gestern so. Ich weiß noch, wie ich vor einigen Jahren immer mal wieder anderes oder alte Spiele unterbrochen bzw. schnell abgeschlossen habe, um einen großen neuen Titel zu zocken, der gerade frisch erschienen ist und den ich lange herbeigesehnt hatte. Sowas wie ein neuer Final Fantasy Hauptteil. Dazu habe ich inzwischen leider überhaupt keinen Anlass mehr. Ich erinnere mich nicht, wann das letzte Mal gewesen ist, dass ich einem RPG entgegengefiebert und mich die Welle des Hypes dazu mitgerissen hätte. Es ist traurig aber wirklich fast so, als hätten die Verantwortlichen nach und nach alle möglichen Elemente sowohl aus Gameplay als auch aus der Story oder dem Design entfernt, die ich an dem Genre ursprünglich so zu schätzen wusste und über die ich diese Art von Spiel überhaupt erst lieben gelernt habe.

    Japanische Rollenspiele sind meiner persönlichen Ansicht nach in einem miserablen allgemeinen Zustand bzw. haben sich in eine überaus enttäuschende Richtung entwickelt, die ich nicht mehr aufmerksam weiter verfolgen oder unterstützen möchte. Mehr so nach dem Motto "Weckt mich, wenn es mal wieder was gibt, das mir eventuell gefallen könnte". Zu dieser Überzeugung bin ich gelangt als jemand, der das sagenumwobene goldene Zeitalter des Genres von frühesten Super Famicom Tagen an und über die erste und zweite PlayStation hinweg miterlebt hat. Früher war nicht alles besser, aber, ganz ehrlich, das worauf es ankommt schon.

    Die Zeit habe ich in den letzten Jahren unter anderem lieber genutzt, um mich noch intensiver als zuvor mit Filmen zu beschäftigen und den Kram nachzuholen, den ich in den letzten 90 Jahren dieses Mediums so verpasst habe und der mich potentiell begeistern könnte. Glaube das war die lohnenswertere Entscheidung. Habe noch immer vor, irgendwann meinen RPG-Backlog aufzuarbeiten, aber neuere (Vollpreis-)Spiele werde ich bis auf wenige Ausnahmen auf unbestimmte Zeit erstmal links liegen lassen. Ich mein... die aktuelle Konsolengeneration begann Ende 2012, seitdem sind für diese Plattformen ganze sechs Rollenspiele erschienen, die ich zumindest gerne ausprobieren würde. Wow. Es sind zwar noch drei oder vier mehr Kandidaten angekündigt, aber bei dem Andrang brauch ich es nicht eilig haben. Ich besitze keine der aktuellen Konsolen und bis jetzt habe ich auch keine davon gebraucht.

  16. #16
    Zitat Zitat von Cuzco Beitrag anzeigen
    Cosmo Canyon - eine eigene Episode in der Handlung wo man sich bei Bugenhagen nur um die Belange von Red XIII, bzw. Nanaki gekümmert hat und eine eigene kleine Welt in der Welt entdeckt hat. Man war während dieser Episode ganz im Cosmo Canyon - der Kampf gegen Shinra hatte in diesem Moment wenig Priorität - es war wie Urlaub im Spiel - gleichzeitig hat er die Entwicklung einiger Hauptfiguren näher gebracht. Oder die Aufenthalte mit der Tantalus in Treno in FF IX - Gargantula Tunnel - Zinnengebirge. Oder als man sich eine Zeit lang den Timber Eulen, den Rebellen in der Stadt Timber anschloss. So etwas gibt einen unglaublichen Atmospärenzuwachs, entstrafft die Handlung, da man in diesen Momenten keinen Peil hat, was weiterhin geschehen wird, man aber kleinere Ziele hat. Handlungen moderner JRPGs setzen das Endziel die ganze Zeit in den Fokus. Frühere Exemplare boten kleine Etappenziele, damit eine grundlegende Spannung immer gewahrt bleibt. (...)

    Aber richtig geheilt von meiner JRPG-Affinität wurde ich eigentlich erst durch Final Fantasy XIII. Das hat mich richtig kuriert. Ein ellenlanger linearer Handlungsschlauch mit furchtbaren Charakteren und wenig Inhalt. Und eigentlich immer nur einen Weg vor Augen. Klar - eine Auflösung wurde nicht vorweggenommen, aber das Spiel hatte keinen einzigen der kleinen Verschnaufer mehr, die die PSOne-FFs so immanent gemacht haben. Das vermisste ich bereits bei den beiden PS2-Ablegern sehr stark. FF X fühlte sich von Anfang an wie ein langer Weg und bot plottechnisch wenig Abwechslung. FF XII hatte wiederum einen - meiner Meinung nach - sehr starken Plot, der sich aber durch die viel zu wenigen Cutscenes und Dialoge überhaupt nicht entfalten konnte. FF XV ist hingegen einfach hoffnungslos zu kurz, obwohl das Spiel das Potenzial für einen der besten Plots gabt hätte.
    This. Das habe ich auch schon oft so in der Art geschrieben. Diese episodenhaften und oft clever lose mit der Haupterzählung verwobenen Nebengeschichten, die es ja beileibe nicht nur in Final Fantasy gab, ließen die Handlung atmen, vertieften die Charaktere, erklärten detailliert die Orte, stärkten die Immersion und ließen das Abenteuer am Ende viel größer und intensiver wirken. Man hatte das Gefühl, die Truppe wirklich zu kennen und etwas Bedeutendes mit ihnen erlebt zu haben. In gewisser Weise mehr wie eine durchgeplante Fernsehserie mit konstanter Storyentwicklung. Neuere japanische RPGs, das fing in der PS2-Ära an und wurde dann immer schlimmer, haben mehr etwas von Popcorn-Kinofilmen: Die Rahmenhandlung steht im Vordergrund und alles ist darauf ausgerichtet. Es gibt wenig Raum für Erforschungen und narrative Abstecher abseits des Weges, dafür aber jede Menge oberflächliches Spektakel. Das macht diese Spiele für mich letztenendes unnötig klein. Bombast ist ja an sich nichts schlechtes, aber die Wirkung verpufft eben, wenn das emotionale Investment und der World Building Unterbau fehlt, um die sich viele neuere Spiele kaum mehr bewusst kümmern.

    Doch um das nochmal direkt auf dein Final Fantasy Beispiel zu beziehen: Ich sehe das mit FFX und XII genauso, das waren aber beides noch Spiele, an denen ich trotz der erwähnten Mängel Gefallen finden konnte. Manchmal glaube ich, dass XIII und XV gewissermaßen das ins Extreme verschobene, negative Zerrbild dieser beiden Pole sind. FFX war sehr linear, XIII der Inbegriff der Linearität gone wrong, praktisch ein interaktiver Film. FFXII hatte eine große und detaillierte Welt, aber zu wenig Cutscenes und Charakterentwicklung, während XV eine ausufernd gigantische aber oft ziemlich leere Spielwelt hat, die später trotzdem wieder zur Linearität degeneriert, während die Story im Vergleich geradezu winzig ist. Das Gleichgewicht, der gute Mittelweg, der bis zum Beginn der PS2-Ära wie ein selbstverständlicher Standard schien, ist irgendwie völlig flöten gegangen. Unnötig geopfert auf dem Altar des vermeintlichen Fortschritts und unverständlicherweise nie zurück gebracht. Die Lösung wäre so simpel und offensichtlich, dass es fast schon weh tut. Weg von den konzeptuellen Superlativen, Absoluten und Experimenten, stattdessen alles konstant und in Maßen, dafür aber in diesen Dimensionen jeweils so gut und liebevoll-detailliert wie nur möglich.

    Früher gab es eine Art Genre-Standard, eine Genre-Mitte. Natürlich immer diverse Abweichler dabei, aber die meisten RPGs folgten dem selben Grundschema. Das fand ich gut, gab Vertrautheit, man fand sich sofort zurecht und konnte Dinge besser zuordnen. Das sehe ich heute nicht mehr. Ich will damit nicht sagen, dass alles gleich sein soll. Aber ich verabscheue es, wenn Innovationswut blinden Aktionismus hervorruft, ohne dass die Verantwortlichen mal hinterfragen, ob diese Entscheidungen überhaupt zu etwas Besserem führen als das, was vorher da war. Oder dass sie nicht zu alten, erprobten Konventionen zurückkehren, wenn etwas Neues einmal nicht gut ankam, sondern stattdessen einfach eine andere heftige Neuerung und Richtung ausprobieren, in der Hoffnung, dass das besser läuft.

    Jedes Rollenspiel braucht heute sein eigenes, ausgefallenes Gimmick oder Alleinstellungsmerkmal. Damals reichte es noch, wenn es die eigene Geschichte besonders gekonnt erzählt, das Design angenehm speziell war und der Soundtrack eine besondere Stimmung erzeugte. Inzwischen scheint kaum mehr ein großes, japanisches RPG zu erscheinen, das in allen wesentlichen Belangen als "normal" in Bezug auf Aufbau der Spielwelt, Gameplay und Storykonventionen bezeichnet werden könnte; und ich vermisse das wirklich. Klassisch in dem oben genannten Sinne, ja, aber damit meine ich gewiss kein simples "rundenbasierte versus Action-Kämpfe" und erst recht kein "vorgerenderte Hintergründe versus polygonale Welten". Es geht weit darüber hinaus. Bei diesem ständigen Gerangel um die neuesten revolutionären Errungenschaften ist leider viel Subtiles verloren gegangen und auf der Strecke geblieben, dessen zentrale Bedeutung für das Genre damals niemand mit Einfluss begriff.

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