Liebes SKS-Team, liebe SKS-Spieler und Freunde fantasievoller Geschichten,

Als ich die Sternenkind-Saga zum 1. Mal gespielt habe, kam mir als erster Gedanke in den Kopf, dass ich gerne noch eine weitere Geschichte in der Welt der Saga erleben würde. Nach einigen Tagen der Überlegung habe ich dann beschlossen, die Geschichte einfach selbst zu schreiben.
Zwar heißt es im Threadtitel "Fanfiction", aber ich schreibe dennoch eine eigene Geschichte und nicht "SKS 3.0 - Haaki & die besoffenen Anime-Girls.". Ich habe noch nie eine Geschichte geschrieben, die länger als eine Seite war und das ist mein erster Versuch, in einem größeren Maßstab zu erzählen. Nun viel Spaß beim Lesen des ersten, kleinen Kapitels.



Prolog

Die Bündnisse alter Tage sind vergessen. So langsam wie die Legende der Heldentaten von Haaki Weykenson und seinen Freunden über viele Generationen hinweg verstummte, löste sich auch der feste Griff der Freundschaft zwischen Karadon, Himathelonia, El Kash, Kerfrek, Tombrien und Trawonien. Neid und Missgunst überkamen abermals die Herzen der Menschen, es tobte Krieg um Macht, Land und Rohstoffe zwischen den Nationen und schon bald sollte von der einstigen Verbundenheit der Völker nichts mehr übrig sein. Lediglich das uralte Bündnis, dass Karadon mit dem Volk der Zwerge verband, vermochte durch nichts gebrochen zu werden...

...Nach einem Jahrtausend des Konflikts wusste keine Fraktion mehr, wer den Krieg dereinst begonnen hatte und jedes Land der Erdenscheibe rüstete sich wieder und wieder zum Kampf. In diesen Zeiten des Blutes veränderten sich die Länder und ihre Bewohner. Die Völker Tombriens und Kerfreks wurden von den Flammen des Krieges verschlungen und aus den Büchern verbannt. Viele kleine Ortschaften und Dörfer der Welt fielen unter den Schwerthieben der feindlichen Invasoren und so begab es sich, dass die Menschen in die großen Festungen und Bollwerke fliehen mussten, welche im ewigen Konflikt stetig verstärkt und ausgebaut wurden. Einzig El Kash blieb, durch seine schützenden und schwer durchquerbaren Wüsten, von den meisten dieser Auseinandersetzungen abgeschrimt. Doch heißt dies nicht, dass sein Volk nicht auch kämpfen musste...

...Während unter den Kriegsherren Schlachtpläne ersonnen und Rohstoffplünderungen besprochen werden, und die Soldaten der ehemaligen Bündnispartner in blinder Wut aufeinander losstürmen, rotten sich tief in der Dunkelheit Zwei alte, in Vergessenheit geratene Mächte zusammen, um blutige Rache an den Völkern der Erdenscheibe zu üben...


Kapitel 1 - Thavir

Thavir's Kopf schlug hart auf dem kalten Steinboden auf. Die Luft war erfüllt von dröhnendem Gelächter, als sein Versuch sich aufzurichten durch einen kräftigen Fußtritt unterbunden wurde und er abermals Bekanntschaft mit der Härte des karadonischen Gesteins machte. Thavir war Zehn Jahre alt und seitdem er denken konnte, war diese Art der Begrüßung nichts ungewöhnliches für ihn. "Bleib' im Staub, wo du hingehörst!", sagte einer der beiden, etwa gleichlaltrigen Jungen in einem Ton, der die Verachtung, die seinen Worten innewohnte deutlich unterstreichte.
"Ja, genau. Kilk hat recht. Kriechen sollst du vor unseren Füßen, du Klappergestell, du Bastard.", pflichtete der andere Junge seinem Schlägerfreund bei und spuckte dem am Boden liegenden ins Gesicht. Thavir versuchte krampfhaft die in ihm aufkommenden Tränen zu unterdrücken, denn er wußte, dass seine Peiniger nur noch härter zuschlugen wenn er weinte. Das hatte der junge Thavir schon öfter zu spüren bekommen, als er imstande war zu zählen. Doch obschon er jeden Muskel seines schmächtigen und kleinen Körpers anstrengte, löste sich bald jedwede Spannung, die er aufbringen konnte und Thavir brach, wie schon so oft zuvor in bittere Tränen zusammen. Den darauffolgenden Tritt nahm er kaum noch wahr, da es bereits schwarz vor seinen Augen wurde.

Als Thavir erwachte fuhr ihm ein stechender Schmerz in den Kopf, der sich in Kürze eines Wimpernschlags auf seinen gesamten Körper ausweitete und erschrocken zuckte er zusammen. Doch erfuhr er durch die plötzliche und ruckartige Bewegung seiner geschundenen Muskeln bloß noch größere Schmerzen, die ihn sofort innehalten ließen. Der junge Karadonier entspannte seine Glieder so gut es ihm möglich war. Mit mutlosem Blick und feuchten Wangen stellte er fest, dass er schon wieder unterlegen war und sich wieder nicht gewehrt hatte. Thavir war zuhause, auf der selben hölzernen Schlafstatt, auf der er jeden Morgen aufwachte und darauf hoffte, dass sein Vater ihn später zu sich rufen würde, als es für gewöhnlich üblich war. Während das salzige Leid über sein Gesicht floß, quälte er sich langsam und von Schmerzen gebeutelt in eine kniende Position, um nach einer kurzen Zeit des Sammelns ein Gebet zu sprechen: "Gütige Mutter, goldene Sonne. Ich würde dich niemals darum bitten die Kriege der Welt zu beenden, aber bitte beende die Kriege in Krildje. Bitte hilf Vater, Kilk und Kolm, damit sie erkennen..." Plötzlich wurde Thavir's Gebet vom lauten Knallen einer Tür unterbrochen. In Panik versuchte er die schmerzenden Stellen seines Leibes mithilfe seines löchrigen Leinenhemdes zu schützen, doch war er nicht schnell genug. Der lederne Gürtel seines Vaters traf peitschend auf Thavir's Haut, während dieser seine Glieder eng an seinen Körper zog und sein Gesicht fest in sein mit Stroh gefülltes Kissen drückte, um die Schreie, die seine Kehle verließen abzudämpfen. "Auf die Beine mit dir, du jämmerliches Stück Scheiße! Die Arbeit wartet nicht!", schrie der rund Vierzig Sommer alte Mann, bevor er zum wiederholten Mal ausholte und zuschlug. Als Thavir bemerkte, dass keine weiteren Schläge folgten, blickte er ängstlich und vorsichtig in Richtung der Tür seiner kleinen Kammer und erleichtert stellte er fest, dass sein Vater den Raum verlassen hatte. Thavir verharrte noch einen Moment in der erbärmlich anmutenden Schutzhaltung, die er eingenommen hatte und blickte im Geiste zurück auf sein junges Leben. Der Sohn eines Schmieds und einer Weberin hatte sein ganzes bisheriges Leben, so wie jeder den er kannte, in Krildje verbracht. Krildje war eine riesige, aus Stein und Holz erbaute Stadtfestung und so gewaltig, dass Thavir dachte, es bräuchte ein Zwergenleben an Zeit, um jeden Winkel zu erkunden. Wann immer sein Vater nicht im Haus war und seinen Sohn zwang hart für ihn zu arbeiten oder zu kochen, schlich Thavir nach draußen und tänzelte mit wackligen Schritten über die Dächer der dicht an dicht gebauten Häuserreihen. Obwohl er bei jedem seiner waghalsigen Ausflüge Angst hatte, von den turmhohen Wohnstätten in die Tiefe zu fallen, ging er dieses Risiko mit Freuden ein, weil er es für die einzige Möglichkeit hielt, an der frischen Luft zu sein und im selben Moment den Schlägen seiner beiden Peiniger zu entgehen. Kilk und Kolm, zwei Jungen, die ganz in der Nähe von Thavir's Familie, bei ihren Müttern lebten. Ihre Väter waren im Krieg gefallen, noch bevor die Kinder Vier Sommer zählten und sie gaben Thavir's Vater die Schuld für ihren Verlust. Sie behaupteten, die Krieger seien mit seinen Waffen und Rüstungen in die Schlacht gezogen und deshalb vom Feind getötet worden. Thavir wußte bereits früh, dass die Erzeugnisse aus der Esse seines Vaters einen schlechten Ruf hatten und nur die ärmsten Bürger der Stadt bei ihm kauften. Trotzdem war er jedes mal schockiert, wenn er sah, und vor allem spürte, dass die Wut, die zwei Kinder auf einen Mann hatten, an ihm ausgelassen wurde.

Thavir erwachte aus seinen Tagträumen und schreckte entsetzt auf. Schnell rannte er durch die Holztür seines Zimmers und die Wohnstube des Hauses hindurch, um zur Schmiede zu eilen. Er wußte welche Strafe es nach sich zog, wenn er verschlief oder nicht genug arbeitete und diese Angst ließ ihn riesenhafte Sätze machen. Am Ende des Raumes, kurz vor der Tür, die in die Schmiede führte, bremste Thavir abrupt ab. Er drehte sich um und sah seinen Vater mit dem Kopf auf dem Tisch liegen. Der Mann schnarchte laut und schien tief und fest zu schlafen. In dem Moment fiel eine große Last von Thavir's Schultern und sofort stürmte er, hinweg über eine Vielzahl leerer Bier- und Metkrüge, die auf dem Boden herumrollten, in das Schlafzimmer seiner Eltern. Am Bett seiner Mutter ging er in die Hocke und streichelte ihr sanft über die Stirn. "Guten Morgen, liebe Mutter." Die zerbrechliche Frau schwitzte stark und atmete schwer, als sie zu sprechen anhob: "Guten Morgen, mein kleiner Turinniafunke. Wärst du so lieb mir einen Schluck Wasser zu geben?" "Natürlich, Mutter.", antwortete Thavir und hob behutsam den Kopf seiner Mutter, um ihr einen Krug mit Wasser an den Mund zu reichen. "Danke, mein Liebling. Was ist mit deinem Vater? Musst du nicht arbeiten?" Die Frau zog fragend die Augenbrauen hoch. "Vater schläft mal wieder." Beschämt blickte Thavir zu Boden und legte die Hände auf seine schmerzenden Körperstellen. "Lass ihn schlafen, mein Junge. Du arbeitest immer so hart. Wenn du dich nicht ab und zu ausruhst, stirbst du noch früher als ich es tun werde." Noch bevor die todkranke Frau den Satz zuende gesprochen hatte, spürte Thavir, wie die Tränen erneut seine Wangen befeuchteten. "Vater sollte an deiner statt sterben..." Er sprach leise und voller Schmerz, doch noch ehe er zum nächsten Satz anheben konnte, vernahm er von draußen eine laute Stimme: "Die Drachenstiefel kommen! Sie kommen!" Thavir's Atem stockte. "Nun geh schon, mein kleiner" Das ließ Thavir sich nicht zweimal sagen, kletterte aus dem Fenster und hoch auf das Dach. Für den Moment waren all seine Sorgen unwichtig. Vor Freude strahlend und mit atemberaubender Geschwindigkeit sauste er die Dachfirsten entlang, bis er eine geeignete Stelle fand, sich hinsetzte und gespannt nach unten auf die Straße blickte. Der Rand des Weges war voller Leben. Menschen und Zwerge standen Schulter an Schulter, aufgereiht in Zwei endlosen Linien und wer das Haus nicht verlassen konnte, schleppte sich ans Fenster. Hektisches Getuschel drang durch die Luft und alle waren sichtlich aufgeregt. Als die Bürger Zwei Wanderer erblickten, wurde es schlagartig leise. Die Massen knieten nieder und senkten ihre Köpfe, während die Drachenstiefel durch die Gasse zogen und aufmerksam sog Thavir jeden Augenblick des Spektakels in sich auf. Als sich die Männer fast direkt unter Thavir befanden, blieben sie stehen: "Willkommen zuhause, Herr Vater.", sagte ein kleines Mädchen aus der Menschenmenge und sprang einem der beiden Drachenstiefel an die Brust. Der muskulöse Krieger hob die winzige Karadonierin auf seine Schultern, dann gingen die beiden Männer weiter die Straße entlang und Thavir starrte ihnen fasziniert hinterher. "Eines Tages werde ich einer von ihnen sein!" Davon hatte Thavir schon geträumt, als er im Alter von Fünf Jahren zum ersten mal einen Drachenstiefel sah. Sie waren seine Helden und in seinen Augen waren sie unbesiegbar, unverwundbar und unsterblich. Wie sollten sie es sonst schaffen, ganz allein oder zu zweit immer wieder den gefährlichen Weg durch das umkämpfte Karadon zu gehen, um den Menschen Briefe und Geschenke ihrer liebsten aus den anderen Städten zu bringen? Immer wenn er Nachts in seinem Bett lag, träumte er davon es ihnen gleich zu tun, so mutig und stark zu sein wie sie es waren und die gefährlichsten Abenteuer zu bestehen. Thavir blieb noch einen Moment auf dem Dachfirst sitzen, bevor er sich auf den Heimweg machte und durch das Fenster zurück ins Haus kletterte.