Hey,

im Grunde genommen sind wir ja in den meisten Belangen einer Meinung:

Zitat Zitat von Ὀρφεύς
Punkte, weswegen mir zumindest WRPG lieber sind ist, weil ich in vielen JRPGs genug von vielen Klischees, leer gefegten Dungeons, anspruchsloses Gameplay und dieses unerträglich laute und bunte mit extra viel Zucker obendrauf hab, was für meinen Geschmack viel zu oft vorkommt.
(Hervorhebungen von mir)
Genau das fasst die meisten meiner Kritikpunkte sehr treffend zusammen. Das ist das auch, was ich eben an dem Genre generell auszusetzen habe und was West-RPGs halt mittlerweile einfach deutlich besser machen. Die "vielen Klischees" und "das unerträglich laute und Bunte mit extra viel Zucker" ist dieses überdrehte japanische Gerumhampel, was einem diese peinlichen Fremdschäm-Momente beschert. Anspruchsloses Gameplay sowie die "leer gefegten Dungeons" - das sind genau die Probleme, die die meisten modernen JRPGs haben. Sie treten da einfach spielerisch auf der Stelle. Ich spiele gerade Tales of VEsperia und finde es besonders dreist, dass die Dungeons immer nur irgendwelche verzweigten Areale sind, durch die man nur laufen und kämpfen muss - ziemlich monoton. Und das ist nicht nur in den Tales-Spielen so, sondern auch im neuen Dragon Quest, Lost Sphear, Trails of Cold Steel oder Ni No Kuni 2. Ein Witcher 3 bietet dahingehend Abwechslung, weil man trotz einer gefühlt freien Erkundung und der eigenen Entscheidung wohin man geht trotzdem einer stringenten, sehr tiergehenden Handlung folgt. Und Geralt und Konsorten sind für mich ebenfalls besser und glaubwürdiger gespriptet, als die motivationsschwangeren und bunten Tales-Of-Gruppen, die immer wieder dieselben Klischees bedienen. Spiel ein, Spiel aus. Oder Nathan Drake und sein Bruder, Scully etc. aus den Uncharted-Spielen. Die sind für mich viel greifbarer und interessanter...

Also hier kommen wir definitiv zusammen, daher verstehe ich Deine Aussage nicht ganz:

Zitat Zitat
Kurz und bündig: Jedem das Seine, was jetzt nicht als Kritik an dich zu verstehen ist, sondern wollte das nur mal so loswerden.
Weil wir haben da ähnliche Kritikpunkte und Meinungen.

Das einzige, was wohl divergiert sind vielleicht Meinungen zu einzelnen Spielen bezüglich des Wertungssystems. Dazu muss ich mich wohl kurz erklären.

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Trotz deiner berechtigten Kritik am Genre finde ich im Vergleich dazu deine Wertungen ziemlich positiv.
Wie würde bei dir denn eine 1/10 ausschauen?
Ich hatte tatsächlich einen Wertungsschlüssel festgelegt, der auch grobe Bugs und nicht spielbare Passagen mit beinhaltet. Dinge, die jedes Spiel kaputt machen. 1 von 10 heißt tatsächlich, dass das Spiel immer an der gleichen Stelle abstürzt und es somit nicht zu Ende spielbar ist. Aber tatsächlich sind einige Wertungen wirklich - auch für meine Begriffe - zu positiv ausgefallen. Namentlich "Lost Sphear" und "Ni No Kuni 2", die ich im Nachhinein wirklich gerne um 1 abgewertet hätte. Lost Sphear ist eine storytechnische Katastrophe. Es ist so schlecht geschrieben und hat im Grunde auch nur "leergefegte Dungeons" ohne Gehalt. Mehr als 5/10 hat es eigentlich nicht verdient. Ich habe es halt als erstes Spiel überhaupt bewertet und habe nun alle Kritiken an diesem Spiel ausgerichtet.
Beispiel Tales-Of-Spiele. Zestiria, Berserkia und Xillia finde ich so weit okay - sie sind sehr solide - haben relativ viele Story-Szenen und machen im Grunde innerhalb der Kritikpunkte des Genres nicht alles falsch. Sozusagen das Assassin's Creed der JRPGs. Xillia 2 habe ich dann nach ein paar Stunden weggelegt, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Abyss hingegen hat zwar auch sehr klischeebeladene Figuren und macht sich Sachen wie Klonen etc. sehr einfach, geht aber mit den Charakteren einen eher unkonventionelleren Weg. Schließlich ist die Hauptfigur Luke ein Riesen Arschloch, der aber seine Rechnung noch bekommt und es gibt durchweg intelligente Mitstreiter, die eine gewisse Dynamik in der Gruppe entstehen lassen (ja, der Colonel Jade Curtiss zum Beispiel). Zudem ist die Spielwelt und die Geschichte besser. Aktuell spiele ich gerade Tales-Of-Vesperia, wo ich zugeben muss, dass es mich überhaupt nicht motiviert. Ich kann weder den Charakteren etwas abgewinnen, noch der arg "konventionellen" Handlung und auch hier sind leergefegte Dungeons an der Tagesordnung. Das Kämpfen ist sehr monoton und naja... Da kann mich gerade Trails of Cold Steel 2 deutlich mehr begeistern, wobei es da auch immer wieder störende Animeklischees gibt, die ich versuche, einfach außen vor zu lassen. Bei Xenoblade 2 hat das trotz Poppi und den Torna ganz gut geklappt...

Aber im Grunde geht es darum, wie im Vergleich dazu westliche Spiele abschneiden müssten. Witcher 3 würde von mir die vollen 10 Knödel bekommen, weil es wirklich außergewöhnlich atmosphärisch und mitreißend ist. Uncharted 4 wohl auch. Da können nur ganz ganz wenige JRPGs mithalten. Aber es stimmt schon: Die Wertungen sehen positiver aus.

Man darf aber nicht vergessen, dass die Spiele, die ich mit 8 oder mehr bewertet habe, mir wirklich gefallen haben. Selbst Dragon Quest XI - spielerisch eine anspruchslose zähe Suppe - hatte zumindest einen etwas erwachseneren Ansatz, was die Klischee-Charaktere betrifft und wurde wirklich mitreißend erzählt. Xenoblade 2 fand ich auch ein ausgesprochen tolles Gesamtkunstwerk - wenn man die Animeklischees wegstecken kann. Das ist mir da recht gut gelungen. Und das waren auch schon die einzigen beiden Spiele mit 8 oder mehr Punkte in den Challenge von 2018. Des Weiteren von den neuen Vertretern sind es nur "Tales of the Abyss" (den Grund habe ich schon genannt), "Last Story" (was sich auch nach West-Rollenspiel angefühlt hat und sehr viele Parallelen damit aufweist), "Ni No Kuni Eins" und "Xenoblade Eins". Und "Tales of Berseria" war für ein Tales-Spiel ziemlich abwechslungsreich und hatte auch eine eher ungewöhnliche Story. So weit ich mich erinnern konnte, war nicht einmal der Cast so klischeebeladen...

Also ja, es gibt für mich schon einige wirklich gute JRPGs. Die meisten Spiele erfüllen aber dennoch die Kritikpunkte und sind daher keine spielerische Konkurrenz zu Witcher, Dragon Age Eins oder Horizon.

Zelda Breath of the Wild würde ich übrigens nicht als JRPG bezeichnen. Es ist entweder ein fernöstliches WRPG, aber ohne (!) Story oder ein Action Adventure. Aus irgendeinem komischen Grund mochte ich aber gerade dieses Spiel richtig gerne. 100% bin ich mir nicht klar wieso, aber das Spiel hat mich in seinen Bann gezogen.