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  1. #25

    The Legend of Heroes - Trails of the Cold Steel Professional Review

    Zu den Nischen-JRPGs allgemein:

    Viele JRPGs führen im Westen, also bei uns in Europa als auch in Amerika, eher ein Nischendasein. Das war schon immer so. Aber sind diese Spiele vor einer Dekade oftmals erst gar nicht erschienen – vor zwei Dekaden noch nicht mal die Blockbuster – so bringen spezialisierte Publisher wie NIS America mittlerweile jeden noch so kleinen Scheiß in die hiesigen Gefilde. Sowohl der Digitalmarkt als auch die wesentlich stärker verbreiteten Videospiele machen es möglich.

    Gerade wegen Spieleperlen wie Chrono Trigger und Cross, Radiata Stories oder Suikoden 3 hätte ich mir so einen Service schon vor 15 bis 20 Jahren gewünscht. Auch weil Spiele-Konsolen damals noch region-locked, also regionalcodebeschränkt, waren und ich als Jugendlicher nur mit erheblichen Mühen solche Spiele spielen konnte. Ich weiß noch als ich wütend 50 Mark auf den Tisch beim Zoll geknallt habe, nur um Chrono Trigger, das mich mit Versand schon 120 Mark gekostet hat, mitnehmen zu dürfen. Und dann brauchte ich noch das Action Replay 2, damit das Spiel überhaupt lief. Der Playstation 2 musste ich sogar einen Mod-Chip auflöten...

    Heute sind weder Mod-Chip noch der Zoll das Problem. Das einzige richtige Problem ist die Sprache. Seiken Densetsu 3 – eines der allerbesten SNES-Spiele – hat keine lateinischen Buchstaben gesehen und war außerhalb Japans nicht verfügbar. Ich kann halt kein Japanisch. Die meisten anderen auch nicht, auch wenn es in diesem Forum Freaks gibt, die diese Sprache tatsächlich gelernt haben, um ihre Spiele als auch Mangas und Anime in der Originalsprache genießen zu können. Bis auf wenige Ausnahmen ist das aber nicht mehr nötig, da mittlerweile einfach fast jedes japanische Machwerk eine englische Übersetzung bekommt.


    Zum „The Legend of Heroes“-Franchise:

    So auch das Spiel, um das es hier gehen soll: The Legend of Heroes – Trails of the Cold Steel oder Sen No Kiseki im Original. Aufgrund seiner schieren Textmenge von einer Million Wörter (das entspricht allen (!) sieben Harry-Potter-Bänden im englischen Original) mussten sich die Übersetzer über zwei Jahre Zeit lassen und so erschien dieser Kiseki-Ableger mit zwei Jahren Verspätung im Jahr 2015 in den USA und Europa. Textlastige Rollenspiele wie die Playstation-Final Fantasies haben dazu im Vergleich nur ein Drittel dieser Textmenge. Bei so viel Text kann man natürlich auf eine deutsche Übersetzung keinesfalls Anpruch erheben. Daher sollte das Englisch natürlich sitzen. Ich sehe dabei kein Problem, denn Englisch ist mittlerweile die verbreitetste Fremdsprache und bin sehr froh, dass ich dieses Spiel in einer für mich verständlichen Sprache serviert bekomme (gut, es ist mit Einschränkungen meine zweite Muttersprache).

    In Japan sind die Spiele der Kiseki-Reihe des kleinen Studios Nihon Falcom relativ populär. Ungefähr so wie die Tales-Of-Reihe. So verkaufte sich der hier besprochene erste Teil der Sen No Kiseki-Unterreihe für PS3 und Playstation Vita insgesamt 150000 Mal in der ersten Woche und fuhr insgesamt 700 Millionen Yen Gewinn ein. Ein recht erfolgreiches Spiel. Allerdings hat man auch bewusst Last-Gen-Plattformen und die mobile VITA gewählt, da die PS4 in Japan nicht so verbreitet ist und somit die Hardwarebasis kleiner wäre. Für die noch weiter verbreitete PSP hat die Vorgänger-Reihe Sora no Kiseki (The Legend of Heroes – Trails in the Sky) auch bereits im Westen für ein Nischenspiel beachtliche Erfolge verbuchen können. So hat sich auch hier der US-Publisher XSeed Games erbarmt und diesen Wälzer ins Englische übertragen.

    Die ganze Serie Kiseki – also The Legend of Heroes besitzt wie Final Fantasy oder Dragon Warrior schon sehr tiefe Wurzeln in der Videospielgeschichte. Diese reichen bis ins Jahr 1984 und dem für verschiedene PC-Systeme erschienenem Dragon Slayer (doragon sureiyā ) zurück. In dem für heutige Verhältnisse lächerlichen Hack’n Slay spielt man den Prinzen eines Königreichs, das von wilden Kreaturen überfallen wird. In dem sehr rudimentären Abenteuer gilt es, den Grund für die Überfälle herauszufinden. Dabei hat man immer sein treues Haus(!) im Gepäck, das man an jeder Stelle abreißen und wiederaufbauen kann. Es gibt sogar NPCs – für einen frühen Vertreter gar nicht so schlecht. Über die Jahre haben sich immer aufwendigere Spieleserien herausgeschält, die damit im Entferntesten nichts mehr zu tun haben – unter anderem die „The Legend of Heroes“-Reihe sowie die „Y’s“-Spiele (von denen ich bisher komplett verschont geblieben bin).

    Die Unterreihe Trails of der The Legend of Heroes-Reihe spielt ausschließlich in der gleichen Spielwelt – dem Kontinent Zemuria. Es gibt bisher drei Ableger. Diese betrachten jeweils die Abenteuer aus der Sicht eines der auf Zemuria verorteten Ländern. Die Ableger sind mehrteilig. So besteht Trails of Zero (PSP) aus zwei Teilen, Trails of the Sky (PSP) aus drei und Trails of the Cold Steel, dessen ersten Teil ich mir hier zur Brust nehme, sogar aus vier Spielen. Alle drei Ableger spielen zeitlich recht nah beieinander und beleuchten die Geschehnisse aus Sicht einer jeweils gleichen Heldengruppe aus den Ländern Crossbell, Liberl oder Erebonia.


    Zum „Trails of the Cold Steel“-Ableger:

    Von der Trails of the Cold Steel-Spielen sind bisher erst die ersten beiden Ableger im Westen und in Englisch erschienen. Teil 3 und der Abschluss Teil 4 kamen bisher nur in Japan auf der PS4 auf dem Markt und dieser auch erst vor drei Monaten. Wenn man zwei Jahre Übersetzungszeit einberechnet, kommt Teil 3 wahrscheinlich frühestens kommenden Herbst. Ich habe mich jetzt auf jeden Fall mal mit Teil 1 ausgiebig befasst. Dieser wird als Geheimtipp gehandelt und gilt als Auftakt zu einer der angeblich besterzähltesten und storylastigsten RPGs. Ob er mich – guter Ruf hin oder her – persönlich tatsächlich so überzeugt hat und welche Kritikpunkte dieses doch mit allen Mitteln sehr „japanische“ Spiel aufweist, hoffe ich mit dem folgenden Review darlegen zu können. Auf jeden Fall war ich sehr, sehr neugierig auf dieses Spiel, weil es die Referenz laut einigen Forenmitgliedern im Storytelling darstellen soll.
    Deutsch ist nicht jedermanns Sache, auch nicht in Erebonia. Da liefert Claire lieber gleich noch ne Übersetzung mit.^^ Denglisch ist ein verbreiteter Dialekt in Erebonia. Sei prepared! Du won't get it!




    In der Regel werden die Helden auf ihren Exkursionen immer gut bekocht. Unsere verwöhnten Studenten bekommen in der Kaserne aber echtes wehrhaftes Futter für echte Soldaten. Da fällt das Dekolleté auf die Nase...


    Wenn man sämtliche Aufgaben löst, bekommt man am Ende jedes Kapitels die Bestnote 1+. Ich habe meistens "nur" eine 2 geschafft, weil es wohl auch manchmal versteckte Aufgaben gibt.



    Man bereist auch die äußersten Gebiete des Kaiserreichs oder hier sogar das Nachbarland Nord Highlands. Aufgrund der weiten Landschaft bewegt man sich hier zu Pferde. Tiefgehende Gespräche unter freiem Sternen-Himmel. Das gibt es nicht nur einmal.







    Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➏ ➐➇➈➉ gut: Sehr starker Mittelteil, sehr detailliert ausgearbeitete Figuren, Entwicklung der Persönlichkeiten vorhanden, gut geschriebene Dialoge – oft nur zu ausufernd, gerade vor Kämpfen sinnlos, stelleweise zu aufgedrehte und überladene Ereignisse

    Gameplay und Kampfsystem: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Wie in den meisten JRPGs redundantes Dungeon-Design, hervorragende Charakterentwicklung, abwechslungsreiches taktisches Kämpfen

    Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉+ sehr gut, Tendenz hervorragend: Sehr überzeugende, natürlich gewachsene Spielwelt, abwechslungsreiche Orte, tolle Erlebnisse auf Exkursion mit Klasse VII

    Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ durchwachsen: wirkt sehr angestaubt und etwas lieblos, zudem Performance-Einbußen, insbesondere bei Cut-Scenes

    Musik: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut: Teilweise richtig schöne Nummern, aber stellenweise auch etwas schrill.


    Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ Gut
    Insgesamt ein sehr textlastiger spielbarer Animefilm mit überzeugendem Kampfsystem, redundantem Dungeon Design, einem außergewöhnlichen Fokus auf die Charaktere und dem etwas anderen Schulalltag.


    Die Klassenlehrerin Sara Valestein ist nicht gerade ein Vorbild für ihre Studenten. Sie bietet diesen sogar öfter einen Drink an, obwohl sie noch minderjährig sind. Na dann, prost!
    Geändert von Cuzco (14.12.2018 um 00:46 Uhr)

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