Heute früh habe ich mir direkt nach dem Aufstehen die VITA geschnappt und hiermit die nächste Episode in meiner Challenge (erfolgreich) beendet. Das Secret of Mana Remake kann ich nun auch endlich abhaken. Das Original war der Nachfolger von Mystik Quest/ Seinen Densetsu/ Final Fantasy Adventure. Wie ich bereits im Test zu "Adventures of Mana" erwähnt habe, handelte es sich dabei um ein Spin-Off der Final Fantasy Serie. Secret of Mana zeigt jedoch, dass nun aus den Seiken Densetsu Ablegern eine eigenständige Serie geschaffen wurde. War Mystik Quest noch ein 1992 erschienenes Action RPG für den Gameboy , so erschien Secret of Mana anno 1993 bzw. 1994 in Europa auf der damals technisch noch führenden Plattform SNES . Und es war (und ist) eines meiner absoluten Lieblingsspiele , denn es bietet nicht nur ein - für damalige Verhältnisse - sehr buntes und abwechslungsreiches Spielerlebnis und eine märchenhafte atmosphärische Geschichte , sondern bot auch die Möglichkeit mit bis zu drei Spielern gemeinsam in das Abenteuer zu ziehen.
Dabei war die Entstehung des Spiels von etlichen Schwierigkeiten begleitet. Denn ursprünglich sollte Secret of Mana noch viel größer werden und mehr Kapitel bieten. Dazu entwarf man das Land Mana - eine sehr umfangreiche Spielwelt, die eine komplette Open World sein sollte. Grund dafür war, dass das Spiel für das CD-Laufwerk des Super Nintendo entwickelt wurde. Aber wie wir wissen, ist diese Erweiterung nicht erschienen. Also hatte Squaresoft, der Entwickler, ein großes teueres Spiel entwickelt, dass er jetzt allerdings nicht veröffentlichen konnte. Daher ging man her, setzte den Rotstift an und kürzte das Projekt - laut einigen Quellen - um rund die Hälfte, damit eine Veröffentlichung auf Cartridge möglich wurde. Fertig war Secret of Mana, bei dem nun viele Oberwelt-Gebiete entfernt wurden, was dazu führte, dass man sehr häufig auf Sackgassen und isolierte Orte trifft, die man nur per Kanone (Schnellreise) oder Drache (Luftschiff) erreicht. Gerade im späteren Verlauf fehlt Oberwelt. Laut einigen Quellen wurden bereits fertige Gebiete in andere Spiele übernommen wie Chrono Trigger oder dem meiner Meinung nach äußerst grandiosen Nachfolger Seiken Densetsu 3 bzw. Secret of Mana 2 . Beide Spiele haben es allerdings nicht nach Europa geschafft.
Trotz dieser Kürzungen war für mich Secret of Mana damals wie eine Offenbarung. Es konnte Atmosphäre erzeugen und es ist auch heute noch immer ein wunderbares Spiel. Das liegt nicht nur an dem genialen Drei-Spieler-Modus, sondern auch an seiner Spielwelt, Atmosphäre und seinem speziellen Märchen-Feeling. Das Art Design sah im Pixel-Look des SNES fantastisch aus. Auch wenn die deutsche Übersetzung damals äußerst polarisierend gewesen ist, so hat sie dennoch der Atmosphäre nicht geschadet, was an vielen kleinen wohlklingenden Details lag. Die Terminologie und die Namen wie Quelldorf, Nebelvulkan, der Elfenteich oder die Wüste El Sandalar unterstrichen das märchenhaft naive Gefühl, welches das Spiel vermittelte. Und Lindenstraße schauende Goblins finde ich witzig und nicht unbedingt so schlimm. Auch der Pogopuschel hat sich etabliert. Solche Detailsachen sind doch nett... aber es gab auch die berühmtberüchtigte "Horrorwindel" - an solchen Stellen meinte es die Übersetzung dann doch zu gut.
Das Remake gab mir nun die Möglichkeit, nun auch unterwegs in das nahezu unveränderte Spielgeschehen von damals einzutauchen. Ich war ziemlich gehypet und holte mir den Titel für meine VITA. Es sollte das Spiel auf ein aktuelles Niveau heben und naja... Man sollte meinen, dass Remakes normalerweise nicht schlechter als das Original sein können, aber... Lest selbst...
Randi (der Junge) ist ein Waisenknabe , der in Potos Village (Quelldorf) wohlbehütet aufwächst. Die einzige Sorge des Dorfes scheint es zu sein, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Eines Tages erkunden Randi und zwei andere Jungen aus dem Dorf die Wasserfälle, trotz des Verbotes der Erwachsenen weil sie mysteriösen Stimmen auf den Grund gehen wollen. Ungeschickt wie er nun mal ist, fällt Randi von einem überquerten Baumstamm in eine Wasserbank. Er durchquert das knietiefe Wasser und findet schließlich einen Stein , in dem ein halb verrostetes Schwert steckt . Dann hört er auch noch eine Stimme. Sie gebietet ihm das Schwert heraus zu ziehen. Da er sich durch Dickicht schlagen muss, um wieder in das Dorf zu gelangen, beschließt er es kurzerhand zu wagen. Er wird geblendet, begegnet dem Geist eines Ritters, der ihm offenbart, dass ihm wohl nun das größte Abenteuer seines Lebens bevorsteht.
Irritiert bahnt sich der Junge erst einmal den Weg zurück nach Potos Village (zum Quelldorf) und verteidigt sich mit der neu erworbenen Waffe gegen angreifende Mümmler (Pogopuschel). Zurück im Dorf erfährt er von einem Gast, der aus der weit entfernten Republik Tasnica angereist ist, namentlich Gemma (Victor). Als er zum Ältesten des Dorfes aufbricht, tut sich plötzlich eine Erdhöhle auf und verschlingt den Jungen. Dieser wird vollkommen überrascht von einem riesigen Wesen angegriffen, gegen das er sich mit seinem Schwert erfolgreich zur Wehr setzt. Später gesteht der Junge dann vor dem Ältestenrat, das Schwert an sich genommen zu haben. Laut den Dörflern habe das einen Fluch ausgelöst. Kurzerhand verstoßen sie den Jungen und verbannen ihn aus dem Dorf . Auf Geheis Gemmas bricht der traumatisierte Jugendliche erst einmal zum Wasserpalast auf, wo er von der wahren Bedeutung seiner Waffe erfährt.
Letzten Endes muss er nun dafür sorgen, das Land Mana wieder ins Gleichgewicht zu bringen . Seit Jahrzehnten schon versucht ein kriegerisches Kaiserreich die Vorherrschaft im Land Mana zu erreichen. Es gibt nicht viele Reiche die ihm was entgegen zu setzen haben. Für die Machtergreifung manipulieren sie sogar die Mana-Kraft, der spirituelle Lebenssaft. Der Junge muss dabei das Schwert an insgesamt acht Manasamen aufladen, um ihm seine ursprüngliche Macht wiederzugeben. B
Dabei schließen sich ihm ein Mädchen und eine Elfe (Koboldin) an. Mit ihnen erlebt er zahlreiche Abenteuer: Er hilft im Zwergendorf dem Schmied, er rettet einen Drachen vor einer Giftschlange aus einer Höhle und bringt ihn nach Matango (Trüffeldorf), dessen Bewohner nicht entfernt an Toad aus Super Mario erinnern. Er bringt einer Wüstenoase das Wasser zurück, rettet den Weihnachtsmann aus dem Eispalast, macht eine Infiltration auf einem Sandschiff, spioniert im Kaiserreich und legt unzählige Prüfungen des Sehers Lunar ab. In insgesamt rund 17 Kapiteln findet er den Pfad zum Manabaum und erfährt alles über seine Herkunft. Zu guter letzt muss er sich dem größenwahnsinnig gewordenen Magier des Kaiserreichs Thanatos (Tantalus) stellen, der mit einer Geheimwaffe versucht, die Welt zu erpressen.
Kommen wir nun zum ersten Kritikpunkt: Die Handlung entspricht 1:1 dem Original auf dem SNES . Man hat nichts geändert, nichts erweitert, keine Logiksachen irgendwie verbessert. Es gibt zwar slightly mehr Dialoge und die Figuren werden etwas besser beleuchtet , aber im Grunde hat man das Spiel nur grafisch und akustisch überarbeitet. Das sorgt dafür, dass es sich - nach aktuellen Maßstäben - um ein eher kurzes Vergnügen handelt. Zwischen 20 und 30 Stunden werdet Ihr darin versenken . Die Charaktere glänzten in der SNES-Version nicht unbedingt durch Tiefe . Allerdings entschädigte das märchenhafte Setting . Die Figuren waren schlecht beleuchtet und sehr farblos. Das ist für mich auch einer der größten Kritikpunkte des Originals. Aber so hat es sich das Remake schließlich zur Aufgabe gemacht, den Figuren doch etwas Persönlichkeit zu schenken. Die Dialoge in den (gefühlt fünf) "Cutscenes" im Spiel sind nach wie vor sehr kurz und spartanisch gehalten - so wie im Original auch. Allerdings gibt es vor jedem Schlafengehen ein Betthupferl: Immer wenn die Gruppe in der Herberge absteigt, gibt es ein random Gespräch, in dem die eindimensionalen, aber überzeichneten Persönlichkeiten zur Geltung kommen: Randi ist passiv und naiv, das Mädchen einfältig und arrogant und die Koboldin frech und naseweis. Allerdings ist das alles etwas unzusammenhängend hängend und zwar nett zu lesen, aber doch äußerst oberflächlich. Schade: Gerade im Remake hätte ich mir gewünscht die "Cutscenes" auszudehnen und die Geschichte komplexer zu fassen. Die Gasthausgespräche wirken eher uninspiriert und gezwungen und sind kein Ersatz für eine vernünftige Erzählung . Man hätte es ja nicht so aufblähen müssen wie in Lost Sphear, aber ich hätte mir grundsätzlich schon gut geschriebene Persönlichkeiten des Dreigespanns gewünscht.
Daneben ist auch die Übersetzung uninspiriert und wirkt halbgar . Gerade was die Terminologie der Ortschaften (dazu komme ich noch im Abschnitt "Spielwelt und Atmosphäre") betrifft. Im Grunde wurde sich bei den Dialogen sehr an der englischen Fassung entlang geklammert. Die Übersetzerin hat beinahe stur Wort für Wort übersetzt. Und das ist das Problem: Es gibt quasi keinen Wortwitz. Dieser beschränkt sich komplett auf die wenig gelungenen Gasthausszenen. Auch wirken die Dialoge wie aus dem Dialogsetzkasten - sehr generisch und voll mit Allgemeinplätzen. Das Spiel hat somit wenig eigenes. Es gibt keine Ideolekte bei den Figuren - alle reden gleich . Dies ist allerdings nicht rein ein Problem mit der deutschen Übersetzung. Bereits der englische Text ist nicht besonders prickelnd. Dass dennoch alles so übersetzt wurde, als könnte jeder alles sagen, ist ein ziemlicher Minuspunkt. Ich will der Übersetzerin keinen Vorwurf machen. Sie hält sich strikt an die englische Vorgabe, die auch nicht besser ist oder mehr Persönlichkeit bietet. Im Original war das zum Teil sogar - trotz schlechter Übersetzung - besser gelöst.
Mykonid wurde kritisch... verfehlt. Gefallener Paladin wurde kritisch... verfehlt. Verfehlt, verfehlt, verfehlt! Damit könnte man das Kampfsystem des Remakes wohl am besten beschreiben: Es besteht quasi darin, Gegner gezielt zu verf... äh anzugreifen. Ich habe das Original eingelegt und drei Stunden mit meiner Schwester gespielt, um zu sehen, ob das wirklich auch im Original so war, dass man im Normalfall daneben schlägt. Selbst wenn man ser genau den Gegner ins Schwarze trifft, im Remake heißt es in vier von fünf Fällen "verfehlt". Im Original ist die Ausweichrate der Gegner hingegen äußerst niedrig. Man trifft dort fast immer.
Ich weiß nicht warum. Man hat das Kampfsystem mit allen Schwächen, Problemen und all seiner Trägheit des Originals übernommen, aber dann noch zusätzlich die Parierrate der Gegner hochgeschraubt. Warum? Gleichsam wird man nun von Fernkampf-Gegnern zuverlässiger und auch in einer höheren Frequenz als im Original getroffen, sodass man nicht mal mehr voran kommt. Das Spiel wird dadurch natürlich nicht schwieriger, aber nerviger. Das Spiel ist sehr grindlastig und Grinden (also Leveln, um Erfahrung zu gewinnen und stärker zu werden) dauert somit noch länger.
Ebenso nerviger wurde es durch das "neue" Ringmenü . Ja, "neues" Ringmenü. Das sieht jetzt erst mal so aus wie im Original. Aber wenn ich im Original das Menü der Koboldin oder des Mädchens aufgerufen habe, um beispielsweise zu zaubern, erschien das auch immer auch da, wo das Mädchen und Koboldin gestanden sind. Und es hat sich auch zuverlässig die letzte Einstellung gemerkt, sodass ich den letzten Zauber gleich wieder verwenden konnte und nicht noch einmal alle Ringe durchschalten musste. Beim Remake: Die Ringe, auch die der Mitstreiter erscheinen nun alle (!) in der Bildschirmmitte . Man sieht nicht gleich, welcher Ring es ist. Da die Ringe sich die letzte Position nur für wenige Sekunden merken und dann wieder in die Ausgangsposition schalten, muss ich jeden Ring erst einmal bis zu den Zaubern vorschalten, um dann zu sehen, ob es sich um die Koboldin und das Mädchen handelt. Das kostet Zeit. Manchmal lässt sich der Ring eines Gefährten auch einfach durch Hufall nicht aufrufen. Das ganze ist dadurch so sperrig, dass ich zwei bis drei Minuten lang einen bestimmten Zauber suche. Merke ich dann, dass sich der Ring eines Gefährten nicht aufrufen lässt, muss ich das ganze Ringmenü schließen, um es dann nach zwei Stunden erneut zu öffnen und das ganze Spielchen von vorne zu beginnen. Also noch mal alles suchen.
Oder dass die Anzeige im Rüstungsladen fehlt . So sieht man nicht, ob die neue Rüstung tatsächlich stärker als die, die man gerade anhat, ist. Dafür muss man den Rüstungsgegenstand erst einmal kaufen.
Das Gameplay im Original ist schon relativ träge, aber man kann es noch aushalten . Es ist spaßig genug. Durch die (unfreiwilligen) Anpassungen ist das Remake jedoch so benutzerunfreundlich und sperrig geworden, dass dies der Motivation weiterzuspielen aktiv schadet. Es ist einfach lästig und genau das Spielsystem, auf das Secret of Mana immer schon mehr Wert als auf andere Ding wie z.B. Story gelegt hat, sorgt für Frust. Nicht weil es schwer ist, aber weil einfach alles so... Das ist, wie wenn man versucht mit Boxhandschuhen zu kalligrafieren, also Schönschrift zu schreiben.
Auch hier ist das Original tatsächlich besser. Und das, obwohl die Übersetzung sehr frei ist. Obwohl die Grafik pixelig ist. Obwohl die Musik MIDI ist. Obwohl es weniger Dialog gibt. Der Charme ist einfach weg . Vieles wird auch die Übersetzung oder allgemein die Texte und die Terminologie versauen. Klar, die deutsche Originalübersetzung der Club Nintendo Redaktion hatte etwas trashiges. Aber auch etwas märchenhaftes: Ich erkläre das mal so: Viele Orte hatten keine Fantasienamen. Potos Village hieß Quelldorf. Ein anderer nichts sagender Phantasiename bezeichnet das Mühldorf von früher. Im Spiel sind viele NPCs einfach Bauern. Sie nennen die Dinge beim Namen. Im Mühldorf hat einfach jedes Haus ein Mühlrad - daher Mühldorf. Das Quelldorf liegt in der Nähe von Quellen. Das repräsentiert den märchenhaften Charakter viel mehr. Auch der Elfenteich, der jetzt nach dem englischen "Gaia's navel" "Gaias Nabel" getauft wurde, ist zwar verständlich, wenn man sich die Karte von oben ansieht, aber märchenhaft verklärt ist das nicht. Auch das Kaisserreich Imperium und den Kaiser Imperator zu nennen - also so viele Fremdwörter zu nehmen - nimmt dem Spiel Atmosphäre. Das ganze ist ein relativ filigranes Konstrukt, das von seiner Märchenhaftigkeit lebte. Ich kann da keine komplexe Fantasy-Terminologie nehmen, das verträgt es nicht. Das Spiel ist im Grunde naiv - das ist auch ok. Aber so passt es nicht mehr zusammen.
Problem Nummero 2 ist der Artstyle. Die Manaspiele haben (fast) alle eine relativ verspielte Zeichentrick-Grafik . Alles sieht eher aus wie ein Kinderbuch. Hier jedoch wurde die alte Pixelgrafik in eine sterile und unspektakuläre und sehr detailarme 3D-Smartphone-Grafik überführt . Im Grunde gleicht die Perspektive dem Original - sieht jetzt nur alles hochpoliert aus. Wenn man sich schon nicht die Mühe machen möchte und eine richtige fantasievolle Third-Person-3D-Umgebung zu programmieren, dann hätte man doch wenigstens einen verspielteren Artstyle wählen können und das ganze wie bei Legend of Mana oder Sword of Mana oder Children of Mana aussehen lassen können. So hat das Siel keine Identität. Das Remake von "Wonder Boy Dragons Trap" zeigt doch eindrucksvoll, was ein kleines Team an Atmosphäre und Wiedererkennungswert dank des Art-Designs herausholen kann. Secret of Mana wirkt generisch, identitätslos und steril. Es hat null Eigenständigkeit. Und das ist schade. Nimmt man die ganzen Nachfolger hat man einen grandiosen Artstyle (SD3, LoM, etc.). Der ist zwar verspielt und alles sieht zu recht putzig aus. Aber diese Spiele sind Märchen. Dieses Remake hingegen lässt nichts davon erahnen. Es ist einfach lieblos . Der Soundtrack teilt das Problem mit der Grafik: Dieser wurde sozusagen inkonsistent kaputt arrangiert. Wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.
Problem Nummero 3: Am eigentlichen Handlungsfaden hat man nichts geändert . Das ist zwar einerseits löblich, aber ich hätte mir gewünscht, dass hier einfach mehr passiert. Das Pacing eines frühen SNES-Spiels ist nicht mehr zeitgemäß. Und da das filigrane Gesamtwerk des Super Nintendo Originals hier so empfindlich gestört wurde, hätte man zumindest eine wesentlich bessere und überarbeitete Narration erwarten können. Aber nein.
In den vorherigen Rubriken habe ich es schon geschrieben. Technisch ist es einfach unspektakulär . Es ist nicht retro, hat aber auch keinen Wiedererkennungswert. Dazu kommt noch dass das Gameplay durch Bedienmängel einfach massiv hinter dem Original zurücksteckt. Das ganze ist ein zäher Brei. Es sieht unglaublich steril aus .
Dann kommt dazu, dass man sich zwar die Mühe gemacht hat, ALLE Dialoge mit Sprachausgabe zu versehen , aber in den (sehr sehr wenigen) "Cutscenes" bewegen die teilweise auch hässlichen Figuren nicht ihren Mund wenn sie sprechen. So schwer ist das doch auch nicht. Es muss ja nicht lippensynchron sein, aber so ist es einfach befremdlich. Zudem schwankt die Qualität der Sprecher von heftigem Over-Acting bis hin zu abgelesen. Selbst die Protagonisten wirken oft gelangweilt. An anderen Stellen wirken die Texte wie ein schlechtes Laienschauspiel - so viel Schauspiel wie möglich. Auf japanisch habe ich es trotzdem nur kurz eingestellt. Das wirkt auch extrem drüber und das macht mich nämlich nervös.
Mir ist das Spiel zudem insgesamt vier mal abgestürzt . Ist jetzt nicht schlimm wegen des Quicksaves, der nach jedem Bildschirmwechsel den Spielfortschritt aufnimmt. Allerdings scheint es bei mir noch recht selten abgestürzt zu sein. Man liest bei manchen über 20 Abstürze und selbst das sei noch optimistisch.
Dazu kommt, dass auch die Gebiete bis zum Bildschirmwechsel sehr klein sind und die Ladezeiten zwischen den Bildschirmen sehr lang . Was die Größe der Gebiete anbelangt, so hat sich das Remake strikt an das Original gehalten. Die Ladezeiten von teilweise 10 Sekunden sind nicht so geil. Hier hätte man im Remake auch deutlich mehr machen können. Im Grunde sieht das Spiel wirklich tilebasiert aus. Da hätte man etwas viel verspielteres erwarten können. Selbst einige Texturen sind stellenweise unscharf. Also technisch nicht die 30 Euro wert - und ich denke auch ein Smartphone-Port wäre von diesem Spiel ein leichtes.
Um die Musik ist es echt schade. Im Abspann habe ich Tokyo Symphony Orchestra gelesen und eine Handvoll echter Instrumente wie Violine und Viola.
Aber trotzdem klingt die Neufassung nach Plastik - zumindest an sehr vielen Stellen. Ich nehme mal an, dass der Großteil dennoch mit der hauseigenen Fruity Loops Library entstanden ist. Oft habe ich auf den klassischen Wavetable-basierten Soundtrack vom Super Nintendo umgestellt, da viele Musikstücke da einfach viel besser klingen. Das Spiel hat ja auch alles aus dem SNES-Soundchip rausgeholt und bot stellenweise einen legendären Soundtrack. Das Field-Thema klingt auf dem SNES total märchenhaft während es in der mit u.a. mit Akkordeon eingespielten Neufassung einfach seine ganze Magie verliert. Bei der Imperiums-Stadtmusik hab ich mich gefragt, ob sie mich verarschen wollen. Die "eiert" plötzlich so komisch. Hier hat man wohl einen starken Chorus-Effekt auf die Aufnahme gelegt und mit dieser dann in ein Treppenhaus beschallt und das dann aufgenommen. Genauso klingt's!
Dann passen zum Teil die Arrangements nicht mehr. Es werden fragwürdige Instrumente eingesetzt und alles klingt nach JPOP.
Es gibt wenig rühmliche Ausnahmen: Das Nebelvulkan/ reines Land - Thema klingt richtig gut. Das wurde sehr klassisch mit echten Instrumenten eingespielt und ist damit schöner und besser als das Original.
Insgesamt hat mich das Remake doch recht enttäuscht . Dadurch merkt man erst, wie empfindlich so ein Klassiker wie Secret of Mana ist. Ein Spiel ist immer ein Gesamtkunstwerk aus verschiedenen Komponenten. Wenn dabei einzelne Komponenten für ein Remake nur leicht geändert werden und das Spiel funktioniert nicht mehr, dann ist das Original in diesem Hinblick sehr empfindlich. Ich konnte es nur durchspielen, weil ich mit dem Spiel einigermaßen nostalgisch bin. Aber ich würde das Original jederzeit vorziehen. Allerdings habe ich das nicht mobil und ich habe momentan wenig Zeit es zu Hause vor dem Fernseher zu spielen.
Für ein Remake hätten sie sich mehr ins Zeug legen müssen. Es hätte wohl mehr Sinn gemacht, ein eigenständiges Spiel zu entwickeln. Vielleicht ein Reboot oder ein neuer Teil der Mana-Reihe... Denn das Original, das ich auch nach heutigem Standpunkt immer noch mit 8 von 10 Punkten bewerten würde, ist ja nicht aus der Welt. Sollte diese Switch-Compilation mit den drei ersten Seiken-Densetsu-Teilen für die Switch erscheinen, wäre diese auf jeden Fall vorzuziehen. Denn in dem Bundle ist der noch um Welten bessere dritte Teil dabei, der auch heute noch super funktioniert. Ich habe diesen per Emulator und Fanübersetzung durchgespielt und finde, dass es sich bei dem Spiel um das mit Abstand beste SNES-Action-RPG handelt. Aber was kriegen wir: Ein halbgares Remake des zweiten Teils, der eh schon erschienen ist.
Vor allem ist der Preis von 30, respektive 40 Euro viel zu hoch dafür.
WERTUNG:
Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Bunte abwechslungsreiche Handlung, kaum Persönlichkeiten der Charaktere, Dialoge eher Beiwerk
Gameplay und Kampfsystem: ➊➋➌➃➄➅➆➇➈➉ gravierende Mängel: Teilweise richtig mühsame Bedienung. Sehr träger Spielverlauf. Im Original war das noch spaßig, da es besser funktioniert hatte. Hier macht es keinen Spaß mehr.
Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Im Grunde eine vielfältige und besondere Märchenwelt. Wird durch den sterilen Artstyle und die lieblose Terminologie kaputt gemacht.
Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➄➅➆➇➈➉ mit Mängeln: Die Baukastengrafik, verwaschene Texturen und gelegentliche Abstürze.
Musik: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Man kann's auf Original-Sound umstellen. Dann ist die Musik sogar sehr gut. Die neuen Arrangements finde ich aber - bis auf wenige Ausnahmen - furchtbar. Nagt dann etwas an der Atmosphäre.
Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➅➆➇➈➉ Durchwachsen