-
Ritter
(J)RPGs waren einmal auch mein Lieblings-Genre und erfüllen dieses Ziel teilweise immer noch. Allerdings habe ich damals zur PS1 und auch PS2-Ära jeden Titel verschlungen, heute interessieren mich vielleicht noch 1/3, von denen ich mir vielleicht die Hälfte anschaffe. Erst einmal haben die westlichen RPGs die aus Japan in allen Belangen abgehängt, weshalb ich solche Spiele wie Witcher 3, Skyrim, das erste Dragonage, Horizon etc. mittlerweile stärker forciere. Vor allem erzählerisch. So war Drakensang damals noch recht fad und einfach ein Laufen von einer Quest zur nächsten. Bei JRPGs ist das ja umgekehrt. Zuerst hatten sie echt starke Geschichten und mittlerweile verkommen die meisten Spiele zu einer Generic-Sidequest-Abarbeiterei. Wie es in Final Fantasy XV der Fall ist. Während beim Witcher jede Sidequest noch eine teils rührende Geschichte erzählt und der Held auch eine persönliche Motivation hat, diese anzunehmen, liest man z.B. bei Xenoblade 2 die Dialoge für die Sidequests gar nicht mehr und bei FF XV nehmen sie einfach jede Sidequest aufgrund ihrer Gutmenschen-Einstellung ohne zu Hinterfragen an.
Begonnen hat meine Liebe zu Rollenspielen allgemein ja schon während der SNES-Ära. Wie bei vielen von Euch war es bei mir auch Secret of Mana, das mich mit seiner Atmosphäre und mit seiner - für damalige Verhältnisse - mitreißenden Story - vor den Bildschirm gefesselt hat. Auch Terranigma konnte mich fesseln und bei Lufia (2) fand ich die Dialoge klasse und die Rätsel schön, weshalb ich seit diesem Spiel ein Freund von ausufernden Dialogen war.
Der pure Genuss kam dann mit der PSOne. Final Fantasy VII (was ich aber auf dem PC hatte) war mehr oder weniger ein Kinofilm oder auch ein Roman zum Spielen. Es war mitreißend erzählt und hatte trotz der hässlichen Anime-Klötzchen-Figuren eine eher westlich angehauchte Atmosphäre bei Spielen. Vor allem hat mich die enorme Spieltiefe aller (!) PSOne-FFs damals überzeugt. Das Spielen war imanent - man fühlte jeden Schritt und jede Handlung mit. Beispiel: Cosmo Canyon - eine eigene Episode in der Handlung wo man sich bei Bugenhagen nur um die Belange von Red XIII, bzw. Nanaki gekümmert hat und eine eigene kleine Welt in der Welt entdeckt hat. Man war während dieser Episode ganz im Cosmo Canyon - der Kampf gegen Shinra hatte in diesem Moment wenig Priorität - es war wie Urlaub im Spiel - gleichzeitig hat er die Entwicklung einiger Hauptfiguren näher gebracht. Oder die Aufenthalte mit der Tantalus in Treno in FF IX - Gargantula Tunnel - Zinnengebirge. Oder als man sich eine Zeit lang den Timber Eulen, den Rebellen in der Stadt Timber anschloss. So etwas gibt einen unglaublichen Atmospärenzuwachs, entstrafft die Handlung, da man in diesen Momenten keinen Peil hat, was weiterhin geschehen wird, man aber kleinere Ziele hat. Handlungen moderner JRPGs setzen das Endziel die ganze Zeit in den Fokus. Frühere Exemplare boten kleine Etappenziele, damit eine grundlegende Spannung immer gewahrt bleibt. Im Grunde machen das heute die West-RPGs - egal ob Skyrim, Dragonage oder Witcher. Die im Grunde imanente Geschichten in Etappen aufteilen, aber ohne die Kontinuität eines roten Handlungsfadens zu durchtrennen. Bis zur Jahrtausendwende waren die Japaner darin Meister.
Aber richtig geheilt von meiner JRPG-Affinität wurde ich eigentlich erst durch Final Fantasy XIII. Das hat mich richtig kuriert. Ein ellenlanger linearer Handlungsschlauch mit furchtbaren Charakteren und wenig Inhalt. Und eigentlich immer nur einen Weg vor Augen. Klar - eine Auflösung wurde nicht vorweggenommen, aber das Spiel hatte keinen einzigen der kleinen Verschnaufer mehr, die die PSOne-FFs so immanent gemacht haben. Das vermisste ich bereits bei den beiden PS2-Ablegern sehr stark. FF X fühlte sich von Anfang an wie ein langer Weg und bot plottechnisch wenig Abwechslung. FF XII hatte wiederum einen - meiner Meinung nach - sehr starken Plot, der sich aber durch die viel zu wenigen Cutscenes und Dialoge überhaupt nicht entfalten konnte. FF XV ist hingegen einfach hoffnungslos zu kurz, obwohl das Spiel das Potenzial für einen der besten Plots gabt hätte.
Richtig genial und Unrecht oft vergessen ist The Last Story. Das Spiel hatte, bis auf die knappe Spielzeit, sehr viele Stärken der alten JRPGs und war für mich das zweitbeste Spiel (nach Twilight Princess) auf der Wii. Im Grunde war es einfach sehr gut erzählt und hatte ein exzellentes Writing und grandiose Charaktere.
Mit den mittlerweile sehr animelastigen Spielen kann ich nicht so viel anfangen, wobei ich nach wie vor die Tales-Of-Serie als sehr guten Kompromiss empfinde. Zwar sind das reine Anime-Spiele, aber sie sind nicht so überzeichnet und übertrieben, wie man es von anderen Spielen her kennt (Atelier) und erzählen durchweg gute Geschichten, die zwar weniger genial sind, als die alten FFs, aber auch noch sehr gut unterhalten.
Dann wären da noch die Xenoblade-Teile. Diese sind ein Sonderfall für mich. Der erste Teil war hervorragend - aber in vielerlei Hinsicht zu langatmig und hatte auch das Problem, dass die Handlung im Kern zu wenig Abwechslung bot. Dafür war die Auflösung der Geschichte sehr spannend und sie erinnerte an das dritte Star-Ocean-Abenteuer (nur in gut). Der zweite Teil (X) war eine Sideqest und Missionsziel-Orgie, Teil 3 (Xenoblade 2) hatte unglaublich starke Momente war aber an einigen Stellen extrem viel Anime (mehr als die Tales-Spiele), obwohl das Spiel rein plottechnisch wieder alte Tugenden aufgreift.
Noch ein Sonderfall war Ni No Kuni - es war ganz anders als die alten und die neuen JRPGs. Es war nicht so übertrieben Anime und sehr fantasievoll. Ich bin mit meiner Exfrendin damals in dem Spiel versunken. Wir hatten auch das Buch und ließen uns von der Feenwelt verzaubern. Von daher ist Teil 2 momentan das am meisten erwarteten Spiel dieses Jahr. In der Hoffnung:
#makejrpgreatagain
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln