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Thema: Reading Challenge 2018 – Zeit zum Lesen! [Abgeschlossen]

  1. #21
    Zitat Zitat
    Das Erbe der Elfen (1.Band der Hexer Saga) - Andrzej Sapkowski
    Hast du die Kurzgeschichtenbände schon gelesen oder lässt du sie absichtlich aus?

  2. #22
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Hast du die Kurzgeschichtenbände schon gelesen oder lässt du sie absichtlich aus?
    Die hab ich beide schon gelesen, ja. Fand ich auch ganz nett, aber jetzt will ich halt mal sehen wie das erste richtige Buch so ist bevor ich mir den Rest noch kaufe.

  3. #23
    Jack is drin!


    [1/4]

    Ich lege mal los, habe aber auch schon letztes Jahr mit dem Buch angefangen. ^^



    Artemis Fowl – The Last Guardian

    Endlich durch mit der Reihe! Und ich komme immer noch nicht drauf klar, dass sie aller Pläne zum Trotz bisher keine Filme daraus gemacht haben. Es wird echt Zeit, ey.
    Am Rande: Wie megageil (und leicht spoilerig) ist bitte dieses chinesische Cover hier? xD

    The Last Guardian ist wie jeder Teil ein kompakter, nervenaufreibender Action-Thriller mit Feen, Sci-Fi-Tech und genialen Plänen. Als einzelnes Buch geht es völlig klar, gerade der Humor funktioniert durch die Prämisse mit den Berserker-Geistern großartig, und Opal Koboi als einwandfrei James-Bond-esque Gegenspielerin ist immer unterhaltsam. Nicht der beste Band, aber definitiv gut, und man nimmt dem Buch ab, dass es hier um etwas geht. Das Ende war zwar etwas bullshitty, aber das erwartet man an der Stelle auch irgendwo.

    Als Abschluss der achtbändigen Reihe ... war ich irgendwo enttäuscht. Alles zu Artemis selbst geht klar (und das war auch offensichtlich der Fokus), aber alles andere kommt zu kurz, oder wird gar nicht angesprochen. Es liest sich nicht wie ein letzter Band, sondern einfach wie ein weiterer Band, und das ist natürlich doof. Was ist mit der Beziehung der Hauptcharaktere? Was wird aus dem Cast? Und was zum Fick ist mit Minerva? So einen Charakter führt man doch nicht ein, um ihn dann sang- und klanglos zu ignorieren. O_ô Hier merkt man leider, dass Colfer seine Reihe nicht so richtig durchgeplant hat, und das ist an der Stelle enttäuschend.

    Also ja: Das Buch selbst ist gut, die Reihe bräuchte aber noch einen richtigen Abschluss. Oder besser, eine Filmreihe, die sich dann ein paar Freiheiten nimmt.

  4. #24
    Zitat Zitat
    Das Buch selbst ist gut, die Reihe bräuchte aber noch einen richtigen Abschluss.
    Die Reihe hatte doch schon zwei gute Abschlüsse. Das Problem ist nur, dass Colfer nach beiden einfach weitergeschrieben hat.

  5. #25
    Oh, ich sage mal ganz vorsichtig 5 Bücher an.
    Habe zu Weihnachten das langersehnte Oathbringer von Brandon Sanderson geschenkt bekommen, aber dank meines Siebgedächtnisses wollte ich die beiden ersten Bücher der Reihe noch einmal lesen. Das ist nämlich schon so 2-3 Jahre her.
    Das sind echt fette Wälzer und auf Englisch lese ich eh noch mal langsamer, darum schiebe ich das gerade ein wenig vor mir her. Der Thread kommt also genau richtig:

    • The Way of Kings - Brandon Sanderson
    • Words of Radiance - Brandon Sanderson
    • Oathbringer - Brandon Sanderson

    Außerdem das hier. Ganz frisch bestellt
    • Blades in the dark (RPG Rule Book) - John Harper

    Oh. Und das hier muss ich wohl noch für die Arbeit lesen:
    • Archetypes in Branding - Margaret Pott Hartwell und Joshua C.Chen


    Edit: Buch ergänzt. Und ein bisschen Formatierung kann natürlich auch nicht schaden ^^

    Geändert von Ty Ni (17.01.2018 um 18:47 Uhr)

  6. #26
    Pro-Tipp: Abonniert den Thread, damit euch die Posts der anderen an eure guten Vorsätze erinnern! =]
    So muss man auch nicht ständig ins Atelier gucken.


    Zitat Zitat von Ty Ni
    Außerdem das hier. Ganz frisch bestellt
    Blades in the dark (RPG Rule Book) - John Harper
    Bist drin!
    Ist ein gutes Spiel, aber streckenweise fand ich die Regeln etwas anstrengend idiotensicher geschrieben. Muss man durch. ^^


    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Die Reihe hatte doch schon zwei gute Abschlüsse. Das Problem ist nur, dass Colfer nach beiden einfach weitergeschrieben hat.
    Erinnre mich nicht dran ... Wobei ich das bei der Serie ziemlich faszinierend finde: Die Bücher sind echt krass episodisch, mit vll. ein zwei seichten Ausnahmen in der zweiten Hälfte, und trotzdem bin ich FEST davon ausgegangen, dass er das letzte Buch mit einem Knall beendet. Hm. Irgendwie habe ich das Gefühl, er will sich in Wahrheit die Option offen lassen, doch noch ein paar davon zu schreiben. ^__~

  7. #27
    Buch 1: American Elsewhere (Robert Jackson Bennett)
    Gestartet: 14.01.2018
    Beendet: 18.01.2018
    Wertung: ★★★★✰




    "She cannot die. Death cannot touch Her. Age cannot wound Her. She cannot die. She may sleep, or wait, but never die."

    American Elsewhere (Robert Jackson Bennett)


    Warum gerade dieses Buch?
    Nachdem ich vor 2 Jahren Lovecraft für mich entdeckte suchte ich nach modernen Werken aus dem Genre "Cosmic Horror". Wenn man von Stephen King mal absieht (bei dem die kosmische Komponente ja entweder keine Rolle spielt oder aber von Anfang an im Rampenlicht steht) gibt es aber relativ wenig in die Richtung - "14" und "Der Spalt" von Peter Clines sind meine persönlichen Empfehlungen, die können beide einzeln gelesen werden, hängen aber zusammen. Die Empfehlung für "American Elsewhere" kam letztendlich von meiner Schwester.


    "It's everything, Mal!" shrieks Bonnie through ravaged lips and cracked teeth. "Everything in the world! In his eyes is everything in the world! I didn't want to see! I didn't want to see!"

    American Elsewhere (Robert Jackson Bennett)


    Worum gehts?
    In der Kleinstadt Wink scheint die Zeit wie in den 70ern stehen geblieben. Häuser und Vorgärten wirken wie in einer damaligen Sitcom, und aus dieser Zeit stammt auch das Fernsehprogramm, welches in ewigen Wiederholungen über den Fernseher flimmert. Homosexualität scheint nicht zu existieren, und jede Frau ist ein perfektes Stepford-Püppchen, während die Männer Pfeife rauchen und sich mit Autos beschäftigen. In diese rein weiße, heteronormative Gesellschaft stößt Mona Bright, eine ehemalige Polizistin auf der Suche nach Informationen über ihre Mutter, die Selbstmord beging, als Mona noch ein kleines Mädchen war. Als Monas Vater starb erfuhr sie, dass ihre Mutter, die Mexikanerin Laura Alvarez, diesem ein Haus vermachte, welches nun in den Besitz von Mona überging.

    Doch Wink ist mehr Schein als sein. Viele Regeln, sowohl ausgesprochene als auch unausgesprochene, existieren in dieser Gesellschaft. Nachts verlässt niemand das Haus, denn dann streifen SIE durch die Gegend. Die Wälder sind IHR zu Hause, aber wer könnte SIE schon daran hindern, die Jahrzehnte alten Vereinbarungen zu brechen? Doch nicht nur das, einige von IHNEN leben auch in Menschengestalt unter den Leuten von Wink und sorgen dafür, dass alles seine Ordnung hat und sich nichts verändert. Zumindest so lange, bis etwas sehr mächtiges beginnt, SIE zu töten...

    Welche Rolle spielt das Coburn National Laboratory and Observatory, in dem vor mehr als dreißig Jahren Quantenmechaniken erforscht wurden, und welches bei einer schweren Tragödie vernichtet wurde?


    As a young girl Mona sucked up every bit of knowledge Earl Bright had to offer. She came to know the dance and wriggle of every type of round, the rifling twist rate of every rifle and the primer type of every commercially available cartridge, the difference between shooting with a hot barrel and a cold one. She came to intuit which parts of the landscape better serve the shot, and how to sit for hours at a time with her eye on the sight without allowing herself to cramp, how to ignore hunger for most of a day, how to keep her hands warm and functioning in the cold, and how to stalk through mesquite forests and huisache forests and pine forests.

    American Elsewhere (Robert Jackson Bennett)


    Rezension
    American Elsewhere bedient sich der Tropen des Cosmic-Horror-Genres, ohne dabei wirklich eine Cosmic-Horror-Geschichte zu sein. Das Buch kokettiert damit relativ wenig, es wird bereits in den ersten 10% des Buches klar, dass es sich bei den nicht-menschlichen Gestalten, welche Wink bevölkern, um Eldritch Abominations handelt. Dabei bedient sich Robert Jackson Bennett allerdings keineswegs nur abgedroschener Klischees (zumindest bis auf die Tentakeln), sondern bringt neue Ideen ein. Die größte Stärke von American Elsewhere ist jedoch, dass der Author eben diese klassischen Cosmic-Horror-Tropen dekonstruiert. Grob vereinfacht: Wenn Cthuluh sich in unsere Dimension schleicht, so hat das nicht nur Konsequenzen für die Menschen um Cthuluh herum, sondern auch auf Cthuluh selber, trotz quasi-kosmischer Kräfte. Die Vermenschlichung der Dinger in Menschengestalt findet also nicht nur in rein physischer Form statt, sondern hat auch Auswirkungen auf ihren Geist. Dies hilft, Empathie beim Leser zu erzeugen, wobei Bennett es es gleichzeitig schafft, eben nicht den moralischen Zeigefinger zu heben und der Geschichte die Aussage "So groß sind die Unterschiede zwischen uns gar nicht" zu verpassen, denn die Unterschiede sind nach wie vor unüberwindbar, und die Bedrohung für die Menschheit bis zuletzt gegeben.

    Die Hauptfigur, Mona Bright, ist extrem cool. Als Excop kann sie mit Waffen umgehen, sie ist getrieben von ihrer Motivation, mehr heraus zu finden, und selbst, wenn sie sich auf das Geschehen - im Gegensatz zum Leser - keinen Reim machen kann, so vermeidet sie es, in offensichtliche Fallen zu laufen oder grobe Fehlschlüsse zu ziehen. Was die Befriedigung allerdings etwas mindert ist, dass Mona bis kurz vor Schluss des Buches emotional etwas blass bleibt. Ihre Reaktionen auf alles wirken oft extrem nüchtern, und wenn sie mal Emotion zeigt dann ist es meistens Wut - diese Wut allerdings macht es leicht, sie sympatisch zu finden, denn er ist die Waffe des Buches gegen die Verzweiflung des Leser, die bei der schier unmöglichen Aufgabe, die vor Mona liegt, aufkommen kann.

    Obwohl Mona Bright die Hauptfigur des Buches ist wechselt American Elsewhere sehr häufig die Perspektive um die Welt des Buches zu illustrieren. Ein Nebenzweig der Geschichte dreht sich um den Mord an einem der Dinger in Menschengestalt, und wird aus der Perspektive der Mörder erzählt. Auch mehrere der Einwohner Winks bekommen ihre Stunde im Rampenlicht und zeichnen so ein allumfassendes Bild, so dass am Ende des Buches keine Fragen mehr offen bleiben. Dies hat den Nebeneffekt, dass der Leser stets mehr weiß als die einzelnen Charaktere, doch Bennett schafft es, dass dies nicht frustrierend auf den Leser wirkt, denn das nächste Geheimnis liegt schon hinter der nächste Ecke. Außerdem erspart er uns ewig langes Gezeter von Charakteren, dass etwas unmöglich sei, dass es so etwas gar nicht geben könnte, und ähnlichen Käse, der so manch anderes Mystery-Werk bereits kaputt gemacht hat.

    American Elsewhere ist viele Genres auf einmal: Mystery, Whodunit, Slice of Life und Horror. Im Gegensatz zu vielen anderen Horrorwerken erzeugt es den Horror nicht allein dadurch, dass man um das Überleben eines Charakters bangt, sondern durch den schier auswegslosen Konflikt, der sowohl die menschlichen als auch die nichtmenschlichen Charaktere betrifft.


    ERIC BINTLY: I saw you. And Dick. And a lot of the other staff. Screaming. The walls where shaking. And the floor and ceiling were cracking. Lights going out. And someone said... "There's something up there."
    [SILENCE]
    MICHAEL DERN: What did he... do you mean?
    ERIC BINTLY: I don't know. But... I thought me meant that there was something on top of the building. The mesa, I mean.


    American Elsewhere (Robert Jackson Bennett)


    Gedanken & Eindrücke (Spoiler!)
    Ich fange mal beim Ende an: Im Laufe des Buches verdeutlichte sich mir von der Erzählstruktur, dass es eigentlich nur einen Ausweg aus der Geschichte geben kann, nämlich dass die "Leute" von Anderswo - zumindest die, welche Mona nicht explizit freundlich gesinnt sind - die Geschichte auf die eine oder andere Art verlassen müsse. Das ist letztendlich auch genau das, was passiert, denn am Ende sterben in einem apokalyptischen Showdown alle dieser Wesen, und die Leute von Wink, die diese Wesen zu Gesicht bekommen, entleiben sich kollektiv freiwillig, "but this, of course, is better than Seeing". Überhaupt ist "Going Mad from the Revelation" eine der wenigen Lovecraft-Tropen, die absolut ohne Kniff ausgespielt werden, allerdings auf so frische Art und Weise, dass sie dadurch doppelt effektiv wirken.

    Da man die Geschichte, wie gesagt, aus unterschiedlichen Perspektiven miterlebt, hatte ich im Verlauf sehr viel Spaß daran, meine eigenen Theorien zu den Geheimnissen Winks aufzustellen. Einige davon erwiesen sich als falsch, andere allerdings als richtig - unter anderem erriet ich korrekterweise, dass Monas Mutter nicht wahnsinnig war, sondern die Mutter der Wesen, was Mona zu deren Halbschwester macht - und das schon vor dem Reveal, dass etwas von Laura Besitz ergriffen hatte.

    Wenn man glaubt, der Autor hat einen gewissen Stil erfunden kommt plötzlich etwas völlig neues - ein Kapitel ist z.B. komplett in Form von Gesprächsprotokollen gehalten worden. Das ist allerdings nicht nur ein Gimmick, sondern sind in diesem Fall Dokumente, die Mona liest.

    Die Geschichte hat mir definitiv mehr Lust auf weitere Werke von Bennett gemacht.


    The first baby bird to hatch was gifted with perception, and could see things far, far away, even things hidden to most eyes.
    The second baby bird possessed a great wisdom, and could spot folly and truth where others could not.
    The third possessed great hope, and all who came near him felt sure their futures were bright and rosy.
    The fourth was shrewd and practical, and could think up cunning plans and clever plots while other birds were dumbfounded.
    And the fifth baby bird was incredibly strong and fearsome, and could overcome any foe or obstacle.


    American Elsewhere (Robert Jackson Bennett)


    Lesezeit und -rythmus
    3 etwas längere Sessions von ca. 3-7 Stunden. Das Buch hat immerhin Stephen-King-Länge!


    "Well, fuck."

    American Elsewhere (Robert Jackson Bennett)

    Geändert von Shieru (18.01.2018 um 12:35 Uhr)

  8. #28
    Schön


    Ich muss jetzt mal die ersten 150 Seiten Das Glasperlenspiel von Hermann Hesse reflektieren, denn das ist in mehrfacher Hinsicht ein verdammter Klopper, den ich nicht einfach so herunterlesen werde (oder herunterlesen kann) ... @_q''



    Es geht um die fiktive Lebensgeschichte eines hohen Gelehrten, der entscheidend die Zukunftswelt mitbegründet hat, die im Buch beschrieben wird. Das Glasperlenspiel ist dabei eine Art "Generalwissenschaft und -kunst", die in dieser Welt sämtliche andere hat irgendwo obsolet werden lassen.

    Zuerst etwas persönliche Hesse-Erfahrung, weil ich niemandem empfehlen würde, dieses Buch auch nur anzugucken, eh man nicht eine vage Vorstellung davon hat, wie der Mann so geschrieben (und vielleicht auch ein bisschen gedacht) hat. Der Steppenwolf war ein total wichtiges Buch in meiner Pubertät und eins der wenigen, die ich später noch einmal gelesen habe. Siddartha, Narziss und Goldmund sowie viele seiner Gedichte habe ich ebenfalls sehr genossen, dann aber schon als Erwachsener und aus ganz verschiedenen Gründen – sie sind auch definitiv zugänglicher als der Steppenwolf. Als einzigen Totalausfall empfinde ich bisher Unterm Rad. Das Glasperlenspiel wiederum gilt sozusagen als Hesses "Opus Magnum", und wenn man schon ein bisschen was von ihm kennt, kann man den Gedanken schnell nachvollziehen.

    Das Buch liest sich a) anstrengend und unangenehm elitär sowie b) zunehmend faszinierend und unapologetisch AS FUCK. Hier hat ganz eindeutig ein alter Mann geschrieben, was er unbedingt schreiben wollte, wahrscheinlich (?!) ohne sich allzu große Sorgen um den Leser zu machen. Es beginnt mit einer trockenen Einführung, die mich negativ an den Steppenwolf erinnert, aber im Gegensatz zu diesem ihren Reiz nicht aus dem Mindset einer einzelnen Figur, sondern einer ganzen fiktiven Zukunftskultur schöpft, die auf mich persönlich erstmal schrecklich negativ wirkt – ohne dass ich aber mit gutem Gewissen sagen könnte, dass sie auch wirklich so gemeint ist, oder ob es mehr am Snobismus des Erzählers liegt (denn später klingt sie schon positiver). Außerdem ist sie zu nah an der Realität, um eine "Faszination auf den ersten Blick" aufzubauen, wie man sie etwa aus der Science Fiction kennt. Ich muss sagen, nach 150 von 600 Seiten bin ich langsam richtig drin, und obwohl das Buch von Anfang an viele interessante Fragen aufwirft, vor allem über das Setting (Utopie? Dystopie?) und die Grundaussage, habe ich diese Seiten auch echt gebraucht. Das Faszinierende (und ich überstrapaziere den Begriff hier sehr gern!) liegt eher in der tatsächlichen "Anwendung" des Settings, in der Philosophie, die abermals am Lebenslauf eines Mannes durchexerziert wird, sich aber trotz des starken, staaaarken Pathos, den der Erzähler mitbringt, nie so wirklich wie eine billige Wertung des Autors anfühlt; was ich wiederum mit gutem Gewissen sagen kann, denn wie gesagt, momentan kann ich nicht mal ansatzweise mit guten Gewissen sagen, was die Ansicht des Autors ist. Solche Unklarheiten und Widersprüche mag Hesse ja eigentlich immer ganz gern, und ich bin gespannt, ob sich das in seinen späteren Jahren geändert hat. Das Buch "riecht" ein bisschen mehr nach dem Konzept Wahrheit. Und langsam (!) kommt auch etwas Handlung und Spannung auf. Disclaimer: Hätte ich nicht den Steppenwolf gelesen und allgemein etwas Erfahrung mit Hesse gehabt, hätte ich hier keine 50 Seiten durchgehalten.

    Zwei seltsame Details:
    2. Hesse schafft es, in 150 Seiten genau einmal beiläufig zu erwähnen, dass es auch Frauen in dieser Welt gibt, und sonst völlig selbstverständlich davon auszugehen, dass sie zumindest in den fiktiven "höheren Sphären", die das Buch beschreibt, faktisch nicht vorkommen. Ich kann NULL sagen, ob das einfach sein Weltbild ist (würde mich meiner Erfahrung nach nicht völlig wundern, gerade was "dualistische" Philosophien angeht), ob das Setting bewusst so designt wurde, vielleicht sogar aus einer kritischen Überlegung heraus, oder was auch immer da der Hintergrund ist. Die Selbstverständlichkeit hat heutzutage jedenfalls schon wieder etwas sehr Faszinierendes, Fremdartiges, gerade weil Hesse ja jetzt auch nicht 250 Jahre alt ist oder sowas. Dazu kommt wieder, dass es streckenweise wieder ziemlich homoerotische Schwingungen hat (Narziss und Goldmund war da aber deutlich krasser). Spannend jedenfalls.
    2. Hesse schreibt schon sehr deutsch, sehr gehoben, und AUS IRGENDWELCHEN GRÜNDEN hat er sich wohl total in das Wort "Outsider" verliebt, das hin und wieder ganz selbstverständlich vorkommt und jedes Mal wie etwas wirkt, das in einer Übersetzung übersehen wurde. xD kA was da los ist!

    OKAY, das ist mal wieder eine ganz schöne Wall of Text geworden!
    Also ja, ich bin fasziniert, aber es ist ein fremdartiger Brocken. ^^

  9. #29
    Auch wenn ich es selbst vermutlich nie lesen werde, klingen deine Eindrücke schon sehr faszinierend. Ich habe definitiv Respekt vor so einem Werk, aber ich glaube, ehe ich mich selbst daran versuchen würde, müsste ich mir den Zugang dazu erst „aufbauen“. Im Grunde genommen sind solche Literatur-Klassiker ein Feld, das ich furchtbar interessant finde. Aber gleichzeitig auch eines, in dem ich mich ziemlich verloren fühle, weil ich für viele Werke gar nicht das Mindset und ggf. Hintergrundwissen habe, ob sie richtig verstehen, geschweige denn schätzen zu können. Letztlich werde ich stets von anderen, leichteren Aktivitäten abgelenkt, die verhindern, dass ich mehr als nur einen kurzen Blick in solche Werke werfe. ^^ (Jetzt nicht speziell auf Hesse oder das Buch bezogen, sondern allgemein. Ist nicht mal so, als würde ich denken, ich hätte keine Freude daran – hatte ich an diversen Schullektüren nämlich durchaus.)

  10. #30
    Zitat Zitat
    Ich habe definitiv Respekt vor so einem Werk, aber ich glaube, ehe ich mich selbst daran versuchen würde, müsste ich mir den Zugang dazu erst „aufbauen“. Im Grunde genommen sind solche Literatur-Klassiker ein Feld, das ich furchtbar interessant finde. Aber gleichzeitig auch eines, in dem ich mich ziemlich verloren fühle, weil ich für viele Werke gar nicht das Mindset und ggf. Hintergrundwissen habe, ob sie richtig verstehen, geschweige denn schätzen zu können. Letztlich werde ich stets von anderen, leichteren Aktivitäten abgelenkt, die verhindern, dass ich mehr als nur einen kurzen Blick in solche Werke werfe. ^^ (Jetzt nicht speziell auf Hesse oder das Buch bezogen, sondern allgemein. Ist nicht mal so, als würde ich denken, ich hätte keine Freude daran – hatte ich an diversen Schullektüren nämlich durchaus.)
    Ich kenne das Gefühl, aber ganz ehrlich, wenn man durch ein Persona kommt oder sich als Nicht-Muttersprachler mit einem japanischsprachigen RPG auseinandersetzen kann, kommt man auch durch einen fetten Klassiker. Viele zeichnen sich imho auch überhaupt erst dadurch aus, nach 100+ Jahren immer noch ohne Vorwissen und Kontext einigermaßen zugänglich oder interessant zu bleiben, was den Inhalt angeht. Die Traumnovelle fällt mir da bspw. wieder als Paradebeispiel ein.
    Es gibt trotz allem Sachen, die ich nicht unbedingt empfehlen würde, entweder weil sie so "biographielastig" wie das Glasperlenspiel sind (Ich denke man profitiert sehr davon, ihn als Autor zu kennen!), oder weil sie nicht nur tief in ihrer Zeit, sondern auch im heute fremdartigen Mindset ihrer Zeit verankert sind. Da fallen mir bspw. Deutschland. Ein Wintermärchen von Heine oder Faust II ein, oder praktisch ALLES von Shakespeare – die haben alle so dermaßen viele Anspielungen und zeitsensible Scheiße, dass man das Buch praktisch mit Google lesen muss, um wirklich mitzukriegen, was da abgeht. Dass es auch ohne irgendwie geht, spricht dann wahrscheinlich für die Autoren ... trägt aber auch dazu bei, dass ich sowas selten lese. Für Hesse mache ich aber gerne eine Ausnahme, und habe trotzdem lange genug gebraucht, um es anzufangen. ^^

  11. #31
    Ich hatte das Glasperlenspiel (mit Unterm Rad und Demian) in meiner mündl. Abschlussprüfung und habe da den Tisch mit der These aufgeräumt, dass die Kultur des Glasperlenspiels mit dem der Öffentlich/Rechtlichen Rundfunkanstalten der Gegenwart zu vergleichen sei: Ein elitärer Verein, der nicht akzeptieren will, dass seine Relevanz immer weiter sinkt und sich trotzdem daran klammert, denselben Stellenwert in der Gesellschaft aufrecht zu erhalten, obwohl alles dagegen spricht.

    Lies mal weiter mit der Prämisse. Can't be unread.




    Frauen gibt es bei Hesse allgemein praktisch nicht. Ich glaube, der Rekord liegt im Demian bei 1 1/2 Frauen (Demians Mutter und Beatrice, die praktisch miteinander verwoben sind). Allgemein dienen die eh nur als erweiterte Charakterisierung des Protagonisten, da Frauen bei Hesse nicht wirklich ein Eigenleben haben und nur zur Charakterisierung der Protagonisten dienen. Find ich nicht weiter schlimm, immerhin sind seine ältesten Werke gut 100 Jahre älter als der Bechdeltest.

    Die kleine Hesse Checkliste:
    - Der erste Akt (oder mehr) spielt in einem Internat
    - Protagonist ist zwischen einem vorgeschriebenen und einem selbstgewähltem Lebensentwurf hin und hergerissen
    - Es gibt eine mehr oder weniger homoerotische Beziehung zwischen dem Protagonisten und einem Senpai.

    Die drei Punkte treffen bis auf wenige Ausnahmen auf all seine Hauptwerke zu.

    Geändert von Itaju (24.01.2018 um 21:40 Uhr)

  12. #32
    Hrm.

    Ich lese ziemlich viel normalerweise, leider hat sich das die letzte hälfte des letzten jahres ein wenig verlaufen. Ich werde auf jedenfall in nächster zeit die Mistborn Trilogy von Brandon Sandersonlesen welche mir ein freund geschenkt hat. Ich lege mir keine bestimmte anzahl bücher zurecht die ich lese, es werden wohl noch mehr werden kann jetzt aber noch nicht sagen welche.

  13. #33
    Was soll ich oben hinschreiben? Oder rauslassen? Wenn du kein Ziel hast, ist es auch keine Challenge. ^^

  14. #34
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Was soll ich oben hinschreiben? Oder rauslassen? Wenn du kein Ziel hast, ist es auch keine Challenge. ^^
    i see what you mean. Gib mir mal als Ziel 6, mit den dreien dann wohl zuerst. ich kanns ja bei bedarf erweitern :P

  15. #35
    Zitat Zitat von Lord of Riva Beitrag anzeigen
    i see what you mean. Gib mir mal als Ziel 6, mit den dreien dann wohl zuerst. ich kanns ja bei bedarf erweitern :P
    So sieht es aus! Ich habe oben einfach mal deinen ersten Post verlinkt.


    @Itaju: Okay, bin noch nicht an der Stelle, wo das Glasperlenspiel irgendwo obsolet scheint, aber es freut mich, dass die Stelle offensichtlich noch kommt. ^^

    Zitat Zitat
    Frauen gibt es bei Hesse allgemein praktisch nicht. Ich glaube, der Rekord liegt im Demian bei 1 1/2 Frauen (Demians Mutter und Beatrice, die praktisch miteinander verwoben sind). Allgemein dienen die eh nur als erweiterte Charakterisierung des Protagonisten, da Frauen bei Hesse nicht wirklich ein Eigenleben haben und nur zur Charakterisierung der Protagonisten dienen. Find ich nicht weiter schlimm, immerhin sind seine ältesten Werke gut 100 Jahre älter als der Bechdeltest.
    Auf den Bechdel-Test wäre ich jetzt nicht gekommen (ist bei individuellen Werken doch sowieso egal, ob Klassiker oder nicht), aber im Glasperlenspiel wirkt es einfach einen Tacken weltfremd, weil es in meiner bisherigen Leseerfahrung sein erstes Buch ist, in dem man nicht an einer Hand abzählen kann, wie viele relevante Charaktere es gibt. Ich vermute mal, hier kann man auch gut mit biographischen Erklärungen denken, weil er sich afaik den Großteil seines vor allem jungen, prägenden Lebens in männlich dominierten Umgebungen aufgehalten hat und auch nie großes Glück mit seinen Beziehungen hatte. Ich würde vermuten, dass Frauen einfach nie ein wichtiger Teil seiner intellektuellen Alltagsrealität waren, und er hat natürlich in einer Zeit gelebt, die das noch ganz gut gestützt hat. Wobei es auch aus dieser Zeit schon ganz andere Kaliber gibt, ich sage nur Arthur Schnitzler.
    Und das ist einfach krass, weil Hesse a) so verdammt tief in die Psychologie seiner Männer geht und b) allgemein eine für seine Zeit sehr vielseitige und relativierte Sichtweise hatte. Es flabbergasted mich, dass er es überhaupt hingekriegt hat, Frauen so sehr zu ignorieren, gerade als jemand, der homoerotischen Schwingungen (und damit weiblich assoziierten Charakterzügen) zumindest später überhaupt nicht abgeneigt war. Deshalb wie gesagt: Total fremdartig und faszinierend aus heutiger Sicht.

  16. #36
    Gestern Abend bin ich mit The Lost World: Jurassic Park fertiggeworden. Wirklich großes Interesse hatte ich an dem Buch ja nicht, konnte es dann aber doch recht flott über die Bühne bringen.

    Da ich die Filme nicht kenne, bin ich an die beiden Jurassic Park Bücher unvoreingenommen rangegangen und das erste Buch konnte mich durch interessante Themen und Motive bei Laune halten. The Lost World hingegen dümpelte nur so vor sich hin und langweilte mich die meiste Zeit einfach bloß. Die Charaktere sind uninteressant und die ständig beschriebene Technik oder die Dinosaurierbeobachtungen und Verhaltensmutmaßungen waren insgesamt einfach zu ermüdend. Während sich das erste Buch noch stark um die Frage drehte, wie viel Kontrolle der Mensch tatsächlich hat und wie chaotisch die Natur doch eigentlich ist, ging es hier viel mehr um "Guck mal, die Dinosaurier sind auch nur Tiere und wir wissen nichts über die lol.", was einfach nicht so interessant ist, wenn man nicht gerade der größte Dino-Enthusiast ist.

    Naja, egal. 300 Seiten sind schon geschafft, als nächstes wird "Der Tod des Iwan Iljitsch" von Tolstoi gelesen.

  17. #37
    Der Post lässt mich zweifeln, ob ich dir auch noch das blöde Spiel geben sollte.

  18. #38
    Ich bin inzwischen so bei der Hälfte des Glasperlenspiels. Das Gute: Man versteht als Leser, wie das Buch aufgebaut bzw. mehr noch, was zum Fick es eigentlich von einem will, es liest sich also nicht mehr so wahnsinnig random. Das Schlechte: Es ist in seiner Ausführlichkeit und Detailverliebtheit wirklich nicht sonderlich interessant. Er baut zwar eine seicht faszinierend-glaubwürdige fiktive Institution und eine semi-glaubwürdige Hauptfigur sowie ihren Lebenslauf auf, aber irgendwie rechtfertigt beides keine 600 Seiten, zumindest bisher. In diesem Sinne erinnert es mich irgendwo an Unterm Rad, auch wenn es natürlich ungleich komplexer ist (auch im positiven Sinne). Ich hoffe ja, dass die drei Geschichten am Ende da deutlich herausfallen und das Ruder noch rumreißen, aber bisher ist es mehr ein Buch, das ich lese, weil ich es lesen will, nicht weil es mir Spaß macht oder mich ernsthaft abholt. Und das obwohl das Thema eigentlich ziemlich aktuell und spannend ist, was mein eigenes Leben angeht.

  19. #39
    Hmm, ich hätte auch mal wieder Lust auf Hesse, aber mein Bücherplan lässt das nur bedingt zu. Vielleicht nächstes Jahr mal Demian. Narzis und Goldmund und Das Glasperlenspiel heb ich mir aber für später auf. Vielleicht lese ich auch den Steppenwolf nochmal.

    Ich hab gerade Der Todes des Iwan Iljitsch von Leo Tolstoi gelesen. Das sind 100 Seiten, Cipo. :D

    Diese kurze, russiche Novelle handelt von einem ranghohen Justizangestellten, der sich nach einem scheinbar glücklichen und zufriedenem Leben im Alter von nur 45 Jahren mit einer Krankheit konfrontiert sieht, die ihm nach erfolgloser Behandlung das Leben nimmt. Hauptmotiv ist hier das Thema Tod und die Hilflosigkeit, die diese Begegnung mit sich bringt. Gleichzeitig versucht Tolstoi hier noch die Frage aufzuwerfen, ob es wirklich das beste ist, so zu leben, wie die Gesellschaft es will, oder ob man seinen eigenen Weg gehen sollte. Das hat Tolstoi meiner Meinung nach nicht so gut hinbekommen wie die Darstellung und die Leiden des Iwan Iljitsch (und seiner Familie), die zwar nicht fesselnd, dafür insgesamt aber gut genug sind, um diese Novelle lesenswürdig zu machen. Gibt einem auf jeden Fall eine gewisse Perspektive auf solche Dinge.

    Geändert von Byder (02.02.2018 um 16:24 Uhr)

  20. #40
    Kleiner Mann, was nun? (Originalfassung mit Nachwort) Fertig. 557 Seiten. 3/5

    Hat mich zum Ende hin dann doch etwas mitgenommen, weil die Liebesbeziehung so liebevoll beschrieben ist. Der Sprachstil ist recht unterhaltsam und vermutlich ein exzellentes Abbild der Jahre nach der Weltwirtschaftskrise, dennoch ist das Buch nicht ohne Längen.

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