Spielzeit: ~18 Stunden
Story:
Ash of Gods erzählt die Geschichte einer Welt die nach Jahrhunderten des Friedens erneut von den Reapern heimgesucht wird, mysteriösen Kreaturen deren bloße Anwesenheit Menschen in den Wahnsinn treibt, insofern sie sich nicht mithilfe seltener Steine davor schützen. Die Reaper sind allerdings nur die Vorhut einer Armee die langsam aber sicher die gesamte Welt überschwemmt und dabei die Menhirs besudelt, heilende Steine die während eines Reapings nur den Tod bringen. Um den Reapern Einhalt zu gebieten schlüpft man in die Rolle drei verschiedener Charaktere deren Stories sich nach Erreichen eines jeden größeren Ziels ständig abwechseln. Einer von denen wirkt lange Zeit allerdings ein bisschen fehl am Platz, da seine Story erst ganz am Ende mit denen der anderen Charaktere zusammenkommt. Und obwohl die Reaper eine Bedrohung für die ganze Welt sind, merkt man von dem Krieg nur gegen Ende was. Und der Wahnsinn der den Reapern folgt kommt nur selten tatsächlich zum Vorschein.
Das Spiel hat allerdings ein bisschen was von einem Choose Your Own Adventure Game, mit unterschiedlichen Pfaden denen man folgen kann, einigen Entscheidungen, zufälligen Ereignissen, und sogar der Möglichkeit Charaktere zu verlieren/umzubringen und damit die Story zu beeinflussen. So kann zum Beispiel die komplette erste Party das Zeitliche segnen und die Story geht trotzdem weiter. Das Endergebnis scheint zwar mehr oder weniger das selbe zu sein, auch wenn es diverse gute und schlechte Endings gibt, aber man kann es zumindest ein bisschen beeinflussen. Könnte also theoretisch Motivation für mehrere Durchgänge sein, auch wenn ich den zweiten jetzt nicht so interessant finde. Ich habe allerdings beim ersten Mal auch fast das beste Ende bekommen und versuche jetzt nur noch ein etwas besseres zu kriegen. Soviel wie möglich umzubringen wäre zwar auch eine Option, aber dann müsste ich das ja nochmal von vorne anfangen.
Nachdem ich mich bei einer Gruppe für eine komplett andere Option entschieden hatte, war deren Story aber nochmal ein ganzes Stück länger und hat auch das Finale etwas abgeändert. Das beste Ende war das aber trotzdem nicht, da plötzlich zwei Charaktere gestorben sind die ursprünglich überlebt hatten. Und ich weiß nicht wieso.
Gameplay:
Kennt ihr The Banner Saga? Dann kennt ihr quasi Ash of Gods. Die Präsentation sowie das Gameplay sind nämlich so gut wie identisch. Die Entwickler haben auch zugegeben, dass The Banner Saga eine große Inspiration war, aber für viele dürfte das schon viel zu weit gehen. Hat mich selbst aber nicht wirklich gestört, weil wie viele ähnliche Spiele gibt es schon, aber ich kann durchaus verstehen dass einigen das nicht gefällt. Ash of Gods ist jedenfalls ein Taktik-Rollenspiel mit Permadeath, wobei letzteres nur greift wenn ein Charakter viermal in Folge sterben sollte ohne dass man zwischendurch die Wunden heilt, was entweder durch schlafen erreicht werden kann, oder durch eine Reihe zusätzlicher Events. Schlafen verbraucht allerdings Strix, und wenn diese 0 erreichen sollten, dann kann man scheinbar Partymitglieder verlieren. Ist mir aber nie passiert, auch wenn sie beim Reisen manchmal knapp geworden sind. Man kann die aber durch Kämpfe, Händler, Ereignisse, oder Diebstahl wieder aufladen. Bei The Banner Saga war das soweit ich mich erinnere nicht ganz so einfach.
Das Kampfsystem könnte dafür etwas schwerer sein, zumindest solange man kaum Skills hat und sich noch nicht an die Charaktere und ihre Fähigkeiten gewöhnt hat. Wie in The Banner Saga ist es nämlich kein Taktik-Kampfsystem wie man es aus vielen JRPGs kennt, sondern eins in dem die Charaktere ständig abwechselnd ziehen, selbst wenn nur noch einer am leben sein sollte. Kann ein bisschen nervig sein, aber auch ein bisschen dumm, weil ein Reaper mit Verstärkung ist quasi sehr viel schwächer als wenn er nur alleine kämpfen würde. Aber dafür kann man auch unnötig Charaktere verlieren wenn man erst versuchen muss mit den restlichen Charakteren den letzten Gegner zu erreichen, während er den Charakter der ihm an nächsten steht jede Runde attackiert. Man kann sich da allerdings eine gewisse Eigenheit des Kampfsystems zunutze machen, nämlich das Buffs immer eine Runde halten, und auch solange bis der Charakter wieder am Zug ist. Man kann also einen Charakter mitten in die Gegner schicken, dessen Abwehrkraft buffen, und dann zuschauen wie sich die Gegner an ihm die Zähne ausbeißen. Ist vor allem dann besonders nützlich wenn der Charakter einen Konter-Buff besitzt unds somit bis zu acht Angriffe am Stück kontert (also wenn er viermal in der ersten Runde angegriffen wird, und dann nochmal in der nächsten Runde bevor er selbst am Zug ist).
Ein Aspekt des Kampfsystem kann aber richtig nervig sein, und zwar das HP/Energie-System. Man kann nämlich bei jedem Angriff entscheiden ob man lieber die HP oder die Energie angreift. Letzteres wird für bestimmte Angriffe gebraucht, ist aber gleichzeitig eine große Schwachstelle. Weil wenn ein Charakter keine Energie mehr hat, dann verursacht jeder weitere Energie-Angriff doppelten Schaden. Das ist vor allem bei der Gruppe von Lo Pheng sehr nervig, da die meisten seiner Begleiter nur wenig HP und Energie haben. Und Lo Pheng selbst hat überhaupt keine Energie, und kann auch keine Energie-Items tragen. Er ist ansonsten zwar eine absolute Killermaschine die jeden Angriff kontert und alles um sich herum vernichten kann, aber sobald sein Verteidigungs-Buff weg ist, reichen ein bis zwei Schläge um ihn umzuhauen. Und sobald man genug Skill-Punkte hat um ihm tatsächlich ein bisschen Energie zu geben, ist das Spiel auch fast vorbei.
Die dritte "Gruppe" besteht außerdem aus nur einem einzigen Mann, auch wenn er eigentlich Begleiter dabei hat. Der ist zwar eigentlich sehr mächtig, aber ich hatte vor allem Anfangs meine Probleme. Zumal man sich an bestimmten Stellen entscheiden muss, ob dieser Charakter schwächer werden soll, oder das Spiel stattdessen schwerer. Wobei letzteres soweit ich feststellen konnte nicht unabänderlich ist. Das scheint nur ein zusätzlicher Schwierigkeitsgrad zum normalen Schwierigkeitsgrad zu sein den man jederzeit ändern kann. Persönlich hab ich das Spiel aber auf 3 durchgespielt, und das Maximum ist 10. Also keine Ahnung wie schwer das Spiel eventuell noch hätte werden können. Und nachdem ich wusste wie ich spielen muss, war die Schwächung bei diesem Charakter auch egal.
Ansonsten gibt es beim Kampfsystem noch magische Karten die sich nur in bestimmten Runden aktivieren lassen. Die haben Effekte wie Abwehr+10, HP/Energie vertauschen, einem zufälligen Gegner Energie stehlen, etc... Eigentlich ganz nett, deren Einsatz zählt allerdings als Zug. Und es ist so gut wie unmöglich neue Karten zu sammeln da man die meisten Fragmente durch Kämpfe bekommt oder kaufen muss, und für letzteres hat man nach Ausrüstung und Strix nur selten genug Geld.
Außerhalb der Kämpfe reist man ständig umher, spricht ab und zu mit seinen Begleitern, trifft Entscheidungen, verteilt Skillpunkte, und liest halt auch sehr viel. Sprachausgabe gibt es wie in The Banner Saga allerdings so gut wie keine. Ab und zu hat der Erzähler mal was zu sagen, aber das wars auch schon. Ist ein bisschen schade, aber man gewöhnt sich dran, auch wenn das grummeln mancher Charaktere wenn sie sprechen ein bisschen nervig ist. Es gibt allerdings ein paar Stellen wo der Text komplett im Eimer ist und ständig die falschen Antworten angezeigt werden, weswegen man jede Frage doppelt stellen muss. Und an anderen Stellen sieht man einfach mal die Textbefehle. Beim ersten Start des Spiels hing ich außerdem in einem endlosen Ladebildschirm. Danach lief es allerdings ohne Probleme.
Es gibt übrigens einen Story-Modus der für spätere Durchgänge ganz nützlich ist. Da haben die Charaktere nämlich nicht nur sehr viel bessere Stats, sondern die Kämpfe können auch komplett automatisch ausgetragen werden (wobei sie automatisch zu überspringen irgendwie sinnvoller gewesen wäre). Ich weiß aber nicht, ob sich damit alle Achievements machen lassen. Das wo ich mit einem Charakter allein einen Kampf gewinnen sollte will in diesem Modus jedenfalls nicht.
Pro:
- Die Story geht selbst dann weiter wenn wichtige Charaktere sterben sollten. Ob man das wirklich will ist eine andere Sache.
- Wer einfach nur die Story erleben will, der kann im Story-Modus spielen wo alle Kämpfe mit übermächtigen Charakteren automatisch ausgetragen werden.
- Hübsche Grafik und nette Zwischensequenzen, auch wenn es von letzteren nicht viele gibt (und im Intro einfach mal der Wilhelmschrei die Stimmung ruiniert
) - Ein gutes taktisches Kampfsystem bei dem man viel von Buffs und Debuffs Gebrauch machen muss um siegreich zu sein und nicht zu viele Charaktere zu verlieren.
- Alle Dialog-Optionen die man bereits probiert hat werden ausgegraut dargestellt, wodurch man sich bei einem zweiten Durchgang leichter für etwas neues entscheiden kann.
- Man kann zwar selbst nicht speichern, aber dafür werden viele automatische Speicherpunkte über das gesamte Spiel hinweg angelegt. Man muss also nicht von vorne anfangen wenn irgendwas mal richtig schief läuft.
Contra:
- Abgesehen vom Ende gibt es keine wirklichen Highlights.
- Lo Phengs Story kommt erst ganz zum Schluss mit den anderen zusammen.
- Sowohl die Präsentation als auch das Gameplay wurden zu großen Teilen von The Banner Saga abgekupfert.
- Die Story ist ein bisschen verwirrend und lässt auch einiges offen. Und das obwohl zumindest aktuell kein Nachfolger geplant ist.
- Da die Züge selbst dann wechseln wenn nur noch ein Gegner steht, kann man viel zu leicht Charaktere verlieren da erst alle einmal agieren müssen, selbst wenn sie keine Chance haben den Gegner anzugreifen.
Fazit:
Ash of Gods ist quasi wie der erste Teil von The Banner Saga, auch wenn die Story in gewisser Weise tatsächlich abgeschlossen wird anstatt direkt auf Sequels zu setzen. Sprich es ist insgesamt ganz nett, aber es mangelt so ein bisschen an Highlights. Und es gibt schlichtweg viel zu viele Charaktere als dass man die alle wirklich kennenlernen könnte, selbst wenn man so oft wie möglich mit ihnen redet. Dass die in drei unterschiedliche Gruppen aufgeteilt sind von denen eine nur gegen Ende wirklich eine Relevanz hat, hilft da auch nicht wirklich. Es war aber trotzdem interessant genug dass ich immer noch ein bisschen weiterspielen wollte, auch wenn die Kämpfe gegen Ende ein bisschen Überhand nehmen. Manche davon habe ich allerdings selbst erzwungen um so viele Skillpunkte wie möglich zu sammeln. Mit Lo Pheng waren die teilweise aber richtig nervig, weil mir ständig irgendwer weggestorben ist und man mit seiner Gruppe auch so gut wie keine Items bekommt. Wer damit leben kann, der könnte aber durchaus seinen Spaß dran haben.
Insgesamt würde ich dem Spiel also 3,5 / 5 Punkten geben.