Spielzeit: ~18 1/2 Stunden | Level: 59

Story:

Suikoden erzählt die Geschichte von Tir McDohl (oder wie auch immer man ihn nennen will), dem Sohn eines hoch angesehenen Generals der imperalen Armee. Dieser wird aufgrund widriger Umstände zum Verräter deklariert und muss dementsprechend mitsamt seiner Bediensteten aus seiner Heimatstadt fliehen. Daraufhin schließt er sich dem Widerstand an und wird innerhalb kürzester Zeit zu dessen Anführer deklariert, auch wenn er eigentlich nichts getan hat um solch eines Titels würdig zu sein. Da es allerdings einige Stunden dauert bevor man das erste Mal gegen das Imperium in die Schlacht zieht, kann ich darüber einigermaßen hinwegsehen. Wie bereits im Thread zur monatlichen Mission erwähnt, bin ich allerdings kein Fan davon, dass Tir außerhalb von Entscheidungsmöglichkeiten nie auch nur ein Wort von sich gibt. Jegliche Emotionen die das Spiel theoretisch erwecken könnte, fallen dementsprechend einfach nur flach.

Dass viele Story-Sequenzen irgendwie sehr kurz angebunden wirken und sich nur auf das absolut Nötigste beschränken, hilft da auch nicht wirklich. Und die Übersetzung klingt teilweise auch nicht so toll, was zumindest an einer Stelle dazu führt, dass der Anfang des Gesprächs überhaupt keinen Sinn ergibt. Die Qualität der Story scheint im Laufe der Zeit zwar ein bisschen besser zu werden, aber insgesamt würde ich sie trotzdem nur als okay bezeichnen. Die Charaktere können das auch nicht retten, zumal nur ein Bruchteil aller 108 Charaktere tatsächlich aktiv in die Story involviert ist. Und da Tir keine wirklichen Gespräche führen kann, können sich da auch keine tiefgreifenden Beziehungen entwickeln.

Die bereits erwähnten Entscheidungsmöglichkeiten haben außerdem keinen Einfluss auf die Story und sind in vielen Fällen einfach nur fake. Sprich wenn man die falsche Entscheidung trifft, wird man so lange genötigt bis man endlich die richtige Entscheidung trifft. An manchen Stellen mag das durchaus Sinn ergeben und führt zumindest dazu, dass man noch ein bisschen über die Story oder die Charaktere erfährt. An einer Stelle fand ich das aber richtig dumm, weil das Spiel einen dazu zwingt in eine furchtbar offensichtliche Falle zu tappen die jeder mit ein bisschen gesundem Menschenverstand hätte erkennen sollen. Mag storytechnisch zwar egal sein, aber zwei unterschiedliche Varianten dieser Sequenz hätte ich cooler gefunden.

Und ansonsten gibt es nicht wirklich viel zu sagen, selbst wenn ich die Story spoilern würde. Ist halt alles recht generisch und mit 18 Stunden auch relativ kurz, zumal ich auch einige Zeit damit verbracht habe die optionalen Charaktere zu rekrutieren, andere zu leveln, und ein bisschen Geld zu grinden.


Gameplay:

Suikoden ist recht klassisches JRPG dessen Gameplay aber ein bisschen limitiert wirkt. So kann man zwar bis zu sechs Charaktere in der Gruppe haben (drei in der vorderen und drei in der hinteren Reihe), aber klassische Magie gibt es nicht wirklich. Stattdessen muss man erst bestimmte Kristalle finden welche beim Anlegen zu Runen konvertiert werden, von denen jeder Charakter nur eine einzige tragen kann. Diese bringen bis zu vier Fähigkeiten mit sich die allerdings nicht von MP gespeist werden sondern von den Statuswerten abhängig sind. Sprich man hat immer nur eine begrenzte Anzahl an Anwendungen zur Verfügung, welche einzig und allein durchs Rasten wiederhergestellt werden können. Items die dazu in der Lage wären gibt es leider nicht, was vor Bosskämpfen ein bisschen nervig sein kann. Kann ich teilweise zwar verstehen, zumal Tir in der Lage ist komplette Gegner und später ganze Gruppen mit einem Schlag zu vernichten, aber es ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Dass jeder Charakter nur eine Rune tragen kann finde ich allerdings ein bisschen dumm. Weil es gibt auch Runen die keinerlei Zauber mit sich bringen. Darunter eine die man nehmen muss wenn man rennen will und die ansonsten komplett nutzlos ist. Ein zweiter Slot wäre also echt nicht schlecht gewesen. Das Anwendungslimit hätten sie sich von mir aus auch teilen können. Wäre auf jeden Fall besser gewesen als wenn manche Charaktere von Anfang bis Ende dazu gezwungen sind sich einzig und allein auf ihre Waffe zu verlassen.

Bevor man diese Runen bekommt, und auch einige Zeit danach, ist das Spiel übrigens ein absoluter Witz. Da kann man einfach auf Autokampf drücken und das wars. Erst beim Boss der das spätere Hauptquartier bewacht bin ich tatsächlich gestorben weil ich einfach nicht genug Schaden gemacht habe und nicht genug gegenheilen konnte. Und später hatte ich ständig das Problem, dass ich einfach nicht genug Geld hatte um meine aktive Gruppe komplett auszurüsten und gleichzeitig deren Waffen aufzuwerten. Dass neue Partymitglieder ständig halbnackt und mit veraltetet Ausrüstung der Gruppe beitreten, hat das nur noch schlimmer gemacht. Schon weil es eben Stellen gibt an denen man gezwungen ist bestimmte Charaktere mitzunehmen. Mit ein bisschen Glücksspiel Savescumming kann man sich das sehr viel angenehmener machen, aber optimal ist das nicht. Ohne hätte ich aber noch sehr viel mehr grinden müssen.

Neben den normalen Kämpfen gibt es außerdem die Kriegssequenzen, welche auf einem Schere-Stein-Papier Prinzip basieren, was einem Ingame aber scheinbar nicht erklärt wird sondern nur im Handbuch steht. Ich wusste dementsprechend nur was zu tun ist, weil ich bereits Legion Saga gespielt hatte, eine RPG-Maker Reihe die von Suikoden inspiriert wurde. Wenn man bestimmte Charaktere rekrutiert hat, muss man allerdings nicht raten was als nächstes kommen könnte, sondern kann es sich ein paar Mal ansagen lassen. Ansonsten geht man scheinbar das Risiko ein, dass einem wichtige Charaktere wegsterben, was sich in keinster Weise vereiteln lässt und komplett vom Zufall abhängig ist. Ist mir aber nie passiert, selbst wenn ich nicht optimal vorgegangen bin. Von daher habe ich keine Ahnung wie oft das tatsächlich passieren könnte.

Was die rekrutierbaren Charaktere angeht kann ich außerdem sagen, dass man die meisten auch problemlos ohne Lösung sammeln kann. Man muss nur vorher wissen, dass es einen Point of no Return gibt, was zumindest bei einem Charakter problematisch sein kann. Dieser verlangt nämlich, dass man im Anschluss mit einem anderen Charakter redet, welcher aber in die nächste Storysequenz mit eingebunden sein könnte und sich somit nicht drauf ansprechen lässt. Deswegen musste ich nach der Schlacht die direkt vor dem Point of no Return liegt nochmal umkehren um im Schloss doch noch mit ihm reden zu können. Es gibt allerdings eine Handvoll Charaktere bei denen ich doch nachsehen musste wie man die bekommt. Darunter bei einem der nur erscheint wenn man zufällig auf die Idee kommt eine unscheinbare Suppe zu essen Und ein anderer spawnt komplett zufällig an einer Stelle zu der man eigentlich nie zurückkehren muss. Und das scheinbar auch nur sobald das Schloss die höchste Stufe erreicht hat.

Zum Ausbau des Schlosses kann man aber nicht wirklich was beitragen. Man rekrutiert halt nur Leute und der Rest passiert automatisch. Und das teilweise auf sehr verwirrende Art und Weise, da die Räume nicht nur erweitert werden sondern sich teilweise komplett ändern. Da muss man sich also ständig ein bisschen umgewöhnen. Das Map Design finde ich aber auch nicht so prickelnd, zumindest was Innenräume angeht. Die sind einfach viel zu groß und dazu auch noch viel zu leer, was einfach nur hässlich aussieht. Und einen quasi dazu zwingt einen seiner Charakter fürs Rennen zu opfern.

Das Spiel hat allerdings eine noch viel dümmere Design Entscheidung: jeder Charakter hat sein eigenes, furchtbar begrenztes Inventar. Und die Ausrüstung verstopft natürlich die meisten Slots. Ist also fast genauso furchtbar wie in Earthbound. Und es ist auch richtig dumm wenn man gezwungen wird einen Charakter aus der Gruppe zu werfen der zum Beispiel identifizierbare Gegenstände in der Tasche trägt. Die kann man nämlich für viel Geld verkaufen (wenn denn kein Bullshit bei rauskommt). Und an einer Stelle habe ich mich gefragt wo zum Henker das letzte alte Buch ist das noch in meiner Sammlung gefehlt hat. Und es hat natürlich irgendwo in der Tasche eines Charakters gesteckt den ich nie wieder verwenden wollte. Und ich habs dann nur gefunden weil man im Lager das Inventar aller inaktiven Charaktere durchgehen kann.

Und wo ich schon bei dummem Game Design bin: es gibt zwei Stellen an denen der Storyfortschritt komplett glücksabhängig ist. So muss man an einer Stelle 1000 Goldmünzen bei einem Würfelspiel wetten (was zu diesem Zeitpunkt nicht wenig ist) und hoffen dass entweder der Gegner versagt, nichts hohes würfelt, oder dass man selber nicht versagt und was höheres würfelt. Und das kann einige Zeit dauern. Später gibt es außerdem eine Art Roulette bei dem man entweder ein paar Exp bekommt, ein paar verliert, einen Schatz erhält, Monster bekämpfen darf oder irgendwann mal den Ausgang erreicht. Die Stelle durfte ich aufgrund eines Missgeschicks sogar zweimal machen. Beim ersten Mal gings schön schnell, während ich beim zweiten sicher fünf Kämpfe bestreiten durfte und die anderen Felder auch viel zu oft kamen. Mit viel Pech kann man da also einige Minuten feststecken. Der einzige Lichtblick ist die Tatsache, dass es anschließend keinen Bosskampf gibt. Das selbe trifft bizarrerweise auf einige Stellen zu, selbst wenn mitten im Dungeon plötzlich ein Speicherpunkt steht. Von daher habe ich mich manchmal komplett umsonst hochgeheilt.

Achja, es gibt übrigens noch ein Duell-System das aber auch nicht wirklich erklärt wird. Da muss man einfach von den gegnerischen Kommentaren her ableiten ob der Charakter jetzt angreift, verteidigt, oder einen Verzweiflungsangriff startet. Letzteren kann man mit verteidigen kontern und ansonsten schlägt man halt selbst nur zu. Ist also ganz okay, aber auch nichts besonderes.


Pro:
  • Es hat ein paar nette Ideen, auch wenn es teilweise an der Umsetzung hapert.
  • Einen Großteil der Charaktere kann man auch ohne Komplettlösung problemlos auftreiben.
  • Das Kriegssystem mag zwar auf Schere-Stein-Papier basieren, aber dank bestimmter Charaktere ist es nur selten von Glück abhängig.
  • Ab einem bestimmten Punkt kann man jederzeit ins Schloss zurückspringen und sich von dort zu allen bereits besuchten Orten teleportieren lassen.
  • Dank der Autokampf-Funktion kann man leichte Kämpfe relativ schnell hinter sich bringen, auch wenn die Charaktere dabei komplett zufällig zuschlagen anstatt einen Gegner zu fokussieren.


Contra:
  • Die Story-Sequenzen sind teilweise viel zu schnell vorbei.
  • Von zwei oder drei Songs mal abgesehen ist der Soundtrack einfach nur langweilig.
  • Das Map Design lässt vor allem in Innenräumen zu wünschen übrig, da diese viel zu groß und viel zu leer sind.
  • Ein paar wenige Charaktere sind viel zu gut versteckt, darunter einer der komplett zufällig an einem unscheinbaren Ort spawnt.
  • Der Protagonist sagt außerhalb von Entscheidungen nie auch nur ein Wort, was sowohl der Story als auch den Charakterbeziehungen schadet.
  • Es gibt ein paar Design Entscheidungen die richtig dumm sind, wie jedem Charakter ein sehr winziges Inventar zu geben obwohl man theoretisch Dutzende von ihnen managen muss.
  • Rennen ist an eine Rune gebunden die ansonsten komplett nutzlos ist, weswegen man einen Charakter quasi seines Potenzials berauben muss wenn man davon Gebrauch machen will.



Fazit:

Ich habe beim ersten Teil dieser Reihe nicht wirklich viel erwartet und genau das habe ich quasi auch bekommen. Ist zwar insgesamt ganz nett, aber mehr auch nicht. Dafür ist weder die Story noch das Gameplay gut genug. Suikoden 2 soll aber scheinbar einer der besten Teile der Reihe sein, also mal schauen ob sich das tatsächlich bewahrheitet. Bevor ich meine 12/12 voll habe, werde ich mir den Nachfolger allerdings sparen. Muss ja immerhin auch noch das Sequel zu Path of Radiance spielen.


Insgesamt würde ich dem Spiel 3 / 5 Punkten geben.