Story:
The Way erzählt die Geschichte von Rhue von Landorin, dem letzten Überlebenden eines berüchtigten Massakers bei dem seine Freundin Serena in einen Fluss gestürzt und spurlos verschwunden ist. Deswegen ist er seit seiner Kindheit unterwegs, stets darauf hoffend eines Tages mit Serena wiedervereint zu werden. Und das bleibt auch bis zum Ende der Kern der Geschichte, weswegen zwischenmenschliche Beziehungen das Hauptaugenmerk der Handlung sind. Es geht hier also nicht darum die Welt zu retten, oder überhaupt irgendetwas gutes zu tun. Und wirklich episch ist die Handlung ebenfalls nicht, auch wenn es hier und da gut inszenierte Szenen gibt.
Rhue ist außerdem ein sehr wankelmütiger und teilweise auch verachtenswerter Protagonist der alles tun würde um Serena wiedersehen zu können. Man kann seine Aktionen zwar durchaus nachvollziehen, aber manchmal geht er einfach viel zu weit. Und die anderen Charaktere die ihn ab und zu begleiten haben ebenfalls mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, selbst wenn man ihnen das auf den ersten Blick nicht ansehen mag. Ein paar von ihnen hätten aber ruhig noch detaillierter betrachtet werden können, darunter einer der vermutlich die meisten Geheimnisse der Welt tatsächlich kennt, diese aber leider niemals preis gibt.
Man sollte dementsprechend auch nicht erwarten, dass am Ende alle Fragen beantwortet werden. War eventuell anders geplant, da es scheinbar noch Pläne für eine siebte Episode gab, aber die wirklich wichtigen Dinge werden zumindest infolge eines fantastischen Finales offengelegt. Andere Fragen die sich daraus ergeben werden dafür nur am Rande erklärt (wenn denn überhaupt) und mögen zumindest beim ersten Durchgang eher irrelevant wirken. Von daher kann es sich hier durchaus lohnen die Reihe zweimal zu spielen. Dank der Möglichkeit Kämpfe zu deaktivieren würde das sogar nicht so lange dauern.
Gameplay:
Von der letzten Episode mal abgesehen ist The Way ein lineares Rollenspiel bei dem die meisten Kämpfe in einem für JRPGs typischem rundenbasierten Kampfsystem ausgetragen werden. Um Spezialfähigkeiten nutzen zu können, muss man die dafür benötigen Punkte aber Runde für Runde erst mal sammeln, entweder indem man einfach angreift oder spezielle Aufladfähigkeiten benutzt. Viele Gegner hauen außerdem ordentlich rein, weswegen man sich gut überlegen muss welche Fähigkeiten man wann einsetzt.
Diese erlernt man allerdings nicht durch klassische Level-Ups (außer in der letzten Episode, und auch da nur für die Begleiter) sondern indem man Schwert Auren anlegt die stattdessen Punkte sammeln. Kann vor allem bei neuen Auren etwas nervig sein, aber dafür übertrumpfen sie die alten auch recht schnell. Es gibt außerdem passive Auren bei denen man bis zu drei Fähigkeiten freischalten kann, wie zum Beispiel 50% Schutz vor allen Statusveränderungen. Pro Stufe kann allerdings nur eine dieser Fähigkeiten auf einmal verwendet werden. Und sobald man eine neue Klasse dieser Fähigkeiten anlegt, kann man die alten Fähigkeiten nicht mehr verwenden
Um Rhues Attribute zu verbessern muss man außerdem Notch Items finden und diese anlegen damit sie durch Kämpfe absorbiert werden können, was am Anfang auf ein Item beschränkt ist, aber auf bis zu drei erweitert werden kann. Einige davon sind außerdem gut versteckt, genau wie ein paar Blade Arts welche für das zweite Kampfsystem von Relevanz sind.
Bei diesem handelt es sich um ein Duell-System das auf einem Schere-Stein-Papier-Prinzip funktioniert. Und das ist leider ein gewaltiges Problem. Einen Großteil der Reihe über es ist nämlich viel zu sehr vom Glück abhängig ob man gewinnt oder nicht. Erst gegen Ende, wenn man alle Slots mit Blade Arts füllen kann und gleichzeitig mit Notch Items die Chancen gesteigert hat, dass die Fähigkeiten überhaupt zum Einsatz kommen, kann man einigermaßen taktisch vorgehen. Man kann in den meisten Fällen zwar auch weiterspielen selbst wenn man verlieren sollte, aber es ist halt trotzdem etwas suboptimal.
Das normale Kampfsystem kann teilweise aber auch sehr nervig sein. Man wird zwar nach jedem Kampf geheilt, schon weil es keine Items gibt, aber dafür dauern viele Kämpfe auch einfach viel zu lange, was vor allem in der letzten Episode in furchtbarem Gegrinde ausartet. Man kann die Kämpfe zwar deaktivieren, was ich am Ende oft gemacht habe, aber das ist natürlich kein Ersatz für ordentliches Balancing.
Pro:
- Hier und da gibt es ein paar nette Rätsel.
- Es gibt zwar nur wenige eigens komponierte Songs, die sind dafür aber richtig gut.
- Eine interessante Story voller Foreshadowing die auf ein fantastisches Finale hinausläuft.
- Man kann sowohl die Kämpfe als auch alle Rätsel von den meisten Speicherpunkten aus deaktivieren.
- Es gibt viele kleinere Änderungen innerhalb der Story die davon abhängen wie man sich an bestimmten Stellen verhält.
Contra:
- Es gibt einige richtige nervige Rätsel und Minispiele, vor allem in der letzten Episode.
- Das taktische Kampfsystem ist für Bosskämpfe zwar gut geeignet, bei normalen Kämpfen kann es auf Dauer aber etwas anstrengend sein.
- Das Duellsystem ist einen Großteil der Reihe über viel zu sehr von Glück abhängig da man erst gegen Ende genug Möglicheiten besitzt um tatsächlich taktisch vorzugehen.
- Wer sich Antworten auf alle Fragen erhofft, der wird auf jeden Fall enttäuscht werden. Die wichtigsten werden zwar beantwortet, es gibt aber auch viele deren Antworten nur angedeutet werden, wenn denn überhaupt.
Fazit:
The Way ist keinesfalls perfekt, aber das war mir schon bewusst als ich die Reihe das erste Mal beendet hatte. Wie nervig einige Abschnitte tatsächlich waren, ist mir aber offensichtlich entfallen. Bei der Story hat Lun Calsari sich aber viel Mühe gegeben, auch wenn das Finale nicht unbedingt das ist, was viele sich erhofft hatten. Ich mag das Ende zwar trotzdem, aber mich hätte durchaus interessiert was seine ursprünglichen Pläne für die Reihe waren. Ist dementsprechend also nicht das beste RPG-Maker Spiel, und in Sachen Gameplay auch nicht unbedingt empfehlenswert, aber für die Story könnte es sich durchaus lohnen. Ist dank der eingebauten Cheats auch kein Problem, aber ob es einem komplett auf die Story reduziert dann auch gefällt, ist natürlich etwas anderes. Es kommen zwar einige Posen zum Einsatz, aber wirklich bombastisch ist das Spiel jetzt auch nicht inszeniert.
Insgesamt würde ich der Reihe aber trotzdem 3,5 / 5 Punkten geben.