![]()
Gestartet
Beendet
System Spielzeit
Erwartung
Wertung 07.07.2018 10.07.2018 PC 17:20h ★★ ☆☆
★★★☆☆
Warum gerade dieses Spiel?
Manchmal hat man einfach Lust, sein Gehirn abzuschalten und anspruchslose Kost von etwas zu spielen, mit dem man bestens vertraut ist. Im JRPG-Bereich gehören die Kemco-Spiele zu den besten Titeln, die man für diesen Zweck nutzen kann. Sie orientieren sich alle an der bewährten Formel klassischer JRPGs, spielen sich zügig und motivierend und sind nicht unsäglich lang. Allerdings sind sie auch unheimlich generisch und bieten wenig Erinnerungswerte.
Alphadia Genesis ist eines der beliebteren Spiele unter den Dutzenden Kemco-RPGs. Kemco entwickelt die Spiele übrigens nicht selbst, sondern hat vier Studios unter seiner Haube und agiert nur als Publisher. Alphadia Genesis wurde wie viele andere der Spiele von EXE-Create entwickelt, die häufiger auf verhältnismäßig umfachreiche, dialoglastige Spiele setzen, die spielerisch nicht besonders innovativ sind, aber trotzdem Spaß machen.
Erlebnisse beim Spielen
Die Geschichte dreht sich in erster Linie um Klone und ihre Existenzberechtigung in der Welt. Relativ ausführlich wird dem Spieler die Hintergrundgeschichte der Klone und des Klon-Kriegs vor 15 Jahren nähergebracht und man hat auch selber ein Klon-Mädchen in der Party. Das Hauptthema des Spiels ist der freie Wille, den auch die Klone nach und nach für sich entdecken. Insgesamt besteht die Party aus sechs Figuren: Ein typischer Hauptcharakter, seine quirlige, kleine Schwester, die zugleich eine renommierte Forscherin ist, ein zunächst emotionsloses Klon-Mädchen, eine Prinzessin und ihr stets eifersüchtiger Begleiter und ein erwachsener Mann (35+) aus den Bergen.
Die Charakterdesigns gefallen mir recht gut. Die weiblichen Charaktere gehen etwas in Richtung Moe, aber nicht so sehr, dass ich es abschreckend finde, und die Charakterportraits haben eine Menge Details und sind schön koloriert. Die Figuren sind größtenteils auch recht sympathisch, die Dialoge lebendig geschrieben und zahlreich und die Interaktionen zwischen den Figuren machen Spaß. Auch die Antagonisten werden nicht nur einseitig beleuchtet und haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Zwar wirken manche Wandlungen überhastet oder unglaubwürdig, doch im Großen und Ganzen überzeugt der Cast.
Die Handlung selbst kann auch mit einigen Wendungen aufwarten, von denen aber keine groß überraschen sollte, wenn man schon ein paar RPGs gespielt hat. Leider ist die Präsentation recht sparsam. Zwar wird etwas mit Sprite-Bewegungen gespielt und die Portraits haben verschiedene Gesichtsausdrücke, doch wirklich eindrucksvolle Szenen gibt es keine und die musikalische Untermalung ist zwar zweckdienlich, aber die Musik wiederholt sich zu oft und wichtige Szenen fühlen sich dadurch zu austauschbar an. Selbst während der Credits läuft Musik, die man im Spiel schon zigmal gehört hat. Das ist etwas schade, denn die Dialoge sind teilweise echt nett geschrieben – durch eine bessere Präsentation wären mir die Figuren vielleicht sogar ans Herz gewachsen.
Spielerisch ist alles bewährte Kost. Ein klassisches, rundenbasiertes Kampfsystem (in 3D – während das Spiel selbst in 2D ist). Spielt sich flott, gibt ein Skillsystem, das nicht ganz uninteressant, aber auch nicht sonderlich spannend ist. Bossgegner sind auf Normal teils recht fordernd, allerdings kann man das System mit einigen Accessoires auch recht gut exploiten. Die gab es in der Handyversion wohl per Mikrotransaktion zu kaufen, sind in den anderen Fassungen aber auch so implementiert. Zwar kann man sie nicht für Geld kaufen, aber in jedem Gebiet befinden sich ein bis zwei gut versteckte "Glitzerpunkte". Hat man genug von diesen Punkten gesammelt, kann man sie umtauschen. Die Accessoires sind z.B. "ATK und VIT + 60 %, doppelter Schaden" oder "kein Schaden mehr durch Skills und Magie erleiden, aber 1,5-facher Schaden durch normale Angriffe". Damit kann man das System zwar nicht komplett aushebeln, da einige der späteren und optionalen Bosse wirklich nicht schwach sind, aber das macht schon einen großen Unterschied.
Das Dungeondesign ist auch sehr nach dem Lehrbuch. Kleine Rätsel sind vorhanden, aber sehr sparsam. Die Dungeons selbst sind nicht übermäßig groß, aber eine halbe Stunde läuft man schon mal drin rum. Die Spielwelt ist insgesamt recht groß und hat viele Städte und Dungeons zu bieten – natürlich verbunden über eine klassische Weltkarte, die man mit Flugschiff bereisen kann.
Grafisch wirkt das Spiel ziemlich billig, zumindest was die Umgebungsgestaltung angeht. Charakterdesigns gefallen, die 3D-Grafik in Kämpfen ist zwar simpel, aber funktioniert durchaus.
Es gibt ein True End, für das man nach dem normalen Ende noch mal ein paar Stunden weiterspielen muss. Da tut sich noch mal eine ganze Menge. Beide Enden sind aber relativ "happy".
Fazit
Alphadia Genesis ist ein äußerst generisches, aber nicht unbedingt schlechtes RPG. Visuell und spielerisch erinnert es an 16-Bit-RPGs der SNES-Zeit, ist aber durch Komfortfunktionen und flottes Gameplay relativ casual. Handlung und Charaktere sind erstaunlich präsent und die Dialoge teils recht charmant geschrieben. Die billige Präsentation zieht das Spiel aber leider runter. Unterm Strich ist es ein sehr kurzweiliges, nettes Spiel für zwischendurch, das aber nicht lange im Gedächtnis bleiben wird. War aber definitiv deutlich besser als mein erstes Kemco-Spiel, End of Serenity.