Pokémon – Let's go, Evoli! (Switch)



Pokémon blau, rot und gelb sind so ein Stück Kindheit von mir. Sie waren quasi meine ersten Ost-RPGs und ich habe sie ständig gespielt – allein, mit Freunden (z.B. auf dem Schulhof – damals war man bei so etwas noch viel lockerer, wobei ich mal behaupte, dass das Spiel recht kommunikativ war) und ich habe sogar an einem in echt stattfindenden Turnier teilgenommen. Letzteres allerdings mit … mittelmäßigem Erfolg. Außerdem habe ich dieses Sammelkartenspiel gespielt, allerdings waren die Leute, die es ebenfalls gemacht haben, oft solche Nerds, dass man kaum gewonnen hat. Ich habe letztendlich häufig mit einer Freundin „unentschieden“ gespielt, da dadurch beide Punkte bekommen haben. Dieses Spiel gab es auch für den Gameboy, worauf es noch mehr Spaß gemacht hat (ich will das mal wieder spielen). Und die Anime-Serie habe ich natürlich auch geguckt.


Wie es mit Kindheitslieben aber oft so ist, vergehen sie irgendwann – und so war es bei mir und Pokémon. Ich habe alles mögliche an Zeug abgegeben, wenn man von den Spielen absieht, die bei einem Einbruch geklaut wurden (ich warte immer noch darauf, dass die Bastarde wiederkommen, damit ich ihnen mal meine Gastfreundschaft zeigen kann. Wer Kinder beklaut, ist mal echt Abschaum, von der restlichen Sache mal abgesehen). Danach habe ich jahrelang kein Spiel aus dieser Reihe mehr gespielt, erst 2014 habe ich mir mal Pokémon Y angesehen, das mich gut unterhalten, aber nicht umgehauen hat.
Mit den ersten drei Spielen verbinde ich aber doch noch einiges, was so weit geht, dass ich noch die Namen von beinahe allen 150 Viechern weiß. Dass es eine Neuauflage davon gibt, hat mich dann irgendwie neugierig gemacht.

Handlung
Hier hat sich nicht viel verändert. Man ist ein namenloser Pokémontrainer, der sich auf die Reise macht, um möglichst viele Pokemon zu fangen und Champion der Liga zu werden. In dieser Version hat man jedoch die Auswahl, um man ein Junge oder Mädel sein will, was wahrscheinlich auch wieder nichts neues ist, wenn man mehr Spiele aus der Reihe gespielt hat als ich (ich weiß zumindest, dass es in Y auch schon so war).


Die größte Änderung: Gary ist jetzt nett - verkehrte Welt.
Ansonsten braucht man von der Handlung dieses Spiels nicht zuviel erwarten, aber das macht wohl auch niemand. Alles erfüllt hier seinen Zweck und es macht Spaß, die Welt zu durchreisen und verschiedene Pokémon zu sehen/fangen/wasauchimmer.

Gameplay usw.
Das Spiel bietet an sich keine große Abwechslung. Man reist von einem Ort zum anderen, trainiert seine Pokémon, fängt neue und kämpft immer öfter gegen andere Charaktere. Die Fangmechanik hat sich in diesem Spiel verändert: In den alten Spielen kämpfte man noch ganz normal gegen wilde Pokémon, in diesem Ableger bewirft man sie schlicht mit Pokébällen und ggf. auch noch Früchten, damit man sie leichter fangen kann (davon habe ich aber irgendwie nichts gemerkt). Alles in allem ist das hier eine sehr simple Mechanik und der aus dem Originalspiel unterlegen; in letzterem war das Fangen noch anspruchsvoller, da man u.a. gucken musste, ob man ein Pokémon nicht erstmal zum Schlafen bringt o.ä. In „Let's go“ ist es höchstens etwas nervig, wenn ein Vieh, das man vorher ganz einfach fangen konnte, beim zweiten Mal zehnmal und öfter wieder aus dem Ball herauskommt. An sich ist diese Mechanik aber zweckmäßig und es geht schlimmer, letztendlich konnte ich mit dieser Änderung leben. Man fängt auf jeden Fall schneller etwas.


Spaß gemacht hat mir die Erkundung der Welt, die sich graphisch sehr verändert hat, wobei Orte aber immer noch wiedererkennt. Irgendwie haben die Entwickler es geschafft, das Gefühl des Originalspiels beizubehalten und dem Spiel trotzdem einen neuen Anstrich zu verpassen.

Etwas nervig fand ich, dass man in den zweiten Spielhälfte mit Kämpfen zugeworfen wird – die Balance gelingt im ersten und letzten Spielteil besser, die eher eine Mischung aus Kämpfen, Dialogen und dem Fangen von Pokémon bieten. Pokémon-Spiele sind ja nie besonders anspruchsvoll, was auch diesmal wieder so ist; spätestens mit einem Angriff, gegen den der Gegner schwach ist, macht man alles beim ersten versuch platt. Aber irgendwie gehört das dazu und hat mich nicht gestört.

Was ich nicht zwingend brauchte, sind die Möglichkeit, Evoli anzuziehen (ich musste dabei ein wenig an Leute denken, die ihren Hunden solch lächerliche Sachen anziehen) und diese Bonbon-Mechanik, die beinhaltet, dass man jeweils nur eins benutzen kann, was sich echt zieht, man man eine zweistellige Anzahl im Inventar hat. Diese Go-Bezüge bräuchte ich auch nicht, aber das ist wohl Trends der heutigen Zeit geschuldet.

Im Großen und Ganzen fühlte ich mich aber gut unterhalten – es machte mir Spaß, diese Welt noch einmal zu bereisen und ich habe letztendlich 148 Pokémon gesehen und 119 gefangen. Wenn man die alten Spiele mochte, wird man auch dieses mögen – selbst zig Jahre später.

Eine Sache noch am Rande: Ich dachte immer, das E-Werk wäre kein optionaler Ort und war entsprechend überrascht, dass man es auch nach dem Beenden der Liga erst erkunden oder ganz auslassen kann. Ich könnte wirklich nicht sagen, ob das schon immer so war...

Und noch eine Sache: Man hätte die üblichen Cheats mit ins Spiel nehmen sollen. Mew, Missingno. und die ganze Rätselei darum gehören einfach dazu.

Graphik & Musik
Dass sich Let's go, Evoli ziemlich vom Gameboy-Original unterscheidet, ist wohl klar. Das Spiel macht einen soliden, hübschen Eindruck, allerdings erkennt man als Spieler der Originale die Orte noch gut wieder. Alles ist farbenfroh und sieht ganz nett aus, eben zu Pokémon passend.


Die Musik hat mir gut gefallen und macht Laune, war insofern eine positive Überraschung. Vor allem die Kampfmusik ist sehr stimmig.

Fazit
Das hier ist ein Spiel, das sich heftig bei der Nostalgie von Leuten anbiedert, die als Kinder die ersten Pokémon-Teile gespielt haben. Ist das schlecht? Nö. Ich hätte nicht gedacht, dass mir ein Spiel aus dieser Reihe noch einmal richtig Spaß macht und das hat Let's go, Evoli geschafft. Wahrscheinlich werde ich mir doch mal die anderen Spiele ansehen, angefangen bei Silber und Gold. Und ich brauche dieses Sammelkartenspiel. *hust*

Insgesamt: 8/10
Spielzeit: 20 Std.