Valkyria Chronicles 4 (PS4)


Nach „Azure Revolution“ hat wohl jeder gehofft, dass noch einmal ein richtiger Nachfolger für diese Reihe kommt und sie nicht gestorben ist. Der letzte, große Konsolentitel ist ja nun auch ein paar Jahre her und die PSP-Ableger kamen, obwohl sie nicht schlecht waren, nie wirklich an den ersten Teil der Reihe heran. So oder so gehörte das Spiel hier für mich zum Pflichtprogramm.

Handlung
Die Handlung ist wieder im gallischen Krieg angesiedelt, also parallel zu den Geschehnissen aus Teil 1 und 3. Während man darin den Konflikt vonseiten Gallias aus betrachtete, geht es diesmal um Claude und seine Kameraden aus dem Edinburgh-Squad der Atlantischen Föderation (man erinnert sich: das andere große Land, das vom Imperium angegriffen wurde). Ziel ist es, den Krieg gegen das Imperium zu beenden, indem dessen Hauptstadt eingenommen wird. Und präsentiert wird das alles als gelungene Charaktergeschichte rund um Freundschaft, Betrug, Verlust usw.


Gut unterhalten gefühlt habe ich mich auf jeden Fall. Die einzelnen Kapitel sind spannend, können oft genug überraschen und auch die Charaktere sind überwiegend gelungen. Vor allem einige Antagonisten sind in diesem Teil richtig gut (Klaus und Crimaria mochte ich z.B. total gerne).

Verbesserungswürdig ist leider die Verwendung von Klischees („Du hast ja eine Hose an wie ein Kerl!“ <- kein O-Ton), was aber irgendwie kein japanisches Spiel hinzukriegen scheint. Außerdem gibt es immer noch relativ viele Szenen, in denen nur die Köpfe der Charaktere miteinander reden – schade, da die komplett animierten Sequenzen richtig toll sind.
Letztendlich ist das aber kein riesiger Kritikpunkt, denn hier stimmt sehr viel.

Noch eine Beobachtung am Rande, die sich nicht direkt auf diese Version des Spiels bezieht: Das Trophäensammeln in Spielen finde ich dumm, habe aber mal reingeguckt, weil da beim Aufploppen etwas Englisches stand. Die Übersetzung stand bei der Veröffentlichung des Spiels anscheinend schon (hänge nicht am Netz) und beinhaltet ein paar Stilblüten …. ich meine Pfuscherei.

Ein Charakter, der im Original Berger heißt, heißt darin auf einmal „Belgar“, aus Voltz wird „Walz“ und aus der Siegwall-Linie wird „Siegval“.
Wird nur mir schlecht dabei, wenn ich sehe, dass offensichtlich als Deutsch gedachte Namen (Atmosphäre und Hintergrund und so), die auch so im Spiel z.B. auf Karten benutzt werden, total verhunzt werden?
Stünden sie da nur in Katakana, könnte man noch überlegen, aber so doch nicht. Ich würde mich ehrlich gesagt nicht mehr wundern, wenn Claude in der englischen Qualitätsübersetzung auf einmal als „Cloud“ auftaucht.


Gameplay usw.
Hier hat sich gar nicht so viel geändert. Es gibt mit dem Grenadier eine neue Charakterklasse, die nicht unbrauchbar ist und einem auch mal andere Lösungen eines Problems ermöglicht. Ansonsten bekommt man hier die aus dem ersten Teil bekannte Rundenstrategie ohne besonders große Änderungen. Diese waren auch nicht nötig, denn das Kampfsystem spielt sich so frisch wie vor einigen Jahren und macht richtig Laune. Außerdem sind die einzelnen Missionen total unterschiedlich, ich habe mir zu keinem Zeitpunkt gedacht „Das kenne ich schon“, in jeder Mission gab es irgendetwas Neues zu sehen oder zu tun. Die beste Mission hat aber immer noch der erste Teil (der Kampf gegen Maximilians Riesenpanzer).

Ich hatte aber den Eindruck, dass das Spiel leichter geworden ist und habe z.B. die Unterstützung durch das Schiff, das man irgendwann bekommt, gar nicht benutzt, weil es schlichtweg nicht nötig war. Gut, mag sein, dass ich in diesem Spiel auch recht fit bin und es hat mich nicht zwingend gestört.
Die Steuerung könnte man noch etwas verbessern, weil sie zwischendurch mal leicht hakt, z.B. beim Klettern über Sandsäcke oder wenn man auf der Karte eine bestimmte Einheit auswählen will, neben der gerade zufällig ein paar andere stehen.


Insgesamt hat mir das hier richtig Spaß gemacht und nichts wirkt weichgespült oder so, als wollte man die große, dumme Masse mit Standardkram ruhigstellen. Jede Mission war toll (wenn auch nicht immer stressfrei) und jede Sequenz so, wie sie sein musste.

Graphik und Musik
Hier hat sich gar nicht so viel getan, weil das erste Spiel schon toll aussah. Das Spiel hat einen einigermaßen künstlerischen Anspruch mit Graphik, die man auch in Aquarellen finden könnte, Umgebungen und Charaktermodelle sind vielseitig und sehen gut aus. Außerdem gefällt mir dieser animeartige, „weiche“ Stil gerade wegen des – nur auf den ersten Blick – dazu unpassenden Kriegsszenarios.
Das Buch, über das man Missionen auswählt, sieht übrigens richtig klasse aus.

Die Musik ist stimmig, umfasst ein paar tolle Titel und gegen Ende wird auch mal das Thema des ersten Valkyria Chronicles aufgegriffen. Dessen Musik hatte noch etwas mehr „Druck“ dahinter, war für mich damit etwas eingängiger und packender, was aber nicht heißt, dass hier nicht auch eine gute Arbeit abgeliefert wurde.


Fazit
Valkyria Chronicles 4 bietet einem das, was die Reihe nach den PSP-Ablegern wirklich wieder gebraucht hat: Vielfältige, originelle Missionen, eine tolle Handlung und all das auf den großen Konsolen. Hätte ich nicht schon – das zugegebenermaßen total andere – Sen no Kiseki III gespielt – das hier wäre mein Spiel das Jahres.
Als Gesamtpaket hat mir dieses Spiel richtig viel Spaß gemacht und ich freue mich auf die Fortsetzung - gerne auch aus Sicht des Imperiums, damit man den Konflikt von allen Seiten beleuchtet hätte.


Insgesamt: 9/10
Spielzeit: ca. 24 Stunden