Eien no Filena (SNES)


Handlung
In Filenas Welt lebt der eine Teil er Bevölkerung ein gutes Leben, während andere einst zu einem untergegangenen Königreich gehörten und jetzt unterdrückt werden. Filena gehört zu Letzteren und wurde von ihrem Großvater zum Gladiator (offiziell männlich) ausgebildet. Tja, warum wohl?

Die Geschichte braucht glücklicherweise nicht lange, um im Fahrt zu kommen, bietet einiges an Intrigen, Spannung und wechselnde Charakterkonstellationen - was ich von einem nicht besonders gutaussehenden Spiel aus einer Zeit, in der Dialoge der Technik wegen eher kurzgehalten wurde, nicht erwartet hätte.


Das Erzähltempo ist dabei sehr flott und an einigen Stellen hätte die Handlung mehr Tiefe gebrauchen können, ich fand die Handlung aber durchweg spannend, wobei sie gegen Ende leider abflachte. Was etwas kurz kommt, sind Charakterisierungen, die einerseits zweckmäßig, andererseits aber auch sehr knapp gehalten wurden. So sind Charaktere wie Filena und Lila irgendwie in Ordnung, aber man hätte noch mehr daraus machen können. Wer sich außerdem hiervon eine große. lesbische Liebesgeschichte erhofft, dürfte auch enttäuscht werden (ich bin jetzt nicht davon ausgegangen, dass da sehr viel kommt, also war das ok). Mehr als „Sie ist meine Frau“ kommt da nicht und es wäre mehr drin gewesen. Ich gehe aber nicht davon aus, dass irgendwann mal aus Japan ein Spiel kommt, in dem solch ein Thema ausführlich und angemessen behandelt wird.
Ein Pluspunkt für Filena: Das Thema wird nicht lächerlich gemacht und mit dem üblichen Sexismus so dargestellt, dass es für die Tonne wäre. 1,2 peinliche Brustsprüche gibt es leider trotzdem – dennoch wenig im Vergleich zu dem, was man heutzutage ertragen muss.

Insgesamt ist die Handlung für ein SNES-Spiel aber definitiv gut und wird auch gut erzählt.

Gameplay usw.
Eien no Filena hat ein klassisches, rundenbasiertes Kampfsystem, das Spaß macht und sich interessanterweise einigermaßen zügig spielt. Man kämpft gezwungenermaßen ziemlich viel in diesem Spiel (die Zufallskampfrate ist der Abgrund – dazu gleich mehr), aber gestört hat es mich eigentlich nie.
Was ich etwas gewöhnungsbedürftig fand, ist, dass man Spezialangriffe nur nutzen kann, wenn man die richtige Waffe ausgerüstet und sich dann noch während des Kampfes durchs Menü geklickt hat. Das fand ich ziemlich umständlich und brauchte eine Weile, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Wobei man viele Angriffe sowieso nie benutzen muss, da die Schwierigkeit des Spiels relativ niedrig ist.


Sämtliche Menüs, allen voran das Inventar, lassen sich leider nur sehr umständlich bedienen, was sich bis zu den Menüs von Händlern zieht, bei denen man auch irgendwie immer einen Knopfdruck zuviel loswerden muss.

Ansonsten ist das Spieltempo zügig, was ich nicht als negativ empfand und man bekommt eine nette Mischung aus Kampf, Exploration und Städten inkl. Dialogen. Hier störte allerdings hin und wieder, dass einem manchmal nicht klar ist, wohin man muss bzw. wenn man weiß, wohin man muss, man manchmal nicht mehr weiß, wo x denn nochmal war. Ok, das war jetzt wahrscheinlich so kompliziert wie im Spiel selbst. Also: Man bräuchte eine anständige Karte und ggf. eine Schnellreisefunktion, um ständiges Zurücklaufen zu Orten, an denen man schon einmal war, zu vermeiden. So war es ok, aber es wäre schöner.

Was damit zusammenhängt und mir hinterher einigermaßen auf die Nerven ging, ist die hohe Rate an Zufallskämpfen. Man kann manchmal keine drei Schritte gehen ohne kämpfen zu müssen und das wird noch schlimmer, wenn man rennt. Die Lust daran, Orte noch einmal zu besuchen oder Dungeons weiter zu erkunden ging mir dadurch komplett verloren. Wie ich oben ja schon geschrieben habe, sind die Kämpfe gar nicht schlecht, aber eigentlich gehört, wer auch immer die Zufallskämpfe verbrochen hat, verknackt!

Noch etwas, was mich ca. 2 Stunden lang verfolgt hat: Man hat zwischendurch ein … Problem, was einen Charakter beeinträchtigt und sich durch tolle „Effekte“ beim Laufen bemerkbar macht, d.h. man sieht den Bildschirm alle paar Sekunden verpixelt. Handlungstechnisch mag das Sinn ergeben und es ist ja toll, dass die Entwickler sich überlegt haben, wie man das zeigen kann, aber ich fand es einfach nur nervig. Und das wurde wirklich 2 Stunden lang durchgezogen…

Davon ab spielt sich Filena für sein Alter aber ziemlich rund und macht auch Spaß, wenn man keine Nostalgiebrille aufhat (hatte ich nicht). Leuten, die die schöne alte RPG-Zeit vermissen, würde ich es auf jeden Fall empfehlen.

Graphik & Musik
Eien no Filena sieht zweckmäßig aus und in meinen Augen heutzutage nicht mehr ganz ansprechend, aber es gibt durchaus schlimmere Spiele, die ähnlich alt sind. Musikalisch ist auch alles zweckmäßig, aber ansonsten nicht weiter interessant.

Fazit
Meine Erfahrungen auf SNES-RPGs beschränken sich auf Final Fantasy und neuerdings auch Secret of Mana (das ich aber fürchterlich fand), denn die SNES-Zeit verbrachte ich eher mit Super Mario. Filena hätte ich wahrscheinlich nie angerührt, bin aber froh, dass ich es gemacht und noch einen weiteren, guten Vertreter aus der Zeit kennengelernt habe. Abseits von ein paar nervigen Punkten machte es mir Spaß und Lust darauf, mir mal weitere SNES-RPGs anzugucken.

Insgesamt: 7/10
Spielzeit: 10 Std.