Ni No Kuni II: Schicksal eines Königreichs
Eigentlich habe ich ja gar keine Lust dieses Review zu schreiben, einzig und allein, weil Ni No Kuni 2 mir keinen Spaß gemacht hat. Nach FFXV und dessen Bericht den nächsten Bericht über ein schlechtes Spiel zu schreiben, nagt etwas an meiner Motivation. Deshalb entschuldige ich mich im Voraus, falls der Text sich mühselig und lustlos liest. Ich habe immerhin versucht mich kurz zu halten, auf lange Ausschweifungen oder sarkastische Texte habe ich daher so gut wie verzichtet. Den Vorgänger habe ich übrigens nicht gespielt.
Story
Ni No Kuni 2 hat eine Story ja, aber leider sehr spärlich und sie wird auch ihrem Szenario nicht wirklich gerecht. Grundprämisse ist, dass man nach einem Putsch sein eigenes Königreich gründet, aufbaut und dann zu den anderen Reichen reist und sich verbündet, um den Weltfrieden zu sichern. Man führt Schlachten, reist viel in der Weltgeschichte herum, sieht abwechslungsreiche Orte und Landschaften und doch bleibt das Spiel auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Königreiche werden zu schnell abgespeist, man löst hauptsächlich nur ein kleines Problem, welches das jeweilige Königreich plagt und schon hat man das Bündnis in der Tasche. Von irgendwelchen Intrigen (ausgenommen vom Prolog), Machenschaften und sonstigen spannenden Ereignissen bleibt die Handlung verschont. Einzig Kapitel 7 war mal wieder eine nette Abwechslung, abgesehen davon, das es sehr vorhersehbar war aber das war egal. Generell wird vieles nur sehr kurzgehalten, man wird in der Story schnell von einem Punkt zum nächsten gejagt. Die Tatsache, dass die Gruppe immer sofort weiß was sie tun muss, zeugt nicht unbedingt von Realistik. Ich hatte ständig das Gefühl, dass das Spiel vieles in Kinderaugen sieht. Klar, es ist in erster Linie eine Art Märchenspiel, aber der Geschichte fehlt einfach die Herausforderung und die Schwierigkeit. Guckt euch die Kinderparty mal an, die man steuert: Genau diese Gruppe schafft es ruckzuck ein kleines Königreich zu gründen. Zudem waren einige Inhalte der Handlung für mich all zu weit hergeholt: Da wird man durch einen Putsch vom eigenen Königreich vertrieben, der Vater ermordet und was passiert am Schluss? Evan möchte auch mit diesen Leuten ein Bündnis schließen, als wäre nie was geschehen. Da war das Spiel bereits für mich an einen großen Tiefpunkt angelangt. Oder dass man eine Welt ohne Kriege und Gewalt erschaffen will, aber dies genau mit Gewalt versucht zu erreichen.
Von den Charakteren kann ich leider auch nicht viel Gutes berichten. Evan lass ich mal aus, einen so blassen und langweiligen Charakter sieht man selten. Der kann bei seinem nächsten Spiel ein neues Königreich mit Noctis aus FFXV gründen, die zwei passen gut zusammen. Von den restlichen hat mir nur Roland gefallen, leider geht bei ihm auch etwas an Ernsthaftigkeit flöten. Für mich nimmt er seinen Aufenthalt in der neuen Welt zu schnell hin, geschweige dass er es je hinterfragt hat. Naja, der Rest ist einfach nur 08/15 und pure Langeweile.
Gameplay
Spielerisch macht Ni No Kuni 2 schon Spaß, aber bei mir nur in den ersten Spielstunden. Es ist zwar abwechslungsreich, aber es nützt sich zu schnell ab, weil dem Spiel die Herausforderung fehlt. Dadurch muss man sich erst gar nicht mit bestimmten Features wie z.B. den Kampfpunkten, Truppenaufwertungen usw. befassen, weil es einfach nur irrelevant ist. Die Kämpfe selbst machen zwar auch Laune, aber auch hier fehlt die Schwierigkeit. Viele hier haben geschrieben, dass sie haushochüberlegene Monster ohne Weiteres killen konnte und ja dem stimme ich zu. Einzig und allein ein bestimmter Boss hat mich tierisch genervt. Nicht weil er zu schwer war, aber wenn ständig ich sein Ziel seiner Attacken bin, nervt das. Da konnte ich noch so weit wegstehen, meine Kameraden waren wie Luft für ihn (ist übrigens der Boss im 5. Screenshot, der Riesenoktopus).
Einen Kritikpunkt, den ich hier explizit erwähnen will, ist der Ausbau des Königreichs. Man kann es ausbauen und erweitern, schön und gut, aber ab einem gewissen Punkt muss man das Königreich selbst auch upgraden. Hier hat man sich entschieden, dass das Königreich eine gewisse Anzahl von Bewohnern (Talenten) beheimaten muss, damit dieser Schritt ausgeführt werden kann. Und. Das. War. Einfach. Nur. Nervig! Ich hasse es, wenn ein Spiel mich dazu zwingt, wie ein Idiot in der Welt herumzurennen zu lassen und irgendwelche Nebenquests zu lösen, die mich null interessieren, damit ich eine bestimmte Anzahl von irgendetwas erreiche. Beim ersten Mal gings noch, ich hatte nach knapp 2h meine 25 Bewohner zusammen (eine bestimmte Anzahl hatte ich ja schon). Aber dass das Spiel dies im letzten Kapitel (!!) nochmal wiederholt und die Anzahl der benötigten Talente verdoppelt (!), war für mich der tiefste Punkt überhaupt. Hab das Spiel für einige Tage beiseitegelegt und nachdem sich meine Wut gelegt hat, neu in Angriff genommen. Weitere Erklärungen erspare ich an dieser Stelle, weil ich schon spüre, wie die Erinnerung wieder hochkommt. Dadurch habe ich das Spiel abgewertet, verdient in meinen Augen. Eine so künstliche Spielstreckung gehört abgestraft.
Ni No Kuni 2 ist ein sehr repetitives Spiel, vor allem in seinen Aufgaben. Selbst in der Hauptstory wird man sehr oft zum königlichen Laufburschen degradiert, und oft wegen Dingen, die nicht einmal ein Obdachloser vom Boden aufheben würde. Eine künstliche Spielstreckung ist hier nicht von der Hand abzuweisen.
Technik
Technisch ist das Spiel ein zweischneidiges Schwert. Mir hat die Animegrafik sehr gefallen, war auch einer der Gründe, warum ich es mir überhaupt besorgt habe. Ich hatte auch nie Bugs, Crashes oder ähnliches. Die Portierung ist dem Team also gut gelungen. Wo das Spiel aber massiv schlampt ist der Sound. Erstens die Synchro: Ich verstehe, wenn nicht alles synchronisiert worden ist - gibt genug Spiele welche die nur die wichtigsten Dialoge voll vertonen. Aber dass man die nicht vertonten Texte zu 90% mit einem unverständlichen "Ähm", "Ja", und solchen Wortlauten einleiten muss, grenzt für mich an Dummheit. Es nervt gewaltig, wenn man ständig solche Phrasen hört. Abstellen konnte man dies nicht. Anfangs habe ich das Spiel sogar noch mit englischer Vertonung gespielt, jedoch stimmten zu 90% die deutsche Übersetzung mit dem Gesprochenen überhaupt nicht ein. Irgendwann hat das (wieder einmal) sehr genervt, worauf ich auf die japanische Sprache umgestellt habe. Da ich kein japanisch kann, konnte ich mich so rein auf die Texte konzentrieren. Klingt banal in manchen Augen, aber glaubt mir, sowas kann einen schon auf die Eier gehen.
Auch die Musik ist so eine Sache. Zwar sind einige schöne Stücke dabei, aber die Wahl wann bestimmte Tracks abgespielt werden, war mir nicht so ersichtlich. Da schleicht man ruhig und still in der Kanalisation und plötzlich ertönt dieses eine nervige Orchester-Lied aus den Boxen, was mich schon das gesamte Spiel über begleitet (und genervt) hat. Und irgendwann gehen bestimmte Lieder einen so richtig auf den Sack, Goldorado kann davon ein Lied singen. Ne sry, aber musikalisch ist das Spiel auch nicht der Burner.
FAZIT: Kurz und schmerzlos: Ni No Kuni 2 ist kein gutes Spiel geworden.
Es mag auf dem Papier mit seiner Grafik und seinen Gameplayfeatures toll klingen, aber
mit jeder Spielstunde offenbarten sich immer mehr Schwächen, die teilweise in
extremer "Nervigkeit" mündeten. Spielerisch ist es nur purer Durchschnitt (hier wäre eine 5-6 drin gewesen),
doch mit den heftigen Designschnitzer (Musik, Königreichausbau, usw.) reiht es sich im unteren Bereich ein.
4 / 10
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