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So nachdem ich mit genug Alkohol ins neue Jahr hineingerutscht bin und meine Leber auch das letzte bisschen Promille aus meinem Körper verwertet hat, ist es wieder Zeit sich an die ernsten Dinge im Leben zu widmen: Der Start der JRPG-Challenge 2018! Die Wahl für mein erstes Spiel fiel alsbald spontan auf Toukiden 2, es stand so schön an erster Stelle auf meiner Liste. Außerdem haben mich die Screens sehr angesprochen und das Spielprinzip nach unkomplizierte Monsterhatz war sowieso genau das was ich gerade wollte. Toukiden 2 fiel zudem eine besondere Rolle zu, immerhin trägt es als erstes Spiel die Verantwortung und die Motivation für den weiteren Verlauf der Challenge. Außerdem sind dies meine ersten Schritte überhaupt in diesem Genre, mit Monster Hunter oder der Toukiden Reihe hatte ich also noch keinen einzigen (spielerischen) Kontakt. Daher gehe ich komplett neutral an Toukiden 2 heran, ohne irgendwelche Vergleiche oder sonstigem und bewerte es als das Spiel was es ist. Und bitte gebt mir ruhig Feedback, was euch an dem kleinen Bericht gefällt und was nicht, da ich frisch in der Challenge bin und den einen oder anderen Tipp sicherlich gut gebrauchen kann.
Story
Die Handlung setzt 2 Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers Toukiden: Kiwami an, den ich eingangs erwähnt habe, nicht gespielt habe. Dies ist auch nicht zwingend erforderlich, das Spiel erklärt auch Neuankömmlingen gut, was Sache ist und wirklich viel Tiefgang hat die Welt und ihre Geschichte sowieso nicht. Bei einem Angriff der Oni (so heißen die Monster in Toukiden 2), wird die Spielfigur durch ein Portal 10 Jahre in die Zukunft teleportiert, wo er im Dorf Mahoroba landet - natürlich ohne Erinnerung. Dort angekommen wird man schnell in die Gemeinschaft der Dämonenjäger (Slayer) aufgenommen und neben der Lösung der regionalen (Oni-)Problemen, liegt es nun auch am Spieler die eigene Vergangenheit zu lüften und einen Weg zurück in die eigene Zeit zu finden. Das ist grob gefasst die eigentliche Rahmenhandlung des Spiels, die im weiteren Spielverlauf um viele kleine Fäden erweitert wird. An dieser Stelle muss ich zudem gestehen, dass ich bei diesem Spiel eine schwache Story mit spaßigem Gameplay erwartet habe - einfach Monster kloppen und mit der Beute immer stärkere Waffen und Rüstungen craften. Doch Toukiden 2 hat mich mit seiner Handlung ziemlich überrascht, sie wird gut erzählt und macht konstant Laune sie zu verfolgen. Auf der einen Seite beinhaltet sie actionreiche Momente mit interessanten Wendungen, auf der anderen Seite nimmt sie sich die Zeit auch seine Begleiter näher zu erläutern. Sie haben alle eine Art Mini-Gefährtenquest, wo die persönlichen Probleme und Vergangenheiten der Gefährten behandelt werden, welche gelungen in die Hauptstory eingebunden wurden sind. Sehr positiv! Zwischendurch wird die Story auch mit nicht-storyrelevanten Quests aufgelockert, die gut in das Setting hineinpassen ohne dem Spiel unnötig ein Bein zu stellen. Leider geizt Toukiden 2 mit echten Render-Sequenzen im Spiel, vor allem zu Beginn. Die sehr vielen Dialog-Sequenzen sind nämlich recht langweilig inszeniert, selbst wenn gerade etwas Actionreiches passiert, stehen die Charaktere oft nur bewegungsarm im Kreis herum, als würden sie beten. Hier und da kniet mal eine Person nieder, doch damit wurden dann schon alle möglichen Muskeln beansprucht, die es gibt. Die Spielfigur selbst nutzt sogar noch weniger Muskeln als seine Begleiter - sie ist nämlich auch noch stumm.
Die eigentliche Handlung endet zudem mit Kapitel 6. Es gibt noch ein Postgame-Kapitel, diese beinhaltet aber keine Storymissionen mehr. Hier kann man noch in der Welt herumstreifen und zusätzlich alle Herausforderungs-Missionen absolvieren (was dann schlussendlich auch Kapitel 7 erfolgreich beendet). Das habe ich mir aber getrost gespart. Deshalb hatte ich das Spiel relativ schnell durch, laut interner Spielanzeige knapp 15 Stunden. Langsame Spieler, die gerne alle Quests erledigen und auch für die Sammelquests nicht zu schade sind, dürfen ruhig einige Stunden draufpacken. Die Nebenquests habe ich jedoch alle neben liegen lassen, da diese ausschließlich aus "Töte dieses Monster!" oder "Bringe mir x Stück davon!" Aufträgen besteht. So hoch war der Suchtfaktor bei mir doch wieder nicht, damit ich mir das antue.
Gameplay
In Vergleich zum Vorgänger besitzt Toukiden 2 eine Open-World. Diese ist bevölkert mit den unzähligsten Oni, von klein bis groß. Im Zentrum steht das Dorf der Dämonenjäger, welches als Anlaufstelle für diverse Aktivitäten steht (Shop, Schmied, Quests, etc). Die Welt fand ich nicht so prickelnd und wirkt in vielerlei Hinsicht uninspiriert. Es gibt zwar unterschiedliche Regionen (Wüste, Wiesenfelder, usw.) aber die Umgebungen selbst glänzen mit wenig Abwechslung. Man kann sich im Kreis drehen und die Landschaft sieht unverändert aus. Das Kampfsystem macht sehr viel Laune, leider dauern dafür die Kämpfe elendig lang mit den großen Oni, ohne das sie wirklich eine spielerische Herausforderung darstellen. Keine Frage, Spaß machen sie schon, aber man sucht halt bald nach etwas Nervenkitzel und von Taktik fehlt auch jede Spur. Lediglich draufkloppen bis die Finger bluten. Dank der "Dämonenhand", einem nützlichen Gadget, kann sich der Held schnell an bestimmte Körperteile der Oni heranziehen und so außergewöhnliche Luftattacken durchführen. Und auch außerhalb des Kampfes kann man sich damit auf steilen Felswände emporziehen und diese so überwinden.
Das Skillsystem stellt sich auf den ersten Blick als sehr interessant dar, welches wie folgt funktioniert: Man hat drei Kartenslots, die man mit gewissen "Mitamas", sog. Heldenkarten, befüllen kann. Diese bekommt man nach erfolgreichen Bosskämpfen oder sonstigen bestimmten Ereignissen als Belohung. Es gibt unterschiedliche Mitama-Typen, beispielsweise Angriff, Heilung, Verteidigung, Glück usw. So und jetzt kommt der Kniff: Der erste Slot stellt vier Skills (aktiv + passiv) zur Verfügung, der zweite Slot löst eine passive Boni aus wenn eine bestimmte Bedingung erfolgt und der der Slot stellt einen mächtigen Buff zur Verfügung. Je nachdem wo ich meinen Mitama platziere, werden unterschiedliche Skills freigeschalten, die ich im Kampf einsetzen kann. Ich habe relativ schnell meine perfekte Kombination herausgefunden, da ich viele Typen für ziemlich sinnlos erachte. Wer aber gerne experimentiert, wird an diesem System durchaus seinen Spaß haben.
Mehr Spaß gemacht hat mir wiederum das Craften. Es macht einfach Laune immer bessere Waffen und Rüstungen zu craften und sich damit zu schmücken, um für den nächsten Kampf gewappnet zu sein. Zudem sehen sie auch sehr stylisch aus, nicht viele japanische RPGs erlauben einen optischen Ausrüstungswechsel wenn man die die Kostüme außen vor lässt. Das Spiel geizt auch nicht mit den Waffen und Rüstungen. Es gibt alleine 12 verschiedene Waffentypen, angefangen mit einfachen Schwerten bis hin zu Kettenklingen. Ich selbst bin kein Freund von exotischen Waffen oder gar Fernwaffen, weshalb ich das Spiel nur mit Schwertern durchgespielt habe. Den Multiplayer habe ich komplett unberührt lassen.
Technik
Auf der technische Seite präsentiert sich Toukiden 2 sehr altbacken, obwohl das Spiel nicht einmal ein Jahr alt ist. Das Spiel erschien u.a. auch für die PlayStation 3 und die PlayStation Vita und das merkt man dem Spiel an vielen Stellen an. Von der beste Seite zeigt sich das Spiel hier noch beim Kampfsystem, die Effekte sind wuchtig und unterstreichen die harten Fights mit den Riesenoni. Der Port auf den PC ist den Japanern rundum gelungen, ich hatte keinen einzigen Bug oder Absturz. Auf der musikalischen Ebene reißt das Spiel keine Bäume aus, blamiert sich aber auch nicht. Hier und da sind einige Stücke dabei, die in den besonderen Szenen des Spiels sehr gut zur Geltung kommen aber mehr nicht. Wenn man aber über 15 Stunden lang die gleiche Musik im Dorf hört, hat man irgendwann genug. Dass das Spiel nur eine japanische Synchronisation besitzt hat mich nicht gestört, da die Sprecher ihre Rolle richtig gut machen. Leider hat man es versäumt die freien Unterhaltungen zwischen den Partymitglieder während der Erforschung der Welt zu übersetzen.
FAZIT: Toukiden 2 macht es mir nicht leicht. Im Kern ist ein nettes Spiel, das durchaus Spaß gemacht hat.
Aber wären da nicht diese unnötigen Krankheiten, die das Gesamtbild etwas trüben.
Die Optik zeitgemäßer, die Handlung intensiver erzählt, die Welt lebendiger und das Spiel wäre eine Granate geworden.
So bleibt es bei einem netten Monsterhatz-Spiel, mit einer unterhaltsamen Geschichte aber auch viel Luft nach oben,
die locker mehr als 20 Stunden am Bildschirm fesselt.
6 / 10
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