Ys VIII: Lacrimosa of Dana
So, letztes Spiel der Challenge und meine Wahl fiel auf Ys 8. Erstens wollte ich schon immer ein Ys Spiel zocken und zweitens hat es zeitlich gut hineingepasst. Ein 3D-JRPG Spiel aus dem Hause Falcom sehe ich immer gerne, insbesondere da sie mir mit den ersten beiden Cold Steel gezeigt haben, dass sie Spiele entwickeln können. Na ja nach knapp 22 h muss ich ernüchternd feststellen: Zu früh gefreut lieber Rusk! Aber aller der Reihe nach... Ach ja es folgt demnächst noch ein richtiges Abschlussfazit für die Challenge selbst. Hab noch das starke Bedürfnis meinen Ärger Luft zu machen. 
Story
Mir hat die Geschichte von Ys 8 grundsätzlich gut gefallen. Man strandet auf einer fremden Insel, muss andere finden und gründet schlussendlich ein kleines Robinson Crusoe Dorf. Nebenbei erforscht man die Insel, und geht dem Geheimnis der mysteriösen Insel, die mit zahlreichen Dinosaurier bevölkert ist, auf die Spur. Soweit so gut, doch ich hatte meinen Spaß nur in den ersten Dreiviertel des Spiels. Im letzten Viertel hat mir die Story eine zu krasse Wendung gemacht und sich zu weit von ihrem ursprünglichen Handlungsstrang entfernt. Am Ende war alles nur mehr an den Haaren gezogen, hat keinen Sinn gemacht und wurde zu verwirrend. Ne so nicht, mit jeder Minute wurde es nur mehr nerviger und ich ersehnte das langersehnte Finale. Schade, schade. Das Ende ist auch unbefriedigend.
Ok über die Story kann man streiten, und dreiviertel der Spielzeit klingt ja eh nicht schlecht. Wo das Spiel aber massiv schwächelt, sind seine Charaktere. Gott sind die langweilig und uninteressant. Das liegt daran, dass man kaum etwas über sie erfährt und nicht wirklich mit ihnen interagieren kann. Ein Beispiel: Hummel läuft einem zufällig über den Weg, schließt sich ohne lange Worte an und fertig. Man erfährt zwar ganz wenig darüber wieso er auf der Lombardia war (dem Schiff, das im Prolog dann sinkt) mehr jedoch nicht. Abgesehen davon, dass er überhaut der langweiligste Charakter von allen ist, wars das. Erinnere ich mich an Cold Steel, war das anders. Man erfuhr viel über die Vergangenheiten, die Charaktere hatten wirkliche Ziele und Bewegungsgründe und auch Positives und Negatives. Man verbrachte auch viel Zeit abseits der Story mit ihnen und all das fehlt hier. Ich versteh ja das Ys 8 kein Cold Steel ist, aber immerhin gehts hier um Falcom und gewisse Ähnlichkeiten sind trotzdem da. Außerdem gibt das Setting so viel her, warum konnte man nie ein Event abseits der Story inszenieren, wo man bspw. eine Abendparty mit dem ganzen Dorf an dem Strand veranstaltet und alle einmal privat anquatschen kann? Das wäre so cool gewesen.
Schade fand ich auch, dass man seine Beziehung zu seinen Mitstreitern nicht vertiefen konnte. Eigentlich konnte man kaum etwas machen, lediglich hier und da ein Geschenk verschenken und so einen gewissen Wert erhöhen. Dieser kommt aber schnell an ein Maximum, sodass es schnell keinen Sinn mehr macht, hier weiter zu investieren (nebenbei ist er ziemlich unwichtig). Auch ist die Gruppe sehr klein und die Hälfte für die Tonne (*hust* Hummel oder diese kleine dumme Göre *hust). Dana gehörte sowieso zu den nervigsten überhaupt und Adol der Hauptchar? Tja, der ist einfach gar nichts. Der redet nämlich kein Wort und tut nichts, wie sollte ich mit ihm also identifizieren können? Meiner Meinung die größte Fehlentscheidung von Falcom, einen stummen Helden in einem solchen Spiel einzubauen. Der Rest, also Sahad und Laxia sind sympathisch, aber alle sehr klischeebehaftet.
Die Story selbst wird rein über Dialoge erzählt, spektakuläre Inszenierungen und actionreiche Szenen gibts nicht. Fand ich sehr schade, da besonders im letzten Viertel die Story mehr in Richtung Episch gehen wollte, aber die Art der Erzählung stagnierte. Meine Freude wurde sowieso im letzten Viertel gedämpft, habs ja schon erwähnt, dass mir die Story eine falsche Richtung einnahm. Dieses eine Viertel ist eine reine Spielstreckung, mehr nicht. Alle 3 Meter wird einem ein Boss vorgesetzt, was unglaublich langweilig war. Nebenbei erwähnt, waren auch die Abschnitte mit Dana so uninteressant und spielerisch mau. Man wird nur von A nach B geschickt und darf den unsinnigen und stupiden Dialogen von Dana lauschen, die sowieso keine Offenbarung für das Spiel sind. Was für ein nerviger Charakter.
Gameplay
Spielerisch macht Ys 8 viel Spaß. Das Kampfsystem ist diesmal actionorientierter und orientiert sich mehr an Tokyo Xanadu als den taktischen Gefechten von einem Cold Steel. Leider und das muss ich extra erwähnen, hat es wenig Tiefe. Im Grunde haut man nur immer feste drauf mit der Standardattacke und den Skills, mehr nicht. Ach und ab und zu ausweichen bzw. blocken. Da haben mir die Fights in Tokyo Xanadu eX+ besser gefallen, da gabs z.B. richtig fette Power-Skills (es gibt einen Light-Power-Skill in Ys 8 aber der macht das Kraut auch nicht fett). Kombos mit den anderen Chars gibts gar nicht. Immerhin kämpft man nicht allein, sondern mit zusätzlich zwei Mitstreitern, die ihre Sache nicht schlecht machen (man kann auch hin und her wechseln). Das ist auch kein Wunder, viel an Features bietet das Kampfsystem ja eh nicht, die man einsetzen könnte. Und bei jedem gefühlten 3. Levelaufstieg nen neuen Skill zu lernen, der sich kaum von den bereits gelernten unterscheidet, ist ja auch nicht wirklich spannend. Zusammengefasst macht das Kampfsystem Spaß, nur leider bleibt es immer gleich. Zudem kann man seine Helden ausrüsten, hier wird einem von Rüstungen Waffen, Accessoires einiges geboten. Solche Items findet man aber nicht in der Spielwelt, sondern muss man sich schmieden lassen. Zudem sind Waffen und Rüstung auf eine Art Set pro Spielabschnitt gebunden. Ist man etwas weitergekommen, kann man ein neues Set schmieden lassen und so weiter. So bleibt die Anzahl sehr überschaubar und es entsteht keine Sammelwut wie in anderen RPGs. Handschutz, Accessoires etc. gibts zuhauf, mit wirklich unterschiedlichen Effekten. Man hat immer nur eine Waffe, die man upgraded. Auf eine ältere oder andere umzusteigen geht also nicht (Danke Klunky für die Info, hab das irgendwie verdrängt).
Neben dem Kämpfen macht das Erkunden und Erforschen der Spielwelt einen großen Teil und Reiz des Spiels aus. Die Gebiete sind recht abwechslungsreich und weitläufig gestaltet. Viele Passagen eröffnen sich erst im Laufe der Handlung dem Spieler, da sich Blockierungen nur mit einer bestimmten Anzahl von Verschollenen freiräumen lassen. Auch bekommt man im Laufe der Handlungen sog. Adventure-Items, bspw. Handschuhe mit denen man Pflanzen heraufklettern kann. Das Setting spiegelt sich im Gameplay dementsprechend gut wieder. Auch der Aufbau des Dorfes gehört dazu, wo ich aber geteilter Meinung bin. Insgesamt liebe ich ein solches Feature, man bekommt hautnah mit wie eine kleine Gemeinschaft heranwächst mit ihrer Infrastruktur und allerlei anderen Dingen. Doch leider ist das Dorf relativ schnell ausgebaut, es kommt kaum etwas Neues mehr dazu. Man kann es auch nicht selbst nach seinen Bedürfnissen gestalten, das ergibt sich mit der Story. In erster Linie ist Ys 8 ein RPG, aber eine Art Ressourcen-Management bzw. Survivalfeature hätte dem Spiel sicherlich gutgetan. Ist aber Meckern auf hohem Niveau, das Spiel funktioniert auch so.
Was kann man sonst noch tun? Außer Erforschen und Kämpfen nicht mehr viel, außer die sog. Raids und Hunts. Manchmal wird das Dorf nämlich von Monster angegriffen und man kann auf einer separaten Map gegen die bestehenden Wellen antreten und diese so abwehren. Es gibt auch kleine Verteidigungsmechanismen, die man ausbauen kann, mehr aber nicht. Zwingend notwendig sind diese Raids nicht, aber sie belohnen den Spieler je nach Rang (es gibt kein JRPG das nicht ohne Ränge auskommt) mit seltenen Rohstoffen. Leider gibt es nur zwei Maps und die Kämpfe sind immer dieselben. Hunts sind genau das Gegenteil, hier schlüpft der Spieler in die Rolle des Angreifers. Diese sind schon interessanter und machen auch mehr Spaß, leider gibt es nur sehr wenige im Spiel.
Technik
So nun der Part, der dem Spiel sehr oft das Genick gebrochen hat (auf Steam wird es regelrecht zerrissen). Ich sags geradeaus: Der Port ist NIS America nicht gelungen, auf gut deutsch: Er ist scheiße. Anfangs dachte ich hätte Glück und ich würde verschont bleiben, aber denkste. Was mich am meisten aufregt hat, waren die Abstürze bzw. Freezes. Ich hatte insgesamt sicher min. 5 oder mehr (ich weiß klingt wenig), aber sie sind nicht zufällig. Sie traten immer nur bei bestimmten Szenen auf, und ließen sich nur durch das Überspringen der jeweiligen Szene umgehen. Das nervte extrem, ich musste diese besagten Szenen auf YouTube nachholen. Gott sei Dank traten diese Freezes nie während dem eigentlichen Spielen auf, nur in Zwischensequenzen. Das Spiel hat auch glücklicherweise eine Auto-Save-Funktion eingebaut, diese unbedingt eingeschaltet lassen!
Ansonsten nervten mich noch Kleinigkeiten wie der falsche Sound beim Springen oder das Nichtfunktionieren von VSync (das Spiel leidet an massiven Tearing). Letzteres wurde mit dem ersten Patch behoben. Sollte es bei jemanden doch nicht funktionieren oder nicht wie gewünscht, erzwingt VSync über die Grafikkarte. Klappt auch.
Abseits der Mängel ist das Spiel solide. Das Menü ist schick und auch die Artworks der Chars, die Grafik zweckmäßig. Es reiht sich irgendwo bei den Cold Steel Spielen ein, etwas hübscher ist Ys 8 aber schon. Musikalisch auch nur solide, in Erinnerung ist mir nichts geblieben. Die Synchro ist wieder einmal nur halb-halb. Manchmal hört man jemanden sprechen, manchmal nicht. Ich kenn es mittlerweile von Falcom nicht anders, hat mich also nicht mehr gestört. Was mich aber gestört hat, ist die fehlende Synchro bei Hauptchar Adol. Das zerstört echt alles, es fehlt einfach die Identifikation mit dem alten Ego und trägt absolut nichts Positives bei, so etwas in einem storybasiertem Spiel einzubauen. Man kann hier und da zwischen 2 Dialogoptionen auswählen, die sind aber spiel- und storyirrrelevant.
FAZIT: Es wäre locker eine 8 von 10 drin gewesen, aber wieder einmal kranken
so viele unnötige Krankheiten ein Spiel: Fehlende Synchro bei Adol, Spielstreckung im letzten Viertel, uninteressante
Party, unglaubwürdige Storywendung gegen Schluss usw. Ys 8 macht spielerisch zwar viel Spaß und die
ersten Spielstunden sind wirklich gelungen, leider wird das Niveau nicht konstant gehalten. Schade,
das Spiel hätte so viel Potenzial. So bleibt es in meinen Augen bei "nur" guter JRPG-Kost, die
ich aber jedem Genre-Fan mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann.
7 / 10
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